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Autor: Taut, Bruno
In: 10. Aufl. - Stuttgart: Franckh'sche Verlagshandlung (1927); - 118 S.: zahlr. ill. u. graph. Darst. - (Reihe der Kosmoshausbücher)
 
Ein Wohnhaus
 
HAUSTIERMENSCH

Jeder Mensch sucht seine Umwelt so zu formen, dass sie in Übereinstimmung mit seinem Leben steht. Die Formgebung der Materie, der Gebrauchsgegenstände, der Wohnung und des Wohnhauses ist dem nach nicht bloß eine Frage der Schönheit oder der äußeren Erscheinung. sie ist ebenso sehr eine Frage der Handlichkeit, Brauchbarkeit und Bequemlichkeit, derart, dass das Ästhetische überholt wird durch das Praktische und das Praktische wiederum durch einen andern Wunsch zur äußeren Erscheinung der Dinge. Eine Zerlegung dieser Fragen in theoretische Begriffsspaltungen wird immer vom Wege abführen. Die einseitige und alleinige Betonung des Praktischen muss das Thema schließlich ausdörren, ebenso wie die Betonung des Ästhetischen alles Gesunde ersticken wird. Das zweite ist heute weniger zu befürchten, da die Ästhetik als solche in Misskredit geraten ist und jede Betrachtung von Formtragen erst dann legitim wird, wenn ihr das Rationelle des Maschinenwesens zugrunde gelegt worden ist. Unverwüstliche Gesundheit und Muskelkraft sind die Kennzeichen des Menschenideals, das dieser Betrachtungsweise entspricht: blasse Wangen, Nachdenken. Zweifeln, Suchen und schließlich Finden nach intensivem Schürfen, das sind die verachteten Züge eines Menschentyps, für den das hohe Wort "Typ" schon nicht mehr geduldet wird. Er gilt heute nur noch als der lächerliche Individualist, der "Typ" dagegen schreitet mit Sportgebräuntem Gesicht, mit energischem Unterkinn, trainierten Kaumuskeln durch unsere Welt der Rationalisierung. Strammforsche Urgesundheit mit Stahlgehärtetem Griff am Motorhebel - wenn sie sich mit Nachdenken und Beschaulichkeit paaren könnte, so würde das ein herrliches Kind geben, vorausgesetzt, dass es beide Eigenschaften der Eltern erbt. Welche Form die Dinge der Umwelt erhalten, das hängt also einzig und allein vom Menschen selbst ab, sowohl von dem einzelnen wie von der Gesamtheit. Die Wohnung ist der unmittelbarste und grausamste Spiegel jedes einzelnen Menschen. Sage mir, mit wem du umgehst - zeige mir, wie du wohnst! Lass mich sehen, wie du isst, wie du zu Bett gehst, wie du aufstehst - o danke! ich will nicht mehr sehen. Die Wohnung und ihr Aussehen, die Art, wie sie bewohnt wird, dies alles ist uns tatsächlich näher als unser - Hemd. Hier kann kein Fleck durch etwas anderes verdeckt werden: daher die durchgängige Scheu vor fremden Augen in der Wohnung, daher das Verhängen, Verhüllen, Verdecken. Die Wohnung ist dem einzelnen näher als sein Hemd, und doch richtet sich gerade hier der einzelne weniger nach sich selbst als nach dem, was die andern tun. So wird die Wohnung trotz ihres natürlichen Individualcharakters weitaus mehr zu einer Frage der Kollektiverzeugung, der Konfektion, der Mode. Schwankt die Mode in der Kleiderkonfektion sehr leicht und rasch. so geht das in der Wohnungskonfektion nicht so leicht, weil die Wohnungseinrichtung in allen Einzelheiten sich in zu viele "Branchen" gliedert und überhaupt der materielle Apparat zu schwerfällig ist. Dazu wird er aus Konjunkturgründen von der Produktion absichtlich immer schwerfälliger gemacht, da immerfort aufs neue die überflüssigsten Wünsche im Käuferpublikum geweckt werden. Sonderbar: der heutige ideale "Typ", der durch und durch unsentimentale Kraftmeier, der kühne "Sportsmann", er kriecht winselnd zu Kreuze vor dem süßlichsten Kitsch. Er bekundet damit, dass er doch Herz und Seele hat, wenn es auch nur ein Pfefferkuchenherz und eine Kaugummiseele ist. Natürlich muss er als Mensch Herz und Seele haben! Schön ist seine Gesundheit, doch fragt sich, welche Krankheit größer ist: die des eingetrockneten Denkens und Fühlens bei starkem Bizeps oder die der körperlichen Anfälligkeit bei gesundem Denken und Fühlen. Beides sind Hypertrophien, einseitige Überbildungen.

 Abb. 1.  Esstisch mit Beleuchtung

Geschmacksache, wem das eine oder andere besser gefällt. Die Wohnung beider wird unerfreulich sein, trotz ihrer Verschiedenartigkeit: dort der süße Kitsch, der Gefühlsersatz, hier der Wust. Der Mensch formt seine Umwelt so, dass sie in Übereinstimmung mit seinem Leben steht. Es ist also nicht entfernt daran zu denken, dass der Mensch anders wird, wenn seine Wohnung anders gemacht wurde. Der Wohnungsbestand in seiner Masse wird sein Aussehen erst mit dem veränderten Menschen ändern. Hoffnung auf lange Sicht, auf Jahrzehnte, in denen die Überbildung des Rationellen, des Trainings ausgeglichen wird durch den Gegenpol. Wohnen heißt nicht bloß Hausen: wir wissen zur Genüge, wie gehaust wird. Schon dieses Wort "Hausen" als Verzerrung des Begriffes "Wohnen" hat eine aufhellende Kraft: ein Bild für die Verwilderung auf allen Gebieten. Da der Mensch selbst seine Umwelt formen muss, so hat es wenig Zweck, ihn durch ausgestellte Wohnungsvorbilder zu erziehen. An Stelle des Erziehens muss die Veränderung der Basis treten, auf der der heutige Mensch lebt: Auflockerung und Zubereitung des Bodens. aus dem der Keim wachsen soll, an Stelle der Vergewaltigung des Keims. Der Weg dazu ist bereits angebahnt. Übertreibungen sind immerhin Anzeichen der Kursveränderung. Sport und einfaches Denken, das war einmal ein zutreffendes Schlagwort gegenüber der überschätzten Bildungssucht, - Rationalisierung, Industrialisierung, Typisierung und Normierung ebenso richtig gegenüber der Verwilderung der Hausbau- und Einrichtungskonfektion. Wenn beides in gleicher Weise zur Übertreibung wurde - es wurden ja auch einmal Denkmäler und Zinkarchitekturen industrialisiert, griechische Säulen sind es in Amerika heute noch - nun, trotzdem ist ebenso wenig wie der Sport die Rationalisierung falsch geworden. Die Überbildungen und Auswüchse auf Grund der missverstandenen Schlagworte werden schließlich sehr bald wie lästige Geschwüre aufbrechen. Dann erst werden die gesunden ursprünglichen Gedanken zu einer Wirkung kommen, zu der Zeit, wo sie nicht mehr als Modeschlagwort breitgetreten, sondern mit unveränderter Zähigkeit von denen festgehalten und verarbeitet werden, die aus eigener Erkenntnis dazu geführt worden sind. Es war die Erkenntnis, dass eine neue Übereinstimmung von Mensch und Umwelt vonnöten ist und dass dazu eben diese neuen Mittel notwendig sind. Gewiss bildet sich immer und zu jedem Zeitpunkt eine Übereinstimmung von Mensch und Umwelt, sei sie nun hässlich oder schön, genau, wie er es eben selbst ist. Wozu sie dann noch erst suchen? - Du zeigst einem Mann, der gern rascher zur Arbeitstelle kommen will, wie er sich ein gutes und billiges Motorrad an Stelle eines Fahrrades beschaffen kann, du zeigst einer Frau einen Herd, mit dem sie rascher, besser und billiger kochen kann, du zeigst derselben Frau, wie sie Tischtücher und damit viel Wäsche und Ärger sparen kann, du zeigst ihr, wie sie überhaupt an allen Ecken und Kanten der Wohnung sparen kann und wie sie damit mehr zur eigenen Ruhe kommt. Du kannst dieses und vieles andere auf jedem Gebiet zeigen und wirst finden, dass du bei dem Betreffenden damit gerade eine tatsächliche Lücke ausfüllst. Das ist nicht Erziehung, sondern einfache Mitteilung, ein Geben, das beide Teile reicher macht, und damit ein gemeinsames Schaffen. Zeigst du etwa gar eine ganze Wohnung, in der man eben nicht "haust", mit sich, mit den Gegenständen und mit dem Hause selbst, sondern in der man wohnt, so kann durch dieses Zeigen bei sehr vielen mit einem Male eine große Lücke ausgefüllt sein.


DER TYP

Abb. 2. Luftbild von Westen

Hier wird der Versuch gemacht, an dem Beispiel eines ausgeführten Hauses die Probleme der neuen Wohnung aufzurollen. Es kann nicht Gegenstand der Aufgabe sein, an dem einzelnen Exemplar einer Wohnung und eines Wohnhauses handgreiflich das zu zeigen, was ein für allemal und für alle Verhältnisse das Richtige ist. Abgesehen von der Anmaßung eines solchen Unterfangens würde darin nur das übliche Missverständnis gegenüber dem Begriff Typ enthalten sein. Typisch ist keineswegs gleichbedeutend mit schablonenhaft, typisch für eine Sache ist ihr allgemeiner Charakter, sind die Grundsätze und Anschauungen, denen sie ihr Entstehen verdankte. In diesem Sinne mag das hier behandelte Beispiel als Typ gelten; die ihm zugrunde liegende Auffassung mag, wenn sie Stich hält, als charakteristisch für ein neues und schon nicht mehr vereinzelt stehendes Wollen gelten. Nicht die Einzelformen sind das Wesentliche, wesentlich ist auch nicht die Lösung dieses Einzelfalles, wichtig aber und von allgemeinem Interesse ist vielleicht die Richtung und Linie, welche in diesem Fall gerade zu dieser Lösung geführt hat. Danach braucht kaum auf das Missverständnis hingewiesen zu werden, als sollte dieses Haus in seiner Größe und besonderen Anlage, in seiner speziellen und handgreiflichen Fassung nun unbedingt zum Vorbild genommen und womöglich soundso viel hundertmal wiederholt werden. Die Rationalisierungsmode als solche macht den Hauptfehler darin, dass die maschinenmäßige Herstellung in Massen rein schablonenhaft auf das gesamte, in sich viel zu gegliederte und vielgestaltige Objekt des fix und fertigen Wohnhauses bezogen wird. In ihrer gesunden Auffassung bedeutet die Forderung der Rationalisierung vielmehr, dass die einzelnen, ein Ganzes bildenden Teile zunächst auf ihre Funktion und sodann auf die leichteste Herstellung hin erforscht werden, um daraufhin erst Gegenstand der industriellen Produktion zu werden. Also nicht das Haus als Maschine, sondern alle seine einzelnen Teile, Fenster, Türen, Schränke, Wände usw., um sie dann nach möglichst freiem Belieben zusammenstellen zu können. Der missverstandene Begriff des Rationalisierens führt im Endergebnis zum Hausgewordenen Stumpfsinn, der richtig verstandene dagegen wird den Hausbau erst lebendig machen: mit ihm wird der Handwerker gleichzeitig Monteur und findet sich aus falscher Romantik auf festen Boden zurück. So wird die Rationalisierung zu einer bloßen technischen Hilfe, sie wird zum Diener, anstatt sich Herrenrechte anzumaßen und durch eine ebenso missverstandene Typisierung die Anordnung der Wohnung selbst zur bloßen Schablone herunterzudrücken, Die Wohnung ist nun einmal unmittelbarster Rahmen des menschlichen Lebens, sie ist sein erstes und letztes Erzeugnis, und man müsste zuerst den Menschen ein für alle Mal und endgültig schablonisiert haben, ehe man die Wohnung in ihrer Gliederung und Einrichtung restlos schablonisieren kann, so dass sie wie eine Leiste in Massen aus einer Wohnungsproduktionsmaschine herausschnurrt. Außerdem bleibt selbst für die bescheidensten Bedürfnisse die beste Wohnform eine erst zu lösende Aufgabe. Das Typische fängt ja erst da an, wo die Schablone oder die Uniform oder der militärische Drill aufhört. Es äußert sich etwa in folgendem: Man lehnt zuerst Wohnung und Haus ab, weil es einem nicht "gefällt": dann lernt man es in allen seinen Funktionen durch den längeren Aufenthalt darin kennen und kommt zu dem Wunsch, schließlich selbst ein ebensolches Haus zu haben, wenn auch nicht in derselben Größe, so doch "genau in derselben Art". Das anfängliche Missfallen verwandelt sich in vollendete Überzeugung. - Über die Größe oder Kleinheit dieses Hauses und über die Zahl seiner Wohnräume hinaus, ja auch über deren spezielle Anordnung hinweg bleibt dem einfach und gesund Denkenden die Grundtendenz das Wesentliche. Und hiermit bestimmt der gesunde Menschenverstand auf einfachste Weise den Begriff des Typs.


