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Bernhard Waldenfels hat in seinem Vortrag Gänge
durch die Landschaft" von 1984 davon gesprochen, daß weder der Landschaftsvermesser
noch der Landschaftsbetrachter in der Welt lebt, die er vermißt. Es sei aber
wissenschaftlich die Ebene zu gewinnen, die den leibhaften Weltbewohner" in
seiner zentrierten Umwelt vorfindet (Waldenfels 1985, S. 181 f.). Dieser Aufgabe wollen
wir uns stellen.Ohne Zweifel: Planung sollte sich an Leitbildern orientieren, nur so ist
sie in ihren Absichten kontrollierbar. Aber wo kommen die Leitbilder der Planung her?
Welche Aufgabe erfüllen sie? Ich frage deshalb nach den Intentionen von Leitbildern,
insofern sie offensichtlich die Lesbarkeit räumlicher Phänome erst ermöglichen, indem
sie Lesarten nahelegen. In diesem Zusammenhang gehe ich von der These aus, daß der Bezug
von Planungsobjekt und Leitbild nur mittelbar zu haben ist: über den Umweg des
Lesens und Auslegens des räumlichen Phänomens als spezifischen Planungsgegenstand. Nur
wird dieser Weg selbst nicht als Problem thematisiert, vielmehr vollzieht er sich quasi
unter der Hand der Planenden. Ich versuche deshalb eine Erörterung der Frage, welches
Bild denn dem planerischen Leitbild vorangeht, das selbst aber nicht wie das Leitbild der
Planung rationalisiert werden kann und allgemeine normative Ansprüche wie z.B. den auf
Sachrichtigkeit erfüllt. Abschließend mache ich den Vorschlag, das planerische Leitbild
an jene Bilder zu binden, in denen sich eine regionale Bevölkerung wiedererkennen kann.
Welche Bilder gehören zur Erfahrungsgeschichte einer Region und zur Bedeutungsgestalt
einer wohnbaren Landschaft? Wie bekommen wir einen Zugang? Von zentralem Interesse ist der
Kontext von Bild und Bedeutung. Das Aufgreifen, Verstehen und Interpretieren von Bildern
ermöglicht es uns, etwas von der Bedeutsamkeit bewohnter Umwelten zu erfassen.
Bedeutsamkeit ist nicht ein zusätzlicher Aspekt, den wir der Landschaft noch zugestehen.
Sie ist Voraussetzung dafür, sich überhaupt in einer Welt einzurichten, indem sie erst
den Bezug von Ich und Umwelt herstellt.
- Was soll nun unter dem Begriff Bild" verstanden
werden? Gefragt nach dem Lokalkolorit in seinem Roman Der Vorleser" antwortet
der Jurist und Schriftsteller Bernhard Schlink: Im Ort, in der Landschaft steckt
Heimat. Je älter ich werde, desto stärker empfinde ich, daß diese Landschaft meine
Heimat ist: Wenn der Zug auf dem Weg nach Heidelberg aus dem Rheintal in die Ebene kommt
und dann von Mannheim auf die Berge mit den roten Sandsteinbrüchen zufährt, rührt es
mich stark und tief an" (DER TAGESSPIEGEL vom 5.1.2000). Unverkennbar treten uns
Landschaft, Erlebnis und Bild entgegen. In einem Lehrforschungsprojekt an der Hochschule
Anhalt habe ich zusammen mit Studenten biographische Interviews mit Landschaftsarchitekten
und -planern geführt. Wir wollten erkunden, ob ein bestimmtes Bild von Landschaft leitend
für ihr gegenwärtiges Verständnis von Landschaft ist. Bei unseren Gesprächen fragten
wir also nach der Ideallandschaft. Um ihre Vorstellung von Ideallandschaft zum Ausdruck zu
bringen, erzählten unsere Gesprächspartner, mal mehr, mal weniger ausführlich, von den
Landschaften, die sie als Kind erlebt haben. Zitat einer Landschaftsplanerin: So
habe ich eigentlich die Landschaft als Kind in mich aufgenommen - im Laufen, im
Wandern". In der Reflexion auf diese Bilder wurde unseren Gesprächspartnern
bewußt, daß in deren Beschreibung auch ihr eigenes Landschaftsleitbild als Architekten
und Planer zum Vorschein kommt. Zitat: Das waren immer sehr, sehr intensive
Erlebnisse, die ich - obwohl es ja eigentlich Einzelheiten sind - noch so in Erinnerung
habe. Das hat, denke ich, viel zu dem Landschaftsempfinden, was ich generell habe,
(beigetragen). Allerdings natürlich auch so`n bißchen Maßstab für ein gewisses
Schönheitsempfinden, was ich so als angenehm empfinde, hat das schon so geprägt, denke
ich". Oder ein dritter Landschaftsarchitekt zu seiner Ideallandschaft: Da
müßten Berge im Hintergrund sein, da müßte Wasser vor`m Haus sein, da müßten Wälder
sein ... und Kulturlandschaft in dem Sinne, wie sie man vielleicht vor 40, 50 Jahren
hatte. Ohne störende Zusatzbauten im Sinne von Hochhäusern, großen landwirtschaftlichen
Einrichtungen, so stelle ich mir das vor. Und dann fühle ich mich auch wohl, wenn
sozusagen die Welt in Ordnung ist". Die Landschaftsbilder, die in Interviews
angeregt werden, dürfen nicht als Abbilder real meßbarer Landschaften mißverstanden
werden. Wenn hier von Landschaftsbild gesprochen werden soll, dann nicht im Sinne vom
visuell wahrnehmbaren Erscheinungsbild" einer Landschaft. Es sind vielmehr
Bilder in Geschichten", von denen Fellmann gesagt hat, sie seien
Darstellungen des Unsichtbaren, das durch Verhaltensweisen und Lebensformen
allererst Gestalt gewinnt" (Fellmann 1991, S. 172). Das biographisch erworbene
Sinnbild einer Landschaft geht auf Landschaftserfahrungen zurück, deren Prinzip weiter
wirksam ist, auch wenn es in dem einen oder anderen Falle durch später, z.B. im Studium,
erworbene wissenschaftliche Landschaftsbegriffe und Faktenwissen überformt wurde.
