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Im Jahre 1951 hielt der Philosoph Martin Heidegger in
Darmstadt vor Architekten und Baukünstlern einen Vortrag mit dem Titel:
Bauen, Wohnen, Denken.[1]
Nie zuvor und nie danach ist die Architekturwelt so eindringlich auf das
Phänomen des Wohnens hingewiesen worden. Bis heute, so mein Eindruck, denkt
man darüber nach, was Heidegger unter Wohnen verstanden wissen wollte. Mein
Anliegen ist es, die Diskussion fortzusetzen und nach weiteren
philosophischen Hinweisen zu forschen, die das menschliche Wohnen auf eine
erhellende und weiterführende Weise deuten. Für Heidegger wurden in jener
Epoche seines Schaffens die Sprachschöpfungen Friedrich Hölderlins zur
Inspirationsquelle, der von einem „dichterischen Wohnen“ des Menschen
sprach. Immerhin, so lässt sich mit Heidegger verbinden, kann und muss das
Wohnen im Zusammenhang eines allgemeinmenschlichen Daseinsverständnisses und
Weltgefühls bzw. Gestimmtseins gefasst werden. Alle Empirie des Wohnens –
auch das Entwerfen des Architekten, das explizit das Wohnen bedenkt –, nimmt
schon, in der Regel unbewusst, Teil an einer bestimmten Weltsicht, ist
Ausdruck einer unhinterfragten, vielmehr selbstverständlich vollzogenen
Anschauung der Welt, für die das Wohnen etwas bedeutet. Aber Sehen
und Anschauen als menschliche Griffe in die Welt sind selbst schon gestimmt.
Diesen liegt ein bestimmtes Lebensgefühl, ein „stimmungsmäßiges Innesein“
(Rothacker) zugrunde, das Lersch einmal den „endothymen Grund“ genannt hat.[2]
Ohne das Verständnis einer Grundbefindlichkeit des In-der-Welt-seins
lässt sich auch über das Wohnen philosophisch wenig Substanzielles aussagen.
Hier spielen Grundgestimmtheiten, die bei Heidegger als Existenziale
gefasst werden, wie Heimatlosigkeit, Geworfenheit oder Weltgeborgenheit
hinein.[3]
Das Wohnen, insofern es auf das Sein, Dasein und den Aufenthalt des Menschen
als Ganzes bezogen ist, zeigt den Menschen als „Wanderer“ in einem
unwirtlichen Welt-Raum, der für ihn nicht geschaffen ist und den er darum
erst „bewohnbar“ machen muss.[4]
Dieses Herstellen und dauerhafte Sichern von Bewohnbarkeit bedarf indes
eines Maßes, das sich der Mensch nur selbst geben kann. Diese Problematik
besteht vor allem für eine Welt, für die offensichtlich das technische
Messen eine Alternative zum mittelalterlichen Maßverständnis, mâze,
geworden ist. Der Welt und ihren Räumen eignet indes das Unheimliche und
Abgründige, das der Mensch angstvoll flieht, dem er aber einen eigenen
Bereich abgewinnt, um ein bleibendes Wohnen zu ermöglichen und die Welt auf
diese Weise in Besitz zu nehmen.[5]
Im häuslichen intimen Wohnen, worin sich vor allem das moderne Leben
einzurichten wünscht, zeigt sich dann aber eine andere Abgründigkeit, die im
Draußen kanalisiert, unterdrückt oder abgelenkt ist: nämlich die erregbare
„Natur des Menschen“, die in ihren Temperamenten, Affekten und
Emotionen entdeckt und durch Erzeugen einer gedämpften und behaglichen
Stimmung in Zaum zu halten versucht wird.
1. Wohnen als Metapher des räumlichen In-der-Welt-seins
Vor allen in Kontexten religiöser Lebensformen wird das Wohnen als Bild
des Aufenthalts des Menschen auf der Erde und damit in Bezug auf die
Endlichkeit des Daseins und das dafür rechte Maß gebraucht. Mythen sind hier
allgemeine Voraussetzungen des Daseins.[6]
Die Texte des Alten Testaments deuten das Wohnen auf zwei Weisen. Dazu
unterscheidet das Hebräische zwischen jsb und skn. Das
Nebeneinander der Wohnvorstellungen bringt die beiden Aspekte göttlicher
Präsenz, die des „thronenden“ (jsb) und des „dynamisch gegenwärtigen“ (skn)
in JHWH (Jahwe) zusammen. Damit kommt die Abhängigkeit des
menschlichen Wohnens zum Ausdruck. Der Bedeutungskern im
jsb
kombiniert den Sinn von Ortsgebundenheit mit Ruhestellung. „Über das
Bedeutungspaar ‚Sich-setzen‘ / ‚Sitzen‘ hinaus führt als weitere
Abstraktionsstufe die Sinnverbindung ‚Sich-Niederlassen‘ / ‚Wohnen‘ bzw.
‚Bleiben‘.“[7] Der
Aspekt des „Bleibens“ rückt in den Mittelpunkt, wenn vom Wohnen in der
Zukunft die Rede ist. Im Vorblick steht hier das „Sich-Niederlassen“ im
künftigen Erbbesitz. Dabei geht es um ein „Wohnen in Sicherheit“, für
welches Gott zuvor Ruhe vor den Feinden geschaffen hat. Menschliches Wohnen
hängt von der Gewähr JHWHs ab. Außerhalb dieser käme es einem
„Nicht-Wohnen“, d.h. künftiger Nicht-Existenz gleich. Skn bedeutet
ein Wohnen, bei dem der Akzent auf dem angstfreien Niederlassen ohne
bleibende, d.h. auch besitzrechtliche Ortsbindung liegt. Es bezeichnet die
offene Orientierung hin zu einer noch nicht definierten, zukünftigen
Lebensform. Im Vordergrund steht nicht die lokale Fixierung oder
territoriale Verhaftung, sondern die dynamische Gegenwart im Vorblick auf
ein kommendes Geschütztsein. Obwohl im außerbiblischen Gebrauch selten
auftauchend, erfährt der Ausdruck χατασχηνόω
[kataskenoo][8] im Griechischen des Neuen Testaments eine auffallend häufige Verwendung in
der vorrangigen Bedeutung eines längeren oder dauernden Verweilens, eines
Wohnens also, das Bestand hat. Darin wirkt der alttestamentliche
Sprachgebrauch nach, nämlich ein Sich-Niederlassen, um einstweilen zu
bleiben.[9]
Gegenüber dem kosmischen Weltvertrauen der Griechen,[10]
das dem irdischen Dasein eine nachvollziehbare Ordnung vorzeichnet, bestehen
für das Selbstverständnis der Gnosis radikal andere Verhältnisse, Sein und
Dasein in der Welt zu deuten. Die Mandäer, eine gnostische Täufersekte, die
in entlegenen ostjordanischen Fluss- und Sumpfgebieten siedelte, hatten sich
in ihren Mythen eine eigene räumliche Vorstellungswelt geschaffen, die Hans
Jonas in seinem Buch Gnosis und spätantiker Geist (zuerst 1934) untersucht
hat.[11]
Für die mandäistische Vorstellungswelt hatten die Welt, der Raum und seine
Grenzen sowie das Wohnen eine gewisse Bedeutung. Jonas zitiert aus der
„Heiligen Schrift“ der Mandäer Ginzā (mandäisch: „Schatz“) in der
Übersetzung von Mark Lidzbarski (Göttingen 1925):
„Nicht einzelne Größen im Raume der Welt –
der Raum selbst, in dem das Leben sich findet, ist als solcher eine
dämonische Macht, und die ‚Dämonen‘ sind ebenso wohl Personal- wie
Raum-Begriffe. Ihre Überwindung ist daher nichts anderes als ihre
Durchquerung, die mit der räumlichen Grenze auch ihre Macht durchbricht und
aus der Magie ihrer Umfassung herausführt. Darum sagt das erlösende Leben
von sich, daß es ‚die Welten durchwanderte‘: ‚Die Welten (Äonen) alle will
ich durchziehn, die Mysterien alle erschließen‘.“[12]
Es ist
hier vor allem die Idee von Weg und Wanderung, die dem Aufenthalt des
Menschen in der Welt eine spezifische Weise des Im-Raum-seins, „des
menschlichen Inseins“ (Jonas), bescheinigt: die Bewegung. Der Kosmos der
Mandäer besteht aus vielen fremden und finsteren Welten, die, eine
nach der anderen, durchgangen werden müssen, denen die eine
jenseitige lichte Welt gegenübersteht. Auch dies wird räumlich gedacht: Jene
vom Licht durchflutete Welt ist die Welt außerhalb der irdischen.
