Die Zukunft
der Architekturvermittlung

11. Jahrgang
Doppelheft 1-2
Februar 2007
   

 

___Meike Kubiak
Hannover
  Vom Traum zum Haus – mit einem Architekten?
Architekturvermittlung für private Bauherren
Ein praktisches Beispiel aus Niedersachsen
   

Architekt – nein danke?

Das Bild und Selbstbild der Architekten ist in Bewegung und verändert sich weg vom autonomen Baukünstler – hin zum kommunizierenden, werbenden Baumanager. Das zentrale Element der Architektur ist nicht mehr allein der Entwurf, sondern die Baupraxis. Vor allem der Dialog mit den Bauherren tritt dabei in den Vordergrund, der eine besondere Beziehung zwischen beiden Parteien aufbauen kann. Was passiert aber, wenn sich Architekt und Bauherr in ihrer Herangehensweise an das Thema Bauen soweit voneinander entfernt haben, dass sie kaum noch etwas voneinander wissen?

Im Bereich des privaten Einfamilienhausbaus scheint dieser Umstand bereits eingetreten zu sein. Wenn potenzielle Bauherren vor der Entscheidung stehen, ihr künftiges Heim  mit Hilfe eines Architekten zu verwirklichen oder doch den vermeintlich einfacheren Weg zu gehen und mit einem Fertighausanbieter zu arbeiten, entscheiden sich immer mehr Bauherren für das „Haus von der Stange“. Zu teuer, zu aufwändig, zu unsicher – so die Argumente gegen den Einsatz eines Architekten. Das verheerende Ergebnis lässt sich an den aus dem Boden wachsenden Neubaugebieten ablesen, die durch einfältige Gleichförmigkeit „beeindrucken“. Der Architekt scheint derzeit nicht einmal eine vom Bauherrn angedachte Alternative zum Fertighaushersteller, Bauträger oder Generalunternehmer zu sein – eine katastrophale Entwicklung im Bereich des privaten Hausbaus, die deutlich unterstreicht: Hier besteht dringender Handlungsbedarf für Architekten.

Diesen Umstand hat die Architektenkammer Niedersachsen zum Anlass genommen, gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer, gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, im Rahmen der Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst bauen“ ein Projekt zu entwickeln, dass sich speziell an private Bauherren richtet. Das Ziel des Projektes ist es, das Dienstleistungsspektrum von Architekten einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln sowie Vorurteile abzubauen.


Was ist Architekturvermittlung?

Vermittlung entsteht dann, wenn Sender und Empfänger auf einer Ebene kommunizieren, Inhalte austauschen und verstehen. Durch diesen Prozess findet eine beiderseitige Bereicherung des bisherigen Wissenstandes statt. Was aber passiert, wenn Sender und Empfänger nicht zusammenfinden, aneinander vorbeireden oder sich nicht für die gleichen Inhalte interessieren? Dieses Phänomen spielt besonders in der Vermittlung von Architektur eine entscheidende Rolle. Im ‚Call for papers’ für die interdisziplinäre Fachtagung „Die Zukunft der Architekturvermittlung“ in Cottbus wird besonders an zwei Stellen die richtige Vermittlung von Architektur thematisiert:

„Zum einen wirft die Frage nach der Vermittlung automatisch auch immer die nach dem zu Vermittelnden auf. Was genau verstehen wir eigentlich unter Architektur oder Baukultur und welche Aspekte von ihr sollen vermittelt werden? Und warum überhaupt muss man vermitteln?“

Diese Fragen sind zwar von erheblicher Relevanz, aber berücksichtigen kaum den Empfänger. Vielmehr steht die Information im Vordergrund, also das „was“ vermittelt werden soll. Gleichzeitig sollte man sich jedoch auch fragen: Wen wollen wir mit den Inhalten erreichen? Und welche Mittel stehen uns dafür zur Verfügung? Bei der Vermittlung von Architektur muss man sich immer der Frage stellen, ob man mit diesem Thema den gebildeten Akademiker, Politiker oder eine bereits am Thema interessierte Masse erreichen möchte. Kann oder muss es nicht auch das Ziel sein, die zu erreichen, die sich bislang wenig oder gar nicht mit Architektur auseinandergesetzt haben – auch aufgrund vieler, eingangs erwähnter und längst überholter Vorurteile? Um Architektur Erfolg versprechend zu transportieren, ist es zunächst von entscheidender Bedeutung die Zielgruppe wie auch Inhalte exakt zu definieren. Im ‚Call for papers’ heißt es weiter:

„Eine kritischer werdende Öffentlichkeit verlangt – „aufgeklärt“ durch die Medien – nach Legitimation für Entscheidungen, die früher oft klaglos akzeptiert wurden. Die Kommunikation von Architektur wird dadurch zu einem selbstverständlichen Teil des Entstehungs- und Nutzungsprozesses von Architektur.“

Was aber steht hinter der medialen Architekturaufklärung und der Legitimation bereits gefällter Bau-Entscheidungen? Ist es nicht sinnvoller, das Verständnis der Bevölkerung so zu schärfen, dass sie an Entscheidungsfindungen partizipieren kann?  Ein oder vielleicht sogar das entscheidende Kriterium, um diese Ziele erreichen zu können, ist die Kompetenz des Vermittlers. Um potenzielle Bauherren als Zielgruppe zu erreichen und zu überzeugen, braucht der Vermittler von Architektur spezielle und profunde Fähigkeit – aber welche sind das? In dem Projekt vom „Traum zum Haus“ greift die Architektenkammer Niedersachsen, diese Problematiken auf.


Welche Kompetenzen und Qualifikationen benötigt ein „Architektur-Vermittler“?

Dies ist eine Frage, die uns das ganze Projekt „Vom Traum zum Haus“ hindurch begleitet hat und deren Antworten wir mit Nachdruck nachgegangen sind. Zwei entscheidende Faktoren standen dabei im Vordergrund:
 

1.      Der Vermittler muss die Zielgruppe kennen.

2.      Der Vermittler braucht Schlüsselqualifikationen, die ihn befähigen, im Dialog und mit dem Einsatz moderner Medien zu vermitteln.
 

Aber: Sind Architekten zur Vermittlung dieser Qualifikationen die Richtigen? Aus der Erfahrung des Projektes heraus kann dies bezweifelt werden, denn in den meisten Fällen verfügen Architekten selbst nur unzureichend über die erforderlichen Kompetenzen zur Vermittlung. Daher braucht das Thema Architektur vielleicht eher sensibilisierte Pädagogen oder ausgebildete Journalisten, deren tägliche Arbeit darin besteht, Menschen schwierige Sachverhalte auf einfache Weise zu erklären. Aber es braucht eben vielleicht gerade keine Architekten, da diese wieder in ihrer Welt, mit ihren Fachtermini kommunizieren und den Laien oft ratlos zurücklassen.

In der Vorbereitung auf das Projekt führten wir viele Gespräche mit privaten Bauherren, um die Zielgruppe besser kennen zu lernen. Dabei konnten wir feststellen, dass es in den meisten Fällen schlicht Unkenntnis und vorherrschende Vorurteile sind, die die Bauherren von der Zusammenarbeit mit einem Architekten abhalten – beide Seiten scheinen in zwei Welten zu leben und aneinander vorbeizureden. Denn so wie die Vorurteile den Bauherrn von einer Zusammenarbeit mit einem Architekten abhalten, wissen viele Architekten nicht, welche Bedürfnisse diese Zielgruppe hat. Der Architekt muss dem entgegenwirken, will er sich diese Klientel in Zukunft wieder erschließen. Für die Kammer war das Anlass genug, ein Projekt zu entwickeln, das sowohl den Bauherren die Aufgaben eines Architekten und die Bauabläufe erläutert als auch den Architekten Materialien an die Hand gibt, um sich mit der Zielgruppe auseinander zu setzen.


Das Projekt „Vom Traum zum Haus“ der Architektenkammer Niedersachsen

Das Resultat ist eine Seminarreihe unter dem Titel „Vom Traum zum Haus“. Die Seminarreihe besteht aus fünf, in einem wöchentlichen Rhythmus angebotenen, Themenblöcken. Pro Abend wird ein Thema behandelt. Zusammengefasst sind die Inhalte in einem extra erstellten Schulungsordner, der jedem Teilnehmer ausgehändigt wird und sprachlich sowie thematisch genau auf die Zielgruppe der privaten Bauherren abgestimmt ist.

