8. Jg., Heft 2 (März 2004)    

 

___Ulrike Rose
&
___Ullrich Schwarz
Berlin
 

Auf dem Weg zur Bundesstiftung 'Baukultur'

 

Im Frühjahr 1999 brachte die Bundesarchitektenkammer (BAK) und der Bund Deutscher Architekten BDA die "Initiative Architektur und Baukultur“ ins Gespräch; im Herbst 2000 wurde sie vom damaligen Bundesbauminister Klimmt auf den Weg gebracht.

Eine Lenkungsgruppe aus Vertretern der Kammern und Verbände, Kommunen und Ländern begleitete die Initiative und traf sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch.

Unter dem Label „Initiative Baukultur“ wurden zahlreiche Veranstaltungen wie das Architekturquartett in Berlin, diverse Ausstellungen, Symposien und Kongresse veranstaltet.

Im Frühjahr 2002 legte das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) den ersten Statusbericht „Baukultur in Deutschland“ von Prof. Dr.-Ing. Gert Kähler / Hamburg vor.

Dieser Statusbericht analysiert die gegenwärtige Lage der Baukultur in Deutschland und gibt konkrete Empfehlungen an den Staat, an die öffentlichen und die privaten Bau­herren, die Planer, die Bauwirtschaft, sowie an Schule und Bildungswesen.

Die Bundesregierung übernahm den Bericht und leitete ihn dem Bundes­tag zu. Im Sommer 2002 und im Herbst 2003 diskutierte das Parlament beachtenswert positiv über alle Parteizugehörigkeit hinaus das Thema Baukultur.

Aus der „Initiative Baukultur“ entstand die Idee der Einrichtung einer Bundesstiftung Baukultur, welche der Baukultur ein höheres Maß an Aufmerksamkeit und öffentlichem Gewicht verschaffen soll.

Wir werden oft gefragt: Brauchen wir „noch eine Einrichtung“ in Gestalt einer Bundesstiftung Baukultur?

Die Antwort auf dem Konvent der Baukultur am 4. April 2003 fiel eindeutig aus:
Nein!

Eine Stiftung Baukultur kann nicht einfach das tun wollen, was viele andere bereits seit längerer Zeit mit großem Einsatz und gar nicht ganz erfolglos tun.

Die Stiftung Baukultur muss etwas tun, was bisher kein Akteur getan hat oder tun könnte.

Die Stiftung ist:

ein Seismograph,
ein Alarmmelder,
ein Diskussionsstifter,
ein Kommunikator - vielleicht sogar ein Störenfried.

Die wichtigste Voraussetzung dafür ist: Sie muss unabhängig sein und gleich weit entfernt von allen, die etwas mit dem Bauen zu tun haben. Nur so wird sie eine eigene Stimme bekommen und ernst genommen werden.


(Ullrich Schwarz, 2003)



Welchen Aufgaben wird sich die Stiftung widmen?

Die Stiftung wird sich auf sechs Instrumente beschränken. Sie ist nicht als Förderstiftung geplant, sondern hauptsächlich Kommunikation fördernd.


Die Instrumente der geplanten Stiftung Baukultur

  1. Das „Netzwerkgespräch“ bietet eine Plattform für den bundesweiten Erfahrungsaustausch für die vielen architekturvermittelnden Einrichtungen und bringt interessante lokale und private Initiativen ans Licht der öffentlichen Wahrnehmung.
     

  2. Der „Bericht zur Lage der Baukultur“ eines unabhängigen Sachverständigenrates berät die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für die Baukultur.
     

  3. Das „Schwarz-Weiß-Buch“ aus der Feder unabhängiger Autoren soll Qualitätsmaßstäbe der Baukultur an konkreten Beispielen verdeutlichen und demonstrieren, Mut zur Debatte und auch zur Kontroverse haben, Diskussionen anstoßen.
     

  4. Der Wettbewerb „Hauptstadt der Baukultur“ orientiert sich an der publikumswirksamen Europäischen Kulturhauptstadt bzw. der Bundesgartenschau. Mit dem Unterschied, eine nachhaltige Entwicklung für die jeweilige Stadt/Region anzuregen und Baukultur in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu bringen.
     

  5. Das „Experiment Baukultur“ will außergewöhnlich innovative Bauaufgaben fördern, die auch international beachtet werden. Damit sollen u. a. Impulse für Forschung und experimentellen Städtebau gegeben werden. Ein Beispiel ist das Aufwindkraftwerk von Jörg Schlaich.
     

  6. Die „Qualitätsoffensive Baukultur“ soll besondere Planungs- und Bauleistungen aus Deutschland international stärker herausstellen bspw. durch Ausstellungen oder Beiträge auf der Architekturbiennale Venedig.
     

Wer unterstützt den Aufbau der Stiftung?