„Wie lange halte ich es schon aus und wohne in der Welt!“,[13]
zitiert Jonas und sieht darin die Grundstimmung der Weltangst als
„Raum-Zeit-Angst“ formuliert. Jonas spricht vom Panischen dieses
Erlebnisses, wobei sein und wohnen offensichtlich identisch
aufgefasst werden:
„In jener Welt der (Finsternis) wohnte ich tausend Myriaden Jahre, und
niemand wußte von mir, daß ich dort war. […] Jahre um Jahre und
Generationen um Generationen war ich da, und sie wußten um mich nicht, daß
ich da in ihrer Welt wohnte.“[14]
Die Welt oder passender das Weltgehäuse ist räumlich angeschaut: Es ist
geschlossen. In diese Welt gelangt man hinein wie auch wieder nach
außen hinaus. „Der Aufenthalt ‚in der Welt‘ ist ein ‚Wohnen‘“,
so der Logos der Gnosis. Damit ist sowohl das räumlich Umgrenzte als auch
das Austauschbare bezeichnet. Die Welt als ganze ist „Wohnung“ oder „Haus“,
wobei Wohnen und Haus unterschieden werden, je ob es sich um die irdische
oder die jenseitige Welt handelt. Entsprechend ist das Haus finster oder
licht. Die wie mir scheint philosophisch bedeutsamste Herausforderung steckt
in der zweiseitigen Bedeutung des Wohnens[15]
selbst. Der Mandäismus unterscheidet zwischen der episodischen Zufälligkeit
und der grundlegenden Bestimmung des Wohnens:
„Im Wohnen liegt die doppelte Beziehung: das
nur Zeitweilige, nur Ansässigsein, aus Wahl oder Schicksal (auch
Vorgeschichte) zustandegekommen und grundsätzlich wieder lösbar – eine
Wohnung kann man aufgeben, verlassen, gegen eine andere vertauschen, ja, man
kann sie hinter sich zugrundegehen lassen –, und zugleich das Konstitutive,
das der Ort des Daseins für dasselbe hat, sein Angewiesensein auf ihn: das
Leben muß wohnen und ist seinem Wo zugehörig; die Hingehörigkeit ist ihm
wesentlich, es wird von seinem Wo bestimmt – d. h. es selber ist ein
ursprünglich raumhaftes Phänomen und lebt aus seinem Raume her. Daher kann
es nur Wohnung mit Wohnung vertauschen und auch das außerweltliche Dasein
ist Wohnen – in den Wohnsitzen des Lichts und des Lebens, die eine
Unermeßlichkeit von umzirkten Örtern jenseits der Welt sind.“[16]
Das Zeitweilige und das Konstitutive, dies sind die beiden
Gesichtspunkte, unter denen das gnostische Denken das Wohnen betrachtet. Die
„Gefahr des Wohnens“ wird darin gesehen, dass sich das Leben in der
Welt ansiedelt und im irdischen Haus sich festzusetzen versucht. Das
„Bleiben“ ist nicht gewünscht, vielmehr die Welt nur „die Herberge“ ist, in
der man befristet weilt: „‚die Herberge hüten‘ ist formelhaft für: in
der Welt (im Körper) sein“.[17]
Jonas weist in diesem Zusammenhang auf die Verbindung bzw. Gleichsetzung von
Welt und Körper hin. Wie der Körper das Leben „behaust“, so die Welt das in
ihr eingeschlossene Leben.
„Mehr noch ist es ‚das Zelt‘, vorzüglich aber das ‚Gewand‘, das den
Körper als flüchtige Weltform der Seele kennzeichnet. Das Gewand ‚zieht‘ man
‚an‘ und zieht man wieder aus, man vertauscht das eine mit dem anderen, das
stoffliche mit dem Lichtgewand. Denn auch im jenseitigen Dasein bedarf das
Leben eines ‚Gewandes‘. Darin bekundet sich, daß zum Leben als solchen ein
räumliches Worin und eine umschließende Form gegen diese gehört.“[18]
In diesen Bildern, so Jonas, ist vor allem auf die impliziten und expliziten
Fragen zu achten, da diese, im Gegensatz zu den meist konstruierten
Antworten, elementar sind, da aus dem „Zustand des Daseins gegeben“.[19]
2. „Dichterisch wohnet der Mensch auf dieser
Erde“[20]
Heideggers Darmstädter Vortrag von 1951 steht
in einer Reihe weiterer Vorträge und Aufsätze, die das Thema des Wohnens zum
Inhalt haben. Zwar ist bereits in Sein und Zeit (1927), d.h. vor der
Zeit der „Kehre“ und der intensiven Beschäftigung mit dem Werk Hölderlins,
vom Wohnen die Rede, neu ist aber der Bezug auf Maß und Messen. In Sein
und Zeit taucht das Wohnen bei der Erläuterung von „In-Sein“[21]
auf. Danach meinen „in“ und „inan-“ ursprünglich „wohnen, habitare, sich
aufhalten“. „Sein“, als Existenzial („ich bin“) verstanden, bedeutet
„wohnen bei [...] vertraut sein mit“. So die knappen Ausführungen
Heideggers in seinem frühen Hauptwerk.
Mit dem Werk des Dichters Friedrich Hölderlin (1770–1843) beschäftigt sich
Heidegger spätestens seit den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts.[22]
Vor allem in Seminaren und Vorträgen werden Gedichte Hölderlins zum
Ausgangspunkt von Interpretationen. 1951, im Jahr des Darmstädter Gesprächs
über Mensch und Raum, erscheinen Heideggers Erläuterungen zu
Hölderlins Dichtung in zweiter Auflage. Hölderlin sei der „Dichter des
Dichters“, bei ihm lasse sich das „Wesentliche“ des Wesens der Dichtung
finden. Der Aufsatz „Hölderlin und das Wesen der Dichtung“ zeigt, warum
Hölderlin und das Dichten für die Phase der „Kehre“ in Heideggers Denken so
bedeutsam wurden. Darin fragt er: Wer ist es aber, der im Fluss der Zeit ein
Bleibendes fasst und es im Wort zum Stehen bringt?[23]
Der Dichter stiftet durch das Wort das Bleibende. Das Bleibende ist nichts
was immer schon vorhanden wäre. Vielmehr muss „gerade das Bleibende gegen
den Fortriß zum Stehen gebracht werden; das Einfache muß der Verwirrung
abgerungen, das Maß dem Maßlosen vorgesetzt werden“.[24]
An dieser Stelle begegnet uns im Zusammenhang mit dem Dichten (und Bleiben)
das Maß, welches dem Maßlosen entgegen gesetzt werden soll. Dazu müssen, so
Heidegger, die Götter ursprünglich genannt werden. Durch das Nennen der
Götter stellt sich der Mensch unter ihren Anspruch. Die Bedeutung der
Dichtung liegt im Aussprechen des wesentlichen Wortes: „Dichtung ist
worthafte Stiftung des Seins. [...] Das Einfache lässt sich nie
unmittelbar aus dem Verworrenen aufgreifen. Das Maß liegt nicht im
Maßlosen“.[25]
Darauf folgt eine weitere Bestimmung der Aufgabe der Dichtung für das
Bemessen der Dinge: „Weil aber Sein und Wesen der Dinge nie errechnet und
aus dem Vorhandenen abgeleitet werden können, müssen sie frei geschaffen,
gesetzt und geschenkt werden. Solche freie Schenkung ist Stiftung“.[26]
Auch das Dasein des Menschen wird so auf einen festen Grund gestellt. In
diese feste Gründung spielt nun ebenfalls das Wesen des menschlichen Wohnens
hinein. „Voll Verdienst, doch dichterisch wohnet / Der Mensch auf dieser
Erde“, heißt es bei Hölderlin.[27]
Das Wohnen, oder auch das Dasein, sei in seinem Grund „dichterisch“. Das
dichterische Wohnen ist kein Verdienst des Menschen, sondern ein Geschenk.
