6. Jg. , Heft 1 (September 2001)
Die Materialisation von Raum und Raumvorstellung.

 

Eine kleine Einleitung muss diesem Beitrag vorangeschickt werden: eine Erläuterung des Standpunkts im Spektrum der Konferenz und des Papers, das zu ihr aufrief. „Die Architektur ist Wort geworden“, steht dort, und der biblische Satz ist offenbar Kurzform, wenn nicht  Anzeige einer Kritik. Sie richtet sich gegen das Übermaß an Interpretationslastigkeit oder, mit dem philosophischen Fachausdruck, an Intentionalität, die der modernen, der zeitgenössischen, mehr, der offenbar avantgardistischen Architektur zukommt. Sollte Daniel Libeskind, der dort als Architekt des Jüdischen Museums erwähnt wird, ihr Protagonist sein - und der Ausdruck Avantgarde wäre hiermit offenbar berechtigt1 -, dann wäre aber die Verbreiterung, das Allgemein-Werden einer Architektur, die nur noch aufgrund von Interpretation zu verstehen ist, dasselbe schon nicht mehr: wenn es wahr ist, dass der Begriff nur eine Spitze, nicht aber auch eine Konvention meinen kann. Sollte der Erscheinung aber die Bedeutung eines Trends zukommen, was angesichts des zeitgenössischen Kinos, der Literatur nicht von der Hand zu weisen ist, dann kann es nicht nur Zufall sein: Dialoge, die überaus konkret sind, und Blickwinkel, die überaus einzigartig erscheinen, teilen offenbar das Bestreben, eine Lebendigkeit zu verkörpern, welche dem Verlust des Ornaments (als Ausdruck des Seelischen), auch der ganz neuartigen Vorausnahme der Existenz durch die Informationsgesellschaft, ihrer beständig Technisierung, Einhalt gebieten wollen. Angesichts des »Kubismus«, der in der zeitgenössischen Architektur der letzten Jahre Eingang gefunden hat, muss man sich allerdings fragen, wie viel Gewicht diesem Trend tatsächlich zukommt.

Davon abgesehen, die Klage gilt einer wieder zu gewinnenden Annäherung an Aristoteles – so möchte man glauben. Um nicht missverstanden zu werden, einer Annäherung an Stoff, Wesen und Akzidenz oder daran, dass in den Redeweisen über einen Gegenstand Urteile, die nur ein Beiläufiges treffen, von jenen zu unterscheiden sind, die seine Natur ausmachen. „Und es macht hier keinen Unterschied, ob man von »Wohlgefügtheit« redet oder von »Ordnung« oder von »Zusammensetzung«; es ist klar, dass (es sich jedes Mal um) das gleiche Verhältnis (handelt)“, sagt Aristoteles in der Physik2, und es fällt zunächst nicht auf, dass vom heutigen Standpunkt her diese Ausdrücke, insbesondere die Ordnung, bereits eine Doppeldeutigkeit beinhalten – was diesem Beitrag seine spätere, zentrale Bedeutung geben wird. Als einen wahren, klassischen Aristotelismus jedenfalls wird man die drei genannten Prädikate allesamt nicht dem Verständnis eines Betrachters, sondern der Sache selbst zuschreiben, gleichgültig, wie viel Reflexion und Zutrauen die Philosophie besitzt, diese Sache auch tatsächlich zu erschließen3. „Aber nun“, fährt er fort, „auch so ein Ding wie »Haus«, »Standbild« und anderes derart entsteht auf die gleiche Weise: Ein Haus entsteht aus dem Vorzustand des Nicht-Zusammengesetztseins, sondern vielmehr Getrennt-Herumliegens von diesem und jenem Baustoff; ein Standbild, und überhaupt etwas formend Gestaltetes entsteht aus dem Zustand der Ungestaltetheit. Und ein jedes von diesen ist entweder Anordnung oder eine Art Zusammensetzung“4.

In diesen Sätzen liegt offenbar die Wurzel des Zerwürfnisses, welche die Architektur der Möglichkeit nach - und inzwischen auch de facto - betrifft. „Wenn also ein Haus sein soll, dann muss notwendig dies und jenes hergestellt sein oder zur Verfügung stehen oder da sein, kurz und gut: Der »Stoff-wegen-etwas«, z.B. Ziegel und Steine – wenn es ein Haus (sein soll); allerdings, nicht wegen dieser Baustoffe ist das Ziel gesetzt, außer im Sinne des Stoffs dazu, und es wird auch nicht deswegen erreicht werden. Umgekehrt aber und allgemein: Wenn es Stoff nicht gibt, wird es weder Haus noch Säge geben, das Haus, wenn keine Steine, die Säge, wenn kein Eisen da ist. Und auch dort (in der Mathematik) gelten die Ausgangspunkte nicht, wenn das Dreieck nicht zwei Rechte hat“5. Soviel Erinnerung an eine klassische Quelle sei gewährt, um sich zunächst zu vergegenwärtigen, dass, sobald eine reine Natur überschritten ist, zwei Gründe miteinander alternieren. Aristoteles nennt sie, wenngleich grundverschieden, zumeist beide Ursache, und obgleich die menschliche Kunstfertigkeit – die Baukunst – für das Zustandekommen eines Gebäudes verantwortlich ist: es hat dennoch, und nicht allein deshalb, weil es auf eine Mitwirkung von Stoffen zurückgeht, an einem Verhältnis, an einer Struktur teil, das, unabhängig von aller Philosophie, metaphysisch zu charakterisieren ist – die „Wohlgefügtheit“ oder „Ordnung“, die einem Ding zukommt, ist unter keinen Umständen mit den Eigenschaften identisch, die ihm nur zufällig oder beiläufig zueigen sind. „Architecture“, sagt Richard Meier deshalb, „is an art of substance, of materialized ideas about space. [Und] You cannot have form in architecture which is unrelated to human experience; and you cannot approach an understanding of experience, in terms of architecture, without a strongly sensuous and tactile attitude toward form and space”6. An seinem – ja keineswegs geringen – Beispiel bemessen, das sich auf die Philosophie beruft, hat diese aber mehr als einen probaten Anlass, beide, Philosophie und Architektur, in eine Theorie zu überführen, in der die charakterisierte metaphysische Relation soviel Bewusstsein erhält, dass An sich und Interpretation, oder Allgemeinheit und spontane Subjektivität (im Sinne der allgegenwärtigen, geradezu absolut gewordenen Kontingenz) auseinander treten und transparent werden. Wie nämlich – nach allem Ausgang aus der Neoklassik, aus Postmoderne und Neuem Zeitalter überhaupt – scheint, ist diese Vergegenwärtigung nicht mehr möglich, oder Ausflucht einer steten Durchdringung, die – als Instanz – allein das Subjekt anzuführen vermag (es sei denn, daneben, ein Rudiment von Konvention oder, im Politischen, vereinbarten Gesetz).

Handelt es sich, um zurückzukehren, also darum, die stoffliche Voraussetzung eines Gebäudes zu erwägen, so handelt es sich nicht schon darum, dass heute – im Zuge einer automatisierten Produktionsweise, in der das Modul, der Bausatz, zu einer Chiffre geworden ist, in der sich ökonomische Rentabilität und technische Machbarkeit miteinander überschneiden – auch das Bauwesen konform gehen könnte. Gehörte der Modulor bei Le Corbusier zur Entwurfslehre, so rangiert er heute offenbar im Feld der Werkstoffe und ihrer Kunde: „...größere Gebäude aus stationär vorgefertigten Beton- und Stahlelementen auf der Baustelle weitgehend automatisch zu montieren“. Und „es wäre ein großer Innovationsschritt, wenn solche ‚high-tech’-Entwicklungen [die Montage eines japanischen Hochhauses] bei uns aufgenommen, weiterentwickelt und umgesetzt werden könnten“, weil die technischen Voraussetzungen bereits vorhanden sind7. Der Grund, den Stoff, die Materie eines Hausbaus reflektieren zu müssen, besteht vielmehr darin, dass Architekt und Bauherr gleichermaßen ein metaphysisches Verhältnis kreieren, ob sie wollen oder nicht (woraus resultieren mag, dass sich beide die philosophische Hilfestellung zu verschaffen suchen): es ist nicht erst der Tempel oder die Säule, welche daran erinnern, dass ein Gebäude ein Dasein jenseits des Bewusstseins besitzt, sondern dies kommt mit Notwendigkeit jedem Erzeugnis zu. Nicht erst der Gott oder sein Manteion muss zu einem Gebäude treten, um es als seinen – gegenüber dem Menschen – transzendenten Wohnsitz zu erheben, sondern jedes tritt, sobald es den Bauprozess abgeschlossen hat, in ein Dasein, das sich von dem Erleben seines Schöpfers – und ihrer kontingenten Benutzer - stetig und notwendig ablöst: in der Relation auf ein Insichberuhen, welche die ältere Philosophie die Subsistenz nannte und bei Kant mit dem Dasein und Namen des Ding an sich belegt wurde. Das resultierende Problem für Philosophie - und Architektur gleichermaßen - kann somit nicht darin bestehen, das Dasein zu leugnen, sondern zu erklären, wie es zugänglich ist: es ist, wie weiter unten vorzuführen sein wird, die Konvertibilität des Bewusstseins die Bedingung, die diese Möglichkeit - in der Überschreitung der Transzendentalphilosophie Kants, und ganz allgemein, für jeden theoretischen Anspruch, eine Figuration der Anschauung für ein Dasein und in Vereinigung mit den empirischen, den reinen Begriffen zu erhalten – erklärt: dass, um es in einer Formel auszudrücken, nicht nur das Verstandes- als Begriffsvermögen die Sinne, also die imaginative und empfindende Anschauung, sondern auch umgekehrt diese das Verstandesvermögen und die Vernunft überhaupt zu determinieren vermögen (was der Autor seit einiger Zeit zu beweisen und vorzuführen sucht8). Jeder Plan, also Riss, „who is in fact the key“9, wie auch Meier prätendiert, ist eine Instanz dieser Wahrheit, die sogleich in einem besonderen Sinn, nämlich dem Verhältnis der Metren und die, um einem Missverständnis vorzubeugen, nur einen Teil, wenn auch wesentlichen, ihrer tatsächlichen Entfaltung ausmachen, vorzuführen sein wird. Auch eine zukünftige Architektur, und sollte sie selbst dem Modul eine größere Bedeutung einräumen, wird dieser Tatsache unterliegen, und das Wesen eines Gebäudes ist nicht mehr allein davon abhängig, erfunden oder interpretiert zu werden, noch davon, wie ein Naturlebewesen dem (genetischen) Keim seiner Entfaltung zu entspringen, um das innewohnende Gesetz (wie eine Entelechie) entfalten zu müssen. Die klassische Akkolade also scheint überaus berechtigt, um eine Spanne der Notwendigkeit anzuzeigen, die demonstriert, wo Grenze und Allgemeinheit liegen.

