From Outer Space:
Architekturtheorie außerhalb der Disziplin

10. Jg., Heft 2
September 2006
   

 

___Regina Göckede
Cottbus
  Der koloniale Le Corbusier.
Die Algier-Projekte in postkolonialer Lesart

 

   

"Urbanisme partout.
Urbanisme général.
Urbanisme total."
[1]

Folgt man den dominanten Meistererzählungen der als geschichtliches Telos entworfenen Architekturmoderne, dann hat kaum eine Individualgestalt so entscheidend und nachhaltig zu ihrer Internationalisierung beigetragen wie der schweizerisch-französische Architekt Le Corbusier. Vor allem auf dem Sektor des Städtebaus ist es demnach dem prominenten Mitglied des CIAM gelungen, die rationalen Planungsmuster bis in die zivilisatorischen Randgebiete der so genannten Dritten Welt zu verbreiten. In diesem eurozentrischen Entwurf eines eingleisigen Transfers wird die vermeintliche Überlegenheit, Fortschrittlichkeit und universelle Gültigkeit der urbanistischen Moderne meist tautologisch im Verweis auf das geografische Ausmaß ihres Einflusses bewiesen. Nur selten fragt man hingegen konkret danach, unter welchen spezifischen soziohistorischen Voraussetzungen es den europäischen Planern gelungen ist, diese kulturellen und räumlichen Grenzen zu überwinden.
Erst in jüngster Zeit fahndet eine neue Generation von KritikerInnen unter dem Einfluss post-kolonialer Theoriedebatten nach den Korrelationen zwischen der weltweiten Homogenisierung der Bau- und Planungskultur sowie den Kulturen des modernen Imperialismus. Im Zuge dieser interdisziplinären Forschungsbemühungen entstehen auch neue Perspektiven auf die kanonisierten Protagonisten und Projekte der Architekturgeschichte. An diese Tendenz knüpft die vorliegende Studie an. Sie wählt Le Corbusiers Projekte der 1930er und frühen 1940er Jahre im nordafrikanischen Algier zum Untersuchungsgegenstand, um sie einer postkolonialen Lesart zu unterziehen. Während diese in den autonom-stilgeschichtlichen Darstellungen der herkömmlichen Architekturgeschichtsschreibung nahezu kontextlos als Übergangsphase oder als Wendepunkt für die Herausbildung einer neuen Formensprache sowie für die Reformulierung seiner urbanistischen Theorie beschrieben werden, entwickle ich einen interpretatorischen Zugang, der Le Corbusiers Stadtbaukunst für die algerische Hafenstadt in ihrem Verhältnis zur außerkünstlerischen Wirklichkeit darstellt. Indem die komplexe historische Beziehungen zwischen dem konkreten Planungsakt sowie der ihn umgebenden diskursiven und materiellen Kultur des Kolonialismus sichtbar gemacht werden, erscheint Le Corbusiers Algierprojekt als das einer spätkolonialen Figur. Von hier aus wird es schließlich möglich, auch die nachkolonialen Arbeiten und die immense Werkwirkung des Weltarchitekten nach ihren kolonialanalogen und rassistischen Kontingenzen sowie nach ihren globalistisch-totalitären Gesten zu befragen.


Ein Besuch im Kolonialmuseum
 

"Sortant du musée permanent de l'Exposition Coloniale où sont le plans de ville emportés de France sur les voiliers par les découvreurs de nouvelles terre, j'avais noté: l'histoire, c'est la leçon de mouvement, le bilan de l'action, le panorama de l'aventure."[2]


Das Zitat ist dem 1933 erschienenen Buch La Ville Radieuse entnommen. Le Corbusier datiert seine Notiz auf das Jahr 1931. In demselben Jahr findet in Paris eine Konferenz zum Städtebau in den Kolonien statt. Als Teilveranstaltung der L'Exposition coloniale internationale de Paris bekräftigt diese die Mission Civilisatrice französischer Architekten in den überseeischen Territorien.[3] Gleichzeitig handelt es sich um eine bombastische Demonstration der kolonialen Weltordnung samt ihrer evolutionären Hierarchisierung zwischen moderner Metropole und der zu modernisierenden Kolonie. Architektur und Städtebau erhalten in diesem Zusammenhang eine zentrale Funktion, weil sie als Gegenstände der materiellen Kultur Zeugnis von dem jeweiligen Entwicklungsstand einer Gesellschaft ablegen sollen. In den zeitgenössischen kolonial-rassistischen Diskursen der Anthropologie, Geografie oder Soziologie zählen divergierende Bau- und Siedlungsformen neben den äußeren Merkmalen menschlicher Körper zu den wichtigsten Indikatoren für den 'wissenschaftlichen' Nachweis der Primitivität fremder Gesellschaften. Entsprechend galten Architektur und Urbanistik als Schlüsseltechniken für die Assimilation der Kolonien in die westliche Zivilisation der Moderne.[4]
Insofern erscheint es nur konsequent, dass um Wissenschaftlichkeit bemühte Ausstellungsprogramm mit einer prominent besetzten Konferenz zur kolonialen Urbanistik zu bereichern. Außerdem handelt es sich bei dem Gesamtleiter der
Exposition coloniale um Maréchal Hubert Lyautey, jenem an der Ecole Polytechnique ausgebildeten ehemaligen Militärgouverneur Marokkos, der sich selbst für einen Amateururbanisten hält und der eng mit Architekten wie dem einflussreichen Kolonialbeamten Henri Prost zusammenarbeitete, um die Raumordnung seines Protektorats als Mittel sozialer Kontrolle zu verfeinern.[5]
Ihn, der während seiner Amtszeit in Marokko das Bauen als eigentliches Ziel jedes kolonialen Krieges postuliert,[6] loben die Kongressteilnehmer als größten Urbanisten der Moderne.[7]

 

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Abbildung 1:
Plakat der Ausstellung Exposition Coloniale Internationale in Paris, 1931


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Abbildung 2:
Luftbild Algier 1931
 
 

Le Corbusier nimmt anscheinend nicht an den Treffen kolonialer Urbanisten teil, genauso wenig wie an den antikolonialen Protesten oder an der Gegenausstellung der Surrealisten.[8] Es ist nicht zu überprüfen, ob der Modernist die klassizistisch variierten Art Deco Bauten der Section Métropolitaine oder die vermeintlich in authentisch traditionellen Designs errichteten Pavillons der Kolonien besichtigt. Fest steht aber, das er im November 1931 das auf dem Ausstellungsgelände errichtete Musée de Colonies besucht, um sich im Inneren dieses nationalen Monuments französischer Kolonialgeschichte von den Entwürfen früherer Kolonialplaner inspirieren zu lassen.
Das Versprechen an nur einem einzigen Tag eine Weltreise erleben zu können, mit dem die Ausstellung wirbt (Abb. 1), dürfte Le Corbusier indes nicht sonderlich beeindruckt haben. Hinter ihm liegt eine Phase ausgedehnter Reisen unter anderem nach Nord- und Südamerika. Noch im Frühjahr 1931 unternimmt er seine erste Algerien-Reise (Abb. 2). Offenbar wird er von dem Kolonialistenverein
Les Amis d'Alger eingeladen, an jener Vortragsreihe teilzunehmen, die anlässlich der Hundertjahrfeier der nordafrikanischen Kolonie organisiert wird. Zwar spricht der Architekt über die städtebauliche Zukunft der Stadt, aber die feierlichen Umstände seiner mehrstündigen Vorträge verweisen auf eine Vorgeschichte, ohne deren Kenntnisse seine späteren Projekte kaum differenziert beurteilt werden können. Ein kurzer Rückblick soll daher helfen in Le Corbusiers Plänen für das Algier der 1930er und frühen 1940er Jahre die Anwesenheit der kolonialen Vergangenheit wahrzunehmen.


Die Vorhut des modernen Avantgardisten

Die moderne Kolonialgeschichte Algeriens beginnt im Juli 1830. Obwohl die europäische Historiografen bis in die 1930er Jahre hinein als Apologeten der französischen Präsenz immer wieder auf die lange Geschichte von phönizischen, römischen, arabischen und türkischen Fremdherrschaften hinweisen, um nahe zu legen, dass vor Ankunft der Franzosen keine algerische Nation existierte,[9] bildet sich seit Ende des 17. Jahrhunderts ein dynastisches arabisch-berberisches Staatswesen heraus, dass bei Ankunft der französischen Militärexpedition weitgehend unabhängig vom Osmanischen Reich existiert. Es war dieser algerische Staat, den die Besatzer systematisch mit diplomatischen, ökonomischen und vor allem militärischen Mitteln zerstörten, um an gleicher Stelle ein
Algérie française zu errichten. Über die enorme Kluft zwischen dem hären zivilisatorischen Anspruch und der brutalen kolonialen Wirklichkeit in der ersten Phase französischer Herrschaft schreibt der führende nord-afrikanische Historiker Abdallah Laroui:
 

"L'histoire de l'Algérie de 1830 à 1871 est une suite de faux-semblants: Les colons qui, nous dit-on, voulaient faire des Algériens des hommes comme eux, alors qu'ils voulaient surtout faire d la terre algérienne une terre française; les militaires qui respectaient traditions et modes de vie locaux alors qu'ils essayaient de gouverner a moindres frais; Napoléon III, qui prétendait instituer un royaume arabe, alors que son idée était surtout d'«américaniser» l'économie et donc la colonisation française."[10]


Die beiden Schlüsselfiguren des Konfliktes sind in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts Abd el-Kader, der spirituelle Führer des lokalen Widerstands und der Maréchal Thomas-Robert Bugeaud, der nach Algerien gesandt wurde, um eben diesen zu brechen. Bugeaud entwickelt die Strategie der Razzia,[11] militärische Bestrafungsaktionen gegen so genannte Aufständige, ihre Familien und Häuser, die Mitte der 1840er Jahre in eine systematische Politik massiver Zerstörungen und gewaltsamer Vertreibung kulminieren. Manche Autoren sprechen gar von genoziden Ausmaßen.[12]
Bereits in den ersten Tagen der Besatzung avancieren die Militärs zu städtebaulichen Akteuren.
Architektonische und urbane Formen werden zu Instrumenten der Kriegsführung. "When the French captured Algiers in 1830, the destruction of the existing city – its streets, its monuments, and its population – seemed to be the primary goal",[13] schreibt Gwendolyn Wright. Aber dieses vermeintlich urbicide Design der Destruktion schafft zahlreiche funktionale Veränderungen im Gesicht der algerischen Hafenstadt, die unmittelbar den Kontrollinteressen der Besatzungsmacht dienen. Die Zerstörung ganzer Viertel, die großzügige Verbreiterung von Straßen sowie die rücksichtslose Schaffung von Aufmarschplätzen dienen vor allem der vereinfachten militärischen Bewegung im Kampf gegen den lokalen Widerstand.[14]
Bugeaud gelingt es 1847 Abd el-Kader gefangen zu nehmen und den Widerstand zu brechen. Nach seiner Rückkehr veröffentlicht er in Paris seine Abhandlung "La guerre des rues et des maisons",[15] in der er empfiehlt, die im kolonialen Kontext entwickelten Raumstrategien nun auch zur Reorganisation der metropolischen Städte anzuwenden. Der Architekt und Architekturkritiker Eyal Weizman glaubt, dass die militärischen Operationen und physischen Eingriffe in den kolonialen Stadtraum eine wechselseitig konstitutive Beziehung mit der Genese der modernen Urbanistik als eigenständige Disziplin unterhalten. So stehe z. B Georges-Eugéne Hausmanns wegweisendes städtebauliches Modernisierungsprojekt in Paris der frühen 1870er Jahre direkt unter dem Einfluss von Bugeauds Forderungen:
 

"[...] the experiment of Algiers led, ironically, to one of the most influential and admired urban projects of the modern era. Haussmann created wide boulevards down which the cavalry could charge against rioting crowds and artillery would have a straight lines of fire to break barricades, while leveling many labyrinthine slums. Military control was exercised on the drawing board [...]"[16]


