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„Nothing is more telling than what is not evident,
[… or] what seems to be unthinkable.”
Lindner
2006: 40
1. Hinführung: Was ist Architektur?
Will man Architektur interpretieren, so muss zunächst gewusst werden,
was Architektur ist. Diese Feststellung mag für den Passanten auf der
Straße oder den Bewohner eines Hauses trivial erscheinen. Er mag vielleicht
antworten: Architektur ist etwas Gebautes mit einer bestimmten Materialität,
an dem man sich – im wahrsten Sinne des Wortes – stoßen kann, und sei
es, dass man versucht, durch eine geschlossene Tür zu gehen. Dies kann
natürlich nicht bestritten werden, jedoch soll im Folgenden die These
vertreten werden, dass es nicht ohne weiteres möglich ist, Architektur
zu beobachten, weil in Frage steht, was Architektur überhaupt ist. Woran
ist zu erkennen, dass es sich um Architektur handelt? Weil man sich an
ihr stoßen kann? Sicher nicht! Weil sie eine Schutzhülle für den Menschen
ist, um der Natur zu trotzen? Aber dann wäre ein Auto oder eine Höhle
auch Architektur.
Vielleicht ist der Sachverhalt Architektur doch nicht ganz so trivial
wie gedacht. Selbst wenn Architekten befragt werden, was denn Architektur
sei, bekommt man meist so viele verschiedene Antworten, wie Leute, die
man interviewt. Sicher gibt es verschiedene Konzepte, auf welche sich
immer wieder bezogen wird, wie die Kriterien von Vitruv[1]:
firmitas (Stabilität), utilitas (Zweckmäßigkeit) und
venustas (Anmut) oder andere Konzepte wie bspw. die Funktion
(Sullivan: form follows function); die Konstruktion (im Sinne von
konstruktiver Wahrhaftigkeit); der Raum oder die Form sei
das Entscheidende. Letztlich bleibt man jedoch einigermaßen ratlos zurück
– obwohl man doch nur die einfache Frage, was Architektur überhaupt sei,
gestellt hatte.
Wonach muss nun geschaut werden, um zu wissen, dass es sich um Architektur
handelt? Zumindest für die moderne Architektur – oder um es neutraler
zu formulieren: für die Architektur der Moderne[2]
– wird dies und damit eine Definition von Architektur zum Problem. Die
Architektur der Moderne scheint vielmehr, ganz ähnlich der modernen Kunst,
kommentarbedürftig zu sein; sie ist nicht von allein zu verstehen. Dabei
steht nun aber in Frage, ob der Kommentar zur Architektur selbst zur Architektur
zu zählen ist. Meines Erachtens – und dies soll im Folgenden dargestellt
werden – ist Architektur überhaupt nicht ohne den sie beschreibenden Kommentar
zu verstehen, denn unsere Vorstellung bzw. unser Wissen von Architektur
wird durch Texte, Modelle, Fotographien und Filme über diese Architektur
– und nicht nur durch deren reale Anschauung – konstituiert.
Nur nebenbei: Viele haben beispielsweise ein Bild des Bauhausgebäudes
in Dessau im Kopf, ohne unbedingt in Dessau gewesen zu sein, und zudem
müssen die gedanklichen Imaginationen nicht dem entsprechen, was vor Ort
vorgefunden wird.[3]
Architektur speist sich immer auch aus den gesellschaftlichen Diskursen
– und dies auf mindestens zwei Ebenen: sowohl die Architekten rezipieren
Unmengen an Bildern und Metaphern, wissen immer ganz genau, was gerade
»in« ist und setzen dies dann in reale Architektur um, als auch die Rezipienten
und die Nutzer von Architektur, welche ebenfalls mit Kommentaren, Bildern
und Vorstellungen »vorbelastet« sind. Sowohl in der Tätigkeit des Architekten
spielt die diskursive Gemengelage eine Rolle und drückt sich sowohl in
der gebauten Architektur als auch in den von den Architekten selbst produzierten
Kommentaren wie den zur Veröffentlichung konzipierten Aufnahmen, Perspektiven
und Modellen aus, aber natürlich auch in den Texten, Interviews. Sie geben
eine Interpretationsmöglichkeit vor, die ihre Plausibilität nicht aus
überzeugender Argumentation zieht, sondern aufgrund ihrer Eingebundenheit
in die vorgefundene diskursive Konstellation. Rezipienten dieser Architektur,
sowohl professionelle Architekturkritiker als auch Passanten oder Nutzer
des Gebäudes, kontrastieren diese Erzählungen der Architekten, erlangen
jedoch auch nur (Selbst-)Verständlichkeit, wenn diese an vorgefundene
Bilder, Metaphern und Kommentaren anschließen. Herauszustellen ist demnach
der konstitutive Charakter der Architekturkommentare für jegliche Interpretation
von Architektur. Architekturinterpretation entsteht nie in einer Situation
der »tabula rasa«, sondern immer in einer historisch spezifischen Situation.