 

II.

 

Nun, wo gewiss ist, dass das metaphysische Verhältnis das Problem ausmacht, ist auch gewiss, das es nicht allein logischer Natur ist: es ist nicht gleichbedeutend damit, die wesentlichen von anderen Beurteilungen zu trennen, sondern damit, dass die Schöpfung und Erfindung, die Ordnung durch den Verstand und das menschliche Bewusstsein einen anderen Ursprung darstellt als der Stoff, die Materie, der Raum, die Umstände, die ihn – als Natur und Umgebung – ausmachen. Als die schon Notwendigkeit, in der ein Ding, das in die Außenwelt eingeht, notwendig einen Eigengrund verkörpert, in dem niemals alle Relationen rational werden können. Dies klingt – in der Zusammenfassung – selbstverständlich, und im Geist der Moderne, der scheinbar nur Monodien, nur Monologien weiß, in der die Reflexion auf sich selbst das letzte, und damit absolute Gesetz ist, das keine andere Entität, keine andere Bedingung von Dasein und Möglichkeit als sich selbst zuzulassen imstande ist, revolutionär zugleich. Wie sollte auch, wo es ein Seelisches vor allem Bewusstsein gibt, imstande, miteinander zu kommunizieren und dieses in Kraft zu setzen, sich seiner zu vergegenwärtigen und zu begrenzen, wie sollte es darum immer schon Verstand, Vernunft, überall deren Vorausnahme sein? Um einem Brief zu folgen, von dem sein Autor, Philip Johnson, glaubte, er beginge eine Abschweifung – wenn die gesellschaftliche Existenz eine Polarität bedingt, in der der rechte Pol durch den Profit, den Zwang des Gewinns verantwortet wird, dem auf der Gegenseite ein Bestreben antwortet, das dieser mit dem Slogan von Gropius, ein Wohnen „für das Existenzminimum“ herzustellen, einzukreisen sucht, wenn aber für beide gilt, „beauty for its own sake is not a desideratum“10, wie sollte es dann jemals noch eine Möglichkeit geben, in der nicht der Umschlag beider zu suchen, mehr, auch zu schöpfen ist: in der Polarität nämlich muss die Existenz die Schönheit aus ihrem (soeben erklärten) Eigengrund, der Gewinn aber die des Bewusstseins verkörpern, und gleichgültig, ob sich dieses als Reflexion entlässt oder, ganz konträr, überaus konzentriert? Wenn auch eine Vereinfachung, weil die Differenz nicht absolut gilt – die Natur als Metaphysis ist nicht sofort logisch, und es hat guten Grund, dass sich Johnson, und nicht der einzige, mit Verve darauf beruft, die Architektur sei eine Kunst - „was still an art“11 -, womit er offensichtlich diese insgeheime P e r i p e t i e zum Prinzip macht.  

Bei diesem Verhältnis gilt es daher zunächst zu beharren und ein erklärendes Schlaglicht zu werfen. Es wird helfen, den Ordnungsbegriff zu klären, von dem schon die Rede war und der für die Architektur (und an diesem Ort) eine zentrale Bedeutung hat. Leibniz glaubte, eine Substanz bestünde aus einer Serie seiner Perzeptionen. Einem Eigenimpuls folgend, schöpft eine die nächste, und zusammengenommen bilden sie die Geschichte, das Dasein, das Geschick eines Lebewesens (auf das dieser Substanzbegriff gemünzt ist)12. Der Wahrheit gemäß muss man aber sofort feststellen, dass seine Auffassung um die Hälfte verkürzt ist: mit dem Argument der Einleitung wird beständig der Prozess innerlich überschnitten durch eine Gegenbetrachtung oder Gegenerfindung. Die Reihe von Perzeptionen, die einer Substanz zukommt, ist nicht einfach und unique, und zwar per se nicht!, sondern sie ist nur Komplement eines metaphysischen Verhältnisses, in dem notwendig die andere Serie Manifestation einer Betrachtung, eines Handelns, eines Bauens, eines Erlebens ist. Auch dies erscheint selbstverständlich, und ist es doch nicht. Schaut man genau, und es steht nicht mehr frei, dies tun zu müssen, dann fällt sofort auf, dass ein Verhältnis betreten wird, welches einem Architekten sehr vertraut ist, womit er sich aber von vielen unterscheidet: die P r o j e k t i o n. Sie macht die Wahrheit des metaphysischen Verhältnisses aus, und es leuchtet ein, dass ihr wahres – nunmehr ganz allgemeines, ganz allgemein zu forderndes - Verständnis vom Reduktionismus, sei es auf ein vermeintlich einfaches Dasein, das auf die Wahrnehmung (in actu oder nicht) nicht mehr zu achten bräuchte, sei es auf die Kunst des Bewusstseins, seine Assimilationskraft, selber, das glaubt, alle Geltung, alle Behauptung von Dasein auf sich vereinnahmen zu dürfen, Abstand nehmen muss. Wie nämlich, um das Zentrum des Problems zu berühren, wie geschieht der wahre Prozess der Zusammensetzung, wie gerinnen die beiden Serien tatsächlich ineinander, wenn sie sich doch beständig involvieren müssen, ohne dass sie – oder tun sie es doch? – springen?

Die Frage ist Indiz – und Symbol – für ein zentrales Problem der neuzeitlichen Physik, und man mag zunächst einwenden, ein Gebäude sei kein Lebewesen, also besteht kein Zwang, auf einen Eigengrund seiner Existenz einzugehen: es wächst nicht von selbst, es hat keine Entelechie, wie Aristoteles und auch Leibniz in Anlehnung gesagt hätte. Wer aber den letzten Absatz noch einmal überschlägt, beginnt zu begreifen, dass auch die Gegenstände der Kunstfertigkeit niemals, es sei denn durch Täuschung, aus dem metaphysischen Verhältnis hinausgelangen (worin, ad philosophicum, liegen mag, dass der Körperbegriff seit Descartes soviel Verwirrung in der wahren Charakterisierung von Idealität und Realität gestiftet hat: schon in der Physik des Aristoteles ist es, in Verlagerung, unmöglich, dass Ort und Körper derselben logischen Ebene von Realität angehören13. Im übrigen befindet sich auch der neuralgische Punkt der Interpretation Wittgensteins durch Gebauer – in diesem Heft – bei dieser Tatsache). Jede Entscheidung, gesetzt, sie ist völlig rein (im Sinne der älteren, der Transzendentalphilosophie Kants), so dass sie der Erfindung und Überlegung, der sogar Vorausnehmbarkeit durch die Vernunft entstammt, geht sofort in Beziehungen des Daseins über, die ihren Gegenstand mit-, wenn nicht sogar hauptsächlich bestimmen, oder insgeheim schon mitbestimmt haben: bei einem Gebäude die natürliche und umbaute Umwelt – eine Tatsache, die bei der Konzeption eines Grundrisses in der modernen Architektur eine offenbar wesentliche Rolle spielt14, als Modellfall sei das Städtische Museum von Hans Hollein in Mönchengladbach gewählt (Bild 1)  -, die Notwendigkeit und Umstände der Statik, der Haltbarkeit, die in den Werkstoffen liegt, um nur das sehr Elementare anzusprechen.

 

 

Die Kontingenz, welche die Architektur zum Inhalt hat, ist niemals nur aus Bewusstsein, aus Rationalität begründet, als dass sie, ganz im Gegenteil, wesentliche Verhältnisse in der Welt, der Natur selber reflektiert. Und es wäre töricht (und wissenschaftlicher Fehler), diese Differenz ineinander fallen zu lassen, aber auch, den Ursprung des einen, und wie er sich mit einem Impuls des anderen involviert, nicht zu unterscheiden, wo es geboten erscheint und der Wahrheit entspricht. Darüber hinaus – sind darum die subjektiven Befindlichkeiten, die Möglichkeit, sich wohlfühlen, ein Haus beleben und »interpretieren« zu können, überall nur Folgerungen des eigenen Bewusstseins, der Fähigkeit, sie entwerfen, durchschauen und zwischen einem Belieben und nicht spannen zu können?

