6. Jg. , Heft 1 (September
2001)
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Angewandte
Architekturästhetik Untersuchungen an Hand des Werkes von Philip Johnson |
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”Geschichte schreiben heißt also
Geschichte zitieren. Im Begriff des Zitierens liegt aber, dass der jeweilige
historische Gegenstand aus seinem Zusammenhang gerissen wird.”
Walter Benjamin[1]
Folgende Fragestellungen möchte ich
meinen Ausführungen voran stellen:
1.
Kann man die Schrift International Style[2]
als eine Leitlinie im Sinne einer angewandten Architekturästhetik lesen? Dabei
denke ich an folgende Stichworte: Formdiskussion, Ästhetisches Manifest, Kritik
am Funktionalismus.
2.
Kann Scotts Werk The Architecture of Humanism[3]
als ein die (architektonische) Moderne vorbereitendes Traktat gelesen werden,
das PHJ als Ansatz für seine angewandte Architekturästhetik nahm?
3.
Welche Rolle spielt die bildende Kunst in der Entwicklung
des gebauten architektonischen und schriftlichen Werkes von PHJ? Wie ist diese
im Sinne einer angewandten Ästhetik in seinem Werk zu deuten?
Wie ich in meinen Untersuchungen zu zeigen versuche, ist PHJs Begriff der Architektur
als Kunst (Baukunst) ein explizites Anlehnen an das, was ich in seinem Werk
eine angewandte Architekturästhetik nenne. Ein explizites Einflechten
der Kunst (Begriff und Objekt) in das Werk führt PHJ an der Skulpturengalerie seines
Glass House (New Canaan, Connecticut, 1970) vor, wo er sich mit seinen
Grundrissen offensichtlich an das Werk des amerikanischen Künstlers Frank
Stella (Ifafa II, 1964) anlehnt. Umgekehrt nimmt die bildende Kunst PHJs Werk
offensichtlich als Impuls. Im Rahmen meiner Untersuchungen zu PHJ stieß ich
dabei auf folgendes Beispiel: PHJs
Boissonas House (New Canaan, Connecticut, 1956) kann man gegenüber Donald Judds
Kunstobjekt (Untitled, Concrete and Steel, Marfa, Texas, 1982) stellen und
entdeckt dabei überraschende formale Parallelen.
Die Auseinandersetzung mit Geschichte in der amerikanischen Architektur des
20. Jahrhunderts führt unweigerlich zur Kenntnisnahme und zur Diskussion des
Werkes von PHJ, wie zum Beispiel seines Glass House (New Canaan, Connecticut,
1949) oder des AT&T Buildings (New York, 1979-84). PHJs Stellung innerhalb
der Entwicklung der amerikanischen Architektur des 20. Jahrhunderts ist auch
auf sein Einwirken auf die Rezeption und Fürsprache (Promotion) dieser
zurückzuführen. Dies ist ein wichtiger Grund für die außerordentliche Achtung,
die PHJ von Seiten seiner amerikanischen Architekturkollegen verschiedenster
Generation genießt. Die Art des Wirkens und Agierens von PHJ in Amerika war auf
diese Weise nur in Amerika möglich. Dies ist auf die unterschiedlichen
gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen und Eigenheiten
der USA zurückführen. Diese sind nicht der Gegenstand meiner hiesigen
Ausführungen.
”All architecture is what you do to it when you look
upon it;...” Walt Whitman[4]
Whitmans Zitat kann sinnbildlich für den theoretischen Ausgang einer
angewandten Architekturästhetik im Werk von PHJ, die die Diskussion der
Wahrnehmung und der Einfühlung einschließt, sowie für den Prozesscharakter
seines Werkes stehen.
Die analytische Betrachtung der Architektur um 1922 diente Henry-Russell
Hitchcock und PHJ dazu, Kennzeichen der
neuen, modernen Architektur abzuleiten. Aus dieser theoretischen, auf
einer analytischen Betrachtungsweise fußenden Ableitung, wurde dann jene
fiktive Moderne generiert, die nach 1932 umgesetzt wurde. Wenige der Kritiker
beton(t)en den Umweg, der zwischen der ersten, analytisch beobachteten Moderne
(amerikanischen Auslegung) und der zweiten, abgeleiteten, neu
generierten Moderne lag.
Aus meinen Untersuchungen schließe ich, dass PHJs Werk als eine historische
Ableitung und eine Erweiterung des Begriffes der architektonischen Moderne (amerikanischer Auslegung) gelesen
werden kann.
PHJs Meisterwerk (masterpiece), seine architektonische Ikone des 20.
Jahrhunderts: das Glass House (New Canaan, Connecticut, 1949) wurde zu einem
Werk eines immer währenden (Entstehungs)prozesses. Den ‚Grundstein‘ des Glass
House legte PHJ in seiner so genannten Mies-Phase: die Moderne war theoretisch
verankert und wurde von PHJ abweichend oder besser: ableitend umgesetzt.
Die Begriffe der Abweichung, Ableitung und der Erweiterung orte ich als
Schlüsselbegriffe für die Untersuchungen zum Werk von PHJ. Wenn man das gesamte
gebaute Werk und zusätzlich die Schriften und Vorträge PHJ zusammenhängend
betrachtet, dann kann man Folgendes feststellen: PHJ war und blieb ein moderner
Architekt im Sinne der erwähnten Begriffe der Ableitung und Erweiterung.