Auch Paul Rabinow demonstriert in seiner post-strukturalistischen Untersuchung zur Geburt der französischen Moderne weit über dieses frühe Beispiel hinaus, wie wichtig die Kolonien als Laboratorien urbanistischer Experimente waren. Besonders eindrucksvoll gelingt ihm das anhand der Karrieren solcher Figuren wie z. B. Henri Prost [1874-1959], die als einflussreiche koloniale Planer tätig sind und zudem als Technokraten im Reformprozess des metropolischen Städtebaus seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert fungieren.[17] Prost wird 1913 von Lyautey nach Marokko geholt, um dort die modernen Prinzipien des Städtebaus anzuwenden. Nachdem Tunesien bereits seit 1881 als französisches Protektorat gilt, legitimiert sich die französische Intervention in Marokko erst 1912 durch den Status einer Schutzmacht. Für Lyautey repräsentiert die Siedlerkolonie Algerien das Ergebnis einer verfehlten Politik; vor allem auf dem Sektor des Städtebaus und der städtebaulichen Gesetzgebung. Er fordert für Marokko die gezielte Reorganisation der Macht- und Raumbeziehungen zwischen divergierenden sozialen und ethnischen Gruppen. Die von Lyautey und Prost erarbeiteten urbanistischen Dekrete des Jahres 1914 antizipieren in vielerlei Hinsicht das 1917 in Paris verabschiedete städtische Planungsgesetz Musée Social.[18] Die zuerst in Casablanca erprobten Modelle von funktionaler Zonenplanung, sozialer Separation werden darin direkt übernommen.[19]
Im kolonialen Kontext erwidert die Untergliederung des städtischen Raums freilich nicht nur bauhistorische Differenzen und Klassenunterschiede, sondern folgt unmittelbar rassistischen Grenzziehungen. Die rigorose und durch so genannte
cordons sanitaires verstärkte Trennung von einheimischer und europäischer Stadt führt wie Janet Abu-Lughod am Beispiel Rabats darstellt, zu einer Situation urbaner Apartheid.[20] Obwohl die urbanistische Doktrin rassistischer Separation erst 1919 offiziell kodifiziert wird, bildet sie ein konstantes Grundmuster des französischen Städtebaus in kolonialem Kontext. Noch auf der Pariser Kolonialkonferenz von 1931 versucht Prost diese Praxis mit den kulturellen Unterschieden zwischen Muslimen und Europäern sowie mit dem touristisch-ökonomischen Mehrwert einer authentisch erhaltenen arabischen Altstadt zu rechtfertigen.[21]
In der kolonialen Genese der urbanistischen Moderne erhält Algerien und besonders die Stadt Algier eine Sonderrolle. Sie fungiert gewissermaßen als Ort der Grundlagenforschung für die verfeinerten Experimente in Rabat, Tunis oder schließlich Paris. Als Le Corbusier das erste Mal die Hafenstadt besucht, ist sie von diesem Prozess gewaltsamer Versuche und Irrtümer bereits schwer gezeichnet.[22] Der untere Teil der an einem Berghang gelegenen Altstadt von Algier, der Casbah, wird schon in den ersten fünfzehn Jahren der französischen Besatzung von Militäringenieuren zerstört und/oder überbaut. Hier, wo einst die Wohnhäuser der Adeligen und Kaufleute sowie Moscheen und Verwaltungsbauten standen, entsteht das europäische Quartier de la Marine. Anlässlich des Besuches des Kaiserpaares im Jahre 1866 entsteht nach Plänen von Charles-Frederick Chassériau eine parallel zur Küste verlaufende massiv befestigte Militärstraße, der Boulevard de
L'Impératrice. "While providing a spectacular edge to Algiers, this project also engraved the power relations of the colonial order onto the urban image", heißt es bei Çelik, "the casbah was locked behind the solid rows of French structures."[23]
Der Besuch Napoleon III. markiert gleichzeitig ein vorläufiges Ende der frühen Zerstörungspolitik. Erstmals entsteht gestützt auf eine Vielzahl militärisch-wissenschaftlicher Untersuchungen zum traditionellen Bauen der Araber oder zur Islamischen Stadt, die Idee der Konservierung einheimischer architektonischer Monumente.[24] Nun rücken die mangelhaften Verhältnisse in den als chaotisch und unhygienisch beschriebenen Wohnvierteln der Colons ins Zentrum des behördlichen Interesses. Im Verlauf der 1880er Jahre entsteht erstmals jene Vision einer vollständigen Neuorganisation des Quartier de la Marine, die auch den Ausgangspunkt für Le Corbusiers Pläne der 1930er Jahre bildet.
All diese Eingriffe in die sozio-räumliche Syntax der Stadt [und des Landes] vollziehen sich selbstverständlich nicht ohne die Widerstände derer, die von ihren angestammten Positionen vertrieben werden. Nachdem Mohi al-Din 1871 den Franzosen in Algerien den Krieg erklärte, kommt es im Verlauf der 1870er und 1880er Jahre immer wieder zu anti-kolonialen Revolten, die mit großem militärischen Aufwand niedergeschlagen werden. Gleichzeitig setzt Frankreich seine Politik der Einwanderung und Landenteignung fort. Ende der 1920er Jahre leben in Algerien nahezu eine Million Kolonialisten. In manchen Städten, wie Algier, bilden sie bald die deutliche Bevölkerungsmehrheit. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts formieren sich in Algerien und Frankreich politische Gruppierungen, die für die Freiheit des Landes kämpfen. Während die Jung-Algerier seit 1908 die rechtliche Gleichstellung mit den Franzosen und die Integration Algeriens als Provinz Frankreichs fordern, radikalisiert sich 1924 von Paris aus die muslimische Arbeiterbewegung ENA unter der Führung Messali al-Haj zu einer militanten nationalen Befreiungsbewegung. Beeinflusst von den muslimischen Reformbewegungen des arabischen Maschrik gründet sich 1931 die algerische 'Ulama', die ebenfalls für die vollständige Unabhängigkeit kämpft.[25]
Von all dem zeigt sich Le Corbusier offensichtlich wenig beeindruckt. Während das koloniale Projekt im Verlauf der 1930er Jahre auf einen immer deutlicher artikulierten und konzeptionell koordinierten Widerspruch stößt, knüpft er mit seinen Entwürfen für Algier an solche diskursiven Strategien und urbanistischen Praktiken an, die Frankreichs Aneignung von Algerien begleiten. Anstatt also diese städtebaulichen Arbeiten euphemistisch als Versuch einer ästhetischen Transfiguration des kolonialen Dilemmas zu interpretieren, erscheint es mir angemessener, sie als beinahe anachronistische Projekte eines spätkolonialen Modernisten zu analysieren, der seit dem vierten CIAM-Kongress von 1933 als einer der führenden Theoretiker des funktionalen Stadtbaus die strikte Differenzierung und Hierarchisierung urbaner Zweckeinheiten propagiert und der nun in Algier einen Ort für die groß-dimensionierte Umsetzung seiner Idee vorzufinden glaubt.[26]
Le Corbusier beansprucht mit seinen Obus-Plänen die Rolle des Weltarchitekten. Und tatsächlich gilt er heute nicht wenigen als ein besonders früher global player auf dem Feld der Architektur und des Städtebaus als ein Avantgardist im Universalisierungsprozess der rationalen Moderne."[27]
Aber auch wenn wir gewohnt sind, die Idee der künstlerischen Avantgarde aus einer jetztzeitlichen Perspektive zu benutzen, um die geschichtliche Antizipation unserer eigenen Architekturgegenwart zu rekonstruieren, ist es im konkreten Fall wichtig, daran zu erinnern, dass der Begriff avant-garde zuerst in militärischen Kontexten verwendet wurde, um die Vorhut [den Spähtrupp] einer Armee zu bezeichnen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wird zuerst in Frankreich die Idee des soldatischen Vorkämpfertums auf die Spannung von radikaler künstlerischer Freiheit und pragmatisch politischen Ideologien bezogen. Damit wird betont, dass die autonome Praxis des europäischen Künstlers dem Modell des Krieges und der Zerstörung folgt. Der räumlichen Bedeutung von avant ist nun eine zeitliche Dimension hinzugefügt, um die auf die Zukunft gerichtete künstlerische Innovationsleistung hervorzuheben.[28] Nichtsdestoweniger transportiert auch das neue, nun raum-zeitliche Konzept eine Vorstellung autonomer künstlerischer Praxis, die dem sprachlichen Modell des Krieges und der Zerstörung folgt. Le Corbusier Algier-Projekte zeigen, dass es sich hierbei um deutlich mehr als nur um ein etymologisches Phänomen handelt.
Seine in diesem Sinne avantgardistische Stadtbaukunst verfügt über militärisch-ästhetische Kontingenzen, die in ihrer kolonialen Vorgeschichte bedingt sind. Der Architekt scheint sich seinen urbanistischen Vorgängern durchaus bewusst zu sein. Besonders positiv hebt er die planerische Leistung der ersten französischen Besatzer hervor. Ihnen verdanken Algeriens Städte eine solide Grundordnung: "
Le militaires de la Conquête [1831] traçaient de beaux plans de ville. Ils savaient urbaniser. L'Algérie [ville et villages] vaut par les tracés militaires."[29]
Es ist die von den frühen Militärurbanisten etablierte Raumkonfiguration Algiers, an die Le Corbusier modernen Entwürfe anknüpfen, um jene als chaotisch empfundene Unordnung zu resorbieren, die im Verlauf des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aufgrund eines zunehmenden planerischen "laissé faire"[30] entstanden sei.
Als besonders bedrohlich wird die ungeregelte Mischung von einheimischen und europäischen Bevölkerungsgruppen beurteilt. Vor allem die unkontrollierbare Überlappung und Interaktion ethnischer Sphären im Quartier de la Marine beunruhigt die Sozialhygieniker der kolonialen Behörden bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts. Hier, wo Franzosen, verarmte Italiener, Spanier und andere europäische Einwanderer sowie Araber, Juden und Berber aufeinander treffen, drohen jene Grenzen verloren zu gehen, die eine hierarchische Artikulation kolonialer Differenz ermöglichen und das sozioökonomische Gefüge von Kolonisten und Kolonialisierten garantieren. Sehr früh werden daher Massenumsiedlungen und großflächige Neuordnungen angedacht, aber nicht realisiert.[31] Le Corbusier findet Anfang der 1930er Jahre eine durch den anhaltenden Zuzug abermals unübersichtlicher gewordene Situation vor: "
Un mélange insolite et désordonné fait de cités indigènes et de cites européennes, compromettant l'économie générale de l'urbanisme,"[32] beschreibt er.
 

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Abbildung 3:
Le Corbusier: Planung für Algier,
Projet Obus A, 1931
 
  Wenn hier von einer ungeordneten Mischung die Rede ist, welche die soziale Ökonomie des Städtebaus gefährde, dann ist das in zweierlei Hinsicht signifikant: Zum einen erkennt der französische Urbanist unwidersprochen an, dass im kolonialen Kontext "der ökonomische Unterbau zugleich ein Überbau"[33] ist, dass sich also rassistische Grenzziehungen, wirtschaftliche Machtrelationen und soziale Raumäußerungen wechselseitig bedingen. Zum anderen bringt er mit der Wahl des Attributs désordonné zum Ausdruck, dass die Überlappung von europäischer und muslimischer Stadt nicht nur ungewöhnlich und unüberschaubar sind, sondern gleichsam das Risiko des Aufruhrs erhöhen und damit rechtswidrig sind. Le Corbusiers Planungen folgen in dieser Hinsicht der Petition des kolonialurbanistischen Kongresses von 1931, dessen zentrale Forderung die eindeutige Segregation von Rassen[34] ist. Der Planer begrüßt das Vorhaben der städtischen Behörden, das Hafenviertel komplett abzureißen. An dieser Stelle soll seine Cité d'Affaires entstehen, ein zentralisierter Ort für Verwaltung und Kommerz, von wo aus der Austausch zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen reguliert und kontrolliert werden kann. Das ist das planerische raison d'etre für Le Corbusiers Algier.[35]
Bezogen auf die von der islamischen Baukunst inspirierte Vorliebe für einfach verputzte weiße Wände bezeichnet sich Maréchal Lyautey als Vorgänger Le Corbusiers.[36] Der Kolonialbeamte kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, wie wichtig sein Vorbild und das seiner militärischen Vorgänger auch für den Städteplaner Le Corbusier in Algier sein wird. Dessen Obus-Pläne erhalten trotz allem Insistieren auf Einzigartigkeit, Progressivität und Modernität ihre wichtigsten Impulse von den urbanistischen Errungenschaften der kolonialen Militärs. Sowohl in struktureller als auch in formaler Hinsicht versuchen sie Algier zunächst zu jener Disziplinarordnung zurückzuführen, die von den ersten französischen Besatzungssoldaten Mitte des 19. Jahrhunderts für die Stadt vorgesehen wurde, um daraufhin effizientere Instrumente für eine umfassende Regulierung des besetzten Raumes zu entwickeln. Le Corbusier schwärmt von der noblesse militärischer Schutzwälle.[37] Er lobt die
Arcades des Anglaises, eine Arkaden-gestützte Hochstraße entlang des Hafens gleichzeitig als einzigartigen Beleg für die architektonischen Leistungen der Militäringenieure[38] und als Vorbild für seine eigene Konzeption eines monumentalen Wohnviadukts. (Abb. 3)[39] Mit Hilfe neuer konstruktiver Verfahren überträgt der Planer den konzeptionellen Grundgedanken von Schutzwall und Viadukt auf eine urbanistische Superstruktur, die das leisten soll, was den Soldaten der französischen Armee nicht möglich war; die direkte bauliche Erschließung der unmittelbar an die Stadt grenzenden Berge des Fort-l-Empereur. Hundert Jahre nach der französischen Invasion entstehen während eines Vortrages in Algier jene Skizzen, die das imperialistische Projekt sozusagen mit de Mitteln des modernen Städtebaus vollenden sollen. Von dem am Hafen gelegenen Hochhaus des Geschäftszentrums führt das Viadukt auf einer Höhe von 150 Metern zu den exklusiven europäischen Wohnquartieren. Hier sollen die Kolonialisten auf eine Weise untergebracht sein, die Le Corbusier "royalement"[40] nennt. So monarchistisch die Wortwahl an dieser Stelle ist, so offen militant fällt die Wortwahl des Planers bei der Benennung seines Gesamtziels aus: "La conquêt de terraines de Fort-l-Empereur".[41]


