Der öffentliche Raum
in Zeiten der Schrumpfung

8. Jg., Heft 1 (September 2003)    

 

___Tobias Hundt
& Lars Scharnholz

Dortmund
& Cottbus / Großräschen
  Fläche trifft Dichte -
Restrukturierung von Kulturlandschaften

 

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Internationale Bauausstellungen und Landschaft
Internationale Bauausstellungen haben die Themenfelder des Wohnens und Siedelns bisher stets im Zusammenhang mit dichten städtischen Zentren betrachtet. Zunächst galt es dabei, dem enormen Bedarf an Wohnraum und Wohnqualität in stark besiedelten Gebieten mit innovativen Wachstumsmodellen zu begegnen. Dies änderte sich zum Ende des vergangenen Jahrhunderts: Hier stand nicht mehr das Wachsen der Städte im Vordergrund planerischer Überlegungen. Vielmehr galt es, die Bewältigung von komplexen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Problemstellungen zu erörtern, die sich aus den großräumigen, kompakten Siedlungsgebieten der Nachkriegszeit ergeben hatten.

So gesehen hat sich zwar das Modell „Internationale Bauausstellung“ (IBA) gewandelt, doch blieb der bauliche Kontext der IBA stets derselbe. Es ging immer um den dicht besiedelten Raum.

Mit dem Modell der Internationalen Bauausstellung in der Lausitz wendet sich nun das Betrachtungsbild erstmalig von den großen, städtischen Zentren ab und stellt die periphere, dünn besiedelte Landschaft in den Vordergrund. Aktionsraum ist eine vom Braunkohlebergbau über Jahrzehnte geprägte ländliche Region mit abnehmender Arbeitsplatzzahl und rückläufiger Bevölkerung. Die IBA sieht ihre Aufgabe darin, die Folgen des rapiden Strukturumbruchs durch die Neugestaltung der überformten Industrielandschaft zu untersuchen und projektbezogen auf die jeweilige Situation zu reagieren. Dabei gilt es nicht allein, die Bergbauflächen zu thematisieren, sondern auch die in Folge der Bergbau- und Textilindustrie entstandenen Siedlungsbestände. Hiermit verbunden ist der gedankliche Rückschluss, dass die Transformation der Industrielandschaft die Wohnsiedlungen derjenigen einbeziehen sollte, die über einen Zeitraum von 150 Jahren den wirtschaftlichen und kulturellen Reichtum der Region generiert haben.

Vor dem Hintergrund der derzeitig geführten Stadtumbaudiskussion wurde im Rahmen der IBA allmählich deutlich, dass Schrumpfung und Umbau in komplexen, eine ganze Region betreffenden Zusammenhängen betrachtet werden müssen. Die ökonomische und demografische Entwicklung im Planungsgebiet der IBA zeigt, dass in Zukunft nicht nur die Schrumpfung städtischer Gebiete, sondern vielmehr der Entleerungsprozess einer ganzen Region nach komplexen und vor allem auch interdisziplinären Strategieansätzen verlangt.


Nutzungsregression und Flächenüberschüsse
Stadt- und Landschaftsplanung stellen sich in der Lausitz seit einigen Jahren als ungewohnte Aufgaben dar. Die Ursachen hierfür stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit einem umfassenden Schrumpfungsprozess, der alle östlichen Bundesländer betrifft. Es entsteht eine Landschaft, die offenbar nicht mehr durch eine stetig steigende Flächeninanspruchnahme überformt, sondern vielmehr durch den Rückgang von Nutzungsinteressen geprägt wird.

Anhaltende Wirtschaftsschwäche und eine rasche Entvölkerung führen hier zu einer neuen Landschaft. Wesentliches Merkmal ist, dass sich die Nutzungsregression dabei auf nahezu alle Flächen der Lausitz bezieht. Die Gestalt der neuen Landschaft macht deutlich, dass weniger die Schrumpfung einzelner städtischer Gebiete, als vielmehr der Entleerungs- und Extensivierungsprozess die ganze Region neu formt. Damit wird der viel diskutierte Umbau über die Restrukturierung der Stadtzentren weit hinausgehen müssen. Die Lausitz zeigt heute exemplarisch, dass die sozioökonomischen Entwicklungstendenzen die Flächen der Siedlungskerne, der Landwirtschaft, des Gewerbes, des Militärs, der Industrie usw. gleichermaßen betreffen.

