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I. Die Landschaft als Subjekt 2. Der Cardo des
Perspektographen
3. Das Landschaftssubjekt als Substanz und Membran
II. Durchblicke, das Weltfenster und die Musik des Auges.
1. Renaissance und Aufklärung in Gegenbewegung.
2. Der Point de vue oder Gesichtspunkt.
3. Die Realität des Raumes oder eine Landschaft als Koinzidenz der Schnittebenen.
1. Die Landschaft als Subjekt
OSSIA. Die Landschaft ist eine Schwester des Mondlichts und der Savanne: eine Weide in
beiden. Und Menschen lachen (Prophyrius), Pferde wiehern, die Frösche quaken, während
die Schafe blöken. Schon dem Maulesel aber kommt es zu, dass er seine Mutter, die Stute,
neben dem Schrei des Vaters zu erkennen gibt: "et ruditum cum hinnitu mixtum
habe[n]t"1. Die Landschaft also weidet, hierin aber liegt eine Verschiedenheit, die, anders
als jene des Maulesels, der Philosoph prädestiniert ist zu erklären. Die angeführte
(unvollständige) Sequenz unter den Lebewesen ist von einer seltenen semantischen, in der
Sprache verankerten Dichtheit: man gelangt von einem Merkmal sofort auf den Oberbegriff,
ohne - im Rahmen einer linguistischen Merkmalsanalyse - auf andere angewiesen zu sein, um
in der Matrix den differenzierten Begriff herauszufinden. So, im Blick auf die Geschichte
der Logik, die im folgenden gleichwohl nichts mehr zu suchen hat, hat man aber doch den
seltenen Fall, dass eine Logik, die auf die Umfänge von Begriffen in der Welt schaut,
gegenüber der anderen, die danach fragt, welche Begriffe in anderen bloß aufgrund ihres
begrifflichen Gehaltes enthalten sind, sich überschneiden oder: einen einfachen
Berührungspunkt bilden. Die Propria - so nannte Prophyrius am Beispiel des Menschen seine
Eigenschaft zu lachen - sind also projektive Schlüssel einer Alternative, die in diesem
Beitrag nach ihrem ganzen Umfang thematisiert werden soll. Ob aber die beiden Sphären -
die Intensionen unser Begriffswelten, andererseits die Extensionen, in denen sie unser
Welt zukommen - sich auch berühren, ist, wenn sie in Geltung gebracht ist, eine
anhängige und, wie sich zeigen wird, Frage mit einer noch größeren Bedeutung.
Eine Landschaft ist, streng genommen, gar kein Subjekt. Diese Auffassung, welche aus
der älteren Metaphysik herzuleiten ist und gültig, solange die Interpretation die
Behauptungen ihrer schulbildenden Philosophen nicht zu widerlegen imstande ist, noch
einfach zu verneinen beabsichtigt, soll - im Rahmen dieser Quaestur - in Frage gestellt
werden. Es soll möglich sein, eine Landschaft, eine Kulturlandschaft im auch weitesten
Sinne, in dem sie in die - von Menschen - unberührte Natura übergeht, als Subjekt
anzusprechen. So werden wir spontan glauben, dass wir mit den Künstlern ihren Pes halten
müssen und wieder einen Dichter aufsuchen, der sie anspricht im Mondlicht oder auf der
Anhöhe, oder indem wir einem Maler, der dort weilt, über die Schulter schauen.
"Wunderbar prunkte die Falle, dass alle unsterblichen Götter, \ Alle sterblichen
Menschen betroffen staunten beim Anblick. \ Sproßten doch dort gleich hundert
Blütenköpfchen aus einer \ Wurzel; lieblichste Düfte erfüllten das lachende Weltall,
droben den breiten Himmel, die Erde, die schwellende Salzflut"2. Oder
wir lauschen Orpheus (einem Nachfahr), der unter einer iberischen Platane sitzt und eine
Vihulea (eine Abart der Renaissance-Laute) schlägt (und wie ihn die Fontispiz eines
Druckes aus dieser Zeit vergegenwärtigt) 3. Überhaupt der vielfältigen Freiluftmusik, die, wie die
großangelegte Wasser- und Feuermusik Georg Friedrich Händels, offenbar damit rechnet,
dass die Landschaft, die Flußfahrt, wie auch ein Subjekt in die Musik einkehrt. Es wird
sich zeigen, und dies gehört zum Charakter, wenn nicht Wesen der Quaestur, daß diese
Annahme gar nicht nötig ist, anders, daß es allgemeine philosophische Gründe gibt, eine
Landschaft als Subjekt zu begreifen: Subjekt heißt nun natürlich nicht das logische oder
grammatische, sondern das reale, dem wir gegenüberstehen.
