From Outer Space:
Architekturtheorie außerhalb der Disziplin

10. Jg., Heft 2
September 2006
   

 

___Werner Bischoff
Frankfurt am Main
  "Grenzenlose Räume" –
Überlegungen zum Verhältnis von Architektur und städtischem Geruchsraum

 

   

Die ehemalige Direktorin des Deutschen Architektur Museums in Frankfurt am Main, Ingeborg Flagge, leitet ihr Vorwort zum Tagungsband „Architektur und Wahrnehmung“ mit dem Hinweis ein, dass dieser Themenkomplex an keiner Architekturfakultät gelehrt würde. Verwundert darüber lese ich weiterhin, dass ArchitektInnen nicht nur wenig zur menschlichen Wahrnehmung lernen, sondern auch wenig über die Wirkung der von ihnen gestalteten Bauten und Räume wissen.[1] Sind ArchitektInnen also blind für die Wirkungsmomente ihres eigenen Gestaltens?
Sicherlich nicht, doch versucht Ingeborg Flagge zugespitzt darauf aufmerksam zu machen, dass ArchitektInnen möglicherweise unsensibel für ein eigentlich sensibles Thema sein könnten. Ingeborg Flagge fordert daher, den Aspekt der Raum-Wahrnehmung im Schaffensprozess der ArchitektInnen stärker zu berücksichtigen, denn:

„Architektur existiert nur durch unsere sinnliche Wahrnehmung. Erst die Körpersinne erschließen den umbauten Raum, lassen seine Dimensionen, seine Orientierungen und Ordnungen sowie seine atmosphärischen Qualitäten spürbar werden.“[2]

Mit dieser Schlussfolgerung betont sie die Notwendigkeit eines subjektzentrierten, wahrnehmungsbezogenen „Raum-Verständnisses“, das ein aktuell populäres Einführungswerk für GeographInnen vergleichbar umschreibt. Dem von Ingeborg Flagge angesprochenen „Spüren atmosphärischer Qualitäten“ ähnlich wird in diesem Handbuch zur Humangeographie von einer „emotionalen Ortsbezogenheit (sense of place)“[3] gesprochen. Beide Formulierungen rücken eine sinnlich-emotionale Dimension des Verhältnisses von Raum und menschlichem Subjekt in den Fokus:

„Der Begriff emotionale Ortsbezogenheit (sense of place) bezeichnet die Summe menschlicher Empfindungen, die ein bestimmter Ort auszulösen imstande ist, wobei die Gefühle auf persönlichen Erfahrungen, Erinnerungen und symbolhaften Bedeutungen basieren, die mit diesem Ort verbunden sind.“[4]

Für die ArchitektInnen sind es die atmosphärischen Qualitäten und für die GeographInnen Gefühle und menschliche Empfindung, die das wahrnehmende Subjekt in eine bedeutungsvolle Beziehung zum umgebenden Raum einbinden. Die für ArchitektInnen zum Ausdruck gekommene Unsensibilität für Fragen der Wahrnehmung erinnert mich schlagartig an meine eigene Erfahrung mit geographischen Themen. Abseits der visuellen Gestalt des Raumes werden andere Sinnesmodalitäten kaum im geographischen Forschungsfeld berücksichtigt. Während einige Ansätze, welche die sinnliche Verfasstheit stärker in den Fokus rücken, bereits sehr alt sind[5], wird erst wieder in neuerer Zeit die Frage nach der Konstitution der einzelnen Sinnesmodalitäten im Zusammenhang menschlicher Raumaneignung diskutiert[6]. Derartige Fragestellungen bearbeitet auch Jürgen Hasse, der für das Beschreiben subjektiv-emotionaler Raumaneignungsprozesse den von Hermann Schmitz und Gernot Böhme reformulierten Begriff der Atmosphäre für die Analyse stark macht. Mit diesem der phänomenologischen Forschungstradition entliehenen Begriff[7], kann das konkretisiert werden, was sich allzu schnell als „Nicht-Aussagbares“ aus dem Fokus alltäglicher Wahrnehmung zu verabschieden droht. So beschreibt Jürgen Hasse derart unterschiedliche Räume wie die Küste, den Friedhof, die Empfangshalle einer Versicherungsgesellschaft[8] und Kaufhäuser[9] in ihrer atmosphärischen Qualität und erfasst gleichzeitig die Wahrnehmenden in ihrer emotionalen Ortsbezogenheit. Der sinnliche Aneignungsprozess wird dabei als eine Form der atmosphärischen Raumwahrnehmung verstanden, die die Wahrnehmenden im Raum ebenso wie die Beschaffenheit der räumlichen Umgebung als eine gemeinsame Wirklichkeit zwischen Subjekt und Objekt begreift.[10] Gerade in der Betonung dieser von Atmosphären geprägten Wahrnehmungssituation kann sich meines Erachtens das kreative Arbeiten und Wirken von ArchitektInnen und GeographInnen gegenseitig bereichern. Die Frage nach der atmosphärischen oder gefühlten Bedeutsamkeit der Umgebung ist integraler Bestandteil der wissenschaftlichen und gleichermaßen planend-gestaltenden Aneignung des Raumes durch beide Disziplinen.


Zum Begriff der Atmosphäre

Die Rede von der Atmosphäre einer Stadt, eines Stadtviertels oder auch eines einzelnen Hauses ist uns bereits aus dem Alltag vertraut, wenn wir versuchen das Ungegenständliche eines Raumes, das neben sehenswürdigen Bauwerken dennoch als wichtig Empfundene, sprachlich zu „er-fassen“.

