Himmel und Erde (Heaven and Earth)
Festheft für Karsten Harries

12. Jg., Heft 1
August 2007
   

 

___Hans Friesen
Cottbus
  Entwicklung und Verhältnis von Stadt und Land in Europa
Eine kulturphilosophische Betrachtung der beiden Lebensräume des Menschen

 

   

Zwei grundsätzliche Weisen des menschlichen „In-der-Welt-Seins“ sind das ländliche und das städtische Leben. Stadt und Land werden vom Menschen als Lebensräume voneinander getrennt und unterschiedlich gestaltet. Die Abtrennung der Stadt vom Land ist in der Geschichte vorzugsweise durch gesicherte Grenzlinien vorgenommen worden. Diese Grenzen, die seit dem Beginn des menschlichen Sesshaftwerdens vor rund 12.000 Jahren (Hamm, 1982, 20) insbesondere als „physische“ errichtet wurden, werden in den letzten 200 Jahren immer weiter entmaterialisiert und existieren heute weitgehend nur noch als „vorgestellte“, wie Leonardo Benevolo (1995, 4) gesagt hat. Die nur vorgestellte Grenze bekräftigt ebenso wie die physische einen Unterschied, der wesentlich für das menschliche Leben zu sein scheint und aus diesem Grunde auch nicht aufgehoben werden sollte. In diesem Aufsatz wird in sechs Teilschritten die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Landschaft und der Stadt in Europa untersucht und dabei die These vertreten, dass Stadt und Land einen Unterschied bilden, der im Sinne eines „komplementären Gegensatzes“ verstanden werden muss. Danach dürfen die gegensätzlichen Seiten sich nicht ausschließen, sondern müssen sich vielmehr ergänzen.

 

1.      Von der Wildnis zur Kulturlandschaft


Die gegenwärtige Landschaft Europas ist nur noch annähernd auf die Natur oder – um es anders zu sagen – auf die Wildnis zurückzuführen, aus der sie hervorgegangen ist. Diese Wildnis findet man in Europa heute nur noch sehr selten, denn sie ist durch die Eingriffe des Menschen fast vollständig verändert worden. Die Landschaft Europas ist also eine von Menschenhand geschaffene Landschaft – das heißt: eine Kulturlandschaft geworden, die größtenteils aus Aufforstungen, Acker- und Weideflächen besteht. Im Folgenden soll diese Entwicklung rekonstruiert, dabei aber auch gezeigt werden, dass die europäische Landschaft nicht ausschließlich von Menschen gestaltet, sondern durch geologische Prozesse und klimatische Einflüsse sowie von Tieren und Pflanzen entscheidend vor- und mitgeprägt wurde.

Die europäische Kulturlandschaft ist im Laufe von Jahrmillionen durch das Zusammenwirken von geologischen Prozessen, den Wandlungen des Klimas, der Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt und der Entwicklung des Menschen entstanden. Damit ist aber nicht gesagt, dass sie heute stabil und fertig ist. Denn keiner der Prozesse, die an der Entstehung dieser Landschaft mitgewirkt haben, ist endgültig abgeschlossen. Aber nicht nur die Bestimmung eines Abschlusses, sondern auch die eines Anfangs der Landschaftsentwicklung ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. In vielen Büchern, die über die Geschichte der Landschaft geschrieben wurden, gewinnt man den Eindruck, als ob diese Geschichte im frühen oder hohen Mittelalter beginnt, weil in dieser Zeit die ersten Aufzeichnungen über Landschaft entstanden sind. Hansjörg Küster hat in einem aufschlussreichen Buch über die „Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa“ (1995) eine Darstellung geliefert, die auch die Epochen vor dem Mittelalter berücksichtigt. Er bezieht in seine Überlegungen die Entwicklung und Wandlung der Urlandschaft ebenso ein, wie die Epoche der Jäger und Sammler und später die der Bauern. Außerdem weist er darauf hin, dass nicht nur der Wechsel von Eis- und Warmzeiten, sondern auch die Vegetation einen wesentlichen Anteil an dem sich häufig wandelnden Aussehen der Landschaft hat. Für ihn ist deswegen die Vegetationsgeschichte ein entscheidender Teil der Landschaftsgeschichte. Schließlich widerlegt er einige unserer Vorurteile über Naturschutzgebiete, denn er klärt uns mit überzeugenden Argumenten darüber auf, dass die meisten Naturschutzgebiete in Wirklichkeit alte Kulturlandschaften sind. Der Mensch nimmt Küster zufolge bereits vor 9.000 Jahren aktiv Anteil an der Gestaltung der Landschaft. So muss beispielsweise die große Verbreitung der Haselnuss in Mitteleuropa vor etwa 9.000 Jahren als die gezielte Förderung dieser Pflanze durch den Menschen erklärt werden. Die Menschen streuten Samen der Haselnuss aus und hielten bewusst andere Pflanzen niedrig, um das Wachstum der Hasel zu beschleunigen. Von Westen her kann sich die Hasel auf diese Weise ausbreiten, während sich von Südosten her, offensichtlich ohne Mitwirkung des Menschen, die Fichte schnell verbreitet, wodurch es langsam zur Verdrängung von Kiefer und Birke kommt. Die unterschiedlichen Veränderungsprozesse führen dazu, dass die Weidegründe der vor etwa 12.000 Jahren in Mitteleuropa noch stark verbreiteten Rentiere immer weiter dezimiert werden und dass vor etwa 7.000 Jahren ganz Europa dichte Wälder überziehen (Küster, 1995, 69). In dieser Zeit beginnen sich die menschlichen Lebens- und Verhaltensmuster grundlegend bzw. umfassend zu verändern. Das Leben der Jäger und Sammler transformiert sich in eine sesshafte bäuerliche Lebensweise und die Naturlandschaft wird allmählich in eine Kulturlandschaft verwandelt. Die ersten Siedlungen werden in Lößgebieten gegründet, weil diese Gegenden weniger Baumbestand aufweisen und der Boden hier sehr fruchtbar und leichter zu bearbeiten ist. Die Siedlungen werden wieder aufgegeben, wenn die Ackerböden durch ständige Bewirtschaftung ausgelaugt sind; der Wald kann sich diese dann zurückholen. Mit seinem Zurückkommen breitet sich auch die Buche allmählich weiter aus und wird zur typischen Vegetationsform in Mitteleuropa. Insofern führt der frühe Ackerbau nicht nur zur Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten, sondern gerade die vielfältigeren Lebensräume des Menschen haben Küster zufolge mitbewirkt, dass insgesamt eine größere Artenvielfalt entstehen kann. Vor etwa 5.000 Jahren werden die Menschen durch die starke Zunahme der Bevölkerung gezwungen, in immer extremeren Lagen zu siedeln. Das führt dazu, dass es in den norddeutschen Geestgebieten und den mitteldeutschen Lößgebieten zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. keine großen Urwälder mehr gibt, d. h. einzelne Landschaften sind vom Menschen nun schon grundsätzlich verändert und gestaltet worden. Der technologische Fortschritt, beispielsweise durch die Herstellung von Bronze, ermöglicht es, weitere ökologische Grenzen zu überwinden. Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, ist wesentlich härter als ihre Bestandteile, was für die Herstellung von Arbeitsgeräten und Waffen von großem Vorteil ist. Mit dem dazu notwendigen Kupferbergbau beginnt nun auch die Besiedlung der Alpen und es entsteht ein typisches Landschaftsbild dieser Region, nämlich das der roten Teppiche der Alpenrosen, die jedoch nicht ein Werk des Menschen, sondern des Tieres sind (Küster, 1995, 112f.). Bei der Beweidung der Alpenwiesen frisst das Vieh nur bestimmte Pflanzen und verschmäht Orchideen und Alpenrosen, die dadurch enorme Wachstumsvorteile erhalten. Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. gibt es eine weitere Reihe von Veränderungen und technischer Innovationen. So wird nun Eisen als Rohstoff entdeckt, was eine Verhüttung erfordert. Um die dazu notwendigen hohen Temperaturen beim Ausschmelzen des Erzes aus dem Gestein zu erreichen, entsteht hoher Bedarf an Holzkohle. Man beginnt deshalb, großflächig Wälder abzuholzen, um das Holz in Holzkohleöfen, so genannten Meilern, zu Holzkohle zu verarbeiten. Eine weitere wichtige technische Innovation in diesem Zusammenhang ist die Verbesserung der Pflugtechnik, mit der der für die Kulturlandschaft so typische Wölb- bzw. Hochacker entsteht. Als neben der Landwirtschaft im 8. Jahrhundert v. Chr. in Mitteleuropa die Viehwirtschaft durch gezielte Züchtung an Bedeutung gewinnt, werden die waldfreien Grasländer der Marschgebiete an der Küste in den Siedlungsraum der Menschen miteinbezogen. Die Siedlungen an der Küste müssen wegen schwankender Wasserstände und Überschwemmungsgefahren auf erhöhten Punkten errichtet werden. Oft bestehen diese künstlich mit Sand und Hausmüll aufgehäuften Wohnhügel, die so genannten Warften, längere Zeit, denn in den küstennahen Regionen sind geeignete Siedlungsplätze nicht so leicht wie in anderen Gebieten zu finden (Küster, 1995, 149ff.). Mit der Expansion des römischen Reiches nach Norden wird eine feste Grenze, der Limes, errichtet, der die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung erstmals einschränkt und damit ihren Widerstand hervorruft, was bedeutet, dass er noch während der Besatzungszeit streckenweise nach Süden zurück verlegt werden muss. Zu dieser Zeit leben in Mitteleuropa erstmals größere Menschenansammlungen an einem Ort. Um deren Versorgung sicherzustellen, werden Häfen, Brücken und ein weit verzweigtes Straßennetz angelegt, die Viehhaltung wird intensiviert und neue Kulturpflanzen, wie Obst und Wein, angebaut. Im 3. Jahrhundert n. Chr. beginnt dann das römische Reich zu zerfallen. In kleinen Regionen am Niederrhein, in Trier, in Passau, Regensburg und Salzburg können die umfangreichen Organisationsstrukturen der Römer deren Rückzug und Niedergang überdauern. So wie beispielsweise das Straßennetz, dessen Grundidee beim Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert wieder aufgenommen wird. Der Übergang von der Völkerwanderungszeit zum Mittelalter steht mit der endgültigen Aufgabe der prähistorischen Siedelweise in Zusammenhang. Die Entwicklung zum ortsfesten Siedelverhalten, verbunden mit Lenkung durch die Fürsten und beginnender wirtschaftlicher Blüte, bringt einen bedeutenden Bevölkerungsanstieg mit sich. Während des Mittelalters werden deshalb viele Veränderungen an der Kulturlandschaft vorgenommen. Allmählich geht man zur Dreifelderwirtschaft über und einzelne Regionen spezialisieren sich auf den Anbau bestimmter Nutzpflanzen. Der weitere immense Bevölkerungsanstieg zwingt zur Kultivierung und Urbarmachung der letzten bis dahin unberührten Wildnisse. Um eine immer bessere Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen, beginnen Mönche beispielsweise, Fischteiche in der Umgebung der Klöster anzulegen (Küster, 1995, 226). Diese Teiche bestimmen nicht selten auch heute noch das Landschaftsbild. Spätestens im 16. Jahrhundert beginnt man mit der Verkoppelung der Landschaft. Daraus entstehen die eingehegten Landstücke, die so genannten Koppeln, die bald überall, in den Grünlandgebieten wie in den Hudewaldbereichen und ebenso auf dem Ackerland, zu finden sind. Im 18. Jahrhundert werden erstmals umfangreiche Aufforstungen vorgenommen, um die Forstwirtschaft anzukurbeln (Küster, 1995, 312ff.). Aus diesem Grunde werden die ausgedehnten Hudewälder, die sich durch geringen Baumbestand auszeichnen, entweder in Ackerland oder in zur Aufforstung bestimmte Gebiete umgewandelt. Diese damaligen Maßnahmen bestimmen noch das heutige Erscheinungsbild unserer Wälder. Die letzte Phase der Landschaftsgeschichte beginnt zwischen den beiden Weltkriegen. Der sich immer tiefer in die Erde fressende Tagebau zur Kohle- und Erzgewinnung bestimmt jetzt häufig das Bild der Landschaft (Küster, 1995, 294f.). Dazu gehören unter anderem auch die Tagebaurestgruben der Niederlausitz, die durch die Projektarbeit der von 2000 bis 2010 stattfindenden „Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land“ in ein Naherholungsgebiet verwandelt werden. Der ehemalige Braunkohletagebau der DDR wurde in den letzten Jahren geflutet, eine Bergbaufolgelandschaft hat dadurch nach und nach Gestalt angenommen. Es bleibt abzuwarten, ob von diesem Projekt nachhaltige Impulse für eine neue, sowohl landschaftliche als auch wirtschaftliche Identität dieser Region ausgehen werden.