ARCHITEKTUR UND LANDSCHAFT

Abb. 3. Aufnahme von der Waldecke mit Birken

Wohnung soll in diesem Fall nicht als die bloße Gruppierung und Einrichtung von Räumen gezeigt werden, sondern als ein Gesamtkörper mit allen seinen inneren Funktionen und äußeren Ausstrahlungen, also als Wohnhaus unter Einbeziehung seiner Umgebung, des Gartens und der Landschaft. Damit wird die heute viel umstrittene Frage der Architektur an einem Beispiel zur Auseinandersetzung gestellt.
Auch hierbei dreht sich der Kampf um zwei Pole: um den einen gruppieren sich alle Meinungen, welche auch beim Wohnhause die Vorgefasste architektonische Schönheit als Selbstzweck fordern, um den andern Pol alle diejenigen, welche zum mindesten beim Zweckbau, wie es auch ein Wohnhaus ist, jede Vorgefasste ,,künstlerische Idee" ablehnen und die Entstehung einer Baukultur nur von der bescheidenen Lösung der tatsächlichen Aufgabe erwarten, also von der schlichten Darstellung der Elemente, aus denen sich der Körper eines Wohnhauses nach guter Lösung seiner inneren Funktionen wie von selbst und so ungezwungen wie möglich ergibt. Für die zweite Auffassung spricht der Umstand, dass hier, wie vorhin erwähnt, aus dem anfänglichen Missfallen durch Kennen lernen des gesamten Organismus nach und nach eine sehr heftige Zuneigung werden kann, während bei einer "schönen" Architektur die Gefahr besteht, dass sich bei näherem Kennen lernen immer mehr ein Widerspruch zwischen der schönen Fassade und den inneren Vorgängen des Hauses herausstellt. Diese Gefahr liegt nahe, weil das auf den ersten Blick Schöne immer irgendwie mit der Gewohnheit und demnach einer Vergangenheit zusammen hängt, einer Vergangenheit, deren letzte Stufen bekanntlich außerhalb jeder baulichen und architektonischen Gestaltung standen. Das Zurückgreifen auf die Historie, auch nur auf Biedermeier, ist für uns aber eine solche sprunghafte Künstlichkeit, dass sie ebenfalls außerhalb jeder ernsthaften Auseinandersetzung steht.

Abb. 4. Aufnahme von der Waldecke mit Kiefern

Architekturfrage schaltet danach hier zunächst völlig aus. Was dem Betrachter der Bilder an Erklärungen notwendig ist, beschränkt sich auf die banale Tatsache, dass die Flächen der Mauern Putz tragen. soweit nicht Karten oder Sockel oder Wirtschaftsanbau zum Schutz gegen die Feuchtigkeit mit blaugrauen Klinkern versehen sind. Was hier "Architektur" ausmacht, sind schon die Wohnungselemente, soweit sie die Wohnung mit Außenluft und -licht, mit Garten und Landschaft verbinden. Warum? - wird oft bei diesem und jenem gefragt. Es gibt hier keinen Beweis für eine bloß äußere Architektonik. Wir bauen heute nicht von außen nach innen, aber lehnen auch das Schlagwort ab, wonach wir von innen nach außen bauen. Besonders bei einem Hause in freier Lage darf es keine scharfe Grenze zwischen Außen und Innen geben; der Körper des Hauses ergibt sich wohl aus seinen inneren Funktionen, er ist aber mindestens ebenso sehr bedingt durch seine Beziehungen zu den Voraussetzungen des Bauplatzes, zu Sonnenlage, Garten, Landschaft und auch Nachbarschaft. Hiermit wird die heute viel umstrittene Frage der Verunstaltung des Landschaftsbildes gestreift.

Abb. 5. Vorderfront vom alten Hause gesehen
Abb. 6. Vorderfront von Links gesehen
Abb. 7. Vorderfront Garage und Hühnerhof

Diese Debatten leiden von vornherein schon an der schiefen Stellung zur Landschaft, die mit dem Worte "Landschaftsbild" an das Ansichtskartenniveau grenzt und mit dem Eifer um seinen Schutz eine verdächtige Sentimentalität enthüllt. Hier wirkt sich noch die hoffentlich bald überwundene Naturschwärmerei aus, wogegen wir Natur und Landschaft als etwas anzusehen beginnen, was einfach ebenso zum Leben notwendig ist wie alles andere in der Welt, und was durch seine Verhimmelung nur in seinem Wert herabgesetzt wird. Beweis dafür: die komödiantenhafte Wirkung von Häusern, welche in der Absicht des Heimatschutzes nach irgendeinem alten Bauernstil in eine schöne Gebirgs- oder Seelandschaft hineingestellt worden sind. Es wird lange dauern, bis diese innere Komik allen bewusst geworden ist; haben sich doch auch bei diesem Hause Stimmen gegen seinen Bau bei der Baupolizei gemeldet, die das Landschaftsbild vor dieser "Verunstaltung" in Schutz nehmen wollten.

Abb. 8. Landschaft vom Balkon
Abb. 9. Straßenseite
Abb. 10. Südseite
Abb. 11. Westseite (Gartenansicht)
Abb. 12. Nordseite
Abb. 13. (Straßenkarte) vorm Haus

Die Landschaft bedeutet für ein Haus nichts weiter als eine besonders wichtige Voraussetzung, so wie es bei den alten Bauern eben auch war, d. h, nicht stimmungshafter Art, sondern in einem weiteren Sinne konstruktiver und technischer Art. Aus der Landschaft, aus dem Garten und aus der Sonnenlage ergibt sich seine Stellung fast als Folge einer Berechnung, aus den Wünschen zum Wohnen seine Form, soweit sie in die Landschaft hinausgreift. Hier neigt sich das Gartenland nach Westen zu einer großen Wiese, welche im Hintergrund von Wäldern umgrenzt ist. Die Sonne geht frei am Horizont unter und durchleuchtet das Haus mit ihren letzten horizontalen Strahlen. Im Osten ist die unausgesprochene Straße, im Norden das Nachbarhaus.

Abb. 14. Rückfront (Südwestlich)

Also nach einfacher Logik Stellung des Hauses an die Nordgrenze, mit Wirtschaftsräumen und Hof dorthin und mit direkter Einfahrt von der Straße, und anderseits möglichste Freihaltung des rein landschaftlichen Westbezirks, wo ein großer überdeckter Balkon mit Türen von drei Schlafzimmern die Einwirkung der Landschaft und der reinen Luft zu einer Form zusammenfasst, die aber ebenso sehr rein praktischer Art ist (für Liegezwecke usw.). Die schräge Führung der Linien dieses Balkons nimmt in einfachem Parallelismus die Linien der Landschaft zu einem großen Teile auf, das Haus schiebt sich in das Wiesengebiet und seine frische Luft wie ein Schiff mit seinem Bug vor - und doch ist auch dies keine bloße Form im ästhetischen Sinne. Die Schrägstellung des Grundrisses bringt den Vorteil mit sich, dass keines der Fenster ein direktes Gegenüber hat, nicht zu dem vorhandenen Nachbarhause und noch weniger nach der anderen Seite, für den Fall, dass daneben ein Haus oder zwei gleiche Häuser gebaut werden sollten. Die Hausform ist eine Kristallisation der atmosphärischen Bedingungen. Sie wird unter­stützt durch die Farbe, welche hier in äußerster Gegensätzlichkeit angewendet ist: gegenüber dem weiten Naturgrün und als Widerspiel von untergehender Sonne und Wolkenreflexen auf der Westseite ganz und gar schneeweiß, auf der Ostseite, der Straße zugewendet, schwarz: die Blickrichtung des Hauses selbst ist aufs äußerste betont, Licht und Wärme der Morgensonne wird in das Haus hineingesaugt, unterstützt durch die Wärmesammelnde Wirkung des Schwarz. Der Blick vom Flugzeug, der für unsere nächste architektonische Zukunft immer größere Bedeutung erhalten wird, zeigt diese strenge Zäsur der Färbung als das äußerste Mittel, die Hausform auch im großen zu einem handlichen Nutzgegenstand, bildlich gesprochen: zu einem sauberen Maschinenstück zu machen. Dass das Weiß die Kantigkeit und Zerklüftung des Hauskörpers durch weiche Tönungen und atmosphärische Reflexfarben mildert, dass das Schwarz der Wölbung die Bauchigkeit nimmt, sie gewissermaßen mager statt fett macht und dass es gleichzeitig die sehr verschiedenartigen Wanddurchbrechungen zusammenhält, mag hier als organische Eigenschaft der äußersten Gegensatzfärbung noch hinzugefügt sein. Wodurch wird ein Haus wirklich der Natur, den Bäumen und Pflanzen verwandt? Nicht dadurch, dass es die Bäume und alles andere irgendwie nachahmt oder sich ihnen "anpassen" will. Das geht ja doch nicht; denn Haus bleibt Haus und Baum bleibt Baum. Eine Birke bleibt eine Birke, ob du sie schön oder hässlich findest, und ebenso kann auch ein Haus einfach ein solches sein und auf diese Weise zu Birke, Kiefer, Blumen und Wiese als innerlich Verwandtes nicht bloß passen, sondern im wahrsten Sinne dazugehörig sein.

Abb. 15. Vorderfront von Osten
Abb. 16. Südseite
Abb. 17. Nordwestseite
Abb. 18. Luftbild von Norden


IM ANFANG WAR DER GRUNDRISS

Abb. 19. Wohnzimmer blick zum Flur
Abb. 20. Grundriss Erdgeschoss

Nach dem bisher Gesagten werden Sie selbst jetzt Ihr Augenmerk dem Grundriss zuwenden wollen, um nachzuprüfen, was es mit den oft erwähnten "Funktionen" der Wohnung auf sich hat. Der Grundriss bleibt leider immer nur eine abstrakte Niederschrift, aus der sich schwer oder gar nicht ein wirkliches Bild gewinnen lässt. Er ist dagegen wiederum eine brauchbare Formel, um die Raumlagerung rasch und einfach zu übersehen. Soweit die Voraussetzungen für die Grundrissform nicht schon im Vorigen enthalten waren, werden sie durch das Folgende ergänzt:

Abb. 21. Schnitt-Zeichnung

1. Hineinziehung von Garten und Wiese unmittelbar in das Haus - daher die Ebenerdigkeit des Erdgeschoßfußbodens, beim Hauptwohnraum eine kleine Stufe, sonst drei Stufen über der Erde, wodurch der große Wohnraum eine größere Höhe erhält als die übrigen Räume, und wodurch die ansteigende Wellung des Geländes sich von der Wiese her im Hause fortsetzt, ja weiterhin über die Treppe bis nach oben geleitet wird; - daher die Ausgestaltung des Hauptraumes, welcher eine Kombination von Wohnzimmer, Gartenhalle und Veranda darstellt. Die hohe Lage des Grundwassers verbot die Anlage eines Tiefkellers, der den hässlichen hohen Sockel zur Folge gehabt hätte und damit die Turnerei über hohe Freitreppen an Stelle des einfachen Schrittes vom Wohnraum in den Garten.

Abb. 22. Gartenansicht
Abb. 23. Gartenansicht
Abb. 24. Gartenansicht
Abb. 25. Gartenansicht
Abb. 26. Flur vom Teppenpodest aus
Abb. 27. Flur blick gegen das Fenster

2. Folgende Raumbedürfnisse: unten neben den Wirtschaftsräumen und dem erwähnten Hauptzimmer ein kleines Zimmer, oben neben einem größeren Schlafzimmer zwei kleinere und eine Kammer, nebst Bad und Besenkammer.

Abb. 28. Grundriss / Obergeschoss

Also in den Grundbedingungen etwa übereinstimmend mit dem normalen Programm für ein Einzelhaus von fünf Zimmern, wie sich denn auch das vorhandene Haus ohne weiteres in ganz normaler und durchaus nicht individualistischer Weise bewohnen lässt. -
Die gefundene Grundrissformel ist einfach zu erkennen. Bereits die Haustür gibt beim Öffnen durch die Glastür des Windfangs, durch diejenige des Wohnzimmers und die weitere vom Wohnzimmer zum Garten den Blick bis in das Wiesenland hinein frei. Die rechte Ecke des Wohnzimmers enthält den Esstisch, der sich in unmittelbarer Nähe von Spülküche und Küche befindet, diese vom Wohnzimmer getrennt durch einen kleinen Korridor zur Abhaltung der Gerüche. Anschließend an die Spülküche die Waschküche und sonstigen Wirtschaftsräume bis zur Garage, deren Tor sich in nächster Nähe der Straße befindet und deren Lage es gestattet, bei starkem Regen vom Auto aus trockenen Fußes in das Haus zu gelangen. Links vom Windfang eine kleine Garderobe mit Klosett. Die Anordnung oben zeigt der Grundriss des Obergeschosses unmittelbar, wobei darauf hinzuweisen ist, dass nur bei einer vom starren Rechteck abweichenden Grundform die direkte Anordnung von sechs Türen zu den sechs Räumen auf einer so kleinen Korridorfläche möglich ist. Ebenso auch die Anlage von drei Türen aus drei Schlafzimmern auf einen Balkon. Auf diese Weise gelang es, jedem Zimmer, auch dem nach Nordwesten hin gelegenen, direkte Sonne zuzuführen. Die Wölbung des Grundrisses ist ein raumökonomischer Faktor; der Kreis enthält in sich den größten Flächenraum im Verhältnis zu seinem Umfang. Außerdem geben die vom Dogma des rechten Winkels und des Rechtecks abweichenden Grundrissformen zahlreiche günstige Möglichkeiten der Raumausbildung und -Einrichtung, wovon weiterhin bei den Einzelheiten die Rede sein wird.

Abb. 29. Flur im Obergeschoss
Abb. 30. Flur im Obergeschoss von der Treppe aus
Abb. 31. Flur / Blick zum Blauen Zimmer und zur Garderobe

Ein Blick auf den Grundriss zeigt das Fehlen von Balkentragenden Wänden. Die gesamten Massivdecken des Hauses ruhen im Innern durch ihre Trägerlage nur auf zwei massiven Pfeilern, während alle übrigen inneren Wände leichte Rabitz- oder Plattenwände sind. Die eigentliche Raumfunktion und ihre Auswirkungen wird der Leser im folgenden am besten durch die Einzelheiten selbst erkennen.

Abb. 32. Treppe gegen das Prismen-Fenster

In seiner großen Form ist der Grundriss eine Sonnenuhr. Die Tages - und Jahreszeiten teilen sich in ihrem Licht- und Farbwechsel unmittelbar den Räumen mit, und vor allem wird die Vormittagssonne in der großen Glaswand der Treppe gefangen. Diese Stelle des Grundrisses. der Treppenraum, ist aus der bloßen Grundrissform heraus nicht zu verstehen und zu erklären. Die Treppe ist die räumlich geformte und betonte Verbindung des Erdgeschosses mit dem Obergeschoß. An dieser Stelle wird der Sinn des Grundrisses allein durch die dreidimensionalen Raumfassungen verständlich. Das Treppenhaus ist hier keine "Diele" wie sonst bei ähnlichen Landhäusern, es ist unten und oben die knappste Raumfassung des Flures und ist trotzdem gleichzeitig durch die Anlage der Treppe und durch die Glaswand zu einem Verbindungsraum in vertikaler Richtung geworden, derart, dass man von dem Treppenpodest sowohl den oberen Flur übersieht wie auch den Einblick durch den unteren Flur in das Wohnzimmer erhält. Dieses wird bei geöffneter Flügeltür zu einer Raumeinheit mit der aufsteigenden Treppenrichtung.