- Systematischer, als wir es in unserem Lehrforschungsprojekt
durchführen konnten, hat sich der Volkskundler Albrecht Lehmann mit der biographischen
Bedeutung der Landschaft auseinandergesetzt. Im Mittelpunkt seiner Untersuchungen steht
die Frage, welche Bedeutung Landschaftserinnerungen bei der Orientierung in der eigenen
Lebensgeschichte zukommt. Natürliche oder künstliche Landschaften, also Stadt-
oder Dorfensembles, einzelne Straßen, Plätze, Alleen, Gebirgszüge, Flußläufe und
Wälder prägen sich dem Gedächtnis ein und bilden einen Orientierungsrahmen für
lebensgeschichtliche Reflexionen von Individuen und Gruppen. Offensichtlich beeindrucken
uns in der Wahrnehmung und dann später in der Erinnerung sowohl räumliche Spezifika wie
die darauf bezogene Stimmung eines als Landschaft wahrgenommenen
natürlichen oder künstlich geschaffenen Raumes. Schließlich binden sich
einzelne lebensgeschichtliche Abschnitte und einzelne Ereignisse in der Selbstreflexion an
bestimmte erinnerte Erlebnisräume. Wer eine wichtige Situation seines Lebens im
Gedächtnis rekapituliert, rekonstruiert dabei immer neben anderen Eindrücken (...)
relevante Elemente des Ortes, an denen sich das Ereignis einmal abpielte. Auch unsere
Erinnerungen finden in Landschaften statt" (Lehmann 1996, S. 143).
Landschaften werden zu bildhaften Ausdrücken dessen, was einem in seinem Leben
zugestoßen ist. Auch dieser bildhafte Ausdruck, der bei Gelegenheit des
lebensgeschichtlichen Erzählens stimmungsvoll Erwähnung findet, läßt sich nicht mit
dem Begriff Landschaftsbild, wie er in der Landschaftsökologie und -planung benutzt wird,
umschreiben. Vielmehr handelt es sich dabei, wie Lehmann herausgefunden hat, um oft
bereits in der Kindheit erworbene Erfahrungsbilder, die die spätere Lebensgeschichte
sowie das Verständnis und den Umgang mit Landschaft beeinflussen. Zum Thema
Waldbewußtsein" zitiert Lehmann einen 59jährigen Verwaltungsbeamten: Von
Kindheit an war der Wald für mich immer nur die Stelle, wo man arbeiten muß. Wo man Holz
suchen muß oder Bucheckern sammeln muß oder Heidelbeeren pflücken muß. Muß, immer nur
muß! - Möglicherweise hat das mein Verhältnis zum Wald geprägt. Ich war damals
vielleicht 12 Jahre alt. Alles war irgendwie anstrengend, alles mit Arbeit verbunden. Ich
kenne den Wald eigentlich nur beschwerlich" (Lehmann 1996, S. 150). Daran wird
sichtbar, wie das Bild vom beschwerlichen Wald", das auf bestimmte
Landschaftserfahrungen zurückgeht, das Verhalten von Menschen leiten kann.
- Landschaftserfahrungen sind Teil unserer Lebenserfahrung,
die wiederum als eine selbständige und fundamentale Wissensform betrachtet werden muß.