 

2.      Die Entdeckung der ästhetischen Landschaft bei Petrarca


Die Entdeckung der Landschaft als ästhetisches Phänomen kann auf Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux im 14. Jahrhundert zurückgeführt werden. Petrarca hatte sich vorgenommen, die Berglandschaft ohne bestimmten Zweck lediglich zur ästhetischen Erbauung zu betrachten. Für eine solche Einstellung konnte ein Hirte oder ein Bergbauer, der die Landschaft dem Zweck der Arbeit unterordnete, sicherlich keinerlei Verständnis aufbringen. Petrarca dagegen entdeckt erstmals die Landschaft als ein ästhetisches Objekt, das einem sich selbst bewusst werdenden Subjekt gegenüber gestellt wird. Diese Gegenüberstellung von Mensch und Natur ist vielfach zum entscheidenden Gründungsakt des modernen Zeitalters erklärt worden. Im Folgenden soll sowohl die Entwicklungsgeschichte dieser gründenden Entdeckung nachgezeichnet als auch auf ihre Bedeutung für das zeitgenössische Verständnis der Landschaft hingewiesen werden.

Im Jahre 1313 übersiedelt die Familie des Francesco Petrarca aus Italien kommend in die Umgebung von Avignon. Die Familie wohnt nun in dem kleinen Ort Carpentras, von wo aus man den Mont Ventoux vor Augen hat. Hier muss der spätere Humanist, Poet und Theologe Petrarca bereits in den Tagen seiner Kindheit den Entschluss gefasst haben, den Gipfel dieses Berges zu erklimmen. Er wartet bis zum April des Jahres 1336, um zusammen mit seinem jüngeren Bruder Gherardo von Avignon aus diesen Entschluss in die Tat umzusetzen. Am Abend des 24. April erreichen die beiden den am Fuß des Berges gelegenen Ort Malaucène. Dort ruhen sie sich einen Tag lang aus, um dann am 26. April mit der Besteigung des Ventoux, den man, wie Petrarca sagt, zu Recht „Ventosus“, den „Windigen“, nennt, zu beginnen. Bei seinem Unternehmen verfolgt Petrarca nicht irgendeinen lebensnotwendigen Zweck, wie z. B. das Sammeln von Heilpflanzen oder die Erforschung der Bergwelt, sondern es treibt ihn lediglich die Begierde an, die Welt vom Gipfel des Berges aus zu betrachten. Es ist offensichtlich die Herausforderung seines Lebens, sich diesen schon lange gehegten Wunsch endlich zu erfüllen. Nun ist eine solche Bergbesteigung kein gewöhnliches Unternehmen für die damalige Zeit, denn die Menschen sind in erster Linie damit beschäftigt, Dinge zu verrichten, die einem Zweck dienen und damit lebensnotwendig sind. Vor diesem Hintergrund ist auch verständlich, dass der alte Hirte, den die beiden Brüder am Berghang treffen, nachdrücklich vor dem Aufstieg warnt, den er selbst, wie er ihnen berichtet, in jugendlichem Übereifer gewagt, der ihm aber weiter nichts als Mühsal und Reue eingebracht habe. Doch diese Warnung wirkt nicht abschreckend, sondern verstärkt das Verlangen der beiden Brüder noch, den Gipfel zu erklimmen. Sie lassen überflüssiges Gepäck bei dem Hirten zurück, der ihnen schließlich noch den kürzesten Weg zum Gipfel weist. Anfangs hasten sie voran, ermüden dann aber und müssen ihr Tempo verringern. Der Bruder peilt zielstrebig den kürzesten Weg nach oben an, während Francesco, der weniger Kondition und mehr Höhenangst hat, langsamer geht und nicht so steile, dafür aber längere Wege nimmt. Nach kurzer Zeit sieht er ein, dass es sinnlos ist, vom direkten Weg zum Gipfel abzuweichen und folgt schließlich doch dem jüngeren Bruder nach. Wenn die Strapazen auf diesem beschwerlicheren Weg zu groß werden, weicht er auf Umwege durch Täler aus, sieht am Ende aber ein, dass er durch rationale Überlegungen und Ausreden das physische Hindernis nicht bezwingen kann. Diese Einsicht führt ihn zu einem Vergleich des physischen Aufstiegs mit dem spirituellen. Mit folgenden Worten geht er mit sich selbst ins Gericht: „Was du heute so oft bei der Besteigung dieses Berges erfahren hast, wisse, dass dies dir und vielen widerfährt, die das selige Leben zu gewinnen suchen. Aber es wird deswegen nicht leicht von den Menschen richtig gewogen, weil die Bewegungen des Körpers offensichtlich sind, die der Seele jedoch unsichtbar und verborgen. In der Tat liegt das Leben, das man das selige nennt, auf hohem Gipfel, und ein schmaler Pfad, so heißt es, führt zu ihm hin. Auch viele Hügel ragen dazwischen auf, und von Tugend zu Tugend muss man mit erhabenen Schritten wandeln; auf dem Gipfel ist das Ende aller Dinge und des Weges Ziel, auf das hin unsere Pilgerreise ausgerichtet ist.“ (Petrarca, 1995, 13ff.) Aus dem Vergleich der Besteigung des Gipfels mit dem Aufstieg zum ewigen Leben schöpft er neue Kraft, so dass er sich für den Rest des Weges wieder aufrichten kann und erreicht so schließlich doch noch den Gipfel des Mont Ventoux. Hier ist Petrarca von den Eindrücken des weiten Rundblicks auf die Landschaft so beeindruckt, dass er sich wie betäubt fühlt. Er blickt in Richtung der Schweizer Alpen und nach Südosten, wo Italien, die Heimat seiner Familie liegt und wird von Heimweh erfasst. Es befällt ihn geradezu eine sinnenfrohe Schaulust, welche sich jedoch nach mittelalterlicher Weltauffassung als gefährlich für das geistige Heil darstellt. Petrarca weiß das und ficht einen inneren Kampf aus. Er wendet sich wieder dem Panorama zu, sieht nach Westen und bewundert den Ausblick nach Frankreich. Er genießt die Aussicht und die Schönheit der Landschaft. Damit unternimmt er den ersten Schritt zur ästhetischen Betrachtung der Natur als Landschaft. In diesem Moment der Bewunderung der irdischen Landschaft nimmt er aus seiner mitgeführten Tasche seine Ausgabe der „Confessiones“ von Augustinus, schlägt zufällig eine Seite auf und beginnt zu lesen: „Und es gehen die Menschen hin, zu bewundern die Höhen der Berge und die gewaltigen Fluten des Meeres und das Fließen der breitesten Ströme und des Ozeans Umlauf und die Kreisbahnen der Gestirne – und verlassen dabei sich selbst.“ (Zitiert nach Petrarca, 1995, 25) Nachdem er diese Stelle gelesen hat, schämt er sich seiner anfänglichen Bewunderung für die irdische Landschaft. Den Abstieg begeht er völlig in sich gekehrt und ohne ein Wort zu sagen. Die zufällig aufgeschlagene Seite im Buch des Augustinus nimmt er als ein Zeichen Gottes wahr. Es wird ihm bewusst, dass er die irdische Landschaft bewundert und dabei das Göttliche vergessen hat. Es ärgert ihn, wie er sich auf dem Gipfel der Schönheit der Landschaft hingeben konnte, ohne an die Schönheit des Göttlichen zu denken, deren Erkenntnis die Fähigkeit verleiht, sich über alles Irdische zu erheben und dadurch die höchsten Höhen zu erreichen. So kann Petrarca, der mit seiner Bergbesteigung zwar den Anfang der Zuwendung zur Natur als Landschaft in einem ästhetischen Sinne gesetzt hat, diese Neuerung aber noch nicht wirklich als Fortschritt erkennen, weil er auf dem Gipfel des Mont Ventoux von der traditionellen christlichen Metaphysik wieder eingeholt wird und damit einen weltanschaulichen Rückschritt vollzieht. Seine kulturelle Leistung besteht darin, mit einem Bein die Grenze des Mittelalters für einen kurzen Augenblick überschritten zu haben. Die Transformation des Mittelalters in die Neuzeit kann jedoch erst von den Nachfolgern des Humanisten, nämlich den neuen Naturwissenschaftlern sowie den rationalistischen und empiristischen Philosophen, vollständig durchgeführt und endgültig abgeschlossen werden. In dieser weiteren Entwicklung wird Landschaft in zweifachem Sinne zu einem Objekt: Zum einen Objekt eines zweckorientierten, d. h. der Aneignung oder der Erkenntnis dienenden rationalen Zugriffs durch den menschlichen Verstand, zum anderen Objekt einer zweckfreien ästhetischen Betrachtung ihrer Schönheit durch das menschliche Subjekt. Die zuletzt genannte Tendenz, in der es um die Produktion von Gefühlen, Stimmungen und Empfindungen geht, mündet heute in einen weltweiten Landschaftstourismus. Dieser könnte in Zukunft die Aufgabe erhalten, den in der urbanen Welt lebenden modernen oder postmodernen Menschen in die Landschaft zurückzuführen, in der er sich daran erinnern kann, dass die Natur, sowohl die äußere als auch die innere, ein wesentlicher Bestandteil der Entzweiungsstruktur seines eigenen Lebens ist. In dieser Erinnerung könnten wir uns wieder darüber klar werden, dass sich Natur und Geist, Stadt und Land gegenseitig ergänzen müssen. Denn letztlich werden wir uns, wie Joachim Ritter (1989, 163) gesagt hat, weder auf die eine noch auf die andere Seite schlagen können. Wir können die Grenzen zwischen Natur und Geist sowie Stadt und Land vor allem aus zwei Gründen nicht außer Kraft setzen, weil sich in diesen Zusammenhängen nämlich weder eine Reduktion der einen auf die andere noch eine Vermischung beider Seiten durchführen lässt. Dieser Meinung ist auch Georg Simmel in seinem Essay über „Die Alpen“. Er vertritt dort die These, dass das Leben insgesamt „die unaufhörliche Relativität der Gegensätze“ (Simmel, 1998, 130) ist. Diese Relativität der Gegensätze, die Simmel auch auf die Naturlandschaft und ihren Gegensatz von Berglandschaft und Flachlandschaft bezieht, gilt aber in erster Linie für die unterschiedlichen Dimensionen des menschlichen Lebens selbst. Das menschliche Lebewesen besteht genauso wie die menschliche Lebensweise aus einer „gedoppelten Totalität“ (wie man es mit Hegel ebenso wie mit Simmel sagen könnte), das erstere aus der von Geist und Körper, die zweite aus der von Stadt und Land. Theoretisch wie praktisch besteht die zentrale Aufgabe des kulturschaffenden Menschen heute und in Zukunft darin, den Gegensatz von Stadt und Land sowie von Geist und Körper eben nicht aufzuheben, sondern in einer funktional differenzierten Einheit zu erhalten und darin weiter zu entwickeln. Die großen Dichotomien von Geist und Natur, Individuum und Gemeinschaft sowie Stadt und Land bilden die Grundlage der allgemeinen Verfassung unserer Kultur auf der Erde; sie dürfen nicht als historischer Zustand interpretiert werden, der überwunden werden kann, sondern sind vielmehr als anthropologisches Faktum zu beurteilen.

 

3.      Die Zukunft der Landschaft


Kulturlandschaften stellen einen gestalteten und begrenzten Teil der Erdoberfläche dar. Die Gestaltung kann vielen Zwecken unterliegen. Diese Zwecke, die sich in der Geschichte in erster Linie auf Ackerbau, Bergbau, Industrie, Siedlung, Verkehr usw. beziehen, führen heute auch in die Ästhetik. Die ästhetische Landschaft soll sich allerdings einer Unterwerfung unter Zwecken, d. h. vor allem funktionalen, widersetzen; sie stellt sich lediglich einer „interesselosen Betrachtung“ (Kant) dar. Vermittelt wird diese Betrachtung im Laufe der europäischen Geschichte durch sehr unterschiedliche Medien, d. h. zunächst durch Landschaftsdichtung und Landschaftsmalerei, seit dem frühen 20. Jahrhundert dann durch visuelle Medien wie Foto, Film und Fernsehen. Ein ganz besonderer Gesichtspunkt der Vermittlung von Landschaft ist sicherlich die „touristische Besichtigung“, die nicht nur in die natürlich vorgefundenen, sondern auch in die von früheren oder gegenwärtigen Kulturen gestalteten Landschaften führt und Erscheinungen wie die Tourismus-Industrie hervorgerufen hat, die wiederum zur Produktion von Landschaft beiträgt. Dies lässt sich ganz besonders am Beispiel der Alpen aufzeigen.