"Quid agit Comum, tuae meaeque deliciae? quid suburbanum amoenissimum, quid illa
porticus verna semper, quid platonon opacissimus, quid euripus viridis et gemmeus, quid
subiectus et serviens lacus, quid illa mollis et tamen solida gestatio [...]"4? Nicht überall auf der
Weltverbreitet sich der Ort, der hier beschrieben wird und am Comer See heißt, aber schon
seit der Antike, wie das Beispiel Plinius' des Jüngeren (oder Secundus) belegt (der
andere ist sein Onkel und Geschichtsschreiber), ist die Landschaft als eine ausnehmende
Zuflucht bekannt, in der sie ihr alltägliches Gesicht verwandelt. Für Plinius, der ein
Stadtmensch mit nicht geringen öffentlichen Ämtern war, zuletzt Präfekt in Bithynien
und Pontus, bedeutet sie ein Suburbanum (also wörtlich etwas Unterstädtisches) und
zugleich ein Amoenissimum. Beides scheint äußerst bezeichnend, und es führt in die
gefragte Richtung, die ja nicht mehr eine Wahrnehmung von Kunst ist. So war das Suburbanum
für Plinius bereits eine Stätte der nicht nur Erholung, sondern einer "erhabenen
und genießerischen Zurückgezogenheit", welche Anlaß gibt, die (nach dem
Sachgehalt) wichtigste Frage zu beantworten: jenes zu erdenken, das auf ewig dein sei, und
welches Besitztum nicht mit den materiellen Liegenschaften identisch ist, da diese, wie
der Brief ausführt, auf andere Besitzer übergehen. "Scio quem animum, quod horter
ingenium; tu modo enitere ut tibi ipse sis tanti, quanti videberis aliis tibi fueris.
Vale"5. Der Ort, den der Beginn des Briefes heraushebt und geradezu feiert, kann also
kein zufälliger sein, wenn es darum geht, die Tätigkeit und Muße (negotium et otium),
sogar Arbeit und Ruhe (labor et quies) einer unbedingten Selbstbesinnung zu bezeichnen.
Der andere Superlativ, das Amoenissimum, ist hingegen das Stichwort der Pastorale. Der
Ort, in dem sich der Hirt mit seiner Flöte niederläßt und wo ihn, gegebenfalls, eine
Nymphe oder auch nur eine sich scheinbar zerstreuende andere Hirtin besucht - wenn nicht
Pan, der ewige Verführer -, ist der locus amoenus, eine Ort auch der alten überlieferten
Topologie, und er braucht im folgenden nicht weiter vertieft zu werden. Denn bezeichnend
ist ja schon, daß er im Kontext des Briefes für eine Realität des Suburbanum steht, so
daß man sich gar nicht in die Sphäre einer abgehobenen Imagination (durch Literatur oder
die Künste) zu begeben braucht, um die Erfahrung zu erlangen. Beethovens Symphonie, die
berühmte Sechste, die einen Pastoralspaziergang durch die Umgebung Wiens unternimmt, und
die vielen Pastoralszenen der Operngeschichte (seit dem beginnenden 17. Jahrhundert)
brauchen also, wie schon geschlossen und angezeigt, nicht wirklich erinnert und bemüht zu
werden, um einer Erfahrung teilhaftig zu werden, welche die Landschaft in die Perspektive
eines eigenständigen Subjektseins nimmt. Sie soll darum im folgenden auch die Bedingung
der Realität nicht verlassen. Dass Plinius von einem Suburbanum spricht, also von einem
Ort, an dem zu leben und zu weilen ist, spricht eine Verkehrung gegen das Naturschöne
aus, welches gewiß auch - von den Geschichten der Ideen her - in diesem Brief verankert
ist. Aber sein Sinn besteht nicht darin, eine - abgehobene - Schönheit zum Anlaß der
Kontemplation zu machen, sondern, ganz im Gegenteil, eine Schönheit (überaus reizende
Lage), in der der Betrachtende ein wirkliches Subjekt ist. Es ist ein Lebensvollzug, ein
Dasein, das Plinius verlangt, nicht nur eine sich selbst reflektierende Sphaera von
Vorstellungen. Hiermit aber ist auch eine wesentliche Differenz bezeichnet, in der sich
die antike gegenüber der späteren, insbesondere aufgeklärten, wenn nicht schon
rationalistischen Kontemplation profiliert. Und wenn sie, einstweilen, realistisch heißen
soll, so bleibt für die Philosophie und überhaupt zu klären, wie sie zugänglich sein
soll, denn die Realität ist ein terminus cardinalis der Philosophie, vielleicht sogar ihr
- vergessener? - Hauptterminus6.