Der ebenfalls 1951 von Heidegger gehaltene Vortrag „...dichterisch wohnet
der Mensch...“[28]
wendet sich zunächst gegen die gewöhnliche Vorstellung, das Wohnen bedeute
nur eine Verhaltungsweise des Menschen neben anderen[29]
bzw. das Innehaben einer Wohnung.[30]
Bei der Suche nach dem Wesen der Dichtung, wobei Dichten zunächst als
„Wohnenlassen“ gedeutet ist, gelangt Heidegger ins Wesen des Wohnens. Wieder
ist es der Zuspruch der Sprache, der den Weg zur Bedeutung dieses „Wesens“
öffnet. Bei seinem Wohnen baut der Mensch die der Pflege bedürfenden Dinge
der Erde an und errichtet Bauwerke. Doch dieses Bauen füllt das Wesen des
Wohnens nicht aus. Das Bauen sei eine „Wesensfolge des Wohnens, aber
nicht sein Grund oder gar seine Gründung“.[31]
Heidegger befindet, dass der Mensch das Wohnen „vermögen“ muss. Dies führt
ihn zu einem weiteren Verständnis von Bauen. Das Dichten erweist sich
jetzt als das „anfängliche Bauen“, insofern es dem menschlichen Wohnen erst
sein Maß gibt: „Das Dichten erbaut das Wesen des Wohnens“.[32]
Das Maß, welches sich das Dichten nimmt, wird im Durchmessen der
Dimension zwischen Himmel und Erde gefunden. Der Dichter nimmt dieses Maß,
indem er dichtet. „Das Dichten ist diese Maß-Nahme und zwar für das
Wohnen des Menschen.“[33]
Somit wird das Dichten zum Grundvermögen des Wohnens.[34]
Das Undichterische des Wohnens, nämlich nicht menschlich zu wohnen, liegt im
Unvermögen des Menschen, das Maß zu nehmen.
Das Zeitwort Wohnen, so Heidegger im Vortrag „Hebel – der
Hausfreund“ von 1957, „nennt uns die Weise, nach der die Menschen auf
der Erde unter dem Himmel die Wanderung von der Geburt bis in den Tod
vollbringen“.[35]
Diese Wanderung sei der „Hauptzug des Wohnens“ als des
„Aufenthalts zwischen Erde und Himmel, zwischen Geburt und Tod, zwischen
Freud und Schmerz, zwischen Werk und Wort“.[36]
Die Welt ist das Haus, das der Mensch „als der Sterbliche“ bewohnt.
Das menschliche Wohnen, so führt Heidegger aus, stehe zwischen Technik und
Dichtung. Die „technisch beherrschbare Natur der Wissenschaft“ hat
sich mit rasender Geschwindigkeit von der „natürlichen Natur des
gewohnten, gleichfalls geschichtlich bestimmten Wohnens des Menschen“[37]
entfernt. Vom ursprünglicheren Wohnen des Menschen her gedacht, sei das
„bloße Leben, das man lebt, noch kein Wohnen“.[38]
Aber der Dichter vermag das Maß des Wohnens zu benennen, insofern er es von
den Göttern sich nimmt. In einem späteren Text von 1970 kommt Heidegger noch
einmal auf „Das Wohnen des Menschen“ zurück. Der Dichter kann nur dasjenige
als Maß stiften, was er zuvor von den Himmlischen empfangen hat. Die
Himmlischen und die Sterblichen gehören zusammen, so Heidegger den Dichter
Hölderlin deutend, die einen geben das Maß, die anderen nehmen es sich
daraufhin. Denn der Mensch „wohnet dichterisch [...] auf dieser
Erde“. Damit ist ein Maß angesprochen: „Die irdisch Dichtenden sind
nur die Maß-Nehmenden einer himmlischen Maßgabe“.[39]
Die Menschen, insofern sie sich allein „technisch“ zum Wohnen verhalten,
können sich selbst kein Maß geben, insofern „das Maß für den nur noch
rechnenden Menschen das Quantum“ ist.[40]
Das Maß des Wohnens soll nicht verwechselt werden mit dem Wohnungsmaß!
Es ist für unseren Zusammenhang von einigem Interesse, schaut man sich die
veröffentlichten Protokolle der Aussprache auf dem Darmstädter Gespräch an,
dass von den anwesenden Architekten der Begriff des Maßes nicht thematisiert
wurde.[41]
Dies erscheint umso verwunderlicher, als wir es doch beim Maß (Proportion,
Symmetrie usw.) mit einem Schlüsselbegriff der Architektur und des Bauens zu
tun haben. Einzig der Zusammenhang von Wohnen und Bauen, von Heidegger sehr
eindringlich und provokant am Leitfaden der Wortbedeutungsgeschichte
ausgelegt und entfaltet, findet Beachtung. Aber die Verknüpfung von Wohnen
und Bauen mit dem Maßdenken wird ignoriert.
3. Das Maß des Wohnens
Schon bei Aristoteles, dann offensichtlicher bei Vitruv wird unter dem
Maß etwas genommen, was man von außen an eine Sache heranführt. Der Maßstab,
insofern wir ihn wie etwa einen Zollstock als ein Messgerät von einer
bestimmten Länge verstehen wollen, ist ein entsprechendes Gerät, mit dessen
Hilfe ein quantitatives Maß an etwas Drittem, passender Weise einer
Säulenstärke, abgenommen werden kann. Diesen Umgang mit solchem Gerät nennen
wir „messen“.
Hölderlin dichtet so: „der Mensch misset sich [...] mit der
Gottheit“. Diese soll das Maß sein, mit dem der Mensch sein Wohnen
„ausmisst“. Heidegger interpretiert: „Das Vermessen ermißt das Zwischen,
das beide, Himmel und Erde, einander zubringt. Dieses Vermessen hat sein
eigenes métron und deshalb seine eigene Metrik“.[42]
Offensichtlich kommt es entscheidend auf dieses Vermessen an. Dazu wird kein
Zollstock oder anderes Messgerät benötigt. Das Wohnen selbst, insofern es
dichterisch ist, ist ein Vermessen. Heidegger sagt: „Das Vermessen ist
das Dichterische des Wohnens. Dichten ist ein Messen“.[43]
Zunächst nimmt sich das Dichten das Maß, an dem etwas überhaupt gemessen
werden soll. Hölderlin nennt die Gottheit als Maß für das menschliche
Wohnen. Verwirrend ist hier allerdings Hölderlins Feststellung, dass die
Gottheit unbekannt sei, dennoch aber das Maß für das Wohnen sein soll.
Obwohl Gott unbekannt ist, kann er dennoch offenbar sein „wie der Himmel“.
In dieser Offenbarkeit erscheint das Maß, woran der Mensch sich misst.
Heidegger spricht deshalb von einem seltsamen, geheimnisvollen Maß, insofern
wir daran gewöhnt sind, unter dem Messen uns eine wissenschaftliche
Beschäftigung mit Werkzeuggebrauch und Messtechnik vorzustellen. Das
Maßnehmen, wie es Heidegger bei Hölderlin deutet, ist indes ein vernehmendes
Hören, dessen Mittelstellung der Dichter einnimmt. Dieser steht nämlich
gleichsam als Bote zwischen Erde und Himmel, zwischen dem Menschen und der
Gottheit. „Denn der Mensch wohnt, indem er das ‚auf der Erde‘ und das
‚unter dem Himmel‘ durchmisst.“[44]
Das Dichten sei also ein „ausgezeichnetes Messen“. Insofern kann das Dichten
auch das „anfängliche Bauen“ genannt werden, da es das Maß nimmt „für die
Architektonik, für das Baugefüge des Wohnens“.[45]
Aber Heidegger nennt Dichten auch „Andenken“. Die Worte des Dichters machen
auf das Bleibende aufmerksam. Sie stiften, was bleibt: „Das stiftende
Wohnen des Dichters weist und weiht dem dichterischen Wohnen der Erdensöhne
den Grund“.[46]
In diesem Weisen wird das Maß gedacht.