Genau bei dieser Kommentarbedürftigkeit der Architektur setzt eine
diskursanalytisch geschulte Interpretation an, indem sie aus den verschiedenen
Architekturdiskursen die historischen Plausibilitäten und Selbstverständlichkeiten
rekonstruiert. Sie ist in diesem Sinne eine Beobachtung zweiter Ordnung,
welche beobachtet, wie Architektur in einem bestimmten historischen Kontext
beobachtet wird. Sie greift dabei auf empirisches historisches Material
zu und rekonstruiert aus diesem die spezifischen Wissensordnungen, welche
die jeweiligen Beobachtungen konstituieren. Insofern kann eine diskursanalytisch
geschulte Interpretation vor allem etwas zu dem je spezifischen, historischen
Wissen sagen, das sowohl das Bauen als auch die Wahrnehmung von Architektur
zuallererst ermöglicht hat.
2. Fortführung – Was ist ein Diskurs?
Dass das Konzept des Diskurses (vgl. Bublitz 2003) selbst eine diskursive
Wirkung entfacht hat, scheint, allein durch die vielen Aufsätze über mögliche
Anschlüsse innerhalb der sozialwissenschaftlichen (Methoden-)Diskussion[4],
nicht von der Hand zu weisen zu sein (vgl. Keller 2001 und 2004). Es könnte
gar von einem populären Begriff gesprochen werden. Zugleich muss jedoch
in Rechnung gestellt werden, dass so genannte Diskursanalysen, aufgrund
der Vielfältigkeit ihrer Operationalisierungsversuche, nicht als einheitliche,
formalisierte Zugriffsverfahren auf die Empirie betrachtet werden können.
Vielmehr verschwimmt allzu oft das, was als Diskurs zu bezeichnen wäre,
in einem geradezu aufdringlichen »Gemurmel des Diskurses«[5].
Diskurs wird hier – im Anschluss an Foucault – gefasst als die stets
endliche und zeitlich begrenzte Menge von Aussagen. Wichtig ist mir hieran
Folgendes: Erstens ist nicht alles ein Diskurs, und zweitens sind die
Aussagen, aus denen ein Diskurs besteht, etwas Empirisches[6].
Zudem – nicht nur für Sprachanalytiker interessant – ist ein Diskurs weder
auf der Ebene der Sprache (die »langue«, das System möglicher Aussagen)
noch auf der des Sprechens (die »parole«, die einzelne Aussage) verortet.
Denn es geht einzig um die Frage: „Wie kommt es, dass eine bestimmte
Aussage und keine andere an ihre Stelle getreten ist?“ (Foucault 2001b:
899)
Um es kurz auf Architektur anzuwenden, warum wurde beispielsweise zur
Rekonstruktion des Berliner Reichstags auf diesen eine Kuppel aus Glas
gesetzt und keine korinthische Marmorsäule, keine Beton-Pyramide mit einem
großen Auge; weder ein überdimensionaler Fahnenmast, noch ein Wald mit
Hängebrücken. Es war auch kein Hubschrauberlandeplatz oder ein Bio-Dachgarten
mit den schönsten Gartenzwergen Deutschlands – es war eine Glaskuppel.
Und dieses Material wurde verbunden mit Transparenz und folgend mit Demokratie,
was ja prinzipiell erstaunlich ist[7].
Warum dieses jedoch in der historischen Situation recht plausibel war
und immer noch ist, das fragt die Diskursanalyse.
