6. Jg. , Heft 1 (September
2001)
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Architektur
zwischen pragmatischem Handeln und ästhetischer Praxis |
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1. Das Unbehagen in der Schriftlichkeit
In der zeitgenössischen Architekturszene nimmt
das Gefühl des Unbehagens angesichts einer beobachteten „Theoretisierung“
und der damit einhergehenden „Verschriftlichung“ der Architektur zu.
Im Bewusstsein, dass erfolgreiche Architektur
hauptsächlich in der zweidimensionalen, diskursiven Ebene stattfindet, waren
die Protagonisten der theoretisierenden Architektenszene dazu übergegangen,
das Augenmerk bei der formalen Gestaltung von Bauwerken auf das Sichtbarmachen
des Entwurfskonzeptes zu richten, um ihre Gebäude vor allem lesbar
zu gestalten, wohl wissend, dass Lesbarkeit auch die Grundvoraussetzung für
Publizierbarkeit ist.
In letzter Konsequenz müsse, ja dürfe erfolgreiche
Architektur nicht einmal gebaut werden, um als Konzept mit den entsprechenden
Darstellungen im architektonischen Diskurs Maßstäbe zu setzen.
Eine derartige „textuell-repräsentationalistische“
Haltung und die damit einhergehende Entwurfsmethodik wird nunmehr stark kritisiert,
möglicherweise weil die früher vornehmlich schreibenden Architekten inzwischen
in großem Maßstab selbst bauen oder weil der Diskurs an Hand der Materialität
des Gebauten und der Anforderungen an den Architekten keine Hilfestellungen
geben konnte.
2. „Praxis“ als Lösung?
Als Gegenreaktion zu diesem Akademismus,
der die Gebäude nur noch als Manifestation eines gedanklichen Konzeptes begreift,
wird der Begriff der „Praxis“ zunehmend in die architekturtheoretische Diskussion
hineingetragen.
Über das, was unter Praxis zu verstehen sei,
herrscht jedoch eine gewisse Unklarheit.
Von der einen Seite wird hierunter zunächst
der Unterschied von Denken und Handeln, das Verhältnis von Theorie und „Machen“
hervorgehoben, wie dies auch dem landläufigen Verständnis eines Gegensatzes
von Theorie und Praxis entspricht.
Ein anderer Diskurs versteht Praxis als eigenen
Weg der Stellungnahme zur Umwelt, einen Erkenntnisweg, der neben der Methode
der theoretischen Erkenntnis durch systematische Ordnung der Begriffe einen
eigenen Weg der Wahrnehmung findet und nicht im Gegensatz zu diesem steht.
Dieser Weg kann in Anlehnung an den griechischen
Begriff der erkenntnistheoretischen Wahrnehmungslehre (Aisthetike) als ästhetischer
beschrieben werden.
Kurz gesagt, scheinen wir einen theoretischen
und einen ästhetischen Praxisbegriff unterscheiden zu müssen.
3. Der theoretische Praxisbegriff
Der Begriff einer theoretischen Praxis scheint
zunächst paradox, wird aber verständlich, wenn man darunter eine neue Richtung
der Theorie versteht, welche die Architektur an dem, was sie in lebenspraktischer
Hinsicht leistet, bemisst und an Hand dieser Ergebnisse die Begriffe und
Methoden der Theorie modifiziert.
Vor allem aus dem amerikanischen Raum bricht
sich eine Bewegung innerhalb des architekturtheoretischen Diskurses Bahn,
welche die „kritische Praxis“ der „textuell- repräsentationalistischen“ Architektur
der achtziger Jahre verwirft und den Begriff der „Praxis“ einer Neubewertung
unterziehen will, die er mit dem Etikett eines „neuen“ oder „Neo-Pragmatismus“
versieht. 1
Ganz ausdrücklich ist damit nicht die Abschaffung
des theoretischen Diskurses zu Gunsten einer handwerklichen Übung gemeint,
es soll aber auch nicht mehr danach gefragt werden, was Architektur ist oder
was sie bedeutet, sondern nur noch nach dem, was sie „zu tun vermag.“
4. Darwinismus, Demokratie
und Wettbewerb
Der Pragmatismus behauptet, dass das Wesen einer
Sache nur in den Wirkungen dieser Sache, die praktische Relevanz
haben, liegen kann.
Diese praktischen (Aus-)Wirkungen können nur
in der experimentellen Bewährung in der Wirklichkeit erkannt werden, oder
um mit Dewey zu sprechen: „by testing (..) thought by application“.
2
Wettbewerb dient als Entdeckungsverfahren von
Erkenntnis und damit der Durchsetzung des sich am widerspruchsärmsten erweisenden
Konzeptes. Vom ideologischem Ballast einer allgemeinverbindlichen „Wahrheit“
befreit, sollen die Ideen in einen demokratischen Wettstreit treten und sich
in der praktischen Umsetzung die Überlebensfähigsten herauskristallisieren.