Werner Bätzing hat sich in seinem eindrucksvollen Buch über „Die Alpen“ (1991) mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Landschaft intensiv beschäftigt. Er analysiert die Entstehung, Gefährdung und Neugestaltung der Alpenregion. In seinem Buch stellt er die Behauptung auf, dass die Landschaft einen Prozess darstellt, der sich im Laufe der Geschichte aufgrund von drei Faktoren immer wieder verändert hat. Diese Faktoren sind erstens die geotektonischen und klimatischen Prozesse, die im jungen Stadium der Erdentwicklung ausgeprägter ablaufen als heute, zweitens Flora und Fauna und drittens, in der letzten Entwicklungsepoche, vor allem die Einflüsse des Menschen. Werner Bätzing verarbeitet in seinem Buch langjährige Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit der Alpenregion. Am Beispiel der Alpen entwickelt er auch ein Modell für die Zukunft der europäischen Landschaft. Die Alpen bieten sich seiner Meinung nach in diesem Zusammenhang als Beispiel insbesondere deshalb an, weil in dieser Region erstens das Bewusstsein für Probleme und zweitens Ansätze für Alternativen sehr konkret entwickelt werden. Die Alpen stellen ein sehr sensibles und labiles Ökosystem dar, so dass jedes rücksichtslose Umgehen mit der Natur hier in kurzer Zeit sichtbar wird. Innerhalb weniger Jahre können sich menschliche Fehleingriffe zu Naturkatastrophen ausweiten. Das Bild der Alpen hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal gewandelt. Wurde diese Landschaft vor nicht allzu langer Zeit noch als eine heile Welt betrachtet, gilt sie heute als eine Region von extremer Umweltzerstörung und Naturgefährdung. Dieser Wandel vollzieht sich Bätzing zufolge nicht ausschließlich im 20. Jahrhundert, sondern geht auf eine Entwicklung zurück, die vor etwa 6.000 Jahren einsetzt, als der Mensch beginnt, die Alpen tief greifend ökologisch umzugestalten. Die modernen Wirtschaftsformen wie Tourismus, Wasserkraft und Transitverkehr, die sicherlich erheblichen Anteil an der Umweltzerstörung in den Alpen haben, treffen also nicht auf eine unberührte Natur, sondern auf eine bereits vom Menschen stark geprägte Kulturlandschaft. Zur Bewältigung der Probleme in den Alpen ist es nach Bätzings Ansicht nun keinesfalls sinnvoll, zur traditionellen vorindustriellen Agrargesellschaft zurückzukehren, sondern er hält es für notwendig, die modernen Wirtschafts- und Kulturformen gezielt mit den traditionellen zu verbinden, so dass auf diese Weise eine Nutzung der Alpenlandschaft erreicht werden kann, bei der die alpine Umwelt nicht mehr zerstört, sondern langfristig gepflegt und als Kulturlandschaft aufgewertet wird. Die Rückkehr zur vorindustriellen Landschaft der Alpen würde das ursprüngliche Landschaftsbild gar nicht wieder herstellen, sondern eine Agrarlandschaft, die im Laufe von Jahrtausenden entstanden ist. Das ursprüngliche Landschaftsbild der Alpen besteht Bätzing zufolge aus einer geschlossenen monotonen Waldvegetation. Aus der radikalen Veränderung dieser Urlandschaft durch den Menschen ist eine ausgesprochen artenreiche Kulturlandschaft hervorgegangen. Nun folgt aus der Natur selbst, so Bätzings These, kein bestimmtes Kriterium für die menschliche Nutzung. Aus diesem Grunde bleibt letztlich dem Menschen die Wahl, ob er den Naturwald entweder in einen Wirtschaftswald umwandelt oder ihn rodet und als Weinberg, Ackerfläche, Wiese oder Weide nutzt. Die Naturnutzung wird also ausschließlich von kulturellen Faktoren bestimmt. Insofern konnte die Entstehung der Industriegesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts auch dazu führen, dass die Alpenregion als strukturschwacher Raum mit stark sinkenden Bevölkerungszahlen zurückblieb. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt sich die „Dienstleistung“ als neuer Wirtschaftssektor und erlangt auch in den Alpen eine immer stärkere wirtschaftliche Bedeutung. Es erfolgt dadurch die Aufwertung der Alpen zu einem wichtigen Freizeit- und Erholungsgebiet Europas. In diesem Bereich ist wohl auch die Zukunft für diese Landschaft zu vermuten. Eine notwendige Voraussetzung dafür wird allerdings sein, dass Tourismus und Ökologie nicht miteinander in Widerstreit geraten, sondern sich gegenseitig zum Vorteil und zur Weiterentwicklung der Alpenlandschaft ergänzen können.

 

4.      Die Geschichte der europäischen Stadt


Im Folgenden soll nicht die ältere Geschichte, sondern vor allem die Entwicklung der europäischen Städte vom 19. Jahrhundert bis zur Jahrtausendwende rekonstruiert werden. Wenn man diese Entwicklung darstellt, wird man erkennen, dass sie heute in eine Stabilisierung der vorhandenen Situation mündet. Die Bevölkerungszahlen in vielen europäischen Städten stagnieren und die großen Industrieanlagen werden kaum noch ausgebaut. So besteht die Hauptaufgabe heute nicht mehr in der Erweiterung der Städte, sondern vielmehr in der Veränderung ihrer inneren Struktur. In diesem Zusammenhang geht es vor allem darum, historisch gewachsene Besonderheiten herauszustellen und ein insgesamt funktionierendes Stadtgebilde wieder herzustellen.

