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Autor: Meier-Graefe, Julius
In: Dekorative Kunst - 8 (1901); S. 249 - 265
 
Ein modernes Milieu
 
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Es ist sehr misslich, in einer Ueberschrift von drei Worten zwei Fremdwörter zu verwenden, aber für das, was ich beschreiben möchte, fällt mir nichts anderes ein. Es handelt sich um eine Wohnung, es sind deren in diesen Blättern im Laufe der Jahre schon Dutzende beschrieben worden; auf die vorliegende will der allgemeine Ausdruck nicht passen. Es geht mir damit, wie es den Kritikern mit den ersten Impressionisten erging, die Bezeichnung Bild, Gemälde war ihnen nicht genug, trotzdem im Prinzip die Sache dieselbe geblieben, und die Maler zerbrachen sich damals die Köpfe nach neuen Titeln.
Im Prinzip ist jede Wohnung ein Milieu, sobald nur jemand darin wohnt; der Unterschied liegt in dem, was in der Malerei die Impressionisten als ihre Schöpfung bezeichnen zu können glauben, in der Atmosphäre. Der Deutsche hat mehrere Jahrzehnte sich in seiner Wohnung ohne Atmosphäre beholfen und noch heute fristen Millionen ein schattenloses Dasein; sie ziehen ein und aus, ohne Spuren zu hinterlassen; die Organisation der grossen Städte, das rationelle Prinzip der Mietswohnung, das dahin drängt, aus dem Zimmer die Kabine eines Schlafwagens zu machen, helfen mit, rührige Architekten thun das ihrige.
Man kann Atmosphäre in einer recht greulichen Wohnung haben; das haben unsere Eltern bewiesen, sie lebten ahnungslos dahin, ohne einen Schimmer der dekorativen Wiedergeburt, mit denen ihre Söhne sich trugen. Und doch wie gemütlich hatten sie's! Wer sehnt sich nicht von der unpersönlichen Pracht, von der rationellen Logik einer nach allen Regeln der Kunst modernen Wohnung in unbeobachteten Momenten in die stille Scheusslichkeit der guten, alten Wohnstube zurück!
Wir fangen an, moderne Wohnungen zu bekommen, nun Fehlen nur noch die Menschen dazu, Leute, die sich die modernen Dinge natürlich zu machen verstehen, die dem Neuen das immer peinliche Neue nehmen, sich in dem Stil stilgerecht bewegen, Leben hineinbringen, Atmosphäre.
Dazu gehört zweierlei, gewisse Eigenschaften der Wohnung wie der Bewohner. Man muss ehrlich genug sein, zu gestehen, dass die Moderne es den Bewohnern nicht immer leicht macht, diese Qualitäten zu äussern. Es giebt in der modernen Dekoration z. B. Dinge, die schlechterdings beziehungslos bleiben müssen, so wenig sind sie aus dem Geist des friedlichen Bewohners gedacht. Sie sind Belege einer mehr oder weniger tiefen Originalität und eignen sich am besten zu dem heutzutage nicht zu übersehenden Zweck, in Kunstzeitschriften abgebildet zu werden. Alles das war und ist recht gut, es lassen sich in dieser Welt die einfachsten Dinge nicht ohne Kampf erreichen, und diese dekorativen Symptome waren die Kriegsflaggen im Kampfe und wenn sie rechtzeitig in die Ecke gestellt werden, soll man sie doppelt schwer mit Lorbeer behängen. Man konnte die Ornamente der alten Zeit nicht mit der kühlen Logik bekämpfen, dass es überhaupt nicht des Ornaments zur Seligkeit bedarf, sondern brauchte neue Ornamente.