„Es ist der Raum, der je verschieden 'anmutet', als Arbeitsraum nüchtern, [...] als 'belebte' Straße an- oder aufregt, als weite Landschaft beruhigt, als Wohnung oder Heimat Schutz und Geborgenheit bedeutet [...].“[11]

Diese gefühlte Tönung des eigenen Befindens im Moment der Anwesenheit in einem bestimmten Raum prägt unsere Orientierung und Wahrnehmung in Räumen und an Orten, denn „Wahrnehmen ist qua Spüren eine Erfahrung davon, daß ich selbst da bin und wie ich mich, wo ich bin befinde“[12]. Dabei ist das Empfinden, wie ich mich wo befinde, nicht an einer funktionalen Matrix des Städtischen orientiert wie einem vertrauten Netz von Straßen und sonstigen Versorgungsfunktionen des täglichen Bedarfs. Vertrautheit stellt sich nicht nur im taxierenden Blick auf einen mir bekannten Baublock, die vertraute Form eines modernen Denkmals oder einer städtischen Pflanzung her. Die Rede von der Atmosphäre bezeichnet vielmehr etwas „Unbestimmtes, Diffuses, aber gerade nicht unbestimmt in bezug auf das, was es ist, seinen Charakter. Im Gegenteil verfügen wir offenbar über ein reiches Vokabular, um Atmosphären zu charakterisieren, nämlich als heiter, melancholisch, bedrückend, erhebend, achtunggebietend, einladend, erotisch usw.[13] Die Atmosphäre ist das spürbare Modifizieren der eigenen Befindlichkeit, die man noch vor dem Gewahrwerden von Gegenständen und Menschen in einem Raum – unmittelbar im Akt des Betretens – als Tönung der eigenen Befindlichkeit wahrnimmt. Atmosphären sind räumlich ausgedehnt und gerade „nicht private Zustände seelischer Innenwelten“[14], denn die Wahrnehmenden geraten erst auf ihrem Gang durch die Stadt in den Bann von Atmosphären hinein.
Gut kann man sich dies beim Eintritt in die Stille einer Friedhofskapelle verdeutlichen. Die Stille stellt sich dort nicht nur als eine Abwesenheit von Geräuschen dar, sondern das gesamte Arrangement der sinnlichen Eindrücke ist im besten Fall getragen vom Eindruck der Stille. Dabei wird das Hineingeraten in die Stille der Friedhofskapelle erst im Betreten des Kapellenraumes als spürbare Veränderung der eigenen Befindlichkeit konkret. Die Atmosphäre entpuppt sich als ein begegnendes Gefühl, dem man in einem Raum gewahr wird. Dabei muss der Raum aber keineswegs eine dreidimensional beschreibbare Grenze wie eine Friedhofskapelle haben. Auch nicht-umbaute Räume wie ein Fest können als räumlich konturierte Atmosphäre der Feierlichkeit oder Ausgelassenheit gespürt werden. In derartige Atmosphären kann ich hinein-treten und diese auch wieder verlassen, ohne dass ich sie bestimmt an einem Ensemble von Gegenständen festmachen könnte.
Die Frage nach der Konstitution von Atmosphären ist allerdings keine philosophische Spitzfindigkeit. An vielerorts propagierten „Shoppingatmosphären“ wird deutlich, dass Atmosphären auch bewusst nach ökonomischen Verwertungsinteressen geschaffen werden, um bestimmte Verhaltensweisen ortsgebunden zu provozieren. In ähnlicher Weise sind auch die von Bianca Meinicke untersuchten Freizeit-Erlebniswelten der Automobilindustrie einzuschätzen.
[15] Meinicke beschreibt eine geplante multisensuelle Ansprache der BesucherInnen solcher Freizeit- und Konsumeinrichtungen, die in ihrer atmosphärischen Wirkung meiner Meinung nach stark auf eine produkt- und konsumbezogene Lenkung des Interesses der BesucherInnen abzielt.[16]
Die phänomenologische Auseinandersetzung mit der Räumlichkeit von Atmosphären macht deutlich, dass Wahrnehmung zwar auf einem individuell erlebten leiblichen Befinden basiert, gleichzeitig aber innerhalb eines subtilen Prozesses der Sozialisation und Vergesellschaftung eine unaufhörliche Konstruktionsleistung der Deutung und (sprachlichen) Erschließung der sozialen Welt darstellt.[17] Die atmosphärisch dichte Kreation einer „Shoppingatmosphäre“ erfordert ein dezidiertes Wissen über die Erzeugung solcher Atmosphären und zugleich eine Erschließung und Deutung eines solchen Raumarrangements. Diese mit dem leiblichen Befinden eng verbundenen Deutungsleistungen spiegeln sich in der architektonischen Gestaltung von Gebäuden und ganzen Gebäudeensembles wieder und müssen aufgrund deren Gegenständlichkeit und Wirkung als bauliche Manifestation eines bestimmten Deutungswillens in Bezug auf die sozialen Wirklichkeiten der städtischen Räume eingestuft werden. Die Atmosphären des Städtischen sind stark an die leibbezogene sinnliche Wahrnehmung gebunden, forcieren eine machtvolle Deutung unterschiedlicher Räume und fördern vielleicht sogar in mancherlei Hinsicht eine Dichotomisierung städtischer Räume. Die französische Geruchsforscherin Annick Le Guérer erläutert, dass Gerüche einzelner Handwerke (Färber, Gerber etc.) zu einer Absonderung der Gewerbe und der HandwerkerInnen innerhalb der Stadt führte.[18] Weiterführend hierzu sind die Beschreibungen Georg Simmels, der die soziale Frage mit der olfaktorischen Situation einzelner Bevölkerungsgruppen verknüpft sieht.[19] In beiden Fällen werden die neutral oder gut riechenden städtischen Räume stark abgesetzt von schlecht bis übel riechenden Räumen. Damit wird eine dichotome Gegenüberstellung von Gerüchen entworfen und Gerüche als Eigenschaft bestimmter physisch lokalisierbarer Stadträume angenommen. Einmal ist es die Gegenüberstellung von gut und schlecht riechenden Räumen, die nach einer Separierung der belästigenden Gewerbe verlangt, dann wieder die Verknüpfung des Olfaktorischen mit der sozialen Frage, die eine Distanz zwischen den sozialen Gruppen als unabdingbar herleiten möchte. Von Simmel wird der städtische Geruchsraum als eine Repräsentation, als eine Abbildung des Sozialen, ausdifferenziert. Letztlich ist diese Differenzsetzung nicht nur eine Dichotomisierung der Stadt in übel- und wohlriechende Räume, sondern über diese raumbezogene dichotome Strukturierung hinaus wird der olfaktorisch dichotome Stadtraum zusätzlich mit einer soziale Matrix, einer Zuschreibung an unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, explizit versehen.


