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Autor: Romberg, J. Andreas
In: Romberg`s Zeitschrift für praktische Baukunst - 8 (1848); S. 10 - 14
 
Über Theorien und die Praxis
 
von J. Andreas Romberg

In einem Aufsatze von Prof.  W i l h e l m  S t i e r *): "Bei träge zur Feststellung des Princips der Baukunst für das vaterländische Bauwesen in der Gegenwart" lesen wir folgende Stelle:
"Anlangend die vorherrschende Art der Ueberdeckungen im vaterländischen Bauwesen der Gegenwart, wird mein Schlußsatz dahin lauten müssen: B e i  w e i t e m  b e i  d e r  M e h r z a h l  u n s e r e r  j e t z i g e n  G e b ä u d e  f ü h r t  d a s  B a u m a t e r i a l  u n d  d a s  ü b l i c h e,  auf die größte Zweckmäßigkeit und Bequemlichkeit gegründete,  c o n s t r u c t i v e  P r i n c i p  bei Deckenwerken, bei Ueberdeckungen der Maueröffnungen und bei den Ueberlagen der Stützenstellungen  a u f  d i e  h o r i z o n t a l e  U e b e r d e c k u n g  u n d  n i c h t  a u f  d i e  b o g e n f ö r m i g e.
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*) Försters Bauzeitung 1843. S. 318


Es zeigt sich also dasselbe constructive Princip, welches den Grundgedanken der antiken Säulenordnung bildet; und für die Ausführung haben wir vorherrschend dasselbe Baumaterial zur Hand, welches vorherrschend - zumal unter äußeren Zuständen von Baumitteln, den unseren ähnlich - von den Alten bei ihrem Portikenbaue war verwendet worden, d. h. Ziegelstein und Holz, und ab und zu Steinblöcke in kleinerem Maßstabe. E s  i s t  d e m n a c h  n i c h t  u n v e r n ü n f t i g,  v i e l m e h r  d u r c h a u s  n a t ü r l i c h,  ja durch die Nothwendigkeit geboten, am einfachsten, wohlfeilsten und bequemsten:  i n  d e r  v o r h e r r s c h e n d e n  P h y s i o g n o m i e  d e r  C o n s t r u c t i o n  u n s e r e r  B a u w e r k e  d e r  a l l g e m e i n e n  P h y s i o g n o m i e  d e r  C o n s t r u c t i o n  i n  d e n  B a u w e r k e n  d e s  g r i e c h i s c h e n  A l t e r t h u m e s  u n s  a n z u sch l i e ß e n,  und eben so wenig sind wir antinational in dieser Thätigkeit, da sie ja auch  e i n e n  s e h r  w e s e n t l i c h e n  T h e i l  der Baupraxis unserer Vorfahren bildet." -
Und ferner:

"B o g e n f ö r m i g e  U e b e r d e c k u n g e n  b e i  M a u e r ö f f n u n g e n  u n d  a l s  U e b e r l a g e n  d e r  S t ü t z e n  scheinen zunächst natürlich, wo ein  g r ö ß e r e s  B r e i t e n m a ß  bei diesen Oeffnungen oder Stützenstellungen vorhanden ist, gleichviel, ob der zu nutzende Baustein aus Hausteinen oder aus Backsteinen besteht; denn bei größeren Weiten und Hausteinconstructionen ist die Ausführung von Gewölben einer Architravenconstruction mit colossalen Blöcken schon vorzuziehen wegen der geringeren Kosten in der Ausführung und der größeren Sicherheit für die Folge in Vergleich zu jenen Kosten, welche colossale Steinblöcke beim Brechen, beim Transport und beim Versetzen verursachen, abgesehen davon, daß bei diesen,  s o b a l d  d i e  W e i t e n  b e d e u t e n d  s i n d,  zumal in unserem Klima, bei den Einwirkungen des Frostes einige Gefahr des Zerbrechens immer vorhanden ist, welche bei einem wohlgefügten Gewölbe gänzlich umgangen wird. Wo Ziegelstein vorherrschendes Material ist, wird der Ziegelbogen  e i n e m  g r ö ß e r e n  S t e i n a r c h i t r a v  gegenüber wegen der entschieden geringeren Kosten diesem schon vorzuziehen sein. Weiten von 8 Fuß an dürften schon in das Bereich dieser Rücksichten gehören; so werden die Einfahrtsthore unserer Wohngebäude schon vorwiegend mit Gewölbconstructionen nach Bogenlinien auszuführen sein, und eben dahin gehören die Ueberdeckungen großer Fensteröffnungen (eine Ausführung des Baues aus Stein vorausgesetzt), welche bei Sälen von überwiegenden Höhen im Vergleiche zu unseren üblichen Zimmerhöhen dem Verhältnisse des Raumes entsprechend, dem sie zugehören, geordnet sind."