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Das allzu Menschliche bringt es mit sich, dass man dabei den eigentlichen Zweck ins Hintertreffen geraten liess. Wir mussten der Welt Beispiele unserer ungeheueren Originalität geben, um uns nachher um so sicherer ihrer entledigen zu können. Welcher lebenslustige Jüngling ist nicht in der ersten Ballsaison der Versuchung unterlegen, aus seinem Schneider einen Dichter zu machen und berauschende Westen und Fracks zu tragen! - Wenn man in die Jahre kommt und immer noch in diesem heiteren Firlefanz den Ausdruck seiner Persönlichkeit sucht, kann man leicht eine Spur lächerlich werden, auch wenn der innere Habitus noch so ernst ist. Dann wird sich in dem normal Veranlagten vielmehr ein Drang geltend machen, in solchen Aeusserlichkeiten in der Masse zu verschwinden und die Individualität - wenn man eine hat - keusch unter einer möglichst harmlosen Hülle zu verbergen. Man wird den dringenden Wunsch behalten, tadellos sitzende Kleider zu tragen, aber aus möglichst diskreten Stoffen.
Dieser Wunsch muss sich notgedrungen in die Wohnungsfrage übertragen: mag das Milieu noch so einfach sein, wenn es einem nur sitzt, und die Theorie, ob die Dinge dieser und jener Evolutionen der modernen Architektur und der modernen Malerei entsprechen, wird sich zu der natürlicheren Frage differenzieren, ob sie dem lieben Ich entsprechen.
Weder VAN DE VELDE, noch ECKMANN, noch PLUMET oder wer immer hat daran gedacht. Jede Wohnung wurde ein neuer Stein ihres Wesens, ihre eigene Persönlichkeit legten sie in ihre Zimmer hinein, nicht die ihrer Auftraggeber. Von diesen sagen ihre Räume nichts, und das braucht nicht unbedingt darauf zurückzuführen sein, dass ihre Kunden nichts zu sagen wussten. Sie kannten sie nicht. Wie man von keinem Schneider einen Anzug ohne Anprobe erwarten kann, so lässt sich ohne persönliche Beziehung zwischen Künstler und Besteller kein harmonisches Resultat erwarten.

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Das Massnehmen beschränkt sich bei der Bestellung der Wohnung auf das Abmessen des Geldbeutels, allenfalls äussert der Besteller noch seine Wünsche in der Wahl der Hölzer; in jungen Kulturstaaten, wie Berlin, pflegt man sich auf das Minimum einer eigenen Meinung zu beschränken, thut übrigens damit gut und weise.