2. Der Cardo des Perspektographen.
Sollte sie, die Realität, der Hauptbegriff sein, so müßte auch der Cardo eingelöst
werden. Dieser ist eine Achse, und natürlich befindet man sich, soll die anfangs
angekündigte Alternative als möglich eingehalten, mehr, sogar verwirklicht werden, in
der Perspektivlehre, und mit Johann Heinrich Lambert (1752, 1759 und 1774) gesprochen ist
der Punkt, in dem der Cardo den Hauptpunkt erzeugt, sein Schnittpunkt mit der
Horizontallinie 7. Der Gesichtspunkt nämlich, den ein Betrachter einnimmt, ist ungemein
wesentlich, weil durch ihn, mathematisch gesprochen, alle übrigen Variablen beeinflußt
werden: die Abstand von der Tafel, die Weite, in der sie sich öffnet, damit aber auch die
Lage und Winkelung der Pyramiden, aus denen sich die Gegenstände auf der Tafel darstellen
und in der virtuellen Verlängerung ihrer Fluchtlinien im Horizont zusammenlaufen. Dies
alles ist den Konstrukteuren heute, insbesondere den Architekten, die neben Grund- und
Aufriss (welche der euklidischen Geometrie gehorchen) auch die Arten der Projektion
pflegen, von denen die perspektivische eine (neben der Parallel- und axonometrischen)
bedeutet, wohl vertraut. Schon Lambert aber kam auf die Idee, die Perspektivlehre, welche
sich über die Geschichte aus der Geometrie der Kegelschnitte entwickelt hatte 8 - einmal davon
abgesehen, daß früher die Renaissancekünstler mit der fenestra aperta und dem Gitter
gearbeitet haben -, als Reduktionismus zu entwerfen. Er erfand einen perspektivischen
Taxonometer (Perspektographen), durch den es möglich ist, sich nur noch auf die Mensur
der Horizontallinie zu verlassen, ohne im geometrischen Plan die - wirkliche oder reale -
Figur vorauszusetzen, welche in der Projektion auf der Tafel perspektivisch transformiert
wiedererscheinen soll.
Diese mathematische Reduktion ist - metaphysisch - von größter Wichtigkeit. Denn
natürlich verliert dadurch die Sphäre der Wirklichkeit, wenn sie im ursprünglich
geometrischen Plan instantiiert ist, den wesentlichen Teil ihrer Manifestation. Und
Lambert ist ein Rationalist, der eben die in dieser Geisteshaltung möglichen und von ihr
angestrebten Reduktionismen vorführt. Dies soll, wie vorgegeben, in diesem Beitrag,
seiner kleinen Abhandlung, aber nicht mitvollzogen werden - die Realität, wie sie als
fühl- und erlebbare gilt, soll unbedingte Prämisse bleiben -, so dass, was die
Perspektive angeht, die die wesentliche Darstellungsform einer Landschaft ist, die
vollständige Achsenrepräsentation nicht aufgeben wird. Dies allerdings gehört schon zum
zweiten und hier schließenden Teil, aber es sei vorausgenommen, damit der angestrebte Weg
überschaubar wird: die Philosophie des Rationalismus - so darf sie jetzt gewissenhaft
heißen - hat nämlich, trotz Lambert oder Desargues, Pascal und Taylor, die
Perspektivlehre vollständig vernachlässigt, sobald es galt, die Bedeutung von Raum (und
Zeit) zu bestimmen. Weder Leibniz noch Kant, denen sicher ohne Widerspruch die
bedeutendsten Lehren zugesprochen werden dürfen, haben die Geltung, die dem Raum und
seiner Ausbreitung aus der natürlichen und ja auch mathematisch gesetzmäßigen
Perspektive zukommt, reflektiert und in Erwägung gezogen. Und ihre Literaturen sind
dieser, ja, Grundlegung gefolgt, indem (unausgesprochen) die euklidische immer noch die
maßgebliche und einzig natürliche Geometrie des Raumes darstellt. Dies wiederum
bedeutet, der Raum im allgemeinen ist immer eine Wahrheit im Verhältnis auf äquivalente
Grund- oder Aufrisse, und das Verhältnis zu seiner natürlichen Verkürzung oder
Verbreiterung in der Perspektive, die (neben Ellipse und Parabel) den Gleichungen der
Hyperbeln folgt 9, bleibt ausgeklammert. Die Realität des Raumes aber haftet an diesem Cardo, und
die semantische Dichte andererseits, von der im ersten Absatz in Zusammenhang mit den
Propria die Rede war, ist nun, in der perspektivischen Transformation und zum
unmittelbaren Vergleich, eine Instanz des (stets singulären) Augen- oder Hauptpunktes,
wie Lambert den Schnittpunkt der Distanz des Beobachters, seines Sehstrahles als Lot oder
Perpendikularlinie, mit dem Horizont bezeichnet 10.