Dank dieses Wissens nur erleben wir unsere Welt als sinnhaft aufgebaut. Die praktische
Weltinterpretation, mittels der wir unseren Alltag meistern, bietet unserem Tun und Lassen
Halt und Orientierung. Das praktische Umgangswissen, mit dem wir es vorzüglich bei der
Bewältigung unserer alltäglichen Angelegenheiten zu tun haben, artikuliert sich in
Geschichten und Bildern. Die Einzigartigkeit der Geschichte als Wissensform
besteht darin, daß sie Tatsachen und Vorstellungen, Geschehen und Gedanken zur Einheit
eines (Sinn-)Bildes verdichtet. Erzählte Geschichte und Bild haben dieselbe Logik"
(Fellmann 1989, S. 14). Diese situative Logik kann man sich darin klar machen, indem man
nach der Bedeutung von Geschichten fragt, die z.B. vom Landschaftserleben handeln. Eine
solche Geschichte, ebenso die Bilder, in denen bestimmte Begegnungen artikuliert werden,
machen Sinn, insofern in ihnen die Lebenserfahrung des Erzählers formuliert ist. Der
Zugang zu Landschaftserfahrungen und damit zu allen relevanten Regionen der menschlichen
Lebenswelt erfolgt über solche Geschichten. Ferdinand Fellmann ist der Funktion solcher
Bilder (wie z.B. vom beschwerlichen Wald") intensiv nachgegangen. Das Verhalten
des Menschen werde von Bildern gesteuert, die sich der Mensch von der Situation
macht, in der er sich befindet. Bilder steuern Verhalten als Leitbilder" (Fellmann
1991, S. 51). Bilder, die unser Verhalten lenken, wurden ihrerseits durch Verhalten
erworben. So auch, als ein anderes Beispiel eines Waldbewußtseins, die Aussage einer
50jährigen Sekretärin: Daß ich keinen Wald mag, hängt vielleicht mit meinen
Großeltern zusammen. Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen. Die liebten ganz
besonders den Wald in der Nähe von Lübeck, den sogenannten Kannenbruch. Ob das nun zu
Ostern war -Himmelsschlüsselchen pflücken oder Anemonen oder sonstwas - es wurde
ständig in diesen Kannenbruch gefahren. Ich will nicht sagen, daß ich diesen Wald
haßte, aber ich war immer ein bißchen säuerlich, wenn ich in diesen Wald mußte"
(Lehmann 1996, S. 152). Auch dieses Bild vom Blumenpflücken im Kannenbruch",
das erklärt, warum der Wald seitdem gemieden wird, wurde als Kind erworben und steuert
bis heute das Landschafts-Verhalten dieser Frau. Verhalten und Bilder verweisen also
unmittelbar aufeinander. Wenn wir also in unserem Kontext von der lebensgeschichtlichen
Bedeutung der Landschaft sprechen, dann haben wir mit den Bildern einen Grundbestand des
regionalen und historischen Bewußtseins eingeführt, insofern Bilder die erste
Schicht der Bedeutungsbildung (darstellen)" (S. 55). Bedeutsamkeit"
zeichnet aber gerade in der geschichtlichen Kulturwelt des Menschen seine Umwelt und die
Dinge in ihr aus (vgl. Blumenberg 1996, S. 77). Ohne Zweifel sind Landschaften mit
Bedeutsamkeiten ausgestattet.
- Wir haben schon die lebensgeschichtliche Bedeutung der
Landschaft in den Mittelpunkt gestellt, weil uns dieser für die räumliche Orientierung
des Menschen am wichtigsten erscheint. Dies soll im folgenden näher erörtert werden.
Begreifen wir den Menschen vor allem durch Weltoffenheit und Umweltanpassung
ausgezeichnet, dann ist der Mensch darauf angewiesen, daß ihm seine Umwelt Anhaltspunkte
dafür gibt, wie er sie sich nehmen kann: Dem Überraschungsfeld der
Welt ausgesetzt und auf dessen Veränderung angewiesen, kommt es für den Menschen darauf
an, sich in dieser Welt ebensowohl zu orientieren, wie ihre Einzelheiten in die Hand zu
bekommen" (Arnold Gehlen 1983, S. 88). Sich Orten und Landschaften auszusetzen,
bedeutet die Möglichkeit zu haben, sich mit deren Realität auseinandersetzen zu können.
Welche Qualitäten verlangt der Mensch von den Orten, an denen er sich aufhält? Was macht
die Prägnanz der Umwelt, die Prägnanz einer Landschaft aus? Christian Norberg-Schulz hat
die Qualität des Ortes darin beschrieben, daß der Mensch wissen muß, wo er ist
und wie es ist, an diesem Ort zu sein (Norberg-Schulz 1989, S. 80). Bei der
Wechselwirkung zwischen Landschaft und Ort auf der einen und dem Menschen auf der anderen
Seite geht es für den Menschen darum, daß sich die Durchsetzung seiner lebensweltlichen
Handlungszwecke und -ziele und die notwendige Anpassung an die Umwelt nicht widersprechen.
Norberg-Schulz benennt drei Faktoren, an denen sich dann zeigen wird, ob eine Integration
gelingen kann: Orientierung, Identifikation und Erinnerung. Alle Faktoren beziehen sich
auf die tätige Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt. Orientierung
besagt, daß der Mensch zu jeder Zeit wissen muß, wo er sich befindet. Unsere
Handlungen finden in Gegenden und an Plätzen im Raum statt, die eine erkennbare und
nachvollziebare Struktur aufweisen. Identifikation heißt, daß der Mensch erkennen
muß, wie es ist, an diesem Ort zu sein. Dabei ist die Stimmung" der
tragende Grund dieser Begegnung zwischen Landschaft und Mensch. Erinnerung
bedeutet, daß der Mensch die den Ort konstituierenden Dinge als vertrautes Gebrauchszeug
erkennen kann. Die Umwelt muß prägnante Gestalten aufweisen, die an vorgängige
Erfahrungen Anschluß finden können. Substanz und Ordnung des Raums sind dann Resultate
des Umgangs. Sie lassen sich immer wieder neu produktiv aneignen. Der Umweltraum, der
diese Eigenschaften aufweist, nennt Norberg-Schulz ausdrücklich: Landschaft: Die
Umwelt, in der wir uns orientieren, mit der wir uns identifizieren und die wir mittels
unserer Erinnerung erkennen, ist vor allem die Landschaft" (Norberg-Schulz 1989,
S. 182). Der erinnernde Blick ist hier wesentlich, damit die wiedererkannte Landschaft dem
Betrachter das Gefühl der Identität ermöglicht.