„Flüchtige Atmosphären“

Die schwierige Umgangsweise mit Atmosphären resultiert aus ihrer eigentümlichen Erscheinungsweise und einem Raumverständnis, das Atmosphären als ein „Zwischenphänomen“ verstanden wissen möchte. Atmosphären sind nicht in Maß und Zahl verortbar und es bleibt fraglich, inwiefern sie den Objekten im Raum oder der Umgebung, von denen sie ausgehen, zugesprochen werden können.
[20] Wie ist aber bei aller Schwierigkeit mit den Atmosphären zu verfahren, wenn doch Architektur – so bereits eingangs Ingeborg Flagge – nur durch unsere sinnliche Wahrnehmung existiert? Wenn Architektur also erst als Wirkung eines gestalteten, arrangierten Ensembles im Spüren einer atmosphärischen Qualität aufgeht, dann stellt die Schwierigkeit des Sprechens über die Beschaffenheit der atmosphärischen Qualitäten ein Problem für den gestaltenden und planerischen Umgang mit ihnen dar. Darüber hinaus hinterfragt Mark Wigley, ob ein Gebäude möglicherweise eher von einer Atmosphäre geprägt wird, als dass es diese prägt, was nicht mehr bedeute, als dass Architektur in der Beziehung verschiedener Atmosphären angesiedelt sei.[21]
Entlang dieses Fragehorizonts beschreibt die Idee der leiblich wahrgenommenen Atmosphäre der PhänomenologInnen eine neuralgische Zone geographischen Forschens und architektonischen Gestaltens. Indem auf die zwei Begrifflichkeiten Raum und Gegenständlichkeit ein kritisches Augenmerk gelegt wird, gelingt es dem Architekturtheoretiker Marc Crunelle, einen entscheidenden Einblick in die Konstitution von Atmosphären zu eröffnen, obgleich er sich nicht explizit mit dem phänomenologischen Begriff der Atmosphäre beschäftigt.

„Architektur: das sind die Gebäude. Raum: das ist die von Wänden umgebende Leere. Und genau hier liegt das Mißverständnis, denn der Raum ist nicht Leere, sondern ein wirkliches, von Mauern umschlossenes ‘Lebens-Mittel’, ein die Sinne stimulierendes Lebensmedium. Das sind vor allem Licht und Schatten, Proportionen und Farben, Perspektiven und Dekors, aber auch Töne, die widerhallen, Oberflächen, die wir mit unseren Füßen betreten, Texturen, die wir berühren, Temperaturen, die uns Wohlbehagen vermitteln und Düfte, die uns umhüllen und betören – alles Dinge oder ‘Sensationen’, die, zusammengenommen, die Wirkung zu einem von uns als homogene ‘Umgebung’ wahrgenommenen Ganzen verstärken.“[22]

Crunelle erkennt eine kritische Überbetonung des Visuellen und Gegenständlichen und möchte seine Vorstellung vom Raum als Lebensmedium ebenso als eine Abgrenzung von einem gegenständlich konturierten Container-Raum als auch zugleich als eine Hinwendung zur sinnlichen Dimensionierung des Raumes, die sich nicht rein auf Visualität beschränken lässt, verstanden wissen.
Mit der zum Ausdruck gekommenen analytischen Hinwendung zu den Gerüchen von Räumen steht Marc Crunelle allerdings nicht allein, auch geographische ForscherInnen haben die Bedeutung von Gerüchen für die Wahrnehmung von Räumen bereits mehrfach hervorgehoben.
[23] Meiner Meinung nach begibt sich der Geograph Tilman Rhode-Jüchtern ebenso wie Ivan Illich[24] auf die Spur der Atmosphären, wenn er neben den Geräuschen, Gerüche als wichtige Kennzeichen eines Ortes einschätzt.

„Das Hupen als Grundgeräusch in Kairo, der Uringeruch in allen indischen Städten sind Indikator und Prägefaktor zugleich. Sie kennzeichnen diese Orte ebenso (oder mehr) als Fotos einiger Fassaden der gebauten Umwelt oder einiger Früchte aus der Region. Ein Blinder kann womöglich einen Ort durch seinen Geruch und/oder seinen Klang (‘soundscape’) bestimmen.“[25]

Wo Rhode-Jüchtern kein dezidiertes Vokabular bereitstellt, spricht Illich von der Aura[26] und greift damit einen populären Begriff auf, der alltagsweltlich ähnlich dem der Atmosphäre verwendet wird. Das Nachforschen nach den Atmosphären von Räumen führt unweigerlich zur Erforschung der olfaktorischen Raumdimensionen, denn

„... Gerüche sind ein wesentliches Element der Atmosphäre einer Stadt, vielleicht sogar das Wesentlichste, denn Gerüche sind wie kaum ein anderes Sinnesphänomen atmosphärisch: 'Unbestimmt in die Weite ergossen' („Eine generelle Bestimmung von Gefühlen als Atmosphären nach Hermann Schmitz: Der Gefühlsraum. System der Philosophie, Bonn 1969, Bd. 3.“ – Originalfußnote 3 Böhmes) hüllen sie ein, sind unausweichlich, sie sind jene Qualität der Umgebung, die am tiefgreifendsten durch das Befinden spüren läßt, wo man sich befindet. Gerüche machen es möglich, Orte zu identifizieren und sich mit Orten zu identifizieren.“[27]

Gerüche und Atmosphären sind unmittelbar aufeinander bezogen, ähneln sich sogar, weil sie beide nicht im euklidisch-metrischen Raum exakt verortbar sind. In jedem Fall eröffnet die Frage nach dem Geruch eines Raumes ein facettenreiches Sprachfeld, dass gleichermaßen eine sinnvolle Versprachlichung von Atmosphären und damit eine sprachliche Annäherung an die wahrnehmungsbezogene Wirkung von Architektur und der Ausdifferenzierung emotionaler Ortsbezogenheit ermöglicht.
Der Geruchsforscher Paul Faure hat über Jahrzehnte hinweg Adjektive zur Geruchsbeschreibung gesammelt, die in besonderer Weise auch alltagssprachlich für die Beschreibung von Atmosphären herangezogen werden:

„... flüchtig, unbeständig, aufdringlich, duftig, aufreizend, ... erregend, abstoßend, fein, intensiv, kontrastreich, kräftig, leicht, ... sanft, süß, stark, streng, stechend, ... schwer, voll, weich, zart, ... tonisch.“[28]

Die Aufzählung von Paul Faure beinhaltet vor allem leiblichkeitsbeschreibende Begriffe, was sich am Geruchsadjektiv tonisch („stärkend“) beeindruckend verdeutlicht. Insofern der olfaktorische Eindruck stark an die Leiblichkeit des Menschen gebunden ist, sollte es möglich sein mittels des olfaktorischen Wortfeldes Atmosphären qualitativ genauer zu beschreiben. Der geographische und architekturtheoretische Zugang zu Atmosphären kann also gerade aufgrund des leiblichkeitsbetonenden Charakters des Geruchs besonders facettenreich erfolgen.