In einem bemerkenswerten Buch über „Die Stadt in der europäischen Geschichte“ hat Leonardo Benevolo (1993) die Geschichte der Stadt in Europa von ihrer Loslösung von der antiken Kultur über die Ausbildung eines neuen Städtesystems im Mittelalter bis zur europäischen Stadt der Gegenwart nachgezeichnet. Mit Beginn der Industrialisierung wachsen viele Städte mehr oder weniger unkontrolliert und geraten dadurch in ein problematisches Verhältnis zu ihrer Umgebung. In der Blütezeit der kapitalistischen Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts herrscht in Europa das Prinzip der uneingeschränkten unternehmerischen Freiheit. Das gilt sowohl für Industrie und Handel als auch für Immobilien- und Landbesitz. Der öffentlichen Hand ist es nur in geringem Ausmaße erlaubt, in private Bereiche und Ziele einzugreifen. Aus diesem Grunde ist sie auch nicht in der Lage, auf die aus dem wirtschaftlichen Aufschwung resultierenden Schwierigkeiten im Bereich der Stadtentwicklung in erforderlichem Rahmen zu reagieren. Die vorhandenen Stadtgebiete können die immer stärker wachsende Anzahl der Menschen nicht mehr aufnehmen. Es kommt zu einem Auswuchern der Stadtrandgebiete. Die mit nur geringer Macht ausgestattete oder gänzlich fehlende öffentliche Hand kann dem unkontrollierten Wachstum nichts entgegensetzen. Die notwendige Infrastruktur fehlt häufig, so dass es zum Entstehen von großen Stadtrandgebieten kommt, deren Bewohnbarkeit mit extremen Problemen verbunden ist. Mit der Revolution von 1848 wird erstmalig ein Modell der Stadtplanung entwickelt. Die unternehmerische Freiheit wird eingeschränkt und die öffentlichen Verwaltungsorgane gestärkt. Man erlässt nun Bauvorschriften und führt öffentliche Baumaßnahmen durch, um die städtische Infrastruktur zu verbessern. Es erfolgt eine Trennung zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum. Auf den Privatgrundstücken herrscht in Fragen der Nutzung weiterhin die absolute Entscheidungsfreiheit des Besitzers. Es entsteht jedoch eine neue Wechselwirkung zwischen öffentlicher und privater Hand. Daraus ist Benevolo zufolge (1993, 202) der Übergang von der liberalen zur postliberalen Phase der Stadtplanung hervorgegangen. Als Beispiel für diesen Zusammenhang ist die Umgestaltung von Paris durch Haussmann zu nennen. Paris wird zum Vorbild postliberaler Stadtentwicklung. Wichtige Voraussetzungen für die Neugestaltung der Stadt sind das Gesetz zur Enteignung von 1841 und das Gesundheitsgesetz von 1850 (vgl. Benevolo, 1993, 195f., 198). Hiermit kann der Bau neuer Straßen, und damit auch die Anlegung der notwendigen Infrastruktur wie Wasserleitungen und Kanalisationen, realisiert werden. Zahlreiche Krankenhäuser und Schulen werden in der Folgezeit gebaut. Ende des Jahrhunderts wird das Thema der Stadtentwicklung wieder an den Rand gedrängt. Aus diesem Grunde versuchen einige Künstler und Architekten, wie Horta, van de Velde oder Olbrich, eine Veränderung des Stadtbildes in Konzentration auf den Wohnbereich zu erreichen. Solch eine Vorgehensweise ist jedoch zum Scheitern verurteilt, weil man damit, wie Benevolo (1993, 226) bemerkt, den Verlust der Kontrolle über die Funktion des Ganzen in Kauf nehmen muss. Es kommt dann zur Herausbildung von Reformbewegungen, die sich dafür einsetzen, dass die Interessen der Öffentlichkeit nicht länger den privaten Spekulationen unterliegen. Diese Bemühungen schlagen zwar fehl, schaffen aber immerhin Anregungen für eine Erneuerung. Daraus entstehen konkretere Experimente wie der soziale Wohnungsbau oder die Gartenstadtbewegungen. Ein wichtiges Ergebnis, das aus diesen Experimenten abgeleitet werden kann, ist Benevolo (1993, 227) zufolge die Erkenntnis, dass die Interessen und Bedürfnisse sowohl Einzelner als auch der Gemeinschaft in ein ausgewogenes Gleichgewicht gebracht werden müssen. Öffentliche Verwaltung und private Unternehmer sollen, so die Vorstellung, nicht mehr an verschiedenen, sondern gleichzeitig an denselben Projekten arbeiten. Danach hat die öffentliche Hand das Bauland ausgewogen an private und öffentliche Unternehmungen zu verteilen, so dass eine Gesamtplanung ermöglicht wird, die durch die Interessen Einzelner nicht mehr zu behindern ist. Einige moderne Architekten gehen in ihren Überlegungen sogar noch weiter, indem sie für eine Rückeroberung der öffentlichen Kontrolle über den gesamten Grund und Boden der Stadt propagieren. Diese Überlegungen erweisen sich zwar als utopisch, geben aber neue Anstöße für die Entwicklung der modernen Stadt. Le Corbusier wird schnell zur Leitfigur der modernen Architektur; er erklärt in seinen städtebaulichen Theorien nicht mehr das einzelne Grundstück, sondern die Wohnung zum Grundelement der Stadt, wobei dieses bei ihm aber nicht getrennt von den anderen Funktionen betrachtet wird. Insgesamt wird die Stadt in ihre einzelnen Funktionsbereiche aufgegliedert. Der Landschaftsraum soll nicht mehr vom Stadtraum abgetrennt werden, sondern vielmehr in die neue Stadt hineinfließen können. Damit würde die moderne Stadt geöffnet und der postliberalen Stadt, die noch als geschlossene Einheit verstanden wird, konsequent entgegengesetzt. Durch die Weltwirtschaftskrise und wegen des Zweiten Weltkrieges kann allerdings wenig von den neuen Konzepten realisiert werden. Nach dem Krieg werden diese neuen Stadtplanungsgedanken dann wieder aufgegriffen und dienen vielen europäischen Ländern als Grundlage zahlreicher Stadtplanungsvorhaben, wobei dies teilweise auch zu krassen Fehlentwicklungen führt. Insgesamt betrachtet laufen die Entwicklungen seit dem Zweiten Weltkrieg, wie Leonardo Benevolo es sieht, heute auf eine Stabilisierung der vorhandenen Situation hinaus. Die großen Industrieanlagen werden kaum noch ausgebaut, die Bevölkerungszahlen stagnieren. Eine Erweiterung der Städte wird dadurch nicht erforderlich, und so besteht die neue Aufgabe für Benevolo (1993, 241) heute darin, eine Veränderung der inneren Struktur der Städte vorzunehmen. Die Altstädte dürfen nicht isoliert, sondern müssen in das Gesamtgefüge der Stadt zurückgeführt und die Innenstädte wieder mit mehr Leben und Qualität erfüllt werden. Zwei weitere wichtige Aufgaben wären nach Benevolo zum einen die Hervorhebung von historisch gewachsenen Besonderheiten und zum anderen das Wiederherstellen eines insgesamt funktionierenden Stadtgebildes. Diese Anregungen Benevolos können sicherlich ohne Widerspruch akzeptiert werden, haben sich in den letzten Jahren auch bereits mehr oder weniger durchgesetzt und sind denn auch in die neuen denkmalpflegerischen Grundsätze aufgenommen worden. Heute, am Anfang des 21. Jahrhunderts, sollte es den Planern vor allem darum gehen, die Innenstädte und auch die Peripherien der Städte als Orte mit Identifikationsmöglichkeiten für die Menschen zu gestalten. Dies müssen sie mit einer ebenso guten, d. h. funktionalen, wie markanten, d. h. ästhetischen, Architektur in Angriff nehmen.

 

5.      Die Großstadt und das Menschsein


Im Folgenden soll die Bedeutung der Großstadt für die Entwicklung des Geisteslebens untersucht werden. Nur in der Stadt stehen dem Menschen alle Möglichkeiten offen, seine wahre Natur, seine eigentliche Bestimmung zu verwirklichen. Für diese These finden sich in der europäischen Tradition viele Vertreter. Die Freiheit des Selbstseins kann Aristoteles zufolge allerdings nur durch die Befreiung aus dem Naturstand erfolgen. Das heißt: Der Mensch muss sich selbstbewusst für das städtische Leben entscheiden. Die Philosophen Platon und Aristoteles sehen im Menschen ein Wesen, welches sich nur in der Stadt richtig entwickeln und verwirklichen kann. Die Natur bleibt für diese Entwicklung nur insofern interessant, als jeder einmal sich seiner selbst bewusst geworden sowohl sich ihr zuwenden als auch sich von ihr absetzen muss. Insofern erhält die Stadt durch deutliche Abgrenzung ihre Bedeutung als wahrer Ort der Verwirklichung des Menschseins, d. h. des geistig-kulturellen Menschseins. In dieser Hinsicht gibt es den antiken Philosophen Platon und Aristoteles zufolge für die Stadt angeblich keine Alternative.