Die fünf Themenkomplexe können je nach Interessenlage des Bauherrn unabhängig voneinander besucht werden:
 

1.      Wege zum Bauen. Ich will bauen, aber wie?

2.      Kostengünstiges Bauen.

3.      Energieoptimiertes und umweltschonendes Bauen.

4.      Umbauten, Anbauten, Bauen im Bestand.

5.      Gartengestaltung.


Architekten nehmen die Rolle des Dozenten ein. Sie bereiten sich inhaltlich mit dem Seminarordner und einer PowerPoint-Vorlage vor und schulen die Bauherren zwei Stunden an einem Abend. Die Dozenten wechseln entsprechend ihrem Fachgebiet. Auf diese Weise können die Bauherren jeden Abend einen anderen Architekten kennen lernen.

Die zwei Stunden werden gefüllt mit einem Vortrag von maximal 45 Minuten, der je nach den Bedürfnissen der Teilnehmer aufgebrochen ist mit kleinen Übungen und Dialogen. Die Teilnehmer werden von Anfang an dazu aufgefordert aktiv mitzuarbeiten. Je nach Interessenlage gestalten die Teilnehmer den Abend mit, setzen persönliche Schwerpunkte, fühlen sich so verstanden und von den Dozenten ernst genommen. Um diesen Seminarstil zu erreichen, ist eine professionelle  methodische Vorbereitung der Dozenten notwendig.

Die Schulungsmaterialien helfen den Bauherren, die Bauabläufe zu verstehen, sich über die eigenen Wünsche und Möglichkeiten klarer zu werden und Entscheidungen bewusster zu treffen. Die Vorbereitung hierfür erfordert seitens der Dozenten einerseits eine intensive  Auseinandersetzung mit den privaten Bauherren, andererseits schärft es den Sinn der Dozenten dafür, weshalb für Bauherren eine Zusammenarbeit mit einem Architekten von Vorteil ist.


Wie werden aus Architekten gute Vermittler?

Gegenwärtig stehen wir vor der Frage, wie die Kernkompetenzen der Architekten dem Adressaten anschaulich vermittelt werden können. Wie kann sich der Architekt mit seinem Dienstleistungsangebot gegenüber den Bauherren vertrauenswürdig präsentieren? Das Schalten von Anzeigen im Rahmen einer Imagekampagne ist hier nicht hinreichend. Eine neue Kommunikationsstrategie ist erforderlich: Vertrauen aufbauen – eine Beziehung herstellen.

Um dieses Ergebnis zu erzielen, ist es entscheidend, dass die dozierenden Architekten sich die entsprechenden Qualifikationen aneignen und den Seminarstil umsetzen. Die Dozenten werden deshalb gezielt auf diese Aufgabe vorbereitet – sie werden in Techniken geschult, die für die meisten Architekten ungewohnt sind. Das Anleiten von Übungen, der Einsatz von Flipchart, Überzeugungsreden oder aber auch der Umgang mit schwierigen Teilnehmern ist den wenigsten aus dem Büroalltag bekannt. Unter pädagogischer Leitung lernen sie, sich auf ihre Kernfähigkeiten zu konzentrieren und entwickeln zusätzliche Schlüsselkompetenzen. Im intensiven Training werden so Kommunikations-, Beratungs- und Lehrkompetenz entwickelt.


Wie erreichen wir die Zielgruppe?

Von Anfang an war eine Expertin im Projektteam vertreten. Die Diplompädagogin, ein Laie auf dem Gebiet der Architektur, führte uns immer wieder vor Augen, wie wir diese Zielgruppe auch sprachlich erreichen können. Nach vielen Gesprächen haben wir  schließlich eine Vermittlungsmethode gewählt, die auf Vertrauen basiert. Die Ziele des Projektes sind dabei auf zwei Ebenen zu betrachten:
 

1.      Bauherrenkompetenz fördern und Architektur vermitteln.

2.      Kernkompetenzen der Architekten darstellen, Vorurteile abbauen.


Die erste Ebene ist eine inhaltliche Vermittlung, die sehr konkret und zielgruppenorientiert aufgebaut ist. In diesem Fall wird Basiswissen Stück für Stück vermittelt und die privaten Bauherren als Zielgruppe behutsam an das Thema Architektur herangeführt. Um sie nicht zu überfordern und dadurch Ablehnung hervorzurufen, ist es wichtig, sie dort abzuholen, wo sich ihr Kenntnisstand befindet, wo sie stehen!