Ein Geschmack auf der Zunge und eine blind geschnittene Elle. Es ist wiederum
bezeichnend für den Mathematiker Lambert, der sich auch als Philosoph verstand, daß er
den Entwurf einer Perspektive stets nur den Malern empfiehlt (oder nur von Gemälden
spricht). Schon von der Geschichte her muß dies erstaunen, denn längst war der
Konstrukteur aus den Artibus etabliert, der für diese Art von räumlicher Darstellung
professsionell prädestiniert ist. Es ist der Architekt, in welcher Profession ja auch die
großen Renaissance-Meister bereits neben ihrer Maler- und Bildhauertätigkeit wirksam
waren, so dass die Vermutung naheliegt, daß Lambert insgeheim gefühlt hat, welche
Brisanz für die Philosophie des Raumes - als Realität - darin besteht, sobald man ihn
anstatt aus der euklidischen in einer projektiven Geometrie erklärt. Um nicht zu
verfangen, andererseits in Einklang mit einer reduktionistischen Methode, die dieser
metaphysischen Verkürzung entspricht, gehen seine Empfehlungen daher immer an den
Malerberuf, nicht an den Architekten. Giovanni Battista Piranesi aber, um nur ein Beispiel
zu nennen, war von seiner Ausbildung her Architekt, und, weil er offenbar keine Aufträge
erhielt, andererseits aber sicherlich auch seiner Neigung nachgab, wurde zunächst
Bühnenprospekor für die italienische Opernbühne - dies wiederum in Einklang mit anderen
studierten Eleven der Architektur seiner Zeit -, bis er sich auf das Thema der Vedute
kaprizierte. Dieses Wort gelte im besten Sinne, denn das Capriccio - wie auch bei Tiepolo
und anderen - ist neben der akkuraten Vedute in seinem gewiß sehr reizvollen Gesamtwerk
enthalten 11. Ein anderes, wenn auch ein wenig späteres und dennoch ebenso beredtes Beispiel
bildet das Paar John Soane, einer der führenden Architekten des viktorianischen Englands
im schließenden und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und sein Perspektivzeichner
Joseph Michael Gandy, der mit seinem Metier die künstlerische Phantasie verband 12: so malte er die
Bank von England, welche nach den Plänen Soanes gegen Ende des 18. Jahrhunderts in London
errichtet worden war, als imaginierte zukünftige Ruine, also ganz im Geiste, wenn auch
nicht mit demselben Gehalt, wie Piranesi die Architekturruine als Annaturen angestrebt
hatte: die Innerlichkeit, wie Hegel sagen würde, hat sich mit dem vergänglichen
Gegenstand, anders als Piranesi, dessen Entwürde die Eigenständigkeit der Sphäre
betonen und festhalten, vermählt. Ein Ort muß, sagen Dichter, Bleibe sein, denn ist kein
Lusthaus diese Welt.