Wollte Heidegger noch vor die Metaphysik zurückgehen, um das Wohnen aus der
Seinsvergessenheit herauszuheben, kritisiert E. Lévinas gerade den Primat
der Ontologie vor der Metaphysik, die er als Ethik auslegt. Er denkt das
Wohnen vom Verhältnis des Ich zum Anderen, wobei er zwischen der Andersheit
der Welt und dem absolut Anderen unterscheidet. In einer bewohnten Welt, in
der ich mich aufhalte, „fällt die Andersheit [...] unter meine
Vermögen“.[47]
Im Gegensatz zu Heideggers Interpretation des Wohnens als Aufenthalt bei den
Dingen, setzt Lévinas das „Geschehen des Wohnens (habitation)“, das
allerdings vom Wissen des Menschen getrennt werden muss. Wohnen und Wissen
haben kein gemeinsames Maß. Denn jedes Wissen, jede Vorstellung der Welt,
der Gegenstände und Orte sind nachträglich zur Situation des Wohnens:
„Jede Betrachtung von Gegenständen [...] [ereignet] sich im
Ausgang von einer Bleibe (demeur)“.[48]
Der Mensch findet sich nicht in die Welt geworfen und verlassen wieder, wie
Heidegger behauptet, denn die Bleibe liegt gewissermaßen noch „vor“ der
Welt. Die primäre Veranschaulichung der Welt erfährt das Subjekt also durch
das Wohnen, durch die Existenz von der Intimität und Isolierung eines Hauses
aus, die die menschliche Subjektivität als Sammlung und Bei-sich-bleiben
erweckt und sich „als Existenz in einer Bleibe“ konkretisiert[49]:
„Von nun an bedeutet Existieren Bleiben“.[50]
Der Philosoph Werner Marx[51]
reagiert auf die bei Heidegger aufgelassene Kluft, insofern dieser, nachdem
das Dichterische als leitend für das Errichten von Bauten aufgezeigt wurde,
es jedoch versäumt habe, zu sagen, wie der Weg für den Menschen, der kein
Dichter ist, zu gehen sei, damit er das jetzige undichterische Wohnen
überwinde.[52]
Diese Lücke nun selbst schließend, stellt Marx dem „dichterischen Wohnen“
ein „Wohnen in den Maßen“ gegenüber. Marx entwickelt, anders als
Heidegger, ein „nichtmetaphysisches“, d.h. für den sterblichen Menschen
erfahrbares Maß, insofern er ein Maß-nehmen denkt, in welchem der
„Maßnehmende ‚wohnt‘“.[53]
Dafür stehe paradigmatisch das Maß des Heilenden, welches sich im
Bereich des „Mitmenschlichen“ ereignet, da die mitweltlichen sozialen
Erfahrungen des Liebens, des Mitleidens und des Anerkennens des Anderen ein
„Wohnen“ in jenen Maßen bedeutet. Dieses Maß wohnt als Gestimmtheit
in dem Menschen, der jene maßgebenden mitmenschlichen Erfahrungen gemacht
hat. Marx spricht deshalb vom „‚Wohnen‘ in den Maßen“.[54]
Es ist der Tod, der die Menschen überhaupt für die Erfahrung von Maßen
öffnet, in denen zu wohnen sie freilich erst noch lernen müssen.[55]
Hatte Marx das ethische Maß für das Wohnen des Menschen stärker an die
mitweltliche Erfahrung binden wollen, so erinnert Walter Biemel daran, dass
Heidegger im „Brief über den ‚Humanismus‘“ den von Heraklit gebrauchten
griechischen Ausdruck ethos mit Aufenthalt bzw. „Ort des Wohnens“
übersetzt habe. Der vollständige Spruch heißt in Heideggers Übersetzung:
„der Mensch wohnt, insofern er Mensch ist, in der Nähe Gottes“.[56]
Damit sei für Heidegger das Thema der Ethik die Frage nach dem „rechten
Wohnen“. Die Bedeutung von Wohnen führe in den Bereich, den Heidegger für
das Sein vorbehalten habe: das Offene, die Nähe, die Lichtung. Der dabei
mitgedachte Aufenthalt des Menschen inmitten des Seienden („Geviert“)
umfasse eben nicht nur das Mitmenschliche, sondern ebenso die Natur und das
Göttliche. Um das eigentliche Wohnen des Menschen zu ermöglichen, dürfe das
Sein nicht vom Seienden her gedeutet werden.[57]
Biemel erklärt das Wohnen als den Aufenthalt des Menschen, welchen Heidegger
auch als die Nähe zum Sein gedacht habe. Dabei hat Heidegger ausdrücklich
betont, dass der Mensch als der Ek-sistierende, der in der Lichtung des „Da“
wohnt, es heute nicht vermag, „dieses Wohnen eigens zu erfahren und zu
übernehmen“.[58]
Nähe meint Vertrautheit, so dass das Wohnen zu denken bedeutet, nach der
Vertrautheit des Menschen zum Mitmenschen, zur Natur, zum Göttlichen und
schließlich nach der Vertrautheit zu sich selbst[59]
zu fragen. Biemel interpretiert das Wohnen als Entsprechung des Ethos, das
„von dem das menschliche Sein tragenden Bezug zur Lichtung“[60]
auszugehen hat. Der dem Wesen des Wohnens gerecht werdende Aufenthalt
entspricht dann dem Verhalten des Menschen zum Seienden in der Erfahrung der
Nähe. Mit dem Gewinn des richtigen Wohnens sei auch der rechte Bezug zum
„Geviert“ verwirklicht, so dass sich die klassischen ethischen Fragen nicht
mehr stellten.[61]
Die andauernde Suche nach diesem Aufenthalt, dem „rechten Wohnen“, verweist
indes den Menschen weiterhin in die Heimatlosigkeit.[62]
Otto Pöggeler nimmt in seinem Aufsatz „Gibt es auf Erden ein Maß?“ den
Gedankenkontext Hölderlin-Heidegger auf, indem er zunächst auf die
Weiterführungen von Marx hinweist:
„Diese Weiterführung geschieht von Hölderlins Frage nach dem Maß her,
doch so, daß das Wohnen, von dem Hölderlin spricht, nicht nur ein
dichterisches sein soll, sondern auch vom alltäglichen Leben aus gefunden
und zum Ethos geführt werden soll.“[63]
Pöggeler geht dann aber wieder zurück auf den ursprünglichen Hölderlin-Text
und findet eine andere Interpretation des Maßes als Heidegger:
„Der Mensch muß auf der Erde aufrecht stehen, wie die Kirche mit ihrem
Turm, der in den Abgrund der Bläue ragt. Die himmlischen Gestalten sind sein
Maß, ein Maß nämlich im Sinne der alten Tugend, in bestimmten Situationen
die Mitte zu treffen, die ‚mâze‘ nach dem mittelhochdeutschen Ausdruck. Ein
bleibendes Maß aber gibt es nicht, denn gerade der höchste Gott ist der
Donnerer, der jede Ausgewogenheit auch wieder zerstört.“[64]
Heidegger und Marx stimmten darin überein, so Pöggeler, dass der Ausdruck
„ein Maß“ vom Maßnehmen her zu verstehen ist. Sowohl Hölderlin wie Heidegger
behaupten, dass es dieses Maß auf Erden nicht gebe. Anders freilich
Marx: Für ihn kann dieses Maß im alltäglichen Leben gefunden werden. So mag
es zunächst einmal „offen“ bleiben, inwiefern beim menschlichen Wohnen
überhaupt so etwas wie Maß und Mitte intendiert sind.