Obus: Ein urbanistisches Bombardement

Die ersten städteplanerischen Ideen für Algier entstehen während seines Besuches im Frühjahr 1931.
Der Architekt hält im überfüllten Auditorium des Casinos zwei mehrstündige Vorträge zu den Themen
"La révolution architecturale accomplie par les techniques moderne" und "La révolution architecturale apportant. La solution au problème de l'urbanisme des grand villes."[42] Die Veranstaltungen sind Teil der Hundertjahrsfeierlichkeiten dessen, was die französisch-europäische Bevölkerungsmehrheit als zivilisationsgeschichtlichen Meilenstein verklärt: Die Okkupation Algiers durch französische Militärs im Jahre 1830. Wenn Le Corbusier den Bewohnern der rapide wachsenden Hafenstadt erklärt, wie die neuesten technischen Errungenschaften der modernen Architektur dazu beitragen können, die urbanistischen Probleme Algiers zu lösen, dann ist zumindest bemerkenswert, dass er den Beginn der Maschinenzeit-Revolution ebenfalls auf das Jahr 1830 datiert.[43]
Er ist so begeistert von der Stadt, dass er seinen Aufenthalt gleich um zwei Wochen verlängert und im folgenden Sommer nochmals zurückkehrt, um nun auch das Hinterland kennen zu lernen. Was ihn offenbar besonders fasziniert, ist die von den städtischen Behörden geplante Komplett-Zerstörung des Hafenviertels:
"Il allait donc exister quelque part dans le monde un terrain net [entier] au cœur d'une ville intense, un terrain disponible a toutes les initiatives des temps modernes?"[44] schreibt Le Corbusier an den Bürgermeister Algiers. Eine riesige, völlig unbebaute Fläche im Zentrum einer expandierenden Großstadt. Der moderne Planer erkennt die einmalige Chance, einen urbanistischen Präzedenzfall zu schaffen, der den Weg für die aus seiner Sicht unabdingbare weltweite Transformation von Großstädten weist.[45] Er nennt sein Projekt "Projet-Obus",[46] um – wie es heißt – die generelle Richtung vorzugeben, in die zu schießen ist.[47]
Es fällt auf, dass sich die überwiegende Zahl der ArchitekturhistorikerInnen hartnäckig weigern, Le Corbusier wörtlich zu nehmen. Mary McLeod etwa, deutet den Obus-Begriff, der im deutschen als Projektil oder Granate zu übersetzen ist, rein metaphorisch: Der Urbanist wollte hiermit den explosiven Charakter seiner alles bisher Bekannte nivellierenden Ideen zum Ausdruck bringen.[48] Kenneth Frampton glaubt, dass sich der Projektname auf die gekurvten Figurationen der lang gestreckten Baukörper bezieht, deren parabolischen Formen der Flugbahn einer Granate ähneln.[49] Lediglich Zeynep Çelik erweitert diese metaphorische Lesart, in der die städtebauliche Form als alleinige Referenz herhalten muss, indem sie den Begriff Obus mit der spezifischen Kolonialgeschichte militärischer Konfrontationen in Beziehung setzt: "This is not a simple, light-hearted metaphor an d should not be dissociated from its political context, from the violent confrontations between the French army and the local resistance forces during the one hundred years of occupation."
[50] Allerdings unterlässt auch sie es, Le Corbusiers Projekt direkt auf die Funktion militärischer Operationen in dem dualen kolonialen Prozess urbaner Zerstörung und Modernisierung zu beziehen.[51] Genauso wenig fragt sie danach, wie und von wem die für die Realisierung seines Entwurfes notwendigen Abrissarbeiten hätten durchgeführt bzw. durchgesetzt werden können. Es sind Militärs, die im Zweifel auch gegen den Widerstand der lokalen Bevölkerung Raum für Le Corbusiers Megastrukturen geschaffen hätten, so wie sie es rund um den Globus getan haben.
Lediglich ein ehemaliger Mitstreiter Le Corbusiers, der Journalist Edmond Brua, ist nach dem Tod des Architekten bereit, diese militärisch-urbiciden Voraussetzungen bzw. Implikationen des Obus-Projektes beim Namen zu nennen. Sein 1973 in der Zeitschrift
"L'Architecture d'Aujourd'hui" erschienener Essay trägt den Titel: "Quand Le Corbusier bombardait Alger de 'Projets-Obus'".[52]
Le Corbusiers Pläne wurden niemals umgesetzt. In ihrer Blindheit gegenüber dem nahenden Zusammenbruch des Kolonialsystems und in ihren spätkolonialen Totalitätsaspirationen antizipieren sie aber in einem gewissen – in diesem Fall wohl auch nicht mehr als metaphorischen – Sinne, jene massiven Bomben- und Granatenangriffe der französischen Marine und Luftwaffe vom Mai 1945, mit der die lokalen antifranzösische Erhebungen niedergeschlagen werden sollten.[53]


Die Modernisierung der kolonialen Ordnung

Le Corbusier reicht seine Arbeitsergebnisse erstmals im Dezember 1932 bei den Verantwortlichen der Stadt ein. Anfang 1933 wird sein Projet Obus A im Rahmen einer Ausstellung für Architektur und Städtebau begleitet von einer breit angelegten Pressekampagne der Öffentlichkeit von Algier vorgestellt.
Die Phase des triumphalen Kolonialismus, wie Abdullah Laroui die Zeit zwischen 1880 und 1929 nennt, ist unübersehbar vorüber.[54] Offene Revolten und politisch organisierter Widerstand verstärken sich nicht nur in Algerien. Auch in der Metropole selbst verschaffen sich zusehend anti-koloniale Stimmen Gehör. Besonders kommunistische Gruppen wie die Ligue Anti-impérialiste unterstützen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Algerier.[55]
Anlässlich der Pariser Kolonialausstellung von 1931 schreibt der Sozialist Léon Blum in der Zeitschrift Populaire, dass die unterworfenen Völker zu Recht ihre Freiheit einfordern, weil sie lediglich das grundsätzlichste, von Frankreich postulierte zivilisatorische Prinzip anwenden: Das des Rechtes auf Selbstbestimmung.[56]
Insofern ist es vielleicht kein Zufall, dass der Syndikalist Le Corbusier vorgibt, nicht für eine koloniale Stadt, sondern für die zukünftige Hauptstadt Afrikas zu planen.[57] Die seine Entwürfe der frühen 1930er Jahre erläuternden Texte werden von nicht wenigen KritikerInnen als Hinweis auf die kolonialismuskritische Vision einer transnationalen mediterranistischen Synthese von Orient und Okzident bewertet. Dabei gilt vor allem die Platzierung des Geschäftzentrums an der sozio-räumlichen Schnittstelle von europäischen Wohnvierteln und einer konservierten muslimischen Altstadt sowie Le Corbusiers Bewunderung für die traditionelle arabische Baukunst als Nachweis für die integrative Absicht des modernen Urbanisten.[58]
Doch in welches Weltbild soll das arabisch-berberisch-muslimische Algier integriert werden? Unterscheidet sich Le Corbusiers städtebauliche Version der Vereinigung zweier disparater kultureller Sphären tatsächlich entscheidend von dem französischen Konzept der kolonialen Assimilation, also von der deutlich untergeordneten Anbindung der Kolonien an die metropolische Mutternation? Wie verfährt der Städtebauer mit den Überwachungs- und Kontrollinteressen der Besatzungsmacht und wie mit den im kolonialen Prozess etablierten und rechtlich sanktionierten ökonomisch Hierarchien? Beabsichtigt er tatsächlich einen Bruch mit den historisch generierten Raummustern der kolonialen Stadt? Was würden schließlich diese urbanistischen Modernisierungsleistungen jenseits technologischer und poetisch-figurativer Innovationen in ihrer soziopolitischen und materiellen Tragweite für die Bewohner Algiers bedeuten?
Le Corbusiers [Ideal]-Welt ist eine in Abteile getrennte, eine geordnete Welt. Diese Ordnung, so erklärt er in einem Essay, der 1931 in der von ihm selbst sowie von Hubert Lagardelle, Piere Winter und François de Pierrefeu herausgebenden syndikalistischen Zeitschrift Prelude erscheint, gehorche jenen ebenso natürlichen wie absoluten Hierarchien, die von topografisch-geografischen, klimatischen und rassischen Parametern determiniert seien. So, wie der Vater der Familie vorstehe oder der Stamm von einem Stammesführer geleitet würde, verlange auch die Administration der natürlichen Region eine zentrifugale Ordnung:
"[...] les ordres vont du centre à la périphérie".[59]
Vom Zentrum, da ist sich der Architekt offenbar sicher, muss sich die Ordnung hin zu den Peripherien entwickeln. Dabei bestehe die Aufgabe der Verwaltung im Wesentlichen darin, nicht naturgegebene, beliebige oder diffuse Grenzverläufe auf ihre natürliche Lage zurückzuführen. Erst die eindeutige räumliche Fixierung und Überwachung dieser organischen Einheiten ermögliche die zielgerichtete und ökonomisch effiziente Ausübung von politischer Autorität: "
Une gestion implique la notion fatale des frontières. On ne peut administrer un territoire indéterminé. La détermination du territoire est une fonction directe des moyens techniques de surveillance."[60]
Auch wenn sich Le Corbusiers theoretischer Entwurf einer vermeintlich harmonisch geordneten Welt bisweilen in solchen kosmologischen Dimensionen vollzieht, in denen die Sonne als wichtigste Ordnungs- und Kontrollinstanz fungiert,[61] postuliert er mit seinen empirizistisch aufbereiteten Diagrammen durchaus konkrete politische Handlungsaufforderungen für ökonomische, soziale und städteplanerische Reformen jenseits poetischer Imagination und biologistischer Symbolismen.[62] Diese weltlich materiellen Dimensionen seiner kulturpessimistischen Idee einer spirituellen ästhetischen Regeneration, vor allem deren kolonial-rassistischen Kontingenzen treten in den Entwürfen für Algier offen hervor.
 
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Abbildung 4:
Gesamtplanung Projet Obus A, 1931
 
 

Das Projet Obus A verfügt über vier Grundelemente. Die Cité d'Affaires, welche an der Stelle der engen und unübersichtlichen Korridorstraßen des Hafenviertels entstehen soll, eine auf den Bergen gelegene Wohnstadt, die Redents des Fort-l`Empereur sowie zwei Erschließungsachsen, von denen eine die zentralen Hochhausbauten der Verwaltungs- und Geschäftsstadt mit dem Fort-L'Empereur verbindet und eine andere als Apartment-Viadukt-Hybrid entlang der Küste verläuft. (Abb. 4)
Le Corbusiers Cité ist zugleich Ausgangs- und Knotenpunkt der beiden linear projektierten Expansionsachsen. Sie folge, so erklärt er dem Bürgermeister der Stadt, strukturell dem Prinzip des Militärlagers.[63] Alle weiteren städtebaulichen Eroberungen würden sich von hieraus quasi organisch wie von selbst ergeben, wirbt der urbane Biologe für sein Projekt. Er konzentriert die wichtigsten Einrichtungen der Politik, Verwaltung und Wirtschaft in einem gigantischen Hochhaus. Dort, wo Anfang der 1930er Jahre die eindeutigen Grenzen von Ethnizität und religiöser Affiliation zusehends drohen verloren zu gehen, wo die gleichzeitige Anwesenheit von verarmten Colons und europäisierten muslimischen Händlern nicht nur die räumliche Definition von Identität und Differenz in Frage stellt, sieht Le Corbusier eine klar gegliederte und einfach überschaubare Stadtlandschaft vor, die mit Ausnahme des 150 Meter hohen Verwaltungsbaus und einem zentralen Busbahnhof hauptsächlich von großflächigen Parkanlagen demarkiert wird. Zwar beklagen die Behörden offiziell primär die mangelnden hygienischen Verhältnisse in den überbevölkerten Slums des Quartier de la Marine.[64] Aber Le Corbusier geht es offenbar um deutlich mehr als nur um die gesundheitspolitisch motivierte Sanierung eines Wohnviertels im Übergangsbereich zwischen muslimischer Casbah und europäischer Stadt.
Der französische Stadtplaner strebt die rigorose funktionale Umwidmung des Ortes zum Zentrum einer in widerspruchsfreie Einheiten gegliederten Stadt an. Die besondere Überlappung disparater Raumidentitäten, die das Hafenviertel in den Augen der Ordnungsmacht als chaotisch erscheinen lässt, entlarvt anscheinend die Ambivalenz der kolonialen Situation und droht damit, die koloniale Autorität aufzubrechen. Das Quartier ist ein solcher "Raum da-zwischen",[65] von dem der postkoloniale Theoretiker Homi K. Bhabha sagt, dass in ihm "die zivilisatorische Mission durch den de-plazierenden Blick ihres disziplinären Doppels bedroht wird."[66] Dieses Doppel, das sind im vorliegenden Fall die Tür an Tür mit den Franzosen und anderen Europäern lebenden Algeriern, die den ihnen zugewiesenen Ort und Objektstatus verlassen haben. Ihre Präsenz macht das Hafenviertel zu einem hybriden Ort, der belegt, dass die koloniale Behauptung der ontologischen Reinheit kultureller oder ethnischer [Raum-]Identitäten unhaltbar ist; dass kulturelle Grenzen und räumliche Hierarchisierungen vielmehr, das Ergebnis performativ inszenierter Bedeutungen sind.
Die kolonialen Urbanisten wissen – bewusst oder unbewusst – um die Gefahr, die von diesen Räumen unkontrollierter Koexistenz ausgeht. Sie wissen, dass die koloniale Macht auf der radikalen Differenz der Kolonialisierten basiert und dass bei der Verwaltung kolonialer Gesellschaften, Strategien der Hierarchisierung und Marginalisierung angewendet werden müssen.[67] Die besondere Aufmerksamkeit des Pariser Kongresses kolonialer Urbanisten von 1931 gilt nicht zufällig den Kontaktzonen von Einheimischen und Franzosen. Einerseits bekräftigt man das Konzept städtebaulicher Segregation, andererseits soll der unvermeintliche Austausch zwischen beiden Sphären in geordnete, das heißt vorausgeplante Bahnen gelenkt werden.[68]
Auch Le Corbusiers Raumregulierung zielt direkt auf die Äußerungsgegenwart sozialer Räume. Das binäre Muster von französischer Stadt und islamischer Medina wird dabei eher verfeinert, als in Frage gestellt. Die Cité d'Affaires modernisiert das von Lyautey und Prost in Rabat entwickelte Separationskonzept des cordon sanitaire als einer unbebauten Grünfläche,[69] indem sie verhindert, dass der für die Inszenierung absoluter Grenzen vorgesehenen Ort zur Bühne unerwünschter sozialer Akteure werden kann. Genau das war in Marokko geschehen.[70] Zwar ist Algier zu Beginn der 1930er Jahre keine strikt in europäische und indogene Wohnviertel gegliederte Stadt. Aber von den offiziell 56.000 algerischen Einwohnern leben über 96 Prozent in der Casbah.[71] Etwa 156.000 Europäer bilden die deutliche Mehrheit der zivilen Gesamtbevölkerung. Ihre überwiegend seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert entstandenen Wohnviertel umschließen gemeinsam mit den Kasernen, Aufmarschplätzen und anderen militärischen Zonen die von der Zerstörung verschonten Überbleibsel der Altstadt. Für den auf diese Weise strangulierten arabisch-muslimischen Stadtteil ist damit jede Expansion unmöglich.[72] Die nach zeitgenössischen Standards errichteten europäischen Wohnviertel okkupieren eine deutlich überproportionale große Fläche des Stadtgebietes. Algier ist 1931 eine duale Stadt.
Die überbevölkerte und gezielt von infrastrukturellen Verbesserungen ausgeschlossene Casbah erhält in dieser kolonialen Syntax die Funktion eines antagonistischen Supplements. Das Konservieren und Ausstellen ihrer irrationalen Traditionalität und bautechnologischen Rückständigkeit soll die Rationalität und Fortschrittlichkeit der französischen Stadt affirmieren und auf diese Weise immer wieder aufs Neue das zivilisatorische Projekt der Kolonisation rechtfertigen:
 