- Wir gehen nun über zum Leitbild. Leitbilder steuern
Verhalten. Meine Intention ist, die Frage nach dem Leitbild nicht zunächst als eine
planungspolitische oder städtebauliche Diskussion zu führen, sondern diese aus dem
Verhalten der eine Landschaft bewohnenden Menschen zu begreifen. Insofern wir uns
verhalten, generieren wir Bilder. In den Sozialwissenschaften wird unterschieden zwischen
dem Leitbild als ein im individuellen Bewußtsein repräsentiertes
Vorstellungsgebilde und dem Leitbild als ein unbewußtes kognitives Schema in Form eines
komplexen Lebensentwurfs" (HistWbPh., Bd. 5; Sp. 224 ff.).Wir haben diese selbst
nicht in der Hand; vielmehr führen oder leiten sie uns unter der Hand. Leitbilder, die
tatsächlich diese verhaltenssteuernde Wirkung erzielen, lassen sich weder produzieren
noch manipulieren. Wir müssen sie, wie alle soziale Erfahrung, hinnehmen. Sie können
auch nur aus dem tatsächlichen Verhalten rekonstruiert werden. Für die
Individualpsychologie bildet sich ein Leitbild in der frühen Kindheit durch Erfahrung in
der Auseinandersetzung mit der Umwelt und prägt den Lebensstil einer Person. In der
Soziologie gehen Leitbilder hervor aus den Eindrücken in der sozialen Umwelt, die durch
Sinngebung zum Bild werden und durch Mitgestaltung des Individuums einer Gruppe zum
Leitbild. Theodor W. Adorno freilich wollte Leitbilder nur als Problem erörtern
(Adorno 1973). Er mutmaßte darin lediglich die verbindliche Norm, an die man sich
gefälligst und untertänigst zu halten hätte. Darauf werde ich zurückkommen.
- Anders offenbar die sog. städtebaulichen Leitbilder.
Auf allen Ebenen räumlicher Planung wurden in letzter Zeit Leitbilder generiert
oder wiederbelebt", befinden Becker, Jessen und Sander in ihrer Einleitung zum Band
Ohne Leitbild?" (2. Aufl. 1999, S. 10). Das Leitbild wird in erster Linie zur
Orientierung in der Planung angerufen. Meine Absicht ist hier nicht, inhaltlich auf
konkurrierende planerische Leitbilder einzugehen. Wichtig ist mir etwas anderes. Verstehen
wir Stadt- und Landschaftsplanung als Ingenieurwissenschaft, so unterstellen wir eine
Suche nach Leitbildern im Sinne einer Erhöhung von Zweckrationalität. Planen ist also
eine Form technischen Handelns. Wenn also technisches Handeln durch seine
Zweckhaftigkeit besonders ausgezeichnet sein soll, so kann dies nicht daran liegen, daß
es auch Zwecke hat, sondern nur darin, daß es ausschließlich Zwecken dient, daß es sich
in seiner Zweckhaftigkeit erschöpft" (Rumpf 1979, S. 387). Zwecke, die in der
Leitbilddiskussion formuliert werden, gelten in der Regel der Bewältigung ungewünschter
bzw. nicht erwarteter räumlicher Entwicklungen. Krisen, politische Umbrüche,
ökonomischer, sozialer und kultureller Wandel werden als Ursachen räumlicher
Veränderungen angesehen (vgl. Becker et al. 1999, S. 10 ff.). Leitbilder dienen also dem
Zweck, rational und mit objektivem Anspruch auf jene Veränderungen zu antworten. Ihre
Rationalität und ihr Zusammenhang mit technischem Handeln soll sich vor allem darin
zeigen, daß sie produziert werden" (S. 15). Aber, ich glaube, die Bedeutung
von Leitbildern ist komplexer und erschöpft sich nicht in technischer Objektivität. Dies
möchte ich am Leitbild Zwischenstadt" erläutern.
- Den Zusammenhang von Bildern, Orientierung und Planung nimmt
auch Thomas Sieverts in seinem Buch über die Zwischenstadt" auf. Ich glaube
aber nicht, daß wir über erfundene oder bewußt angestrebte Leitbilder zu inneren
Vorstellungsbildern kommen können. Eher ist es umgekehrt. Vorstellungsbilder oder
Innenbilder dienen, wie wir oben bei Lehmann gesehen haben, als Orientierungsmuster für
unsere Alltagsbewältigungen. Das Leitbild hat nicht die Funktion eines Abbilds, es ist
nicht sozusagen ein visueller und idealisiertes Roh- oder Vorentwurf, nach dem man
sozusagen eine Landschaft planen kann. Gewissermaßen vor dieser
rational-technischen Funktion eines Leitbildes liegt indes ihre vorbegrifflich-subjektive
Bedeutung. Für den Wahrnehmungsprozeß dient das Leitbild eher dazu, wie es Ernst
Gombrich einmal gesagt hat, Gestalt in das zu bringen, was an sich bedeutungslos ist. Es
hat eine Verstehensfunktion. Diese Tendenz, Sinn im Sinneseindruck zu suchen, reicht weit
in unsere Wahrnehmung hinein (vgl. Gombrich 1994, S. 16). So geht es darum, Sinn in die
wahrgenommene Welt zu tragen. Denn die Wirklichkeit unserer Welt ist vieldeutig. Und
sie ist in den verschiedensten Hinsichten vieldeutig" (Rothacker 1966, S. 42).