Angesichts dieser Nutzungsregression sehen sich die Planer mit neuen Fragen konfrontiert, die das Aufgabenfeld der kommenden Jahre bestimmen werden: Wie kann auf die Flächenüberschüsse reagiert werden? Welche gestalterischen Möglichkeiten verbinden sich mit der Extensivierung und der steigenden Flächenverfügbarkeit? Welche Strategien des Flächenmanagements ergeben sich und welche Potenziale verbinden sich damit für den öffentlichen Raum?

Dort, wo sich neu entstandene Freiflächen mit dem Landschaftsraum verbinden, treffen „Fläche“ als Freiraum und „Dichte“ als verbleibender Siedlungsraum kontrastreich aufeinander. Um auf das damit verbundene „Mehr“ an Fläche mit angemessenen Instrumenten der planerischen und gestalterischen Disziplinen zu reagieren, will die IBA in den kommenden drei Jahren Modellansätze im internationalen Dialog insbesondere mit Polen und Italien entwickeln. Grundlage der Untersuchung bilden dabei die Zwischenergebnisse der intensiven und extensiven Nachnutzung, beispielsweise im IBA-Projektgebiet Sachsendorf-Madlow sowie in der polnisch-deutschen Doppelstadt Guben-Gubin, die im Folgenden dargestellt werden.
 

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Intensive Nachnutzung
Ein Beispiel für intensive Nachnutzung ist das Projekt Stormstraße in der Großsiedlung Sachsendorf-Madlow, dem größten der drei peripheren Wohngebiete der Stadt Cottbus.
Zwischen 1976 und 1986 entstanden am südwestlichen Stadtrand von Cottbus knapp 12.000 Wohnungen für rund 30.000 Berg- und Energiearbeiter und ihre Familien. Parallel dazu wurden Versorgungseinrichtungen wie Kaufhallen, Kindergärten und Schulen gebaut. Ende 1996 standen in Sachsendorf-Madlow nur 6% der Wohnungen leer. Dann folgte ein rascher Abwärtstrend, der mit heute über 25% Leerstand noch nicht abgeschlossen ist. Während dieser Phase des „freien Falls“ hat man begonnen, planerisch zu reagieren.

Trotz der Notwendigkeit, umfangreiche Rückbaumaßnahmen einzuleiten, hat man hier gelernt, dass die Nachnutzung der Bauten im Ausnahmefall sinnvoll und wirtschaftlich tragfähig ist: Unmittelbar im Zentrum der Siedlung wurde ein zwölfgeschossiges Wohnhaus schrittweise demontiert, um dann 30% der tragenden Stahlbetonfertigteile nachzunutzen.

Die Montagebauelemente wurden unmittelbar vor Ort für den Bau von fünf Wohnhäusern eingesetzt, die durch eine kleinteilige Grünflächen- und Erschließungsstruktur in Beziehung zueinander gesetzt werden. Der Entwurf des Cottbuser Architekturbüros Zimmermann und Partner und der Landschaftsarchitekten Geskes und Hack zielt neben der architektonischen Qualität und der Nachnutzung der stadt- und haustechnischen Versorgung insbesondere auf eine Neudefinition von halböffentlichen Räumen in Großsiedlungen. Die 13 Wohnungen wurden mit Dachterrassen, Balkonen und Gärten versehen, welche die sonst klare Trennung zwischen privaten und öffentlichen Flächen überwinden. Während in der Zeit von 1993 bis heute rund 40% der Einwohner den Stadtteil verließen, zeigt das Vorhaben in der Stormstraße nicht zuletzt durch die gestalterische Qualität von Architektur und Freiraum, dass eine Trendumkehr im Einzelfall durchaus möglich ist.

 

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Extensive Nachnutzung
Noch dramatischer als in Cottbus stellt sich die Entvölkerung in der deutsch-polnischen Stadt Guben-Gubin dar. Bedingt durch die Folgen des Krieges, besteht hier bereits ein großer Brachflächenanteil aus ungenutzten Wiesenflächen und Altindustriebauten in Zentrumslage, der sich im Zuge der Schrumpfungstendenzen auf beiden Seiten der Neiße noch vergrößern wird. Mit einem Pilotvorhaben will die Internationale Bauausstellung die Zukunftsperspektiven der Grenzstadt diskutieren: Ziel ist der Umbau des Textilwerks „Gubener Wolle“.