Wie nun unmittelbar zu schließen, sind aber, anders als die Maler, die Konstrukteure
nach dem gesamten Spektrum ihrer Tätigkeit von der Realität nicht entlassen. "But
then", so folgert Pietro Derossi aus demselben Grund, und, worauf noch einzugehen
sein wird, er bezieht sich auf eine unbedingt hermeneutische Betrachtung, aus der heraus
Architektur hervorzugehen hat und in der sie überhaupt nur Bedeutung anzunehmen imstande
sei, "but then setting to work on [architectural] language means tackling directly
the concrete events of the city, [...] means observing and producing things of the world
and said to be in the world"13. Die ontologische - oder eben auch einfach: reale - Notwendigkeit
unterscheidet demnach den Hermeneutiker nicht vom Metaphysiker, wohl aber beide vom
Künstler, und die Konstrukteure mögen entwerfen und planen, ihre Produkte aber müssen
begehbare kleine Zellen sein, welche nicht nur dem Luftdruck standhalten, sondern auch der
Thermodynamik, was wiederum insbesondere bedeutet, sie müssen eine erheblich geringere
Diffusion aufweisen als etwa ein bloßer Laubverschlag in der Wildnis. Und sie müssen der
Artikulation der Familie dienen, oder, mehr, einer ganzen abgesonderten Gesellschaft, und
nicht zuletzt, sie stellen Projektionen der Zwecke dar, aus denen sich das Zusammenleben
dieser Gesellschaft(en) rekrutiert: seit die Seßhaftigkeit die Gestalt der Menschen von
den Tieren nahm, sie also nicht mehr dauerhaft auf dem Rücken von Pferden, Eseln oder
Rindern verweilten14 und sie eine Siede ihr eigen nannten, mußte es auch eine feste
Behausung geben, die dem Acker angegliedert war - so ist es fraglich, ob tatsächlich der
Naturzustand, wie ihn Thomas Hobbes gegen Aristoteles erklärt, der wiederum in seiner
Metaphysik die Architektur wie ein stetes prismatisches Beispiel behandelt, aus dem Sein
und Begriff zu unterscheiden sind, ein bloßer Kriegszustand ist, der nur durch einen
Vertrag die Konvertur in einen Staat und diesen als einzig mögliche Friedlichkeit zu
begehen vermag. Die Häuser sind Stätten der Landschaft, in dem das Subjekt die
Aggregation seines Willens zum definitiven Standort erklärt. Daß er, seine Siede,
geraubt würde, ist aber nur Vorausbedingung durch diesen Raub (und seine Vermittlung)
selber. Und mit dem Schweif schöpft \ die Kehre des Willens \ wie gezeugte Lamellen im
kreißend und widerzeichnenden Licht: es muß auch ein fertiger Frieden schon im Bestehen
der Kräfte gegeben sein, bevor sein Staat ihn besiegelt, und dies, der Concurrus mit dem
Streit, macht das Dasein in seinem Beginn aus: oder die Verwerfung, wie sie nun wirklich
ist 15 -
ein Lichtbild des Getränks wie Riß zum höchsten Gaumen: \ scola, Schule, Scholle
Schuld.
3. Das Landschaftssubjekt als Substanz und Membran.
Hiermit ist die Voraussetzung erfüllt, die Argumentation fortzufahren, in der die
Landschaft vere wie ein Subjekt auftreten wird, also auch als der völlige Gegensatz zur
Regio eines drusianischen, peleponnesischen oder, später, barocken Feldherrs, der sie
sich zum absoluten Untertan machen will oder, aufgrund der politischen Umstände, muss. Es
ist der Wille das Prinzip einer Projektion im Praktischen wie das Auge, der visus, im
Theoretischen. Und, um zur Demonstration zurückzukehren, Lambert erläutert im ersten
Teil seiner Perspektivlehre eine Klassifikation, in der alle Gegenstände und Umstände
aufgelistet erscheinen, die zu einer Landschaft gehören: die Felder, Äcker, Heiden und
Wiesen, Auen und Weinberge, auch die Einöden 16 (= 1.Klasse, welche hier als Zitat genügen mag). Und so ergibt