Doch dieser Sinn bzw. die Bedeutsamkeit, die den Wahrnehmungsprozeß auszeichnet, hat für
die Planungswissenschaften eine subtile Funktion. Thomas Sieverts zitiert in seinem Buch
zur Zwischenstadt" an zwei Stellen Karl Ganser mit folgenden Bemerkungen: Man
muß Orientierung schaffen und Bilder entwerfen, die diese verschlüsselte Landschaft
lesbar machen. Daraus könnte sich ein neues Verständnis regionalen Planens
entwickeln" (Ganser zitiert bei Sieverts 1998, S. 69). Und an anderer Stelle: Man
muß Ordnung schaffen und Bilder entwerfen, die diese verschlüsselte Landschaft lesbar
machen. Daraus könnte sich ein neuer Typ von Regionalplan entwickeln" (S. 139).
- In seinem Aufsatz Zur Psychologie des
Bilderlesens" von 1967 beschäftigt sich der Kunstwissenschaftler Ernst Gombrich mit
der Rolle der Deutung in der Wahrnehmung. Dort führt er aus: Der Laie mag es
vielleicht immer noch zunächst als philosophische Haarspalterei empfinden, wenn man ihm
vorhält, daß ein Bild nur dem etwas vorstellt, der sich etwas vorstellen kann, und daß
auch etwa der Röntgenologe sich nur darum aus der Aufnahme ein Bild machen
kann, weil er eben im Bilde ist" (Gombrich 1994, S. 12). Offensichtlich ist der
Planer bei der Ansicht heutiger Landschaft nicht im Bilde". Ähnlich wie
unserereiner, für den Morsesignale unverständlich sind und der sich mit deren Deutung
und Entzifferung niemals befaßt hat. Das Identifizieren vertrauter Gegenstände macht uns
hingegen keine Mühe. Statt aber den aussichtslosen Versuch, Unverständliches lesen zu
wollen, aufzugeben, regt Ganser an, gleichsam eine Sprache und Grammatik zu erfinden, die
es ermöglicht, das Verschlüsselte zu entschlüsseln. Wohlgemerkt geht es ihm nicht
darum, mit den Landschaftsbildern vertraut zu werden auf die Weise, daß man sozusagen die
soziale Welt erkundet, deren vertraute Umwelt diese Landschaft ist. Man könnte das
zunächst verschlüsselte Landschaftsbild ja auch als eine lebendige Spur auffassen, der
zu folgen uns schließlich immer mehr Indizien finden ließe, so daß am Ende das Ganze
einer Landschaft uns bekannt wird. Ich meine, eine Landschaft kann nur in dem Sinne
verschlüsselt" sein, insofern der außenstehende Betrachter nicht Anteil an
der informellen Logik des tatsächlichen Lebens" (Clifford Geertz) in der
Landschaft hat.
- Was bedeutet es also, daß eine Landschaft unlesbar ist,
wie es angesprochen wurde? Doch offensichtlich folgendes: Die Landschaft erfüllt nicht
ihre Aufgabe, die darin gesehen wird, ohne Hilfe verstanden zu werden. Das gesehene Bild
entfaltet keinen Sinn. Landschaft wird nicht als Planungsgegenstand greifbar, sie läßt
sich nicht auf einen bekannten Begriff bringen. Ohne begriffliche Beherrschung ist aber
die planerische nicht möglich. Planungswissenschaften müssen von ihrem jeweiligen
Gegenstand (Stadt, Landschaft) immer schon dessen Lesbarkeit antizipieren. Erst von
dieser Voraussetzung aus kann man überhaupt eine Landschaft als (un)lesbar qualifizieren.
- Diese begriffliche Leere, für die die griffige Metapher der
Unlesbarkeit gefunden wurde, war offensichtlich auch für Thomas Sieverts der Hintergrund,
es mit dem neuen Begriff Zwischenstadt" zu versuchen. Für ihn ist die
verstädterte Landschaft" als neues Phänomen gegenwärtiger Raumentwicklung,
Orts- und Landschaftsbildung nicht mehr zu fassen mit dem definitiven Vokabular, unter
dessen Verwendung die alte, gewachsene Stadt" mit ihren spezifischen
Auslegungen von Urbanität, Dichte, Zentralität usw. beschrieben werden konnte. Statt
dessen entwickelt er eine eigene Begriffswelt für die Zwischenstadt".
Die Notwendigkeit dafür wird damit begründet, daß das gegenwärtige Raumbild so
ungewohnt ist, daß dem Planer gleichsam die Bildunterschriften nicht gelingen
wollen. Er kann sich von dem, was er sieht, keinen Begriff machen. D.h.: mit dem
Vorverständnis, das der Planer an die Wirklichkeit heranträgt, kann er nichts
Zusammenhängendes, nichts Strukturiertes erkennen. Dieses Vorverständnis verhindere die
gewünschte Wahrnehmung der aktuellen räumlichen Ausprägungen als Zwischenstadt.