So weit  S t i e r;  ich stelle die Stichhaltigkeit dieser Theorie aus Gründen, die die Praxis ergiebt, in Abrede. Seit Jahren beschäftige ich mich mit der Bearbeitung des Materials zu einem umfassenden Werke über Maurer- und Steinmetzkunst. Ich hoffe, die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, annähernd zu lösen. Sie ist um so schwieriger, als sie eigenthümlich ist und keine Vorarbeiten mir zu Gebote stehen. Der Grundsatz: "W i e  m u ß  m a n  m i t  S t e i n e n  c o n s t r u i r e n?"  wird mich leiten, und ich würde dieses Werk gar nicht herausgeben, wenn ich in den bis jetzt darüber vorhandenen Werken nicht einen Mangel erblickt hätte. Ich behaupte nämlich, daß in den anderen Werken zu sehr darauf hingesteuert sei, zu lehren, wie man construiren  k a n n.  Um mich deutlicher auszudrücken, muß ich sagen, daß das Bestreben in den Werken, die Leser in den Stand zu setzen, diese oder jene Form durch die Construction möglich zu machen, ein falsches ist; gewiß weit richtiger und lehrreicher ist es, umgekehrt zu zeigen, wie jede Form aus der Construction entsteht. Ich werde in meinem Werke die Constructionsweise von der der Aegypter an bis auf unsere Zeit herab durchnehmen und an den hervorragendsten Beispielen der verschiedensten Kunst-Epochen zeigen, wie man construiren  m u ß t e  und construirte. Ich glaube, hierdurch zu einem Resultate zu kommen, nämlich zu dem, daß unsere Baukunst eine Selbstständigkeit erlangen wird, wenn man construirt, wie man construiren  m u ß,  und es aufgiebt, zu construiren, wie man construiren  k a n n.  Ich hatte früher nie Gelegenheit, mit Quadern oder Werkstücken zu bauen; ich habe mir diese Gelegenheit im vorigen Jahre verschafft, indem ich mir auf meinem Weinberge bei Meißen ein Haus zum größten Theile in Sandstein aufführte. Ich habe durch diesen Bau Manches gelernt, unter Anderem z. B., daß der vorstehende Satz aus dem Aufsatze des Herrn Prof.  W i l h.  S t i e r  durchaus nicht richtig ist; daß wir der Befolgung der aufgestellten Regel die Nothwendigkeit zu verdanken haben, die Constructionen zu verputzen, oder mit an deren Worten: wir maskiren unsere Constructionen durch Putz, weil wir die horizontale Ueberdeckung nicht ohne Putz machen können, selbst bei dem Baue mit Sandstein, wenn das Auge nicht so gleich es wahrnehmen soll, daß das übliche Baumaterial und die Bedingungen des Baues die horizontale Ueberdeckung nicht gestatten, oder anders: die horizontale Ueberdeckung entwickelt sich nicht aus dem Baumateriale und den gegebenen Bedingungen eines jetzigen Wohngebäudes, und das ist ungefähr so viel gesagt, als das Gegentheil von dem, was Prof.  S t i e r  behauptet.