Hier und Dort – Zur Leibnähe des Olfaktorischen

Der Eindruck von U-Bahnstationen kann schnell vergegenwärtigt werden, weil er an vielen Verkehrsorten in den Großstädten gleich oder zumindest ähnlich ist. „Nachlässigkeit“ vermittelt sich dort als eine Atmosphäre über visuelle Elemente wie herumliegenden Abfall, im Luftzug flatternde Zeitungsseiten und diverse Kaugummiflecken auf dem Boden. Die sich hierin wiederspiegelnde Umgangsweise mit diesem Ort wird allerdings nicht nur durch visuelle Elemente gestützt. Für eine ungepflegte Atmosphäre – oder „Ganzheits-Eindruck“
[29] kann Gummi-, Ruß-, Abfall-, Zigaretten- und Uringeruch und staubig schmutziger Steingeruch[30] eine prägendere Rolle spielen als das Sichtbare. Die Gerüche einer U-Bahnstation gehen häufig sehr nahe und verdeutlichen, dass sich ergreifende Atmosphären räumlich „sedimentieren“ können. Einerseits können olfaktorisch imprägnierte Atmosphären eine emotionale Beziehung zu einem derart konkreten Ort wie Paris herstellen, denn, wie Gernot Böhme für sich feststellt, könne er Paris schon am Geruch der Metro erkennen[31]. Andererseits vermitteln Gerüche auch Eindrücke, die zwar an realräumlich konkreten Orten erlebt werden, aber eben nicht einen konkreten Ort, sondern eher allgemein ein Gefühl für den Raum vermitteln:

„Beschämt gestehe ich mein Faible für den Geruch der schweren Luftströme in den Metros ein, die selbst dann mir noch ein Gefühl von Urbanität vermitteln, wenn sie unvermutet und unvermittelt einem Luftschacht auf dem Gehsteig entströmen.“[32]

Einmal ist es der konkrete Ort Paris, dann wieder eine gefühlte Beziehung, die nur abstrakt als ein Moment der Großstadt beschreibbar ist: Urbanität. In beiden Fällen vermittelt der Geruch eine spürbare Beziehung zum Raum und in beiden Fällen ist die Situation in der Metro-Station durch eine ergreifende olfaktorisch imprägnierte Atmosphäre vermittelt, welche die doppeldeutige Rede von den Nah- und Distanzsinnen offen legt.
Der Gedanke einer Hierarchie der Sinne ist bereits aus der griechischen Antike bekannt und die Rede von den Nah- und Distanzsinnen verleitet dazu, die Funktion der Informationsaufnahme durch die einzelnen Sinnesmodalitäten innerhalb eines metrisch gedachten Raumes zu klassifizieren. Statt allerdings die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen als bloße Informationsaufnahme innerhalb eines dreidimensionalen Raumkonstrukts zu begreifen, lohnt die eingehendere Beobachtung einer alltäglichen Wahrnehmungssituation in einer U-Bahnstation. Wir sehen herumliegenden Müll und lose herumwehende Zeitungsseiten, wobei uns das Gesehene stets gegenüber bleibt. Allgemein gesprochen, bleibt das Sichtbare unmittelbar vor den Augen oder in weiter Ferne, also im „Abstand“ zur Wahrnehmenden. Im Riechen hingegen ist beispielsweise ein Metrogeruch nicht gegenüber oder in Abständen gegeben, denn man kann sich ihm nicht entziehen. Der Metrogeruch ist im Riechen immer schon in der Nase und zugleich als leibliches Befinden wirksam, wir sind ihm unausweichlich ausgeliefert.
Die Kategorisierung in fünf Sinne, die Unterscheidung des Visuellen vom Olfaktorischen als Distanz- und Nahsinn erweist sich als zweideutig
[33]. Die Thematisierung der Nähe oder Distanz von Räumen und Orten beschreibt einerseits ein euklidisches Raumverständnis, andererseits ist mit der Dualität von Nähe und Distanz auch ein leibliches Ergriffensein verbunden, denn das

„... Durchstimmtwerden im Vernehmen des Duftes kann geschehen, weil es im Riechen keine Distanz zu Duftendem gibt. Im Sehen haben wir das Gesehene gegenüber, unmittelbar vor Augen oder in der Ferne, d. h. in Abständen, ... Aber im Riechen haben wir den Duft der Blume nie drüben am Fenster, sondern immer in der Nase, d. h. im binnen unseres Leibes. Es gibt kein Hier und Dort. Ohne Grenzen wirkt der Duft auf uns ein; anders gesagt: wir tauchen in ihn ein. Im Tätigsein des Geruchssinns wie des Geschmackssinns verschmilzt das Subjekt mit der in Duft und Geschmack sich präsentierenden Welt.
Weil es hier keine Distanz gibt, sind wir vor aller Kritik, im prälogischen Vorurteil, dem wohlduftenden Leben gerne nahe, können wir aber auch dem, der die Nase kränkt, nur schwer gerecht werden.“
[34]