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Die Wohnung, von der ich reden will, hat vor allem den Vorzug, bewohnt zu sein, d. h. bis zum gewissen Grade aus den Instinkten heraus geschaffen zu sein, die theoretisch zwar bei unseren Künstlern vorhanden, aber mehr prinzipiell allgemein als persönlich objektiv betont und von subjektiven Tendenzen übertroffen werden.
Sie befindet sich in München und wurde von R. A. SCHRÖDER, einem der Herausgeber der von BIERBAUM, HEYMEL und SCHRÖDER gemeinschaftlich redigierten Zeitschrift "Insel", für seinen Vetter A. W. HEYMEL geschaffen.
Wir haben starke originelle Leute in allen Künsten; was wir noch brauchen in der Poesie, in Malerei, Skulptur, Architektur, ist die Ruhe in der Beherrschung: Geschmack.
Geschmack vor allen Dingen ist das Typische in der HEYMEL'schen Wohnung. Er äussert sich am sichersten in der Tendenz, vor allen Dingen etwas Wohnliches zu schaffen. Und zwar etwas Wohnliches für einen bestimmten Menschen. Die beiden Freunde stehen sich so nahe, dass SCHRÖDER sich nur seinem Wesen zu überlassen brauchte, um seine Aufgabe zu erfüllen. Er that es mit der sicheren Selbstverständlichkeit eines ganz harmonischen Menschen, bei dem das Bedürfnis über das liebe Aeusserliche hinweggeht, der ohne grosse Prätention, aber mit unbewusster Konsequenz seine Art allen Dingen, mit denen er umgeht und bei denen es sich lohnt, aufprägt. Das Merkwürdige an der Wohnung ist der Mangel an allen Dilettantismus. Gerade was den Dilettanten am meisten an der Moderne imponiert, die neue Ornamentik, ist hier mit einer kühlen Sicherheit ausser acht gelassen, die kaum ein Künstler über sich bringt. Die verständige Einsicht, etwas nicht zu können, wozu eben, wenn die Schöpfung original sein soll, Specialanlage gehört, diese im allgemeinen so sehr mangelnde Einsicht, die gewöhnlich durch oberflächliche Nachempfindung ersetzt wird, hat hier zu einer fast programmatisch wirkenden Lösung geführt. Man findet nirgends die berühmte belgische Linie, die bereits die Barbierstube im ostpreussischen Dorf schmückt. Es giebt überhaupt kaum Schmuck. Hier und da hat der Künstler die Notwendigkeit empfunden, einen farbigen Fleck hinzubringen, etwas Krauses, etwas Breites, oder Langes; wie sich dieser Fleck detaillierte, war ihm weniger wichtig, er bevorzugte schöne stilisierte Blumen oder begnügte sich mit einem auf ein Minimum reduzierten Kranz von Blättern oder wiederum nahm er ein simples, mathematisches Ornament. Mit der grössten Leichtigkeit ist hier der Satz wieder mal offenbar geworden, dass das Ornament immer nur ein Detail ist und als solches im ganzen zu verschwinden hat. Auf dieses Ganze aber, wie es sich in den Hauptlinien und Hauptflächen darstellt, verwandte SCHRÖDER alle Sorgfalt. Er hatte mit einer grossen Mietswohnung zu thun, mit dem ganzen Klischeereichtum des modernen Kasernismus. Da gab es keinen Plafond, keine Thür, die bleiben konnte. Er verwandte vor allem grösste Aufmerksamkeit auf die Wände; freilich es stand kein Bauherr hinter ihm, der ihn auf die Vorgänglichkeit der Mietswohnung aufmerksam machte, er durfte den Hauptteil des Budgets gerade auf Dinge verwenden, die mit dem Wechsel der Wohnung unrettbar verloren sind. Gerade darin verrät sich der adlige Sinn sowohl des Auftraggebers wie des Künstlers.

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Es herrscht eine fast vorsintflutige Gediegenheit in den Räumen, wie man sie nur in den alten Patrizierhäusern unserer Hansastädte findet - in der That stammen SCHRÖDER und HEYMEL aus Bremen. Der wesentlichste Teil des Mobiliars ist eingebaut in die Wände, nicht in komplizierter Form, einfach und praktisch. Vor allem wenig herumstehende Möbel, die Räume haben gerade soviel wie nötig ist, um ihnen Struktur geben. Keine Kleinigkeiten, die Sitzgelegenheiten sind ungeheuerlichen Umfangs, Sessel, gegen die selbst die englischen Rocking Chairs in Leder wie Zwerge erscheinen; sehr viel Sophas, jedes beinahe eben so tief wie lang, kein sichtbares Holz an den Sitzen, nicht der kleinste, billige Versuch des geschnitzten Schnörkels. Das könnte plump wirken, wenn es nicht gut verteilt wäre. Und gerade darin steckt der grösste Reiz: diese wuchtige Einfachheit entbehrt nicht der Grazie. Vor den riesigen Sophas stehen winzige runde Tischchen, die grossen Schränke sind ausserordentlich geschickt geteilt, die Materialien wechseln mit verblüffender Sicherheit. Da ist zum Beispiel das Schlafzimmer. Das Bett ist ein ungeheueres, echt nordisches Bauwerk, ebenso breit wie lang, mit einem kolossalen Himmel ganz aus schwerem Holz. Wäre alles in diesem Zimmer im gleichen Gewicht, würde es unfehlbar erdrückend wirken. Aber diese schwere Fülle des Bettes wird spielend durch den grossen Waschtisch abgelöst, der ebenso einfach wie elegant aus einer auf Messingfüssen ruhenden Marmorplatte besteht. Nicht ohne Keckheit ist diesem reinsten Ausdruck des Modernen zum Trotz zwischen den hohen Bettsäulen des Bettes ein Schmuck verwandt, der im Prinzip gar nicht passen dürfte.