Der entscheidende Widerspruch in der modernen Gesellschaft liegt für Joachim Ritter (1969, 354) in dem Versuch einer einseitigen Aufhebung des gegensätzlichen Denkens über den Menschen, die Stadt und das Land. Danach behaupten die einen, man müsse die Menschen vor ihrer eigenen Zivilisation retten, während sich die anderen vom Fortschrittsgedanken die Vollendung des Menschen in der Zivilisation versprechen. Diese Entgegensetzung von absoluter Entwertung und Bejahung kennzeichnet Ritter zufolge die europäische Geschichte insgesamt. Im griechischen Anfang der europäischen Philosophie findet sich bereits, was sich sowohl vor als auch nach Nietzsches „vorübergehenden“ Zarathustra als dessen Gegenposition bestimmt, nämlich die Zuwendung des Philosophen zur Stadt. Diese wird in einer Geschichte von Platon dargestellt: Phaidros begleitet den Sokrates auf einem Spaziergang, der sie aus der Stadt heraus in die Natur führt, wo sie an einem lieblichen Ort ankommen. Dort zeigt sich, dass Sokrates die Natur betrachtet, als sähe er sie zum ersten Male. Phaidros bemerkt diese Verhaltensweise mit Erstaunen und äußert sich dazu folgendermaßen: „Seltsam erscheinst du mir; denn wie du jetzt redest, gleichst du einem Fremden, der sich herumführen lässt, nicht einem Einheimischen. So gar nicht kommst du aus der Stadt heraus.“ Diese Äußerung des Phaidros zeigt, dass Sokrates es als völlig normal erachtet, ein Fremder in der Natur zu sein. Das eigentliche Leben ist ihm das gemeinschaftliche, insofern hat er seinen Ort in der Stadt, wie seine Antwort auch zeigt: „Halte es mir zugute, mein Lieber, denn ich bin darauf aus, das Wahre zu lernen, doch Felder und Bäume wollen mich nichts lehren, wohl aber die Menschen, die in der Stadt wohnen.“ (Phaidros, 230c-d, zitiert nach Ritter, 1969, 346) Der Philosoph spricht hier von einer Wahrheit, die nicht auf die natürliche, sondern auf die geistige Ordnung der Welt weist. Diese findet der Philosoph nur in der Stadt und im „städtischen Leben“ (vgl. Ritter, 1969, 346). Sokrates wendet sich in Platons Darstellung bewusst der Stadt zu, da er, wie er meint, von der Natur und dem Land nichts lernen kann. Aber ist diese Auffassung wirklich haltbar? Kann der Mensch durch die Natur nicht auch etwas über sich selbst lernen? Nach Sokrates jedenfalls ist der Mensch nur in der Stadt fähig, das Wahre zu erkennen und sich damit selbst zu finden. Sokrates ist also der Meinung, dass der Mensch sein Wesen nicht in der Einsamkeit in der Natur, sondern einzig unter den Menschen in der Stadt ergründen kann. Durch die Beobachtung der Menschen und ihrer Beziehungen untereinander erfährt der Beobachtende auch das Wesentliche über sich und seine Persönlichkeit. Der Bewohner der Stadt wird in seinem Leben mit vielen sozialen Konflikten konfrontiert und entwickelt sich mit seinen Entscheidungen auch in seinem eigenen Wesen. Sokrates interessiert sich insofern nicht für das Land, da er sich dort, wie er glaubt, nicht weiterbilden kann. Dagegen wendet sich Nietzsches Zarathustra; dieser gilt somit als schärfster Kritiker von Platons Sokrates sowie der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, die für ihn aus den überlieferten Vorurteilen des antiken Philosophen entstanden ist. Er kritisiert allgemein die Zivilisation, die von den Verhältnissen in der großen Stadt getragen wird. Doch ungeachtet dieser Kritik wird die große Stadt andererseits auch in einem positiven Sinne als Erbin der Polis, d. h. als Erbin der politischen Idee, welche aus der griechischen Philosophie in die Geschichte Europas eingeht und wodurch erst die Freiheit der modernen Gesellschaft entfaltet werden konnte, betrachtet. Die Freiheit des Menschseins ist ein wesentlicher Inhalt der Idee der großen Stadt. Ritter zufolge (1969, 347) ist die „Stadt“ sowohl für Aristoteles als auch für Diderot und Hegel das Synonym für die Zivilisation schlechthin. Die Zivilisation verlangt die Stadt als den eigentlichen Lebensraum des Menschen. Die Polis der Griechen umspannt zwar auch das umgebende Land, das für die Ernährung, d. h. den Anbau von Nahrungsmitteln, benötigt wird, aber nach Aristoteles liegt der Zweck der Stadt für die griechische Gesellschaft darin begründet, dass die Bürger sich nur in ihrer Umschließung erfolgreich zu behaupten vermögen. Sie finden ihre Identität also nur in dem Kunstgebilde der Stadt: „Die Stadt ist keine Gemeinschaft nur dem Orte nach oder nur zum Schutze gegen wechselseitige Benachteiligungen und zur Pflege des Handelsverkehrs. All dies muss zwar auch sein, wenn die Stadt sein soll. Aber auch wenn alles dies gegeben ist, ist damit noch nicht Stadt. Als solche aber hat zu gelten die Gemeinschaft in einem guten Leben unter Häusern und Geschlechtern mit der Bestimmung des in sich ruhenden und selbständigen Lebens“, so Aristoteles in seiner „Politik“ (zitiert nach Ritter, 1969, 348). Der Mensch ist nach Aristoteles also voll und ganz ein Wesen der Stadt. Ohne die Stadt und ihre Kultur wird der Mensch zum „Wildesten“ (vgl. Ritter, 1969, 348) überhaupt. Er steht dann in der Hierarchie des Seins sogar noch unter dem Tier, das „von Natur aus“ fest in die Ordnung der Natur eingebunden ist. Der Mensch als Mängelwesen kann in der äußeren Natur nicht überleben, denn seiner inneren Natur nach ist er ein Wesen der Stadt. Die bürgerliche Lebensweise in der Stadt ist die einzige Wirklichkeit, in der die Möglichkeiten des Menschen zur Verwirklichung gelangen können. Um sich zu behaupten, muss er sich also eine Stadt bauen; ohne die Stadt ist er für Aristoteles nichts wert, kann er nicht einmal als menschliches Wesen bezeichnet werden. Für Aristoteles könnte demnach aus Nietzsches Zarathustra, der freiwillig auf dem Lande lebt, auch kein wahrer Mensch werden, sondern nur ein Wilder, weil ausschließlich in der Stadt dem Menschen die Möglichkeit offen steht, seine wahre Natur, seine eigentlich geistige Bestimmung zu verwirklichen. Eine solche Auffassung wird auch in dem berühmten Chorlied der „Antigone“ des attischen Dichters Sophokles vertreten: „So über Verhoffen begabt mit der Klugheit / erfindender Kunst, / geht zum Schlimmen er bald und bald zum Guten hin. / Ehrt des Landes Gesetze er und der Götter / beschworenes Recht – / hoch steht dann seine Stadt. Stadtlos ist er, / der verwegen das Schändliche tut.“ (Zitiert nach Jonas, 2003, 18) Eine gerechte Ordnung kann es für Sophokles wie auch für Aristoteles nur durch die Einordnung des Menschen in den Zusammenhang von Recht, Gesetz und Stadt geben. Doch während der nach Selbstbestimmung strebende Mensch bei Sophokles in einem tragischen Schicksal verstrickt bleibt, sieht ihn Aristoteles in der Lage, dass er sich seiner Natur nach für ein gutes Leben in der Stadt entscheiden und dadurch richtig entwickeln und verwirklichen kann. In dieser Entwicklung hat die Natur eine sehr geringe Bedeutung, da man in ihr und von ihr, wie jedenfalls schon Sokrates behauptet, nichts lernen kann. Das Gute und das Wahre können erst unter den Menschen in der Stadt zur Geltung kommen. Deswegen kann nicht das Land, sondern nur die Stadt der wahre Ort der Verwirklichung des Menschen sein. Diese Verwirklichung muss als eine vernünftige verstanden werden. Der vernünftige Mensch und die Stadt bilden eine Einheit. Durch diese Vereinigung entwickelt sich die Stadt zum alles beherrschenden Ort in der Welt. Sie ist Brutstätte neuer Erfindungen in Wissenschaft und Technik, womit sich die Menschen die Mittel schaffen, um die Natur zu beherrschen. Es gibt insofern, wie Aristoteles sagen würde, keine Alternative für die Stadt. Gegenüber dieser eindeutigen Einstellung stehen die Philosophen des 19. und 20. Jahrhunderts Ritter zufolge vor einer völlig veränderten Situation, die sie zu einer Entscheidung drängt. Die Alternative besteht darin: Entweder der Mensch unterwirft sich der Macht der Natur und entscheidet sich wie Zarathustra für das Leben auf dem Lande, oder die Entscheidung fällt zugunsten des Fortschritts und der Unterwerfung der Natur durch die Zivilisation aus. Während zu den Folgen der ersten Entscheidung der Ausstieg aus der Zivilisation und der Verfall ihrer Entwicklung gehört, steht die zweite Entscheidung für den Enthusiasmus hinsichtlich neuer Erfindungen und damit für die Zukunft der menschlichen Zivilisation. Diese Wahl würde klar und deutlich bei Sokrates für die Stadt und bei Zarathustra für das Land ausfallen. In dieser Situation der Entzweiung stehen die Theorien des Fortschritts wie des Ausstiegs in ihrer Entgegensetzung Ritter zufolge (1969, 352) für die Versuche, „die Einheit des Menschseins“ dadurch zurück zu bekommen, dass jeweils „eine Seite der Entzweiung zum Nichtsein gesetzt“ wird. Aber wenn die eine nicht mehr existiert, gibt es dann die andere noch? Kann die eine überhaupt unabhängig von der anderen existieren? Ritter vertritt gegen alle einseitigen Entscheidungen die Auffassung, dass man die Entzweiung auf jeden Fall akzeptieren muss, da sich sonst das „Eine“ im „Anderen“ verliert. Fortschritt und Verfall existieren immer nur nebeneinander. Die zukünftige Entwicklung kann daher eben nicht darin bestehen, eine Wahl zwischen Stadt und Land zu treffen, sondern allein darin, diese beiden Phänomene in einer dual in sich differenzierten Einheit fortzuschreiben. Ein Vorbild für diese Entwicklung des Menschen könnte Phaidros aus der Geschichte des Platon sein. Phaidros führt Sokrates in die Natur, weil er sich das menschliche Leben sowohl in der Stadt als auch auf dem Lande vorstellen kann. Phaidros entspricht daher einem „Stadt-Land-Menschen“, der das Wahre nicht wie Sokrates nur in der Stadt findet. Er lernt auch von der Natur, so wie Zarathustra. Insofern könnte er als Vorbild für die gesamte Menschheit angesehen werden. Die menschliche Gesellschaft lebt nicht nur in der Stadt, sie besiedelt auch das Land. Sie benötigt die Stadt als Zentrum neuer technologischer oder kultureller Entwicklungen genauso wie das Land als natürlichen Ort der Produktion von Lebensmitteln. Stadt und Land müssen nebeneinander und miteinander existieren. Ihr Gegensatz muss als eine funktionale Einheit verstanden und gestaltet werden. Und man muss die Zuwendung zur Stadt mit einer Hinwendung zum Land positiv verknüpfen. Zu dieser doppelten Aufgabe gibt es keine Alternative. Die Landschaft ist jedoch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts insbesondere auch in Deutschland sehr stark „verstädtert“ worden. Trotz stagnierender Bevölkerungszahlen schreitet dieser Prozess heute immer noch voran. Solche Fehlentwicklungen, die heute weltweit zu beobachten sind, müssen unbedingt gestoppt und korrigiert werden. Auf die Gefahr einer globalen Verstädterung hat auch der Philosoph Hans Jonas hingewiesen: „Die Stadt der Menschen, einstmals eine Enklave in der nichtmenschlichen Welt, breitet sich über das Ganze der irdischen Natur aus und usurpiert ihren Platz.“ (Jonas, 2003, 33) Der Unterschied zwischen dem Künstlichen und dem Natürlichen werde damit aufgehoben und das Natürliche letztlich vom Künstlichen verschlungen. Um diese Gefahr abzuwehren, müssen wir den Rest der noch vorhandenen Landschaft um jeden Preis schützen. Wir dürfen den Gegensatz von Stadt und Land nicht endgültig zerstören. Denn dieser ist ein unaufgebbares Erfordernis für die gedoppelte Stellung des Menschen in der Welt.