Natürlich könnte für die U-Bahnstation konstatiert werden, dass der Müllgeruch von dort herumliegendem Müll herrührt. Allerdings ist damit nicht der phänomenale Charakter des Geruchs beschrieben, sondern lediglich eine Form der Gegenstandswahrnehmung. Im Riechen ist der Geruch immer bei der Wahrnehmenden und nicht in einer messbaren Distanz zu ihr, denn wir sind weniger auf ein gegenständliches Etwas gerichtet als vielmehr unausweichlich von einem leiblichen Befinden getroffen. Aufgrund des den Leib erfassenden, eben durchdringenden Charakters eines Geruchs ist der Geruchssinn weniger Nahsinn als vielmehr leibnaher Sinn[35]. Dadurch lässt der städtische U-Bahngeruch, sei er nun Duft oder Gestank, nicht teilnahmslos.
Gerüche stiften ganz allgemein vielmehr Vertrautheit oder Fremdheit, Sympathie oder Abstoßung.
[36] Dabei ist der olfaktorische Eindruck in den Realraum eingelassen, nicht zuletzt weil der Riechende sich immer in materiellen Räumen aufhält. Bevor der Geruch kognitiv an einem Gegenstand verortet werden kann, macht er als spürbares Behagen oder Unbehagen betroffen und konstituiert die Atmosphäre eines Raumes mit.
Natürlich können wir die Gerüche unterschiedlicher Gegenstände riechen, doch der Geruch konstituiert ohne das Mitwirken der anderen Sinne keine Gegenständlichkeit. Erst durch die Bestimmung der stark gegenstandsgebenden Sinne – Seh- und Tastsinn – kann der Geruch zur Eigenschaft eines Gegenstandes werden.
[37] Aufgrund des Wahrnehmungsverbundes der Sinne und deren leiblicher Korrespondenz werden Gerüche entsprechend ihrer möglichen Quelle benannt. Bleibt die Geruchsquelle aber unerkannt, ist der olfaktorische Eindruck dem distanzlosen Wahrnehmen verhaftet. Die Benennungsstrategie für Gerüche pendelt daher  zwischen dem Versuch, einen Geruch entweder als reinen Gegenstandsgeruch[38] oder als  Gegebenheitsgeruch sprachlich zu fassen.

„... der Geruch selbst wird nicht gegenständlich, sondern zentriert sich nur im Gegenstand, ohne darum aufzuhören, den ganzen Raum zu füllen. (Das Orten einer Geruchsquelle ähnelt daher mehr der Suche nach der Lichtquelle in einem hell erleuchteten Raum: das Licht ist nicht in der Lampe.).“[39]

Der analytische Umgang mit Gerüchen muss sehr viel mehr am raumerfüllenden Charakter von Gerüchen ausgerichtet werden, weil in Gerüchen Einfluss und Ursache nicht unterscheidbar zusammenfallen, also Gerüche „mehr durch ihre lockende oder widerwärtige Eigenart als durch Hinweis auf die Geruchsquelle interessieren“[40].
Das olfaktorisch Wahrgenommene ist leiblich spürbar und verbindet sich mit der umgebenden räumlichen Atmosphäre
[41] Die Atmosphäre ist eine spürbare Beziehungnahme auf den Umgebungsraum. Im Hineingeraten in eine raumgebundene Atmosphäre konkretisiert sich, wie man sich durch das Spüren mit einem realräumlichen Ort identifiziert. Die Beispiele der U-Bahn- oder Metro-Stationen lassen die Frage nach der olfaktorischen Dimension des Städtischen damit zu einer Suche nach anthropologischen Orten werden. Zu einer Suche nach Orten, die mit individuellen Deutungen und Bedeutungen des wahrnehmenden Subjektes belegt werden.[42]
Das olfaktorische Verorten ist damit nicht nur ein realräumliches Verorten, sondern vielmehr ein emotionales und leibliches Einrichten in der unmittelbar realen Umgebung. Das Einrichten in den anthropologischen Orten geschieht zwar stets auch im Umgang mit dem realräumlichen, gegenständlichen Raum, denn der Mensch hält sich in jeder Situation in einer materiell gestalteten Umwelt auf. Andererseits vermitteln leiblich fundierte Erlebnisse an realräumlichen Orten eine enge emotionale Beziehung zu Häuserecken, Straßenzügen und ganzen Stadtvierteln. Die Betonung der Phänomenologie der Atmosphäre erkennt sowohl materielle als auch immaterielle Umgebungsqualitäten an und zeigt sich sensibel gegenüber der spürbaren Resonanz von Umgebung und Wahrnehmenden, die als Orientierung, als Grundlage für Raumaneignungsprozesse einzustufen ist. Orte riechen und vergegenwärtigen damit die atmosphärische Dimension eines städtischen Raumes. Gerüche treten aber nicht nur in U-Bahnstationen, sondern an vielen Orten zutage. Metzgereien, Bäckereien, der Vorgarten einer gründerzeitlichen Westendvilla, ein Markt, ein Park, ein Krankenhaus oder auch der stinkende Industrievorort. Riechende Orte sind identitätsstiftende „Markierungen“ im Raum.


Zwischen Hinterhof und Schaufenster – Zonierung durch Gerüche

Die moderne Stadt wird sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich desodoriert. Die Anstrengungen der Desodorierung richten sich vor allem gegen den Geruch von Müll.

„Abfall oder Müll geworden zu sein, heißt den zentralen Aktivitäten unserer heutigen Gesellschaft entgegengesetzt sein, der Verwertung, dem Nutzen und Brauchen, Produzieren und Konsumieren. Der Ausschluß aus diesen Aktivitäten heißt, so der Umkehrschluß: Müll oder Abfall sein.“[43]