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Es sind schwere versilberte Kränze, die stark an das Empire gemahnen - und es passt doch, das ist das Kunststück. Ueberhaupt steckt darin ein Geheimnis der Grazie bei aller Wucht, in der glücklichen Vermischung eines fast pathetisch wirkenden Schmucks und höchst nüchterner Grundformen.

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Die Engländer haben das schon gezeigt, hier ist es mit grösserer Freiheit gelungen. Und dann hilft die Farbe zur Leichtigkeit. Die Wände des Schlafzimmers sind mit blauer Seide bespannt und verlieren sich in einen Fries aus ungebeiztem Mahagoni. Zwischen den Pfeilern des Bettes, an den Fenstern und Thüren hängen schwere gelbseidene Vorhänge, in die in frischen Farben grosse Blumen gestickt sind. Glänzend in der Farbe ist das Esszimmer. Die Wände in zartem Rosa gestrichen, der Fussboden in grauen Fliesen ohne jeden Teppich, dazu wieder Naturmahagoni. Es steht nichts in dem grossen Raum als der gewaltige runde Esstisch und eine Menge grosser, mit Strohsitzen versehener Stühle. Nur an der Wand zum Office zwei schmale Tische. Dazu viel Silber. Die Beleuchtung wird nur von Kerzen gegeben; teils liegt sie an den Wänden in einfachen versilberten Leuchtern, teils auf dem Tisch in niedrigen Kandelabern. In diesem Zimmer ist auch strenge Stilistik; das von dem Künstler bevorzugte einfache Tulpenmuster findet sich überall, in der Täfelung, in dem Marmor des Kamins, in dem Damast, dem Silberbesteck u. s. w. Der gedeckte Tisch bei HEYMEL ist kleines Wunder von Geschmack in kostbarer Einfachheit. Das Silberbesteck, das von dem Worpsweder VOGELER sehr geschmackvoll und solid entworfen wurde, mit den famosen, der Knospe der Tulpe entlehnten Griffen, dazu die Tulpengläser von POWELL & SONS, endlich das in seiner Einfachheit verblüffend schöne Porzellan, schneeweiss mit dem bewussten Fries am Rande - alles das wirkt fürstlich zusammen und ist im einzelnen nichts mehr als gut bürgerliche Wohlhabenheit. Sehr schön ist auch die Diele, ein sehr grosser Raum, der ganz in Spiegelscheiben tapeziert ist, deren feinlinige mathematische Teilung die Flächen kaum merkbar belebt. Hier herrscht dunkle, fast mystische Stille; nichts wie diese geteilten Spiegel, die grossen Sophas mit den winzigen Tischen davor, der enorme Kamin giebt einen ganz bestimmten würdigen Charakter. Abends wenn die Scheite im Kamin brennen und allein das Licht geben, wird es gemütlich, man rückt den Sessel um den Kamin und vergisst Ort und Zeit, ein Idealraum zum Träumen!

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Von der Diele geht es in das Bureau der "Insel", einen einfach und praktisch eingerichteten Arbeitsraum, und in die Perle des Ganzen, den grossen Salon. Hier ist immer wieder mit einfachsten Mitteln sehr viel mehr gewagt worden. Die Hölzer sind weiss lackiert mit - geschnitzten mattgrün und roten Rosen. Es ist das denkbar Süsseste, und eingefleischte Moderne werden mir nicht glauben, dass es trotzdem nicht süsslich wirkt. Die Decke, von der in zwei grossen konzentrischen Vierecken angeordnet, gegen hundert elektrische Lampen mit einfachem Silberschirm an den Kordeln hängen, ist wieder mit den süssesten Rosenguirlanden dekoriert. An den Wänden graue ins Mattlila fallende Seide; kostbare, schwerseidene Vorhänge derselben Farbe, prunkvoll mit weissen Rosen bestickt, bekleiden Thüren und Fenster, zwischen denen sich grosse Konsolspiegel erheben. Diese Vorhänge sind köstlich. Sie laufen in aufgebauschte Rüschen aus, unter denen mehrfache weisse Unterbehänge hervorschauen.