Dies gilt auch für seine so genannte (post)nachmoderne Phase: zuerst ‚schrieb
PHJ Moderne‘, dann produzierte er seine Sicht der Moderne, um anschließend mit
seinem Werk den Begriff der Moderne zu erweitern: so gesehen kann man
auch von einer Ableitung der Moderne sprechen. PHJs Auseinandersetzung mit
architekturästhetischen Fragestellungen orientierte sich an der Architekturpraxis,
wie das Beispiel seiner an früherer Stelle erwähnten Skulpturengalerie zeigt.
Darum verwende ich für diese den Begriff einer angewandten Architekturästhetik.
Der Begriff ‚angewandte (sic) Ästhetik‘ ist für die Diskussion eines
amerikanischen Themas kennzeichnend und schließt an die Diskussion, die die
Gegenwarts- und Handlungsorientierung der Amerikaner zum Thema hat, an.
Die Nähe zur Praxis belegen neben PHJs architektonischem Werk seine
Schriften und Vorträge. Die praktische Ausrichtung ist ein Kennzeichen PHJs
Werk und seines architektonisches Denkens, wie auch seines Agierens. Es geht in
seinem Werk nicht um eine ‚Verintellektualisierung‘ der Architektur, aber um
das parallele Existieren einer klaren praxisorientierten Linie auf der
einen Seite, sowie auf der anderen Seite, um die Möglichkeit, nach Bedarf und für
rein theoretische Zwecke ein immenses intellektuelles Potential und Wissen,
sowie eine geistige und formale Begabung (Kreativität) einzusetzen. Das
zeichnet das Werk von PHJ aus. Diese Trennung macht PHJ eben gerade nicht zu
einem Eklektiker. PHJs überdurchschnittliches intellektuelles und formales
Verarbeitungspotential seines Faches könnte man vielleicht mit demjenigen eines
Paul Ricoeur[5] (der trotz
seiner sehr breit geführten Diskussion nicht als ein eklektischer Denker gilt),
vergleichen.[6]
Innerhalb der architektonischen Diskussion ist die Formsuche immer auch ein Fragen nach einer eigenen,
individuellen, sowie nach einer nationalen architektonischen Identität. Und
dies gilt insbesondere für die Auseinandersetzung mit der amerikanischen
Architektur. Das Werk The Architecture of Humanism des englischen
Architekturkritikers Geoffrey Scott, stellte für PHJ eine Art ‚Ausgangsbibel‘
seines architektonischen Schaffens und Denkens dar. Die Schrift International
Style lehnt sich offensichtlich, obwohl nicht explizit von den Autoren
(Philip Johnson, Henry-Russell Hitchcock)
erwähnt, an das Werk von Scott an und sieht wie dieser die
architektonische Formsuche indirekt als eine Diskussion des (richtigen)
Geschmackes. Das unterstreicht der Untertitel von Scotts Werk: A Study in
the History of Taste.
Die Frage, die sich im Rahmen der
Auseinandersetzung mit PHJs Werk im Sinne einer angewandter
Architekturästhetik stellt, ist die der Beziehung zwischen dieser und der
Geschichte. Hier denke ich an das Werk von Walter Benjamin. Kann der Begriff
des Geschmackes, im Fall des Werkes von PHJ, als ein Brückenelement
zwischen den Begriffen der Architekturästhetik und Geschichte
gelesen werden?
Im Zusammenhang mit der Schrift International
Style und ihrer Einbettung in den ‚amerikanischen‘ Kontext ist PHJs
lebenslanges Festhalten am (Miesschen) Begriff der Architektur als (Bau)Kunst
ein roter Faden, der sich durch sein Werk zieht.
Geoffrey
Scott & Philip Johnson
In seinem 1914 in London erschienenen Werk The Architecture of Humanism
stellt Scott die verschiedensten Trugschlüsse, die vor allem der Architektur
des 19. Jahrhunderts widerfahren wären, fest. Er bezieht sich dabei auf den
Eklektizismus der Zeit, der fächerübergreifend Methoden anwandte, ohne ein
wirkliches Verständnis für die Eigenart der Architektur entwickelt zu haben.
Dabei sieht er einen Hauptfehler im Missverständnis der Renaissance-Architektur
und betont die Wichtigkeit einer ästhetischen Interpretation dieser.
”...renaissance (Philip Johnson’s) architecture is
misconstrued wholly when we dismiss it as an imitative art. It served antiquity
(history), not with the object duty of a slave, nor always even with a
scholar’s patience, but masterfully,
like a lover, with a like kindling of its proper powers.” Geoffey Scott (Scott,
182) (Nana Pernod after Geoffrey Scott).
Der 1954 von PHJ an der Universität von Harvard gehaltene Vortrag ‚Die
sieben Krücken der modernen Architektur‘[7]
(Johnson/ Writings 1979, 136-142) stellt PHJs Kritik an der modernen
Architektur (amerikanischer Auslegung) dar. PHJ kritisiert hier das Werk International
Style und somit sich, dessen Mitverfasser er war. Es ist eine Selbstkritik
und zeigt die weite geistige Perspektive von PHJ: er verwirft argumentativ
seine früheren Ansichten und zeigt, zu welchen gedanklichen ‚Einbahnstraßen’
die theoretische Grundlage der modernen Architektur (amerikanischer Auslegung)
führte.