GRUNDSÄTZLICHES ÜBER DIE, EINRICHTUNG

Abb. 33. Blaues Zimmer Schreibtisch und Lesesofa

Vor der Schilderung der Einzelheiten dürfte es zum Verständnis nötig sein, einiges Grundsätzliche dazu zu sagen, auf die Gefahr hin, dass ich das in meinem Buche "Die neue Wohnung" (Verlag Klinkhardt &. Biermann, Leipzig) vor drei Jahren Ausgesprochene hier wiederhole. Immerhin dreht es sich jetzt nicht mehr um bloße theoretische Forderungen, sondern um die Durchführung dieser Grundsätze an einem praktischen Beispiel.
Allgemein gesagt, handelt es sich überall um die einfache Darstellung der durch den praktischen Gebrauch bedingten Elemente und ihre möglichst einfache und klare Gestaltung in dem passenden Material. So gesehen, gibt es keinen Wesensunterschied mehr zwischen einem Möbel und etwa einer Tür, einem Fenster oder sonst dergleichen. Alle diese Dinge treten als selbständige Körper auf und bilden in ihrer natürlichen Gestalt die Elemente, welche zusammen die Einheit des Raumeindrucks und schließlich der ganzen Wohnung ergeben. Zu ihnen gesellen sich die Wandschränke, die Fußböden, Wände und Decken, bei denen die Farbe keine andere Rolle spielt als die bereits erwähnten Dinge. Die Farbe bekräftigt in einfachen Flächen und reinen Tönen den jeweiligen Spannungscharakter der Wände und Decken, ja auch der Fußböden und gibt so die letzte und alles übrige unnötig machende Harmonie des Raumeindrucks. Vorhänge, Teppiche, Läufer, Bettvorleger, Felle, Tischdecken und all dergleichen, ja auch Bilder von Nippes und sonstigen Schmuckgegenständen überhaupt abgesehen werden dadurch überflüssig, ja störend. Die gewebten Stoffe! Unser Gefühl macht ihnen gegenüber eine Wandlung durch, es wird kritisch, die psychologische Richtigkeit der bisherigen Stoffverwendung wird bezweifelt. Beim bequemen Sitz- und Liegemöbel ist der gewebte Stoff, die Wolle als das anschmiegendste Material für Decken und dergleichen unübertrefflich, ja vielleicht auch für gelegentliche Vorhänge, wo die Matte zu knittrig und Gummi oder ähnliches unsympathisch ist. Dort aber, wo man bisher die vielerlei Stoffe nicht entbehren konnte, als Wandbekleidung, Fenstervorhänge, Portieren, Tischdecken, Lampenschirme, Fußbodenbeläge, Teppiche, Vorleger usw., um das Licht zu dämpfen, die "Stimmung" weich und muschelig zu machen - dort spricht heute unser Gefühl anders. Es will auch hier nicht mehr diese Illusionsmittel, es will nicht im Wohnraum die trübe Nebelstimmung mit betonter Verstärkung haben, die sich beim Licht der Lampe bestenfalls zu einem rembrandtartigen Helldunkel verbessert. Gerade im Klima der zahlreichen trüben und regnerischen Tage sollte doch alles geschehen, um die Melancholie aus dem Hausinnern zu verbannen. Klimatische, psychologische und vielleicht auch physikalische Gründe führen hierbei zur größten Vorsicht. Und ist nicht abends das unverhängte, in die Nacht hinausblickende Fenster ebenso schön, wie es bei Tage als Lichtgeber ist? -
Was die Wohnung zur Bequemlichkeit braucht, muss sie auch ohne solche Zutaten leisten können. Sie leistet es sogar besser, da die Vielzahl überflüssiger Gegenstände zu leicht zur lästigen Anhäufung führt und die Reinigungsarbeiten erschwert. Für sie musste der Staubsauger erfunden werden, der deshalb im Wert nicht herabgesetzt werden soll. Auch die Abblendung des Lichtes und der Einsicht in die Räume kann durch bauliche Mittel an Stelle der Vorhänge geleistet werden, in diesem Falle durch die verstellbaren Läden. Diese Mittel der Raumeinrichtung sind nicht bloß im praktischen Sinne den früheren Ausstattungsmethoden überlegen, sie sind sogar in der Lage, den Wohnräumen das zu geben, dessen Verlust man vielfach befürchtet hat, nämlich die so genannte "Gemütlichkeit". Es handelt sich wohl nicht um die Gemütlichkeit der Staubwinkel, sondern um den beruhigenden und allgemein harmonischen Eindruck eines Zimmers. Ja, es zeigt sich, dass in reinen Nützlichkeitsräumen, wie Bad und Küche, diese andere Form der Gemütlichkeit sich einstellt ohne jede Art von Farbenverwendung, sondern einzig und allein durch die knappe und ausreichende Art der Aufstellung und des Einbaues der notwendigen Gebrauchsgegenstände. Das rein Ästhetische, soweit es eben berührt wurde, ist hier nichts weiter als die Folge des Praktischen, es ist sogar wie bei dem Beispiel von Küche und Bad völlig identisch mit dem Praktischen. Auf diese Weise kann auch die Klarheit und Ruhe der Lebensführung selbst durch die praktisch richtige Anlage erreicht werden, und man könnte dann diese Ruhe der Lebenshaltung mit dem Ästhetischen des Eindrucks in eine Parallele ziehen. Was diese praktischen Dinge betrifft, so wäre es ein Missverständnis anzunehmen, dass durch die neue Auffassung auch nur das Geringste an Bequemlichkeit gegenüber der früheren Einrichtung aufgegeben werden soll. Im Gegenteil wollen wir uns das Leben durch Entlastung von allem Krimskrams und seinen Reinigungsarbeiten, der Vielwäscherei und dergleichen erleichtern und uns Freiheit für unser eigenes Leben und unsere eigenen Gedanken schaffen. Die Hygiene des Körpers durch Bäder und Luftbäder spricht sich in der Hygiene der Räume und des Hauses durch ihre entsprechend saubere und nichts als sich selbst gebende Form in allen Einzelheiten aus. Es handelt sich nicht um Kahlheit, die sonst vorhanden wäre, wenn man einfach alle Bilder, Gardinen usw. abreißen würde, ohne an eine neue Einheit zu denken. Es handelt sich hier eben um die neue Einheit, die erreicht wird durch das unverhüllte und betonte Herausstellen jedes, aber auch jedes einzelnen Elementes, so weitgehend, dass nicht bloß die Heizkörper durch ihre Freistellung und den Anstrich besonders betont werden, sondern auch grundsätzlich alle Zuleitungs- und Heizrohre selbst, dazu noch herausgehoben durch den in Verbindung mit der Wand angeordneten farbigen Anstrich. Glaubte man bisher, dass es notwendige Dinge gibt, die wegen ihrer Hässlichkeit versteckt werden müssen, so meinen wir heute, dass es solche Dinge nicht gibt und dass eine so wohltätige Einrichtung wie die Heizung mit ihren Röhren in dieser ihrer wohltätigen Eigenschaft ganz offen dem Auge gezeigt werden könne, ebenso wie ein Kachelofen. Man kann sich vorstellen, dass diese heutige Heizmethode einmal durch die endgültige Lösung der elektrischen Heizung überwunden sein wird. In dem heutigen Stadium der Technik aber bedeutet diese Lösung etwas in sich Abgeschlossenes und deswegen hat sie auch ihre eigene technische Schönheit. Der Kreislauf des warmen Wassers vom Kessel zum Ausdehnungsgefäß und von da durch alle Heizkörper wieder in den Kessel zurück wird auf diese Weise selbst einem Kinde höchst anschaulich. Außerdem werden die Heizrohre dadurch selbst zur Mitbeheizung herangezogen und können bei etwaigen Schäden leicht ausgewechselt werden. Die Ordnung des täglichen Lebens, seine Klarheit und Einfachheit kann durch die Art der Einrichtung, durch die Anordnung der Schränke und sonstigen Dinge ganz wesentlich festgelegt werden. Dies geschieht dadurch, dass die einzelnen Einrichtungsdinge sich immer möglichst an der Stelle befinden, wo sie gebraucht werden, also ein Parallelvorgang zu den Bestrebungen der Volkswirte nach großen ökonomischen Gesichtspunkten, nach denen die Erzeugung möglichst nahe an den Verbrauch gelegt werden soll. Was dort die Erzeugung ist, ist hier z. B. der Wäscheschrank, und was dort der Verbrauch ist, ist hier das Bedürfnis des Einzelnen hinsichtlich seiner eigenen Wäsche, die nicht in einem großen Wäscheschrank zusammen verstaut und dann erst verteilt wird, sondern von vornherein in den einzelnen Wäschebehältern verteilt ist und dadurch jedem Einzelnen in unmittelbarster Nähe zur Verfügung steht. Das gleiche Prinzip, was Hausreinigung anbetrifft, Tischdecken und -abräumen, Geschirrwäsche und all dergleichen mehr. Die Aufgabe des neuen Wohnungsbaues liegt darin, einen Wohnungsorganismus zu schaffen, der die Reibungen durch das widerspenstige Objekt auf ein Mindestmaß zurückführt, ja womöglich ausschaltet. Das Haus mit allen seinen Teilen muss Besitz des Menschen sein; nicht darf das Haus den Menschen besitzen. Darin liegt auch die Grenze für die Spezialisierung, für alle Einbauten von Schränken usw. wie für die Mechanisierung des Hausbetriebs. Das Haus muss seinem Bewohner passen wie ein Gutsitzender Anzug, es muss ihn ebenso kleiden. Ästhetischer Hauptgrundsatz:

Wie die Räume ohne Menschen aussehen, ist gleichgültig.
Wichtig ist nur, wie die Menschen darin aussehen.

Also muss auch das Maß jeder Tür, jedes Fensters, kurz aller Dinge auf den Menschen zugeschnitten sein. Türen zu kleinen Räumen brauchen nicht auf Riesen berechnet zu sein. Frauen und Kinder müssen darin gut aussehen, ein Mann über 1,80 m Größe kann sich ruhig darin bücken. Allgemeine Durchgangstüren genügen mit 1,90 m Höhe, und wo eine größere Höhe genommen wird, dort soll sie ihren Sinn haben, eröffnen zu einem großen Raum, zur Landschaft, doch so, dass die Proportion nie das Menschenmaß im Stich lässt.
So muss auch jedes Dogma in den Einzelformen verschwinden. Das Ableiern einer "modernen" Formlitanei ist im Grunde ebenso veraltet und rückständig wie jeder frühere Stilkanon. Unbedingte, platterdings auf jedes Material, selbst auf Glas bezogene, das Plastische und Reflektierende ausschließende Flächigkeit, das Ausschließen allen Gelbmetalls (Bronze, Kupfer, Messing), die uniformhafte Beschränkung der Farbenskala, die Ablehnung jeder Symmetrie, die absolute Diktatur des Rechtecks und Quadrats im Grundriss, des Würfels im Aufbau, des Horizontalen in der Gliederung, des unbedingt Eckigen in jeder Lappalie. wie es Türdrücker, Lampen, Stühle usw. sind - alles dies, zur These erstarrt, bedeutet kein Weiterbauen, sondern einen neuen Ermüdungszustand. Gott sei Dank sind wir über das "Gesamtkunstwerk" Richard Wagners längst hinweg. Wir sind aber auch schon darüber hinweggekommen, dass wir überfühlfein bei jeder Bagatelle eine künstlerische Offenbarung erwarten. Wir wollen nicht pinselig sein und nehmen alles, woher wir es gerade bekommen können. Gibt es z. B. gute handliche ungekünstelte Türdrücker oder Stühle auf dem Baumarkt - warum dann durchaus neue entwerfen! Hiermit werden die Kosten berührt. Dass ein solches Haus ohnehin dem Architekten eine Unsumme neuer Überlegungen und vieler Mühen auflädt, wird aus dieser Schrift hervorgehen. Und die Baukosten werden bei solcher Durchbildung des Wohnwertes heute immer noch recht hoch, so dass, vom Standpunkt des niedrigsten Wohnstandards aus, vieles überflüssig erscheinen kann, wie z. B. der Gummifußboden, die Dachplatte über dem Balkon mit ihrer Glasdecke, die Glaswand der Treppe usw. Ob diese Dinge Luxus sind, wäre allein aus der Frage zu beantworten, was sie leisten. Wird diese Frage bejaht, so verschiebt sich der Begriff Luxus nach einer anderen Seite hin, die in diesem Haus grundsätzlich vermieden ist: es ist das Herausfallen einzelner Stücke durch ihren überbetonten Materialwert, durch eine Kostbarkeit, welche im Gegensatz zu der Bescheidenheit und Einfachheit des gesamten Hauses steht. Nach dieser Seite hin gibt es manche Entgleisungen, die dann besonders groß sind, wenn bei einer sonst einfachen Wohnung ein solches Stück wie ein Möbel, Teppich, Beleuchtungskörper und dergleichen nur eine vorgetäuschte Kostbarkeit darstellt.


DIE UNTEREN WOHNRÄUME

Abb. 34. Vorderfront von Nordosten
Abb. 35. Eingang mit halboffener Tür
Abb. 36. Schnitt durch Vordereingang und Treppe
Abb. 37. Prismen Fenster mit Eingang
Abb. 38. Blick durch Flur, Windfang und Wohnzimmer
Abb. 39. Flur vom Blauen Zimmer aus mit Treppenanfang
Abb. 40. Garderobe


DIE FARBEN SIND IM FOLGENDEN MIT FETTEN BUCHSTABEN BEZEICHNET; DIE DEN ABBILDUNGEN UND DER FARBENTABELLE
AM SCHLUSSE DES BUCHES ENTSPRECHEN:

Die weiße glatte Haustür, auf einem Podest von drei Stufen mit einem auf den Mindestaufwand zurückgeführten Geländer (rot angestrichenes Gasrohr Farbe Q) öffnet sich nach außen unter einem kleinen, in der Unterfläche rot gestrichenen Schutzdach, das sie fast mit ihrer Oberkante berührt. Der in der geöffneten Tür Stehende ist dadurch gegen den Wind geschützt und ebenso gegen Regen. Er tritt in den Windfang, der knappste Ausmaße und die üblichen Einrichtungen hat, darunter auch die altbekannte Vorrichtung zum Stiefelreinigen. Eine völlig glatte Tür mit einer Spiegelglasscheibe gibt den Einblick bis ins Wohnzimmer frei, wobei der farbige Eindruck von dem kalten Blau des Windfangs (zwischen V und W) zu der kühlen Farbigkeit des Flurs und von da weiter zu der warmen Gesamttönung des Wohnzimmers führt. Der Flur ist bis oben herauf ganz weiß (U), seine untere Decke kaltgrün (G), die Leitungsrohre der Heizkörper hier zitronengelb (R). Die daneben befindliche kleine Garderobe enthält die notwendige Einrichtung in knappstem Ausmaß, doch einen größeren Waschtisch, mit Glasplatten in der Nische des Heizkörpers.