Auch Gadamer hat sich über eine kritische Lektüre Marxens mit der Thematik
des Wohnens und seines Maßes auseinandergesetzt.[65]
Er interpretiert Heideggers Weigerung, ein gemessenes Wohnen anzuerkennen,
nicht so sehr von jenen mitweltlichen Tugenden her, die Marx aufzählt.
Entscheidender ist, dass wir das Wohnen nicht mehr denken können.
Unser Denken heute ist von einer zunehmenden Berechenbarkeit in Beschlag
genommen: „Es geht nicht um das Wohnen als solches, sondern darum, Wohnen
wieder ‚denkbar‘ zu machen, d.h. ihm seinen Rang im Selbstverständnis des
Menschen wiederzugeben [...]“.[66]
Deshalb muss der Mensch wieder ins „Wohnenkönnen“ zurückgeführt werden, was
indes das rechnende Denken nicht bewerkstelligen kann. Insofern sind es
Dichter und Denker, denen Heidegger zutraut, ein anderes Wohnen als ein
anderes Denken und schließlich die Erfahrung vom Maß zu antizipieren.
Wichtig bleibe, dass Hölderlin und Heidegger das „dichterische Wohnen“ als
„die eigenste Möglichkeit des Menschen“ beschreiben.[67]
Gadamer selbst hat dann später für ein qualitatives Maßdenken gesorgt. Beim
„rechnenden“ Messen wird ein Maß von außen ans Wohnen gelegt, um
festzustellen, wie sich das Wohnen an diesem Maß ausnimmt: mehr oder weniger
Quadratmeter, die eine Fläche ausmessen. Es gibt aber, so Gadamer, zwei
Arten des Messens. Gadamer spricht davon, dass es auch das Maß gibt, „das
man in den Sachen selbst findet und das sich als das rechte Maß erweist“.[68]
Für Maß 1 ist der Handwerker zuständig, der auf Grund einer durchgeführten
Messung sich nachprüfbar in seinem eigenen Verhalten nach dem erzielten
Ergebnis richtet. Bei Maß 2 reagiert man nicht auf das an eine Sache
angelegte Maß, sondern man folgt dem Blick auf das Maßvolle und orientiert
sich an dem, „was sich als richtig erweist und dem man gehorcht“.[69]
Dazu bedarf es der Fähigkeit, das Angemessene gelten zu lassen. Ihm Folge zu
leisten, muss selbst anerkannt sein und als Richtmaß gelten. Wir haben es
dann mit der seltenen Gabe zu tun, dass jemand spürt, „was hier
das Richtige ist“,[70]
um daraufhin auch das Richtige zu tun.
Die Bedeutung des mittelalterlichen mâze, von der Pöggeler gesprochen
hat und Gadamer ebenfalls auszugehen scheint, weist vor allem drei
Richtungen auf.[71]
In der ersten wird unter mâze eine bestimmte Größe verstanden, mit
der eine andere verglichen wird, eine abgegrenzte Ausdehnung in Raum,
Gewicht, Kraft, das Maß, sowohl allgemein, wie von bestimmten, eingeführten
Maßen jeglicher Art. Zweitens ist unter mâze eine verglichene und
richtig befundene Größe, eine gehörige Größe, das rechte, gebührende Maß zu
verstehen. Drittens dann wird mâze auch im Sinne des Maßhaltens, der
Mäßigung gebraucht. Daraus ergeben sich weitere Bedeutungsebenen: die Kunst
zu messen, das rechte Maß zu finden, diejenige Eigenschaft des Gemüts,
vermöge derer der Mensch in allen Dingen Maß hält, die äußerste Grenze nie
überschreitet, anstandsvolle Bescheidenheit usw. Diese zuletzt und drittens
aufgeführten Bedeutungen von mâze betreffen eine bestimmte
Disposition des Gemüts, des Charakters und der Erziehung, die den
ritterlichen Kreisen, deren Ideen für den Gehalt der mittelhochdeutschen
Literatur maßgebend waren, als eine der vornehmsten Tugenden galt, deren
Trefflichkeit um so öfter gerühmt wird, je näher die roheren Leidenschaften
jener Zeit die Notwendigkeit derselben legen mochten.[72]
4. Das häusliche Wohnen als Stiftung einer besonderen Stimmung
Einem anderen philosophischen Impuls folgen die Autoren, die mit dem
(häuslichen) Wohnen vor allem das Erzeugen einer Stimmung und damit den
Zustand einer bestimmten Befindlichkeit verbinden. Bei Heidegger ist von der
Befindlichkeit oder Gestimmtsein des Menschen die Rede. Sie
sei eine eigene Grundweise des Verstehens. Auch Hans Lipps hat von der
Gestimmtheit unserer Existenz gesprochen, von dem Druck, unter dem der
Mensch steht, dass er etwas beginnen, seinem Leben eine konkrete Gestalt
geben muss. Solche existenzialen Stimmungen werden oft metaphorisch zum
Ausdruck gebracht, indem Bilder des Geworfenseins bzw. der Geworfenheit des
Menschen, aber ebenso auch des Heimatlichen und Geborgenen usw. erzeugt
werden. Es geht den nachfolgenden Autoren aber nicht mehr um das menschliche
Wohnen und Bleiben in der Welt, sondern – ausgesuchter – um das Wohnen in
einem erst dafür „gemachten“ Raum, den bergenden Raum, den man bewusst und
gekonnt der Abgründigkeit, Fremde, Kälte und Unheimlichkeit der Welt
entgegen setzt. Wir haben es hier gleichsam mit einem Gegenentwurf zur
Gnosis zu tun: Der dort beschworenen „Gefahr des Wohnens“, nämlich
ein Bleiben in der profanen Welt auszubilden, wird nun getrotzt, indem das
Bleiben und die Bleibe als Inbegriffe des Wohnens gedeutet werden. Auch kann
damit dem Dasein seine Hauptbedeutung der „Wanderung“ durch die vielen Räume
der Welten genommen werden. Es wird vielmehr gerade dieses dauernde
Verweilen als ein Festsetzen an einem geschützten Ort („Haus“) als Flucht
vor dem Panischen des Erlebens jener „Raum-Zeit-Angst“ gedeutet, die Jonas
an den mandäischen Schriften herausgestellt hat. Der Religionsphilosoph Paul
Tillich hat ganz in diesem Sinne das Wohnen in einem Haus gegen das Fremde
und Abgründige des Draußen gestellt:
„Um dem Unheimlichen zu
entfliehen, sucht der Mensch sich heimisch zu machen im Dasein, sucht er
dem Dasein das Fremde, das Drohende zu nehmen. Ein hervorragendes Symbol
dieses Willens ist das Haus.
[...] Im
Hause wird ein Stück des Daseins heimisch gemacht, zur Vertrautheit
gebracht.“[73]
Die Unheimlichkeit versteht sich als eine räumliche Welt-Stimmung, gegen die
sich der Mensch wappnen muss, indem er sich seinen „intimen“ Bezirk schafft
und diesen mit einer ganz eigenen Atmosphäre ausstattet und so stiftet.
Schon der Blick auf die Wortgeschichte des Wohnens deutet dieses Tun an. So
stellt
„Trübners Deutsches Wörterbuch“ für das Verbalsubstantiv „Wohnen“ die „im
Westnord. erhaltenen Bedeutungen des Behagens und Zufriedenseins“ fest.
Die später von Hermann Schmitz hervorgehobene Bedeutung des Wohnens und der
Wohnung als Produkt einer „Kultur der Gefühle im umfriedeten Raum“
hat ihre Vorgänger in der Phänomenologie von E. Minkowski, Otto F. Bollnow,
H. Lassen und K. von Dürckheim.[74]
Beispielsweise werden in Minkowskis Aufsatz über „Raum, Intimität, Wohnung“[75]
die Stimmungen „Gemütlichkeit, Behaglichkeit, Wohnlichkeit“
angesprochen.