Das tatsächliche materielle Bauen mit all seinen
Bewährungsproben könne so die Tragfähigkeit der ihm zu Grunde liegenden Konzepte
erweisen – wobei weniger die Bedingungen der Durchführung dieses Versuches
als vielmehr die aus seinen „Wirkungen“ zu ziehenden Schlüsse für neue
Konzepte interessieren.
Für die Architektur indes wirft dies mehr Fragen
auf, als es beantwortet. Worin besteht die Wirkung von Architektur? Welches
ist denn das ihr zu Grunde liegende Konzept, das in der „Praxis“ überprüft
werden soll?
Diese Frage jedoch wird als irrelevant betrachtet,
denn pragmatische Praxis definiere sich nicht über Bezugnahme auf Inhalte,
sondern sei gekennzeichnet durch eine Wechselbeziehung zwischen „konkreten
Zielen und abstrakten Werkzeugen“:
„Die Praxis der Architektur ist verworren und
inkonsistent, weil Sie mit einer Wirklichkeit zurecht kommen muss, die ebenfalls
verworren und inkonsistent ist“. 3
Dies ist allerdings kein Mangel, denn es genügt,
dass die pragmatische Praxis
„der Tatsache Rechnung zu tragen hat, dass wir
es mit einer störrischen, indifferenten Wirklichkeit zu tun haben.“ 4
Der Pragmatismus versteht sich daher nicht als
Technik der praktischen Daseinsbewältigung, sondern explizit als Konzept,
die tatsächlichen Konsequenzen einer Handlung für die Verbesserung des theoretischen
Denkens zu nutzen.
Dadurch wird jedoch ein Praxisbegriff geschaffen,
der zwar die möglichen oder tatsächlichen Folgen des Handelns für die Theorie
erforscht, aber sich wenig oder gar nicht um eine Untersuchung der Eigenheiten
des Handelns selbst kümmert und damit immer noch nicht die Schranken eines
diskursiven Systems überwinden kann.
Es muss daher festgestellt werden, dass auch
in diesem Ansatz die Sprache das Medium, das Schreiben das Handeln und die
Universität der Ort bleibt.
Um sich diesem Dilemma zu entziehen, wird die
Theorie kurzerhand zur Praxis erklärt und zwar, um wie Allen vorschlägt,
„nicht zwischen Theorie und Praxis zu unterscheiden,
sondern zwischen zwei konkurrierenden Kategorien von Praxis: einer, die in
erster Linie textuell ist und sich mit Repräsentation und Interpretation befasst,
und einer anderen, die sich mit Fragen der Naturkräfte und der materiellen
Veränderung befasst“. 5
Diese Forderungen zielen im Ergebnis auf eine
Verbesserung der Theorie, die sich, in neuer Verpackung, immer noch als vorgeordnete
Disziplin zum „Machen von Architektur“ versteht.
Dies ist für die Architektur von zweifelhaftem
Wert, denn diese Art von Praxis kann die neuen Kräfte, die sie für die „Verbesserung
des Denkens“ nutzen will, nämlich die Phänomene der Entstehung von Neuem und
die Kreativität des Geistes, zwar als Variable in ihre Systeme einbinden,
ist aber hilflos, wenn es um die Untersuchung dieser Prozesse geht, ohne die
der Begriff der Praxis nicht ausreichend erklärt wäre.
5. Pragmatismus und das Neue
Die Auswirkungen, die das Handeln auf das Denken
hat, werden im (philosophischen) Pragmatismus vor allem bei William James
auf eine erkenntnistheoretische Ebene gehoben. Er verweist auf die Eigenart
der Dinge (z. B. der Begriffe), als „Gewordene“ immer nur das Endprodukt eines
lebendigen Handlungsprozesses zu repräsentieren.
Viel interessanter und der Erkenntnis der Dinge
nützlicher sei es deshalb, die „Dinge im Werden“ zum Gegenstand einer Theorie
der Erkenntnis zu machen.
Denn die begriffliche Ordnung der Dinge ist
„tot“ und als bereits Abgeschlossenes jeder Art der Umformung durch Operationen
des Intellektes unterworfen. Sie erlaubt daher nur rückwärts gewandte Schlüsse,
während das eigentlich Neue, das für die Erkenntnis Fruchtbare die vor der
begrifflichen Ordnung liegende Umwandlung der Wahrnehmung in eben diese Ordnung
sei.
„Wir leben vorwärts, wir verstehen rückwärts“,
so zitiert James, um dieses Gebiet zu umreißen. 6
Wie in allen Bereichen des Lebens kann auch
von der Architektur behauptet werden, dass das Handeln und das Denken sich
gegenseitig beeinflussen, ja sogar, dass das Handeln dem Denken vorgeht.
Es wird nahe gelegt, dass in der Betrachtung
der „Dinge im Werden“ der Schlüssel für das Entstehen des Neuen gefunden werden
kann.
Aus diesem zweiten Schwerpunkt des Pragmatismus
wird versucht, eine nicht- determinierte, nicht-repräsentationalistische Entwurfsstrategie
zu begründen, wobei der Entstehung des Neuen selbst jedoch wenig Aufmerksamkeit
geschenkt oder es schlicht mit dem „Zufall“ gleich gesetzt wird, mit etwas,
dass irgend wie passiert, während man möglicherweise etwas Anderes wollte.