Der Fabrikkomplex ist durch seine signifikante Lage an der Neiße und die architektonische Qualität ein bedeutender Baustein Guben-Gubiner Industriegeschichte und wird seit drei Jahren, der Öffentlichkeit nunmehr zugänglich, für kleinere Veranstaltungen genutzt.

Trotz intensiver Bemühungen beider Kommunen stellten sich die Nachnutzungshoffnungen lange Zeit als aussichtslos dar: Für die 34.000 qm Bruttogeschossfläche des Altindustriebaus in peripherer Randlage der deutsch-polnischen Grenzregion ließ sich kein Investor finden. In Zusammenhang mit sinkenden öffentlichen und privaten Förderungen sowie ausbleibenden Nachnutzungsinteressen sind kostenintensive Sanierungen ausgedienter Industriebrachen im deutsch-polnischen Grenzraum offensichtlich nur begrenzt möglich.

Im Anschluss an mehrere Entwurfsprojekte und Werkstattverfahren der IBA wurde in Kooperation mit dem Saarbrücker Büro Lück und Otto und den Landschaftsarchitekten Hegelmann und Dutt schließlich eine neue Strategie entwickelt: Statt einer intensiven Wiederverwertung sämtlicher Gebäude entschied man sich in diesem Fall für eine selektive und extensive Neunutzung. Um auf die Bedarfsentwicklung im laufenden Umbauprozess reagieren zu können, schlugen die Planer eine Variantenstrategie in mehreren Umbauetappen vor, mit deren Umsetzung nun begonnen wurde.

In den kommenden zwei Jahren werden zunächst nur ausgewählte Gebäudeteile der Industrieanlage entfernt. Die rückgebauten Parzellen dienen dann als langfristiger Entwicklungsraum und werden als Vorhalteflächen im Sinne von öffentlichen Park- und Gartenflächen zwischengenutzt.


Raumlabor Europa
Nicht nur in Ostdeutschland, auch in anderen Ländern und Regionen Europas befinden sich Kulturlandschaften in einer Restrukturierungsphase. Sicherlich ist Ostdeutschland an dieser Stelle noch ohne Vorbild, aber beispielsweise in Italien, Polen und auch in Westdeutschland sind heute ähnliche Prozesse zu beobachten bzw. werden in Zukunft zu beobachten sein.

Schrumpfungsprozesse in Italien
So sind in Italien schon seit Jahrzehnten Entleerungstendenzen und regionale Schrumpfungsprozesse festzustellen. Es gibt einen dauerhaften großräumigen Migrationstrend von Süd- nach Norditalien. Dazu ist parallel seit geraumer Zeit die Entleerung der vor allem agrarisch strukturierten und infrastrukturell schlecht angebundenen Räume der peripheren mittelitalienischen Bergregionen zu beobachten. Demnach wandern die Menschen dort ab, wo es wirtschaftliche Strukturprobleme gibt.
Am Beispiel der Provinzen Abruzzen und Marken wird dies besonders deutlich: hier trifft die infrastrukturell gut erschlossene Küste auf ein peripheres Hinterland. Zudem gibt es wenig und auch nur unbedeutende Industrie, und die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen sind als rückständig zu bezeichnen. Die Menschen sehen in diesen Regionen keine Zukunft in der Landwirtschaft bzw. den kleinen Industriebetrieben und ziehen überwiegend an die nahe Küste. Zusammen mit der niedrigen Geburtenrate in Italien - sie ist eine der niedrigsten der Welt - ergibt sich deutlich sichtbar eine demografische Schrumpfung. Die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung und die Abwanderung kumulieren sich und zurück bleiben landwirtschaftliche Flächen und Industriebrachen, die niemand mehr braucht.