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Man glaubt, hinter jedem Vorhang das schlanke Füsschen einer Colombine versteckt und möchte sich als Pierrot in weisse Seide hüllen. Es ist der Raum der schönen Frauen, wo getanzt und gelacht wird, man kann sich hier nur im Frack unter rauschenden Ballkleidern wohl fühlen.
Typisch für den Geschmack der beiden Freunde ist die tote Staffage dieses Raums. In den Ecken stehen Meissener Vögel in starken, grünen, blauen, roten Farben. Auf den Tischen, um die sich Sitzmöbel aller nur erdenklichen Formen und Farben gruppieren, findet man die prachtvollen, weissen Porzellantiere von BING & GRÖNDAHL, dazwischen schillernde, altrömische Gläser. Und es ist nicht die Kostbarkeit dieses Nippes, die den Reiz giebt, sondern die lässige, willkürlich scheinende Wahl. Dass diese Dinge kostbar sind, ist fast Zufall; in anderen Räumen ist diese Zusammengehörigkeit zuweilen mit spottbilligen Vasen u. dgl. erreicht, lediglich infolge der Form- und Tonwerte.
Es fehlt der Raum, um auch die anderen Zimmer zu beschreiben, man hat auch nicht viel davon, man müsste sie sehen. Es giebt noch ein ausserordentlich gediegenes Kupferstichkabinett, in grellstem Blau gehalten und Nussbaum, mit prachtvollen ausserordentlich praktischen Schränken, die im oberen Teil die Schubladen für die Drucke enthalten, während in dem unteren ganz leeren Teil die Tische verschwinden, die man bei der Arbeit herausrollt. Ein Billardsaal und Spielzimmer mit einem sehr suggestiven Barschrank, ein stilles, gemütliches Arbeitszimmer, alles in tadelloser Ausführung, die meist von den Vereinigten Werkstätten besorgt wurde. Es ist überall dasselbe Prinzip guten Geschmacks und gesunden Menschenverstandes. Dieses ist der bleibende Eindruck und er hat springende kulturelle Bedeutung. Hier wurde der Nachweis geliefert, dass es nicht so unendlich tiefer Künste und auch nicht so sehr des A tout prix-Modernismus bedarf, um ein anständiges Milieu zu schaffen, als das Prestige der meisten führenden Künstler unserer Bewegung glauben lassen möchte. Sie alle ohne Ausnahme können an dieser einfachen Lösung viel lernen, vor allem das beste der modernen Prinzipien, dass man nicht wenig genug Kunst anwenden kann, um Künstler zu sein.

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Die Bewegung wird wahrscheinlich und hoffentlich den SCHRÖDER'schen Weg gehen; freilich nicht die Masse. Der Masse wird das schlimmste geschmückte Ding immer mehr imponieren, als das beste schmucklose. Wohl aber ist diese Tendenz von den Führern zu erwarten. Die Wiener fangen schon an, LOOS macht ostentativ in Wien Möbel ohne jedes Ornament und bleibt nicht ohne Einfluss. MOSER und HOFFMANN haben in ihren letzten Möbeln schon eine sehr wohlthuende Strenge. ECKMANN in Deutschland hat in seinen besten Sachen demselben Prinzip schon vor langer Zeit gehuldigt, VAN DE VELDE scheint sich auch, so weit es seine Eigenart erlaubt, dahin wenden zu wollen, die besseren Architekten Deutschlands und Englands verfolgen mit Eifer denselben Weg, der in England bereits Tradition ist. Es ist der einzige Weg, auf dem ein guter Einfluss auf den Handwerker zu gewinnen ist. Die Kunst wird darin liegen, ihn so sicher vor Trockenheit zu bewahren, wie dies SCHRÖDER in diesem Fall gelungen ist.

PARIS, J. MEIER-GRAEFE
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