 

6.      Die Zukunft der Stadt


Die Stadt des 21. Jahrhunderts, die sich in ihren grundsätzlichen Konturen heute abzuzeichnen beginnt, unterscheidet sich von der Stadt des 20. Jahrhunderts wesentlich durch die Einführung einer neuen Technologie der Information, die den realen Handlungs- und Kommunikationsraum der Stadt weitgehend in einen virtuellen Raum transformieren wird. Gerade die Älteren unter uns, die nur geringe Vorstellungen von den grenzüberschreitenden Dimensionen der neuen Medien haben, sind heute verunsichert, wenn die Jüngeren gebannt und fasziniert vor dem Computer sitzen und in künstlichen Welten „surfen“. Aber die Chancen des neuen Mediums, nämlich im virtuellen Raum einmal ganze intelligente Städte aufzubauen, müssen auf jeden Fall genutzt werden. Es ist schon heute durchaus vorstellbar, dass wir in naher Zukunft bereits mit künstlichen Intelligenzen im Netz in eine dialogische Beziehung eintreten und mit diesen über alle Fragen interagieren können, die uns existentiell betreffen.

Welchen Weg wird die Entwicklung im 21. Jahrhundert einschlagen? Welche Aspekte können in einer antizipierenden Betrachtung hervorgehoben werden? Ein wesentlicher Ausgangspunkt muss darin gesehen werden, dass die Entwicklung der sozialen Beziehungen im 20. Jahrhundert unter dem Einfluss der neuen Kommunikations- und Informationstechnologie zu einer Abwendung von der gemeinschaftlichen und einer Hinwendung zur Massenkommunikation führt. Dies betrifft nicht nur die städtische, sondern auch die ländliche Gemeinschaft, obwohl diese sich wenigstens in der ersten Jahrhunderthälfte weit erfolgreicher gegen die neuen kulturindustriellen Eingriffe in ihrer Identität behaupten kann. Diese neue Entwicklung der Abwendung von der Gemeinschaft wird im 21. Jahrhundert exponential fortgesetzt. Hervorgerufen worden ist diese Beschleunigung der gesellschaftlichen Veränderung zunächst durch die radikalen Innovationen der Kommunikations- und Informationstechnologien im 20. Jahrhundert, gemeint sind hier vor allem das Radio und das Fernsehen, also Medien, welche die Stadt als traditionellen Raum und Rahmen einer Kommunikationsöffentlichkeit endgültig gesprengt haben. Die These des amerikanischen Architekten und Medienwissenschaftlers William J. Mitchell (1996) lautet nun, dass im Anschluss daran heute mit dem Internet so etwas wie eine weitere Verschiebung zu verzeichnen ist, die allerdings schließlich zu einem Wiedererstehen der Gemeinschaft in der virtuellen Stadt führen könnte. Mitchell zufolge könnte die in Zukunft verstärkt realisierte Telearbeit, die den Einstieg größerer Teile der Bevölkerung in am heimischen Computer ausgeübte Medienberufe bewirkt, das tägliche Pendelaufkommen in den Metropolen deutlich senken und dadurch eines der größten Probleme im heutigen städtischen Raum, den Verkehr, entscheidend reduzieren. Durch die anwachsende Vernetzung könnten weitere städtische Räume ihre urbanen Funktionen verlieren, weil diese dann von den neuen binären Welten übernommen werden, die einen virtuellen Raum für Kommunikation, Shopping, Kultur und Unterhaltung anbieten könnten. Die Stadt werde sich, so Mitchell, diesen neuen Gegebenheiten rasch anpassen, denn die Stadt sei niemals ein fertiges Werk, sondern stets im Wandel begriffen und damit flexibel und anpassungsfähig. Das Schwinden der Notwendigkeit einer körperlichen Anwesenheit in der Stadt, das sich auch als Schwinden der realen städtischen Gemeinschaft bemerkbar macht und die Städte forciert in anonyme Ballungsgebiete verwandeln wird, wird nicht zur Aufhebung des menschlichen Bedürfnisses nach Kontakt mit anderen Menschen führen. Die Pflege des Kontaktes wird jedoch in den virtuellen Raum verlagert. Dort kommt es zu einem Wiedererstarken der Nachbarschaft, die allerdings auf die gesamte Welt verteilt und elektronisch miteinander verbunden sein wird. Ob dieses neue Phänomen einer virtuellen Gemeinschaft die traditionelle, durch reale Präsenz konstituierte Gemeinschaft ersetzen kann, ist allerdings eine Frage, über die heute heftig gestritten wird. Der Verlust der realen, unmittelbaren Gemeinschaft, die ihr kulturelles Niveau vor allem in den Städten erworben hat, ist eine Diagnose der klassischen Soziologie, die in erster Linie daraus resultiert, dass man nicht mehr, wie es bislang immer möglich war, den Primat der unvermittelten „face-to-face-Kommunikation“ voraussetzen kann. Dieser wird heute vor allem durch das Internet in Frage gestellt oder völlig aufgehoben. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Welche Auswirkungen hat die neue Technologie des Internet in Zukunft auf das Phänomen der städtischen Gemeinschaft, die auf die Präsenz ihrer Mitglieder angewiesen ist? Was verändert sich konkret durch den enormen Anstieg computervermittelter Kommunikation? Die Antwort darauf kann sein, dass es vor allen Dingen zu einer weiteren Fernsteuerung von Kontakten kommt, d. h. zu dem, was man die Vermehrung indirekter Beziehungen nennt. Die traditionelle Form der direkten Kommunikation weicht einer Aneignung von Informationen aus einem globalen Netzwerk. Die entscheidende Frage hier lautet nun, ob und wie sich die in direkter reziproker Kommunikation konstituierte Ich-Identität des modernen städtischen Menschen in diesem Zusammenhang verändert. Die klassische Soziologie ist immer von einer sozusagen selbstverständlichen Ich-Identität ausgegangen, die sich in der direkten sozialen Interaktion unmittelbar bildet und erhält. Inzwischen nehmen einige Theoretiker aber an, dass sich diese Ich-Identität durch die technische Medialisierung der Interaktion verändert hat und unbestimmt geworden ist. Das in unmittelbarer Anwesenheit vollzogene mündliche Gespräch, das von modernen Philosophen wie Gadamer und Habermas als das wichtigste Medium der Überlieferung wirkungsträchtiger Traditionen ausgezeichnet worden ist, wird heute immer mehr ins Abseits gedrängt. In diesem Zusammenhang müssen die „data-images“, die in den so genannten Multiple User Dimensions des Internet involviert sind, erwähnt werden. Diese data-images konstituieren nämlich eine Identität der User, die man nicht einfach mit der klassischen Identität eines Subjekts, das an einer vor allem urbanen Kommunikationsgemeinschaft teilhat, gleichsetzen kann. Insofern gilt es, die Identität unter den Bedingungen einer globalen Mediengesellschaft radikal zu überdenken. Das Spezifische des Cyberspace ist sicherlich, dass eine völlig neue, scheinbar räumliche Sphäre geschaffen wird, wo es vorher keine gab. Frühere Kommunikationstechnologien, wie etwa das Telefon, ermöglichen es lediglich, die bestehenden raumzeitlichen Distanzen in der physikalischen Welt besser zu überwinden. Im Cyberspace können Erfahrungen ohne physische Anwesenheit der Teilnehmer geteilt werden. Es gibt heute bereits das Phänomen der Telepräsenz, bei der mittels eines Geschirrs Daten an einen Roboter übertragen werden, der damit gesteuert werden kann. Die Zukunft wird uns sicherlich auch Televirtualität bringen. Dabei ist es möglich, in einem virtuellen Raum unmittelbar miteinander zu interagieren, wobei das Eintauchen in die Virtualität die Rückkehr in die Realität ohne Probleme gewährleisten wird. Solche Grenzüberschreitungen in virtuelle Lebensräume sollen den postmodernen Soziologen zufolge in der zukünftigen „CyberSociety“ allgemein praktiziert werden. Die These, die beispielsweise von amerikanischen Soziologen wie Steven Jones (1997) und Marc Poster (1997) vertreten wird, lautet, dass die neuen Informationstechnologien eine völlig neue und dominierende städtische und demokratische Kommunikationsordnung einführen werden, die nicht mehr im dreidimensionalen Raum der traditionellen Stadt, sondern in einem Cyberspace zu verorten ist, in dem wir nur virtuell anwesend sein können. Die Digitalisierung wird die Generierung von Bildern und Welten direkt aus dem Computer ermöglichen, die ohne jeden Bezug zur äußeren Realität existieren können. Es handelt sich dabei um vollkommen synthetische Welten, in die der User eintaucht und dabei die Illusion haben wird, von realen Objekten und Wesen umgeben zu sein. Solche Welten können in einigen Jahren bereits nicht mehr nur gesehen und gehört, sondern darüber hinaus auch betastet, gerochen und geschmeckt werden. Es ist heute schon durchaus vorstellbar, dass wir in naher Zukunft bereits mit künstlichen Intelligenzen im Netz in eine dialogische Beziehung treten und mit ihnen über alle uns betreffenden existentiellen Fragen interagieren können, um dadurch bessere Lösungen zu erzielen. Doch bevor die künstlichen Intelligenzen im Netz zu unseren vertrauten Partnern werden, werden sie eine lange Zeit zunächst als elektronische Agenten lediglich Dienstleister des Menschen sein, die ihm lästige Arbeiten abnehmen. Diese Agenten können sehr schnell komplexe Aufgaben erledigen, ohne dabei jeweils auf die exakten Regeln einer bestimmten Programmierung angewiesen zu sein.