Die sieben Krücken der modernen Architektur, die PHJ aufzählt, sind
folgende: Krücke der Geschichte (Crutch of History), Krücke der schönen
Zeichnung (Crutch of Pretty Drawing), die Krücke der Nützlichkeit (Crutch of
Utility), Krücke der Bequemlichkeit (Crutch of Comfort), Krücke der Billigkeit
(Crutch of Cheapness), Krücke des Dienstes am Kunden (Crutch of Serving the
Client), Krücke der Struktur (Crutch of Structure) (Johnson/ Writings 1979,
137-140). Die aufgezählten Krücken stellen ‚Gebiete‘ dar, die nach PHJ
ungenügend von der modernen Architektur (amerikanischer Auslegung) behandelt
und gelöst wurden.
Die Aussage von PHJ, ”So what – we cannot not know history.” (Johnson/
Writings 1979, 140) thematisiert die Krücke der Geschichte, nämlich das
spannungsvolle Verhältnis der architektonischen Moderne (amerikanischer
Auslegung) zur Geschichte. Dieses Verhältnis fängt PHJ bereits 1949 an seinem
Glass House indirekt zu diskutieren an. In diesem Zusammenhang sei auf den von
PHJ verfassten Artikel der historischen Motive, die ihm bei seinem Glass House
vorschwebten, verwiesen. PHJ zählt in diesem über ein Dutzend historische
Bezüge auf. (Johnson/ Writings 1979, 212-225).
Der englische Architekturkritiker Geoffrey Scott und sein hier diskutiertes
Werk The Architecture of Humanism, A Study in the History of Taste
stellt die Linienführung und den Ausgang des PHJschen architektonischen Denkens
dar. Damit verbunden ist die Formdiskussion im Werk von PHJ, die ich sowie das
Werk von Scott, eine angewandte Architekturästhetik nennen möchte. Das
‚Schöne‘ fungiert als ein rationales, ein umsetzungs- und handlungsorientiertes
Konzept, sowie gleichzeitig als eine Notwendigkeit. Ich verwende in meiner
Auseinandersetzung mit dem PHJschen prozessualen Begriff in der Architektur den
Begriff der Ereignisästhetik im Sinne einer angewandten Architekturästhetik.
In meinen Untersuchungen zu PHJ sehe ich den Begriff der Ereignisästhetik als
ein Kennzeichen der spezifisch amerikanischen Architektur.
Im Rahmen der vorliegenden Ausführungen werde ich nicht detailliert auf den
Inhalt des Scott‘schen Werkes eingehen, sondern lediglich einige Punkte
hervorheben, die für Untersuchungen zum Werk von PHJ bedeutend sind. Scott
diskutiert schwergewichtig die klassische Architektur und hier vor allem die
Architektur der Renaissance. Er übt Kritik. Vornehmlich übt Scott diese an der
Architektur des 19. Jahrhunderts, da sie – so Scott – offensichtlich die
klassische Architektur, wie auch jene der Renaissance missverstanden hätte. Das
Missverständnis liege am falschen inhaltlichen Verständnis, was zu einer
falschen Orientierung geführt habe. Scott spricht dabei von so genannten
Irrtümern (Fallacies), dabei bezieht er sich auf: den romantischen Irrtum (The
Romantic Fallacy), den mechanistischen Irrtum (The Mechanical Fallacy), den
ethischen Irrtum (The Ethical Fallacy), den biologischen Irrtum (The Biological
Fallacy). Im Zusammenhang mit dem hier diskutierten Begriff der angewandten
Architekturästhetik im Werk von PHJ interessiert vor allem Scotts
‚Verteidigungsrede‘ der Renaissancearchitektur. Er möchte ‚herrschenden‘
Missverständnissen, wie die Architektur der Renaissance sei vor allem eine
Kunst der Imitation gewesen, argumentativ entgegen wirken. Zur
Architektur der Renaissance äußert sich Scott folgendermaßen: ”architecture
which by Mass, Space and Line responds to human physical delight, and by
Coherence answers to our thought. These means sufficed them. Given these, they
could dispense at will with sculpture and with colour, with academic precedents
and poetic fancies, with the strict logic of construction or of use. All those,
alos, could employ: but by none of them were they bound. Architecture, based on
Humanism, became an independent art.” (Scott, 178)
Aus diesem Abschnitt kann man die
wichtigsten Richtlinien der modernen Architektur heraus lesen, die PHJ und der
amerikanische Architekturhistoriker Henry-Russell Hitchcock in ihrer
Publikation International Style zusammengestellt hatten. Wie das Werk
von Scott stellt es eine Art Kompendium im Sinne einer anwendungsorientierten
architekturästhetischen Richtlinie dar, ein Plädoyer für ‚gute Architektur‘.