Sie vermutet dabei aber nicht, wie nach dem Beispiel vielleicht anzunehmen,
dass es die Intention des Bauherrn oder das Interesse des Architekten
gewesen sei, die eine Glaskuppel entstehen ließ. Statt Fragen nach den
Intentionen der Akteure zu stellen, fokussiert die Diskursanalyse auf
die Möglichkeitsbedingungen des Gesagten, da es letztlich unmöglich ist,
die Gedanken anderer überhaupt analysieren zu können. Deswegen rekonstruiert
sie die Plausibilität der Verbindung von Glas und Demokratie und fahndet
nach historischen Vor- und Denkbildern, die diese unhinterfragte Selbstverständlichkeit
ermöglichen. Somit ist sie als ein Verfahren zu beschreiben, mit dem historisch
variable Ordnungen des Denkens (und damit ist kein individuell-subjektiver
Prozess gemeint!) re-konstruiert werden können. Letztlich handelt es sich
um eine systematische »Wendung des Blicks« (vgl. Foucault 1981: 161) und
um eine auf Dauer gestellte Haltung der Distanzierung von dem Allzu-nahe-liegenden,
den Selbstverständlichkeiten, den Plausibilitäten und Denkgewohnheiten.
3. Weiterführung – Wie funktioniert eine Diskursanalyse?
Über das Vorgehen bei einer Diskursanalyse schreibt Foucault relativ vage:
„Es handelt sich darum, die Aussage in der Enge und Besonderheit ihres
Sichereignens zu erfassen; die Existenzbedingungen zu bestimmen, auf das
genaueste ihre Grenzen zu fixieren, ihre Korrelation mit anderen Aussagen
zu erfassen, mit denen sie verknüpft sein kann, zu zeigen, welche anderen
Formen der Aussage sie ausschließt.“ (Foucault 2001b: 899f.)
Es geht Foucault also darum, die Elemente eines Diskurses (die Aussagen)
zu erfassen und deren Eingewobensein in ein Aussagenfeld herauszuschälen.
Dieses Aussagen-Netz wird aus der Relationalität einzelner Aussagen, deren
Beziehungen und Abständen, aus deren Differenz zueinander, wie auch durch
deren Affinität bestimmt. Insofern ist von einer paradoxalen Struktur
auszugehen, da sich Aussagen ausschließlich durch den Diskurs, das Regelsystem
eines Aussagenfeldes, beschreiben lassen, genauso wie der Diskurs sich
nur durch die Relationen der Aussagen untereinander darstellen lässt.
„Im
Allgemeinen hat man entweder eine feste Methode für ein Objekt, das man
nicht kennt, oder das Objekt existiert bereits und man weiß, dass es da
ist, aber man meint, dass es noch nicht in angemessener Weise analysiert
worden ist, und entwickelt darum eine Methode, um dieses bereits existierende
und bekannte Objekt zu analysieren. Das sind die beiden einzig vernünftigen
Vorgehensweisen. Mein Vorgehen ist dagegen vollkommen unvernünftig und
außerdem anmaßend, wenn auch unter dem Deckmantel der Bescheidenheit.
Aber es ist dennoch eine Anmaßung, Hochmut, ein nahezu wahnhafter Hochmut
im Hegelschen Sinne, über ein unbekanntes Objekt mit einer nicht definierten
Methode sprechen zu wollen. Da kann ich nur Asche auf mein Haupt streuen
und sagen: So bin ich nun einmal...“
(Foucault 2003: 522)
Folgt
man diesem Zitat, ließe sich Foucaults Methodenvorstellung weder als deduktiv
noch als induktiv beschreiben, sondern mit Niklas Luhmann als »kybernetisch«.
Denn es könne nicht davon ausgegangen werden, dass es eine garantiert
sichere Position überhaupt gibt, sondern vielmehr nur, „daß die Sicherheit
nur im Prozeß selbst liegen kann, das heißt nur darin, daß man sich vorbehält,
die Ausgangspositionen aller Schritte (auch der »ersten«!) jederzeit revidieren
zu können, wenn der Prozeß dazu Anlaß gibt.“ (Luhmann 1992: 418) Insofern
wäre die Methode ein permanentes „Praktizieren von Vorgriffen und Rückgriffen“
(ebd.: 418). Im diskursanalytischen Forschungsprozess muss also immer
auf einen noch nicht vollständig fassbaren Diskurs vorgegriffen werden,
welcher dann wieder im Rückgriff die Aussagen in ihrer Besonderheit hervorstechen
lässt, die sodann wiederum die Beschreibung des Diskurses etwas verschieben.