Sicher nicht, und es gilt, sich zu fragen, ob darum das metaphysische Verhältnis wahrhaft ein Zirkel ist, in dem der Ort seines Anfangs im Dunkeln bleibt, wie die Moderne im Ausgang von Kant glaubt, ein Mysterium, in das noch in die Sprachphilosophie Wittgensteins hineinreicht. Es ist ein vertracktes, bislang offensichtlich unlösbares Problem, das messende Korpuskel von seinem gemessenen nach dem differenten Ursprung mathematisch zu charakterisieren: ob das Intervall der Serien nicht verwechselt oder tatsächlich distinguiert wird, wenn doch gewiss ist, dass zwei, streng gesehen sogar drei Serien (die letzte = dritte die des Beobachters, der durch die Messinstrumentation äqualisiert wird) miteinander kompatieren. Diese sogenannte (terminologische) Unschärfe (Werner Heisenbergs) ist aber in der angerissenen lebensweltlichen Situation nicht gegeben, zumindest nicht in dieser bis heute scheinbar unüberwindlichen absoluten Unmittelbarkeit. Ganz im Gegenteil, gerade in der Architektur ist eine genuine Methode seit Jahrhunderten verbreitet, welche im Kern das metaphysische Verhältnis erfasst: die schon erwähnte Projektion als Verkürzung (oder aber Isometrie), welche im Kern der Vermittlung der dritten Dimension auf die zweidimensionale Ebene oder der Einheit der beiden Hauptdarstellungsarten, Grundriss und Schnitt (als Aufriss), dient. Keine andere Wissenschaft, zudem unter Beihilfe der Mathematik, ist ebenso prädestiniert, eine vergleichbare Demonstration des Gesichtspunkts, der ein Bewusstsein, eine Subjektivität (in einem neutralen Sinne) vertritt, in der Beziehung auf seinen Kontrahenten, den realen Gegenstand, wie er auch ohne diesen point de vue – und für alle möglichen zugleich! – besteht, anzutreten.

Um also zusammen zu fassen: Architektur ist ein Produkt des Erlebens, der menschlichen Vorstellungskraft, der Bedingung seiner Phänomenalität (die alles andere als gleichförmig ist, sobald man einsieht, dass Formen, die von Erfahrung unabhängig sind, weil sie dem Gesetz einer Identität mit sich selbst unterliegen – die Tradition nennt sie rein oder Elemente des transzendentalen Symbolismus, also Elemente der Mathematik, der formalen Logik, aber auch ein fertiger Bauplan des Architekten ist hierzu zu rechnen – von solchen wesentlichen unterschieden sind, die die Irregularität in sich aufnehmen oder der Kontingenz unterliegen. Und es ist weder Natur, noch Bewusstsein, durch das diese Trennung gestiftet wird, denn als Individualität und übergeordnetes Prinzip ist das Verhältnis in beiden anzutreffen). Bedeutet aber dieses Erleben als, verallgemeinert, Erfahrung eine unerlässliche, eine metaphysische Bedingung, ohne die Architektur nicht bestehen kann, so ist sie doch nur ein Komplement. Der Prozess, durch den man ein konkretes Gebäude begreift und versteht, ist niemals identisch mit seinem Gegenteil, in dem es entstanden ist, sich in seine Umgebung anpasst, sich verändert und der Verwitterung ausgesetzt ist, in der es Subjekt in einem Gefüge ist, das gar nicht von Bewusstsein abhängig ist! Hat nicht ein Gebäude seine Umgebung immer schon artikuliert, bevor wir dasselbe über unseren Eindruck beurteilen, in sprachliche Interpretation zu kleiden versuchen, darin, es durch eine Fotographie wieder entlarven oder dechiffrieren zu wollen? Die Gründe – der Eigengrund und der aus Bewusstsein - sind unmöglich identisch, und der Differenz kommt eine (unter Philosophen) ehrwürdige Geltung zu, die des An sich (per se), und man beginnt zu begreifen, wieso die Relativität, die sich zwischen beiden entfaltet, ihrem Wesen nach eigentlich nicht Annäherung oder Verfehlung bedeutet, sondern Projektion. In diesem Sinne, aber auch nur in diesem, ist der Dekonstruktivismus berechtigt, welcher glaubt, nach der „Sprachzertrümmerung“ Wittgensteins, der „Zertrümmerung der aristotelischen Einheit von Ort und Zeit“ durch Einstein, zuletzt der „Zertrümmerung der Einheit von Psyche und Physis“ durch Freud, sei – am Beispiel des Bauens - nicht mehr die „Herstellung von überkommenen stetigen Ordnungen, sondern der Ausdruck eines instabil gewordenen Ganzen“ allein Aufgabe der Architektur15: es mag, ja, es mag sogar zwingend eine Folge des metaphysischen Verhältnisses sein, dass die wahre Involution nicht erschließbar ist oder Lücken, Sprünge der Transparenz hinterlässt. Dass es aber einer solchen an sich unterliegt, und dass das Bewusstein einzudringen und sich zu vergegenwärtigen vermag, gilt darum unbenommen. Wenn nicht bloß Übertreibung, ist die Zertrümmerung darum, und schon im eigenen Rationalen betrachtet, eine falsche Verabsolutierung. Was sie zeigt oder zeigen will, gilt nicht für einen letzten Stand (wahren) Bewusstseins.   

Dies zu zeigen, soll die Aufgabe des dritten Teils sein: den Ordnungsbegriff zu klären und was er mit der Anordnung, nun aber auch im ganz zeitgenössischen Sinn, zu tun hat. Und am Wesen des Grundrisses zu erklären, wie sich die beiden Ebenen oder eigentlich Sphären des metaphysischen Verhältnisses involvieren, womit gemeint ist, dass der Prozess, in dem ein Gebäude ein relationales Gefüge als Subjekt verwirklicht, sich tatsächlich mit jenem verschränkt, und verschränken muss, in dem es entworfen und später rezipiert, also aufgefasst wird. Daniel Libeskind, der als Zeichner von SpaceEnd und Micromegas begonnen hat, ist ein exponierter Vertreter und Beispiel für diese Verschränkung, ihre eigentümliche Emanenz, welche die Tradition, zuletzt die aus Leibniz begründete, allein der Substanz oder Seele, nicht aber einem Verhältnis zuerkannt hätte. Die metaphysische Lage ist unüberwindlich, und wer ihrer Wahrheit beitreten, sie nicht unterschlagen will, wird anerkennen, dass es zwar Differentiation - in der, mit aller Tradition seit Leibniz und Newton, es auch die Möglichkeit einer Identität – gibt, aber die Aufhebung, und Annahme einer völligen Übereinstimmung, einer Vollkommenheit an sich, in der ein Ding, hier ein Gebäude, und sein Bewusstsein, gleichgültig ob das seines Schöpfers als Architekt oder als Benutzer und Bewohner, überall miteinander identisch werden, ist unmöglich. Also, um für den Augenblick vielleicht ein wenig metaphorisch zu bleiben, es gibt Lot, Kegel und Meditation, also auch Peripherie und sogar Sphäre, aber der absolute Geist ist nicht. Gesetzt, er bedeutet – wie ein neuerliches Sein, eine bleibende Subsistenz - die Aufhebung der Involution und einen völligen Sitz dort, oder hier.

 

III

         

Mit den Bedingungen von Riss und Projektion soll darum geschlossen werden. Nicht nur, weil der euklidische, also in seinen Dimensionen homogene Grund- oder Aufriss mit dem heterogenen oder genauer homologen perspektivischen Riss koinzidiert16. Hierbei waltet eine mathematische Entsprechung, die zumindest eine Stetigkeit der Proposition gewährt (wenn auch die Proportionslehren oder Analogien im einen oder anderen ganz verschieden sind, und, wohlbekannt, dieses Verhältnis die Malerei seit der Renaissance überaus inspiriert hat). Sondern weil, als Verhältnis von Raum und Raumvorstellung, offenbar dieselbe materialisiert werden kann und in der heutigen Architektur im besonderen Maße materialisiert wird: der Gesichtspunkt scheint architektonische Substanz zu werden und nicht mehr nur eine kontingente Tatsache ihres Besuchers zu sein: der Ort, von dem aus er sich einem Gebäude nähert oder dasselbe umwandert. Darüber hinaus, Steigerung, die das Moderne als Geschichtssymbol an sich trägt, hat er begonnen, seine architektonische Instanz als Stetigkeit dieser Proportion aufzugeben. Es gibt inzwischen nicht wenig Architekturen, in denen der Bruch des Gesichtspunkts oder die Unüberführbarkeit der geometrischen als perspektivischen und gebauten Ebenen Tatsache ist, sei es nach innen oder nach außen. Hier sind Beispiele verlangt, die, abgesehen davon, dass man sich fragen darf, ob die geometrische Mehrdimensionalität, wie sie Maler wie Pablo Picasso und Juan Gris in ein Gemälde, bezogen auf ein Porträt oder Sujet, gebannt haben, von dort übernommen wurde, einen dritte Stufe oder neue Ebene des Verhältnisses begründen, in dem in der Architektur die Formen des Risses zueinander treten, in denen zugleich das wesentliche Verhältnis von Homogenität und Homologie enthalten ist17. Wer die Fenster im Jüdischen Museum (Berlin) von Libeskind kennt, auch die Vektorierung der Innenräume durch Spalten und Wandrisse, wird sofort verstehen: es ist unmöglich, nimmt man eines dieser Fenster (oder Scharten) zur Grundlage eines allgemeinen Raumes, denselben durchzuhalten. Vielmehr sind sie über den Baukubus versprengt, und jedes, vielleicht auch eine gelegentliche Gruppe, bildet eine eigene geometrische Subebene im Ganzen. Wodurch sich der Künstler Libeskind mit dem Architekten (=Ingenieur) verbindet, denn diesen Strichen kommt eine gewollte Bedeutung zu wie einer symphonischen oder Chamber Music, in der er diese geometrischen Konvulsionen im Reinen erprobt hat.