" 'It is not because the 'old city' is dirty' that it should be kept intact, but because 'it alone permits the visitor...to understand better the grandeur and beauty of the task accomplished by the French in this country after a century in this place previously deserted, barren and virtually without natural resources'."[73]


Damit die Casbah von Algier diese Funktion erfüllen kann, muss die Trennung zwischen den beiden Zonen sichtbar und räumlich erlebbar sein. Le Corbusiers Entwurf leistet genau das. Die Casbah wird in eine neue gestaltete und erkennbare Totalität eingebunden und räumlich fixiert. Als territoriales Objekt avanciert sie im Projet Obus gewissermaßen zu einer passiven fünften Komponente des Gesamtkonzeptes. Zentral gelegen, vollständig objektiviert und dennoch ausgeschlossen. In eben dieser Eigenart ist sie konstitutiv für die manichäische Ordnung der kolonialen Welt. Eine höhere Einheit ist nicht gewünscht. Die Zonen des Kolonialisierten und die der Kolonisten sind einander nicht komplementär, sondern stehen in einem städtebaulich gezielt hervorgehobenen Gegensatz zueinander.[74] Die Grenze zur Casbah, so könnte man in Anlehnung an Martin Heidegger sagen, ist jenes, von woher die europäische Stadt ihr modernes Wesen beginnt.[75]
In diesem Zusammenhang ist Le Corbusiers wiederholtes Hervorheben der organischen Schönheit und der architektonisch-urbanistischen Qualitäten der Casbah mehr als ambivalent.[76] Einerseits reproduziert er ein statisches Modell des arabischen Bauens, das französische Orientalisten, Ethnographen und Kolonialoffiziere wie William Marçais seit den 1920er Jahren aus ihrer nordafrikanischen Anschauung glaubten, entwickeln zu können[77] und partizipiert er damit an jener generalisierenden Konstruktion eines unveränderlichen urbanistischen Islams, die bis heute den ahistorischen Mythos einer von religiösen Parametern determinierten wesentlich irrationalen Essenz der islamischen Stadt nähren.[78] Andererseits fungiert die arabische Altstadt in Le Corbusiers Polemiken nicht nur als Repräsentation einer zum Stillstand gekommenen materiellen orientalischen Kultur, sondern ebenfalls als positiver Maßstab für die kulturpessimistische Kritik der jüngeren französischen Stadterweiterungen sowie der traditionellen europäischen Stadtplanung überhaupt.[79] Doch trotz allem Lob für die effiziente Raumnutzung der Casbah, für die Wohlproportioniertheit ihrer Häuser-Arrangements oder für ihre Naturverbundenheit kann das kategorisch Andere offenbar nicht als Vorbild für das urbanistische Selbst des modernen Algiers dienen.
Le Corbusier sieht zudem entscheidende Eingriffe in die räumliche Organisation und sozio-ökonomische Wirklichkeit des Altstadtviertels vor. Das betrifft vor allem die Vertreibung bzw. die Zwangsumsiedlung tausender Einwohner, also die Reduzierung der Bevölkerungszahl sowie die Umnutzung von freigewordenem Wohnraum für die Ansiedlung von traditionellem Handwerk und von Museen für einheimische Kunst. Le Corbusiers Plan reduziert die ökonomische Bedeutung der Casbah auf die eines touristisch erschlossenen Freilichtmuseums.[80]

 

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Abbildung 5:
Variante Projet B, 1933


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Abbildung 6:
Gateway to India, Bombay


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Abbildung 7:
Schematische Darstellung Le Corbusiers, undatiert


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Abbildung 8:
brise-soleil-Hochhaus für Algier aus dem Plan Directeur, 1942


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Abbildung 9:
Grundriss des hexagonförmigen Hochhauses der Cité d'Affaires des Plan direxcteur, 1942


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Abbildung 10:
Le Projet C. Blick aus der verglasten Eingangshalle des Hochhaus-gebäudes, 1934


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Abbildung 11:
Autobahn des Küstenviaduktes in der Planung Obus A, 1931


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Abbildung 12:
Projet Obus A, 1931 vom Meer aus gesehen
 
  Das eigentliche Zentrum politischer und wirtschaftlicher Macht ist die Cité d'Affaires. Sie dient ausschließlich französischen Institutionen. Während die öffentlichen Einrichtungen der Muslime nur vage und in architektonischer Hinsicht völlig unspezifiziert für eine erweiterte Straße am unteren Rand der Casbah vorgesehen ist,[81] soll hier ein weithin sichtbares und unverwechselbares architektonisches Monument entstehen, das der kolonialen Macht symbolische Autorität verleiht. Der Verwaltungs- und Geschäftskomplex besteht im Wesentlichen aus einem 150 Meter hohen und mehrere hundert Meter breiten Hochhausbau mit einer Grundfläche von 22000 Quadratmetern, dem manchen Plan-Varianten ein zweiter etwas kleinerer Hochhausblock parallel vorgelagert ist. Diese massive Betonwand schiebt sich wie eine riesige Barriere zwischen Casbah und Meer, so dass ihren Bewohnern jener weite Blick genommen wird, den Le Corbusier als so inspirierend erlebte.[82] Das aus militärischer und wirtschaftlicher Sicht strategisch besonders bedeutsame Hafengebiet wird unmissverständlich der französischen Hoheit unterstellt. Die Bewohner der Casbah ist der Zugang zum Meer endgültig versperrt. In dieser Hinsicht erinnert Le Corbusiers Verfahren an die urbanistischen Strategien jener anderen großen kolonialen Seemacht, die die Hafenstädte ihres Empires mit symbolischen Kontroll-Toren versieht. In einer Variante des Projekts B aus dem Jahre 1933 (Abb. 5) ist dieses semiotische Moment besonders hervorgehoben. Weil Le Corbusier hier die horizontale Erstreckung des gestaffelten Baukörpers deutlich reduziert und die zum Meer gelegene Fassade auf einer Fläche von ca. 900 Quadratmetern öffnet, entsteht eine Zeichenform die noch stärker das architektursprachliche Signifikat [Hafen-]Tor entstehen lässt. In dieser Lesart avanciert der Hochhausturm zu einem funktionalen Äquivalent des Gateway to India in Bombay. (Abb. 6). Der primäre Referenzpunkt des so geschaffenen symbolischen Gateway to Algeria ist selbstverständlich Frankreich. Die unterworfene Stadt wird direkt an La plus grande France angeschlossen. Le Corbusiers zukünftige Hauptstadt Afrikas wird als Hauptstadt von Französisch-Afrika markiert. Das Hochhaus fungiert als symbolischer Kopf jener Achse, die von Paris bis an die Küste Nordafrikas und von dort aus weiter ins Innere des Kontinents verläuft. (Abb. 7) Le Corbusier wird bei seinem brise-soleil-Hochhaus von 1942  mit der durch ein unregelmäßiges Sonnenschutzgitter aus Beton gegliederten Fassade diesem Postulat in noch nachhaltiger Zeichenhaftigkeit Ausdruck verleihen. (Abb. 8) Hier greift er die sechseckige Symbolform der Republik, die der französische Volksmund bis heute als hexagone bezeichnet, sowohl in der Gestaltung des Grundrisses als auch in der formalen Lösung des Aufrisses auf. (Abb. 9)
Aber die städtebauliche Raumkonzeption des Geschäfts- und Verwaltungszentrum kollaboriert nicht nur in symbolischer Hinsicht mit dem ideologischen Raum des kolonialen Diskurses. Neben der Funktion der Machtrepräsentation stellen die Pläne auch unmittelbar eine "Form der Regierungstätigkeit"[83] dar:
"Le plan devient dictateur", schreibt Le Corbusier unmissverständlich an Lyautey, um ihn für sein Projekt zu gewinnen, "il dame de réalités indiscutables."[84]
Zu der hier versprochenen Schaffung von unanfechtbaren Ordnungswirklichkeiten zählt nicht nur das räumliche Platzieren und Abblocken der Casbah, das die Einheimischen zu Fremden in ihrer eigenen Stadt macht, sondern auch eine urbane Ökonomie, die den Stadtraum zum Ort nahezu panoptischer Überwachung macht. Der Hochhausturm der Cité ist eines der hierfür entwickelten architektonischen Hilfsmittel, die gemeinsam mit anderen Instrumenten direkt Machteffekte herbeiführt. Die weitgehend unbebaute Umgebung kann von hieraus lückenlos überwacht und sämtliche Ereignisse registriert werden.[85] Eine zeichnerische Darstellung von 1934 – sie gehört zu dem auf die Reorganisation des Quartier de la Marine begrenzten Projet C – zeigt den Blick aus der allseitig verglasten Eingangshalle des Gebäudes auf eine riesige betonierte Freifläche zwischen Hafen und Casbah.[86] (Abb. 10) Dass der Cité-Bau die kolonialen Techniken des zwingenden Sehens optimieren kann, liegt besonders an seiner enormen Höhe. Er ist in Relation zu der übrigen Bebauung der Stadt ein Überwachungsturm, der zu den historischen Schlüsselelementen der kolonialen Landnahme zählt.[87] Das über 15 Kilometer parallel zur Küste geführte 15stöckige Wohnviadukt der Obus-A-Planung [vgl. Abb. 3] verbindet diese Qualität mit den Eigenschaften des anderen archetypischen Bautypus kolonialer Raumregulierung – der Mauer. Gemeinsam mit der ebenfalls in 10 Metern Höhe angelegten Küstenautobahn entsteht eine riesige Wehranlage, aber auch ein riesiges Gefängnis, das zahlreiche kleine arabische Ansiedlungen einschließt.


Die koloniale Gartenstadt und die Politik der Vertikalität

"The process that splits a single territory into a series of territories is the 'Politcs of Verticality'"
[88]