sich eine lange Liste, die, wie zu erwarten, offenbart, daß der Begriff Landschaft ein
Hyperonym, also Oberbegriff ist, der eine Vielzahl von Unterbegriffen einschließt, deren
Reihe - wahrscheinlich - gar nicht abzuschließen ist, ein allgemeiner Standpunkt im
übrigen, den die Philosophie seit Leibniz, seiner intensionalen Logik in der
Erschließung der Substanzen als Subjekte, bis heute - in der Interpretationsphilosophie
im besonderen - immer wieder erneuert hat. Einen Berührungspunkt wie bei den Propria wird
es demnach für den Begriff der Landschaft, abgesehen von ihrer geometrischen Projektion,
nicht geben, es sei denn, die Weide kommt, wie auch schon vorausgenommen, semantisch am
nächsten 17. (So aber, nach der soeben getroffenen Erläuterung, fällt man auch auf den
unmittelbaren Gegenpol, das im Fehdezustand zu besetzende Landstück, zurück). Man
erkennt aber zugleich an der Liste, die daneben alle Wasser- und Bergformen, die
Aggregationen der Menschen nach Dörfern und Städten, sogar die Luft- und Windformen
neben den Vegetationen einbezieht, daß ihr Prinzip der Erzeugung binär ist: man muß die
Zwecke der Menschen mit jenen kontaminieren, die die Natur schon von sich aus besitzt. In
dieser Kontamination aber besteht eine manifeste Mitte, und, auf sich selbst reflektiert,
sollte sie »principuum singulationis« heißen, welches sodann besagt, dass die
Zusammensetzung oder Schöpfung des Aggregats für beide Richtungen identisch ist:
Pyramiden des Willens, gleichgültig ob durch die Natur, ihre energetischen Zentren selber
oder den Menschen bewirkt, sind - perspektivisch erhoben - mit solchen der theoretischen
Ansicht kongruent, da immer ein Einzelnes, dies aber mit Notwendigkeit, den schließlichen
Schnittpunkt bildet, aus welchen, in Versammlung und stets realer Konjunktion, die
Wirklichkeit hervorgeht. - Les vers de Robert. Adlon, Adellauch, Adlatus, adult, \ Athen,
ado[r]nis exemptus et \ atlanti alumno in vacuo prater - Arcadien im Altlatein, \ wie es
die Dichter anzieht und endlich die Worte beschwert. \ Adelung qui iunctor attestus.
Das »principuum singulationis« soeben war eine Ableitung des berühmten,
leibnitianischen principuum individuationis. Es mag als das Infant derselben Generation
gelten, sei es aus dem Gesichtspunkt der Metaphysik, sei es aus dem der Terminologie,
sobald die Perspektive (oder nicht) den wesentlichen Standpunkt erklärt. Ein Principuum
singulationis verlangt also eine Individuation als notwendig in der Projektion, nicht nur
aus sich: vorausgesetzt, Realität ist nicht jenseits dieser zu finden und zu behaupten.
Diese Herleitung (und wieder Differenz, da, wie erwähnt, Leibniz die Projektion nicht zum
Zentrum seiner Raumtheorie erklärt und auch nicht in den Metaphysischen Anfangsgründen
der Mathematik bedacht hat 18), diese Herleitung aber sollte dazu dienen, eine Landschaft wie ein
Subjekt ansehen, ja, sogar begründen zu können. Demnach muß ihr eine eigentümliche
Lebendigkeit zukommen. Die Lebendigkeit unter den anhängigen Wesen bezeichnet - heute und
in vornehmlich biologisch erworbenem Verständnis - eine Membran. Es ist bei den kleinen
Einzellern, welche die Schöpfung »beginnen« bis hin zu den evolutionär entwickelsten
Lebewesen, welche Myriaden von Zellen in abgestimmten Verbünden einschließen und
innervieren, die Grenze dieses Wesens durch eine zugleich Austauchbarkeit - als
Permeabilität oder Durchlässigkeit - bestimmt. Eine Landschaft also, indem ihr eine
Lebendigkeit oder ein Subjekt zukommen soll, muss wie eine Membran aufzufassen sein, ja,
sogar eine spezifische Realität beinhalten, die diese Zuschreibung verdient.