„In dieser speziellen Verwendung könnte man den im Deutschen etwas
seltenen Begriff der Intimität anspruchsvoller auch mit ‚Wohnlichkeit‘
wiedergeben, in andrer Hinsicht vielleicht auch mit ‚Gemütlichkeit‘ oder
‚Behaglichkeit‘ oder anders auch wieder mit dem Begier des ‚Anheimelnden‘,
ohne damit den vollen Bereich der mit ‚Intimität‘ bezeichneten Sphäre
wiederzugeben.“[76]
Dass es
in diesen Beschreibungen in erster Linie auf den von Menschen entworfenen,
erbauten und eingerichteten Raum ankommt, hat Minkowski auch darin zum
Ausdruck bringen wollen, dass er diesen Räumen den besonderen Charakter
der Intimität gegeben hat. Es handelt sich hier um besondere Räume, in
denen sich das Gefühl der Intimität entfalten kann. Er spricht „von einem
‚Klima‘, einer ‚Atmosphäre der Intimität‘“[77]
Hier werden Räume nicht in dem wahrgenommen, was sie an Dingen enthalten,
sondern es geht allein um ihr Wirken und den Eindruck, den sie machen. Den
Zusammenhang von räumlicher Geborgenheit und menschlichen Beziehungen
verdeutlicht folgendes Zitat von Minkowski:
„So sehr ist es wahr, daß man zu zweit sein muß, wie es die menschliche
Bestimmung will, um das Leben aufzubauen, um die Intimität zwischen sich und
um sich zu schaffen. Und das ‚Interieur‘ belädt sich jetzt mit Büchern und
unbedeutenden kleinen Bibelots [Nippsachen], mit Schmerzen und
Freuden, mit Wünschen, mit dieser Anstrengung, gemeinsam dieses Leben wie
diese Wohnung zu bauen, indem man dort einen wichtigen Platz dem Klima der
Intimität gewährt, das einen kleinen Kreis gleichfühlender und naher Freunde
offen ist […] So beweist die Intimität ihre Lebensbedeutung; sie
fordert eine gewisse Kultur des Herzens und des Geistes.“[78]
Georg Simmel wiederum hat
die unweigerlich auftretende Nähe von Menschen untereinander im intimen Raum
als ein Wagnis der Zumutbarkeit beschrieben, insofern wir nun dem anderen
durch bestimmte, jede räumliche Distanz aufgebende Sinneseindrücke bekannt
werden:
„Daß wir die Atmosphäre jemandes riechen, ist
die intimste Wahrnehmung seiner, er dringt sozusagen in luftförmiger Gestalt
in unser Sinnlich-Innerstes ein, und es liegt auf der Hand, daß bei
gesteigerter Reizbarkeit gegen Geruchseindrücke überhaupt dies zu einer
Auswahl und einem Distanznehmen führen muß
[…].“[79]
Die „Kultur des Herzens und des Geistes“, von der oben gesprochen
wurde, soll das Stichwort sein, um auf die ganz ähnlichen Ausführungen von
Hermann Schmitz zu sprechen zu kommen. Für ihn ist das Wohnen „ein
Verfügen über Atmosphärisches, sofern ihm durch eine Umfriedung ein
Spielraum gewährt wird“.[80]
Dieser spricht deshalb auch von der „Kultur der Gefühle“. Es geht ihm
ebenfalls um Anlässe und Bedingungen des Erzeugens eines Klimas der
Wohnlichkeit. Er deutet das gelingende Wohnen als eben dieses Herstellen
einer besonderen Stimmung, die als leibliche Regung gespürt wird. Schmitz
spricht wie Tillich[81]
von der Abgründigkeit des Unheimlichen, dem man gleichsam einen Bezirk
abtrotzt, der in sich friedvoll und harmonisch erlebt werden kann. Wichtig
ist das Eingegrenzte und Abgetrennte, dass die Wohnenden sich durch Wände
(Haus, Kirche) und Mauern (Friedhof) oder Zäune und Hecken (Garten) einen
eigenen geschützten Gefühlsraum schaffen. Das Wort Behaglichkeit
enthält den Wortteil „Hag“ (Umzäunung),[82]
was auf einen in seine Grenzen eingelassenen und darin behüteten Spiel-Raum
für menschliche Aktivitäten hindeutet. Ausschließung ist hier die
wesentliche Vorbedingung für die Erzeugung einer intimen, auf Leib und Gemüt
gleichermaßen wirkenden Stimmung. In diesem Verständnis ist das Wohnen auf
Haus und Wohnung (überhaupt auf räumlich geschlossene Räume) angewiesen. Auf
der anderen Seite bleibt der erzeugte Gefühlsraum stets bedroht durch das
Verhalten der Wohnenden infolge von Reaktionen auf Widerfahrnisse aller Art.
Insofern kann hier das Abgründige der inneren Natur des Menschen das
Unheimliche, das in der äußeren Natur empfunden, aber im Wohnen erfolgreich
ausgeschlossen wird, gleichsam ablösen:
„Eine Wohnung reicht nur so weit, wie die durch eine Umfriedung
eingeräumte Chance, abgründige Erregungen abzuhalten, zu dämpfen und einer
harmonischen Gefühlskultur anzupassen; wenn die Scham, eigens herbeigerufen,
die Umfriedung überflutet, bricht die Wohnung daher zusammen, nicht anders,
als bei schockartigem Durchbruch des Erschreckens.“[83]
Wenn aber das Wohnen gelingt, bedeutet es auch eine gewisse Steigerung oder
Auszeichnung des Lebens, oder wie Schmitz sagt, dass die umfriedete und
abgeschlossene Wohnung „alles Leben zum Wohnen werden läßt“.[84]
5. Ausblick auf den Stil eines „modernen“ Wohnens
Die Empfindsamkeit für Atmosphärisches, das „gemütliche“ Wohnräume
zeigen, lassen dafür aufgeschlossene Hausherren bzw. Hausfrauen vermuten.[85]
Das Wohnen und die Wohnung stehen jedermanns Geschmack zur freien Verfügung.
Um aber dem Einwirken des Unbehaglichen, Fremden und Kalten ins Wohnen
gekonnt zu trotzen, sollte dieser Geschmack kultiviert bzw. das Wohnen
eingeübt sein: beides also einem kulturellen Niveau entsprechen. Wir
sprechen dann von einem „guten“ Geschmack. Der gute Geschmack, den eine
Wohnung zu erkennen gibt, appelliert an die „befriedeten Schichten“ unseres
zurückgezogenen Lebens, jenseits der Öffentlichkeit des Überindividuellen
und seinen Erregungspunkten.