An einer anderen Stelle desselben Aufsatzes sagt  S t i e r:  "Betrachten wir nun jene Constructionsart von Ueberlagen und Decken, welche bei uns vorherrschend die übliche ist, oder unter den herrschenden äußeren Zuständen als die natürlichste sich dürfte darstellen.  I n  u n s e r e m  g e s a m m t e n  B a u w e s e n,  in so weit es den Landbau (Hochbau) berührt,  p r ä d o m i n i r t  m i t  E n t s c h i e d e n h e i t  d a s  W o h n h a u s;  bei weitem die Mehrzahl aller anderen Gebäudearten, jene für den öffentlichen Gebrauch, sind durch ihr Naturell dem Character des Wohnhauses untergeordnet: nur größere Massen im Ganzen, innen aber abgetheilt, diese Massen in Räume nur selten wesentlich unterschieden in den Dimensionen und in ihrer ganzen Form von den Zimmern der Wohnhäuser(??). Schon jener geringere Aufwand im Bauwesen der jetzigen Zeiten, welchen die herrschenden Zustände, zumal unter uns Deutschen, zum Theil als nothwendig bedingen - fordert bei dem  ü b e r w i e g e n d e n  Theile aller Ueberdeckungsconstructionen:  b e i  d e n  D e c k e n w e r k e n  v o r h e r r s c h e n d  d i e  h ö l z e r n e  h o r i z o n t a l e  B a l k e n d e c k e  u n d  n i c h t  d a s  G e w ö l b e."  -

Es muß nach diesem Satze doch unleugbar gefolgert werden, daß Herr Prof. S t i e r den Schluß der Maueröffnungen abhängig macht von den Decken im Inneren der Gebäude, und er sagt es in folgenden Sätzen noch deutlicher: "Es schließt sich die horizontal überdeckte Oeffnung in einer strengeren Harmonie an die horizontalen Decken im Inneren der Gebäude, und es scheint mir nothwendig, aus ähnlichen Ursachen und unter dem Gesichtspunkte einer natürlichen Consequenz im Princip der Construction: bei einem gleichen oder doch höchst verwandten Breitenmaße der Fensteröffnungen und jener Thüröffnungen, die im Inneren der Gebäude in so großer Zahl vorhanden sind, auch diese Thüröffnungen mit dem Bogen zu überspannen, sobald von dieser Form bei den Fensteröffnungen ist Gebrauch gemacht worden."

Zunächst muß es auffallen, daß ein Mann, der sich für Kunstschöpfungen so begeistern kann, wie Prof.  S t i e r,  der Phantasie einen solchen Kappzaum anzulegen vermag. Die Fensteröffnung verhält sich doch nicht zur Decke des Zimmers, wie der Deckel eines Kastens sich zu dem Deckel einer Schachtel verhält, und ich weiß nicht, ob derselbe behaupten möchte, die strengere Harmonie verlange z. B. bei Basiliken, die eine Holzdecke haben, auch eigentlich Thür- und Fensteröffnungen mit horizontalen Sturtzen. Es ist eine Nichtkenntniß der einfachsten Steinconstruction, wenn man den Architravbau der Griechen in irgend einen Zusammenhang bringen will mit der horizontalen Ueberdeckung unserer Fenster- und Thüröffnungen. Die horizontalen Ueberdeckungen unserer Thüren und Fenster haben mit den Architraven der Griechen nichts gemein, als die horizontalen Linien oder Flächen an der unteren Seite.  S t i e r  aber meint: "Da wir nun für die Ausführung dasselbe Material zur Hand haben, wie von den Alten bei ihrem Portikenbaue verwendet worden, so zeige sich in der horizontalen Ueberdeckung dasselbe constructive Princip, welches den Grundgedanken der antiken Säulenordnung bilde." Es geht hieraus deutlich hervor, daß  S t i e r  die horizontale Ueberdeckung für gleichartig hält mit dem Architrav der Griechen.