Die Begriffe der Masse, des Raumes und der Linie, des Gefallens (des
Geschmackes) und der Kohärenz stehen in der erwähnten Schrift ‚International
Style‘ erneut zur Diskussion (und dominieren den Diskurs der architektonischen
Moderne). Die im zitierten Abschnitt an letzter Stelle genannte ‚unabhängige
Kunst‘, hier interessiert vor allem der Begriff der Unabhängigkeit, ist im
Zusammenhang mit dem Werk von PHJ und im Allgemeinen mit amerikanischer
Architektur besonders aufschlussreich. Er erklärt womöglich, warum die
klassische Architektur auf die Entwicklung der amerikanischen Architektur eine
derart starke Anziehung ausübte und stark auf sie einwirkte. Man führe sich in
diesem Zusammenhang das Werk von Thomas Jefferson (1743-1826, US-Präsident) vor
Augen, das in dem genannten Sinn als eine Ableitung der klassischen ‚Art‘
bezeichnet werden kann.
Der Begriff der Unabhängigkeit birgt in sich auch den Begriff der freien
Wahl und des Geschmackes. Und dieser, der Begriff der Unabhängigkeit ist im
Werk von PHJ maßgebend. Dies zeigt sich vor allem an seinem lebenslangen
Festhalten an der Architektur als Kunst. PHJ: ”Art
has nothing to do with intellectual pursuit – it shouldn’t be in a university
at all. Art should be practised in gutters – pardon me, in attics. You can’t
learn achitecture any more than you can learn a sense of music or of painting.
You shouldn’t talk about art, you should do it. ” (Johnson/
Writings, 137). Hier und in einigen anderen Ausführungen von PHJ wird deutlich,
dass er an der praktischen Komponente der Architektur festhält und entgegen
einer Verintellektualisierung der Architektur argumentiert. Er tut dies, indem
er auf seinen Begriff der Architektur als Kunst eingeht und zeigt, dass Kunst
eben nicht gelernt (intellektuell) werden kann. Gerade diese Art der
Argumentation, die die Verbindung zur Kunst einführt, steht für das, was ich
bei PHJ eine angewandte Ästhetik nenne.
Das Festhalten an der klassischen Linie ist einer der wichtigen roten Fäden
durch das Werk von PHJ. Hierfür unterstützend wirkte PHJs erste akademische
Ausbildung an der renommierten Universität von Harvard, die er durch das
Studium der Altphilologie (Latein und Griechisch) und der Philosophie
absolvierte. Die ‚logische Architektur‘, bzw. der Aufbau der alten Sprachen und
durch sie die Schulung der Denk- und Rederhetorik wirkte auf das Werk und die
Persönlichkeit von PHJ ein. Zu seiner natürlichen Begabung, bzw. seiner rede-
und gesellschaftsgewandten Art schulte sein erster Studiengang in Harvard in
diesen Belangen seine spätere diesbezügliche Professionalität.
Die von Scott gepriesene Architektur der
Renaissance wurde – so Scott – in einem
humanistischen Umfeld geschaffen: ”...so ordered and so chosen that its
constructive need and coarse utility were made to match the delight of the
body and mock the image of the mind.” (Scott, 179) Die PHJsche Architektur
führt den Besucher und versucht, all seinen spontanen und beabsichtigten
Bewegungs- und Blickabläufen zu entsprechen und zu seinem physischen
Wohlgefallen beizutragen. Gleichzeitig verführt PHJ den Besucher mit und in
seiner Baukunst, indem er ihn auf feinfühlige Art und Weise gleichzeitig in
seine architektonische Komposition integriert. Dieser Aspekt wird in der
nachfolgenden Betrachtung des PHJschen prozessualen Elementes nochmals zur
Diskussion stehen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf das Werk von Theodor
Lipps zur Einfühlung und Ästhetik verweisen. Der von Scott erwähnte griechische
Anthropozentrismus der klassischen Architektur ist ein Hinweis mehr in Bezug
auf die Klassizität der modernen Architektur, den auch Richard Neutra in seinem
Werk Survival Thourgh Design (1954) diskutiert.
”Humanism has two enemies – chaos and inhuman order.” (Scott, 181)
Das Streben nach ‚Ordnung‘, ist eine Leitlinie der europäischen, sowie der
amerikanischen architektonischen Moderne und blieb für das Werk von PHJ und
dasjenige seines großen Vorbildes bzw. Meisters Mies van der Rohe bestimmend.
Hier ist vor allem das amerikanische Werk von Mies gemeint, wo im Bezug auf die
Dimension der US-Städte(planung) die ‚Ordnung der Dinge‘ maßgebend ist. Diese
wirkte bestimmend auf das Gedankengemäuer von PHJ. ”But in the thought of
renaissance humanism was pitted (feindlich gegenüber stehen), not against
chaos, but against the inhuman rigour of a dead scholastic scheme, whose fault
was not lack of logic, but excess of logic with a lack of relevance to man.