Schrumpfungsprozesse in Polen
In Polen sind gänzlich andere Prozesse festzustellen. Die postsozialistische Wirtschaft befindet sich nach wie vor im Umbruch und hat mit erheblichen Anpassungsproblemen zu kämpfen.
Besonders von wirtschaftlicher Schrumpfung betroffen ist der südpolnische Bezirk Oberschlesien mit der Hauptstadt Kattowitz. Der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft vollzog sich sehr abrupt, und so konnten sich vor allem Betriebe des Montansektors gegenüber der neuen internationalen Konkurrenz nicht behaupten. Oberschlesien ist aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur (Kohle und Stahl) besonders von der wirtschaftlichen Schrumpfung betroffen, wenngleich die Region nach wie vor einer der wichtigsten Wirtschaftsräume Polens ist.
Flächenfreisetzungen sind das auffälligste Symptom der Schrumpfung. Diese Brachen sind für die Öffentlichkeit kaum nutzbar. Die Unternehmen sehen keinen Nutzen darin, die Flächen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sie sind ausschließlich an einer Vermarktung interessiert. Die Stadtverwaltungen haben ihrerseits nur wenig Einfluss auf diese Geschehnisse. Ihre Möglichkeiten, die Entwicklung der Flächen voranzutreiben, sind sehr eingeschränkt.
Die Zahl der Flächenfreisetzungen wird mit dem EU-Beitritt Polens eher noch zunehmen, da sich die Konkurrenzsituation für die veralteten Betriebe der Montanbranche noch einmal verschärfen wird. Hinzu kommt die Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen. Auch in Bezug auf diese Entwicklung ist davon auszugehen, dass sie sich im Rahmen des EU-Beitritts noch verschärfen wird, da die Lohnentwicklung in Polen hinter der Steigerungsrate der Lebenshaltungskosten zunächst zurückbleiben wird.

Schrumpfungsprozesse in Westdeutschland
Auch in Westdeutschland findet das Thema Schrumpfung immer mehr Beachtung, zumindest in einigen Regionen. Das Ruhrgebiet wird dabei oftmals als „Schrumpfungslabor“ bezeichnet, da dort aufgrund der altersstrukturellen Zusammensetzung und des anhaltenden wirtschaftlichen Strukturwandels der Schrumpfungsprozess zeitlich früher eingetreten ist und schneller ablaufen wird als in anderen westdeutschen Regionen.
Ein Rückblick auf die Geschichte des Ruhrgebiets zeigt den rasanten Aufstieg einer agrarisch geprägten Region zum größten Ballungsraum Kontinentaleuropas. Die Wachstumsprozesse im Rahmen der Industrialisierung waren enorm und vollzogen sich extrem schnell. So kann die Entwicklung des Ruhrgebiets mit den Gezeiten der Meere verglichen werden. Derzeit herrscht noch Flut, aber die ersten Anzeichen der Ebbe sind unübersehbar: Der Höhepunkt der Flächenbebauung in den Kernstädten des Ruhrgebiets ist überschritten, quasi wurde der „Fluthöchststand“ erreicht. Nun geht die Flut zurück und setzt dabei Flächen frei: vor allem Industrieareale, Bahngelände und bald wohl auch Wohnsiedlungsbereiche.
 

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Im Rahmen der Schrumpfungsprozesse wurden im Ruhrgebiet neue öffentliche Räume geschaffen, die bis vor einigen Jahren noch „verbotene Orte“ waren. Vor allem ehemalige Industrie- und Bahnflächen stellen heute attraktive extensiv gepflegte, aber intensiv genutzte öffentliche Räume dar. Sie sind aus dem Bewusstsein der Bevölkerung schon nach wenigen Jahren nicht mehr wegzudenken. Schrumpfung generiert demnach auch neue öffentliche Räume.
 

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In Zukunft werden brachfallende Wohnsiedlungsbereiche zu den Flächenfreisetzungen im Ruhrgebiet beitragen. Schon heute ist die Bevölkerungsentwicklung des Ruhrgebiets von der des restlichen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen abgekoppelt.
 

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Nach dem Jahr 2015 wird der Rückgang der Bevölkerungszahlen weiter gehen, dann sind neue Konzepte zum Umgang mit den neu entstandenen Freiflächen gefragt, und dies müssen sicherlich Konzepte sein, die über die Ideen der IBA Emscher Park hinausgehen.
Im Ruhrgebiet sind vor allem zwei Gebietstypen von Schrumpfung betroffen:
Schlechte, d. h. lärm- oder industrieemissionsbelastete Lagen in dicht besiedelten Gründerzeitgebieten und Großwohnsiedlungen.
 