Individualität und Allgemeinheit sind die beiden Extreme, zwischen denen
sich der moderne Mensch weiß und einzurichten hat. Georg Simmel sieht in der
Stilisierung „als Hintergrund und Basis des täglichen Lebens“ den
Ausgleich zur „absoluten Selbstverantwortlichkeit“,[86]
die die moderne Gesellschaft dem einzelnen Menschen abverlangt. Er gibt
einen tiefen Einblick in den Sinn des Wohnlichen, wie es dem Menschen in
einem beruhigten Zuhause angemessen ist:
„In seinen Zimmern ist der Mensch die Hauptsache, sozusagen die Pointe,
die, damit ein organisches und harmonisches Gesamtgefühl entstehe, auf
breiteren, weniger individuellen, sich unterordnende Schichten ruhen und
sich von ihnen abheben muß. […] Das Prinzip der Ruhe, das die
häusliche Umgebung des Menschen tragen muß, hat mit wunderbarer instinktiver
Zweckmäßigkeit zu der Stilisierung dieser Umgebung geführt: von allen
Gegenständen unseres Gebrauchs sind es wohl die Möbel, die am
durchgehendsten das Cachet irgend eines ‚Stiles‘ tragen.“[87]
Simmel nennt an erster Stelle das „Prinzip der Ruhe“, das das
wohnliche Haus auszeichnet. Ausspannung und Herabstieg der Erregungen
begünstigen die in der Regel mit anderen Menschen geteilte häusliche
Bequemlichkeit. Das einzelne Gebrauchsstück ist zu unterscheiden
hinsichtlich seiner Stilisiertheit von der Wohnung bzw. der Umgebung des
Wohnens als Ganzes, in der es sich das Individuum behaglich macht:
„Die Wohnung, wie sie der einzelne nach seinem Geschmack und seinen
Bedürfnissen einrichtet, kann durchaus jene persönliche, unverwechselbare,
aus der Besonderheit dieses Individuums quellende Färbung haben, wenn jeder
konkrete Gegenstand in ihr dieselbe Individualität verriete.“[88]
In der Auflösung dieses vermeintlichen Widersinnigen im Verständnis von
Individualität des Wohnenden und einem gleichen Zug der Anmutung bei den
Gebrauchsgegenständen des Wohnens macht Simmel deutlich, worin das Wohnliche
für den Menschen besteht:
„Angenommen, es [das Widersinnige] gälte, so würde es zunächst
erklären, weshalb Zimmer, die ganz streng in einem bestimmten historischen
Stil gehalten sind, zum Bewohnen für uns etwas Unbehagliches, Fremdes,
Kaltes haben – während solche, die aus einzelnen Stücken verschiedener, aber
nicht weniger strenger Stile nach einem individuellen Geschmack, der
freilich ein ganz fester und einheitlicher sein muß, komponiert sind, im
höchsten Maße wohnlich und warm wirken können.“[89]
Stilistisch einheitlich eingerichtete Räume schlössen zwangsläufig „das
darin wohnende Individuum sozusagen von sich [aus]“. Es ist aber
der Wohnende, dem es durch das Glück des Stils gelingt, aus einzelnen
Möbelstücken eine Gesamtform zu schaffen, die zum bewohnbaren Gegenüber
dieser „besonders gestimmten Persönlichkeit“ wird. Die Wohn-Dinge
offenbaren ein ihnen „anfühlbares Erlebtsein“.[90] Mit der Wohnung tue sich der Mensch (das „Ich“) „ein stilisiertes Gewand
um“.[91]
Frühere Zeiten zeichneten sich dadurch aus, dass sie „nur einen und darum
selbstverständlichen Stil besaßen“. Simmel nennt Stil mit einem
geglückten Ausdruck auch die „Fraglosigkeit der allgemeinen
Lebensgrundlage“,[92]
also eine bestimmte Haltung und Daseins-Disposition, die man sich im Leben
geschaffen hat, ohne sie im Einzelnen bewusst benennen und anwenden zu
können. Diese erworbene Disposition des guten Geschmacks kann dann
auch durch Betonung des Guten des Geschmacks die Quelle für jenes
ethische Maß sein, das der Mensch sich setzt und das ihm die Grenzen des
Wohnens auch in einem ästhetischen Sinne lehren kann. Die moderne Zeit
besitzt allerdings eine „große Anzahl von Stilen“, „so daß die
individuelle Leistung, Verhalten, Geschmack sozusagen in einem lockeren
Wahlverhältnis zu dem weiteren Fundament, zu dem allgemeinen Gesetz steht,
dessen sie doch bedarf“.[93]
Haus und Wohnung decken
unser Bedürfnis nach Wohnlichkeit ab. Sie sind deshalb „mit Geschmack“ zu
entwerfen und einzurichten. „Geschmack“ ist als
Sinn ein sicheres Empfinden für
die Wirkung von etwas. Er setzt die Interessiertheit und Aufgeschlossenheit
im Sinne des praktischen, lebendigen Verhältnisses voraus, in dem man zum
Beispiel zu einem Haus, zu einer Wohnung stehen muss, um es bewohnend in
seiner Angemessenheit und Schönheit entdecken oder besser: empfinden zu
können. Fehlt überhaupt diese praktische Freiheit, etwas auf sich wirken zu
lassen, so wird man an der „Wirklichkeit“ der Dinge vorübergehen. Den guten
Geschmack als gesellschaftliches und nicht als ein privates Phänomen
entwickelt der Einzelne auf dem kommunikativen Boden jener Fraglosigkeit
lebensweltlicher Verbindlichkeiten, die zum Beispiel jedes Kunstwerk ja
gerade gezielt in Frage stellt.[94]
So lässt sich mit Simmel die Wohnung in einem modernen Verständnis deuten
als den privat-häuslichen Bereich, in den sich das moderne Individuum, um
zur Ruhe zu kommen, immer wieder in sein Wohnen zurückzieht. Hier bedarf es
aber gerade einer geschmackvoll stilisierten Wohnumgebung: „in diesem
überindividuellen Charakter liegt das Gedämpfte und Beruhigende, das von
allen streng stilisierten Gegenständen ausgeht“.[95]
Deshalb sei auch „der Stil, und nicht die Individualisierung, das rechte
Lebensprinzip“.[96]
Mit diesen Überlegungen hat Simmel auch eine Grundlage für eine „moderne“
Philosophie des Wohnens gelegt, die durch anschließende Überlegungen zu den
Phänomenen guter Geschmack und Lebens-Stil fortgeführt werden kann.
Anmerkungen:
[1]
1991 erschien eine Neuausgabe der Vorträge und Diskussionen durch
Ulrich Conrads. Im Jahr 2000 gab Eduard Führ das Buch Bauen und
Wohnen. Martin Heideggers Grundlegung einer Phänomenologie der
Architektur (Münster u.a. 2000) heraus, dem eine CD mit dem
Originalvortrag von Heidegger beigelegt war.
[2]
Vgl. Philipp Lersch, Der Aufbau des Charakters. Leipzig 1938,
S. 37ff.
[3]
Franz Josef Wetz beschreibt die „Grunderfahrung der antiken
Griechen“ folgendermaßen: „Die Menschen gehören als
leiblich-seelisch-geistige Einheit in das Ganze der göttlichen Natur
hinein, die sie als Stätte des Behagens und der Geborgenheit
erfahren.“ In: Franz Josef Wetz, Hans Jonas. Eine
Einführung. Wiesbaden o.J., S. 28.
[4]
Für Jürgen Mittelstraß bspw. ist Kultur „die Welt bewohnbar
gemacht“, in: Jürgen Mittelstraß, Bauen als Kulturleistung.
In: Beton- und Stahlbau, H. 1/2001, S. 53-59.
[5]
Vgl. Philipp Dessauer, Besitzen und Wohnen. Frankfurt/M.
1946.
[6]
Vgl. auch die Nachzeichnung z.B. des babylonischen
Weltschöpfungsepos durch Thomas Rentsch. Dabei beschreibt jeder
Mythos bzw. jede kosmische Ordnung einen Welthorizont und eine
Entwurfspraxis, in welche das Bauen und Wohnen, das gesamte
Entwerfen und Gestalten seinen bleibenden Bezugspunkt gewinnt.
Thomas Rentsch, Entwurf und Horizontbildung aus philosophischer
Sicht. In: AUSDRUCK UND GEBRAUCH, H. 6/2005, S. 73-84.
[7]
G. Johannes Botterweck, Helmer Ringgren (Hg.), Theologisches
Wörterbuch zum Alten Testament, Band III, S. 1021.
[8]
Engl. Übersetzung:
“to pitch one's tent, to fix one's abode, to dwell”, vgl.
King James Version Greek Lexicon:
www.biblestudytools.com/lexicons/greek/kjv [Stand 18.01.2010].
[9]
Z.B.: Gleichnis vom Senfkorn, aus dem ein Baum erwächst:
poieî
κλάδους μεγάλους,
ώστε δύνασθαι υπο την σκιαν
αυτου τα πετεινα του ουρανου κατασκηνουν […dass die Vögel unter dem
Himmel unter seinem Schatten wohnen können.]
(Mk 4, 32).
Vgl. Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament. Begr. von
G. Kittel, hg. von G. Friedrich, Band VII: Σ. Stuttgart u.a. 1990,
S. 389ff., hier S. 391.
[11]
Hans Jonas, Gnosis und spätantiker Geist. Erster Teil: Die
mythologische Gnosis. Göttingen, 3. Aufl., 1964. Jonas wurde mit
dieser Arbeit in Marburg von Heidegger und dem Religionsphilosophen
Rudolf Bultmann promoviert.