Thus the emphasis of Renaissance humanism, in all its forms, was less on order
than on liberty.” (Scott, 181) Erneut erscheint der Begriff der Freiheit in
der Diskussion um den architektonischen Gestaltungsprozess. Diesen verwendet
Scott, um die Architektur der Renaissance zu erklären. Indirekt spielt er hier
auf den in seinem Werk zentralen Begriff des Geschmackes (taste) an. Scotts
Beobachtungen zur Architektur der Renaissance, die im folgenden Ausspruch
Niederschlag fanden, ”Every value, every avenue of promise, it will explore,
enjoy, express” (Scott, 181) sind das Herz der PHJschen Ansichten, die bei der
Betrachtung seines Gesamtwerkes ins Auge stechen. Im folgenden Zitat wird die
Diskussion der Einfühlung und der Wahrnehmung im Rahmen der Renaissance-Architektur
durch Scott deutlich: ”Still, as in antiquity, it (Renaissance architecture)
speaks by mass, space, line, coherence; as in antiquity, it still builds
through these a congruous setting to our life. It makes
them an echo to the body‘ music – its force and movement and repose, and the
mind that is responsive to that harmony, it leads enchantingly among the
measures of a dance in stone." (Scott, 182) Das richtige Zusammenfügen
der architektonischen Bauelemente sei das Echo auf die Musik, die Kraft, die
Bewegung und die Ruhe des menschlichen Körpers. Die Verbindung zur Musik oder
zur musikalischen Komposition ist kennzeichnend für die antike
Auseinandersetzung. Diese Verbindung wird im Barock vertieft thematisiert und
findet sich in der Diskussion der Modernen Architektur (amerikanischer
Auslegung), wie auch im Werk von PHJ wieder.
”... Brunelleschi, Bramante, Michel Angelo, Bernini
had, as few can have it, their originality. But they followed on the past. The
soil they built in was heavy with the crumbling of its ruins.” (Scott, 182)
Dieses Bemühen Scotts um eine richtige, d.h. nicht-eklektische, Interpretation
der Renaissance-Kunst kann man umschreiben und sie auf die Auslegung des Werkes
von PHJ anwenden. PHJs große Leidenschaft, sein Glaube und sein geistiger und
formaler Führer war die Geschichte. Die selbe wichtige Rolle spielte die
Geschichte nach Scott auch für die genannten ‚großen Meister‘.
”The architects of humanism built deep. Like the
heroes of Mantegna, they performed their labour in a roman panoply, and in the
broken temples of Rome dreamed their own vision, like the saints.” (Scott, 183)
Genau dies trifft auf die PHJ‘sche Architektur zu, nur dass PHJ seine Visionen
auf dem Gelände seines Glass House (und da offensichtlich) träumt. Das
Scottsche ‚deep‘ bezeichnet vor allem auch eine inhaltliche Diskussion, die an
Hand der Architektur geführt wird. Es widerspricht einmal mehr der Ansicht,
dass diese Architektur nur eine imitierende Kunst gewesen sei. In diesem Sinne
ist das architektonische Werk von PHJ als ‚deep‘ zu verstehen. Dies soll auch
eine Entgegnung an die Adresse all jener Architekturkritiker und Architekten
sein, die PHJs Werk für eine einfache Imitation vergangener Architektur, d.h.
für eine einfache Entlehnung architekturhistorischer Motive, für eklektische
Architektur, halten und PHJ für einen Eklektiker. Die formale Komponente
kombiniert mit der inhaltlichen (das Scottsche deep) führt bei PHJ zu dem, was
ich eine angewandte Architekturästhetik bezeichne.
Zehn Jahre nach dem Erscheinen seines Werkes in 1914, schrieb Scott 1924 einen ‚Epilogue‘ dazu. Er
entgegnet darin den zahlreichen Kritiken, die sein Werk erfuhr, und geht
teilweise auf diese ein. Hier zitiere
ich jene Stellen daraus, die im Zusammenhang mit dem, was ich bei PHJ eine
angewandte Architekturästhetik nenne, zu einem erweiterten Verständnis
beitragen dürften. Aus dem folgenden Ausschnitt geht die von Scott stets als
zentral behandelte Notwendigkeit bzw. Bedeutung einer praxisnahen
Architekturdiskussion und der Gefahr, die in einer rein theoretischen
Diskussion liegt, hervor.
”My contention is that ‚theory‘ – the attempt to
decide architectural right and wrong on purely intellectual grounds – is
precisely one of the roots of our mischief. Theory, I suppose, was what made
the chatter on the scaffolding of the Tower of Babel. It is the substitute for
tradition, ...” (Scott, 184) Genau dies entspricht weitgehend der
Vorstellung, die PHJ von der Architektur als Kunst hat. PHJ betrachtet die
Kunst als eine ‚Sache‘, als ein ‚Ding‘, das nicht gelernt werden kann, wie
beispielsweise eine Theorie, die Sinnbild eines abstrakten gedanklichen
Gebäudes als Ergebnis von aufeinander folgenden Schlüssen ist. ”Art has nothing
to do with intellectual pursuit – it shouldn’t be in a university at all. Art
should be practised in gutters – pardon me, in attics. You can’t learn
achitecture any more than you can learn a sense of music or of painting. You
shouldn’t talk about art, you should do it.” (Johnson/
Writings 1979, 137) Diese bereits an früherer Stelle zitierte Aussage von PHJ,
unterstützt und belegt den Begriff einer angewandten Ästhetik für das Werk von
PHJ. Kunst kann in diesem Sinn als ein Gemisch zwischen Geist Intuition,
Inspiration und Praxis gelesen werden. Die rein geistige, intellektuelle
Komponente ist nicht ihre einzige bestimmende Dominante. Dass Kunst auch immer
‚Praxis‘ heißt, muss nicht betont werden. Gerade diese Praxisorientierung,
liegt in der Natur der Kunst und bildet das Bindeglied zur angewandten Architekturästhetik
von PHJ: Architektur als (Bau)Kunst. Ferner tritt bei all seinen Reden und
Artikeln der starke Praxisbezug an den Tag. Alles ‚Reden‘, das nicht der
spezifisch architektonischen Praxis entspricht, lehnt PHJ ab. In diesem Sinne
sieht auch Scott in der bloßen Theorie eine Gefahr. Von Interesse und für das
Werk von PHJ von besonderer Bedeutung erscheint in diesem Zusammenhang das
Faktum, dass Scott die Gefahr der Theorie im Sinne einer stellvertretenden
Funktion der Tradition ortet. PHJ selbst behauptet mehrmals, er sei ein
Traditionalist, dies in einem historischen, ‚Scottschen Sinne‘.