Abb. 41. Garderobe und Toilette (Am Windfang)

Die Wohnzimmertür ist schwarz gestrichen mit weißer Schlagleiste, nur mit einigen Farben in der Umrahmung: Weinrot (C), Gelb (F), Schwarz.

Abb. 42. Wohnzimmer Blick in den Garten

Das Wohnzimmer zeigt zu allen Jahreszeiten durch die beiden großen Fenster und die Tür in der Mitte die ungekünstelte Gartenlandschaft, eingerahmt durch die Grenze des Waldes hinter den Wiesen. Diese zu jeder Jahreszeit gleich schöne Landschaft ist der Ausgangspunkt für die farbige Lösung gewesen. Die drei Wände mit Fenstern und Außentür sind deswegen sandgrau (B), während die drei übrigen Wände des sechseckigen Raumes ein Weinrot (C) tragen mit dunkleren Türumrahmungen der gleichen Skala, und zwar deswegen, weil die leuchtende Abendsonne warm, aber nicht grell aufgefangen werden soll. Die gesamte Decke dagegen hat das in Leimfarben nur irgend erreichbare leuchtendste Rot (A), so dass vom unteren Flur aus das Rot der Decke als Komplementärfarbe zum Grün der Wiese erscheint, ohne dem Naturgrün Konkurrenz zu machen, da, wie auch sonst im Hause, die grellen Töne nur auf indirekt beleuchteten Flächen verwendet worden sind. Man kann für die Farben im Raum etwa grundsätzlich das Prinzip aufstellen, dass die leuchtenden Töne nur dort angebracht sind, wo das Tageslicht sie nicht direkt bescheint, sondern wo sie im Streiflicht oder im Schatten liegen und wo sie dadurch zu einem Mittel werden, dem Raum eine farbige Atmosphäre zu geben, ohne sich selbst aufzudrängen. Die Türen sind wie sonst alle abgesperrten Türen in dem einfachen Naturholzton der Rotbuche, woraus die gewöhnliche Sperrplatte besteht, gelassen und lackiert. Das Zeigen des Naturholzes ist ein eigenes Problem in der farbigen Raumgestaltung. Es ist hier aufs strengste zu vermeiden, dass eine Farbe in seine Nähe kommt, die durch ihre Leuchtkraft das Holz beeinträchtigt und seines edlen Materialreizes beraubt, es also nur zu einer nichts sagenden graubraunen Fläche macht. Rot ist dabei die gefährlichste Farbe. Um die Farbenverwendung hier noch zu vervollständigen, sei erwähnt, dass die inneren Fensterrahmen wie auch die Glastür schwarz sind, um die schöne Scheibe noch klarer erscheinen zu lassen, die Schlagleisten signalrot (Q) und die Fensterbretter schwarz, dagegen das übrige Holzwerk der Fenster rein weiß. Die großen Heizkörper sind auf der grauen Wand gegliedert in zwei Farben, in ein vorsichtiges Rot (T)

Abb. 43. Wohnzimmer vom Garten Gesehen

und Blau (S), die bei den Heizröhren unter Absetzen der Befestigungseisen durch die Entgegengesetzte Farbe wieder zur Geltung kommen: das matte dunkle Blau bei den Ablaufröhren, das matte dunkle Weinrot bei den Zulaufröhren. Gerade in diesem Falle bedeuten die offenen Röhren eine Mitheizung der beiden großen Außenwände. Zur Vervollständigung: die Möbel sehr zurückhaltend, Stühle schwarz, ebenso Bezüge des Sofas und der Sessel (die Sessel sind alte aufgefrischte Stücke). Der Schritt durch die Gartentür führt auf den Rasen und zeigt von da das Wohnzimmer in einer tiefen Farbigkeit, welche anders geartet ist als diejenige vom Flur aus. Das Haus zeigt sich hier von außen rein weiß und betont damit die der Atmosphäre zugehörige Helle des Wohnhauses. Auch die Läden sind in ihren glatten Flächen weiß, jedoch die Fensterrahmen zur Verstärkung der klaren sauberen Fensterform schwarz mit zitronengelben (R) Schlagleisten. Für die Fenster sind zur Licht- und Wärmeregulierung Läden angeordnet, die in einen Holzfalz sehr knapp hineinpassen und im geschlossenen Zustande völlig glatt in der Wand liegen. Die Läden sind hier keine romantische Sache, sondern wegen des starken Winddrucks im Winter als Wärmeschutz notwendig, gleichzeitig zur Kühlhaltung im Sommer und schließlich zur eventuellen Abdämpfung des Lichtes an Stelle von Vorhängen. Das Wohnzimmer bedeutet den Zentralraum des Hauses: um ihn möglichst groß zu halten, ist kein besonderer Essraum angelegt, sondern eine Seite des Zimmers, sozusagen eine Nische, ist für den Esstisch eingerichtet, während die andere Seite einen Gruppenplatz um den Teetisch enthält. Der Fußboden (Gummifußboden der Runge-Werke, Berlin) zeigt durch seine Teilung diese Raumfunktion an: eine graue Bahn führt von den inneren Türen zur Außentür, während die beiden übrigen Flächen blaugrau belegt sind. Die dadurch entstehenden Linien nehmen die Hauptlinien des Grundrisses auf und sind in dem kleinen unteren Wohnraum in derselben Richtung fortgesetzt, und zwar dort schwarz und hellgrau in wechselnden Bahnen. (Gummi ist zwar teurer als Linoleum, reinigt sich aber einfacher und erspart jede Art von Teppichen, Läufern usw.) Der Teetisch ist ein einfaches Gestell zum Tragen einer weißen Alabasterglasplatte (über seine Konstruktion und seine Lampe siehe die Abbildungen). Die Raumbeleuchtung des Wohnzimmers erfolgt durch einen Beseg-Reflektor, dessen Licht sich gleichmäßig über den Raum verteilt und durch einen neu konstruierten Körper aus vorhandenen Luxfer-Prismen warm und mild gemacht wird, ohne dass dem Licht die sehr wichtige Eigenschaft des Funkelns genommen wird, eine Lösung, die den Beleuchtungskörper auch bei Tage zu einem lebendigen Gegenstand macht. Bevor von dem Esstisch und seinem Zubehör die Rede ist, soll noch das kleinere untere Zimmer in seinem Eindruck geschildert werden. Hier ist die Farbigkeit im Gegensatz zum Wohnzimmer wohl kühler, aber nicht kalt. Decke tief ultramarinblau (E), die beiden Längswände und die Rückwand weicher und heller blau (D), dagegen die Stirnwand mit dem Hauptfenster zwischen den beiden Ruheplätzen chromgelb (F). Es wird dadurch die Richtung vom Flur auf den Garten betont, die auch in den Liegeplätzen aufgenommen wird; dagegen hebt der Fußboden die Richtung des Schreibtisches und des Bücherschrankes in Beziehung zum Hauptwohnraum durch den schwarzen und hellgrauen Gummibelag hervor. Auch hier die Türen im Naturton mit dunklen Umrahmungen (blau), das Kiefernholz des Bücherschrankes ebenso dunkelblau und die Stoffe schwarz mit einer grauen Decke auf dem Lesesofa.

Abb. 44. Fenster des Wohnzimmers Fensterflügel geöffnet
Abb. 45. Teetisch bei Tag
Abb. 46. Teetisch bei Beleuchtung
Abb. 47. Normalfenster und Läden
Abb. 48. Teetisch im Wohnzimmer
Abb. 49. Deckenlampe im Wohnzimmer
Abb. 50. Grundriss Wohnzimmer
Abb. 51. Grundriss blaues Zimmer

gemeinen FamiliendingeDieses ist ebenfalls ein altes überarbeitetes Stück, die Chaiselongue ist ein so genanntes Patentbett, das stets für einen Besuch fertig ist, für den in der Garderobe der Waschtisch zur Verfügung steht. Es handelt sich bei diesem Raum natürlich weder um einen so genannten "Salon" noch um ein so genanntes .,Herrenzimmer", sondern um einen Ersatzwohnraum zum Aufenthalt für die Kinder, zum Lesen, wie erwähnt, für den Besuch und auch zum Arbeiten der all.

Abb. 52. Blaues Zimmer vom Vorgarten (Straße) aus
Abb. 53. Gummifußboden im Wohnzimmer
Abb. 54. Gummifußboden im Wohnzimmer

Der Schreibtisch (seine Lampe stammt vom Bauhaus Dessau) ist demnach in seinen Fächern so eingeteilt, dass vier besonders verschließbare Abteilungen für je drei stehende Briefordner außer dem nötigen Briefpapier untergebracht werden können. Die Raumbeleuchtung ist ähnlich wie beim Wohnzimmer aus Luxfer-Prismenformen unter einer Röhrenlampe konstruiert, wie auch im Flur,

Abb. 55. Blaues Zimmer Bücherschrank
Abb. 56. Blaues Zimmer Schreibtisch
Abb. 57. Blaues Zimmer mit Bücherschrank
Abb. 58. Blaues Zimmer / Lampe
Abb. 59. Erdgeschoss Lampe
Abb. 60. Blaues Zimmer Rauch- und Ablegetischchen

in der Treppe und im Bad ein ähnliches Prinzip zur Geltung kommt. Das letzte Ausstattungsstück bildet ein einfaches Tischchen mit gelb (R) lackierter Platte. Heizkörper und -rohre am großen Fenster: T, am kleinen: R. Es ist hier versucht worden, eine Schilderung der Ausstattungsweise zu geben, die leider immer etwas trocken ausfällt. Den Zusammenklang der einzelnen Teile der Räume, der Fenster, die ausschließlich vom Raum aus und gar nicht auf die Fassade hin angelegt sind. der Türen und all dergleichen kann man nicht schildern. Eine Hilfe dazu müssen die Bilder sein.

Abb. 61. Blaues Zimmer, Blick auf Lesesofa und Ruhebett


DER GEDECKTE TISCH

Abb. 62. Esstisch im Wohnzimmer
Abb. 63. Tisch mit Vergrößerungsring

Es ist zweifelhaft, ob sich der Leser aus Beschreibungen von Farben und Materialien ein Bild der Räume machen kann; immerhin sind sie vielleicht einmal von Wert, um die oft als Willkür missverstandene neue Farbbehandlung in ihrer Gesetzmäßigkeit verfolgen zu können und um dadurch schlimmen Ergebnissen zu entgehen. Die von diesen Grundsätzen ausgegangenen Anregungen haben leider vielfach schon zu schweren Entgleisungen geführt. Man mag sich also den gesamten Raumeindruck der beiden Wohnzimmer vergegenwärtigen, den blau-hellgelb-, also kühlfarbigen des kleinen Zimmers, in das die Morgensonne und die Mittagsonne hineinscheint, und den warmfarbigen des großen hallenartigen Wohnraumes, der die Nachmittags- und Abendsonne aufnimmt. Hier in einer Hälfte des Sechsecks steht der Esstisch mit einer schwarzen Gummibelegten Platte, die stets, ob gedeckt wird oder :nicht, so bleibt, wie sie ist.

Abb. 64. Wohnzimmer / Esstischlampe
Abb. 65. Esstisch bei Beleuchtung

Auch im erweiterten Zustande, also für l5 Personen statt 7-8, bleibt derselbe Eindruck durch ringförmige Erweiterungsplatten (welche unbenutzt unterhalb der Tischfläche aufbewahrt werden). Der Fuß des Tisches ist zum Aufsetzen der Füße ebenfalls mit schwarzem Gummi bezogen. Die darüber hängende Lampe bildet einen schwarz lackierten Kegel als Strahler des Lichtkegels; doch ist dieser in seiner Lichtwirkung nicht scharf umgrenzt, vielmehr geht das Licht infolge der modellierten Luxfer-Prismen ganz langsam in den Schatten über, beleuchtet aber den Tisch stark, der ohne weißes Tischtuch nicht blendet. Das Licht selbst blendet nicht, obwohl es im Glase funkelt, und ist in seiner Leuchtkraft fast gar nicht geschwächt, wie es bei Mattglas oder Stoff der Fall wäre (Fabrikat Luxfer-Prismen G. m. b. H., Berlin-Weißensee).

Abb. 66. Esstisch ohne Ring Büfett in Benutzung
Abb. 67. Wohnzimmer / Büfett
Abb. 68. Spülküche Spüle und Schrank in Benutzung

Auf der schwarzen Tischplatte leuchten dagegen; die Teller, Gläser und Bestecke. Hier kann eigentlich von "Tischdecken" nicht mehr gesprochen werden, da ja die Tischdecke selbst fehlt. Auch von der Arbeit des Tischdeckens selbst nicht, da die sauberen Teller usw. unmittelbar neben dem Tisch, ohne dass man einen Schritt tut, aus dem Wandbüfett der linken Seite herausgenommen werden. Auch beim "Abdecken" des Tisches braucht man keinen Schritt zu tun: die Geschirre werden in die rechte Hälfte des Büfetts gestellt. Auf der andern Seite in der Spülküche ist dicht daneben der Spültisch; dort werden die Geschirre gereinigt und gleich in jenes Fach gestellt, aus dem sie, vom Esstisch her zum Tischdecken entnommen werden. Der kürzeste Kreislauf, der sich ausdenken lässt!