So wird es zunächst geboten sein, die Ordonnanz zu erklären. „Pour donner à entendre de plusieurs lignes droictes, qu’elles sont toutes entre elles ou bien paralleles, ou bien inclinées à mesme poinct, il est icy dit, que toutes ces droictes sont d’une mesme ordonnance entre elles, par où l’on concevra de ces plusieurs droictes, qu’en l’une aussi bien qu’en l’autre de ces deux especes de position, elles tendent comme toutes à un mesme endroict“18. Dies ist die klassische Definition, sie findet sich ganz zu Beginn des Brouillon proiect d’une atteinte aux evenemens des rencentres du Cone avec un Plan von Girard Desargues, veröffentlicht 1639. Pascal hat sie in seinem Essay des Coniques ein Jahr später übernommen, und eine Ordonnanz bedeutet somit jene wesentliche Relation, in der zwei Parallelen, deren unendliche Ausbreitung angenommen wird, zugleich einen gemeinsamen Schnittpunkt bilden (was nach euklidischer Auffassung unmöglich ist oder einen unmittelbaren Widerspruch bedeutet).

Was hat nun diese Ordonnanz tatsächlich für eine Bewandtnis? Obgleich Desargues sich dessen nicht wirklich bewusst ist – zumindest drückt er oder seine Interpreten es nicht so aus -, bedeutet die Ordonnanz jene transzendentale Einheit, die zwischen einer Geradenschar als euklidische und als projektive gegeben ist (auch wenn in der Kritik der reinen Vernunft Kants und ihrer Interpretation bis heute davon ebenso keine Rede ist). Und die Betonung und eigentliche Bedeutung liegt in der Einheit, nicht in der Schar: wer sich die praktische, geläufige Bedeutung für einen heutigen Architekten vor Augen führen möchte, bedenke die folgenden Sätze: „Für die Konstruktion der Eckperspektive ist folgende Regel [aus einem Lehrbuch] unbedingt zu beachten: Körperkanten, die in der Draufsicht parallel zum linken Hauptsehstrahl liegen, müssen zum linken Fluchtpunkt hin fluchten, und Körperkanten, die zum rechten Hauptsehstrahl parallel verlaufen, zum rechten Fluchtpunkt“19. Diese Konversion der Parallelität in einen gemeinsamen Fluchtpunkt nun, also geometrische Ordnung als Ordonnanz, hat eine wiederum sehr bedeutsame Funktion in der neueren Architektur gewonnen. Sobald man nämlich die Sehstrahlen vektoriell auffasst, gerinnen alle Geraden, die sich in einem Punkt treffen, zu einem Vektorenbündel, und der zentrierende Punkt wird zum Ursprung. So aber ist es möglich geworden, die Drehungsgruppe oder einen verschiedenen Ursprung in ein und demselben Grundriss zu vereinigen. Ein eklatantes Beispiel, um die Anschaulichkeit zu erwirken, sei sofort vermittelt.

 

 

(Bild 2: Grundriss Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes Kolb Wellpappe, Memmingen, 1988-1990, Architekt Wolfgang H.Eiffler)20.

 

Man begreift unmittelbar, der Grundriss beruht auf einem festgehaltenen Perpendikel: in der Projektion haben der lotgerechte und der geneigte Fluchtpunkt der Geradenscharen einen verschiedenen Ortus. Im Obergeschoss, um das Gebäude zu erklären, kehrt sich das Verhältnis um, die orthogonale Relation wird dominant. Was aber bedeutet diese Verkehrung, wo doch die Überschneidung schon auf der Grundebene gegeben ist: natürlich muss sich der geneigte alle Beziehungen des orthogonalen – in der Einheit der Grundebene oder Grundriss – subordinieren, damit dieses Verhältnis erzeugt werden kann: es muss eine geometrische Involution der logischen Ebenen, und umgekehrt, eine logische Subsumtion der geometrischen, Voraussetzung sein. Wie schon oben und andernorts behauptet, bedeutet  diese Tatsache aber eine einfache Instanz für die Konvertibilität des Bewusstseins (was im Folgenden noch einmal demonstriert werden soll, bevor die moderne Architektur zum Zitat gebeten wird): es liegt auf der Hand, dass die Einteilungen der Grundfläche, hinten orthogonal, vorne mit der Neigung, eine Folgerung der Überschneidung sind, damit aber müssen sie logisch eine Subordination oder andere Ebene als der Grundriss selber bilden, ganz analog zu den Arten im Begrifflichen, aber, zum Vergleich, man erkennt ebenso unmittelbar, dass nicht bei diesem, dem Begriff, die Regel, also konstitutive Verantwortung liegt, Erkennen und Bewusstsein zu erzeugen: das konstruktive Prinzip – und nicht nur der Möglichkeit nach – liegt bei der Anschauung. Also kommt den Plänen und Zeichnungen eine logische Bedeutung zu, die ganz analog zu den sprachlichen Sätzen in der Tradition aufzufassen ist. Darum, an dieser Stelle anzuschließen, ist auch die „Typologie“ ungemein aufschlussreich, in deren Beschreibung auch unmittelbar von „Kategorie“ die Rede ist, in der die Gesamtredaktion zum Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerb für das Parlamentsviertel im Spreebogen die Musterentwürfe zusammengefasst hat21: für einen Philosophen unzweifelhaft, und fortan gelte es mit der definitiven Kraft der (strengen) Analogie, kommt den dort aufgestellten Typen „Blockstrukturen“, „Zeilen, Riegel“, Kreisfiguren“, „Solitäre, Zeichen“, „Nord-Süd-Achsen“ (u.a.) eine Bedeutung zu, die Oberbegriffen in der ansonsten begrifflichen Vorstellung und Analyse zuzurechnen wären22. Es ist aber evident, dass die Regel der Erzeugung dieser Vorstellung, vergleicht und rezipiert man die mitabgedruckten Entwürfe, mithin die Regel der Abstraktion, die darin die Leitfunktion innehat, durch die Anschauung konstituiert wird. Einige, wie zu sehen, nähern sich sogar dem Reinen: so ist gewiss, die Kategorie hat nicht die – absolute – Bedeutung, die ihr Kant in der Kritik der reinen Vernunft reserviert hat, sie ist darum aber auch nicht einfach hinfällig, wie in der neueren Literatur in Berufung auf die – sprachlichen – Urteilsformen glaubhaft zu machen gesucht wurde23. Kategorie ist vielmehr ein konstitutives Produkt aus der Konvertibilität, und sie kann sich demnach als Anschauung – oder als Begriff, als welche sie die Tradition seit Aristoteles und Porphyrius allein anzusehen bis heute sich gewöhnt hat – artikulieren. Dass aber das Bewusstsein Niveau (innere Ebene) und folglich auch Ordination – das erste ein auch ganz unzweifelhaftes Ergebnis der modernen Kognitionspsychologie – aufweist, gilt unbenommen: ein ordnendes als zugleich subordinierendes Verstehen ist, gleichgültig ob als faktische oder transzendentale Tatsache verstanden, unbestreitbar. 

Um noch einer Darstellung der Kanonik der Projektion vorzugreifen – dies kann wegen der gebotenen Kürze nur in wenigen Beispielen demonstriert  werden -, scheint es angemessen, eine Vorausnahme zu machen. So wie es Prosa und Vers in Literatur und Musik gibt, scheint sich die Projektion ebenso in der Architektur niederzuschlagen, und es gibt eine gebundene und ungebundene Art. Die erste bedeutet die Planung von Arenen, von Bühnen und Wandschirmen (im heutigen Kinosaal insbesondere), bei der die Konvektur des Bühnengrundes genau im Verhältnis zum Raum entworfen werden muss - und hier handelt es sich um die Materie der Lichtstrahlen -, während der Konzertsaal und das Opernhaus die Brechung der Schallwellen materialisiert. Wie in der Optik bedient auch ihre Theorie sich einer direkten Reflektionsvorstellung auf der Basis von Geraden oder Primärstrahlen. Man wünscht eine akustische »Durchleuchtung« mit einem möglichst hohen Anteil früher Lateralstrahlen, die der Brechung unterliegen, also insbesondere durch Dachfalten und Seitenvorsprünge, vielleicht auch Verkantung des Auditoriums und absorbierende Flächen. Ansonsten aber scheint alle Projektion frei oder ungebunden, Ausdruck einer gewissermaßen klassischen Prosa in der Architektur, bei der es nicht darauf ankommt, den Grund- oder den Aufriss von einem Gesichtspunkt aus zu betrachten, weil er hierdurch prädeterminiert ist. Denkt man an die Treppenanlage, an die Lage eines Schlosses im weitläufigen Park - Benevolo hat sich ihnen gewidmet24 -, auch an das gewöhnliche Giebel- oder Walmdach, an Schiff und Turm einer (gotischen) Kirche, an die Pyramide, dann erscheint zwar ein Mittelfeld, aber es hebt den Kontrast im Ganzen nicht auf. Ein Fall hingegen wie das rezent errichtete Büro- und Geschäftshaus Daimler-Benz, Gebäude A1, durch Hans Kollhoff, das eine dezidierte Keilform oder, aus einer, und nur einer Blickrichtung, spitze Kante sucht – und Modell oder Präzedenzfall einer ganzen Schar neuerlicher Bauten, die diese Eigenschaft (gerne beim Eingang) aufweisen -, ist gewiss kein architektonischer Vers, sondern bewusste Prosa, aber es substantialisiert dennoch eklatant den Fluchtpunkt: so nämlich, dass der (freilich hier wie überall täuschende) Eindruck entsteht, es sei möglich, einem Fluchtpunkt ins Auge zu sehen. Eine ungebundene Projektion mag somit den Schein des Gebundenen erwecken, und offenbar auch Ausdruck einer Intentionalität, einer gesuchten sozialen Chiffre im zeitgenössischen Städtebild und seiner globalen Vergegenwärtigung – oder Globalisierung.