Le Corbusier bezeichnet seine Vision für Algier trotz der enormen linearen Ausdehnung, als die einer senkrechten Gartenstadt.[89] Dass die Idee der Gartenstadt sowohl in ihrer Genese als auch in ihrer Anwendung auf vielfältige Weise mit den historischen Erfahrungen des Kolonialismus verbunden ist und die koloniale Stadt selbst häufig als Vorstadt der europäischen Metropole begriffen wurde, beweisen zahlreiche Beispiele urbanistischer Imperialismen, zuvorderst jene britischer Provenienz. In den Karrieren solcher Protagonisten wie z. B. der des schottischen Botanikers, Soziologen und Stadtbautheoretikers Patrick Geddes kulminieren beide Aspekte; die der kolonialen Planungspraxis und die des metropolischen Theoriediskurses.[90]
Bei Le Corbusier gibt die koloniale Gartenstadt ihren horizontalen Zustand auf und geht in einen vertikalen Zustand über. Die Autobahn des Küstenviadukts (Abb. 11) transformiert sich im Quartier de la Marine zu jenem Bautypen, den Paul Virilio metaphorisch "die vertikale Autobahn" nennt,[91] der sich aber in Le Corbusiers Entwurf tatsächlich als ein Hochhaus mit PKW-Aufzügen präsentiert. Von dessen Dach aus führt eine Hochstraße bis zu den in den Bergen gelegen Redents des Fort-L'Empereur. Le Corbusier entwickelt eine dreidimensionale Matrix von Hochstraßen [später auch von Tunneln][92] für die kolonialrassistische Trennung solcher Räume, die eigentlich nicht zu trennen sind. Das Viadukt verläuft direkt über die Casbah hinweg. Es fungiert, wie sein Erfinder erklärt, als vertikaler cordon sanitaire: "This artery will be separated entirely from the indigenous town, by means of level difference."[93] Hier handelt es sich freilich um mehr als nur eine Höhendifferenz mit dem Zweck der Erschließung. Le Corbusiers Innovation perfektioniert die urbanistische Technik der Separation und Hierarchisierung auf völlig neue Art. Seine totale Mobilmachung in drei Dimensionen schafft zudem alle Voraussetzungen für die effektive militärische Überwachung der eigentlich schwer einsehbaren Casbah so, wie sie sonst nur von Flugzeugen aus möglich wäre.
Das Flugzeug und militärische Luftbilder tragen seit Anfang des 20. Jahrhundert entscheidend zur Transformation und Expansion des urbanistischen Denkens sowie der Planungspraxis bei.[94] Wie stark auch Le Corbusiers planerischer Perspektive mit der eines Vogels übereinstimmt, zeigen viele seiner Entwurfszeichnungen. Die figurative Gestaltung seiner krähenfußartigen Berg-Wohnanlage macht das besonders deutlich.
Bereits Mary McLeod hebt hervor, wie wichtig seit seiner Süd-Amerika-Reise für Le Corbusiers Planungspraxis das Mittel des Überlandfluges ist, dass nicht nur seine Wahrnehmung von dem zu planenden Raum, sondern auch die hierfür entwickelten Ordnungen, ja selbst die formalen Lösungen eines über den Dingen schwebenden Betrachter voraussetzen. Viele InterpretInnen des Algier Projektes, identifizieren sich so stark mit diesem für das alltägliche Leben in der Stadt relativ irrelevanten Blickpunkt, dass sie bei ihren von dem sozial-historischen Stadtraum weitgehend losgelösten Interpretationen der in die Landschaft eingeschriebenen urbanistischen Zeichen die Macht des mapping als ersten Schritt der Raumorganisation völlig unberücksichtigt lassen.
Der Planer selbst erklärt seine kurvige Formenwahl für das riesige Villenkonglomerat zunächst sehr funktional mit der spezifischen topografischen Situation. Nur auf diese Weise würde es möglich, den gesamten Horizont zu erfassen. Außerdem ließe sich nur so der jeweils am tiefsten liegende Punkt des Geländes inkorporieren und auf diese Weise das Gesamtvolumen des Baukörpers vergrößern. Schließlich handele es sich aber auch um einen lyrischen Dialog mit den natürlichen Bedingungen sowie um den architektonischen Ausdruck dynamisierter Macht.[95]
Das umschlossene Gebiet umfasst 960.000 Quadratmeter. Es bildet für Le Corbusier gleichzeitig den Höhepunkt eines rationalen Planungsprozesses und die bauliche Krönung der neuen Stadtlandschaft.[96] Während das lineare Wohnviadukt der Küste Wohnzellen von genau 14 Quadratmetern pro Person beherbergt und Platz für ca. 180.000 Arbeiter bietet, sollen hier wohlhabende Investoren trotz der einheitlichen Gesamtanlage ein Höchstmaß an Individualität und Vielfalt vorfinden.[97] Le Corbusier stellt lediglich die Infrastruktur für das frei variierbare Modulsystem aus Stahl und Beton bereit. So ist bspw. auch hier eine Autobahn vorgesehen, die im Inneren der gekurvten Baukörper verläuft und die einzelnen Kompartimente der Anlage untereinander verbinden. Darüber hinaus sollen die Architekten individuelle Raumorganisationen und Fassadengestaltungen entwickeln. Selbst der maurische Stil ist nicht nur erlaubt, sondern explizit gewünscht. Die kontrastreiche Staffelung von Villen variierender Ausmaße mit Patio und hängenden Gärten sowie den freien Blick auf das Meer erklärt Le Corbusiers als besonders geistreiche regionalistische Referenz auf die arabische Umgebung.[98] Dass sich die Anlage jedoch ausgerechnet durch jene ungehinderte Sicht aufs Meer auszeichnet, deren die Casbah durch den Hochhausblock der Cité beraubt wird, gehört zu der tragischen Ironie des kolonialen Regionalismus Le Corbusiers.
Fort–L'Empereur macht seinem Namen alle Ehre. Vor allem aus der Perspektive der arabischen Altstadt muss die Wohnanlage wie eine riesige Festung wirken, deren drohenden monumentalen Mauern nicht nur die dortigen Schutzwälle der frühen französischen Besatzer, sondern auch die ältere osmanische Zitadelle im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten stellten. (Abb. 12)
Die vielgliedrige Bergsiedlung vereinigt die Effektivität des kontrollierenden militärischen Rundumblickes mit jener dandyhaften Sicht auf die Welt, die laut Kenneth Frampton Le Corbusiers urbane Synthese aus der Terrasse eines Cafés und dem Deck eines Ozeandampfers kennzeichnet. Le Corbusiers neuer Algier-Franzose ist nicht mehr der Soldat des 19. Jahrhunderts. Er ist eher ein elitärer Dandy-Kolonist, der tagsüber in der Cité d'Affaires seinen Geschäften nachgeht und sich abends auf der Terrasse seiner Wohnfestung erholt. Im [Vor-]Überfahren kontrolliert er die zwischen beiden Polen gefangenen Einheimischen, ohne mit ihnen in unmittelbaren Kontakt treten zu müssen.
Der Plan entwirft eine spätkoloniale algerische Variante jener Laboratorien der urbanistischen Moderne, die Paul Rabinow für das Beispiel des französischen Protektorats Marokko als Techno-Metropolitanismus beschreibt.[99] Hier fallen die urbanistische Praxis sowie die Ausübung von Herrschaft direkt zusammen. Gerade weil diese Experimente häufig ebenso brutal und anmaßend wie naiv und unrealisierbar sind, können sie Konzepte und Methoden generieren, die weit über ihren ummittelbaren Entstehungskontext zurückwirken.
Le Corbusiers Entwurf repräsentiert aus kolonial-funktionalistischer Perspektive einen deutlichen Fortschritt gegenüber den Konzepten früherer Technokraten des französisch-algerischen Städtebaus: "Nevertheless, the implications of the project carry the  colonial premises much farther than does Lyautey's work: Le Corbusier's  plan establishes constant visual supervision over the local population and clearly marks the hierarchical social order onto the urban image, with the dominating above and the dominated below."[100]


Die Frau[en] [von] Algier und das Raum-Begehren des Planers
Es fällt auf, dass kaum eine der InterpretInnen von Le Corbusiers Algier-Projekten den Festungscharakter der Redents [vgl. Abb. 12] benennt. Es scheint jene kartografische Imagination eines zweidimensionalen Objektes zu sein, die es bereits verhindert, die riesige, entlang der Küste geführte Hochstraßenstadt als brutale Betonmauer zu lesen, die auch hier das Spektrum möglicher Deutungsmuster restringiert. Obwohl die enormen Ausmaße nicht geleugnet werden, interpretieren die ArchitekturhistorikerInnen die Wohnanlage des Fort-L'Empereur als symbolisches Ergebnis einer künstlerischen Formsuche, die den gesamten Stadtkörper als figuratives Objekt behandelt. Sie erklären sie als eine lyrische Vision, hervorgebracht in Auseinandersetzung mit der fremden Kultur und losgelöst von den standardisierten Idiomen der internationalen Moderne. Die wirkungsmächtigste dieser Lesarten stammt von Mary McLeod. Ihr werkimmanenter Hinweis auf die Ähnlichkeit zu Le Corbusiers Aktzeichnungen algerischer Frauen[101] wird in zahlreichen Publikationen wiederholt, ohne dabei die formale Analogie auf den konkreten Planungskontext zu beziehen. Lediglich Zeynep Çelik platziert Le Corbusiers zeichnerische Darstellungen nackter algerischer Frauenkörper in die Geschichte der orientalistischen Malerei und deutet sie als Form kolonialer Repräsentationen. Allerdings fragt auch sie nicht danach, inwiefern die diskursive Synonymisierung von kolonialem Territorium und weiblichem Körper direkt Eingang in Le Corbusiers urbanistische Planungsgegenwart findet.[102]
Ich möchte daher abschließend die von McLeod eingeführte Deutung der Redents aufgreifen, um Le Corbusiers städtebauliche Raumäußerung insgesamt als Artikulation kolonialen Begehrens zu erklären. Hierzu ist es notwendig, nicht nur die allgemeinen Interrelationen von Sexismus und Orientalismus im Prozess kultureller Repräsentationen, sondern auch deren spezifische Wirkung auf die phallogozentristische Codierung der urbanistischen Moderne zu berücksichtigen. Nur so wird es möglich, die städtebauliche Selbstvergewisserung am Ort des Anderen nach ihrer Geschlechtsidentität zu befragen.
"Enormous objects grouped in a kind of frozen dance to the Kabylie Hills, they evoke the forms of his [Le Corbusier; Anm. d. Verf.] robust Algerian women."[103] So beschreibt McLeod die Redents. Dass Le Corbusier seine seit Ende der 1920er Jahre in zahlreiche Zeichnungen und Gemälden bekundete Faszination für die gekurvten Formen menschlicher Körper nun in Algier auf den Stadtkörper übertrage, erschließe sich am besten aus der Vogelperspektive, erklärt sie. [Vgl. Abb. 4]
 
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Abbildung 13:
Le Corbusier: Aktdarstellung,
Algier 1931


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Abbildung 14:
Zeitgenössische Postkarte mit verschleierten Frauen


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Abbildung 15:
Eugène Delacroix: Les Femmes d'Alger dans leur appartement, Öl auf Leinwand, 1834


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Abbildung 16:
Le Corbusier: Hockende Frau (nach Delacroixs Les Femmes d'Alger), Aquarell, undatiert


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Abbildung 17:
Skizze Le Corbusiers, welche die Casbah als einen verschleierten Kopf zeigt
 
  Die amerikanische Architekturhistorikerin illustriert ihre These anhand einer Aktskizze aus dem Jahre 1931 (Abb. 13). Sie entsteht offensichtlich während Le Corbusiers erstem Algerien-Aufenthalt. Einen Großteil der Zeit verbringt er gemeinsam mit der französischen Autorin Lucienne Favre in der Casbah. Favre wird 1933 in ihrem Buch Tout l'inconnu de la casbah d'Alger von dem weiblichen Charme und dem "sex appeal" der Altstadt schwärmen.[104] Diesen erlebt anscheinend auch der moderne Architekt. Seine Projektbeschreibung in La Ville Radieuse ist mit zahlreichen Fotografien verschleierter algerischer Frauen illustriert. Sie zeigen die traditionell gekleideten Bewohner in den engen Gassen der Casbah, aber auch im Inneren ihrer Häuser. Die Verschlossenheit und Anonymität der großen, von der Straße abgewandten Altstadtgebäude erregt die Phantasie des Touristen in städtebaulicher Mission: "Rue-couloir, corridor anonyme et murailles muettes. Silence! Se passe-t-il donc quelque chose de bien et de beau derrière ces rudesses? "[105]
Es gelingt ihm offenbar problemlos, bis in das intime Innere der fremden Wohnwelt vorzudringen. Er ist Franzose, wohlhabend und männlich; dieser Umstand erlaubt des ihm vor dem kolonialen Hintergrund zumindest die zahlreichen in die Prostitution gezwungenen Einheimischen physisch in Besitzt zu nehmen und sie in seinen Zeichnungen zu repräsentieren.[106]
Die Darstellungen von Begegnungen mit muslimischen Frauen haben in der Literatur und Kunst sowie in der Populärkultur Frankreichs eine lange Tradition. Diese reicht von Gustave Flauberts literarischen Figurationen orientalistischer Weiblichkeit[107] bis hin zu jenen Postkarten, die zur Zeit Le Corbusiers besondere Verbreitung finden und von denen er eine in seinem Buch abbildet. (Abb. 14). Auf diese Weise etabliert sich im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhundert ein austauschbares Muster islamischer Weiblichkeit. Meist repräsentiert als zur Kurtisane gemachte Einheimische, avanciert die muslimische Frau zum umfassenden kulturellen Symbol eines der männlichen Penetration freigegebenen Harems. Es ist dieses Motiv westlicher Omnipotenz, das eine nahezu uniforme Assoziation von Orient und Sex etabliert und das dazu beiträgt, im dichotomen Konstrukt Orient und Okzident die Alinationsform Mann/Frau zu resümieren.[108] Der Zeichner und Maler Le Corbusier stellt sich in eine Genealogie europäischer Fremddarstellung, bei der die Konstruktion geschlechtlicher Differenz und kultureller Differenz ein "strukturelle[s] Zweckbündnis"[109] eingehen. Er bezieht sich in seinen Studien explizit auf Eugene Delacroixs Gemälde Les Femmes d'Alger von 1833, einem Klassiker der orientalischen Malerei und ein Symbol der französischen Eroberung Algeriens. (Abb. 15), (Abb. 16). Es sind die Ergebnisse dieser über mehrere Jahre betriebenen Studien, die in formaler Hinsicht am ehesten an die gekurvten Bauten des
Fort-L'Empereur erinnern.
Der relativ abstrakte äußerliche Vergleich allein trägt aber nicht sonderlich zum besseren Verständnis des urbanistischen Projektes bei. Es wäre also genauer zu überprüfen, in wieweit die beschriebenen Muster kolonialer Fremdrepräsentation in Le Corbusiers Inszenierung Anwendung finden, ob nicht auch hier erst die Feminisierung und Pathologisierung der arabisch-islamischen Präsenz ermöglicht, die universalistische Konzeption einer modernen Stadt zu postulieren, die sich den Orient einverleibt. Dass Le Corbusier die Casbah als Ort verborgener Weiblichkeit behandelt, zeigt eine schematische Skizze, in der die arabische Altstadt als verschleierter Kopf dargestellt ist. (Abb. 17) Hier wird sehr deutlich, dass die geschlechtliche Codierung des kolonialen Raumes mehr als nur Quelle malerischer Inspiration ist, dass vielmehr dessen Repräsentation als diffuses, verhülltes Objekt zugleich die rationale Klarheit und Transparenz des eigenen modernistischen Planungsgedankens hervorheben soll.
Das moderne Projekt präsentiert sich nicht nur, aber besonders im kolonialen Kontext als monolithisch männliche Leistung. In nahezu allen bedeutsamen architekturhistorischen Darstellungen erscheint der europäische Mann als alleiniger Träger jener fundamental neuen Ideen, die sich im 20. Jahrhundert weltweit verbreiten. Das normative Paradigma metropolischer Modernität bedarf im Inneren wie im Äußeren der Inszenierung seiner schattenhaften Antithese. Das Weibliche und das Außereuropäische sollen in ihrer negativen Natur als Beweis für die positiven kulturellen Leistungen der maskulinen Moderne herhalten.[110] Dies ist zweifellos einer der Hauptgründe für die urbanistische Politik der segregierten Konservierung und Segregation der einheimischen Stadt – nicht nur in Le Corbusiers Projekt, sondern im kolonialen Städtebau überhaupt.
In dem konkreten Kontext der Algierplanung verfügt die Trope des Schleiers, der Verschleierung und Entschleierung aber über eine besondere Konnotation. Das Thema der Entschleierung steht seit den 1920er Jahren im Zentrum der zivilisatorischen Rhetorik der französischen Besatzer und diente als Metapher für die Assimilation der einheimischen Kultur. Umgekehrt gilt die verschleierte Frau in der sich formierenden nationalen Befreiungsbewegung als Symbol des Widerstandes gegen die französische Hegemonie. Wie der antikoloniale Kritiker und Rassismustheoretiker Frantz Fanon in seinem Essay Algeria unveiled beschreibt,[111] ist die Kolonialverwaltung Algeriens seit den 1930er Jahren geradezu von dem Ablegen des Schleiers besessen, weil sie mit der kulturellen Konvertierung der muslimischen Frauen glaubt, die koloniale Ordnung durchsetzen zu können. Die verschleierte Frau ist also nicht nur Objekt der Begierde, sondern gleichsam eine destabilisierende Bedrohung.
 