Deshalb wird der Versuch unternommen, das, was ihm gleichsam vorbegrifflich als
verstädterte Landschaft oder verlandschaftete Stadt erscheint, nun entschlossen als Zwischenstadt
zu beschreiben. Der Ausdruck selbst scheint beliebig. Es kommt lediglich darauf an, daß
er keinen Anschluß an die überkommene planerische Ausdrucksweise findet.
- Diese mit bewußt verändertem Vokabular verfaßte
Beschreibung von Phänomenen, die alle, die mit offenen Augen über Land fahren, schon
kennen, soll vor allem als neues Leitbild taugen, insofern es die Leser/Planer zu
überzeugen vermag. Damit eine Beschreibung als neues planerisches Leitbild funktioniert,
muß sie so verfahren, daß sie dem Planer das sagt, was er hören will: nämlich daß sie
ihm Orientierung und Ordnung vermittelt, so daß er darin eine Planungsaufgabe
identifizieren kann. Das, was dem Planer zunächst als ungeordnet, diffus, häßlich oder
wie auch immer erschien, kann nun, nachdem Bild, Begriff und Beschreibung in
Übereinstimmung gebracht wurden, als räumlich lesbare Wirklichkeit, als sinnvoll geordnete
Raumgestalt, schließlich, was das Wichtigste ist: als Planungsaufgabe wahrgenommen
werden. Jedoch, dieses Leitbild für die verstädterte Landschaft ist zunächst nur in den
Verstehenshorizont der Planerzunft eingegangen, nun bleibt noch die weitere Aufgabe,
dieses Leitbild auch als inneres Bild der Bewohner umzusetzen. Auch die Bewohner
sollen von der neuen Lesart überzeugt werden.
- Die Rolle des Planer-Experten als eines neutralen
Beobachters, der gleichsam ohne eigenen Vorgriff auf seine Wahrnehmungsleistung etwas soll
sehen können, was dem Einheimischen verborgen bleibt, ist ein bewährtes Konstrukt
wissenschaftlichen Erkennens und Erklärens. Es schneidet den lebensweltlichen
Wahrnehmungs- und Erfahrungsprozeß von der analytischen Erkenntnis und ihrem Resultat,
dem wissenschaftlichen Begriff, ab. Wissenschaftliches Beobachten bedarf immer der
theoretischen Einstellung, in unserem Fall bedarf es einer gezielten Leitbildprägung, die
das zu Beobachtende entsprechend vorbestimmt. Der Zusammenhang von Lesbarkeit,
Orientierung, Ordnung und Planungsaufgabe ist evident. Der Landschaft wird eine bestimmte
Lesart gleichsam vorgeschrieben, nur so kann das Gewünschte erkannt werden. Es muß also
eine entsprechende Sprache, ein passendes Vokabular erfunden werden, nur so kann das
jeweils Plan- und Machbare in Erscheinung treten. Ohne diesen Prozeß des Lesbarmachens
könnte sich eine Planungswissenschaft nicht orientieren und unter den Gegenständen
zurechtfinden. Die Maßstäbe zur Orientierung, die sich auf die abstrakte Ordnung der
Planbarkeit berufen, nehmen ihr Maß jedoch nicht am konkreten lebensweltlichen Bedeuten
der erlebten und erfahrenen Landschaft. Darin liegt nun die lebensweltliche Ferne der
Landschaftsplanung, die vermindert werden muß. Die Funktion eines planerischen Leitbilds
besteht also darin, etwas zunächst sprachlich, dann technisch-planerich und schließlich
baulich-materiell in den Griff zu bekommen: Die Metapher von der Unlesbarkeit der
Landschaft, ebenso das Bild von der verstädterten Landschaft bzw. von der
verlandschafteten Stadt, lassen sich indes nicht logisch begründen. Wie alle Bilder und
Metaphern liegen sie im Vorfeld der Begriffsbildung. Sie sind Vorschläge, die mehr oder
weniger überzeugen. Wie wir eine Landschaft sehen wollen, läßt sich aus keinem
Höheren deduzieren. Allenfalls kann man darauf hoffen, andere mittels plausibler
Beispiele zu überreden. Allerdings sehe ich bei solcher ingenieurmäßigen Ingriffnahme,
da sie auf Mach- und Planbarkeit ausgerichtet ist, durchaus die Gefahr, daß der
Landschaftsbewohner darin mißverstanden wird, daß man von seinen gelebten Bildern
und Raum- und sonstigen Geschichten nichts wissen will. Der planerische Zugriff auf
Landschaft unter der Voraussetzung von Lesbarkeit und Ordnung führt zu einer gezielten
Isolierung des Gegenstands Landschaft von jenen, denen das alltäglich vertraute Phänomen
Landschaft umgangsweltlich etwas bedeutet. Unter der Ägide des planerischen Leitbilds, an
der Adorno einmal die genormte Haltung und Ordnung kritisierte, gerinnen die Beplanten zur
bilder- und geschichtenlosen Bewohnerschaft, die selbst nicht weiß, warum sie gerade hier
hin - nämlich in diese ihre Wohnumwelt - geraten ist, weil sie scheinbar kein Bild und
keinen Begriff von ihrem Lebensort hat. Ihr muß man erst einmal ihre Betroffenheit
erklären, z.B.: auf was sie sich hier in Wirklichkeit" eingelassen hat. Sie
sind Betroffene einer auf die planerische Lesbarkeit hin geordneten Welt, über
deren eindeutig gemachten Bilder sie von Fachleuten erst aufgeklärt werden müssen. Was
wir jedoch bräuchten, wäre die Lesart, die uns mitten in die Landschaft
versetzte.