Hier gilt es nun - für diesen ersten Teil - Halt zu machen und zu bedenken, was dies
bedeutet. Im Liebesinn des Freilauf wurd ein Agnus, schwarz, geboren wirklich: Schatten,
keine Schere. Es dürfte sofort einleuchten, daß die modernen Standpunkte nicht
hinreichen, die Existenz einer Membran, wenn sie zugleich das Konstituens von Realität
ist, zu erklären. Leibniz, um mit ihm zu beginnen, besaß eine wertvolle und stetig
gereifte Auffassung darüber, was eine Substanz im Verhältnis zu ihrer Aggregation
bedeutet. Er legte fest und glaubte, dass Substanzen unbedingte Einzelwesen sind - absolut
singuläre Kraftquellen, die er darum zuletzt Monaden bezeichnete 19 -, dass aber ihre Verbindung zu
einem Körper schon nicht mehr verdient, ebenso Substanz zu heißen 20. (Die Läufe
Kreuzlatein der Welt und, wie ein Schimmer, lächelnd die Erscheinung). Und er bedachte
mit seinen vielfältigen Briefpartnern die Möglichkeit der Transformation der
Aggregation: daß sie ein Ordnungsprinzip enthalte, welches die Natur selber stiftet
(schöpft), dass sie es überhaupt nicht besitze und darum nur ein Agglomerat sei oder
dass dieses Prinzip durch die Erhebung des Bewußtseins, im besonderen seines Verstandes,
erzeugt werde. Für das Mittlere spricht man heute, p.e., in der Astronomie von Häufungen
der Sterne und Materie, welche der Kompositur aus Schwerkraft und insbesondere
Wärmeeinwirkung ausgesetzt sind und in deren resultierende Veränderung - Spiralen der
planetenanhängigen Materie und Umläufe der Planeten selber - übergehen. Leibniz galt
die letzte Lösung als maßgebliche, so daß er Aggregationen per mentem zu konkludieren
suchte und, wie weithin bekannt, Raum und Zeit sind hier anhängig.
Wie man soeben bemerken konnte, ist aber auch der Sternhaufen schon Ausdruck einer
natürlichen Membran. Denn offensichtlich wird er durch die beiden Hauptprinzipien, die
Schwerkraft und das Temperaturverhältnis seiner Materien, hervorgebracht und darum auch
gegen seine Umgebung definiert. Eine planetarische Landschaft kann somit auch auf die
Erdoberfläche transformiert werden, sobald man die Prinzipien weiß und ihrer eingedenk
ist, die sie zu konstituieren gestattet. Bevor diese schließende Überlegung ausgedrückt
wird, sei aber auch erwogen, dass der Gesichtspunkt der Apperzeption oder der Kohärenz
nicht hinreicht, um eine tatsächliche Membran zu begründen. Die Apperzeption im
Verständnis Kants ist ausdrücklich ein Einheitsbewußtsein, dessen Synthesis aus
transzendentaler Urteilstätigkeit erwächst. Es ist als solches vorausnehmbar, seine
Geltung aber bedeutet mit aller konklusiven Dominanz, daß es nicht natürliche
Verhältnisse, also solche, die tatsächlich und jenseits des Bewußtseins schon bestehen,
sind, welche seine Vereinigung bedingen 21. Und Kohärenz, das gewissermaßen Tafelstück der neueren
Wahrheitstheorie, welches gestattet, die Korrespondenz instantieller Urteile in einer
gemeinsamen Fläche aufzuheben 22, die sie - metaphysisch betrachtet - schneiden muß, ist nur und
insbesondere Kernbegriff eines epistemischen Bewusstseins, nicht aber, gerade nicht,
Analysis einer möglichen natürlichen Konvertur 23. Diese kommt erst ins Spiel, sobald das Prinzip manifestiert ist,
welches erlaubt, Urteile aus Bewusstsein in solche aus Natur zu verwandeln oder, anders
formuliert, sobald es möglich ist, reale Gründe in Gründe des Bewusstseins zu
verwandeln. Dieses Prinzip muß die Konvertibilität des Bewusstseins heißen, und seine
allgemeine Bedingung, die hier nur per definitionem in Prämission gebracht sei, bedeutet,
daß es a priori imstande ist, nicht nur Begriffe unter Anschauungen zu bringen, sondern
umgekehrt auch Begriffe und ihr anhängiges Vermögen, den Verstand, unter die Anschauung 24. Eine Membran, um den
historischen Präkurs abzuschließen, wird also, sobald sie für ein Verhältnis per
naturam plädiert und in Geltung zu bringen ist, durch subordinativen Sensus oder eben ein
Bewußtsein erkannt, in welchem die Sinnlichkeit als transzendentale Repräsentante der
Affektion, (die nun niemals mehr wie eine absolut blinde zu veranschlagen ist), das
Konstituens seiner Ordnung ist. Sie, nicht das abstrahierende Begriffs- als
Verstandesvermögen hat die Regel inne, durch die das Bewußtsein ein Einheitsbewußtsein
in puncto verwirklicht, so daß es - in steter und zugleich differentieller Form aus allen
Vermögen - das Begriffsvermögen seiner Empfindung (in der ersten Instanz der
Vermögensrelation) unterordnet, und es werden hierdurch eben nicht nur (in der Einheit
faktorisierbare) Kohärenzen 25, sondern echte oder reale Zusammenhänge fühlbar, welche in der
Natur wirklich sind. Es hülfe nicht, den Feigenbaum zu drehen, doch scheint, ein Schlagen
mit den Flügeln schier.