Auf die Frage, was das zentrale Problem im Berufsleben eines
praktizierenden Architekten sei, gibt Scott eine idealisierende Antwort eines
Architekten:
”The first part of my problem is one of means and
ends – mechanical means to a practical end – and is purely one of
reasoning; but the further problem is one of taste, and here I can see for
myself, and no mere argument can upset my felt preferences‘...” (Scott, 185) Das
selbe Problem erachtet PHJ in seinem Vortrag
‚Whence and Whither‘[8],
auf welchen ich später eingehen werde, als zentral. Man könnte das Scott‘sche
‚means and ends‘ direkt dem PHJ‘schen ‚Whence and Whither‘ gegenüberstellen. Ob
sich PHJ hier direkt an Scott anlehnt, bleibt offen. Die erwähnte inhaltliche
Übereinstimmung legt diese Vermutung nahe. Aufschlussreich ist ferner, dass PHJ
seine Begriffswahl ‚Whence and Whither‘ nicht direkt der Alltagssprache
entlehnt. Diese Begriffswahl kann im Zusammenhang mit der beinahe gänzlich
poetisch gehaltenen Fachsprache (Rhythmus) von Scott, die ich als eine lyrische
Fachprosa bezeichne, und deren Rhythmus und Wortwahl keineswegs den üblichen
fachlichen Abhandlungen entspricht, gelesen werden. Diese Tatsache kann als
eine Anlehnung PHJs an Scotts Werk gedeutet werden. Die sprachliche Annäherung
PHJs an Scott lässt folgende Gegenüberstellung zu: Poesie ist Kunst, und
Architektur ist für PHJ Kunst, womit eine erneute (mögliche) inhaltliche Brücke
von Scott zu PHJ gezogen wäre.
Der folgende, von Scott erläuterte, Begriff der Schönheit entspricht der
Vorstellung PHJs von dem, was PHJ das ‚Nicht-zu-Lernende‘ der Kunst nennt.
”What we feel as ‚beauty‘ in architecture is not a
matter for logical demonstration. It is experienced, consciously, as a
direct and simple intuition, which, has its ground in that subconscious region
where our physical memories are stored, and depends partly on these, and partly
on greater ease imparted to certain visual and motor impulses.” (Scott, 185)
Die wahrgenommene Schönheit in der
Architektur ist zugleich Teil der bewussten und der unbewussten menschlichen
Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung wird auch durch gewisse visuelle und motorische
Impulse geleitet. Dies stimmt weitgehend mit dem Verständnis des PHJ‘schen
Begriffes des Prozesses überein. Scotts Werk gibt den entscheidenden Impuls für
eine spezifisch amerikanische und diesbezüglich PHJsche Architekturästhetik
dar: die gelebte und wahrgenommene. Der Besucher reagiert über seine
Wahrnehmung auf die gestaltete architektonische Umgebung. Hier spreche ich im
Rahmen meiner Untersuchungen zum Werk von PHJ von Ereignisarchitekturästhetik.
Im Folgenden geht Scott auf die architektonische Gestaltung des Barock ein.
Dies mag angesichts der scheinbar offensichtlichen Gegensätzlichkeit zwischen
der barocken Formensprache und der italienischen Renaissance erstaunen. Wie
Scott andeutet (und wissenschaftlich anerkannt ist), ist die barocke
Beschäftigung mit der Komposition der Masse und den räumlichen Werten auf eine
spezielle Art und Weise als Fortsetzung der architektonischen
Auseinandersetzung der Renaissance zu verstehen.
”The baroque is in the highest degree
interesting, because of its purely psychological approach to the problem of
design, its freedom from mechanical and academic ‚taboos‘, for its use
of scale, its search for Movement, its preoccupation with Mass
composition and Spatial values.” (Scott, 187) Genau diese Verbindung zum
Barock ist für die vorliegende Auseinandersetzung einer angewandten Ästhetik
von Bedeutung. Die Formensprache des Barocks ist nahezu prädestiniert, beim
Betrachter eine bestimmte Wahrnehmung auszulösen. In diesem Zusammenhang ist es
interessant zu sehen, welche Bedeutung der Fassade innerhalb der amerikanischen
Architektur zukommt. Hier könnte man auf das spannungsvolle und vielleicht
spezifisch amerikanische Verhältnis von der Fassade zur Backyard und in diesem
Zusammenhang von vielleicht einer spezifisch amerikanischen Expressivität
sprechen. Diese kann man in Anlehnung an Scott im Zusammenhang mit der
Formensprache des Barock lesen.