- Die Sehnsucht nach Haltung und Ordnung (Adorno), Lesbarkeit
vor allem, muß tatsächlich kritisch hinterfragt werden! Wem dient die Ordnung? Um wessen
Ordnung geht es? Planerische Lesbarkeit setzt die Planersprache voraus, planerische
Ordnung setzt ein abstrahierendes Denken voraus, wie beides jedes Expertentum auszeichnet,
aber auch ihre Entfernung zu gelebten Alltagsbildern. Lesbarkeit und Ordnung des
lebensgeschichtlich bedeutsamen Landschaftsbildes widersetzen sich jedoch systemischem
Expertendenken. Erst gewissermaßen die Umplazierung von Landschaft innerhalb eines
geographischen, geschlossenen und systematisierten Raumes könnte jene Lesbarkeit und
Ordnung schaffen, die die planerischen Disziplinen zu verstehen vermögen. Nun werden aber
gerade Vorverständnisse selten zur Disposition gestellt. Sie selbst könnten sich
ja in ihrer Vorurteilsstruktur als ungeeignet erweisen, eine bestimmte Landschaft zu
lesen. Besonders dann, wenn wir das Lesen einer konkreten Landschaft sozusagen an die
regionale Grammatik örtlicher Lebens- und Verstehenswelten binden. Landschaft geht also
weit über das hinaus, was mit dem visuellen Landschaftsbild, das photographisch abbildbar
ist, intendiert ist. Ich möchte deshalb eine Erweiterung der planerischen Perspektive
anregen, um gewissermaßen zu dem Wissen durchzudringen, was es denn bedeutet, hier, in
dieser Landschaft, zu wohnen: Wahrnehmungs- und Erfahrungsakte, so haben wir gezeigt,
erzeugen Ordnungen zwischen Ich und Landschaft (vgl. v.Weizsäcker 4. Aufl. 1950, S. 114).
Und diese Ordnungen sind solche räumlicher und zeitlicher Art. D.h.: wir haben es nicht
mit räumlichen Ordnungen der Landschaft oder der Umwelt zu tun. Aber genau
davon gehen die Planungswissenschaftler aus, wenn sie über den Zusammenhang von
Lesbarkeit und Ordnung nachdenken. Statt dessen müssen wir uns folgender Aufgabe stellen:
Welche Ordnung zwischen Ich und Landschaft entsteht durch Wahrnehmung und
Erfahrung? Innerhalb dieser gelebten Ordnung erscheint die auf Menschen zentrierte
Landschaft bedeutsam unter der Vorhabe, hier und jetzt das eigene Leben so führen und
bewältigen zu wollen, daß es gelingt. Das gute" und gelingende Leben, das wir
alle anstreben, ist stets an konkrete Orte oder Stätten gebunden, zu denen wir uns als zu
unserer räumlichen Umwelt verhalten. (Dies hat für die Eifel der Stadt- und
Regionalplaner M.Steinbusch in seiner Diplomarbeit Die gute Stadt und die
Emanzipation von räumlichen Kategorien" mit Hilfe biographisch-narrtiver Interviews
herausgearbeitet; vgl. Steinbusch 1999). Die sog. kulturelle Erfassung der Landschaft, wie
sie heute zu Recht für Planungen gefordert wird, beinhaltet vor allen Dingen, die Lebens-
und Erfahrungsbilder als Ausdruck von Kultur zu verstehen. Kultur ist die Art und Weise,
wie wir uns die Welt als unsere Umwelt so anverwandeln, daß sie zu uns paßt. Sein Leben
zu führen, ist eine Alltagskultur und -kunst, die man lernen muß. Und man muß sie ein-
und angepaßt bezogen auf den Lebensort lernen. Denn jenseits der bloß verordneten Normen
der Leitbildproduktion stellt sich die Frage nach substantiellen Normen, die tatsächlich
die Menschen in ihrer Lebensführung leiten. Auch diese entbehren nicht einer
Rationalität. Jedoch ist diese keine technisch-planerische, sondern praktische
Vernünftigkeit. Im Kontext dieses pragmatischen Erfahrungswissens bilden sich die
Lebensleitbilder, in die wir als Handelnde innerhalb irgendeiner konkreten Landschaft
vertrickt sind. Die Geschichten und Bilder, die auch diesen erlebten Umweltraum zu dem
besonderen machen, der er als lebensweltlicher Bezugsort je für uns ist, werden zur
unhintergehbaren realen Kategorie, Landschaften zu lesen und zu verstehen.