Wie im wissenschaftlichen Experiment werde nicht
nur die dem Versuchsaufbau zu Grunde liegende Annahme überprüft, es müsse
auch vorurteilsfrei akzeptiert werden, dass etwas völlig Neues, in keiner
Weise Beabsichtigtes entsteht:
„Sobald Praxis und Experiment auf Inkonsistenzen
in der „normalen Wissenschaft“ stoßen, kommt es zur Entwicklung neuer Theorien“
7
Der Formfindungsprozess des Entwerfens in der
Architektur könne hiermit verglichen werden.
Das Dilemma des Neopragmatischen Ansatzes in
der Architektur ist jedoch das völlige Versagen angesichts der Frage, wie
denn das Entstehen des Neuen aus dieser Praxis zu erklären sei.
Teils verweigern sich die „Pragmatiker“ mit
dem Hinweis auf die Irrelevanz dieser Frage oder der Feststellung, warum
das Handeln wirke, sei unwichtig angesichts der Tatsache, dass es wirke.
Mit der Forderung einer Rückwendung in das Werden der Dinge beantwortet der Pragmatismus
die Frage nach der Entstehung des Neuen nur scheinbar. Die Dinge im Entstehen
zu erkennen, ist ja nur von der Basis der gewordenen Dinge aus möglich.
6. Die Illusion der Unmittelbarkeit
Der Wunsch, sich vom „Ballast“ der zeichenvermittelten
Wahrnehmung lösen zu können, ist eine
populäre Illusion zahlreicher philosophischer Denkrichtungen.
Man müsse sich in einem „Anfall von lebendiger
Sympathie in den schöpferischen Mittelpunkt, von dem aus sich ein menschlicher
Charakter entfaltet“ 8, versetzen, wie James mit Bergson vorschlägt.
Die begriffliche Operation, von einer gegebenen
Form in das autonome Wesen seiner Entstehung zurück zu gehen, erfordert den
Glauben an das Paradies der Unmittelbarkeit, einen Glauben, der gerade in
der Geschichte der Kunstbetrachtung gerne postuliert wurde.
Aus
erkenntniskritischer Sicht betrachtet, zeigt sich jedoch sofort die Unmöglichkeit
dieses Tuns. Die Vorstellung der Unmittelbarkeit selbst erfordert nämlich
eine hochkomplizierte formale Operation:
Das
Ereignis als solches (..) bietet uns gerade nicht diese Wurzeln unserer geistigen
Existenz, (...) Nur weil bereits ein Formwille existiert, weil die Form den
Ereignissen erst deren Identität und damit deren Existenz als diese Ereignisse
(ver)schafft, nur darum können wir auf den Gedanken kommen, von der – in Wahrheit
ja bloß vermeintlichen – Unmittelbarkeit der Ereignisse her Sinnformen erklären
zu können. (...) Es ist eben nicht so, dass die Ereignisse das Unmittelbare
und die Formen das Mittelbare wären. 9
Der
intellektuell konstatierte „Verlust“ von Unmittelbarkeit kann daher niemals
einen Weg zu ihr ebnen.
7. Eine körperlose Praxis?
Angesichts dessen muss man sich fragen, wie
der Pragmatismus den Praxisbegriff überhaupt definieren kann, wenn er schon
seine Eigenart nicht herausarbeiten will.
In der bisherigen architekturtheoretischen Diskussion
scheint ein als Praxisbegriff
missverstandener Handlungsbegriff vordringlich dazu genutzt zu werden,
die Theoriekonstrukte des Dekonstruktivismus und Strukturalismus zu diffamieren
und ein neues Denkmodell im Diskurs der Theorie der Architektur zu etablieren.
Auf Grund der begrifflichen Beschränkung von
Praxis auf die diskursiv verwertbaren Folgen des Handelns bleibt der Handlungsbegriff
selbst in der theoretischen Sphäre gefangen.
Der seltsame Begriff einer Praxis der Theorie
oder auch der Theorie der Praxis erhält daher seine Berechtigung aus der Eigenart,
alle körperlichen, nichtsprachlichen Aspekte des Handelns unberücksichtigt
zu lassen.
8. Der Praxisbegriff
Die
Verwendung des Begriffs „Praxis“ zielt, wie bereits gezeigt, auf Handlungen
und Taten ab.
Neben
dieser grundsätzlichen Eigenschaft muss der Praxisbegriff jedoch wesentlich
differenzierter betrachtet werden, um ihn für die gelebte Wirklichkeit zu
mobilisieren.
Das
umgangssprachliche Verständnis von Praxis ist das einer aus der Gewohnheit
hervor gegangenen Übung, oder auch der Anwendung von Prinzipien auf die in
der Erfahrung vorkommenden Fälle.
Im
heutigen Sprachgebrauch wird dem Begriff der Praxis der Begriff der Theorie
gegenüber gestellt und eine Bewertung vollzogen, die eine Gegensätzlichkeit
unterstellt.