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Abbildung 18:
Schemazeichnung Fort l'Empereur, 1931


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Abbildung 19:
Le Corbusier: Graffite à Cap-Martin, 1938
 
 

Dieselbe Ambivalenz von Herrschaftsbegehren und Vereinnahmung sowie paranoider Abwehr und Segregation findet sich auch in Le Corbusiers Algier-Planung. Auch er artikuliert einen städtischen Raum, in dem die das Fremde ausschließende Macht am Ort des Begehrens inszeniert wird. Dabei stehen die Diskurse von Sexualität und Ethnizität in einem sich wechselseitig überdeterminierenden Verhältnis. Einerseits wird die Casbah als Objekt kultureller Differenz ausgestellt, andererseits wird ihre Aktualität abgeblockt. Der postkoloniale Theoretiker Homi Bhabha stellt in einem anderen Zusammenhang dar, wie das fetischisierte Begehren einer verleugneten Präsenz die negative Transparenz des kolonialen Objektes behauptet.[112] Insofern wäre es, wenn wir die Redents als Zeichen der algerischen Frau lesen, nur konsequent, hierin eine "arretierte, fetischistische Repräsentationsform"[113] zu erkennen, welche die Widersprüche der kolonial-rassistischen Planung zum Ausdruck bringt. In dieser Lesart signifiziert Le Corbusier mit seinen urbanistischen Figurationen nicht nur die Frauen von Algier als Metapher der arabischen Stadt, sondern auch deren koloniale Penetration mit dem aus Hafenhochhaus und Viadukt geformten Phallus. (Abb. 18)
Es ist in diesem Zusammenhang durchaus signifikant, dass Le Corbusier dieselbe Zeichensprache, die hier für die städtebauliche Einschreibung kolonialer Macht in einem außereuropäischen Raum entwickelt wird, wenige Jahre später bei der Überschreibung eines weiblichen Architekturraumes verwendet. 1938 versieht er auf der anderen Seite des Mittelmeers in Cap Martin ungefragt das Haus der Architektin Eileen Gray mit mehreren Wandgraffitis, darunter eine Variation seiner Studie algerischer Frauen. (Abb.19) Das so genannte Graffite à Cap-Mart repräsentiert den vandalistischen Akt der symbolischen Besetzung eines fremden Hauses. Es handelt sich um eine Einschreibung und Überschreibung mit den Mitteln der Kunst. Eine Handlung, die ihm in Algier in großen Maßstab als Urbanist durchzuführen, verwährt blieb.[114]


Nur eine folgenlose urbanistische Imagination oder wirkungsmächtiges Modell globalisierten Städtebaus?

"[...]

On a fermé les portes.

 Je pars et je sens profondément ceci:

 J'ai raison, j'ai raison, j'ai raison...

[...]."[115]
 

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Abbildung 20:
Schaubild Y-förmiges Hochhaus, flankiert von zwei Scheiben-hochhäusern, 1938


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Abbildung 21:
Schaubild Plan Directeur d'Alger, 1942


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Abbildung 22:
Plan Directeur, 1942, schematische Darstellung der Trennung von "muslimischen" und "europäischen" Lebensräumen


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Abbildung 23:
Ausstellung La France d'outre-mer in Paris, 1940
 
  Le Corbusiers enttäuschtes, aber nichtsdestoweniger selbstbewusstes Insistieren auf der Richtigkeit seiner Ideen zur Neuorganisation der Stadt deutet bereits an, dass das verärgerte Adieu mit dem er im Juli 1934 Algier verlässt, nicht von Dauer sein würde. Als er Ende 1937 das Angebot erhält, als Mitglied der permanenten Planungskommission für die Region Algier tätig zu werden, wähnt er die Chance, aus einer gestärkten Position heraus die Realisierung seiner Ideen durchsetzen zu können. In Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der Kommission entstehen 1938 und 1939 die Pläne D und E. Nun begrenzen sich die Vorschläge im Wesentlichen auf die Cité d'Affaires. Flankiert von zwei deutlich kleineren Scheibenhochhäusern erhält der zentrale Verwaltungs- und Geschäftsbau für 10.000 Angestellte jetzt eine signifikante Y-Form. (Abb. 20)
Le Corbusiers Erwartungshaltungen erweisen sich sehr bald als zu optimistisch. Auch diese Projekte scheitern am Widerstand der Stadtverwaltung, aber auch an den zu hohen Reisekostenforderungen des Architekten. Jetzt entscheidet sich der verschmähte Visionär und universelle Humanist für eine Zusammenarbeit mit den nationalistischen Technokraten des Vichy-Regimes. Deren politischer Führer, Marschall Petain, beruft ihn 1941 in ein neu gegründetes Planungskomitee, das eine nationale Städtebaupolitik für die Weltmacht Frankreich entwickeln soll. Ein von den Mitgliedern des Comité de' Etudes du Bâtiment erstellte Liste mit Einzelstudien wird von Le Corbusiers umfassend überarbeiteten Algier-Projekt angeführt. 1942 stellt er es dem neuen Bürgermeister der Stadt als Plan Directeur vor.[116] (Abb. 21)
Der von dem Kabinettschef Henri du Moulin de Labarthète unterstützte dreistufige Entwicklungsplan ist auf einem Zeitraum von 40 Jahren angelegt. Anders als in den 1930er Jahren angedacht, platziert er seine Cité nun in deutlicher Distanz zum Quartier de la Marine. Hier, in dem jüngeren "rein" europäischen Viertel war seit den 1920er Jahren ein neues Handelszentrum entstanden. Angesichts der eskalierenden gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Besatzern und Einheimischen durften auch sicherheitspolitische Gründe eine räumliche Verlegung nahe gelegt haben. In jedem Fall bekennt sich Le Corbusier jetzt offen zu der rassistischen Geografie des Kolonialismus. Sie fungiert als empirische Fundierung seines Entwurfes zweier explizit getrennter Lebensräume. (Abb. 22) Die Grenze zur Casbah markiert eine breite Grünfläche, in der drei behördlich genutzte Hochhaustürme stehen. Sie wirken wie Wehr- und Überwachungsanlagen. [vgl. Abb. 21]

Dass Le Corbusiers Plan Directeur noch im selben Jahr wegen vermeintlich  kommunistischer Aspirationen fallen gelassen wird, muss schon überraschen und wird auch von McLeod nicht nachvollziehbar erklärt.[117] Fest steht, dass der Urbanist in seinen polemischen Projekterläuterungen nicht davor zurückschreckt, die aus der faschistischen Ideologie stammende Trinität von Familie-Arbeit-Vaterland zu bemühen, um die Vichy-Regierung für die Durchsetzung seiner Ideen gegen den Willen der lokalen Verwaltung zu gewinnen.
Nur ein einziges Mal wird Le Corbusier als Architekt an der kulturellen Repräsentation von Frankreichs überseeischen Territorien teilhaben. 1940 gewinnt ihn die Kuratorin der Ausstellung La France d'outre-mer für die innenarchitektonische Gestaltung eines ethnologischen Schauraumes im Pariser Grand Palais. Auf 60 x 12 Metern Grundfläche werden den Besuchern in strenger geometrischer Ordnung die unterworfenen Völker und Kulturen Großfrankreichs präsentiert. Die beinahe anachronistisch klassische Modernität der metropolischen Ausstellungsräume etabliert eine überlegene Distanz zu der evozierten Traditionalität der mittels Fotografien und folkloristischer Objekte exponierten außereuropäischen Gesellschaften. Die organischen Kurven und symbolischen Synkretismen der Algier-Projekte sucht man hier vergeblich. Sie weichen einer kartesianisch sachlichen Rasterung als rationalistisches Zeichen westlicher Dominanz. (Abb. 23)

Wenn es aber nicht mehr als das war, was sich von den kolonialen Entwurfseskapaden Le Corbusiers tatsächlich materialisieren konnte; ein Graffiti irgendwo an der französischen Mittelmeerküste sowie das innenarchitektonische framing einer nur mäßig bedeutsamen Ausstellung, die sich in ihren kolonial-rassistischen Gesten kaum von der Präsentationspraxis heutiger ethnologischer Sammlungen unterscheidet; – wozu dann all die Aufregung, wozu das Aufsehen, um eine lose Reihe städtebaulicher Entwürfe für die Schublade? Welche Relevanz hat diese Randgeschichte für die große Geschichte der internationalen, urbanistischen Moderne, für die Städte unserer globalisierten Gegenwart?
Eine Antwort auf diese Frage müsste aus mindestens zwei Teilen bestehen: Zum einen kann das Beispiel Le Corbusiers dazu beitragen, die Historiographie der modernen Urbanistik aus ihrer einseitigen Fokussierung auf den europäisch-nordamerikanischen Ereignisraum herauszuführen. Denn nach wie vor gilt der Westen als exklusiver Ursprungsort der modernen Prinzipien im Städtebau. Dessen moderne Geschichte wird nahezu ausschließlich im Verweis auf innereuropäische Transformationen der sozialen, politischen und ökonomischen Verhältnisse erklärt, dabei bleiben das koloniale Moment, das aus der kolonialen Ordnungserfahrung formulierte Raumwissen und die in diesem Kontext generierten Techniken der Regulierung und Kontrolle von Raumverhältnissen ausgeblendet. Meine Analyse der Algier-Projekte zeigt aber, dass die Theorie und Methodik des modernen Städtebaus nicht losgelöst von ihrem kolonialen Entstehungshintergrund von Macht und Geltung zu analysieren ist. Sie legt vielmehr eine grundsätzliche Revision unserer urbanistischen Identitätskonstruktionen hin zu einer transnationalen Planungsgeschichte nahe. Eine solche kritische Befragung metropolischer Planungsideen müsste lange vor dem Zeitpunkt einsetzen, an dem die Städteplanung sich als eigenständige akademische Disziplin etabliert, also lange bevor die Kolonien offiziell als Versuchsfelder moderner Verwaltungs- und Planungspraktiken dienen.[118]

Es ginge z. B. darum zu überprüfen, welche Auswirkung die frühe Dislozierung der mittelalterlichen Gesellschaft und die gewaltsame Aneignung außereuropäischer Territorien als vermeintlich indeterminierte Räume auf die Formulierung jener von einem zentralen Ordnungswillen angeleiteten Expansionskonzepte gewinnen, die seit Beginn der Neuzeit die Entdeckung des sichtbaren und zu ordnenden Raumes begleiten. Man könnte weiterhin fragen, ob nicht bereits die frühen jesuitischen Reduktionen in Südamerika Konstrukte einer absolut geregelten Modellwelt waren, die gegenüber der vom Verlust ihrer traditionellen Ordnungen destabilisierten europäischen Welt die Funktion einer "Kompensationsheteropie"[119] erhielten. Dass diese Orte ohne Einfluss auf spätere koloniale Siedlungsplanungen oder auf die Rationalisierung von Raumbeziehungen in der europäischen Planungspraxis blieben, ist sehr unwahrscheinlich. Das Gleiche ist für die Fülle von literarischen Berichten und xenografischen Imaginationen anzunehmen, die seit dem 16. Jahrhundert entstehen. Sie scheinen das Material für solche sozialutopischen Geschichtsspekulationen wie Thomas Morus' Utopia oder die Seeligen Inseln des Erasmus zu liefern, von denen ihrerseits ein wichtiger Impuls für die Abfassung städtebaulicher [Gartenstadt-]Utopien ausgeht. Insofern verfügt Le Corbusiers Algier-Projekt über eine lange Vorgeschichte urbanistischer Subjektivierung und Objektbildung in den kolonialen Laboratorien des europäischen Raumwissens.
Gleichzeitig weist sein obszessives Engagement am Vorabend der Dekolonisation aber auch in eine Zukunft, die sich bei genauerer Betrachtung nicht selten als unabgeschlossene Geschichte kolonialer und kolonialanaloger Planungspraktiken unserer postkolonialen Gegenwart erweist. Schließlich handelt es sich bei Le Corbusier nicht um irgendeinen Planer, sondern um eine Schlüsselfigur der Architektur des 20. Jahrhunderts und zugleich um einen der ersten global player seines Faches: "[...] long before the advent of jet travel and instant telecommunications, his influence would spread across entire continents virtually overnight."[120]
Le Corbusier ist entscheidend verantwortlich für die Propagierung eines weltweit einheitlichen Konzeptes moderner Städteplanung auf der Grundlage der Entmischung der Funktionen. Der maßgeblich von ihm geprägte CIAM-Diskurs der 1930er und 1940er Jahre kann, wie der Architekturhistoriker Mitchell Schwarzer darstellt, durchaus als frühe urbanistische Globalisierungsideologie bewertet werden.[121] Durch die wirkungsvolle Inszenierung seiner eignen Person und seiner Projekte schafft er sehr früh den Mythos des international erfolgreich agierenden städtebaulichen Experten; ein seltsames Mischwesen aus Architekt, baupolitischem Berater und Bauunternehmer. Dabei geht es zunächst einmal nicht so sehr um die Summe und Qualität der tatsächlich realisierten Projekte, sondern um den anmaßenden Anspruch, für jeden Ort der Welt die geeignete Raumlösung entwickeln zu können. Die CIAM-Publikationen allgemein und die Le Corbusiers im Besonderen sind voll mit solchen nicht aus konkreten Aufträgen hervorgegangenen Studien. Tatsächlich fallen seine Lösungsvorschläge für Algier in eben diese Kategorie, genauso wie seine etwa zeitgleichen Interventionen in das Planungsgeschehen von Buenos Aires. Alicia Novick beschreibt ihn in diesem Kontext als prototypischen europäischen Experten auf der Suche nach Möglichkeiten zur Erschließung neuer Märkte: "The figure of Le Corbusier, selling ideas and selling himself, delivering lectures at all latitudes, and always alert to potential contracts, may very well be the 'paradigmatic figure' [...]."[122]
 