- Insofern Landschaft ihre Wirklichkeit in der Wechselwirkung
des menschlich-räumlichen Verhaltens im Rahmen von leiblicher Fortbewegung und Aufenthalt
(Waldenfels) hat, kann sie gar nicht Gegenstand technischen Planens werden. Es ist immer
nur der ingenieurmäßig erkennbare und greifbare Aspekt von Landschaft, der ins rationale
Plandenken Eingang findet. Es ist nun meine These, daß sich das Gelingen des Lebens oder
auch das gelingende historische Handeln, welches wir lebensweltlich anstreben, niemals
allein durch rationale Planung erreichen läßt. Im Vorfeld solchen Planens nur,
insofern das Planer-Individuum sich erfahrungsmäßig bildet, besteht die Chance, sich die
inneren Bilder" der Bewohner regionaler Orte begegnen zu lassen. Da das Wohnen
und Bleiben in der Landschaft, wie ich meine, Resultat von Entscheidungen ist, dann werden
diesen Entscheidungen sowohl Erfahrungen als auch Erwartungen zugrunde liegen, was es mit
dem Hier-Wohnen konkret auf sich hat. Wie könnte eine Begegung mit Landschaft im Vorfeld
der Leitbildfindung organisiert sein? Sie müßte sich Bildern und Geschichten aussetzen,
die beschreiben, wie Dinge genutzt werden und daraufhin dieses oder jenes bedeuten. Eine
Beschreibung ist eine Mitteilung dessen, was dem Erzähler im Umgang mit seiner Welt
widerfahren ist. In der soziologischen Reflexion dieser sozialen Erfahrung lassen sich
dann lebensweltliche Typen oder Musterbeispiele erkennen, die eine biographisch-dichte
lokale Landschafts-Theorie begründen helfen. Setzen wir uns also neugierig und aufmerksam
mit Bewohnern regionaler Lebensorte auseinander, machen wir uns so bekannt mit dem, was
ihnen im Verfolg ihrer pragmatischen Lebensziele zugestoßen ist, was sich ihnen dabei als
widerständige oder vertraute Wirklichkeit gezeigt hat. Sind wir aber vor allem genaue
Zuhörer der Begriffe und Konzeptionen, mit denen sie sich und anderen zu verstehen geben,
was es heißt, hier zu wohnen.
Literatur:
Theodor W. Adorno, Ohne Leitbild. Parva Aesthetica. 5.
Aufl. Frankfurt/Main 1973
H.Becker/J. Jessen/R. Sander (Hrsg.), Ohne Leitbild? -
Städtebau in Deutschland und Europa. 2. Aufl. Stuttgart + Zürich 1999
Hans Blumenberg, Arbeit am Mythos. 5. Aufl. Frankfurt/Main
1990
Hans Blumenberg, Die Lesbarkeit der Welt. 2. Aufl.
Frankfurt/Main 1993
Ferdinand Fellmann, Symbolischer Pragmatismus. Hermeneutik
nach Dilthey. Reinbek bei Hamburg 1991
Arold Gehlen, Philosophische Anthropologie und
Handlungslehre. Gesamtausgabe Band 4. Hrsg. von Karl-Siegbert Rehberg. Frankfurt/M. 1983
Ernst H. Gombrich, Das forschende Auge. Kunstbetrachtung
und Naturwahrnehmung. Frankfurt/New York 1994
Achim Hahn, Landschaft - Bild, Begriff und Beschreibung. Land-Berichte,
Halbjahresschrift für ländliche Regionen, hrsg. von Gerd Vonderach, Nr. 2, 1.
Halbjahr 1999
Achim Hahn/Michael Steinbusch, Zwischen planerischem
Leitbild und räumlicher Wirklichkeit - Zum Phänomen der Zwischenstadt". in: Land-Berichte,
Halbjahresschrift für ländliche Regionen, hrsg. von Gerd Vonderach, Nr.1, 2.
Halbjahr 1998
Achim Hahn/Michael Steinbusch, Biographisch-räumliche
Wanderung und das gute" Lebens. RaumPlanung, Heft 1/2000 (im Erscheinen)
Albrecht Lehmann, Wald als Lebensstichwort". Zur
biographischen Bedeutung der Landschaft, des Naturerlebens und des Naturbewußtseins. BIOS.
Zeitschrift für Biographieforschung und Oral History. Heft 2/1996
Christian Norberg-Schulz, Genius loci heute. In, R.
Wildemnn (Hrsg.), Stadt, Kultur, Natur. Chancen zu künftiger Lebensgestaltung.
Baden-Baden 1989
Erich Rothacker, Zur Genealogie des menschlichen
Bewußtseins. Bonn 1966
Hans Rumpf, Über den Sinn technischen Handelns. In, Lenk,
H. (Hrsg.), Handlungstheorien interdisziplinär. Frankfurt/Main 1979
Thomas Sieverts, Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum
und Zeit, Stadt und Land, 2., durchgesehene und um ein Nachwort ergänzte Auflage,
Braunschweig/Wiesbaden 1998
Thomas Sieverts, Die Stadt in der Zweiten Moderne, eine
europäische Perspektive. Informationen zur Raumentwicklung. Heft 7/8 1998
Michael Steinbusch, Die gute Stadt und die Emanzipation der
Lebenswelten von räumlichen Kategorien. Unveröffentlichte Diplomarbeit an der TU-Berlin,
Institut für Stadt- und Regionalplanung, Berlin 1999
Bernhard Waldenfels, Gänge durch die Landschaft. In,
ders., In den Netzen der Lebenswelt. Frankfurt/M. 1985
Viktor von Weizsäcker, Der Gestaltkreis. Theorie der
Einheit von Wahrnehmen und Bewegen. 4. Aufl. Stuttgart 1950
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