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Bislang gibt es im Ruhrgebiet noch keine Erfahrungen mit dem offensiven Umgang mit Schrumpfung. Deshalb ist der Blick nach Ostdeutschland von großer Wichtigkeit. Die Frage ist: Wie wird dort mit Schrumpfungsprozessen und den Folgen umgegangen, und was können das Ruhrgebiet bzw. andere von Schrumpfung betroffene Regionen davon lernen? Dabei ist vor allem das ostdeutsche Stadtumbaumilieu vorbildlich; Schrumpfung wird als weitgehend normaler Prozess angesehen, der nach neuen Planungskonzepten verlangt. Ostdeutschland fungiert somit als kreative Ideenquelle für den Westen Deutschlands und das restliche Europa.

 

 

Restrukturierung von Siedlungsbeständen im europäischen Erfahrungsaustausch
In den kommenden drei Jahren wird die Internationale Bauausstellung den Umgang mit Entleerung und Flächenüberschuss im Erfahrungsaustausch der Lausitz mit vergleichbaren Situationen in Italien und Polen untersuchen. Hauptpartner des Vorhabens „Restrukturierung von Kulturlandschaften (REKULA)“ sind neben der IBA die Region Veneto und die Benetton-Stiftung sowie die oberschlesische Stadt Zabrze und die Schlesische Technische Universität im polnischen Gleiwitz. Im Rahmen des REKULA-Teilprojektes „Fläche trifft Dichte“ werden neue Planungsansätze anhand konkreter Fallbeispiele im Übergangsfeld zwischen verbleibenden Siedlungskernen und neuen Freiflächen untersucht.

Ziel ist es, im Rahmen der geplanten Konferenzen und Werkstätten Modelle zur Inwertsetzung von industriell überformter Landschaft durch restrukturierte Siedlungsbestände vorzustellen und diese als handlungsorientierte Konzepte zu vermitteln.

Auftakt der in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Brandenburg (MSWV) geplanten Veranstaltungsreihe ist eine Start-Konferenz Ende 2003. Im Anschluss an die Konferenz folgen in den kommenden drei Jahren drei Werkstätten zu den Themen „Restrukturierung von Siedlungsbeständen – Stadtplanung und Architektur“, „Soziologie und Umwelt“ und „Prozesssteuerung und Management“. In Vorbereitung auf die drei Werkstätten werden je drei einwöchige Planungsstudios durchgeführt.

Zum Ende der Veranstaltungsreihe ist eine abschließende Konferenz vorgesehen, mit der die Ergebnisse der Workshops präsentiert werden. Eines scheint dabei schon jetzt sehr deutlich: Ob in der deutsch-polnischen Lausitz, in Mittelitalien oder in Oberschlesien, gebraucht werden Konzepte für einen ambitionierten Umgang mit den neuen Freiflächen. Ob sie als öffentliche Flächen, geschlossene Konservierungsräume, Einfamilienhaussiedlungen oder "New Wildernesses" genutzt werden, scheint zunächst abhängig von dem notwendigen Bekenntnis zu der Tatsache, dass eine umfangreiche Transformation von Landschaft begonnen hat und darauf mit neuen Instrumenten reagiert werden muss. Denn Europa befindet sich offenbar insgesamt in einem Transformationsprozess, bei dem dynamische Arbeitsmärkte, demografische Verschiebungen und veränderte Interessenlagen einer zunehmend globalisierten Wirtschaft ganze Regionen entleeren.
 


Abbildungen:

Bild1: „Fläche im Überschuss – Alttagebau bei Senftenberg“ (Quelle: P. Petrick)
Bild 2: „Intensives Nachnutzen – Projekt Stormstraße, Cottbus“ (Quelle: L. Schmidt)
Bild 3: „Extensives Nachnutzen – Gubener Wolle, Guben-Gubin“ (Quelle: Lück+Otto)
Bild 4: „Neue öffentliche Räume – Landschaftspark
Duisburg-Nord“ (Quelle: Torsten Lux)
Bild 5: „Bevölkerungsentwicklung im Ruhrgebiet und NRW im Vergleich“ (Quelle: Tobias Hundt)
Bild 6: „Leerstand im Altbauquartier – Duisburg-Bruckhausen“ (Quelle: Tobias Hundt)
Bild 7: „Fast alle 320 Wohnungen leer – Großsiedlung Duisburg-Hochheide“ (Quelle: Tobias Hundt)


 

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8. Jg., Heft 1 (September 2003)