Im Gegensatz zu materiellem Müll nehmen Müllgerüche eine Sonderstellung ein. Gerüche sind häufig die letzten Überbleibsel eines Produktionsprozesses und damit bereits selber schon Müll, denn sie können auch nicht mehr wiederverwertet werden. Die Entlüftungstechnologien arbeiten sich an übrig bleibenden Gerüchen ab. Ein schmackhaftes Essen wurde gekocht und im Speiseraum einer Gaststätte kredenzt. Der unliebsame, mit der Produktion der Speisen verbundene Gestank wird zum Müll und aus den Konsumräumen entfernt. Unangenehme Essensgerüche werden aus der Verkaufszone in den öffentlichen Raum abgeleitet und tragen zu einer Dichotomisierung des städtischen Raumes erheblich bei. Damit unterscheidet sich die Verkaufszone eines Restaurants nicht nur visuell, sondern auch olfaktorisch von anderen Zonen des Straßenraums. Wird auf der Vorderseite nicht nur aufwendig mit Reklamen geworben, sondern appetitanregende, gewinnversprechende Gerüche in den Straßenraum gelassen, bleibt in den abgelegeneren städtischen Zonen wie Hinterhöfen oder ganz allgemein „Rückseiten“ der Ort für die materiellen Abfälle aber auch die nicht tolerierbaren Gerüche.[44] Entsprechend imprägnieren unterschiedliche Gerüche auch unterschiedliche Zonen. Der Hinterhof riecht nach Abfall oder abgestandenen, fettigen Ablüften, während die Verkaufszone mit einem appetitlichen Duft KundInnen locken soll. Der Hinterhof wird zur Schattenseite des Städtischen und zum Ort des Gestanks. Bezeichnenderweise sind hier meistens die Mülltonnen aufgestellt und die Entlüftungsanlagen aus den Küchen münden in diesen abgekehrten städtischen Bereich. Die Vorder- oder Schaufensterseite wird dagegen zum desodorierten Ort oder Ort des kontrollierten Duftes.
Zonierungen durch Gerüche sind durchaus auch in anderen Maßstabsdimensionen nachvollziehbar. So wird sicherlich einsichtig, warum gerade aus gesamtstädtischer Perspektive Wohnanlagen im Bereich erheblicher Industrieimmissionen schwerer zu vermarkten sind, oder warum einkommensschwache Bevölkerungsteile vorrangig in geruchlich belasteten Wohnlagen wohnen. Es klärt sich auch, inwiefern gehobene Wohnquartiere bei Grünzonen zu finden sind oder eine touristische Vermarktung von Freizeitanlagen auch die olfaktorische Situation berücksichtigen muss. Welche UrlauberInnen in einer großen Hotelanlage würden es akzeptieren, dass ihr „sorgenfreier“ Aufenthalt durch unliebsame Gerüche einer benachbarten Kläranlage beeinträchtigt ist?


Zur architektonischen Gestaltung von „Umkehrräumen“

Wie am Beispiel des Gastronomiegeruchs deutlich wurde, sind Gerüche zuweilen ganz entgegen ihrer ansonsten unsteten Art technologisch an den realräumlichen Ort gebunden. Orte, an denen Gerüche als Abfallprodukte eines anderen olfaktorischen Raumes erscheinen, werden zu „Umkehrräumen“, weil sie als realräumlich konkrete Beziehung zwischen entlastendem und belastetem Ort auftreten. Aus olfaktorisch belasteten Innenräumen wie Büros, Tiefgaragen etc. findet eine „Entlastung“ oder „Entsorgung“ über Entlüftungsanlagen in den öffentlichen Raum statt, wo die Ablüfte wiederum zur Belastung werden. Die Ablüfte der privaten Innenräume werden nach „außen“ verlagert und bilden am Ort der Einmündung in den öffentlichen Raum einen „Umkehrraum“. Dieser „Umkehrraum“ ist maßgeblich dadurch charakterisiert, dass sich in ihm die olfaktorischen Verhältnisse umkehren. Was zuvor private Raumluft-Belastung z. B. eines Büros war, wird mit der Einleitung in den umgebenden städtischen Raum öffentlich. Innen- und Außenräume müssen allerdings als Raumkontinuum gedacht werden. Was eigentlich eins ist, wird analytisch als zwei unmittelbar aneinander anschließende und aufeinander bezogene Sphären gedacht. Was im Innenraum als olfaktorische Beeinträchtigung nicht mehr tolerierbar ist, wird in den öffentlichen Raum entlüftet. Der Innenraum kehrt seine negative Seite als Abluft nach außen. Diese Entsorgungspraxis treibt durch die zunehmende Klimatisierungstechnik bei gleichzeitiger Verschlechterung der olfaktorischen Außenräume durch z. B. invasiven Autoverkehr eine Polarisierung der Stadt voran. Entlüftung findet nicht einfach nur statt, sondern erreicht ein technologisch neues Niveau. Die „Umkehrräume“ der modernen Städte bilden sich im öffentlichen Raum als diskontinuierliche Orte ab, denn der Ablufteintrag ist nicht immer für den umgebenden öffentlichen Außenraum beherrschend. Allerdings wird die Zonierung der Stadt auch zeichenhaft umgesetzt, denn die immateriellen Gerüche werden im Prozess der Entlüftung über die Technologie visualisiert und mit realräumlichen Orten wie Hinterhöfen und anderen abgewandten Straßenbereichen verankert (Abbildung 1).

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Abbildung 1:
Visualisierte Abluft I
(Fotografie W. B.)


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Abbildung 2:
Visualisierte Abluft II
(Fotografie W. B.)
 

Entlüftungsprozesse münden nicht nur in abgelegenere Straßenbereiche, sondern werden zuweilen an deutlich sichtbaren Orten bewusst integriert und gestaltet. Mit der Abluftöffnung werden also nicht nur abgelegene städtische Zonen „markiert“, sondern auch an den „Vorderseiten des Städtischen“ ästhetisiert (Abbildung 2). Die technologisch gebundenen Gerüche werden durch eine aufwändige Ästhetisierung der Abluftöffnungen visualisiert.[45]
Die in den Entlüftungstechnologien abgeleiteten Abluft-Gerüche werden durch die Ästhetisierungsbemühungen der GestalterInnen in ihrer Zeichenhaftigkeit umgedeutet. Wurden sie als raumerfüllende, unliebsame Gegebenheitsgerüche eines großen Bürokomplexes zuvor aus dem Innenraum abgeleitet, erscheinen sie als vergegenständlichte Gerüche, insofern sie zumindest am Ort ihres Austritts ästhetisch aufbereitet sind. Wie „Geruchsskulpturen“ ragen Entlüftungsanlagen in den Städten empor und versprechen nicht zuletzt über ihre Materialsprache eine Bändigung der ansonsten eher unkontrollierbar wirkenden Ablüfte und Gerüche.
[46] Die ästhetisch aufbereiteten Zeichen des olfaktorischen Raumes visualisieren damit die Idee der Kontrolle über belästigende Gerüche. Damit markiert die Entlüftungstechnologie ein visuelles Zeichen des kontrollierten und dadurch sicheren „Umkehrraums“ an der Schnittstelle von privatem Innen- und öffentlichem Außenraum. Habe ich zuvor darauf hingewiesen, dass olfaktorische Orte der Stadt identitätsstiftende „Markierungen“ des Raumes sind, kann diese These für die „Umkehrräume“ noch erweitert werden. Die ästhetisierten „Umkehrräume“ visualisieren Gerüche und gliedern diese in die architektonische Zeichenwelt der Stadt ein. Sie werden zu materialisierten (An-)Zeichen einer fortschreitenden Sensibilisierung für die Luft- und Umweltverhältnisse einerseits, aber anderseits auch zu klaren Indizien für eine zunehmende Verschlechterung der städtischen Luftverhältnisse. Die geruchlosen Innenräume wirken den belästigenden Gerüchen im Außenraum polarisierend entgegen. Der durch die Ablüfte der Innenräume abgewertete Außenraum wird zusätzlich durch die wahrnehmbare Differenz zum desodorierten oder bedufteten Innenraum diskreditiert. Durch die olfaktorische Differenz von Innen- und Außenräumen symbolisiert sich ein Bruch zwischen privatem und Gemeinwohl, der durch die Inszenierungstechniken der Raumbeduftung weiter verschärft wird.