Der Stiftungsaufbau wird durch Projektzuschüsse des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen BMVBW, Zuschüsse der Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Planer und Architekten und durch die Mitgliedsbeiträge des Fördervereins finanziert.

Peter Conradi, Präsident der Bundesarchitektenkammer, Karl Heinrich Schwinn, Präsident der Bundesingenieurkammer, Achim Großmann, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMVBW und Karl Ganser, ehem. Leiter der IBA Emscher Park sind die Moderatoren der Stiftung und treiben das Projekt voran.

Unterstützt werden die Moderatoren vom so genannten „Gründerkreis“, bestehend aus 125 Personen, die sich im Jahr 2002 über die zentralen Inhalte der Stiftung berieten und zum „1. Konvent der Baukultur“ einluden.


Der „Konvent der Baukultur“ versammelt sich alle zwei Jahre und berät die Stiftung fachlich.

Mitglieder des Konvents sind Preisträger der bundesweit bedeutendsten Preise der letzten fünf Jahre aus den Bereichen:

  • Landschaftsplanung/Landschaftsarchitektur,

  • Städtebau,

  • Ingenieurbau,

  • Architektur/Innenarchitektur,

  • Architekturkritik,

  • Denkmalschutz,

  • Bauherren/Kredit- und Wohnungswirtschaft.

Ständige Gäste des Konvents sind die preisgebenden Institutionen, Jurymitglieder und Bauherren.

Der Konvent verjüngt sich laufend, da neue Preisjahrgänge hinzukommen, ältere aus dem Konvent ausscheiden.


Im April 2003 fand in Bonn im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestags der 1. Konvent der Baukultur mit Reden von Bundespräsident Johannes Rau, Bundesminister Dr. Manfred Stolpe (BMVBW) und Staatsministerin Christina Weiss statt. Der Konvent diskutierte das Vorhaben der Stiftung Baukultur und nahm die Grundsätze für die Aufgaben und Instrumente der geplanten Stiftung zustimmend zur Kenntnis.

Weiter wurde eine Vielzahl an Referaten zu zentralen Inhalten der Baukultur zu folgenden Themenschwerpunkten gehalten:

  • Die Kommunikation über/in der Baukultur.

  • Avantgarde, Innovation und Experiment.

  • Die Kultur der Ingenieurbauwerke.

  • Landschaft.

Am 2. Tag fanden die Beratungen der Konventmitglieder statt. Es wurde beschlossen, ein Präsidium zu wählen.

Im Herbst 2003 wählten die 490 Mitglieder des Konvents in Form einer Briefwahl mit einer Wahlbeteiligung von 81 % aus ihren Reihen ein Präsidium mit 20 Mitgliedern, das im November 2003 zum ersten Mal zusammentrat und nun die Aufgaben der geplanten Stiftung weiter ausformen wird. Dem 20-köpfigen Gremium gehören in Zukunft an: Jörg Schlaich, Werner Sobek, Christoph Ingenhoven, Christiane Thalgott, Werner Durth, Michael Krautzberger, Werner Sewing, Ingeborg Flagge, Thomas Sieverts, Manfred Sack, Peter Kulka, Kaspar Kraemer, Hartmut Häußermann, Gottfried Kiesow, Florian Nagler, Louisa Hutton, Meinhard von Gerkan, Wolfgang Kil, Markus Allmann und Bernd Hunger. Angela Bezzenberger wurde für den Bereich der Landschaftsarchitektur kooptiert. Somit besteht das Präsidium aus 21 Personen.

Im Oktober 2003 wurden erstmalig alle Architekten/Ingenieure auf breiter Basis über die Stiftung informiert und um Unterstützung durch einen persönlichen Beitrag gebeten.

Die nächsten Schritte auf dem Weg zur Stiftung werden die Begleitung des Gesetzgebungsverfahrens zur Stiftung sein, die inhaltliche Vorbereitung des 2. Konvents der Baukultur und die thematische Begleitung des nächsten Baukulturberichts.

Mit Inkrafttreten des Gesetzes, sprich der Gründung der Stiftung, wird im Frühjahr 2005 gerechnet, zeitgleich mit dem 2. Konvent der Baukultur.

Der Prozess der Gründung einer Bundesstiftung Baukultur wird begleitet und unterstützt durch den Förderverein Bundesstiftung Baukultur e. V. mit Sitz in Berlin. Vorstandsmitglieder sind: Ullrich Schwarz (Vorsitzender), Kaspar Kraemer, Engelbert Kortmann, Klaus Bollinger, Jörg Haspel, Bernd Hunger, Ulla Luther, Teja Trüper, Julian Wekél, Engelbert Lütke Daldrup.


Weitere Informationen:
www.bundesstiftung-baukultur.de

 

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