Aber wo stehen Bauherren mit ihrem Vorwissen? Es gibt vier Lernstufen nach Bandura (Bandura, 1979), auf denen die unterschiedlichen Teilnehmer der Seminare in unterschiedlichen Phasen stehen:
 

1.      Unbewusst inkompetent:
In dieser Phase hat der Bauherr Lust zu bauen, hat aber noch keine Ahnung, was auf ihn zukommt. Der Bauherr weiß nicht, was er alles nicht weiß. An dieser Stelle kann der Architekt ihn sensibilisieren.
 

2.      Bewusst inkompetent:
Jetzt bekommt der Bauherr eine Idee, was auf ihn zukommt. Er weiß nun, was er alles nicht weiß. An dieser Stelle spielt die Angst mit dem großen Unbekannten eine große Rolle. Der Bauherr muss nun gestärkt werden, dass er es aushalten kann, sich helfen zu lassen und nicht alles wissen zu können. Wenn der Architekt sich hier vertrauenswürdig anbietet und Mut macht, kann der Bauherr an der Idee, mit einem Architekten gemeinsam eine Idee zu verwirklichen, Spaß entwickeln.
 

3.      Bewusst kompetent:
Diese Gruppe hat bereits viel Erfahrung. Die Person weiß, was sie weiß. Zu dieser Gruppe gehören Fachleute, Experten, wie Architekten.
 

4.      Unbewusst kompetent (man weiß nicht (mehr), was man weiß):
In dieser Lernphase ist sich die Person bereits gar nicht mehr bewusst, was sie alles weiß. Vieles wird durch den Alltag als selbstverständlich angesehen. Dadurch können Schwierigkeiten in der Kommunikation mit Laien entstehen, da viele Inhalte als Wissen vorausgesetzt werden. Personen dieser Lernstufe, in der sich viele Architekten befinden, müssen sich immer wieder bewusst machen, welche Vorkenntnisse ihr Gegenüber hat, und die Sprache daraufhin anpassen.
 

Bauherren stehen meist auf der 1. oder 2. Stufe. Gerade in diesen Phasen bauen sich die Hemmungen und Widerstände auf, die es verhindern, ein Haus mit einem Architekten zu bauen. Mögliche Blockaden sind der Wunsch nach fertigen Lösungen, der Mangel an Vorstellungskraft für das Endprodukt, die Angst vor der Komplexität und dem Verlust der  Kontrolle über das Bauvorhaben und den anfallenden Kosten. Hinzu kommt eine gewisse Hilflosigkeit gegenüber unbekannten Dingen: Wer gibt schon gerne zu, inkompetent zu sein. Niemand gibt gerne sein Geld für etwas aus, von dem man nicht weiß, wie es am Ende wirklich aussieht.

Architekten stehen daher vor der Herausforderung, die Ängste und Vorurteile der Bauherren abzubauen. Dabei müssen sie die Aufgaben erfüllen, eine offene, wertschätzende Haltung anzunehmen, Anliegen, Wünsche und Bedürfnisse der Bauherren zu analysieren und zu verstehen und dabei die Balance zu finden zwischen dem Unterbreiten von Vorschlägen und der gemeinsamen Erarbeitung von Lösungen. Nur wenn Bauherren sich verstanden und „abgeholt“ fühlen, entsteht Vertrauen. Nur wenn Vertrauen besteht, können Fakten und Sachinhalte rasch ausgetauscht werden. Nur wenn die Beziehung stabil ist, können gemeinsame Ideen entwickelt und auch Konflikte auf konstruktive Weise ausgetragen werden!

In der Art und Weise, wie die Dozenten ihr Wissen vermitteln, stellen sie ihre Kernkompetenzen dar. Fragen, Bedürfnisse und Träume der Bauherren werden aufgegriffen, so dass vielfältige Dialoge entstehen. Bauherren erleben den Architekten als Berater, Ideenfinder, Problemlöser und als wertschätzenden Partner. Sie nehmen dadurch ein „neues“ Bild vom Architekten mit auf ihren Weg nach Hause. Die Seminare erfüllen über die inhaltliche Vermittlung das Ziel der ersten Ebene, die Bauherrenkompetenz zu stärken. Über die Methode der Vermittlung hingegen wird der Architekt als kompetenter Ansprechpartner und Partner des Bauherrn dargestellt und vorherrschende Klischees gebrochen.


Wie erfolgreich war das Projekt „Vom Traum zum Haus“?