Abb. 69. Besenschrank mit Küchenflur
Abb. 70. Im Verbindungsgang zwischen Küche und Wohnzimmer Besenschrank im Küchenflur
Abb. 71. Weg vom Herd zum Esstisch
Abb. 72. Küche / Spüle / Flur

Am Platz der Hausfrau ist rechts unten ein Gefach, aus dem sie dieses oder jenes noch Notwendige, ohne aufzustehen, herausnehmen kann, z. B. auch den Vorrat von sauberen Servietten, während die täglich gebrauchten, wie auch Bestecke, Löffel usw. in vier Schubkästen mit verschiedenen Farben (schwarz, blau, rot, grau) liegen, ebenfalls in sitzender Stellung mit ,einem Griff zu erreichen; darüber zwei Auszugplatten zum Abstellen. Auf der Seite der Spülküche dienen die übrig bleibenden Fächer für Küchenhandtücher und bieten sonstige Abstellmöglichkeit. Das Essen wird vom Herd zum Tisch in einer Entfernung von fünf Schritten aufgetragen, und trotzdem befindet sich zwischen Küche und Essraum ein kleiner Zwischenraum, der hinter einer Schiebetür als Besenkammer für das Erdgeschoß dient, auch für den Gasmesser, Küchenschürzen usw., mit Hängeboden für weiteres (leere Kartons u. dgl.; Entlüftung). In der Küche links neben dem Herd der Ausguss mit Nickelwasserhahnregler (warm und kalt), mit Ausgusssieb, versehen mit Aufstellvorrichtung für Eimer und Töpfe. Die Küche kann nicht kleiner sein und hat doch in betriebsmäßiger Reihenfolge ihre verschiedenen notwendigen Einrichtungen. Vom Herd angefangen: dieser selbst ist ein Dreilochgasherd (Drei- und nicht Vierlochgasherd, um die Möglichkeit zu geben, große Pfannen oder Töpfe besser aufzustellen), Zweilochkohlenfeuerung, und da dieser Gasersatz selten in Frage kommt, ist darüber der "Sanogres" aufgestellt, der in geschlossenem Raum Braten und Einwecken; Kochen bis Grillen zulässt was von außen am Thermometer abzulesen ist.

Abb. 73. Küchenschrank in Benutzung
Abb. 74. Küche Fensterschrank
Abb. 75. Küche / Herd / Ventilator / Fenstertisch
Abb. 76. Küche / Fensterschrank und Löffelschrank in Benutzung
Abb. 77. Küche Schränke geschlossen
Abb. 78. Küchenschrank
Abb. 79. Küche / Löffelspind auf dem Fensterschrank

"Sie braten mit Fett, wir braten ohne Fett - Sie kochen den Fisch mit Wasser, wir kochen ihn ohne Wasser - Riecht es in der Küche gut, so kocht man schlecht" - so lauten die Grundsätze des Erfinders, die er nicht übel verwirklicht hat. Da jedoch bei Bratkartoffeln und Kartoffelpuffern eine Geruchsentwicklung nicht zu verhindern ist, so sorgt ein elektrischer Ventilator an Stelle der üblichen Dunstklappe für den Abzug des, Dunstes, der auf schleunigstem Wege aufs Dach geführt wird, um sich der Landschaft mitzuteilen. Die Hausfrau muss unmittelbar am Herd ihr Handwerkszeug haben; deshalb hat sie sich, um jede überflüssige Bewegung zu sparen, unmittelbar gegenüber dem Herd in Reichhöhe für je einen bloßen Griff ein Schränkchen für Kochlöffel (die sonst entweder verstaubt benutzt oder jedes Mal abgewischt werden müssen), für Topfdeckel, Salz, Zwiebel und kleines Gerät erfunden - "die Frau als Schöpferin!". Dieses Schränkchen steht auf der mit grauem Gummi bezogenen Fenstertischplatte, die mit zwei Ausziehplatten erweitert werden kann; darunter sind Fächer mit Schiebetüren. Dann folgt weiter rechts neben einem Durchreich- und Ausguckfensterchen eine kleine Speisekammer unter der Treppe und noch weiter rechts der Küchenschrank. Er hat für seinen Hauptteil einen Rolljalousieverschluss, der die kostbarsten Teile birgt. Diese sind zunächst die nach amerikanischem Muster angefertigten Silos für Mehl und Zucker, von oben bequem zu füllen, von unten mit einem Nickelschieber in beliebigen Mengen zu entleeren (in geschlossenem Zustande zeigt ein schmaler Glasstreifen die Höhe des Inhalts an).

Abb. 80. Spülküche beim Plätten
Abb. 81. Plätte in der Spülküche

Sodann ein eingebautes Holzgefach mit Porzellanschubladen für Kolonialwaren und Eier und des weiteren Abstellfächer für Tee, Kaffee, Kakao; ein anderes für Marmeladen des täglichen Gebrauchs, wieder ein anderes Fach für Kaffee-, Teekannen und so fort, also alles Geschirr, das in der Kochküche gebraucht wird. Unten Schiebetürfächer, darüber zwei Ausziehplatten. Ein Drehstuhl ist zur Regelung der Sitzhöhe nach den Empfehlungen von Dr. Erna Meyer vorhanden. Die Beleuchtung geschieht bei diesem kleinen Raum durch eine gleichmäßig streuende Mattglaslampe mit Reflektor. Prinzipiell ist in dieser Küche kein Gegenstand offen aufbewahrt; deshalb ist es nicht schwer, sie bei Nichtbenutzung stets völlig aufgeräumt zu halten. Ihre Anlage beruht auf reiner Zweckmäßigkeit; trotzdem oder vielleicht gerade deshalb macht sie einen fast "gemütlichen" Eindruck (ohne Vorhänge!) und wird nicht ungern von Kindern selbst zum Essen benutzt. An dieser Stelle dürfte das Urteil eines amerikanischen Professors nicht unbeachtlich sein, der die Küche für den gelungensten Teil dieses Hauses erklärte. In unmittelbarer Nähe, dicht neben dem Herd, ist die Tür zur Spülküche, welche das geschilderte Büfett, den Spültisch, den Junkers- Warmwasserbereiter für das ganze Haus und das Herunterklappbahre Plättbrett nebst Ablageklapptischchen enthält. Leider müssen wir in Deutschland die Vorrichtungen für ein solches Plättbrett erst neu entwerfen und anfertigen lassen, anstatt es fertig kaufen zu können. Neben ihm eine kleine Kammer zur Aufbewahrung des Bügeleisens (mit Birkaregler), für das Schlüsselbrett und in seinem Hauptraum für Eingewecktes auf Fächern, die sich nach unten verbreitern. Dieser Raum hat mit 1,75 m Breite die kleinstmöglichen Abmessungen. Von ihm führt eine Tür mit drei Stufen unmittelbar zur Waschküche und weiter zu den Wirtschaftsräumen, zum Seiteneingang nebst Hof und zur Garage.

Abb. 82. Spülküche Plätte in Ruhe Vorratsschrank Geöffnet
Abb. 83. Vorratsraum
Abb. 84. Ausguss mit Hahnregler


VON SEIFE ZU BENZIN

Abb. 85. Grundriss Waschküche
Abb. 86. Waschküche Schmutzwäsche
Abb. 87. Waschküche / Schmutzwäsche Kasten unter dem Spültrog
Abb. 88. Waschküche Mangel
Abb. 89. Waschküche Kessel, Zentrifuge und Einweichtisch
Abb. 90. Waschküche Mangel und Schmutzwäscheschrank

Die Waschküche hat solche Raumausmaße, dass die weiblichen Beteiligten des Baues, als die Maurer ihre Mauern aufführten, einen unerhörten Spektakel wegen ihrer Kleinheit machten. Heute dagegen finden dieselben Beteiligten sie völlig ausreichend, obwohl sie an jeder Wandstelle mit irgendeinem Apparat oder Einrichtungsstück ausgenutzt ist, so dass wirklich nur die beiden Türen frei bleiben: Ausguss, Gaswaschapparat, Zentrifuge mit hydraulischem Druck (Wringmaschine), Spültrog mit zwei Abteilungen, Warm- und Kaltwasserhähnen, darunter drei Fächer für kleine schmutzige Wäsche (Taschentücher, Strümpfe usw.), dann stehende Handrolle mit drei Walzen und Rolltuch; darüber Schubkasten zur Aufbewahrung der in diesem Raum nötigen Vorräte von Seife, Seifenpulver usw., außerdem für Schuhputzzeug. Die Wandfläche zwischen den beiden Türen nimmt ein größerer entlüfteter Schrank für die schmutzige Wäsche ein, die oben eingeworfen und unten entnommen wird. Eine Schiebetür führt zu dem Wirtschaftsgang, an dem sich befinden: links der Heizkessel mit Koksvorrat unmittelbar daneben (einzuwerfen direkt von außen vom Kohlenwagen her), mit einem Fenster, so dass der Kessel immer Tageslicht hat, in halber Höhe eingebaut ein kleiner Hühnerstall mit Öffnung, zum Wirtschaftsgang, von wo die Hühnerluke geöffnet wird, dann weiter rechts eine isolierte Vorratskammer, gewissermaßen Kellerraum, mit den üblichen Stellagen, sodann in gerader Richtung ein Kartoffelkeller mit Einwurf von außen, und schließlich rechts die eisenbeschlagene Selbstschließende Türe zur kleinen Garage für den Berufswagen, die außerdem Gartengeräte und Fahrräder sowie Handwerkszeug in knappster Anordnung enthält.

Abb. 91. Heizung
Abb. 92. Wirtschaftsgang mit Hydrothor und Kartoffelkeller
Abb. 93. Wirtschaftsgang mit Vorratsraum / Garage / Kartoffel Keller
Abb. 94. Hühnerstall neben Heizung (Wirtschaftsgang)

Der Wirtschaftsgang dient auch als Trockenboden; dafür sind über Kopfhöhe verzinkte Drähte gespannt; etwa 40 m Länge zum Wäschehängen. In ihm befindet sich der Hydrophob mit Elektromotor, d. h. die eigentliche Wasserversorgung des Hauses: der Motor pumpt das Wasser aus dem Brunnen heraus und bringt es durch starken atmosphärischen Druck in alle Räume. Bei Nachlassen des atmosphärischen Druckes im Hydrophor springt durch einen Automat der Motor an. Eben so wie die öffentliche Wasserleitung fehlt auch die Kanalisation: die Abwässer laufen in einem schnurgeraden Strang unter dem Erdgeschoßfußboden zusammen und von da in die Omsklärgrube, welche die festen Teile zurückhält und durch Gärung zersetzt. Die geklärten Abwässer werden in einer einfachen Drainrohranlage dem Garten zugeführt; soweit sie dort nicht versickern, leitet ein anderes Drainrohr sie bis weit herunter zur Moorwiese. Der Wirtschaftshof ist gegen den Nachbar hin mit einer weißgrünen (Y, U) Holzwand abgegrenzt, zum Garten hin neben der Hundehütte durch eine so genannte "Gärstatt" der Siedlerschule Worpswede, einen Silo für den Müll, der unter Verschluss in Gärung kommt und so für Kompostzwecke vorbereitet wird. Die hauswirtschaftlichen Funktionen dieser Dinge wird die Leserin aus der Schilderung und den Bildern erkennen. Die Beschränkung auf den geringsten Aufwand an Raum und Material sowie gleichzeitig an Arbeit und Anstrengung braucht kaum hervorgehoben zu werden. Solche Anlagen können vernünftigerweise nur als rationelle Betriebsanlagen ausgestaltet werden, da von ihnen her das Wirtschaftsbudget entscheidend beeinflusst wird.

Abb. 95. Garagentor
Abb. 96. Wirtschaftsgang Wäschedrahthalter
Abb. 97. Vorratsraum Weinschrank
Abb. 98. Vorratsraum Fliegenschrank
Abb. 99. A - Erdgeschoss


HEIZSYSTEM
A. ERDGESCHOSS
B. OBERGESCHOSS

Abb. 100. B - Obergeschoss
Abb. 101. Kanalisation Erdgeschoss
Abb. 102. Hühnerhof
Abb. 103. Müllsilo
  Abb. 104. Kanalisation Obergeschoss
Abb. 105. Hühnerhof


GLASARCHITEKTUR

Das Glas bringt uns die neue Zeit
Backsteinkultur tut uns nur Leid
Spruch von Paul Scheerbarts Am Glashause in Köln 1924

Abb. 106. Glasdach von Zimmer aus
Abb. 107. Ausschnitt aus der Rückfront

Man betrachte auf den Photographien die den Balkon schützende Dachplatte: sie enthält Prismen zwischen Beton, wie sie von Bahnsteigen her bekannt sind; sie sollen auch bei diesem Hause bei einer etwaigen späteren Aufstockung als zweiter oberer Balkonfußboden dienen. Man sieht an den Bildern die durchscheinenden Reflexe, muss sich aber sehr auf seine Phantasie verlassen, um die volle Wirkung in Natur auch nur entfernt vor Augen zu haben: das Durchscheinen des Himmelblaus, das Funkeln der Sonnenstrahlen und vor allem der Strahlen des Mondes, dessen Licht in vielen schillernden Reflexen voll über die ganze Fläche ausgegossen erscheint, fast ein Stück Romantik, aber nicht auf alter Handwerklichkeit, sondern auf modernem Industriegeist beruhend. Hier tritt eine Ergänzung der Atmosphäre, der Landschaft durch etwas ihr Entgegengesetztes in Kraft, und gerade dadurch wird dieses Entgegengesetzte, wie es das moderne Industrieprodukt ist, zu einem Stück Natur selbst.

Abb. 108. Mittleres Schlafzimmer Blick zur Glaswand
Abb. 109. Balkontür vom Balkon aus
Abb. 110. Glaswand mit Lampe vom oberen Flur

Von der Spitze des Balkons durch das mittlere Schlafzimmer bei geöffneten Türen gesehen, erglänzt im Hintergrund die Glaswand der Treppe, die ebenso wie jene Glasdecke gefügt ist. Diese Glaswand schließt sich außen und innen vollständig der Treppe an, sie ist zwischen Treppe, Wänden und Decke eingespannt und hat in Sitzhöhe über den Stufen eine Weißglasierte Auskachelung. Die Vormittags-Sonne strahlt hier in vollster Kraft und lässt durch die vielen Strahlenbrechungen ihr Licht noch verstärkt erscheinen, ohne dass ein abgegrenzter Lichteinfall oder ein Schlagschatten entsteht. Der Lichtakkord ertönt hier Fortissimo, durchflutet den oberen Flur und die Schlafzimmer. wenn ihre Türen geöffnet sind, die Wärme des Lichtes breitet sich dahin aus, und gleichzeitig flutet es nach unten bis in das Wohnzimmer durch seine Glastür. Morgens kommt dadurch der volle Sonnenschein durch die Rückwand in diesen Raum, während seine Fenster und seine Ausgangstür ins Freie das kühle. im Schatten liegende Grün des Gartens zeigen.