 

Bild 3: Büro- und Geschäftshaus Daimler-Benz, Gebäude A1, Berlin, Potsdamer Platz, Architekt Hans Kollhoff mit Helga Timmermann25 

 

 

Drei Beispiele sollen folgen, aus denen die Voraussetzungen, die bisher getroffen wurden, abschließend ersichtlich sind: nicht nur die – notwendige – Subordination, die von der geometrischen Einteilung eines Gebäudes verlangt wird, sondern auch die Projektion, die darin – als freies oder gebundenes – Verhältnis waltet (zunächst die geometrische, später die metaphysische). Die Erweiterung des Maximilianeums, München offenbart die folgende Entwurfsdoublette des Grundrisses:

 

Bild 4: Erweiterung Maximilianeum, München, Architekt Thomas Herzog 199226

 

1.                    Hier ist zunächst nur die logische Ordination zu betrachten (die freilich mit dem, was eine geometrische Ordonnance ist – das zugleich bestehende Verhältnis eines euklidischen zu einem projektiven Plan, und streng genommen darf man hier alle Axionometrien zusammenfassen -, nicht zu verwechseln ist): „Grundriss Ebene 1“ versus „Grundriss Ebene 4“ ist nicht nur deskriptiv zu verstehen, wie man heute aufgrund einer Logik, die glaubt, ihre Bedingungen allein aus sprachlichen Formen schöpfen zu können, schließen möchte. Das Verhältnis ist streng und bedeutet eine völlige Allgemeinheit: evident (im alten Sinne) das Verhältnis von Gattung und Art, das hier als Verhältnis von Grund- versus Teilfläche zu werten ist. Der Leser mag die Zwischenstufen sich zu vergegenwärtigen versuchen – Ebene 4 muss nach der Auffassung des Architekten, die, wohlgemerkt keine Kontingenz (Beliebigkeit) bedeutet – eine Konkretion (oder gewissermaßen, im Vergleich zum Begrifflichen, Unterart) darstellen, die, in derselben Einheit, die Teilungsintervalle der wiederum Teilflächen vermittelt. Denn die Grundfläche (ganz im Sinne eines logischen Oberbegriffs, der seine Extension einschließt) dekliniert oder bezeichnet allein ihre Hauptgrenze. Die Beziehung, das Verhältnis, aber ist nicht nur – im cartesianischen Sinne – evident, sondern wahr oder transparent: die Konstruktion nämlich liegt als Regel bei der Anschauung, und dieselbe ordnet sich das Begriffsvermögen unter (sie bestimmt es , um die Einheit einer Auffassung und Auffassbarkeit zu erzeugen, wie es die Konvertibilität behauptet). Und die Bedeutung von Evidenz verlagert sich somit in ein Verhältnis unmittelbarer Einsehbarkeit und ihrer Gewissheit, bei der das konträre – und ein Bestimmungsverhältnis überhaupt – nicht immanent ist (insoweit diese Möglichkeit überhaupt noch zu veranschlagen und Evidenz nicht für jene - reguläre – Erkenntnisbeziehung requiriert werden soll, in der die Empfindung und Einbildung, als Anschauung, das Begriffsvermögen determinieren).

2.                    „Die neuen Gebäudeflügel folgen der Figur des Kreises, um den großen, freien Innenraum zu erhalten. Sie sind, da einhüftig erschlossen, schmal im Querschnitt und belassen knapp acht Meter Freiraum zur umlaufenden Mauer. Die Anfangs- und Endräume beider Seiten gleichen die Überlagerung von radialer und orthogonaler Geometrie aus. Die Neubauten sind eindeutig als heutige Architekturformen zu identifizieren“27. Was bedeutet diese von dem Autoren des Gebäudes betonte „Überlagerung“? In einem abgehobenen Sinne ist die radiale ein Niederschlag des Tangenskreises der Projektion, jenes Gesichtskreises also, dem die Horizontale eine ausgezeichnete Tangente bildet (wie sie insbesondere Lambert betont hat). Gewissermaßen auch ist sie das Total des zuvor erwähnten Falles, die Vervollkommnung der Keilform zum prononcierten Zentrum hin und in jede Himmelsrichtung (woraus freilich eine ganz andere Bedeutung erwächst, weil der Fluchtpunkt auf diese Weise aufgehoben, durch eine – sekundäre - Rückprojektion im echten Sinne sublimiert wird). Aber, um nicht abzuschweifen, diese „Überlagerung“ ist logisch nur als eine zugleich bestehende Subordination – oder geometrisch als eine Selbstprojektion - möglich: eine der beiden Konstruktionsprinzipien, orthogonal oder  radial, muss sich vom Logischen her notwendig die andere unterordnen (was eine Projektion nicht verlangt). Wären sie nämlich gleichrangig, würde die Konstruktion ihre Einheit verlieren und zur einfachen Komposition (oder Zusammensetzung) gerinnen. Dass Einheit hingegen ein Produkt, und nicht nur eine Addition voraussetzt, ist eine sehr alt bekannte Tatsache – man denke auch an das Verhältnis von idée complexe versus idée composée -, und im engeren Umkreis des Sujet mag sie an dem Beweis nachvollzogen werden, der an früherer Stelle in dieser Zeitschrift für die Konvertibilität eingerückt wurde: das Ensemble (die Gestalt) der dort abgebildeten Quadrate respektive Rauten (als gedrehte) setzt ihre Produktion als Einheit (und nicht nur additive Gruppe a1 + a2 + a3 versus b1 + b2 + b3) voraus. (Dass in den Schriften von Pascal und Desargues eine raison composée das Produkt von zwei oder mehreren Brüchen darstellt, braucht im Augenblick nicht zu stören: es steht zumindest nicht eine »raison complexe« entgegen, sondern die Addition. Offenbar hat sich der terminologische Gegensatz vom Mathematischen zum Begrifflichen, genauer Ideellen, verschoben: vereinfacht, verlangt eine komplexe Idee ihre Synthesis zur Einheit, während die komponierte oder zusammengesetzte Idee ihre Analysis voraussetzt).

3.                    Es besteht kaum Zweifel, dass Herzog die Neubauten, welche das radiale Prinzip konstituieren, als Überordnung über die bestehende orthogonale Paarung der Haupt- und Nebenachse meint: eine bloße Addition jedenfalls verlangt diese Konstruktion gewiss nicht. Von der resultierenden, unvermeidlichen Logik her müsste dann aber die Einteilung der Intervalle, selbst wenn Ebene in die Bedeutung von Geschoss übergeht, die an sich eine ganz verschiedene Bedeutung haben, in beiden Prinzipien zugleich zu unterscheiden sein (wie ja auch an dem Beispiel 2 bereits zu sehen war). Dies aber liegt nicht wiederum konkret, also überschnitten oder koinzident, sondern nur diskret vor, die Aufteilung des Grundrisses folgt im wesentlichen dem orthogonalen Prinzip mit Ausnahme der neu gebauten Flügel, in denen das radiale Prinzip den Intervalltakt bestimmt: so ist evident und leuchtet ein, dass der Kreis als der Grundriss des Ganzen, indem, und gerade indem  er auch das Zentrum durch den Altbau einschließt, die wirkliche Grundebene im auch logischen Sinne bildet, und eine „strenge Gebäudegeometrie“ gegeben ist, „deren radiale Ordnung auch in der „Gartenarchitektur“ spürbar wird“28. Man denke sich diesen wahren Grund als – drehbare – Scheibe, so hat sich offenbar der Sinn des Gebäudes erfüllt. (Abgesehen davon, dass der Beweis der Konvertibilität mit einem Beweis der Subordination, die in diesem Beispiel wirkungskräftig ist, nicht identisch ist, müsste sich seine Idee am Einschließungsverhältnis orientieren: ein Grund-Folge-Verhältnis, das, in der Ausdehnung einer mit sich identischen Fläche, alle Ebenen hervorbringt, gelingt nur dann, wenn die orthogonale Beziehung als Konsequenz des radialen Prinzips angenommen wird, und nicht umgekehrt.



Bild 5  B. Frank O.Gehry Herman Miller Manufacturing Facility, Frank O. Gehry & Partners 198929.

 

1. John Loomis erläutert diesen Grundriss mit den folgenden Worten: “Dramatically sited on a high mesa overlooking the pasture lands of Placer County, the acropolis-like site inspired a “Parthenon” type cluster of buildings. The three production facilities: wood processing, assembly and warehouse are arranged around a courtyard containing the social elements of the project. […] Engaging the pergola is a truncated cone, top lit, forming a dramatic space for the cafeteria. To the side, in a depressed plane sits a neoclassical temple designed by Stanley Tigerman, containing conference room. It stands in delicate contrast to Gehry’s bold forms but within the spirit of collage”30.