Und
so muss man sich zuerst fragen, ob dieser Gegensatz so überhaupt seine Berechtigung
hat, oder ob er vielleicht einen falschen Weg betritt, der verhindert, zu
den wirklich interessanten Fragen zu gelangen.
Ursprünglich
wird Praxis zwar mit „Handlung“, jedoch auch mit „Durchführung“, „Förderung“
und „Vollendung“ übersetzt.
In ihrer Ursprungsbedeutung ist „Praxis“ eher
das Streben des Menschen nach der Verwirklichung in der Lebenswelt.
Im antiken griechischen Denken sind Theorie
und Praxis zwei mögliche Wege zur Verwirklichung der menschlichen Natur, wobei
die theoria eine eher kontemplative Sicht auf die von allen Zufälligkeiten
und Alltäglichkeiten gereinigte ideale Struktur des Lebens und die praxis
das Tätigsein in den Besonderheiten und Eigengesetzlichkeiten des menschlichen
Lebens ist.
Dieses Verständnis von praxis ist eng
an den Begriff der poiesis gekoppelt, welche als das produktive Schaffen
eng an die Körperlichkeit und das Wirken in der Welt gebunden ist.
Die theoria eröffnet also keinesfalls
den Weg zur Erschaffung geistiger oder künstlerischer Werke, da Sie körperlos
und unveränderlich gedacht ist.
Wenn wir in diesem Sinne von Praxis reden, so
müssen wir auch von der poiesis reden und von Ästhetik als deren
Lebensform.
Die Erkenntnis einer geistigen Form oder Idee
hinter dem körperlich vollzogenen und damit niemals gleichen Sinneseindruck
kennzeichnet die ästhetische Stellungnahme.
Ästhetische Praxis, in diesem Sinne verstanden,
meint daher nicht Übung vorgegebener Abläufe und auch nicht die methodische
Anwendung eines Verfahrens auf ein Material, sondern ein spezifisches Handeln,
welches die Dinge seiner Betrachtung erst erzeugt.
9. Handeln als Gestalten
Wenn der Praxisbegriff für die Debatte der Architektur
nutzbar gemacht werden soll, so muss noch einmal beim „Wirken der Menschen
in der Welt“ angesetzt werden.
Dass der Bezug auf eine Handlung immer die Bedingung
für jede Erfahrung des Bewusstseins ist, ist genau so wahr wie banal, zeigt
aber auch eine Grenze für die Theorie als Erkenntnisform
Theorie als „Generator von Bedeutung“ und als Impulsgeber für das Handeln muss umfassender in Frage gestellt werden, als dies der bloße Verweis auf das Handeln tun kann.
Vor allem muss untersucht werden, was denn im
Interaktionsprozess zwischen Denken und Handeln passiert.
Die Menschen greifen nämlich in die „störrische,
indifferente Welt“ nicht irgend wie praktisch handelnd, sondern gestaltend
handelnd ein, versehen mit einem Willen zur Form.
Mit Form sind auch die nicht durch Begriffe
ersetzbaren Zeichengefüge erschlossen, die in der Sphäre des Ausdrucks und
der Darstellung beheimatet sind und die in der Kunst, der Musik, der Technik,
Erkenntnis über die Diskursivität hinaus erschließen.
Gleichwohl sind die Ziele des bewussten Handelns
in diesen Bereichen konkret, die Performanz bei der Erreichung derselben ist
jedoch ästhetisch in dem Sinne, dass jedes Handeln, dass mit sinnlich-körperlichen
Mitteln eine geistige Form erringen will, ästhetisch genannt werden soll.
Es geht hier also nicht mehr um die Frage, inwieweit
das Ergebnis des Handelns auch ästhetisch sein kann, sondern um die Möglichkeit
einer Methode des Handelns, nämlich des ästhetischen.
Schon allein die Einführung des widerspenstigen
Begriffs der Ästhetik zeigt die Bereitschaft, die Theorie um Aspekte des Nicht-mehr-Lesbaren
zu ergänzen und zu erweitern.
Das ästhetische Handeln ist immer ein Gestalten.
Wie jedes Handeln ist es ein Handeln an etwas oder mit etwas, welches auf
das Begriffliche zurück wirkt und es modifiziert.
Mit der Hinwendung zur Ästhetik wird also ein
neues Handlungsfeld betreten und die Frage nach ästhetischer Praxis muss zwangsläufig
über den diskursiven Rückkopplungskreis „Konzept – Handlung“ hinaus fragen.
Wenn sich der Praxisbegriff der Pragmatiker
mit der Theorie auseinander setzt, so muss sich der Praxisbegriff der Architekten
auf die Eigenart der Schaffung ihrer Werke richten.
Das Handeln steht hier nicht in einer dualen
Beziehung zu der Theorie oder dem Konzept, welches der Handlung zu Grunde
liegt, sondern die ästhetische Praxis äußert sich in einer sich aufeinander
beziehenden Bewegung zwischen dem Willen, dem Wirken, und dem Werk.
Ist die ästhetische Praxis eine Erkenntnisform,
die eigengeartete Ergebnisse und Erkenntnisse produziert, die sich der Diskursivität
teilweise oder ganz entziehen?