[12]
Jonas, Gnosis, S. 99.
[15]
Vgl. auch Achim Hahn, Architekturtheorie. Wohnen, Entwerfen,
Bauen. Wien 2008. Dort habe ich zwischen der „Grundsituation
des Wohnens“ und dem „So-Wohnen“ unterschieden, S. 162-171.
[16]
Jonas, Gnosis, S. 101.
[18]
Jonas, Gnosis, S. 102.
[20]
Im Folgenden verwende ich Passagen aus meinem Buch
Architekturtheorie. Wohnen, Entwerfen, Bauen. Wien 2008.
[21]
Martin Heidegger, Sein und Zeit. Tübingen, 15. Aufl., 1984,
S. 54.
[22]
Nach einer Bemerkung von Walter Biemel hat Heidegger in den Jahren
1933/34 zum ersten Mal den Dichter Hölderlin zum Thema seiner
Vorlesungen gemacht.
Walter Biemel, Zu Heidegger (Interview). In: Concordia.
Internationale Zeitschrift für Philosophie. Aachen 1989, S. 2-14,
hier S. 10.
[23]
Martin Heidegger, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung.
Frankfurt/M., 2. Aufl., 1951, S. 38.
[27]
Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke und Briefe. Band I, hg.
von Michael Knaupp. Darmstadt 1998, S. 908.
[28]
Martin Heidegger, „...dichterisch wohnet der Mensch...“
(1951). In: Ders., Vorträge und Aufsätze. Pfullingen, 6.
Aufl., 1990, S. 181-198.
[29]
Heidegger, „dichterisch“, S. 183.
[35]
Martin Heidegger, Hebel – der Hausfreund (1957). In: Ders.,
Aus der Erfahrung des Denkens. GA Band 13.
Frankfurt/M., 2. Aufl., 2002, S. 138f.
[36]
Heidegger, Hebel, S. 139.
[39]
Martin Heidegger, Das Wohnen des Menschen (1970). In: Ders.,
Aus der Erfahrung des Denkens. GA Band 13.
Frankfurt/M., 2. Aufl., 2002, S. 215.
[40]
Heidegger, Wohnen, S. 219.
[42]
Heidegger, „dichterisch“, S. 190.
[44]
Heidegger, „dichterisch“, S. 192.
[46]
Heidegger, Erläuterungen, S. 143.
[47]
Emmanuel Lévinas, Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die
Exteriorität. München 1987, S. 42.
[48]
Lévinas, Totalität, S. 218.
Demeurer heißt sowohl „bleiben“ als auch „wohnen“. Bollnow
weist darauf hin, dass „der französische Begriff der ’demeure‘
[„Heim“] stärker das zähe Verweilen am Ort im
Gegensatz zum widerstandslosen Fortgetriebenwerden im Fluß der Zeit
[betont].“
Otto F. Bollnow, Neue Geborgenheit. Stuttgart/Köln 1955, S.
165.
[49]
Lévinas, Totalität, S. 220.
[51]
Werner Marx, „Gibt es auf Erden ein Maß?“. Frankfurt/M. 1986.
[52]
Marx, „Maß“, S. 152.
[56]
Martin Heidegger, Brief über den ‚Humanismus‘ (1946/47).
In: Ders., Wegmarken. GA Band 9. Frankfurt/M. 1976, S. 354f.
[57]
Biemel, Heidegger, S. 12.
[58]
Heidegger, Brief, S. 337.
[59]
Walter Biemel, Maß und Maßlosigkeit der Sterblichen. In:
Walter Brüstle, Ludwig Siep (Hg.), Sterblichkeitserfahrung und
Ethikbegründung. Essen 1988, S. 33.
[61]
Biemel, Heidegger, S. 12.
[63]
Otto Pöggeler, Gibt es auf Erden ein Maß? In: Walter Brüstle,
Ludwig Siep (Hg.), Sterblichkeitserfahrung und Ethikbegründung.
Essen 1988, S. 138.
[64]
Pöggeler, Maß, S. 142.
[65]
So ausführlich in Gadamers Rezension zu Marxens „Gibt es auf
Erden ein Maß?“: Hans-Georg Gadamer, „Gibt es auf Erden ein
Maß?“ (W. Marx). In: Ders., Neuere Philosophie I:
Hegel, Husserl, Heidegger. GW Band 3. Tübingen 1987, S. 333-349.
[66]
Gadamer, Rezension, S. 344.
[68]
Hans-Georg Gadamer, Sprache und Musik – Hören und Verstehen.
In: G. Schröder, H. Breuninger (Hg.), Kulturtheorien der
Gegenwart. Frankfurt/M. 2001, S. 13-25, hier S. 17.
[69]
Gadamer, Sprache, S. 17.
[71]
Vgl. Mittelhochdeutsches Wörterbuch.
Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke
ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. Nachdruck
der Ausgabe Leipzig 1854–1866 mit einem Vorwort und einem
zusammengefassten Quellenverzeichnis von Eberhard Nellmann sowie
einem alphabetischen Index von Erwin Koller, Werner Wegstein und
Norbert Richard Wolf. 4 Bde. u. Indexbd. Stuttgart 1990:
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/bmz/wbgui?lemid=BA00001 [Stand 18.01.2010].
[73]
Paul Tillich, Die technische Stadt als Symbol (1928). In:
Ders., Die religiöse Substanz der Kultur. Schriften zur Theologie
der Kultur. GW Band IX. Stuttgart 1967, S. 308 [Hervorhebungen
A.H.].
[74]
Vgl. die entsprechenden Ausführungen bei Otto F. Bollnow, Neue
Geborgenheit. Das Problem einer Überwindung des Existenzialismus.
Stuttgart 1955.
[75]
Eugène
Minkowski, Espace, intimité, habitat. In:
Situation, Beiträge zur phänomenologischen Psychologie und
Psychopathologie. Utrecht/Antwerpen 1954, S. 172ff.
[76]
Bollnow, Geborgenheit, S. 173.
[78]
Minkowski zitiert bei Bollnow, Geborgenheit, S. 174f.
[79]
Georg Simmel, Soziologie der Sinne. In: Ders., GA Band 8.
Frankfurt/M. 1993, S. 291.
[80]
Hermann Schmitz, Das Göttliche und der Raum, System der
Philosophie. Dritter Band: Der Raum, Vierter Teil. Bonn
1977, S. 258. Vgl. dazu auch die von Schmitz ausgehenden
Ausführungen zum Verhältnis von Wohnen und Denken in: Jürgen Hasse,
Wohnen als Prozess der Umfriedung und das Problem der
Transformation des Urbanen. In: AUSDRUCK UND GEBRAUCH, H.
6/2005, S. 16-33.
[81]
„Der isoliert wohnende niedersächsische Bauer trotzt in der
Heimlichkeit seines Hauses der Unheimlichkeit der Weite, die ihn
umgibt und in Einsamkeit bannt“, in: Tillich, Stadt, S. 308.
[82]
Vgl. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache.
23. Aufl., 1999, S. 348.
[83]
Schmitz, Göttliche, S. 259.
[85]
Dem Erzeugen einer „gemütlichen Atmosphäre“ sind u.a. Bollnow und
Schmitz nachgegangen.
[86]
Georg Simmel, Das Problem des Stiles. In: Ders., GA Band 8.
Frankfurt/M. 1993, S. 380.
[87]
Simmel, Problem, S. 380f.
[89]
Simmel, Problem, S. 381 [Hervorhebungen A.H.].
[94] Ein Kunstwerk in einem bewohnten Zimmer „unterdrückt den Menschen, der doch mit seiner Individualität schließlich die Hauptsache, und jenes nur Hintergrund sein soll“, in: Georg Simmel, Der Bildrahmen. Ein ästhetischer Versuch. In: Ders., GA Band 7. Frankfurt/M. 1995, S. 105.
[95] Simmel, Bildrahmen, S. 105.
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