Abb. 111. Straßenseite / Nachtaufnahme mit Beleuchtung

Die Glaswand wird so zu einem beherrschenden Bestandteil der Wohnung, ohne dass die klimatischen Schwankungen lästig werden und Vorhänge oder dergleichen wegen der Erhitzung des Glases und der Überbelichtung notwendig sind. Auf diese Weise wird die Treppe zu einer wirklichen Verbindung des oberen und unteren Teils des Hauses und macht aus beiden Stockwerken eine unlösbare Einheit.

Abb. 112. Flur im Obergeschoss

Die Glaswand hebt die Treppe fast auf und erleichtert die Mühe des Steigens. Ebenso wie die Morgensonne wirkt hier der Mond, der, wenn das elektrische Licht nicht brennt, ebenso durch das ganze Haus leuchtet, mit der Reizverstärkung, dass er diese Glaswand zu einem ganz und gar silbern funkelnden Teppich macht. Nach außen aber ist die Glaswand von besonders erstaunlicher Kraft. Veranlasst die Schwarzgetönte gewölbte Hauswand zu allerhand verwunderten Fragen, so hören diese Fragen auf, sobald gegen Abend die Treppenlampe brennt. Diese selbst ist nur eine einfache Birne, umgeben von Luxfer-Prismen. Schon dadurch wird das Licht gestreut. die Glaswand aber verstärkt diese Streuung, so dass sie selbst vollkommen leuchtet und den ganzen Vorgarten und selbst die Straße hell macht. Die leuchtende Fläche in der schwarzen Hauswand - das Ganze ein "schwarzer Diamant'', wie es ein Freund dieser Architektur nannte. Es ist erstaunlich, dass das Glas als Architekturmittel erst so spät seinen Einzug in den Wohnhausbau hält; liegen in ihm doch die allersubtilsten und feinsten Reize enthalten, die sich ausdenken lassen. Allerdings stellt es auch Ansprüche. Es darf nicht durch unsinniges Beiwerk belästigt werden. Deshalb sind alle Wände und Decken rein weiß (U), nur der schmale innere Pfeiler in der Glasfläche selbst lichtblau (H). Deshalb ist auch das Geländer auf ein Minimum an Formenaufwand zurückgeführt: einfaches Bronzegeflecht zwischen schmalen Eisenrahmen. diese signalrot (Q) gestrichen, der Handlauf schwarz poliert. Im oberen Flur tritt als ein einziger starker Akzent die Heizleitung auf, die ebenfalls signalrot gestrichen ist. Sie legt das wärmende Adernetz des Hauses bloß. Die Türen im oberen Flur sind wie alle Sperrholztüren im Naturton geblieben und mit schwarzer Bekleidung umrahmt (Stufen und Fußböden hellgrauer Gummi, im unteren Flur Solnhofer Platten).

Abb. 113. Treppengeländer / Anfang und Details dazu


SCHLAFZIMMER

Abb. 114. Mittleres Schlafzimmer Waschnische
Abb. 115. Mittleres Schlafzimmer Blick Balkon mit Heruntergeklapptem Tisch

Die Glaswand der Treppe bildet die Stelle, wo das Licht gesammelt in das ganze Haus hineinflutet, sie ist aber gleichzeitig auch ein Abschluss des Hauses gegen klimatische Einwirkungen. Die Schlafzimmer dagegen haben ihre eigene Zentrale, den Balkon, der zwar mit Glas gedeckt ist, damit die Räume nicht an Lichtmangel leiden, der aber als offener Raum die freie Natur mit dem Rundblick und die frische Luft ohne Abgrenzung genießen lässt. Der Balkon ist der Sammelpunkt der drei Schlafzimmer, welche auf ihn mit drei verglasten Flügeltüren führen. Er gibt je nach Windrichtung Schutz gegen Regen und gleichzeitig Gelegenheit für Luft- und Sonnenbäder (auch hier Gummifußboden). Die winkelige Lage der Türen bringt jedem der drei Schlafzimmer die direkte Sonne, dem nach Nordwesten gelegenen die Nachmittagssonne.

Abb. 116. Mittleres Schlafzimmer vom Arbeitszimmer aus
Abb. 117. Schränke im mittleren Schlafzimmer
Abb. 118. Ecklampe / Schlafzimmer / Obergeschoss
Abb. 119. Mittleres Schlafzimmer Blick auf Balkon mit Aufgeklapptem Tisch
Abb. 120. Klapptisch
Abb. 121. Mittleres Schlafzimmer Grundriss

Die ausmündende Treppe führt auf die Tür des mittleren kleinen Schlafzimmers, welche geöffnet die Blickrichtung in der Achse des Hauses auf die Balkonspitze bietet und dahinter auf die Wiesen und Wälder im Hintergrund. Dieses mittlere kleine Schlafzimmer ist in der vollen Ausnutzung seiner Raummaße auf Zentimetermaß ein Normenzimmer. Es enthält die Bettnische mit Wandbrettchen für Lampe, Uhr usw. und links von ihr den Wäscheschrank, berechnet auf die Legebreite der Leibwäsche, rechts davon die Waschnische mit Glasplatten an den Seiten, und zwar in einer solchen Höhe, dass man sich nicht daran stößt. In der Ecke die Lampe hinter Mattglasscheiben zur Beleuchtung des Waschtisches und gleichzeitig auch zur Beleuchtung der ganzen Figur, die sich in dem Spiegel sehen will, welcher sich nach Öffnen des Kleiderschrankes an der Innenfläche seiner Tür befindet. Zwischen Tür und Waschtisch der Heizkörper, sodann neben der kleinen Verbindungstür zum großen Schlafzimmer ein Klapptisch und außerdem noch ein Platz für ein Harmonikabett, das zum Liegen auf dem Balkon benutzt wird. Die Farben dieses Raums sind folgende: Waschnische mit Kacheln weiß (U), Hinterwand schwarz (X), um die Raumtiefe im Eindruck zu verstärken, Bettnische in den Wänden tiefblau (E), gegenüberliegende Wand orangegelb (J), Decke und Glastürwand leuchtend rot (A). Diese Tür ist in den Leisten blau (S) abgesetzt, Heizrohr und -körper blau (S), während das Holzwerk der Sperrholztüren und -schränke im Naturton mit schwarzen Umrahmungen geblieben ist. Fußboden von schwarzen Gummiplatten.

Abb. 122. Rechtes Schlafzimmer Waschmaschine
Abb. 123. Rechtes Schlafzimmer Fenster und Türen
Abb. 124. Rechtes Schlafzimmer
Abb. 125. Kammer 1.Stock
Abb. 126. Schrank
Abb. 127. Kammer Bettseite
Abb. 128. Kammer Schrankseite

Rechts und links von diesem mittleren Schlafzimmer und entsprechend zum Balkon gelegen befinden sich zwei weitere Schlafzimmer, von denen das rechte zwei Personen zum Schlafen dient. Das eine Bett ist ein Patentbett und wird bei Tage als Ruhelager benutzt. Das Zimmer enthält wie das vorige einen Kleider- und einen Wäscheschrank, beide eingebaut mit Oberfach, der Wäscheschrank größer, da er für zwei Personen berechnet ist. Entsprechend dem vorigen Zimmer die Waschnische in gleicher Ausstattung mit gleicher Ecklampe hinter Mattglas. Das Zimmer enthält außerdem noch ein Klapptischchen an der erkerartigen Lichtnische. In der Richtung des Bettes befindet sich eine zu öffnende Klappe, die die gründliche Durchlüftung ohne Öffnen der Tür ermöglicht und außerdem die nach Belieben gewünschte Verbindung zum Unterhalten und Vorlesen zwischen beiden Räumen. Der kleinere anstoßende Raum, nach Osten gelegen, für ein erwachsenes Kind: ein hoch liegendes Fenster unmittelbar am Bett, in der Nische das Nachttischbrettchen und sonst außer einem freistehenden Tisch am großen Fenster ein eingebauter Schrank für Kleider und Wäsche mit einem Abteil für Schulbücher und dergleichen. Diese Kammer zeigt in der Aufnahme über dem Bett das Ausdehnungsgefäß der Heizung, welches sich hier senkrecht über dem Kessel befindet und, ohne durch Geräusche zu stören, gleichzeitig zur Mitheizung dient. Die Farbengebung der beiden Räume ist folgende: diese kleine Kammer in der Decke orange (J), an den Wänden blau, und zwar ein warm rötliches, übergehend in der Tiefenlage von der größten Dunkelheit an der Fensterwand zu einem mittleren Ton hinter dem Bett und zu einem hellen an der beleuchteten Fläche (N, O, P), um das Tageslicht zu reflektieren; Fußboden graublau. Das danebenliegende Schlafzimmer ist in seiner Tönung auf empfindliche und leidende Augen berechnet; daher die Wand gegenüber dem Bett tiefgrün (K), die Wände mit Streiflicht heller moosgrün (L) und gelb (F), die Decke in einem milden Blaugrün (M). Fußboden grüngrau von Gummi, wie überall. Heizkörper und -rohre: Y. Das Mattglas der Lampe ist da, wo die Birne durchschimmert, ebenfalls grün gefärbt; ihr weißes Streiflicht beleuchtet die weiße Waschnische.

Abb. 129. Schränke zum Unterstehen Grundriss
Abb. 130. Schlaf- und Arbeitszimmer Grundriss 1. Stock
Abb. 131. Schlafecke mit Kleiderschrank

Das dritte gegenüberliegende Schlafzimmer ist größer gehalten, damit es bei etwaiger späterer üblicher Benutzung das normale Elternschlafzimmer sein kann. In diesem Fall wird es nach den besonderen Gepflogenheiten gleichzeitig als Schlaf- und Arbeitszimmer benutzt. Die aus der winkeligen Grundrissform sich ergebende Nische nimmt hinter einem handgewebten, schwarz und weiß gestreiften Vorhang das Bett auf, zu dessen Seite sich der Kleiderschrank befindet, dem auf der Gegenseite im Bad ein Wäscheschrank entspricht. Dieser Raum ist so nach seinen zwei Funktionen gegliedert, dass seine volle Größe jeder Art der Benutzung zustatten kommt, ohne dass die eine Form des Bewohnens die andere stört. Das Bett ist ein altes überarbeitetes und vereinfachtes Stück, weiß gestrichen, neben ihm eine Marmorplatte und eine weitere Platte als "Nachttisch". Die Fenster sind in der Ecke so hoch gesetzt, dass sie einmal den Einblick verhindern, also Vorhänge erübrigen, sodann aber auch die beste Lüftung des Raumes und Beleuchtung geben. Durch die Verdunkelung mit Hilfe der Läden erhält dieser Raum vielseitige Möglichkeiten, das Tageslicht je nach seiner Benutzung zu variieren, wie auch dadurch, dass er am Entgegengesetzten Ende durch Balkontür und Blickfenster auf die Landschaft einen gleichen Lichterker wie das vorher beschriebene Schlafzimmer besitzt. Hier befindet sich ein Arbeitstisch, der sich in einen Registraturschrankeinbau hineinschriebt und der auf diese Weise sozusagen der auf den Leib zugeschnittene Apparat zur geistigen Arbeit ist.

Abb. 132. Arbeitsplatz
Abb. 133. Detail zum Arbeitstisch Papierrollenhalter
Abb. 134. Tritt / Sitz / Tisch
Abb. 135. Schlafecke mit Trittsitztisch
Abb. 136. Arbeitsplatz mit Besetzung
Abb. 137. Arbeitsplatz ohne Besetzung

Man sitzt an dieser Stelle eingespannt im eigensten Gebiet. Eine seitliche Platte über dem Arbeitstisch trägt die Lampe, welche in der hellgelb (F) gestriche­nen Fläche dieser Wandnische ihr Licht auf die Tischfläche reflektiert, eine Rolle von Papier gibt bei einer Handbewegung das nötige Arbeitspapier, während an einer Stange mit Klammern die Unterlagen zur Arbeit vor den Augen des Arbeitenden aufgehängt werden. Seine Füße haben einen festen Halt, ein Griff unter die Tischfläche gibt das Telefon. Zum Ausruhen in unmittelbarer Nähe eine Chaiselongue mit Rauch- und Büchertischchen, und zur weiteren Erholung führt die dicht danebenliegende Glastür auf den Balkon, wo man noch nachts auch bei Regen Luft schöpfen kann. --- Die Lampe am Arbeitstisch und diejenige am "Nachttisch" stellen ebenfalls erste Modelle dar (Fabrikat Samek), beide verstellbar. Die allgemeine Raumlampe wie bei den beiden andern Schlafzimmern als Eckbeleuchtung hinter Mattglas. Das Gestell an den Bettfenstern wäre noch zu erwähnen; es dient drei Zwecken, einmal als Tritt, um an die höher liegenden Fenster zu gelangen und an die oberen Fächer der eingebauten Schränke, wozu man einen festen Halt braucht, sodann als gelegentlicher Tisch für das Bett und schließlich auch als gelegentlicher Sitz. Der Raumeindruck ist gerade hier durch Worte oder durch Bilder schwer wiederzugeben, besonders weil die irrationale Raumform sich in ihren Werten nicht fassen lässt, die aber gerade deswegen umso größer sind. Hier ist im bescheidenen Raum mit den einfachsten Elementen eine bedeutsame Vielseitigkeit erreicht. Man kann nur noch die Farben aufzählen: an der großen Wand hinter der Chaiselongue, der Blickwand beim Eintritt, nicht direkt vom Tageslicht beleuchtet, ein leuchtendes Rot (A), das sich bis zur Kante der Arbeitsnische herum zieht.