Die Schwierigkeit dieser Fragestellung liegt
vor allem darin, dass sie sich, obwohl in ihrer Abhandlung an die Textualität
gebunden, in das Gebiet der Anschauung und der materiellen Praxis begibt. Auch jenseits der Begrifflichkeit, so die These,
lassen sich Gebiete echter Bedeutung finden.
10.
Abstraktes Wollen und konkretes Wirken?
Da ja Ästhetik nicht „an den Dingen klebt“,
sondern einen Akt der Stellungnahme und Dar-Stellung erfordert, muss das Körperlich-Sinnliche
immer auch mitgedacht werden.
Stellung zu nehmen ist ja bereits eine Tätigkeit,
die in Raum und Zeit verankert ist.
Es geht aber weniger um den Inhalt, sondern
vor allem um die Bedingungen der Möglichkeit dieses Aktes der Stellungnahme.
11.
Ästhetik und Handeln/Körperlichkeit
Dass die ästhetischen Qualitäten nicht in den Dingen selbst, sondern vielmehr in den Köpfen der Betrachter und Benutzer entstehen, braucht hier nicht lange hergeleitet zu werden und ist in der Welt der Kunstwerke unmittelbarer und deutlicher zu erkennen als in den anderen Formen kultureller Praxis.
Durch die Aneignung im Sinne des Sich-Exponierens des Betrachters gegenüber dem Werk der Kunst oder Architektur verändert sich auch das Werk selbst.
Es bleibt nicht ein äußerliches Produkt, sondern wird durch die aktive Re- Präsentation durch den Betrachter zum Bestandteil seiner körperlich erfahrenen Welt: Im Gegenüberstellen des Werkes wird es Teil der Leiblichkeit, in dem Maße, in dem der Betrachter sich ins Werk exkorporiert und das Werk in sich inkorporiert.
Eine wesentliche Konstante der ästhetischen Praxis ist also Körperlichkeit. Es sind nicht die Verhältnisrelationen von Einzelelementen in einem System, sondern das Prinzip der Ästhetik ist nur aus der Bewegung heraus zu erklären, die ein körperliches Verarbeiten in der Zeit ermöglicht.
Diese Bewegung ist kein Automatismus und keine konstant abrufbare Gesetzlichkeit, sondern ein Prozess körperlicher Arbeit mit all seinen möglichen Unpässlichkeiten.
12.
Die Widerständigkeit der Werkbildung
Jeder, der schon einmal versucht hat, an die Formung eines Kunstwerkes heranzugehen, wird schnell die Widerständigkeit des Materials und der eigenen Fähigkeiten bemerken. Dies wird zu einer Auseinander-Setzung mit dem Objekt führen, in dem der Formwille dem Material aufgezwungen werden soll.
Schon hier wird klar, dass sich niemals der reine Formwille ganz und gar im Werk materialisieren kann, das Materialhafte, das dem Gedanken oder dem Willen nicht zugänglich ist, wird immer dafür sorgen, dass ein Anderes, von Willen und Material Differentes entsteht.
Im Bewusstsein entsteht jedoch der Eindruck, dass nur die Bewusstseinsinhalte material umgesetzt werden und das tatsächlich Differente, das „Unvordenkliche“ ungeklärt bleibt.
Der Prozess der Werkbildung täuscht das Bewusstsein insofern, als sich das Werk immer als antizipiert und somit als „schon vorhanden“ präsentiert.
„Ist
doch bereits die Präsentation des Bewusstseinslebens (...) eine von diesem
Bewusstseinsleben tatsächlich differente eigene Leistung, die zwar zum Bewusstseinsleben
gehört, aber nicht zu dem Teil, den
sie repräsentiert“. 10
Der Wille materialisiert sich in Wahrheit also allenfalls symbolisch, so wie das Werk nur symbolisch stehen kann für die ursprüngliche Intention des Autors.
Dies ist nicht die Schuld des Materials, denn die Widerständigkeit des Werkes liegt auf einer ganz anderen Ebene. Der Wille zur Werkbildung ist nur der Anstoß, der einen Prozess in Gang setzt, der weit mehr materialisiert als dies die geringe Bandbreite der Vorstellung fassen könnte.
Im Übergang vom Gedanken zum Werk wird eine echte Grenze in einen Bereich überschritten, über den der Gedanke nicht mehr vollständig verfügen kann.
Im Übergang vom Willen zur Praxis liegt der Übergang von Logik zu Ästhetik.
In der Technik der Werkbildung zeigt sich Ästhetik als symbolische Methode der Wirklichkeitserzeugung.
13.
Ästhetik des Anderen
Das Wirken ist die Bewährungsprobe des Willens an der Welt. Das durch es geschaffene Werk ist wiederum ein Anderes als die bloße Vermischung von Wille und Material: Die Form ist gewonnen und lässt sich nicht mehr in ihre Bestandteile zurück zerlegen.
Die Eigendynamik, die dabei unvermeidlich entsteht, ist ein konstitutives Element der Werkbildung.