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Abbildung 24:
Le Corbusier: Sekretariatsgebäude in Chandigarh, 1952-1958
 

Einen riesigen Markt galt es anscheinend in den neuen unabhängigen Staaten auf den Territorien der ehemaligen Kolonien zu erschließen, die nun unter den Begriff der Dritten Welt subsumiert werden. Dort, so fordert Le Corbusier 1949 auf dem CIAM-Kongress in Bergamo, müsse nun die Charta von Athen Anwendung finden.[123] Nur ein Jahr später erhält der inzwischen 63-jährige international renommierte Architekt die Möglichkeit, im indischen Bundesstaat Punjab den Masterplan sowie den kompletten Regierungskomplex der Stadt Chandigarh zu erstellen. Hier wird er bis zu seinem Tod im Jahre 1965 das größte und einzige außereuropäische städtebauliche Projekt seines Gesamtwerkes betonieren. (Abb. 24)
In Chandigarh finden nicht nur die in Algier entwickelte brise-soleil-Technik Anwendung, sondern auch die rigorose räumliche Trennung des modernen, nach den neusten Kenntnissen europäischer Stadtplanung und Technologien erstellten, Regierungskomplex von den Wohnvierteln der indischen Mehrheitsbevölkerung. Außerdem lässt sich der französische Architekt von der monumentalen Hauptstadtplanung in Neu Dehli inspirieren, die Sir Edwin Lutyens Anfang des 20. Jahrhunderts als symbolisches Implementieren britischer Herrschaft und als urbanistischer Grundstein für die räumliche Reorganisation der Kronkolonie entwickelte.[124] Le Corbusiers Chandigarh, von dem Frampton schreibt, dass die Stadt heute eine heroische, aber dennoch tragisch-traurige Erscheinung bietet, leistete keinen Beitrag zur sozio-politischen und städtebaulich-symbolischen Dekolonisation Indiens. Die amerikanisch-indische Kulturkritikerin Gayatri C. Spivak kommentiert die kolonialen Kontingenzen des nachkolonialen urbanistischen Projektes anlässlich einer Konferenz, die 1995 unter dem Titel Theatres of Decolonization [Architecture] Agency [Urbanism] an der Universität von Chandigarh stattfindet, auf die ihr eigene dekonstruktivistische Art: "Nehru invited Le Corbusier to build Chandigarh as a staging of decolonization, but the gesture itself was part of the script: the West on tap rather than on top. [...] For Chandigarh was spoilt in the fault line of guruvada [Gurutum oder Meister-Schüler-Verhältnis; Anm. d. Verf.] [...]. But the 'responsibility' of the master-disciple relationship – the critical embrace – did not come off when called upon to put decolonization on stage."[125]
Das Werk Le Corbusiers kann auch deshalb als historiographisches Vehikel für eine postkoloniale Revision der urbanistischen Moderne herangezogen werden, weil es gleichzeitig über sehr verschiedene, häufig fälschlicherweise als sich einander ausschließend verstandene Eigenschaften verfügt. Es ist das Werk eines Avantgardisten der emanzipatorischen Architekturmoderne, aber auch das eines kolonialen Planers sowie das eines metropolischen CIAM-Funktionärs und Stadtbautheoretikers. Schließlich ist es das Werk einer der ersten international tätigen Akteure der nachkolonialen Epoche. Anhand seiner biografischen Verflechtungen lässt sich eine Kontinuitätslinie zwischen so entlegenen Figuren wie Henri Prost und Oscar Niemeyer darstellen. Das Wissen um seine Cité d'Affaires lässt die Konzernarchitektur der heutigen Business-Center in den globalisierten Metropolen des Nordens wie des Südens in einem veränderten Licht erscheinen. Es hilft die kolonialen Ursprünge eines elitären städtebaulichen Globalismus zu begreifen, der "das Lokale als die Vorstadt der Welt"[126] auffasst und bestimmte soziale Räume als nicht-gegenwärtig diskriminiert. Von hier aus lassen sich schließlich andere Werkgeschichten nach ihren direkten kolonialen Involvierungen oder verborgenen neokolonialen Mustern befragen.
Eventuell könnten solche Studien dann außerdem dazu beitragen, die mit der anhaltenden Rückbewegung postkolonialer Migranten in die europäischen und nordamerikanischen Großstädte zusehends an Bedeutung gewinnende Debatten über die so genannte multikulturelle Urbanistik, über so genannte ethnische Kolonien oder Parallelgesellschaften sowie über das Konzept der integrativen Planung mit einer kritischen Perspektive zu bereichern. In diesem sehr aktuellen Zusammenhang erschließt sich vielleicht am deutlichsten die Notwendigkeit eines post-kolonialen Kontrapunktes zur dominanten eurozentristischen Lesart der urbanistischen Moderne. Erneut scheint das Werk und die Werkwirkung Le Corbusiers unmittelbar betroffen: Die 1952 fertig gestellte Unité d'Habitation gilt allgemein als wegweisende Synthese seiner vorangegangenen Studien zum Wohnungsbau. Mit diesem Projekt wird erstmals das Ideal eines universell anwendbaren Standards modernen Massenwohnungsbaus umfassend inszeniert. In den Vorstädten Europas wie in den Staaten des nachkolonialen Trikonts entstehen in der Folgezeit unzählige Versionen dieser Idee. Ein frühes Experimentierfeld bilden wiederum die Kolonien. In Algerien entsteht Mitte der 1950er Jahre eine regelrechte Le Corbusier-Schule. Planer und Architekten wie Roland Simounet oder Pierre-André Emery versuchen die vertriebenen und ökonomisch marginalisierten Einheimischen, die nun vermehrt an den Rändern der Großstädte in so genannten Bidonvilles [Wellblechslums] leben, in separierten Wohnkonglomeraten abseits der französischen Stadt anzusiedeln. Die von Le Corbusiers Ideen inspirierten Cités Indigènes bildeten formal autonome Wohnkomplexe mit Klein- und Kleinstwohnungen zur Befriedigung der Grundbedürfnisse, garantierten aber gleichzeitig eine nahezu optimale Kontrolle ihrer Bewohner.[127] In Marokko ist seit 1946 ein anderer Bewunderer Le Corbusiers bemüht, dessen städtebaulichen Techniken zur Förderung ökonomischer Entwicklung, zur Kontrolle demografischer Verteilung und zur Garantie politischer Stabilität anzuwenden. Die Projekte des Urbanisten Michel Ecochard tragen weiter zur räumlichen und sozialen Segregation von Europäern, Juden und arabisch-berberischen Marokkanern bei. Die durchweg positiv bewerteten Erfahrungen der kolonialen Planer mit der Schaffung semi-autonomer Grandes Essembles finden direkt Eingang in den 1950 vom französischen Bauminister verabschiedeten Plan National d'Aménagement du Territoire. Er gibt die wichtigsten Parameter für die planungspolitische Erneuerung und Expansion im Frankreich der 1960er und 1970er Jahre, vor allem für die Gründung von so genannten Ville Nouvelles an den Peripherien von Paris und anderen Städten vor. Das sind jene proletarischen Départments, in welche etwa gleichzeitig die überwiegende Zahl der Einwanderer geleitet wird. Viele von Ihnen stammen aus Nord-Afrika. Es sind die gleichen, vom Leben der französischen Dominanzgesellschaft nahezu völlig segregierten Banlieues, die sich mit zunehmender Arbeitslosigkeit und bei gleichzeitigem Abbau des Sozialstaates im Verlauf der 1980er und 1990er Jahre zu regelrechten Armutsghettos entwickeln. Die euphemistische Namensgebung der Vorstädte – wie die der im Quartier von Aulnay-sou-Bois gelegenen Cité Europe ­– können derweil kaum über die ihnen zu Grunde liegenden kolonial-rassistische Strukturlogik der ethnischen Ausgrenzung und der ausgestellten Differenz hinwegtäuschen. Die Bilder von Straßenschlachten zwischen jugendlichen Migranten nordafrikanischer Herkunft und der französischen Polizei in den brennenden Banlieues vom Herbst 2005 zwingen uns schonungslos die koloniale Involvierung der modernen urbanistischen Identität anzuerkennen. Sie schafften einen heilsamen Kontrapunkt zu der selbstgefälligen Imagination einer ausschließlich selbstbezüglichen Geschichte europäischen Städtebaus. Sie erinnern uns daran, dass die verleugnete koloniale Geschichte der europäischen Stadt längst heim gekommen ist.
Das postkoloniale Wissen von der kolonialen Genese des modernen Städtebaus ermöglicht ein neues kritisches Aushandeln kultureller Differenz in der Stadt und zwischen den Städten in Europa oder in den Ländern des Trikonts. Es bildet gleichsam eine zentrale theoretische Voraussetzung für die emanzipatorische Überschreitung fest behaupteter Raumidentitäten in der aktuellen urbanistischen Suche nach einer gerechteren Konzeption von Stadt.

 



Abbildungsnachweis:

 

Abbildung 1.       Ausstellungsplakat „Exposition Colonial Internationale“, Paris 1932.

Abbildung 2.       Luftaufnahme Algier aus dem  Jahre 1931 [M. McLeod: Le Corbusier and Algiers, S. 492].

Abbildung 3.       Le Corbusier: Planung für Algier, Projet Obus A, 1931 [Le Corbusier et Pierre Jeanneret. Œuvre Complète de 1929-1934 (hg. v. Willy Boesiger, Zürich: Les Edtions d'Architecture 41947, S. 141].

Abbildung 4.       Vogelperspektive  Projet Obus A, 1931 [Le Corbusier et Pierre Jeanneret. Œuvre Complète de 1929-1934 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 41947, S. 140].

Abbildung 5.       Variante Projet B, 1933 [La Ville Radieuse, S. 245].

Abbildung 6.       Gateway to India, Bombay [Norma Evenson: The Indian Metropolis. A View toward the West, New Haven [u. a.]: Yale Univ. Press 1989, S. 92.

Abbildung 7.       Schematische Darstellung Le Corbusiers, undatiert [Le Corbusier. Œuvre Complète de 1938-1946 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 1946, S. 44].

Abbildung 8.       brise-soleil-Hochhaus für Algier aus dem Plan Directeur, 1942 [Le Corbusier. Œuvre Complète de 1938-1946 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 1946, S. 64].

Abbildung 9.       Grundriss des hexagonförmigen Hochhauses der Cité d'Affaires des Plan Directeur, 1942 [Le Corbusier. Œuvre Complète de 1938-1946 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 1946, S. 61].

Abbildung 10.   Le Projet C. Blick aus der verglasten Eingangshalle des Hochhausgebäudes, 1934 [La Ville Radieuse, S. 251].

Abbildung 11.   Autobahn des Küstenviaduktes in der Planung Obus A, 1931 [La Ville Radieuse, S. 241].

Abbildung 12.    Projet Obus A, 1931 vom Meer aus gesehen [Le Corbusier et Pierre Jeanneret. Œuvre Complète de 1929-1934 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 41947, S. 143].

Abbildung 13.   Le Corbusier: Aktdarstellung, Algier 1931 [Mary McLeod: Le Corbusier and Algier, in: K. Michael Hays (Hg.): Oppositions Reader. Selected Readings from a Journal for Ideas and Criticism in Architecture 1973-1984, New York: Princeton Architectural Press 1998, S. 500].

Abbildung 14.   Zeitgenössische Postkarte mit verschleierten Frauen [Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 230].

Abbildung 15.   Eugène Delacroix: Les Femmes d'Alger dans leur appartement, Öl auf Leinwand, 1834 [Marina Ferretti-Bocquillon: Signac, 1863-1935, New Haven: Yale Univ. Press 2001, S. 75].

Abbildung 16.   Le Corbusier: Hockende Frau (nach Delacroixs Les Femmes d'Alger), Aquarell, undatiert [Beatriz Colomina: Privacy and Publicity. Modern Architecture as Mass Media, Cambridge/Mass. [u. a.]: MIT Press 1994, S. 86].

Abbildung 17.   Skizze Le Corbusiers, welche die Casbah als einen verschleierten Kopf zeigt, 1931 [Zeynep Çelik: Urban Forms and Colonial Confrontations. Algiers und French Rule, Berkeley [u. a.]: Univ. of California Press 1997, S. 23].

Abbildung 18.   Schemazeichnung Fort l'Empereur, 1931 [La Ville Radieuse, S. 250].

Abbildung 19.   Le Corbusier: Graffite à Cap-Martin, 1938 [Colomina, S. 87].

Abbildung 20.   Schaubild Y-förmiges Hochhaus, flankiert von zwei Scheibenhochhäusern, 1938 [Le Corbusier. Œuvre Complète de 1938-1946 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 1946, S. 103].

Abbildung 21.   Schaubild Plan Directeur d'Alger, 1942 [Le Corbusier. Œuvre Complète de 1938-1946 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 1946, S. 45].

Abbildung 22.   Plan Directeur, 1942, schematische Darstellung der Trennung von "muslimischen" und "europäischen" Lebensräumen [Le Corbusier. Œuvre Complète de 1938-1946 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 1946, S. 44].

Abbildung 23.   Ausstellung La France d'outre-mer in Paris, 1940 [Le Corbusier. Œuvre Complète de 1938-1946 (hg. v. Willy Boesiger), Zürich: Les Edtions d'Architecture 1946, S. 91].

Abbildung 24.   Le Corbusier: Sekretariatsgebäude in Chandigarh, 1952-58 [Kenneth Frampton: Le Corbusier. Architect of the Twentieth Century, New York: Harry N. Abrams 2002, S. 130].


 


 

[1] Le Corbusier: La Ville Radieuse. Éléments d'une doctrine d'urbanisme pour l'équipement de la civilisation machiniste, Paris: Vincent, Féal & Cie. 1964 [Nachdruck der Ausgabe von 1933], S. 197.

[2] Ebd. S. 155.

[3] Siehe Henri Prost: Rapport général, in: Juan Royer [Hg.]: L'Urbanisme aux colonie et dans le pays tropicaux. Vol. 1, La charité-sur-Loire: Delayance 1932, S. 21-22.