Das Verfahren ist also als ein Oszillieren zu begreifen, bei dem sich
im Laufe der Zeit die Regelhaftigkeit und Strukturiertheit des Diskurses
herausschält.
Damit rückt durch eine diskursanalytische Perspektive das problematische
Verhältnis von wissenschaftlichen Methoden und »Realität« bzw. »Architektur«
im hier verhandelten Sinne zunehmend in den Blick. Denn mit einer solchen
Perspektive wird die Prämisse, dass Realität etwas vor jeder Beobachtung
unabhängig Vorhandenes und Existierendes sei, problematisiert. Vielmehr
wird davon ausgegangen, dass durch den Zugriff auf Empirie diese mitkonstituiert
wird und somit jede Methode am Produzieren einer spezifischen Realität
durch die Beobachtung dergleichen beteiligt ist. Der Anspruch an Wissenschaftlichkeit
kann dann nicht darin bestehen, diese Herstellung von Wirklichkeit zu
negieren bzw. außer Kraft zu setzen, sondern diese mit in den Blick zu
nehmen und dadurch zu kontrollieren. Insofern muss auch immer von einer
(Re‑)Konstruktion von Diskursen gesprochen werden, da das Material
in spezifischer Weise geordnet wird.
4. Verführung – Die Sichtbarmachung von Architektur durch Diskurse
Die oft gehörte Antwort eines Architekten, der unter vier Augen gefragt
wurde, warum die Höhe des Raumes dort so niedrig sei, oder das Fenster
an dieser Stelle so lang, oder die Wegeführung in dieser Art und Weise
gestaltet worden sei, ist bezeichnend: „das würde man halt so machen“.
Warum sich so und nicht anders entschieden wurde, ist letztlich nie vollkommen
erklärbar und auflösbar. Nie können die Funktion oder die zu schaffende
Atmosphäre, die Materialien, die technische Ausführung oder das Budget
determinieren, wie etwas letztendlich gestaltet wird. Die Antwort auf
die Frage nach dem »Warum« weiß der Architekt meist selbst nicht. Was
er nutzt, ist eine Art Sensorium – ein »Gespür«, eine »Haltung«, »Erzählungen«,
manchmal die »Situation« oder der »genius loci« –, das ihm einen Weg weist
durch die Kontingenz eines jeden Bauwerks, also durch die permanent bestehende
Möglichkeit, alles auch ganz anders machen zu können.[8]
Die Diskursanalyse zielt auf genau diese unbewusste oder besser: vorbewusste
Struktur, mit Kontingenz umzugehen. Diese Struktur ist historisch variabel,
sie löst bei jedem Architekten andere Reaktionen aus, aber sie kann helfen
zu verstehen, warum so und nicht anders gebaut wurde.
Noch bezieht sie sich dafür vor allem auf Texte – Texte von Architekten,
von Architekturkritikern in Zeitungen oder Architekturzeitschriften, öffentliche
Debatten, Interviews mit den Nutzern oder Bewohnern, aber auch rechtliche
Vorschriften, ökonomische Rechnungen und politische Argumentationen. Gegenüber
Bildern, Fotographien, Modellen, CAD-Zeichnungen scheint sie noch etwas
blind – doch spricht prinzipiell nichts gegen Diskursanalysen anhand von
visuellem Material. Der berühmte Blick durch die Ecke des Bauhauses entfachte
eine diskursive Wirkung ganz ohne Worte – er plausibilisierte die neue
Art zu bauen. Gerade für die Interpretation von Architektur ist dies von
enormer Bedeutung – denn es kann so sichtbar machen, was von der (gebauten)
Architektur sichtbar gemacht wird.[9]
Es sollte deutlich geworden sein, dass die Diskursanalyse nicht danach
fragt, wer diese Architektur gebaut hat, oder wie diese Architektur gebaut
wurde. Sie versucht vielmehr zu ergründen, welche Wissensformation, und
das heißt, welche Denkgewohnheiten und Plausibilitäten notwendig sind,
um eine bestimmte Art von Architektur zu bauen. Insofern kann die Diskursanalyse
die sozialen Erwartungen und Haltungen herauskristallisieren, die sowohl
gegenüber gebauter Architektur zum Ausdruck kommen, als auch für das architektonische
Gestalten (dem Entwurf) selbst von enormer Bedeutung sind. Damit macht
sie das Unsichtbare der Architektur sichtbar, nämlich die ausgeschlossenen,
gerade nicht realisierten Möglichkeiten, und kann so erklären helfen,
warum trotzdem so und nicht anders gebaut wurde.