2. Ein “Parthenon cluster” oder die “Collage” sind Stichworte, unter denen Loomis das Arrangement des gesamten Fabrikgeländes begreift, Bild 6 Plan von Delphi31.

 

 

Vergleicht man die Tempelanlage von Delphi, so gerät man – zunächst – in die oben berührten Fußstapfen von Aristoteles. Man fühlt sich veranlasst, die entscheidende Frage zu stellen, welchen Gebäuden das Essentielle zukommt, welche beiläufig, nebenher sind. Und man erstaunt, wie sehr diese Relation ohne eigentliche Konstruktion verwirklicht ist, ohne dass man sagen dürfte, das Ganze sei ein Beispiel der Würfel: ein Verlust, ein Fehlen eigentümlicher Einheit. Sicher, der Tempel, das zentrale Rechteck, und das Theater, sind wesentlich, gesetzt, diesem Gebäude und Areal kommt wirklich der beharrliche Sitz eines Gottes zu, imstande, als Manteion sein Wesen zu verkörpern, aber etwa das kleine Heiligtum des Asklepios (Nr.343)32, dem unter den Dichtern auch eine Versform geweiht ist – noch Klopstock suchte sie wieder zu üben -, mag ganz woanders, vielleicht rechts unter der „heiligen Tenne“ stehen. Oder nicht?

3. Eine solche Ausgewogenheit zwischen Konstruktion und Spontaneität liegt bei dem Fabrikgelände, trotz der Verwandtschaft, nicht vor: einer Veränderbarkeit nachgehen zu können33, in der eine stete Harmonie der Elemente – im Hexameter rechts-links, oben unten, vorne-hinten - Resultat ist, ohne dass diese an und für sich miteinander gleichwertig wären. (Und Aristoteles hat tatsächlich für die Beziehung rechts-links die Möglichkeit eines Niederschlags von Veränderung angenommen). Vielmehr ist die Drehung oder eine Topologie, in der Punkte durch Drehung miteinander in Beziehung stehen, für den Plan des Produktions- und Fabrikgeländes maßgebend. Es ist der Anfahrtsweg (die Gabel im Süden), welche in ihrem Schnittpunkt diese Auffassung im Ganzen (oder als Grundriss) manifestiert: die beiden flankierenden Rechtecke gelangen hierdurch in Korrespondenz. Und das umrandete Quadrat im Mittelfeld, indem es eine Zwischenachse formuliert, vermittelt diese – sublimierte – Drehung, die sich in der festgehaltenen Disposition der geometrischen Lagen und Umrisse niederschlägt (auch wenn seine Symmetrieachse nicht völlig den Schnittpunkt als ersten ortus der  beiden vektoriellen Hauptachsen durchschneidet). So ist der geometrische Plan dieses Geländes, in der gesuchten Funktion, einen auch sozialen Sammelplatz zu formulieren, nicht irrational noch harmonisch (im Sinne der delphischen Tempelanlage). Sondern offensichtlich subordiniert eine manifeste  Drehungsvorstellung als Imagination mit der Richtung Südwesten – oder linksläufig – die geometrischen Elemente, die sodann ihre eigene – statische – Intervallik erzeugen. Noch liegt im Innenkreis des Quadrats, dann aber im manifesten Kegelstumpf – rechts daneben am oberen Ende der Pergola – ein offenes Indiz – oder eben manifestes Symbol – für die Projektion, die eigentlich, an sich, die beiden Rechtecke miteinander in Konjunktion bringt.  

 

Bild 7, 1-3, Gate House, New Canaan, Connecticut, USA, Philip Johnson 199534.

 

 

 

 

1. Das Interesse an diesem Gebäude, das die Philosophie mit der Architektur teilt, besteht nicht darin, eine Berechnungsmöglichkeit über Räume zu reflektieren, die allesamt auf einer unregelmäßigen Begrenzung beruhen: Grenze einer »Topologie« (in einem ganz allgemeinen, auf alle Verräumlichung zutreffenden Sinne), die sich wieder der Natur angleichen – vielleicht eine Ansammlung von zwei Felsbrocken (oder dergleichen, sobald man sich vorstellt, dass vielleicht auch im Submantel, wenn nicht im Eis der Erde ähnliche Formationen auftauchen). Gleichwohl – auch diese Annäherung beruht auf einer wesentlichen Vektorvorstellung, jedoch nicht in dem Sinne, jeden beliebigen Punkt auf den gebogenen Wandflächen durch ein limitatives Produkt einer Vektorkonstante mit einem Skalar und in jeder dimensionalen Richtung zu erzeugen, sondern dadurch, die ebene Grundfläche als Grunddimension anzunehmen, um sie als Matrix zu benutzen: es ergeben sich (wie das Schaubild zeigt) ausgezeichnete Punkte in orthogonaler oder Loterstreckung, also in Himmelsrichtung, die einen – von diesem Matrixursprung her - vorausgenommenen Abstand haben und die Höhe des Daches an dieser Stelle messen. Bezeichnenderweise spricht Johnson von „Pole numbers“, womit angezeigt ist, dass diese Finalpunkte offenbar nicht nur Projektionen dieser Grundmatrix, sondern, in der gemeinten je einfachen Vektorebene, Fluchtpunkte darstellen. Dasselbe Verfahren lässt sich sodann auf die Wände (durch einfache Drehung) übertragen oder, wie es offenbar geschehen ist, dadurch, vom Grund bis zum Dach virtuelle Schnitte anzulegen („plan at level 12’-0“, plan at level 15’-0“).

2. „The new building would be a free-form collection of shapes inspired by a Frank Stella sculpture that mixes zigzag walls leaning in all directions, an arched and a dish-shaped roof, and door and window openings framed by inset curved surface“. Jeffrey Knipnis Kommentar, der die Errichtung dieses Entwurfes auf dem Grundstück der Johnson-Stiftung in Connecticut  verantwortet – es ist ein Versammlungsraum für Besucher, um Video-Vorführungen und Vorträgen beizuwohnen -, erinnert an das schon erwähnte, inzwischen auch bibliografisch berühmt gewordene Museum von Libeskind: sein Blitz ist offenbar nur Sonderfall der Auflösung dimensionaler Regelmäßigkeit in ihren Kontrast, was er ja auch eigentlich mit dem Epigramm Between the lines meinte (die zweite ist die Gerade, welche die gezackte Linie des Blitzes in der Länge schneidet). Obgleich das Resultat, der nahezu vollkommene Kubus, einen gegenteiligen Eindruck macht, ist die Konstruktion Manifestation des konträren Prinzips: des Gerüsts, dass hier als eine feinmaschiger Draht, sodann Schaumverbund das Gebäude verwirklicht.

3. Von dieser Trennung von Konstruktion und Gebäudekubus abgesehen – eine Erscheinung der neueren Architektur seit Mies van der Rohe und seiner Zeit -, bestand die Einleitungsfrage – und Behauptung – nach dem Verhältnis der auch metaphysischen oder realen Involution: der Frage nach der Überlagerung und Ineinanderwicklung der beiden notwendigen Serien, in denen sich der Eigengrund (oder Seinsgrund, und der Franzose würde ihn la raison d’être bezeichnen) mit dem konträren des Schöpfers, und des Betrachters, involviert, eine Betrachtung, die gleichwohl nicht mehr zur Mathematik, sondern zur Architekturtheorie selber – oder zur Philosophie – gehört: es würde also an dieser Stelle nicht helfen, den gefeilten Witz von Desargues anzulegen, in der proportionalen Demonstration homologer Punkte, deren harmonische Relation eine gemeinsame Gerade begründen (die sich gleichwohl in Perspektivverhältnissen wiederfindet). Am Beispiel von Herzog zeigt sich eine eklatante Konversion in diesem Sinne. Das Maximilianeum – und bestehendes Altgebäude -, das eigentlich den »wahren« Anfang macht, wird in den Gegengrund, das radiale Prinzip der Sphaera, verwandelt, das den ersten Grund des Grundrisses ausmacht und den logischen Progress fortan bestimmt. Und das orthogonale Prinzip tritt distinkt in die subordinierte Position, in der es – im Wesentlichen – die Involution der Intervallvorstellungen des Architekten in sich aufnimmt. Ohne aber die Metaphysis, die Determination durch den Hauptgrund, der im Grundriss manifest ist und sich gleichfalls als Intervallproportion auflösen muss, zu entlassen: auch wenn es aus der Quelle nicht völlig hervorgeht, es ist nicht nur zu erwarten, sondern bestimmtes Prinzip – im Sinne dieser Vermittlung -, dass Aussicht und Lage der orthogonalen Ebenen in diesem Grundriss die Intervallik, die Komplexion und Komposition des inneren Gebäudes ausmachen.          