Zur Beduftung städtischer Innenräume

Technologien zur Produktion von Umkehrräumen sind entweder Entlüftungsanlagen, aber auch Klimatisierungs- und Beduftungsanlagen. Technologiegestützte Beduftung findet vor allem in Büro- und konsumorientierten städtischen Innenräumen wie Malls, Kaufhäusern und Kongresszentren statt
[47]. Gerüche werden nicht länger einfach abgeleitet, sondern Räume werden mit dem Einsatz einer apparategestützten Dufttechnologie produktiv gestaltet und umgewandelt. Diese Strategie im Umgang mit Gerüchen belegt die räumliche Wirkung von Gerüchen, wobei Beispiele für exklusive Raumbeduftungen bereits aus der Antike und dem Mittelalter bekannt sind.[48] Die apparategestützte Klimatisierung und Beduftung der modernen Großstädte nimmt allerdings sprunghaft zu. Im Gegensatz zum Lüften soll die gezielte Beduftung beispielsweise eine über den Verkaufsraum gebreitete „olfaktorische Behaglichkeit“[49] etablieren. Die Beduftungsexpertin Diotima von Kempski beschreibt diese Behaglichkeit als unbestimmtes Gefühl sich an einem Ort wohlzufühlen und dort verweilen zu wollen, daher kommen vor allem Geruchsstoffe zum Einsatz, die entspannend, aktivierend und stresslösend wirken sollen.[50] Die GestalterInnen exklusiv wirkender Innenräume greifen auf diese Technologien zurück, um vor allem ein „herrlich wohliges Ambiente“[51], wie es die Firma PRODUFT, verspricht zu schaffen.
Die städtischen Konsumzonen werden über immaterielle Raumeigenschaften wie Gerüche und Licht gestaltet, um nicht nur ein allgemeines Wohlbefinden der NutzerInnen zu fördern, sondern um gezielt die ökonomische Verwertbarkeit derartig gestalteter Räume zu verbessern. Am Beispiel der ästhetisierten „Umkehrräume“ kann eine Visualisierung von Gerüchen verzeichnet werden, die Sicherheit und Kontrolle innerhalb einer bedrohlichen Umwelt in Szene setzt.
Die Beduftungsbranche hat bereits auf den Trend zur immateriellen Gestaltung von Stadträumen reagiert, indem sie Beduftungs-Apparate zur Produktion von sinnlichen Innenräumen unter marktpsychologischem Verwertungsinteresse anbietet.
[52] Damit gerät die Welt des Geruchs zunehmend in den Einflussbereich der Ökonomie. Den GestalterInnen der bedufteten Konsumräume kommt die raumbezogene Wirkung der Gerüche zugute, denn wie der Architekt Juhani Pallasmaa beschreibt: „The strongest memory of a space is often its odor“[53]. Das Werbeversprechen der Firma PRODUFT einer „Steigerung der Verweildauer“[54] bei gleichzeitiger „Erhöhung der Kauflust“[55] in Kaufhäusern zu ermöglichen, macht ebenfalls deutlich, dass Gerüche raumwirksam sind. Diese Wirksamkeit kann allerdings nur erfasst werden, wenn erstens Gerüche und zweitens die Konstitution des atmosphärischen Raumes gerade für die Analyse moderner Stadträume berücksichtigt wird.
ArchitektInnen und GeographInnen können sich heute der Analyse olfaktorischer Stadträume kaum mehr entziehen, denn einerseits ermöglichen Gerüche einen Zugang zur atmosphärischen Erscheinung der Stadt und ihrer Gebäude und andererseits werden Räume bereits machtvoll olfaktorisch gestaltet. Der gestaltende und unter der Idee der ökonomischen Vermarktung stattfindende Zugriff auf die vielfältigen sinnlichen Dimensionen städtischer Räume hat bereits begonnen. Die Gestaltung behaglicher Orte gerade im Hinblick auf ihre olfaktorische Qualität sollte aber nicht nur auf die Arbeits- und Konsumsphäre unter marktpsychologischen Erwägungen beschränkt sein. Eine kritische Stadtplanung und Architektur sollte sich zudem damit beschäftigen, Orte innerhalb der Stadt zu gestalten und zu fördern, die keine konkrete Nutzung intendieren, sondern allgemein einen angenehmen Aufenthalt begünstigen. Dass diese Gestaltung dann nicht nur unter dem Leitgedanken der Desodorierung stattfinden sollte, zeigen die Beispiele der „Umkehrräume“ und der Beduftung. Es ist ein Bedürfnis der Bevölkerung innerhalb der Stadt auf Orte zu treffen, die olfaktorisch nicht nur eine Identifikation ermöglichen, sondern schlicht zum Verweilen einladen.
 



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[1] Vgl. Flagge 2003, S. 7.

[2] Ebd.

[3] Knox/Marston 2001, S. 284.

[4] Ebd. (Herv. im Orig.)

[5] Siehe z. B. die Arbeit von Johannes Gabriel Granö, der eine Landschaftsbeschreibung in einem multisensuellen Sinne anstrebte (vgl. Granö 1929).

[6] Vgl. z. B. Winkler 1992 oder Rodaway 1994.

[7] Nicht nur Hermann Schmitz weist auf die Bedeutsamkeit von Atmosphären hin, sondern knüpft an einer Tradition von phänomenologischen Ausarbeitungen an, die sich um die Begriffe Stimmung und Atmosphäre bemüht haben.

[8] Vgl. Hasse 2000, S. 153 ff. und vgl. Hasse 2003.