Abb. 139. Badezimmer Bidet und Klosett
Abb. 140. Badezimmer Waschbecken

Diese Arbeitsnische (vgl. Farbaufnahme am Schluss des Buches) hell mattgelb (F), von ihrer rechten Kante bis zur Ecke und von da bis zur Kante der Bettnische tiefultramarinblau (E), die Bettnische bis zu der Fensterecke rein weiß, ebenso die ganze Decke des Raumes. In diesem Hause ist das Weiß nicht gewohnheitsmäßiger Deckenanstrich, "Mädchen für alles", sondern eine reine Farbe wie jede andere. Die Chaiselonguedecke an der roten Wand schwarz-tiefrot; der Fußboden des Zimmers zwischen warmgrauen Flächen durch eine breite tiefblaue Bahn wie mit einem Läufer gegliedert, die am Arbeitstisch, der selbst schwarz gestrichen ist, schwarzgrau aufgenommen wird. Türen und Schränke Naturholz, Türum-rahmungen schwarz (X), innere Fensterrahmen signalrot (Q), jedoch die Faschen (Nischen) der Fenster wie im ganzen Hause weiß, um den Lichteinfall zu verstärken. Innere Balkontür schwarz mit roter (Q) Leiste, und schließlich die Heizkörper und das Rohr zitronengelb (R). Ich bin mir bewusst, dass diese Farbenangaben nicht ganz leicht zu verfolgen sind. (Vielleicht gibt die Farbentabelle nach Baumanns Tonkarte am Schluss des Buches einen kleinen Anhalt.) Aber wenn das auch bei einigem Bemühen gar nicht gelingen sollte, so mag damit wenigstens folgendes gesagt sein: Man kann mit der Farbe, wenn sie in volle Beziehung zum Licht gebracht wird, ohne Künstelei die abstrakte Raumform, die der bloße Rohbau gibt, zu wirklichem Leben führen. Die Farbe wird dann über alle dekorativen Effekte hinaus zu einer Eigenschaft des Lichtes selbst; denn Farbe ist Licht. Man ist dabei an keine bestimmte Skala gebunden, sondern kann die farbige Lösung vollkommen nach dem Wunsche des Bewohners einrichten. Die Stellung fast jedes Menschen zur Farbe, mit Ausnahme dessen, der selbst mit der Farbe arbeitet, ist subjektiv; fast jeder hat seine Lieblingsfarben, seine Antipathien und Sympathien, und es gibt keinen Grund, diesen persönlichen Neigungen nicht zu folgen und nicht gerade darauf die farbige Lösung aufzubauen.

Abb. 141. Schlaf- und Arbeitszimmer
Abb. 142. Bad
Abb. 143. Fußboden im Schlaf- Arbeitszimmer

Von diesem Zimmer wie vom Flur aus führt je eine Tür ins Bad, das alle Einrichtungsstücke in knappster Anordnung enthält. Dass sich dort ein Wäscheschrank für Bade-, Bett- und Leibwäsche befindet, wurde schon erwähnt, nach dem Prinzip, dass in diesem Hause alles in unmittelbarster Nähe des Verbrauches zu erreichen ist. (Zur Vermeidung der Dampfentwicklung folgendes Rezept für die Hausfrauen: Man lege die Handbrause auf den Boden der Wanne und lasse so viel kaltes Wasser einlaufen, bis die Brause ganz bedeckt ist, und dann erst unter Wasser das warme Wasser, wenn keine Handbrause vorhanden, mit einem Schlauch.) Auch hier im Bad kommt die vom Viereck abweichende Form der Ausnutzung zustatten; es wäre sonst schwer möglich, auf so kleinem Raum die verschiedenen Objekte, dazu einen Kastenhocker für schmutzige Taschentücher unterzubringen und gleichzeitig Raum genug zu schaffen, um ein Gefühl der Behaglichkeit aufkommen zu lassen. Selbst die Glasplatten am Waschtisch sind hier durch die natürliche Nische des schiefen Winkels überflüssig. Das Fenster, zur Morgensonne gelegen, befindet sich gerade in Gesichtshöhe; über die Farbenbehandlung sei nur gesagt, dass es hier außer Weiß keine andere Farbe gibt als auf dem inneren Fensterflügel, dem Heizrohr und dem Heizkörper ein Zitronengelb (R).

Abb. 144. Details
Abb. 145. bad


DACH UND BODEN

Abb. 146. Wirtschaftskammer im Obergeschoss
Abb. 147. Flur im Obergeschoss Besenkammer mit Mottenschrank

Ein richtiges Haus braucht ein Dach und einen Boden. Die Kinder malen ein Haus nach ihren Bilderbüchern mit einem Dach, sonst ist es eben kein Haus. Und die Hausfrauen brauchen den Boden. Hier ist beides nicht vorhanden, und es ist doch vorhanden. Im Bodenraum trocknet man sonst Wäsche und hebt alles mögliche auf, Brauchbares und Gerümpel. Zunächst soll das eine klargestellt werden: Gerümpel hebt man hier nicht auf und sollte man überhaupt nicht aufheben. Brauchbares, Koffer und was sonst, sollte ebenso geordnet aufgehoben werden wie alles übrige. Die eingebauten Schränke, die bis zur Decke gehen, enthalten über Reichhöhe ein solches Fach, in das man diese Dinge sauber und geordnet unterbringen kann - jedem das Seine! Hier z. B. sind allein zwölf solcher Oberfächer verschiedener Größe je nach den verschiedenen Schränken vorhanden, die zusammengerechnet schon eine kleine Bodenkammer ausmachen. Einen besonders wichtigen Teil dieser Funktionen übernimmt dabei die kleine Wirtschaftskammer im Obergeschoß. Sie enthält zunächst Besen und Eimer zur Reinigung der Schlafzimmer. Dann aber Fächer für weitere Putzmaterialien und sonstiges, eine kleine Hausapotheke, darunter Platz für die Nähmaschine, die leicht auf den oberen Flur gezogen wird, der wegen seiner guten Beleuchtung zum Nähen benutzt werden kann. Außerdem der Mottenschrank, und über dem Ganzen ein Hängeboden mit Schuböffnung, in dem während des Sommers Bettwerk aufbewahrt wird. Hiermit dürfte allen Ansprüchen an einen Boden Genüge getan sein; zum Wäschetrocknen aber dient, wie bereits erwähnt, der Gang im Wirtschaftsanbau. Die wirtschaftliche Notwendigkeit zum Dachboden fällt also fort. Was nun das schräge Dach betrifft, wie es die Kinder malen, so ist einiges schon bei Gelegenheit der Landschaftsverunstaltung dazu gesagt

Abb. 148. Öffnungsvorrichtung der Lüfterklappe
Abb. 149. Lüftungsklappe
Abb. 150. Flur mit Lüftung

worden. Die Form im einzelnen wie im ganzen darf niemals Marotte sein. Zwingt die Überlegung zu dieser oder jener Lösung, so ist sie eben gut. Und hier bringt der Fortfall des steilen Daches einen großen Vorteil mit sich. Die als ein Stück Glasarchitektur geschilderte Glaswand der Treppe würde in ihrem Hauptwert und in ihrer konstruktiven Struktur vernichtet sein, wollte man in sie nach Art gewöhnlicher Fenster Lüftungsflügel einfügen. Außerdem würde diese Lüftung hygienisch nicht einmal die vorteilhafteste sein, da die schlechte Luft im Treppenraum aufsteigt und unter der Decke stehen bleibt. Was liegt also näher, als die eigentliche Hauslüftung in der obersten Decke selbst einzurichten! Die Aussteigeluke zum Dach (neben der unten die ausziehbare Leiter hängt) ist der gegebene Lüftungsapparat.

Abb. 151. Lüftungsklappe von unten
Abb. 152. Lüftungsklappe in Tätigkeit gesetzt

Er ist hier nach vielen Versuchen erstmalig so konstruiert, dass die Luke durch zwei Übertragungen unten mit einer Kurbel leicht von jedem geöffnet werden kann, und zwar so, dass die Dachklappe in jeder Stellung stehen bleibt, also bei Regen auch nur sehr wenig geöffnet sein kann. Neben diesen praktischen Ergebnissen spielt als Gefühlsmoment die Tatsache mit, dass auf diese Weise der blaue Himmel bei geöffneter Luke von oben ins Haus hinein scheint. Der obere Einschnitt in die Decke hat blaue Farbe (V), der Konstruktionsapparat eine leuchtend rote (Q). Das Dach selbst könnte begehbar sein, doch ist dies hier nicht notwendig, weil Garten und Balkon genügend Luftraum bieten. Dass ein flaches Dach gegen klimatische Einflüsse weniger schützt als ein steiles oder auch sonst unsolider ist, kann bei unseren heutigen technischen Mitteln schon als Aberglaube bezeichnet werden.


DER GARTEN

Abb. 153. Gartengestaltung
Abb. 154. Nachtaufnahme vom Garten aus

Stellung, Raumanlage und Architektur dieses Hauses ist ohne den Garten undenkbar. Garten ist aber hier nicht eine Loslassung von gärtnerischen Künsten, sondern im Grunde genommen nichts weiter als die Landschaft selbst. Hineingehen vom Garten ins Haus und Hinausgehen, Hinein- und Hinausblicken, das sind die Faktoren, auf denen sich sein Grundriss und seine Gestalt aufbauten. Abendliches Licht aus dem Hause zum Garten, nach der Wiese hin vom Wohnzimmer und vom Balkon hinausstrahlend und nach dem Vorgarten und der Straße mild flutend, an der Ecke des Wirtschaftsanbaues scharf pointiert durch eine Ecklaterne, das ist der abendliche Ausdruck für dieselben Vorgänge. Der Garten, nach Angaben von Leberecht Migge, ist somit keine "Raumgestaltung", er ist nichts weiter als die harmlose Betonung des Vorhandenen, gleichzeitig auch auf ein geringstes Arbeitsmaß eingerichtet.

Abb. 155. Haus im Schnee

Der Vorgarten: eine Rasenfläche, begrenzt durch die notwendigen Wege. Das für spätere Straßenerweiterung vorbehaltene Stück mit drei Birken ist von einer Ligusterhecke umrahmt und selbst mit Wildrosen bepflanzt, die später ein großes verwachsenes Kissen von Rosen bilden. Dahinter an der eigentlichen Gartengrenze eine Rosenhecke (Rosa rubiginosa) und dahinter der Rasen mit den vorhandenen Obstbäumen. Nach dem Eintritt durch das farbig abgesetzte eiserne Ein­gangstor (X, Q, R) ein Beet, eingefasst wie die ganze Kante bis zum Hause von Mahonien. Dieses Beet selbst für dauernde und wechselnde Blüte: Pontische Azaleen, Montbretien, durchsetzt von Arabis Alpina. Der Bogen des Hauses wird durch ein von Buchs eingefasstes Buschrosenbeet begleitet, der Abschluss des Rosenbeetes vor der Treppe durch Rosa rugosa betont. Nach der Grenze schließt den Vorgarten eine Gebüschhecke von gemischten Blütensträuchern ab (Schneeball, Flieder, Jasmin usw.) Ein Nussbaum am Küchenfenster kennzeichnet die Wegecke. Der Gartenraum vor dem Hause entspricht einfach den Vorgängen; deshalb ist auch das notwendige Gitter am Hühnerhof in voller Einfachheit gelassen. Zum Abdecken des Nachbarhauses sind im Hof selbst Ahornbäume eng nebeneinander gepflanzt. Die helle Kiesfläche trennt sich scharf vom Rasen, und dieser selbst gibt der schwarzen Wölbung des Hauses durch die Gegensatz-Wirkung einen samtartigen Charakter, welcher durch die mattvioletten Klinker, die weinroten Fensterfaschen (Z), die blauen Fensterleisten (S), die blaue Fasche der Eingangstür (D), die leuchtend rote Geländerstange (Q) und eine schmale blaue Kante (S) zwischen dem schwarzen Putz und den Klinkern verstärkt wird. Der Wohngarten: die Wiese ist ansteigend zum früheren Ackerland bis dicht zum Hause hin als Rasen herangezogen; hier die grüne Rasenfläche in Kontrast zum schneeweißen Hause.

Abb. 156. Vorgarten
Abb. 157. Blumenweg vom Haus aus
Abb. 158. Liegeplatz
Abb. 159. Gemüsegarten vom Balkon aus
Abb. 160. Gemüsegarten
Abb. 161. Blumenweg vom Liegeplatz aus Mit Rückansicht des Hauses

Die vorhandenen Obstbäume und vor allem eine geschwungene Staudenrabatte, eingefasst von Buchs, geben dieser grünen Fläche einen festen Halt zum Hause hin und lassen sie wiederum in die freie Landschaft ausklingen. Ein Spazierweg, links vom Rasen, eingefasst auf der anderen Seite von Himbeer- und Johannisbeersträuchern, davor Dahlien, Erdbeeren und als Kante Primeln. Den Abschluss dieses Weges bildet ein Gebüsch, das durch gepflanzte Birken noch verstärkt ist, und vor ihm links als Ausläufer des Weges eine Lindenlaube, deren schattige Öffnung nach Norden die freie Landschaft vor sich hat. Ein Plattenweg führt von da quer über den Rasen zu dem Entgegengesetzten Gartenweg, an dessen Seite Gemüsebeete angelegt sind, die sich bis in die Moorwiese hinein als Betonung der Geraden hinziehen. Gegen den Nachbar schließt eine Haselnusshecke ab; ein Kastanienbaum bildet den Zielpunkt des Hofes und den Endpunkt des Gartens nach dieser Seite und beschattet gleichzeitig den Gartendungsilo. Die übrig bleibenden Dreiecke am Hause sind nach der Südseite unmittelbar am Hause mit Malven, dann mit Tomaten um eine Aprikose und auf der andern Seite mit Astern um eine Schattenmorelle bepflanzt, beides umgrenzt von Maiblumenkanten. Alles dies ist "künstlerisch" keineswegs wichtig, da es nur eine Überleitung der Landschaft zum Hause ist, die mit Wiese, dem Buschwerk darin und schließlich dem Wald im Hintergrund alles in sich schließt. Mit dem Garten in der Nähe des Hauses und seinen bescheidenen Pflanzungen breitet sich das Haus selbst gewissermaßen in seinem nächsten Umkreise aus. Die Menschen pflanzen dort ihre Blumen, die sie sonst ins Zimmer stellen. Hier wäre das Hineinstellen von Blumen auf Tischen oder gar auf Fensterbrettern geradezu Wahnsinn;