In meinen Untersuchungen zu PHJ versuche ich aufzuzeigen, dass das ‚barocke
Element‘ in der Architekturdiskussion der amerikanischen Architektur und ihrer
Beziehung zur amerikanischen Kunst ergiebig ist und zu einem weiterführenden
Verständnis dieser führt. Zur spezifisch barocken
Expressivität äußert sich Scott folgendermaßen: ”Further, if I defend the
‚theatricality‘ of certain baroque buildings, it is in order to prove that
there is no a priori architectural law to preclude such devices as they
displayed.” (Scott, 187)
Scott sieht die oft kritisierte Theatralizität bzw. Expressivität barocker
Architektur als Teil einer möglichen architektonischen Gestaltung. Er verwirft
sie nicht mit der Begründung, es gebe kein architektonisches Gesetz, welches
diese ausschließe. Scott befürwortet allerdings nicht jede Form der barocken
Theatralizität. Im Zusammenhang mit der barocken Thematik kann man in Bezug zum
Werk von PHJ den Begriff der Dramaturgie im Sinne der Inszenierung verwenden
und PHJs Entwerfen im Rahmen seines Glass House ins Blickfeld rücken. Ebenso
kann im Zusammenhang der selben barocken Thematik erneut ein Augenlicht auf die
Bedeutung der Fassade und des Hinterhofs (Backyard) innerhalb der amerikanischen
Architektur gelenkt werden. Dramaturgie ist immer auch
Ereignisästhetik und angewandte Ästhetik. PHJ verstand sich
zeitlebens als einen Landschaftsarchitekten. Dieses Verständnis spiegeln vor
allem sein Glass House, wie auch seine Museumsbauten.
Scott wehrt sich in seinem Werk und übt Kritik an den
‚Missinterpretationen‘ des 19. Jahrhunderts im Rahmen der
Architekturdiskussionen. Er richtet seine Kritik vor allem gegen die
zahlreichen interdisziplinären Versuche, die Begriffe und Erklärungsmodelle
anderer Disziplinen wie der Biologie (Begriff im 19. Jahrhundert noch nicht
üblich), der Technik und anderer Lebens- und technischer Wissenschaften auf die
Architektur anwendeten, indem sie ihre fachinternen Modelle/Schemata direkt auf
die Architektur projizierten. Einfacher ausgedrückt, wehrt sich Scott gegen
(mono)kausale Erklärungsmodelle, die auf die Architektur angewendet würden. Er
sieht in der Architektur ein autonomes ‚Subjekt‘, das autonomer auf sich
bezogener Kritik und Erklärungsmodelle bedarf. Den Begriff der Selbstbezogenheit
und des Kunstcharakters integriert PHJ in seine Architektur und in sein
Verständnis der Architektur. Dies tut PHJ an Hand seiner Betonung der
Architektur als Kunst und indem er Kunst explizit, wie gezeigt wurde, in den
praktischen ‚Architekturprozess‘ integriert.
Im Rahmen der Untersuchungen zum architektonischen Werk von PHJ spreche ich
am Beispiel seines architektonischen Werkes von einer erlebten
Architekturästhetik, von einer Erlebnisarchitekturästhetik. PHJ
betont in seinen Vorträgen und Schriften die Wichtigkeit des Begriffes des Prozesses
für sein architektonisches Werk. Dies tut er vor allem durch die Diskussion
des architektonischen Prozesses innerhalb seines Werks im Sinne seines
Verständnisses der Architektur als Kunst. Die PHJsche Architekturästhetik kann
in ihrem amerikanischen Umfeld als Erlebnisarchitekturästhetik und als eine
angewandte Ästhetik in einem ‚erweiterten‘ Sinne, d.h.
fächerübergreifend, gesehen werden.
Dies zeigt sich unter anderem an der spezifisch amerikanischen Pflege der
Museumskultur und im Falle von PHJ, an Hand seines Beitrages zur
Museumsarchitektur.
Der Artikel Whence and Whither: The Processional Element in Architecture
erschien in der renommierten Architekturzeitschrift Perspecta 9/10-1965
(Johnson/ Wrtings,151). Dieser Artikel legt eine formale und inhaltliche
Anlehnung von PHJ an Scotts Werk an den Tag. Bereits die Wahl der im Titel
aufgeführten Wörter, Whence and Whither, deutet auf die Anlehnung PHJs an das,
was ich als die lyrische Fachprosa Scotts bezeichne. Beide Begriffe sind
nicht direkt der Alltagssprache entnommen. PHJ beschäftigte sich sehr wenig mit
Poesie im wörtlichen Sinn. Die nicht direkt der Alltagssprache entlehnte
Wortwahl ist im genannten Zusammenhang möglicherweise inhaltlich zu werten, wie
ich an früherer Stelle bereits zeigte. Poesie ist explizit Kunst. PHJ möchte
hier nochmals mit seiner Wortwahl den Kunstcharakter der Architektur
hervorheben.