Die Evaluation der durchgeführten Seminare zeigt, dass die Ziele beider Ebenen erreicht werden. 60 % der Befragten Teilnehmer gaben an, durch das Bauherrenseminar zu der Entscheidung gekommen zu sein, mit einem Architekten bauen zu wollen oder ihn zumindest in den Planungsprozess mit einzubinden. 30 % waren noch unentschieden. Berücksichtigt man den Umstand, dass es eine Seminarreihe ist, und betrachtet man die Resultate im Einzelnen, zeigt sich, dass mit Verlauf der Seminarreihe der Prozentsatz der Bauherren, die sich eine Zusammenarbeit mit Architekten vorstellen können, sogar bis auf 72 % steigt.

Das Interesse an den Seminaren ist enorm. Für das Pilotprojekt war die Architektenkammer Niedersachsen von der Durchführung von drei Seminarreihen im Herbst 2005 ausgegangen. Der starke Zuspruch und die Anfragen von Bauherren, Architekten und Kooperationspartnern waren für uns sehr überraschend. Daraus resultierend haben wir in diesem Jahr 25 Seminarreihen an 24 Orten durchgeführt, in denen über 2800 Bauherren begeistert und informiert werden konnten. Die Erfahrung aus dem Projekt „Vom Traum zum Haus“ verdeutlicht eines: Die Fähigkeit des Dozenten, Inhalte lebendig und dadurch nachhaltig zu vermitteln, eine hohe Wertschätzung der Vorstellungen der Teilnehmer, Beratungskompetenz und die Fähigkeit mit Präsentationstechniken umzugehen, tragen entscheidend zum Erfolg einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Bauherren und Architekten bei. In der Schlussfolgerung bedeutet das, dass eine gute Architekturvermittlung da beginnt, wo Architekten lernen, sich diese Fähigkeiten anzueignen.


Fazit

Um eine Beziehung herzustellen und Vertrauen zu gewinnen, müssen Bauherren dort abgeholt werden, wo sie stehen – um sie nicht zu überfordern und sie langsam heranzuführen. Architekten müssen bei den gewohnten Sichtweisen der Bauherren beginnen und darauf aufbauen. Würden sie Objekte zeigen, die unter Architekten bejubelt werden, würden sie nur vorherrschende Vorurteile bestätigen: Architekten bauen nur gestylte Gebäude, die für den privaten Bauherrn weder zu gebrauchen bzw. zu verstehen, noch zu finanzieren sind.

Auch die meisten Redakteure von regionalen Tageszeitungen oder Wochenblättern sind Teil dieser Zielgruppe. Wie sollen Journalisten über etwas schreiben, etwas vermitteln oder sich für etwas begeistern, wenn sie es nicht verstehen, sich überfordert fühlen oder keine Beziehung dazu aufbauen können?

Soll in Zukunft nicht weiterhin nur ein elitäres Publikum bedient werden, was ohne Frage sehr wichtig ist, müssen sich Architekten auf die Sichtweisen und Bedürfnisse der breiten Masse einlassen, sie analysieren und verstehen lernen, ihnen anwendbares Basiswissen vermitteln. So kann eine Beziehung hergestellt, eine positive Verbundenheit zum Thema erzeugt, Hemmschwellen überwunden und gute Erfahrungen gemacht werden. Mit dem Ergebnis, dass Menschen die Architektur mit anderen Augen betrachten und sich auch im Allgemeinen für das Thema öffnen.

Wenn Architekten es schaffen, das Interesse und die Bedeutung in der Bevölkerung für das Thema zu steigern, wird Architektur auch einen anderen Stellenwert in der Presselandschaft haben. Vielleicht würde das dazu führen, dass zukünftige Bauherren mehr gute Architektur fordern, wodurch die Baukultur in Deutschland entscheidend gestärkt werden könnte.

Das Projekt „Vom Traum zum Haus“ hat, bezogen auf die privaten Bauherren in Niedersachsen, einen ersten sehr erfolgreichen Schritt gemacht, wieder eine Kommunikation, eine Beziehung zum Architekten aufzubauen. Dies muss und kann aber eben nur der erste Schritt sein, um weitere, grundlegende Informationen über das Thema Architektur bei dieser Zielgruppe nachhaltig interessant zu machen und Baukultur vermitteln zu können.

 



Literatur:

Bandura, A. (1979). Sozial-kognitive Lerntheorie. Stuttgart: Klett-Cotta.
 

 


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