Literatur:
Benevolo, Leonardo: Storia dell'architettura moderna, Milano 1960.
Blumenberg,
Hans: Paradigmen zu einer Metaphorologie, Frankfurt am Main 1999/1960.
Bödeker, Hans
Erich (Hg.): Begriffsgeschichte, Diskursgeschichte, Metapherngeschichte,
Göttingen 2002.
Bublitz, Hannelore:
Diskurs, Bielefeld 2003.
Foucault, Michel:
Archäologie des Wissens, Frankfurt am Main 1981 [frz. 1969].
Foucault, Michel:
Die Ordnung des Diskurses, Frankfurt am Main 1998 [frz. 1972].
Foucault, Michel:
Michel Foucault erklärt sein jüngstes Buch, in: Ders., Schriften
in vier Bänden. Dits
et Ecrits.
Band 1: 1954-1969, Frankfurt am Main 2001a [frz. 1969], S. 980-991.
Foucault, Michel:
Über die Archäologie der Wissenschaften. Antwort für den Cercle
d`èpistémologie, in: Ders., Schriften in vier Bänden.
Dits
et Ecrits.
Band 1: 1954-1969, Frankfurt am Main 2001b [frz. 1968], S. 887-931.
Foucault, Michel:
Macht und Wissen, in: Ders., Schriften in vier Bänden.
Dits
et Ecrits.
Band 3: 1976-1979, Frankfurt am Main 2003 [frz. 1977], S. 515-534.
Giedion, Siegfried:
Raum, Zeit, Architektur. Die Entstehung einer neuen Tradition,
Ravensburg 1965/1941.
Keller, Reiner:
Diskursforschung. Eine Einführung für SozialwissenschaftlerInnen,
Opladen 2004.
Keller, Reiner/Hirseland,
Andreas/Schneider, Werner/Viehöver, Willy (Hg.): Handbuch Sozialwissenschaftliche
Diskursanalyse, Band 1: Theorien und Methoden, Opladen 2001.
Koselleck,
Reinhart: Einleitung, in: Brunner, Otto/Conze, Werner/Koselleck,
Reinhart (Hg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon
zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Band 1 (A-D), Stuttgart
1972, S. XIII-XXVII.
Lindner, Rolf: The Gestalt of the Urban Imaginary, in: Urban
mindscapes of Europe, hg. von Godela Weiss-Sussex und Franco Bianchini,
New York 2006, S. 35-42.
Luhmann, Niklas:
Gesellschaftliche Struktur und semantische Tradition, in: Ders.,
Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der
modernen Gesellschaft, Band 1, Frankfurt am Main 1980, S. 9-71.
Luhmann, Niklas:
Die Wissenschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1992.
Neumeyer, Fritz:
Quellentexte zur Architekturtheorie, München u. a. 2002.
Schöttler,
Peter: Wer hat Angst vor dem ‚linguistic turn’?, in: Geschichte
und Gesellschaft, 23, 1997, S.134-151.
Schrage, Dominik:
Was ist ein Diskurs? Zu Michel Foucaults Versprechen, ‘mehr’ ans Licht
zu bringen, in: Bublitz, Hannelore/Bührmann, Andrea D./Hanke,
Christine/Seier, Andrea (Hg.): Das Wuchern der Diskurse. Perspektiven
der Diskursanalyse Foucaults, Frankfurt am Main/New York 1999, S.
63-74.