Klassisch-modern wird Stadt als Einheit verstanden. Zwar entwickelt sie sich vom 19. zum 20. Jahrhundert von der geschlossenen zur offenen Einheit, wodurch einerseits der Landschaftsraum mehr oder minder in den Stadtraum einfließen kann und womit andererseits die Theorie einer zusammenhängenden Stadt- und Landschaftsplanung entsteht. Aber die Idee der Einheit wird damit nicht aufgegeben. Denn selbst dieses Verständnis einer „offenen Einheit“ duldet keineswegs, dass die Stadt in unzusammenhängende Suburbs zerbröckelt. Genau das scheint sich heute aber anzubahnen: nämlich, dass die Stadt sich zu einem losen Ensemble unzusammenhängender Teile entwickelt und damit schließlich auseinander fällt. Die Vielheit der realen Stadt ist ohne eine zugrunde liegende Einheit nicht haltbar. In der virtuellen Stadt dagegen steht Vielheit im Vordergrund, und zwar Vielheit ohne präkonfigurierende Einheit. Diese wird als Chance für weitere notwendige Demokratisierungsprozesse in der zukünftigen Stadt angesehen (vgl. Poster, 1997). Dennoch bleiben viele bohrende Fragen offen. Es bleibt beispielsweise unklar, wie in einem sprachlich konstruierten Kosmos unendlicher Bedeutungsbezüge überhaupt demokratische Teilnahme und politischer Widerstand zustande kommen soll, wenn es nicht etwas Reales gibt, an dem sich dieser Widerstand festhalten könnte. Immanente Kritik aus dem Diskurs heraus braucht einen Bezugspunkt, einen Maßstab, eine reale und auch realistische Geschichte, also etwas Verbindendes. Ohne eine solche Geschichte können keine gemeinsamen Ziele verhandelt und keine Pläne umgesetzt werden. Während es in den aktuellen Debatten bezogen auf die reale Stadt vor allem um ihre Einheit geht, geht es bezogen auf die virtuelle Stadt fast immer um ihre Vielheit. Meines Erachtens kann und darf man das eine nicht gegen das andere ausspielen. Es muss eher um eine wechselseitige Ergänzung der Leistungen gehen, die sowohl von der realen als auch der virtuellen Stadt positiv ausgehen können und nicht um eine Entscheidung für die eine oder die andere. Die moderne reale Stadt steht ideengeschichtlich im Horizont des Kosmopolitismus und des Universalismus. Sie favorisiert daher eine monotone und reduktionistische Architektur, die alle lokalen Identitäten einebnet und auslöscht. Das heißt, nur ein Stil, nämlich der internationale Stil, soll global verbreitet werden. Die postmoderne virtuelle Stadt besteht positiv darin, genau die Werte zu vertreten, die in der realen Stadt negative Vorzeichen haben. Und das sind die marginalen und lokalen Identitäten, die in der virtuellen Stadt insgesamt vernetzt werden. Das heißt, jeder lokale Stil kann in den Vordergrund gerückt und dadurch global verbreitet werden. So aber wird Universalität durch Homogenität ersetzt. Meines Erachtens kann und darf es nicht darum gehen, sich für die eine oder andere Stadt zu entscheiden. Denn beide Städte vertreten berechtigte Belange. Weder kann man sinnvollerweise Universalität aufgeben, noch kann man so etwas wie das Eigenrecht lokaler oder marginaler Identitäten dementieren.

 

7.      Resümee und Ausblick


Erstmals in der Geschichte der Menschheit leben heute mehr Menschen in der Stadt als auf dem Lande. Dieser Trend wird sich in Zukunft noch verstärken. Die Städter der Zukunft werden aber keineswegs auf das Land verzichten können, sondern benötigen es weiterhin, unter anderem auch zur Kompensation. Insofern besteht die Zukunft der Landschaft wesentlich auch im Tourismus. Dieser darf jedoch mit den ökologischen Belangen der Landschaft nicht in einen Konflikt geraten. Die Forderung, die sich für uns daraus ergibt, lautet, dass wir den in der Landschaft der Zukunft diagnostizierten Gegensatz von Ökologie und Tourismus nicht auf einen Widerstreit hinauslaufen lassen; er muss die Form einer Allianz bewahren. Auch in der Zukunft der Stadt wird sich ein neuer Gegensatz ausbilden: nämlich der von realem und virtuellem Raum. Es ergibt sich für uns hier die Forderung, ein Gegeneinanderausspielen von Realität und Virtualität zu verhindern. Die Zukünfte von Stadt und Land sind demzufolge nur dann gewährleistet, wenn die Pole der Gegensätze von Ökologie und Tourismus sowie von Realität und Virtualität sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern miteinander existieren werden. Diese Auffassung richtet sich sowohl gegen die „Verstädterung“ der Landschaft als auch gegen die „Verlandschaftung“ der Stadt; sie plädiert dagegen vielmehr für eine Schonung der Landschaften und eine Verdichtung der Städte.

Die Aufgabe, die Soziologen, Philosophen und Städteplaner angesichts der beschriebenen Gegensätze gestellt wird, besteht also darin, diese Gegensätze als Herausforderung anzunehmen und nicht in alte Grabenkämpfe auf der Basis einseitiger Parteinahmen oder in trügerische Scheinharmonie zurückzufallen oder gar das Problem zu ignorieren. Auch wenn eine „Auflösung“ des Widerstreits der Gegensätze noch in weiter Ferne liegt, so sollte in der Phase noch andauernder „Unübersichtlichkeit“ dieses Problem als Problem weiter bedacht werden. Hierzu sind letztlich nicht nur die zukünftigen Stadt- und Regionalplaner, sondern insbesondere auch Soziologen und Philosophen aufgerufen. Sie müssen erkennen lernen, dass der Widerstreit, wenn er in die Form eines kontradiktorischen Gegensatzes überführt und einseitig aufgelöst wird, ein ernsthaftes Problem darstellt. Aus diesem Grunde verbindet all diejenigen, die sich mit dem Vorkommen und der Auflösung polar gedoppelter Probleme zu beschäftigen haben, letztlich die zentrale Frage, wie diese als „komplementäre“ Gegensätze aufrecht erhalten und gestaltet werden können. Realität und Virtualität in der Stadt, Ökologie und Tourismus in der Landschaft sowie Stadt und Land selbst sind jeweils Pole von Gegensätzen, die sowohl eigenständig als auch füreinander da sind. Um es abschließend noch einmal auf den Punkt zu bringen: Letztlich existieren können die genannten Gegensätze nur, wenn ihre Pole nicht gegeneinander, sondern miteinander spielen.


 



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12. Jg., Heft 1
August 2007