Nach dem bis jetzt Gesagten möchten unsere Leser fast die Meinung erhalten, als schrieben wir Vorliegendes nur, weil wir diese Entdeckung in dem Aufsatze des Herrn Prof.  S t i er  gemacht haben. Dem ist eher nicht so; wir wollen den Beweis liefern, daß die horizontale Ueberdeckung nicht constructiv ist, namentlich da nicht, wo Herr Prof.  S t i e r  ihr den Vorzug vor der bogenförmigen Ueberdeckung giebt, also bei Wohngebäuden. Der Beweis ist leicht geführt, wenn man die Frage beantwortet: durch welche Construktion bedeckt man zwei Stützmauern horizontal? Die gewöhnliche Antwort ist die: man legt einen Quader über die Oeffnung, und hierbei denkt man, daß man den griechischen Architravbau hat; oder: man wölbt die Oeffnung scheitrecht ein. Bei diesen Antworten haben die gelehrten Herren die Regeln, welche aus den Constructionen der Maurerwerks- und Steinmetzkunst entspringen, total vergessen. Es ist ihnen nämlich entfallen, bevor sie die Antworten gaben zu fragen,  w e l c h e  L a s t e n  a u f  d e n  z u  ü b e r d e c k e n d e n  O e f f n u n g e n  r u h e n.  Es steht hundertmal gedruckt, daß die Griechen den Gewölbbau nicht kannten, noch weit wahrer ist es, daß sie ihn nicht brauchten, so lange sie nur Tempel erbauten. Nach einer allgemeinen Regel soll man die Säule nie mehr belasten, als mit dem Gebälke, aus Architrav, Fries und Deckgesims bestehend. Das ist eine unhaltbare Regel; man sollte besser sagen: man soll den Architrav nie mehr belasten, als mit dem Fries und dem Deckgesims, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil der Architrav ein Stein ist, der, horizontal liegend, keine größere Last tragen kann. Die Säule hingegen kann, als senkrecht stehender Stein, eine weit größere Last tragen, als das Gebälk, und das ist bestätigt in Hunderten von Beispielen, wo Säulen, durch halbkreisförmige Bögen verbunden, eine Mauer über sich tragen, welche eine Höhe hat, die oft das Doppelte der Höhe der Säule übersteigt. Man betrachte die Bauwerke von denen der Aegypter an bis zu denen der altdeutschen Baukunst und man wird die Frage: ob horizontale, ob bogenförmige Ueberdeckung? auf den ersten Blick beantwortet erhalten. Man braucht nur den Putz von unseren Mauern abzuschlagen und man wird wissen; daß die horizontale Linie an der Unterkante der Oeffnung nicht entstanden ist durch die einfache, natürliche Construction, sondern, daß das, was man sieht, nur Maske ist. Man braucht nur ein einziges Mal mit Werkstücken und Quadern gebaut zu haben, um zu wissen, daß man mit dem Quader, wie die Griechen, einen griechischen Portikus bauen kann, aber daß ein Quader als Schluß einer Oeffnung keine Last zu tragen vermag. Wir lesen es so häufig, daß kleine Oeffnungen, z. B. Fensteröffnungen von vier Fuß Breite, mit einem Quader horizontal zu überdecken seien.