[4] Siehe Patricia A. Morton: Hybrid Modernities: Architecture and Representation at the 1931 Colonial Exposition, Paris. Cambridge/Mass [u. a.]: MIT Press 2000, S. 176ff.

[5] Gwendolyn Wright: The Politics of Design in French Colonial Urbanism, Chicago [u. a.]: The Univ. of Chicago Press 1991, S. 75ff.

[6] Siehe Berthe Georges-Gaulis: La France au Maroc: L'Oeuvre du Général Lyautey, Paris: Armand Colin 1919.

[7] Paul Rabinow: French Modern: Norms and Forms of the Social Environment, Cambridge/Mass.: MIT Press 1989, S. 318.

[8] Siehe P. Morton: Hybrid Modernities S. 96ff.

[9] Siehe G. Wright: The Politics of Design in French Colonial Urbanism S. 2.

[10] Abdallah Laroui: L'histoire du Maghreb. Un essai de synthèse, Paris: Maspero 1970, S. 284.

[11] Aus dem Algerisch-Arabischen ghazw/ghaziya = Überfall

[12] Siehe Edward W. Said: Culture and Imperialism, New York: Vintage Books 1993, S. 182 sowie David C. Gordon: The Passing of French Algeria, London [u. a.]: Oxford Univ. Press 1966, S. 185.

[13] G. Wright: The Politics of Design in French Colonial Urbanism S. 78.

[14] Wright demonstriert das anhand der Stadtkarte von Algier aus dem Jahre 1832, ebd. S. 80f.

[15] Thomas Robert Bugeaud de la Piconnerie: La Guerre des Rues et des Maisons, Paris: Rocher 1997.

[16] Philipp Misselwitz/Eyal Weizman: Military Operations as Urban Planning, in: Anselm Franke u. a. [Hg.]: Territories. Islands, Camps and Other States of Utopia, Köln: Walther König 2003, S. 273-281, hier 273.

[17] P. Rabinow: French Modern, S. 232ff sowie S. 288ff.

[18] Ebd. S. 293.

[19] Ebd. S. 288.

[20] Siehe Janet L. Abu-Lughod: Rabat: Urban Apartheid in Morocco, Princeton/NJ: Princeton Univ. Press 1980.

[21] P. Rabinow: French Modern, S. 301.

[22] Vgl. Zeynep Çelik: Urban Forms and Colonial Confrontations. Algiers und French Rule, Berkeley [u. a.]: Univ. of California Press 1997, S. 7.

[23] Ebd. S. 35.     

[24] P. Rabinow: French Modern, S. 311.

[25] Siehe Hassan Sayed Suliman: The Nationalist Movements in the Maghrib. A Comparative Approach, Uppsala: The Scandinavian Institute of African Studies 1987, S. 23ff.

[26] Eric Paul Mumford: The CIAM Discourse on Urbanism, 1928-1960, Cambridge, Mass. [u. a.]: MIT Press 2000, S. 73ff.

[27] Vgl. Kenneth Frampton: Le Corbusier. Architect of the Twentieth Century, New York: Harry N. Abrams 2002, S. 12.

[28] Vgl. Renate Berger: Avantgarde. Abschied vom 20. Jahrhundert, in: Jula Dech/Ellen Maurer [Hg.]: Da-da-zwischen Reden zu Hannah Höch, Berlin: Orlanda-Frauenverl. 1991, S. 197ff.

[29] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 233.

[30] Ebd.

[31] Z. Çelik: Urban Forms and Colonial Confrontations, S. 35f.

[32] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 234

[33] Frantz Fanon: Die Verdammten dieser Erde, Frankfurt/M.: Suhrkamp 61994, S. 33.

[34] P. Rabinow: French Modern, S. 318f.

[35] Siehe Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 252.

[36] Zeynep Çelik: Corbusier, Orientalism, Colonialism, in: Assemblage, Nr. 17, April 1992, S. 58-77, hier S. 66.

[37] Vgl. La Ville Radieuse, S. 243.

[38] Ebd. S. 244.

[39] Ebd. S. 241.

[40] Ebd. S. 247.

[41] Ebd. S. 235.

[42] Ebd. S. 228.

[43] Siehe ebd. S. 193.

[44] Ebd. S. 228.

[45] So wirbt er für sein Projekt bei dem Pariser Minister Volksgesundheit, vgl. Schreiben vom 14.12.1932 in: La Ville Radieuse, S. 248f.

[46] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 226.

[47] Ebd. S. 228.

[48] Vgl. Mary McLeod: Le Corbusier and Algier, in: K. Michael Hays [Hg.]: Oppositions Reader. Selected Readings from a Journal for Ideas and Criticism in Architecture 1973-1984, New York: Princeton Architectural Press 1998, S. 489-519 [Oppositions 19/20, Winter/Frühjahr 1980], hier S. 493.

[49] K. Frampton: Le Corbusier, S. 109.

[50] Z. Çelik: Le Corbusier, Orientalism, Colonialism, S. 71.

[51] Vgl. P. Misselwitz/E. Weizman: Military Operations as Urban Planning.

[52] Edmond Bura: Quand Le Corbusier bombardait Alger de 'Projets-Obus', in: L'Architecture d'Aujourd'hui, Nr. 167, Mai/Juni 1973, S. 72-77.

[53] Vgl. H. S. Suliman: The Nationalist Movements in the Maghrib, S. 52f.

[54] A. Laroui: L'Histoire du Maghreb, S. 304-322.

[55] P. Morton: Hybrid Modernities, S. 122.

[56] Siehe Léon Blum: Le Exposition Coloniale – Moins de Fêtes et de Discours, plus de' Intelligence Humaine! In: Populaire, Nr. 14, 1. Mai 1931, S. 7.

[57] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 228.

[58] M. McLeod: Le Corbusier and Algiers, S 499.

[59] Le Graphiques Expriment, in: La Ville Radieuse, S. 190-195, hier S. 193.

[60] Ebd. 

[61] Ebd. S. 194.

[62] M. McLeod: Le Corbusier and Algiers, S 493.

[63] Le Corbusier benutzt den englischen Begriff compound, Brief an den Bürgermister von Algier Brunel, Dezember 1933, in: La Ville Radieuse, S. 229.

[64] Vgl. Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 228.

[65] Homi K. Bhabha: Die Verortung der Kultur, Tübingen: Stauffenburg Verlag 2000, S. 8.

[66] Ebd. S. 127.

[67] Vgl. ebd. S. 122f.

[68] P. Rabinow: French Modern, S. 318f.

[69] J. Abu-Lughod: Rabat: Urban Apartheid in Morocco, S. 145ff.

[70] Vgl. ebd. sowie Rabinow, S. 298f.

[71] Z. Çelik: Urban Forms and Colonial Confrontations, S. 44.

[72] Ebd. S. 58ff.

[73] Louis Arnaud zit. nach David Prochaska: Making Algeria French: Colonialism in Bône, 1870-1920, Cambridge: Cambridge Univ. Press 1990, S. 254.

[74] Zum räumlichen Manichäismus der kolonialen Situation, vgl. F. Fanon: Die Verdammten dieser Erde, S. 31ff.

[75] Martin Heidegger: Bauen Wohnen Denken, in: Hans Wielens [Hg.]: Bauen Wohnen Denken. Martin Heidegger inspiriert Künstler, Münster: Coppenrath 1994, S. 18-33, hier S. 26.

[76] Z. Çelik: Le Corbusier, Orientalism, Colonialism, S. 61f.

[77] William Marçais: L'Islamisme et la Vie Urbaine, in: L'Académie des Inscriptions et Belles-Lêttres [Konferenzbericht], Januar/März 1928, S. 86-100.

[78] Vgl. hierzu Janet Abu-Lughod: The Islamic City – Historic Myth, Islamic Essence, and Contemporary Relevance. In: International Journal of Middle Eastern Studies, Jg. 19, 1987, S. 155-176, hier besonders S. 155ff.

[79] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 230ff.

[80] Z. Çelik: Le Corbusier, Orientalism, Colonialism, S. 69.

[81] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 252.

[82] Ebd. S. 236.

[83] H.K. Bhabha: Die Verortung der Kultur, S. 123.

[84] Brief Le Corbusier an M. Brunel, vom 10.12.1932, in: La Ville Radieuse, S. 248.

[85] Zur hierarchischen Überwachung und zum Panoptismus, vgl. Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1994, S. 221ff und S. 251.

[86] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 251.

[87] Vgl. Sharon Rotbard: Wall and Tower: The Mold of Israeli Adrikhalut, in: Anselm Franke u. a. [Hg.]: Territories, S. 158-169, hier S. 166f.

[88] Eyal Weizman: The Politics of Verticality. The West Bank as an Architectural Construction, in: Anselm Franke u. a. [Hg.]: Territories. Islands, Camps and Other States of Utopia, Köln: Walther König 2003, S. 65-67, hier S. 65.

[89] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 240, S. 247.

[90] Vgl. Volker M. Welter: Biopolis : Patrick Geddes and the City of Life, Cambridge/Mass.: MIT Press 2002.

[91] Paul Virilio: Dialektische Lektionen. Vier Gespräche mit Marianne Brausch, Ostfildern-Ruit: Verlag Gerd Hatje, S 84.

[92] Vgl. Projet C in: Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 258.

[93] Le Corbusier zit. nach Z. Çelik: Le Corbusier, Orientalism, Colonialism, S. 69.

[94] Vgl. Mitchell Schwarzer: CIAM. City at the End of History, in: Robert E. Somol: Autonomy and Ideology: Positioning an Avant-Garde in America, New York: The Monacelli Press 1997, S. 232-261, hier S. 238f.

[95] Le Corbusier: Ville Radieuse, S. 237 und S. 246.

[96] Ebd.

[97] Ebd. S. 447 oben.

[98] Ebd. S. 247.

[99] Siehe P. Rabinow: French Modern, S. 277.

[100] Z. Çelik: Le Corbusier, Orientalism, Colonialism, S. 69.

[101] M. McLeod: Le Corbusier and Algier, S. 497.

[102] Z. Çelik: Le Corbusier, Orientalism, Colonialism, S. 71ff.

[103] M. McLeod: Le Corbusier and Algiers, S. 497.

[104] Z. Çelik: Le Corbusier, Orientalism, Colonialism, S. 77, Anm. 85.

[105] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 231.

[106] Im Algier der frühen 1930er Jahre, besonders in der Casbah existierten zahlreiche Bordelle. Muslimische Frauen wurden auf der Straße so sehr belästigt, dass sie sich als Französinnen [ver]kleideten [vgl. David Gordon: Woman of Algier: An Essay on Change, Cambridge/Mass.: Harvard Univ. Press 1968, S. 42].

[107] Gustave Flaubert: Voyage en Orient [1849-1851], Paris : Libraire de France 1925.

[108] Edward W. Said: Orientalism, New York: Pantheon 1978, S. 188. Siehe auch Meyda Yegenoglu [u. a.]: Colonial Fantasies: Towards a Feminist Reading of Orientalism, Cambridge: Cambridge Univ. Press 1998.

[109] Markus Schmitz: Orientalismus, Gender und die binäre Matrix kultureller Repräsentationen, in: Regina Göckede/Alexandra Karentzos [Hg.]: Der Orient, die Fremde. Positionen zeitgenössischer Kunst und Literartur, Bielefeld: transcript 2006, S. 39-66, hier S. 45.

[110] Vgl. Regina Göckede: Der Transgress des Exils und die Grenzen der Geschichtsschreibung: Prätention und Selektion in der Historiografie des ArchitektInnen-Exils«, in: FrauenKunstWissenschaft, [Heimat-Räume. Beiträge zu einem kulturellen Topos , H. 37, hg. v. Christiane Keim, Christina Threuter], 2004, S. 6-21, hier S. 15ff.

[111] Franz Fanon: Algeria unveiled, in: Ders.: Studies in a Dying Colonialism, London: Earthscan 1989, S. 35-67.

[112] H. Bhabha: Verortung der Kultur, S. 165f.

[113] Ebd. S. 113.

[114] Vgl. Beatriz Colomina: Privacy and Publicity. Modern Architecture as Mass Media, Cambridge/Mass. [u. a.]: MIT Press 1994, S. 83ff.

[115] Le Corbusier: La Ville Radieuse, S. 260.

[116] M. McLeod: Le Corbusier and Algiers, S. 505ff.

[117] M. McLeod: Le Corbusier and Algiers, S. 513.

[118] Vgl. Marco Venturi: Die Moderne und das Andere, in: Dieter Hassenpflug [Hg.]: Die Europäische Stadt – Mythos und Wirklichkeit, Münster [u. a.]: Lit Verlag 22002, S. 251-271, S. 256ff.

[119] Michel Foucault, Andere Räume [1967], in: Karlheinz Barck, u. a. [Hg.]: Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Leipzig: Reclam 1990; S. 34-46, hier S. 45.

[120] K. Frampton: Le Corbusier. Architect of the Twentieth Century, S. 12.

[121] M. Schwarzer: CIAM. City at the End of History, S. 235ff.

[122] Alicia Novick: Foreign Hires: French Experts and the Urbanism of Buenos Aires, 1907-32, in: Joe Nasr/Mercedes Volait: Urbanism: Imported or Exported. Native Aspirations and Foreign Plans, London: Wiley 2003, S. 265-289, hier S. 283.

[123] Eric Paul Mumford: The CIAM Discourse on Urbanism, 1928 – 1960, Cambridge, Mass. [u. a.]: MIT Press 2000, S. 179ff.

[124] Vikramaditya Prakash: Chandigarh's Le Corbusier. The Struggle for Modernity in Postcolonial India, Seattle [u. a.]: Univ. of Washington Press 2002, S. 45.

[125] G. Spivak zit. nach V. Prakash: Chandigarh's Le Corbusier, S. 152.

[126] P. Virilio: Dialektische Lektionen, S. 78.

[127] Z. Çelik: Urban Forms and Colonial Confrontations, S. 130ff.

 


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10. Jg., Heft 2
September 2006