Zum Interpretieren von Architektur
Theorie des Interpretierens

12. Jg., Heft 2, Dezember 2008

 

___Eduard Heinrich Führ
& Robert J. Miller
  Editorial

 

    Was ist der Vorgang des Interpretierens? Meint Interpretieren, ein gebautes Werk in Sprache zu transsubstantiieren oder zu übersetzen? Ist der Vorgang des Interpretierens visuell, intellektuell, körperlich oder leiblich? Ist das methodische Ziel einer Interpretation Erklärung, Nachempfindung, „Lesen“, Rekonstruktion, Dekonstruktion oder Verstehen? Ist es Erfahrung, Aneignung, Gebrauch oder Wohnen?
Ist die subjektive Identität des Interpreten, dessen gesellschaftliche Verortung und die historische Perspektivität für eine Interpretation schädlich, oder ist sie die Bedingung der Möglichkeit der Interpretation?

Muss Interpretation in der Architektur sich nicht von den Analogien mit und von den Anleihen aus anderen Interpretationsdisziplinen befreien, da es sich bei Architektur um eine eigene Disziplin, um ein eigenes Medium und um ein spezifisches Praxisfeld handelt? Darf man Architektur auf ihre visuelle Erscheinung reduzieren, oder wäre hier nicht eher auf der Basis des Gebrauchs zu interpretieren? Lässt sich eine Interpretation methodisch verifizieren?

Muss man überhaupt interpretieren? Oder ist jede Interpretation eine willkürliche Zurichtung des Werkes bzw. subjektive Übersteigerung oder Sublimierung des faktisch Vorhandenen? Eine Art Immaterialisierung von Architektur?



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