[9] Vgl. Hasse 2005, S. 348-372. Rainer Kazig hat ebenfalls mit seinem Vortrag „Good vibrations – zum Zusammenspiel von Atmosphären, kultureller Resonanz und Einkaufsstättenwahl“ (Tagung Neue Kulturgeographie/ Heidelberg vom 27.01. bis 28.01.2006) auf die Bedeutung von Atmosphären für geographische Fragestellungen hingewiesen.

[10] Vgl. Böhme 1996, S. 39 .

[11] Kruse 1974, S. 59.

[12] Böhme, 2001, S. 42.

[13] Böhme 1995, S. 22.

[14] Schmitz 1994, S. 33.

[15] Vgl. Meinicke 2003.

[16] Vgl. ebd., S. 186 f.

[17] Vgl. Hasse 2002, S. 80 f.

[18] Vgl. Le Guérer 1992, S. 43 f.

[19] Vgl. Simmel 1998, S. 139.

[20] Vgl. Böhme 1995, S. 22.

[21] Vgl. Wigley 1998, S. 21.

[22] Crunelle 1995, S. 171 f.

[23] Vgl. Porteous 1985, vgl. Porteous 1990, vgl. Dulau/Pitte 1998, vgl. Rodaway 1994.

[24] Illich betont (allerdings ohne sich auf die Atmosphären der PhänomenologInnen zu beziehen), dass der Geruch kanalisationsloser Städte sich auf der ganzen Welt ähnele und als Charakteristikum für ein frühes Stadium der Industrialisierung eingeschätzt werden muss (vgl. Illich 1987, S. 87).

[25] Rhode-Jüchtern 1995, S. 144.

[26] Illich 1987, S. 85.

[27] Böhme 1998, S. 150.

[28] Faure 1993, S. 12.

[29] Die raumergreifende Konstitution und leibliche Wirkung von Atmosphären hat Gudula Linck – für mich sehr treffend – als „Ganzheits-Eindruck“ bezeichnet (vgl. Linck 2001, S. 250).

[30] Die hier angeführten Gerüche in U-Bahnstationen sind meinen Untersuchungen zum städtischen Geruchsraum entnommen (vgl. Bischoff 2005, S. 246 ff.). Die angeführten Beispiele sind in dem hier aufgeführten Zusammenhang allerdings nur fiktive Elemente, da sie lediglich eine mögliche olfaktorische Erscheinungsweise nachvollziehbar verdeutlichen sollen.

[31] Vgl. Böhme 1998, S. 149.

[32] Sturm 1990, S. 31.

[33] Innerhalb eines metrisch messbaren Bezugssystems kann ein Geruch als diffus ausgedehnte Gaswolke als „im Raum seiend“ beschrieben werden. Eine derartige Geruchs- oder Gaswolke verfügt jedoch nicht über unterschiedliche Seiten und ist deshalb kein figürlicher, klar zu begrenzender gegenständlicher Raum. Insofern die „Objekthaftigkeit“ der Geruchswolke nicht metrisch messbar zu erfassen ist, bleibt es überaus schwierig innerhalb eines metrischen Raummodells von Nähe oder Distanz zu sprechen.

[34] Tellenbach 1968, S. 26 f.

[35] Vgl. Fuchs 2000, S. 392.

[36] Vgl. Busch 1995, S. 10.

[37] Vgl. in ähnlichem Zusammenhang auch Hauskeller 1995, S. 90.

[38] Das Gegenüber von Gegenstands- und Gegebenheitsgerüchen greift Michael Hauskeller mit Bezug auf den Psychologen Hans Henning auf (vgl. Henning 1916, S. 29 ff.). Hauskeller betont aber den raumerfüllenden Charakter von Gerüchen stärker als Henning, dadurch kommt er zu der Erkenntnis, dass Gegenstandsgerüche auch immer schon Gegebenheitsgerüche sind (vgl. Hauskeller 1995, S. 90 ff.).

[39] Ebd., S. 91.

[40] Schmitz 1989, S. 214.

[41] Vgl. Fuchs 2000, S. 392 (Endnote 10 zu Kapitel 8: Der geschichtliche Leib).

[42] Vgl. Hengartner 1999, S. 16.

[43] Hauser 2001, S. 23.

[44] Vgl. hier auch die Beispiele von Gresillon 1998, p. 179-207.

[45] Vgl. zur Ästhetik und architektonischen Ästhetisierung von Abluftanlagen auch Kähler 1995.

[46] Vgl. Bischoff 2003, S. 48.

[47] Für einige Anhaltspunkte siehe z. B. http://www.gierlinger.de/raumbeduftung.htm (12.11.2003);
oder http://www.gesundheitmed.com/r_beduftung.htm (12.11.2003).

[48] Man denke hierbei nur an die Beduftung christlicher Kirchen durch Weihrauch. Allerdings sind Beduftungen religiöser Heiligtümer schon aus der Antike (und früher) bekannt, wobei Ohloff darauf hinweist, dass im antiken Rom in den Häusern zuweilen selbst Einrichtungsgegenstände, Wände und Fußböden mit duftenden Salben versehen wurden (vgl. Ohloff 1996, S. 116). Während die Aufwertung von Räumen durch Wohlgerüche zumindest im christlichen Europa des Mittelalters eher unüblich war (vgl. Raab 2001, S. 116 ff.), stellt sich die Situation im orientalischen Raum anders da. Bezogen auf die Zeit der Abbadidenherrschaft schreibt Reineking von Bock, dass ein Palastraum in Sevilla mit Rosenwasser und duftenden Kräutern beduftet wurde (vgl. Reineking von Bock 1976, S. 52. Die Autorin verweist an dieser Stelle auf Reinhardt, K. Kulturgeschichte der Nutzpflanzen – Literaturangabe nach Reineking von Bock).

[49] Kempski 1995, S. 142.

[50] Vgl. ebd., S. 147.

[51] Produft Werbebroschüre, o. S.

[52] Vgl. http://www.gierlinger.de/raumbeduftung.htm (12.11.2003), vgl. Grorymab AG 2002, o. S.

[53] Pallasmaa 2003, S. 77.

[54] Produft Werbebroschüre, o. S.

[55] Ebd.
 

 

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10. Jg., Heft 2
September 2006