4. So bietet dieses Beispiel den Vorteil, durch Divergenz eines geometrischen Prinzips, in Verbindung mit der Erweiterung eines Altbaus, eine Involution (in einem freilich nicht mathematischen, sondern nunmehr philosophischen Sinne) beobachten und behaupten zu können, die sich bei der Tempelanlage in Delphi in ein scheinbares Äquilibrium verwandelt hat, als ob es die Differenz gar nicht gäbe oder eine bloße unbedingte, eine absolute Einheit zwischen den beiden Hauptgründen vorläge. Was selbstredend eine Täuschung bedeutet. Das Torhaus hingegen ist offenbar ein Reflex solcher Möglichkeit. Seine Ortlosigkeit – an der Stetigkeit der Dimension gemessen -, die sich an den beiden anderen als der Horizontalebene niederschlägt, ist offensichtlich jene resultierende Vektorierung, in der jeder Zielpunkt ein miteinander gleichwertiges Produkt der beiden Involutionsgründe – das Sein versus sein Erzeuger oder Architekt – darstellen muss. Und das konstruktive Drahtgerüst ist in diesem Sinne seine Isometrie und das Gebäude eine Art von Limes der Architektur. Gehry’s Produktionsgelände der Firma Miller wiederum ist Ausdruck einer bestimmten Dynamik, in der ein Angelpunkt im alten Sinne (als Ausdruck einer euklidischen Fläche) mit einem modernen (als Ausdruck eines Vektorursprungs) in Korrelation tritt. Sie soll, wie betont, das soziale Leben motivieren und spiegeln. Wenn nämlich der Kreis in der Mittelfläche, gesetzt, er ist das Zentrum des Eigengrunds der Architektur – des Risses im Ganzen, dessen Ort jeden Gesichtspunkt und jede Interpretation bestimmt, und diese Konvertibilität ist notwendige Bedingung der geometrischen Projektion selber -, wenn der intermediäre Kreis mit dem Ursprung der Gabel in Beziehung gesetzt wird, dann entsteht nicht nur ein Zeichen oder Symbol der Projektion als metaphysische Beziehung, in der sich - als Realität - notwendig die Gründe involvieren, indem sie dort und hier eine Reihe, eine Schrittfolge der Ab- und Ineinandergrenzung, bilden müssen. Sondern es entsteht auch eine Architektur, in der diese Projektion selber lebendig wird, indem sie zu ihrer Erprobung auffordert. Denn die Involution (im erläuterten Sinne) ist nicht einmalig und geronnen, gewissermaßen wieder statisch, sondern in sich beweglich. Um eine „Existenz“, wie es oben hieß, genau betrachtet ein „Existenzminimum“, zu erleben und zu fühlen, die in diesem zentralen „Courtyard“ vorgesehen ist, in Abhebung von einem Zwang der Produktion, der dort durch Profit oder Gewinn versinnbildlicht und hier durch die „simple forms of the production sheds“ verwirklicht wird. Also aber besteht nur ein relativer Zwang der Projektion, oder es gibt eine bestimmte Beliebigkeit, vom einen zum anderen überzugehen – nicht aber Aufhebung überhaupt -, und in ihr spiegelt sich das Postulat einer Lebendigkeit, wie sie der Bauherr und der Architekt zu erhalten wünscht: als eine soziale Nomenklatur, die in der Architektur zugleich verankert ist, und nicht.    

 

 

IV. Das Verhältnis Architektur : Philosophie

 

In Paragraph 17 der einleitenden Abhandlung zur Theodiçee erwähnt Leibniz einen Disput zwischen Theologen und Philosophen seiner Zeit, in der jene diesen einen „défaut de l’hétérogénéité“ vorgeworfen haben35, was seit Kant ein Kategorienfehler genannt worden ist: ein Fehler der Gebietsverwechslung, wenn man Sätze der einen in allgemeingültiger Bedeutung auf die andere anwendet. Diese, die Philosophie, könne in Beziehung auf jene daher nur als servante, die Dienerin, nicht aber als maîtresse, die Meisterin, dienen. Nun, das Gebäude der Architekturtheorie wird sich in diesem Punkt kaum von der Theologie unterscheiden wollen. Und auch die Philosophie ist wohlberaten, wenn sie ­ zunächst ­ das vorgeordnete Beispiel der  Architektur gelten lässt. Zwar ist gewiss, selbst wenn Leibniz sich dieser Tatsche nicht gewidmet hat, weil er allein auf eine differentielle Geometrie aus war, dass die Homologie der Kegelschnitte oder, ganz allgemein, die Beziehung der Perspektive zur euklidischen Raumauffassung eine absolute Notwendigkeit darstellt. Dies bedeutet, ihre Gesetze gelten erfahrungsfrei, und sie sind in seinem Sinne ganz den verités éternelles, also ewigen Wahrheiten zuzurechnen36. Gebäude aber gehen, wie vorausgenommen und nun im Praktischen, nicht als das Gebäude der Architekturtheorie besehen, wesentlich in die Erfahrung ein, mehr, sie müssen damit wesentlich umgehen – und man fragt sich, ob man hier mehr das müssen oder die Wesentlichkeit hervorheben soll -, so dass sie der Forderung unterliegen, Erfahrung zugleich zu erzeugen und umzusetzen. Tatsächlich bedeutet dies, dass sie Erfahrung bestimmen. Wenn es nun wahr ist, dass dieses Verhältnis im klassischen Sinne metaphysisch heißt, und wenn es auch wahr ist, dass es wesentlich eine projektive Natur hat ­ was bislang keine Philosophie behauptet hat und behaupten konnte ­, dann stellt sich für beide die Frage, wie viel Präzision ­ Distinktion und Bestimmbarkeit ­ diesem Verhältnis dann immer noch zukommt. Denn die Erstellung eines geometrischen Planes, auch seiner Axionometrie, ist ja nicht schon die ganze Architektur.

Und eine Schulphilosophie, welche sich von der Möglichkeit einer Strenge beeindrucken lässt, die im Beispiel der geometrischen Projektion (und ihrer axionometrischen Verwandten) gegeben ist, wird daran nicht vorbeigehen wollen. Kann sie doch hier mit einer großen Deutlichkeit begreifen, wie es möglich ist, eine Subjektivität, gesetzt, dies bedeutet die Lage eines Gesichtspunktes, mit einer ­ anderen ­ Allgemeinheit zu verbinden, in der die Ebene der Realität oder Erfahrung verankert ist: ein Voraus­ oder Zugrundeliegendes, in dem sich jener gestaltet, sogar gestalten muss, wenngleich diese Notwendigkeit im Zeichen der modernen Rationalität die erste Fehde, das erste Zerwürfnis bedeutet, das inzwischen alle traditionellen Geisteswissenschaften (der philosophischen Fakultät, und nur ein Minimum dieser Lage) erfasst hat. Nun wäre ihre völlige Disjunktion oder gar Isolation gegeneinander ein falscher Schluss aus der Heterogenität der Gebiete. Ganz im Gegenteil, besteht die Wahrheit in einer Durchdringung der Ebenen, so dass, der Möglichkeit nach -  und dies wiederum ganz im Geist der Moderne, er sei darum zu monieren, also sogar zu tadeln, oder nicht - jene, die Erfahrung, ganz subjektiv wird, ein Gebäude demnach völlig idiosynkratisch, wie sich Theodor W. Adorno ausgedrückt haben würde, zur Erscheinung zu bringen sucht, wo es früher, im entgegengesetzten klassischen Geiste, ganz objektiv, normativ, ohne eigentliche Individualität im Sinne der Lebewesen, also, zuletzt, wie ein Tempel in einer vielleicht Überindividualität erscheinen wollte, in der der Geist als eine höhere Allgemeinheit oder eben Wohnsitz des Gottes seine Entsprechung findet und deklariert.

Dem Delphinismus wohnt aber eben auch eine Art von Verklärung inne. Und die Involution - als philosophische, nicht mathematische, wo sie mit einem definitiven Symbolismus ihrer Größen und Proportionen rechnen darf – bedeutet eine philosophische Gefährtin der Architektur, wenn es wahr ist und wahr bleiben soll, dass Wahrheit und Dasein aus dem Bewusstsein der zurückgelegten Strecke erfolgt. Die philosophische Analysis, eingestanden, ist hier noch mit der Diskretion ihrer Schuhe beschäftigt, um nicht wirklich pied zu sagen, in denen Desargues die echelle des mesures von der echelle des eloignemens in der Perspektivschrift von 1636 unterschied. Aber die Intuition der Wahrheit, aus der ja auch die Distinktion ihres Bewusstseins hervorgehen muss, sollte nicht beirren, sondern fordern. Eine – zunächst – einfache, absolute Materialisation des Raumes kann es nicht geben. Und die Lebendigkeit eines Raumes, der in seiner Umgebung eine eigentümliche Subjektivität annimmt, welche der anderen, aus Bewusstsein und Gesichtpunkt kreierten, entgegensteht, sollte nicht a priori negiert werden. Dann aber gelangen die Problemlage der Architektur (als Theorie und Praxis gleichermaßen) und der Philosophie wieder in eine Nähe, in der es gelingen mag zu erklären, wie sich eine Bedingung dort und eine Annahme hier verschränken und eine Involution beginnen, die sich, Schritt für Schritt in der resultierend gemeinsamen Überlagerung, einem schließlichen Produkt nähern. Auch leuchtet ein, dass dem menschlichen Verstand – und Bewusstsein – die Relativität zweier, gar mehrerer Gründe nicht ebenso deutlich sein kann wie die nur eines (am Beispiel der Relationalität des Raumes, wie ihn Leibniz begriff, gemessen). „Il y a plusieurs choses à remarquer de cette enonciation, quand deux de trois rameaux sont paralleles entre eux, quand au tronc il y a deux noeuds unis en un, & ce qui depend où l’entendement ne void goutte"37.  Dass, wie Desargues in der Erläuterung seines Theorems erwähnt – es gilt der Proportion dreier Geraden, die sich miteinander schneiden und von denen zwei als parallel angenommen werden -, der Verstand keinen Tropfen sähe, kann nicht im absoluten Sinne gemeint sein.