Durch die Re-Produktion im Bewusstsein des Künstlers modifiziert und relativiert sie die Vorstellung des ursprünglich Gewollten und kann dadurch neue Erkenntnisse hervorbringen, die nicht im das Werk ursprünglich Geplanten zu Grunde lagen.
Denn oft materialisieren sich auch gerade das Nicht-Gewollte und das Nicht- Gekonnte.
In der Architektur ist diese Tendenz besonders stark. Da hier die Erfordernisse und Bedingungen der Materialisierung besonders komplex sind - man denke nur an die Vielzahl der Erfordernisse, die Bauwerke erfüllen müssen - ist die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, dass das Werk in vielerlei Hinsicht ein Anderes wird, als dies geplant war.
Der Architekt wundert sich, von wie vielen ihm vorher nicht bewussten Standpunkten das Bauwerk nach Fertigstellung ästhetisch bewertet und sich angeeignet werden kann, und er selber kann, obwohl er es selbst konzipiert hat, im Wohnen und Nutzen eine neue, völlig andere ästhetische Erfahrung machen.
Ästhetik ist, wenn man sie als Form geistigen Wirkens verstehen will, daher immer die Ästhetik des Anderen.
14.
Ästhetik der Be-nutzung
Ist es übertrieben zu behaupten, auch die Nutzung eines Gegenstandes nötige uns eine ästhetische Stellungnahme ab?
Ist der von den Wohnsoziologen formulierte Anspruch, es gäbe eine Ästhetik des Nutzens und Wohnens, mehr als ein abzuwehrender Übergriff der Gesellschaftswissenschaftler in das Gebiet der Kunst?
Gewiss, „Nutzer bedienen sich (...) in der Regel eines anderen Sprachspiels als Architekten“ 11, aber dies ist kein hinreichender Grund, ästhetische Aneignung hier auszuschließen.
Anders gesprochen, ist der Nutzer von Architektur alleine durch sein Benutzen,
durch sein Wohnen schon Ästhet? Sicherlich wird der durchschnittlich gebildete
Mieter nicht erkennen können, welche formalen Gestaltungssysteme an seinem
Haus zur Anwendung kamen, aber durch die Übung des Wohnens wird er Komposition
und Erscheinung der Teile sehr genau und bewusst wahrnehmen, wenn auch aus
seinem eigenen Blickwinkel.
Wenn Gebäude durch bewusste Betrachtung und Auseinandersetzung angeeignet werden, so ist das Gebäude auch für den Nutzer zum ästhetischen Gebilde, zur Architektur geworden, selbst wenn er dies nicht so sagen würde.
Die Tatsache des mangelnden Fachvokabulars kann nicht bedeuten, dass sich Nutzer nur um die praktischen, funktionalen Eigenschaften ihrer Gebäude kümmerten.
Eine ästhetische Stellungnahme kann vernünftigerweise gar nicht bestritten werden, wenn sich die Nutzung im Wohnen vollzieht.
Man könnte im Gegenteil sogar behaupten, dass auch der Architekturkritiker, der einen Artikel für eine Fachzeitschrift verfasst, ebenso Nutzer des Hauses ist wie sein Bewohner.
Er wird, selbst wenn er über alle Pläne verfügt, es sich nicht nehmen lassen, das Haus zu begehen, sich selbst in den Räumen zu positionieren, um am Beispiel der sinnlichen Wahrnehmung Erlebnisse aufzunehmen, die danach Teil seiner Beschreibung werden. Auch für ihn ist die ästhetische Erfahrung nur im körperlichen Erleben zu finden.
Jedes Begreifen braucht das Be-greifen.
15.
Die dialektische Bewegung der Ästhetik
Das zunächst angenommene starre Vorhandensein von Dingen und Regeln des Ästhetischen zeigt sich mehr und mehr als eine Bewegung, die verschiedene Phasen durchläuft und als Prozess, der auf verschiedene Ebenen von Welt, Wille und Werk transzendiert.
Es wäre auch falsch anzunehmen, dass in diesem Prozess der (Form)wille den maßgeblichen Anteil am Werk behalten würde. Dies liegt in der schwierigen Beziehung des Wollens und des darauf gerichteten Handelns:
„Es
ist tatsächlich eher unwahrscheinlich, dass die eingetretene Wirkung eines
Handelns auch der Zweck des Handelnden ist. Genau genommen ist dies sogar
unmöglich. Denn das, was sich als Wirklichkeit entwickelt, übersteigt schon
durch seine Konkretheit die Möglichkeiten unserer Phantasie, unserer intendierten
Antizipation. 12
Bei der Werkbildung kommt es daher zwangsläufig zu einer Eigendynamik des Erschaffens durch das Eigensein des mit unserem Handeln entstehenden, also unseres Werkes, dessen Ergebnis weder voraus gesehen, noch gewollt war.
Im Werk, so scheint es daher, entfremden wir uns immer auch uns selbst, statt uns zu verwirklichen.
Dieser Entfremdung und Aussetzung folgt jedoch ein Wiederfinden im Selbst, was gleichzeitig eine neue, vorher nicht da gewesene Qualität produziert. Die Reintegration der ästhetischen Erkenntnis in die diskursiven Bewusstseinsbahnen berücksichtigt die sinnlich gewonnenen Akzentverschiebungen der wortlosen Wahrnehmung bei der Begriffsbildung.