Abb. 162. Wohnzimmerfenster

das Fenster selbst zeigt dem Auge das Wachstum der freien Pflanze und gibt ihre Schönheit verschwenderisch den Blicken des täglichen Lebens, ebenso aber auch die Schönheit des Winters). Es braucht aber gar nicht der Frischgefallene Schnee in der roten Abendsonne zu glitzern, es braucht nicht der Raureif wie ein weißes Laubwerk aus Eiskristallen Bäume und Sträucher zu überziehen, es ist überhaupt nichts Besonderes nötig, keine besondere Naturveranstaltung, die den "Naturfreund" zum Schwärmen veranlasst. Wenn das Haus wie in diesem Falle in der Landschaft lebt und wenn sein Inneres mit der Landschaft in solche Verbindung gebracht ist, dann gibt es einfach kein "schlechtes Wetter": der gleichmäßig strömende Regen, der graue Novembernebel. kurz alles, was dem Städter die Natur fern rückt und was er deswegen mit dem Ausdruck des Hasses "schlechtes Wetter" nennt, alles dies bleibt genau so schön wie der im Sonnenlicht blühende Garten. Man wird vielleicht fürchten, dass nach der "Bilderstürmerei" nun auch der Kampf gegen den Blumenstrauß beginnen soll. Keine Sorge! Trotzdem könnte doch auch da, wo der Garten nicht selbst ein Blumenstrauß ist, das Aufstellen von Blumensträußen mit einiger Gefühlsdisziplin geschehen. Eine einzige Rispe enthüllt schließlich mehr vom Wesen der Pflanze als ein ganzes Paket davon. Jedenfalls wird in einer Wohnung, bei der sich alles auf die Gestaltung der reinen Elemente aufbaut, das Dekorieren mit Blumen zur Unmöglichkeit, wenn nicht zur Barbarei. Wo sich das ganze Leben in der einfachsten Abwicklung der täglichen Notwendigkeiten abspielt und wo die entsprechende Form und das dazugehörige Aussehen der Wohnung ganz auf die reine Klarheit zurückgeführt wird - dort muss sich das Gefühl auch einfach und unverwirrt erhalten, dort kann es nicht in bizarre Kompliziertheiten ausarten. Zu solchen komischen Dingen gehören auch die um jedes Haus, um jede Bude gezogenen Zäune. Hierin müssen wir von Amerika lernen; dort gibt es, wie wohl jeder weiß, nichts davon. "Beschränktheit" - wollen wir uns nicht endlich von diesen sinnlosen Schranken trennen und auch in der Umgebung unserer Häuser die "Aufgeräumtheit" sprechen lassen? - -


BAUER UND TRADITION

Abb. 163. Siedlung der "Gehag" in Berlin-Zehlendorf Architekten: Hugo Härin / Otto Salvisberg / Bruno Taut

Die hier durchgeführte Darstellung eines Hauses in allen seinen Einzelheiten soll den gesetzmäßigen Zusammenhang und die logische Entwicklung des Baukörpers auf Grund dieser Zusammenhänge zeigen. Es mag damit ein Blick in die Gestaltungsweise gegeben werden, auf der sich die neue Baukunst errichtet; jedenfalls würde es dem Verfasser eine große Freude sein, wenn dies wenigstens im wesentlichen gelungen sein sollte. Das Einzelhaus ist heute eine schwierigere Aufgabe als die der zusammenhängenden Siedlungen und Baublöcke. Bei diesen sorgt die Wiederholung der aus ökonomischen Gründen notwendigen gleichartigen Baukörper und Einzelheiten schon von selbst durch die rhythmische Wiederkehr für eine gewisse Ruhe des Gesamteindrucks; selbst wenn die Auffassung des Architekten sentimental oder "unsachlich" ist, so hat doch der Rhythmus als solcher schon einen gewissen Wert. Alle Anhäufungen von Einzelhäusern aber, wie sie in den Vororten der Großstädte und manchmal auf dem Lande zu sehen sind, bilden in ihrer Gesamtheit nichts anderes als einen fürchterlichen Schutthaufen. In jedem der einzelnen Häuser wohnen und leben wohl Menschen, doch über den Köpfen dieser Menschen erheben sich die sonderbarsten Verzerrungen von Dächern und Mauern aller möglichen Stilarten, schlechte Nachahmungen, die ihre Vorbilder verspotten - das Ganze nicht anders als jene Müllhaufen von Blechbüchsen, Scherben, Papier und verrostetem Eisenzeug. Wer dies für übertrieben hält, der sehe sich einmal die Kurorte auf der Fahrt von München nach Berchtesgaden oder das Seebad Westerland auf Sylt oder die Häuser von Helgoland an, und wenn er dann auf der Elbe nach Hamburg hineinfährt, seine landschaftlich entzückenden Vororte und deren Häuser, etwa Blankenese.

Abb. 164. Terrasse von Haus Goebel Blick zur Elbe
Abb. 165. Haus Michaelsen Blick zur Elbe
Abb. 166. Haus Michaelsen Wohnzimmerfenster
Abb. 167. Karl Schneider Haus Goebel in Blankenese
Abb. 168. Karl Schneider Haus Michaelsen in Falkenstein bei Hamburg

Woher soll die Rettung aus dieser Gefühlsverirrung des Publikums kommen? Sie kann nur dadurch kommen, dass das einzelne Haus ganz klar aus den Bedürfnissen seines Bewohners heraus geformt wird, dass die Elemente des Baues selbst sich ohne Umschweife so zeigen, wie sie sind. Um bei Blankenese zu bleiben, so zeigt das Haus Goebel, wie ein solcher Bau sich ohne jedes besondere Wollen in die Landschaft einfügt, einfach durch die Tatsache, dass er im wahren Sinne des Wortes gebaut ist. Er nimmt die Struktur der Landschaft in sich auf, kristallisiert sie zu einem menschlichen Gebrauchsgegenstand, ebenso wie das Haus Michaelsen in Falkenstein (1923) elbabwärts mit besonderer Kraft das Weitausholende der Landschaft aufnimmt. Ein großes gebogenes Fenster gibt dem Wohnzimmer den Blick zur Elbe nach Süden und Osten. Die Gestaltung des Baues aus seinen Elementen heraus gibt der Architektur eine neue und innerlich berechtigte Mannigfaltigkeit, ohne dass deshalb die Wüstheit jenes Scherbenhaufens eintritt, die ja keine Mannigfaltigkeit ist, sondern in Wahrheit eine furchtbare Öde: der Scherbenhaufen einer absterbenden Kultur. Das Haus May bei Frankfurt a. M. spiegelt in ganz anderer Weise die Landschaft wider, es trägt den heiteren Charakter der Mainlinie. Dabei ist es interessant, dass ein Schriftsteller gerade bei diesem Hause den bäuerlichen Geist seines Architekten hervorgehoben hat. Er betonte, dass hier in demselben Geiste gebaut worden ist, wie es der Bauer früherer Zeiten getan hat, der auch keine Schnurr-Pfeifereien wie ,.Heimatkunst" oder "Landschaftsbild" im Kopf hatte, sondern der sein Haus mit den Mitteln seiner Zeit so errichten ließ, wie es ihm gerade am besten für seine Bedürfnisse passte.

Abb. 169. Ernst May Eigenes Haus bei Frankfurt a. M.
Abb. 170. Ernst May Wohnzimmer
Abb. 171. Ernst May Badebassin

Wem auch dieses übertrieben erscheint, der möge wissen, dass auch im Hause May an einem "ungedeckten" Tisch gegessen wird. Der Tisch ohne Tischdecke ist hier Symbol für das Ganze. Die Liebe zur Natur ist hier Einfachheit; deswegen die vollste Auswertung des landschaftlichen Fernblicks im einfach großen Wohnzimmerfenster, ebenso sehr oder ebenso wenig allein ästhetischer Art wie das Badebecken und die Sonnenbadterrasse. Der Grunewald bei Berlin war in seiner Aufhäufung reicher Herrschaftssitze in Stilen aus aller Herren Ländern eine architektonische Sehenswürdigkeit. Eine neue Ablösung dieser "Kolonie" ist der Villen-Lunapark an der Heerstraße. Wenn man sich aber einmal wirklich ernsthaft und gründlich gerade hier in der schönen Umgebung Berlins mit dem "Landschaftsbild" befassen will, so sollten die Kiefern in ihrer kargen Gleichförmigkeit und in ihrer wundervollen Ruhe, die sie durch die äußerst zurückhaltenden Linien und Farben ihres Waldes vermitteln, alles andere ausschließen, was nicht auch dieselbe Ruhe in der knappen Form des Gebauten in sich trägt.

Abb. 172. Haus Gropius Spültisch und Küche
Abb. 173. Walter Gropius Meisterhäuser Dessau
Abb. 174. Walter Gropius / Eigenes Wohnhaus in Dessau, Straßenseite -  Vorn links Garage / Fenster: Bad, Treppe, Küche


Wie dies geschehen kann, zeigen die Dessauer Bauten des dortigen Bauhauses, deren Geist nicht anders ist als die vorher erwähnten Beispiele, wenn auch in Einzelheiten, in der Behandlung von Materialien und sonstigen Dingen variiert. Die klare und aus den tatsächlichen Elementen entstandene Bauform lagert sich mit einer Einfachheit in den Wald hinein, die derjenigen der Kiefern entspricht. Das gleiche Prinzip kann bis zu dem kleinsten Bau hin durchgeführt werden, wie die Beispiele aus Dresden von Lüdecke zeigen; die Monotonie ist das, was man am wenigsten befürchten sollte. Man sollte vielmehr die Unruhe und Zappelei befürchten. Wenn auch das Einzelhaus in seinem zahlenmäßig geringeren Auftreten nicht so wichtig erscheinen mag, so ist es doch wieder von einer anderen Seite her viel wichtiger als die Massensiedlung. Beim Einzelhause muss nun einmal klar Rechenschaft gegeben werden, wie der Architekt zu den Elementen seines Baues steht. Hier hängt alles vom einzelnen Fenster, von der einzelnen Tür, vom Wandschrank; von dem Wohnwert des Hauses ab, und hier muss der Bauherr und sein Architekt sich entscheiden, ob er Firlefanz liebt oder die Sauberkeit will. Deshalb beeinflusst das Einzelhaus im Grunde genommen entscheidend die Massensiedlung. Eine Siedlung im Kiefernwald für Hunderte von Wohnungen darf deswegen auch bei Aufreihung gleicher Typen nicht viel anders ausfallen, als es bei dem Einzelhause im Kiefernwald notwendig ist. Durch diese wenigen Beispiele mag der Leser in einem Ausschnitt erfahren, dass auch in Deutschland der Bau aus den Elementen heraus nicht mehr vereinzelt und nicht mehr ganz vereinsamt ist. Es gibt in der Tat schon so etwas wie ein gemeinschaftliches Schaffen vieler einzelner Köpfe, die sich um die klare und saubere Form bemühen.

Abb. 175. Gustav Lüdecke Kleinhäuser in Dresden
Abb. 176. Gustav Lüdecke / Haus des "Geistesarbeiters", Dresden
Abb. 177. Walter Gropius / Meisterhäuser in Dresden Straßenseite mit Ateliers

Die Frage der Einzelheiten ist dabei unwesentlich, ja es ist auch unwesentlich, ob ein steiles oder ein flaches Dach angewendet wird. Es gibt in diesen Dingen keinen größeren Fehler als den, allzu rasch irgend eine Einzelheit zu verallgemeinern und anzunehmen, diese Architekten wären auf das flache Dach eingeschworen. Es handelt sich vielmehr immer um die kühle Untersuchung, welche Lösung am raschesten zum gewünschten Ziele führt. Man redet sozusagen auch architektonisch ohne Umschweife, man spricht das aus, was ist. Gewiss werden wir keine Menschen ändern; wer in Filzpantoffeln und in Hemdärmeln durch seine Wohnung latscht, dem ist auch mit einem sauberen Bau nicht geholfen. Die Änderung an sich müssen die Bewohner schon selbst vornehmen. Schließlich wollen ja auch nur diejenigen, die nicht "latschen", derartige Einzelhäuser haben, und endlich müssen sich die Willenlosen nach denen richten, die einen bestimmten Willen haben. Dieser Wille zum lebendigen Bauen ist die eigentliche Tradition des Bauens. Die Einlullung in Sentimentalitäten, in Gefühlsduselei liegt fernab von jeder lebendigen Überlieferung. Was wir an alten Bauten bewundern, das ist jedes Mal ein Vorstoß ins unbekannte Land der neuen Schönheit gewesen, derjenigen Schönheit, die ernsthaft, man kann sagen, im Dunkeln gesucht und schließlich auch gefunden wurde, gefunden zwar nicht in den Augen der großen Masse der Mitlebenden, aber in den Augen der Späteren, die dann endlich die innere Logik der neuen Schönheit einsahen und sie als etwas Altes bewunderten. So sind auch wir heute die Späteren, wenn wir nur das Alte bewundern. Wir wollen das aber nicht, sondern wollen das Alte in seinem ökonomischen Sinn, seiner baulichen Logik und seinem Mut zu unserm Vorbild nehmen und ebenso wie die Alten immer aufs neue weiter bauen. "Wer da bauet an der Straßen, muss die Leute reden lassen." (1465.)

P H O T O G R A P H I E N  Z U M  H A U P T T H E M A
A R T U R  K Ö S T E R  /  B E R L I N
Z E I C N N U N G E N
A R C H I T E K T  P A U L  S C H M I D T  /  B E R L I N
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
1.  HAUSTIER - MENSCH
2.  DER TYP
3.  ARCHITEKTUR UND LANDSCHAFT
4.  IM ANFANG WAR DER GRUNDRISS
5.  GRUNDSÄTZLICHES ÜBER DIE EINRICHTUNG
6.  DIE UNTEREN WOHNRÄUME
7.  DER GEDECKTE TISCH
8.  VON SEIFE ZU BENZIN
9.  GLASARCHITEKTUR
1O. SCHLAFZIMMER
11. DACH UND BODEN
12. DER GARTEN
13. BAUER UND TRADITION

Abb. 178. Farbtabelle