Schrage, Dominik:
Kultur als Materialität oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse?
in: Rehberg, Karl-Siegbert (Hg.): Soziale Ungleichheit – Kulturelle
Unterschiede, Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft
für Soziologie in München 2004, CD-ROM, Frankfurt am Main/New York 2006,
S. 1806-1813.
Schwarting,
Andreas: „Der Sieg des neuen Baustils“. Geschichtskonstruktionen und
Geltungsansprüche in der Architektur der Moderne, in: Brodocz, André/Mayer,
Christoph Oliver/Pfeilschifter, Rene/Weber, Beatrix (Hg.): Institutionelle
Macht. Genese – Verstetigung – Verlust, Köln/Weimar/Wien 2005, S.
197-211.
Stäheli, Urs:
Sinnzusammenbrüche. Eine dekonstruktive Lektüre von Niklas Luhmanns
Systemtheorie, Weilerswist 2000.
Turnovsky,
Jan: Die Poetik eines Mauervorsprungs, Braunschweig 1987.
Anmerkungen:
[1]
Vergleiche bspw. Neumeyer (2002: 82-91).
[2]
In diesem Aufsatz wird der Terminus „Architektur der Moderne“ verwendet,
der die Architektur bezeichnet, die in der Moderne gebaut wurde. „Moderne
Architektur“ ist als Analyse-Begriff problematisch geworden, da er
als Kampfbegriff einer kleinen Gruppe – zumeist Avantgarde genannt
– gegen eine Architekturtradition benutzt wurde. Wird er hier dennoch
verwendet, so in dieser Bedeutung als eine Stilrichtung der Architektur
der Moderne.
[3]
Man denke nur an die doch sehr unterschiedlichen Aufnahmen des Gebäudes
in Giedion, Siegfried (1965/1941) und Benevolo (1960: 57).
[4]
Neben den Diskussionen um den Diskursbegriff entstanden im deutschsprachigen
Kontext auch weitere methodologische Perspektiven, welche in eine
ähnliche Richtung zielen. Prominent ist sicher die (historische) Begriffsgeschichte
(vgl. grundlegend Koselleck 1972); die trotz Absetzbewegungen an die
klassische Wissenssoziologie anschließenden Semantikstudien Luhmanns
(vgl. v.a. Luhmann 1980) und die vom Philosophen Hans Blumenberg geprägte
»Metaphorologie« (Blumenberg 1999). Einen guten Überblick über diese
Perspektiven und deren Berührungspunkte bietet der Sammelband von
Bödeker (2002). Zur (eher theoretisch gefassten) Schnittstelle von
Luhmanns Semantikstudien und dem diskurstheoretischen Ansatz Foucaults
vergleiche Stäheli (2000 bes. 184-229).
[5]
Da im deutschen Theoriekontext auch noch der [normativ konzipierte]
Diskursbegriff im Sinne Jürgen Habermas’, kondensiert in der Formel
des »herrschaftsfreien Diskurses«, existiert, ist teilweise vollkommen
unklar, was mit »Diskurs« gemeint sein könnte. Über die Faustformel
„[i]mmer, wenn das Wort Diskurs in Verbindung mit den Präpositionen
›über‹, ›um‹, ›an‹ oder ›zu‹ auftritt (oder auftreten könnte)“, habe
„der Autor oder die Autorin nicht Foucault im Hinterkopf, sondern
Habermas – und oft nicht mal den“ (Schöttler 1997: 141) kann zumindest
eine grobe Klärung erreicht werden.
[6] Damit
ist v. a. gemeint, dass ein Diskurs im hier verstandenen Sinne nichts
Normatives ist, wie es Jürgen Habermas nahe legt.
[7] Immerhin
fallen dem geneigten Leser genügend demokratische Gebäude ein, die
recht wenig mit Glas und Transparenz zu tun haben, wie bspw. das Weiße
Haus oder der amerikanische Kongress, auch der Sitz demokratischer
Regierungen in Paris, London oder Rom scheint nicht dieser scheinbar
so plausiblen Argumentation zu folgen.
[8]
Vergleiche hierzu exemplarisch die Bemühungen Wittgensteins, das Haus
in der Wiener Kundmanngasse zu bauen und sein Scheitern – Architektur
ist nicht mit Logik zu besiegen. Alles wunderbar auf den Punkt gebracht
von Jan Turnovsky in seinem Buch »Die Poetik eines Mauervorsprungs«.
[9]
In diese Richtung geht bspw. Andreas Schwarting (2005).
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