Die vom Willen konzipierte zweckgerichtete Handlung beispielsweise des Entwerfers kommt in der Entwurfsarbeit, dem Wirken, auf die Ebene des Materials, das im Werk wiederum Gegenstand der diskursiven Urteile wird.
Die Widerständigkeit des Materials provoziert einen dialektischen Prozess zwischen materieller Formung, sinnlicher Wahrnehmung und konzeptueller Kontrolle. Dies kann man als ästhetische Praxis bezeichnen.
In diesem Sinne ist der ästhetische Prozess immer auch ein historischer. Ohne die bereits verwirklichten Schritte ist die Neuausrichtung und Formgewinnung nicht vorstellbar.
Während logische Operationen auf einer funktionalen Zeitebene arbeiten, die zu jeder Zeit und in beliebiger Wiederholung die selben Ergebnisse produziert, braucht das ästhetische Bewusstsein die historischen Operationen sowohl im Schaffen, wie im Betrachten von Kunst.
16.
Ästhetische Praxis als Grundbedingung der Erkenntnis
Ästhetische Erkenntnis wäre demzufolge im Unterschied zu Erkenntnis durch logische Operationen erst durch die Widerständigkeit der von ihr geschaffenen Werke (Objekte) zu erlangen, denen sie sich aussetzen muss.
Beim sinnlichen Sich-Ausliefern an die Werke (gleich, ob wir produzieren oder als Betrachter re-produzieren) zeigt sich einerseits die zu geringe Bandbreite der diskursiven Erkenntnis bei der Kanalisierung des Bewusstseinsstroms, andererseits aber auch das poetische Potenzial des Werkes, denn der Begriff, der das Werk beschreibt, wird für das Bewusstsein nicht mehr der selbe sein können, wie jener vor der ästhetischen Erfahrung.
Je mehr Häuser ich bewusst betrachtet habe, desto reicher wird für mich der Begriff des Hauses werden, umso schmaler jedoch auch die Allgemeinverbindlichkeit und Bezeichnungskraft der Konventionen der Sprache als System.
Sofern ich es nicht schaffe, daraufhin auch meine Begriffe auszubauen und zu differenzieren, desto sprachloser und missverstandener werde ich mich fühlen.
Der Kreislauf zwischen dem Wollen, das auf diskursiven Annahmen beruht, dem Handeln, das ungeplante und neue Bezüge herstellt, dem Werk, in dem sich Wille und Handlung materialisieren, die Betrachtung des selben mit Sinnen und Verstand, die Integration in die Erfahrung und die Applikation des Gelernten auf den Willen beim nächsten Wollen zeigen die dialektische Bewegung der Bewusstseinsbildung.
In ihrer Eigenart ist die ästhetische Praxis also ein Mittel zur Bemächtigung der Wirklichkeit, das in seiner Methode definitiv zu unterscheiden ist etwa von intuitiver oder systematischer Erkenntnis.
17.
Ästhetik als Kompetenz
Aus der Erfahrung der ästhetischen Prozesse formt sich ein Vermögen, an Kunst heranzugehen und diese zu verstehen, das man als „ästhetische Haltung“ bezeichnen könnte.
Zugleich ist die Übung an der Widerständigkeit der Werke die unabdingbare Voraussetzung für die Teilnahme am geistigen Leben und die Voraussetzung für Handlungskompetenz sowohl als Architekt, als auch als Gesellschaftsmitglied.
Aus der Erfahrung der Lenkungsmöglichkeiten des ästhetischen Handelns können mit zunehmender Erfahrung Strategien und Haltungen entwickelt werden, die die konkreten Ziele zwar nie erreichen, ihnen jedoch immer näher kommen können.
Ähnlich wie wir uns als Künstler an der Widerständigkeit der Werke unsere Formkompetenz erringen, so erringen wir an der Widerständigkeit der uns umgebenden Gesellschaft unsere soziale Kompetenz. Beides wird durch bewusstes ästhetisches Handeln errungen, nicht durch Konzepte.
Da sich die Architektur nicht ausschließlich der künstlerischen Kompetenz, sondern auch der sozialen Kompetenz versichern muss, wiegt hier der Praxisaspekt umso schwerer. Das Erringen der Form ist für den freien Künstler allein an sein Material gebunden, in der Architektur ist auch die Widerständigkeit der Baubeteiligten in der Lebenswirklichkeit zu berücksichtigen.
18.
Ästhetische Bildung / Ästhetische Erziehung
Wenn festzustellen ist, dass es sich bei der ästhetischen Auseinandersetzung immer um einen historischen Prozess des Bewusstseins handelt, so ist hierbei gleichzeitig die Möglichkeit und in der Zivilisation zugleich die Forderung nach ästhetischer Bildung und Erziehung mitgedacht.
Ästhetisches Handeln setzt vor allem den Willen zur Form und das Streben zum Werk voraus. Es ist daher höchst anstrengend und im Verlaufe der Werkgestaltung von ständigen Rückschlägen begleitet. Es führt zum Verlust des Sicher-Geglaubten und konfrontiert mit dem Unbekannten und Unbequemen.