  

 

Die Rotunde (Ex officina)38

 

 

Ein stiller Freudenmensch, dies sei des Saumes Arche.

Ein hohes Lied der Lilia bei diesem Gott,

der will, das man die Leere seinem Glanze widerfühlt.

Sie strebt zum Radius des Eises – dort ein Bündel -,

und ob sie drangen ein, Verdoppelung im Haar,

schon wartet jenem Eines, Licht und Lanze Lot,

die Flügel-, Atem-, Federzelle.

Und sterben Zeilen, wachsen, stillen,

streben steil und streng zum Samte immerfort.

 

 

Anmerkungen

 

1 „Daniel Libeskind, ein Architekt, der dafür bekannt ist, dass er die Bedeutung der Architektur immer wieder auf die Probe stellt, ...“ (Nancy Strieder, „Das Buch von Groningen“, in: Architektur 6 (1990), S.56).

2 Aristoteles, Physik 188b, in: Philosophische Schriften Band 6, Darmstadt 1995, S.13.

3  Ein Problem, das in der Interpretationsphilosophie, etwa Günter Abels (Interpretationswelten. Gegenwartsphilosophie jenseits von Essentialismus und Relativismus, Frankfurt 1992), ebenso akut ist wie in der Tradition der Transzendentalphilosophie Kants.

4 Aristoteles, Physik 188b, in: 1995, a.a.O., S.13.

5 Aristoteles, Physik 200a, in: 1995, a.a.O., S.48.

6 Richard Meier, „Architecture is the Subject of my Architecture”, in: Degenhard Sommer (Hg.), Industriebau: Europa - Japan – USA, Basel/Berlin 1991, S.80.

7 Michael Schmidt, „Quo vadis, Baustoff? Stand und zukünftige Entwicklungen in Forschung und Lehre, in: Ingenieur 76/4 (2001), S.180-186, 181. Angesichts der Fabrik Thomson in Marly-Les-Valenciennes (Sommer 1991, a.a.O., S.138-139), ein lichtdurchlässiger Modulbau auf der Basis eines Grundmoduls von 1,50 x 150, möchte man ihm zustimmen.

8 U.a. in dieser Zeitschrift 1998, 1999, 2000 und „Die Quadratur der Philosophie und eine konstruktive Präambel der Metaphysik“, in: Gerhard Banse, Käthe Friedrich (hg.), Konstruieren zwischen Kunst und Wissenschaft. Idee - Entwurf - Gestaltung, Berlin 2000, S.95-130.

9 Meier 1991, a.a.O., S.70.

10 „This attack on our art today, strangely enough, comes both from the radical Right and the radical Left. From the Right it is the pressure of profit-seeking: lower costs means more profit. From the Left it is the remnant of Gropius’ slogan: Housing ‘für das Existenzminimum’. For both, beauty for its own sake is not a desideratum. But I digress” (Jeffrey Kipnis, Philip Johnson Recent Work (Architectural Monographs No.44), London 1996, S.46).

11 Kipnis 1996, a.a.O., S.46.

12 Leibniz, Discours de Métaphysique, §§ 8-10, in: GP IV, S.432-435. De primae philosophiae emendatione, et de notione substantiae, in: GP IV, S.468-470. Système nouveau de la nature et de la communication des substances, §§ 2-4, 11, 14, in : GP I, S.478-479, 482-483, 485. Nouveaux Essais, Buch II, Kap.I, in : GP V, S.99-109. La Monadologie, in : GP VI, S.607-623, insb. §§ 10-19.

13 Aristoteles, Physik, 3.Buch, Kap 5, 204a – 206a, in: 1995, a.a.O., S.60-67.

14 Gerd de Bruyn, Zeitgenössische Architektur in Deutschland 1970-1996, Berlin 1997. Das Beispiel Hollein S.77.

15 Der Einführungstext zu Daniel Libeskind in: Architektur im Profil 2. Mit Gesprächen über die Zukunft der Architektur in den neuen Bundesländern. Herausgegeben von Jörg Krichbaum, Stuttgart: Hatje 1994, S.143.

16 Rudolf Bkouche, „La naissance du projectif: De la perspective à la géométrie projective“, in: Roshdi Rashed (ed.), Mathématiques et Philosophie de l’Antiquité à l’Âge classique, Paris 1991, S.239-285. Seit Desargues heißt eine Involution homologer Punkte auch eine Homologie, die zunächst eine Proportionslehre darstellt, in der er die Grundlagen der Kegelschnitte vermittelt (L’Oeuvre mathématique de Girard Desargues. Textes publiés et commentés avec une introduction biographique et historique par René Taton, Paris 1988, S.110-111).

17 Hans Kollhoff und Helga Timmermann haben den Versuch dieser inneren Drehung in einer Kindertagesstätte unternommen (Frankfurt Ostend), aber der Grundriss bleibt dennoch symmetrisch und der äußere Kubus ungebrochen (in: Krichbaum 1994, a.a.O., S.136-137).

18 Desargues, Brouillon Projet, in: Taton 1988, a.a.O., S.100. Auch S.126.

19 Heinz-Jürgen Dahmlos, Karl-Hermann Witte, Bauzeichnen. Grundlagen, Baukonstruktionszeichnen, Bauentwurfszeichnen, Perspektivzeichnen, Hannover 10. Aufl. 1977, S.312, 314 (die zugehörige Zeichnung und Konstruktion).

20 In: Sommer 1991, a.a.O., S.154-157, 157.

21 Hauptstadt Berlin. Parlamentsviertel im Spreebogen. Internationaler Städebaulicher Ideenwettbewerb 1993, hg. v. der Arbeitsgruppe Berlin-Wettbewerb unter der Leitung von Felix Zwoch, Berlin/Basel/Boston: Birkhäuser 1993.

22 Dem Leser dieser Zeitschrift (1999)  vielleicht bekannt, erfolgte schon früher ein Plädoyer für Kategorien der Anschauung. Abgesehen davon und um ein Schulbeispiel vor Augen zu führen: die Arten der architektonischen Dächer – Sattel-, Walm-, Shed-, Pult-, Kuppeldach (Dahmlos, Witte 1977, a.a.O., S.39-45) - sind keine Vorstellungen als primäre Folge des Begriffs, sondern umgekehrt. Es wäre, bei der Definit- oder Bestimmtheit der Anschauung, in der alles konstruktive Prinzip liegt, töricht, die Bestimmung dem Begriff als Regel zu überlassen (wie es die Philosophie, die transzendentale Kants an erster Stelle) allein vorsieht. Es liegt aber auch nicht ein bloße reine Anschauung vor, wie es sich Kant vorzuführen gesucht hätte, als ja die Empirie von vornherein wesentlich beteiligt ist.

23 Wer die theoretischen Hintergründe und diese Auseinandersetzung einsehen möchte, möge die im Deutschen Wissenschaftsverlag, Würzburg, erscheinende Abhandlung des Autors Die Konvertibilität des Bewusstseins zu Rate ziehen (ca. 2001/Anfang 2002).

24 Leonardo Benevolo, La Cattura dell’Infinito, Rom 1991, deutsch Frankfurt 1993.
25 In: Krichbaum 1994, a.a.O., S.131.
26 In: Krichbaum 1994, a.a.O., S.122.

27 Thomas Herzog mit Hanns Jörg Schrade, in: Krichbaum 1994, a.a.O., S.122.

28 Thomas Herzog mit Hanns Jörg Schrade, in: Krichbaum 1994, a.a.O., S.122.

29 In: Sommer 1991, a.a.O., S.50.

30 In: Sommer 1991, a.a.O., S.50.

31 In: Veit Rosenberger, Griechische Orakel, Darmstadt 2001, S.141. Der zugehörige Gebäudeatlas S.140.

32 Links in Verlängerung der linken Kante des großen Rechtecks = der Tempel Nr.422.

33 Was Aristoteles unter Veränderung versteht, legt 5.Kap. des Buches V der Physik dar (229a-229b), in: 1995, a.a.O., S.133-135.

34 In: Kipnis 1996, a.a.O., S.25.

35 Leibniz, Theodiçee, Discours, § 17, in: Philosophische Schriften, Band 2.1, Frankfurt 1996, S.96­99. Der von Leibniz berufene griechische Terminus ist die metabasiV eiV allo genoV.
36 Leibniz, Theodiçee, Préface, in: Philosophische Schriften, Band 2.1, Frankfurt 1996, S.52 (die absolute geometrische Notwendigkeit).
Principes de la Nature et de la Grace, § 5, in: GP VI, S.600-601.

37 Desargues, Brouillon projet, in: Taton 1988, a.a.O., S.126.

38 Dies heiße ‚von der Hütte’.

 

 

Liste der Beispiele:

 

Bild 1 - Städtisches Museum von Hans Hollein in Mönchengladbach

 

Bild 2 - Grundriss Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes Kolb Wellpappe, Memmingen, 1988-1990, Architekt Wolfgang H.Eiffler

 

Bild 3 - Büro- und Geschäftshaus Daimler-Benz, Gebäude A1, Berlin, Potsdamer Platz, Architekt Hans Kollhoff mit Helga Timmermann

 

Bild 4 - Erweiterung Maximilianeum, München, Architekt Thomas Herzog

 

Bild 5 - Frank O.Gehry Herman Miller Manufacturing Facility, Frank O. Gehry & Partners

 

Bild 6 - Plan von Delphi

 

Bild 7, 1-3 - Gate House, New Canaan, Connecticut, USA, Philip Johnson

 

 

feedback