Das ist ganz einfach und sehr möglich unter der Voraussetzung, daß dieser Quader keine Last zu tragen habe. Was wird aber aus dieser ganzen Regel in der Anwendung auf unsere Baukunst, wo vorwiegend der Etagenbau die Bedingung des Wohnhauses ist? Was wird aus der Empfehlung des scheitrechten Bogens von Ziegelsteinen bei unseren Wohnhäusern? Der Quader bricht, der scheitrechte Bogen stürzt ein! Das ist ein kleiner Umstand, den die gelehrten Herren ganz unberücksichtigt gelassen haben; aber es ist wirklich so. Ich habe im vorigen Jahre vielfache Versuche mit den verschiedensten Sorten von Sandstein angestellt. Man wird mir doch einräumen, daß, wenn von horizontaler Ueberdeckung einer Oeffnung durch einen Stein die Rede ist, man auch zu diesen sogenannten Architraven festen Sandstein nehmen kann, und um so mehr, als diese Steinsorte das hauptsächlichste Material der Baukunst bildet, wenn vom Quaderbau die Rede ist. Was ist die Folge, wenn man einen Quader zur horizontalen Ueberdeckung einer Fensteröffnung braucht? Man schlägt einen Bogen von Backsteinen oder Sandsteinen darüber, damit keine Last aus den Sandstein drücke. Hat dieser Sandstein als Architrav nur eine geringe Höhe, so wird der Raum zwischen der Oberkante des Sandsteines und der Unterkante des Bogens sorgfältig mit Hobelspähnen ausgestopft, und zwar deswegen, damit, wenn die Façade geputzt wird, der Putz nicht eine zu große hohle Oeffnung finde, um hineinzudringen. Ueber den scheitrechten Bogen von Backsteinen wölbt man noch einen Bogen, wo möglich nach einem Halbkreise, damit Letzterer die darauf ruhende Last trage. Bevor so ein Gebäude, sowohl aus Quadern, wie aus Backsteinen, nicht geputzt ist, sieht es durchaus nicht griechisch aus, ja, reißt man den scheitrechten Bogen oder den Quader heraus, so thut man am Ende nicht viel mehr, als daß man das entfernt, was überflüssig ist. Putzt man solche Gebäude nicht, so steht man augenblicklich, daß die griechische Architectur aufhört, wo der Etagenbau anfängt. Das ist historisch und sehr einfach, weil, wie man augenfällig sieht, es nicht anders sein konnte. Was thut man nun, um griechische Architectur zu haben? -

Man putzt! Und wahrhaftig, der Putz ist zu unserer griechischen Architectur in Absicht auf den Etagenbau eben so notwendig, - ganz abgesehen von dem Materiale, in welchem man baut, - als er bei dem griechischen Architravbaue überflüssig war. Wenn Professor  S t i e r  davon spricht, daß unsere Thüren im Inneren auch den scheitrechten Sturtz haben, so meint er doch nur Fachwerkswände; denn massive Scheidewände werden auch überwölbt. Wenn man die griechische Architectur ohne Anwendung von Putz bei unserem Etagenbaue durchführen will, so kommen da ganz curiose Regeln, welche die Construction dictirt, zu Tage, z. B. die: man bringe die Fensteröffnungen immer nur halb hübsch über einander an, belaste den scheitrechten Bogen oder den Quader nie mehr, als absolut nothwendig ist, baue wo möglich leicht, weil die horizontalen Unterstützungen keine Lasten zu tragen vermögen. Das sind Constructionsregeln, aber, Dank dem Putze! wir brauchen sie nicht zu befolgen. Im Mittelalter finden wir auch Fenster, die die horizontale Ueberdeckung haben; aber von welcher Breite? Man sehe doch solche Fenster an, und man wird finden, wie oft bei einiger Breite der horizontal liegende Sandstein durch Pfeiler, Säulen getragen wird! Man betrachte doch die Kirchenportale, und man wird finden, daß der horizontale Sturtz in der Mitte durch einen Pfeiler noch unterstützt wird, abgesehen davon, daß dem Sturtze die Last durch einen halbkreisförmig darüber geschlagenen Bogen entnommen ist. Die Römer konnten eben so wenig die griechische Architectur annehmen, wie wir, sobald sie in Etagen bauten. Man macht es ihnen mit Recht zum Vorwurf, daß sie die griechische Architectur ihrer Baukunst ohne Grund, und, wie Viele behaupten, ohne Sinn und Verstand hinzufügten. Und doch fühlt man nicht, daß wir, ohne den Bogen von den Römern zu entlehnen, nicht griechisch bauen können. Dominirt in unserem gesammten Bauwesen das Wohnhaus, wie Prof.  S t i e r  behauptet, so ist der Bogen unentbehrlich, der horizontale Sturtz nur durch Mörtelanwurf zu erreichen. Nicht also der Architrav, den wir an unseren Wohngebäuden sehen, ist unsere griechische Architectur, sondern der Putz.