In der ästhetischen Praxis werden die Maße und Werte immer neu in Frage gestellt.
Mit dem Verlust der gefügten Ordnung aber gewinnt man auch die Herrschaft über sein Handeln.
Wie gezeigt wurde, ist ästhetische Bildung ein Prozess zwischen Individuum und Kosmos in aufeinander bezogener Widersetzung. Sie ist ein mühseliges Geschäft im Prozess der Selbstbildung.
Ihr Resultat ist nicht die ästhetische Gestaltung der Zivilisation, sondern zuerst die moralische Herrschaft über sich selbst.
Insofern ist ästhetische Praxis auch immer eine Technik zur Produktion von Freiheit.
Wenn
man dieser Formulierung folgt, kann tatsächlich mit Schiller festgestellt
werden, dass die ästhetische Erziehung zugleich eine Erziehung zur Freiheit
ist. 13
Da Architektur die einzige Kunst ist, die für alle Menschen unvermeidlich ist, birgt Architektur als ästhetische Praxis natürlich besondere Chancen und hat andererseits auch eine besondere Verantwortung.
Denn immerhin sei Architektur, um mit Bloch zu sprechen, der „Produktionsversuch menschlicher Heimat“, also ein gesamtgesellschaftliches Unterfangen größter Tragweite.
19.
Fazit
Ästhetische Praxis als Lehre einer Ordnung von Kunst oder einer „Anleitung zum Kulturgenuss“ wäre nur die Anfügung eines neuen Kapitels an einen akademischen Diskurs.
Wenn von Architektur als ästhetischer Praxis gesprochen werden soll, so muss hier die ästhetische Methode der Entäußerung und Verinnerlichung, der Dezentrierung und der Refokussierung, des Abwägens von Ausdrucksbewegung und begrifflicher Klärung in der Baukunst gemeint sein.
Ästhetik als Erkenntnisweg ist nur durch Alltagspraxis erklärbar, denn sie entsteht durch Handeln und Denken, sei es aktiv formend oder bewusst reproduzierend.
Es wäre falsch, in der Sphäre der Materialität etwas Behinderndes oder in der Inkonsequenz der Umsetzung eines Konzeptes in die Lebenswirklichkeit einen Mangel zu sehen.
Wenn man sich vor Augen führt, welcher Reichtum des Geistes erforderlich ist, um den Menschen als Mängelwesen zu definieren und wie viel differenzierte Arbeit der Erkenntnis erforderlich ist, um ein Zerwürfnis des Menschen mit seinem Kosmos zu erfinden, deutet sich die Energie der ästhetischen Praxis an.
Durch die Widerständigkeit des Materiellen im Formungsakt durch den Willen entsteht daher weniger eine Schmälerung des Wertes des ursprünglich Gewollten, sondern in diesem Handlungsfeld ist im Gegenteil die Möglichkeit zur Erkenntnis und die Bedingung der Freiheit gegeben, indem sie uns durch unser Handeln und die daraus entstehenden Werke Urteile abnötigt, die uns die moralische Herrschaft über uns selbst ermöglichen.
Anmerkungen:
1 Vgl. die in
Arch+ veröffentlichten Beiträge der Konferenzen „The Pragmatist Imagination.
Thinking about „Things in the making“” an der
Columbia University, New York am 01. und 02.05.2000, sowie “Things in the
Making: Contemporary Architecture and the Pragmatist Imagination” am Museum
of Modern Art, New York am 10 und 11.11.2000; in: Arch+ Bd. 156, Aachen 2001.
2
Dewey, John:
The Quest for Certaincy, S. 140, London 1957, erstmals 1930
3 Vgl.: Allen, Stan: Allgemeiner Instrumentalismus; in Arch+, Bd. 156, S. 52; Aachen 2001.
4 Vgl.: Allen, Stan: a.a.O., S. 53
5 Vgl.: Allen, Stan: a.a.O., S. 53
6 Vgl.: James, William: Das pluralistische Universum. S. 155, Darmstadt 1994
7 Vgl.: Allen, Stan: a.a.O., S. 52
8
Vgl. :James,
William: a.a.O, S. 168
9 Vgl.: Schwemmer, Oswald: Der Werkbegriff in der Metaphysik der symbolischen Formen; in : Ernst Cassirer: Ein Philosoph der europäischen Moderne; S. 210, Berlin 1997; erstmals veröffentlicht in: Internationale Zeitschrift für Philosophie. Hrsg. von Günter Figal und Enno Rudolph (1992) Heft 2
10 Vgl.: Schwemmer, Oswald: a.a.O., S. 206 u. 207,
11 Hahn, Achim:
Über das Beschreiben der Wohndinge; in: Wolkenkuckucksheim, 2. Jg., Heft 2, Cottbus 1997
12 vgl. Schwemmer, Oswald: a.a.O., S. 206 u. 207
13 Schiller, Friedrich: Über die ästhetische Erziehung des Menschen, Stuttgart 1965, erstmals 1795