Das Element des Prozesses ist in dem Sinne auch ein die Kunst
kennzeichnendes charakteristisches Element: Die gilt vor allem für moderne
Kunstwerke, die den Betrachter in sich einbinden. Aus diesem Prozess entstehen
dann neue Kunstwerke. Dies gilt vor allem auch für die moderne Kunst, deren
großer und leidenschaftlicher Sammler PHJ war. Das architektonische prozessuale
Moment der PHJschen Architektur operiert/ funktioniert auf ähnliche Weise. Die
Situation ist wegen der ‚Vieldimensionalität‘ der Architektur im
Vergleich zu einem Gemälde jedoch komplexer, indem es den Betrachter ins
Kunstwerk wortwörtlich und vieldimensional einschließt (wortwörtlich).
Mann kann von einer Art x-fachem Verschachtelungsprozess sprechen, wo ein
Kunstwerk im Kunstwerk im Kunstwerk mit all seinen Wahrnehmungs- bzw.
Einfühlungsprozessen, die zusätzliche Kunstwerke hervorbringen, entsteht. Das
Resultat ist eine referenziell äußerst komplexe Situation. Ein vereinfachendes
und für das Werk von PHJ diesbezüglich kennzeichnendes Beispiel sind seine
Museumsbauten. Es ist Baukunst, (drei)x-fache Kunst und im Falle PHJs: eine
angewandte Architekturästhetik und eine Ereignisästhetik.
Im prozessualen Element von PHJ gibt es kein Außen und Innen. Mit dieser
Knacknuss sieht sich der Kritiker konfrontiert. Das Material Glas steht
sinnbildlich für Prozesse des Gleichzeitigen (Innen und Außen). Es geht um
‚Gleichzeitigkeiten‘ und – wie PHJ einmal sagte und damit seine (und
zugleich die der Architektur) Geschichtsverbundenheit betonte – Architecture
exits in time only.
Der PHJsche prozessuale Moment ist
unabdingbar mit dem Begriff der Zeit, damit Geschichte verbunden. Architektur
existiert nur in der Zeit.
PHJ erweiterte mit seinem Werk den Begriff der (amerikanischen) Moderne:
dies gilt für seine eigene Sicht, sowie in einer allgemeinen Art für die
theoretische Grundlage der modernen Architektur, an der er in ihrer
theoretischen Gründungsphase aktiv beteiligt war.
Erweiterung, Ableitung; ein Prozess,
der an eine explizite architektonische Interaktion mit Geschichte mahnt
und an eine angewandte Architekturästhetik im Werk von PHJ: die
Denkmalpflege. In diesen erweiterten (sic) Rahmen fällt PHJs Erweiterung der
Bostoner Bibliothek (Boston Public Library Addition, Boston, Massachusettes,
1966-74). PHJ: ”History is the thing I always start with. I
mean, I would rather start with the street pattern of Rome and work from that
to modern. (...) Hurray to history,
and thank God for Hadrian, for Bernini, for Le Corbusier, and Vincent
Scully!" (Johnson/ Writings, 1979, 240)
LITERATUR
Walter Benjamin: Gesammelte Schriften, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991
Henry-Russell Hitchcock, Philip Johnson: Der Internationale Stil 1932,
Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn
Verlagsgesellschaft mbH 1985 (International Style: Architecture Since 1922, New
York: W.W. Norton & Company)
Philip Johnson: The Seven Crutches of Modern
Architecture, (1954: Vortrag Harvard,) 136-142
Whence and
Whither: The Processional Element in Architecture, (1965: Perspecta Artikel)
150-156
IN: Philip Johnson, Writings, Foreword by
Vincent Scully, Introduction by Peter Eisenman, Commentary by Robert A. M.
Stern, New York: University Press 1979.
Geoffrey Scott: The Architecture of Humanism, A Study
in the History of Taste, New York London: W.W. Norton & Company 1999
(London 1914)
Walt Whitman: Leaves of Grass, The first 1855 Edition,
ed. By Malcolm Couverley, New York: Viking Penguin 1959
[1] Benjamin, Walter, Gesammelte Schriften, Bd. V.1., S. 595
[2] Hitchcock, Henry-Russell; Johnson,
Philip, Der Internationale
Stil 1932, Braunschweig: Friedr. Vieweg &
Sohn Verlagsgesellschaft mbH 1985 (International Style: Architecture Since
1922, New York: W.W. Norton & Company 1932)
[3]
Scott, Geoffrey, The Architecture of Humanism, A Study in the History
of Taste, New York London: W.W. Norton & Company 1999 (London 1914)
[4] Whitman, Walt, Leaves of Grass, The First 1858 Edition, ed. by Malcolm
Coverley, New York: Viking Penguin Inc. 1959, S. 92
[5] Ricoeur, Paul, Die lebendige Metapher,
München: Wilhelm Fink Verlag 1986 (La métaphore vive, Paris: Seuil 1975)
[6]Der Einbezug des Werkes von Ricoeur ist im Sinne eines komparatistischen Ansatzes äußerst anregend und weiterführend. Ich habe ihn in meine Untersuchungen eingeschlossen. Ich gehe an dieser Stelle aber nicht auf ihn ein
[7]
Johnson, Philip,: The Seven Crutches of Modern Architecture (1954:
Vortrag Harvard), 136-142