Diese Fühlbarkeit - und anhängige Wirklichkeit - wird Plinius im oben zitierten Brief
motiviert haben. Offenbar enthielt der Anblick des Comer Sees und seines anliegenden
Suburbanum eine Muße, die es verdient, wie eine eigene angesprochen zu werden. Der - im
Licht der neuzeitlichen Entwicklung - aber darüberhinaus anziehende Gedanke besteht
darin, daß man nicht der Innerlichkeit bedarf, um sie anzuerkennen. Es ist - pro verbo -
nicht Romantik, die ihn bestimmt, mag diese auch (als eine historisch sehr viel spätere
Erscheinung, welche mit der Subjektivität als manifeste einhergeht) akkordieren. Diese
Möglichkeit nun gilt es, ganz allgemein zu machen, zugleich mit einem Subjekt verbunden,
das einen ganzen Landschaftsprospekt, einen Augenwinkel von bis zu 60 Grad 26, einschließt.
Daß eine Landschaft eine Membran ist, hat auch der Ausschreibungstext dieser Konferenz
(dieses Heftes) insgeheim publik gemacht. Denn nicht nur, daß die archäologische
Betrachtung feststellen muß, daß die "Erkaltung des Bodens und das rudimentäre
Entstehen pflanzlichen Lebens die permanente Entwicklung von Landschaft initiierte"
(1.Teil), sondern auch - und sehr viel konkreter - die Erfahrung mit dem Braunkohletagebau
in der Lausitz demonstriert das Faktum der natürlichen - geologischen - Membran: die
Grundwasserspiegel sind betroffen und müssen künstlich vektoriert werden, und, auf die
terrestrischen Schichten bezogen, "auf den Flächen der Gruben bleibt eine Land- und
Forstwirtschaft auf lange Zeit unmöglich" (Teil 2).
Das Schwanenschild ist stets, mit Kopf, verzählt, und freut sich nun ein reineres
Gewissen. Der Tagebau ist Manifestation der Landschaftsmembran, da er im ganzen in den
Erdmantel, seine äußere Hülle, eingreift. Für das Spektrum der Membran aber gilt es,
nicht nur eine Totalität ins Auge zu fassen, sondern, wie bereits die erwähnte
Aufzählung Lamberts, auch alle möglichen Zwischenglieder oder realen Konstituentien (als
wiederum, natürlich, Kontingentia: Haine, Fluren, Wälder, die Tranportwege und Straßen,
die Wasser- und Luftflächen, die, modern gesagt, Zerstreuung und Ballung der menschlichen
Behausung). Und diese Aufzählung ist offenbar Ausdruck einer (im guten Sinne) erstarrten
Dynamis: sie sucht nur irgend herbeizuziehen, was unter einer Landschaft subsumierbar ist.
Eine Landschaft verstehen aber bedeutet vielmehr, das Zusammenwirken ihrer Strebungen zu
durchschauen, und, in Gefolge, natürlich auch der Möglichkeit nach zu genießen. Es mag
nun an dieser Stelle hinreichen, den Entwurf einer Systematik auszubreiten, durch die es
möglich ist, vier verschiedene Elemente von ihrer wesentlichen Differenz her zu
begreifen, die in eine Membran als reale überhaupt eingehen müssen 27: die
(repräsentative) Grundvoraussetzung bildet eine einfache Achsenkoordination, in der
Realität als Erfahrung und Idealität als konträres Bewußtsein, das sich beim Menschen
zur Idealität verdichtet, ein System produzieren. Die Zeit bildet (in ihrer einfachsten
Hypothese) die dritte orthogonale Achse als Z-Koordinate. Es wird, von der
X-/Y-Koordination ausgegangen, sodann die Erfahrung als Produkt der Kompulsion der
Kräfte, somit auch als unmittelbare Wahrnehmung, den ersten Quadranten bilden: wie schon
früher vorausgenommen 28, erzeugen ja bereits Vorstellung und Realität - als Erfahrung der
sich notwendig aus beiden teilenden Sphäre - eine Membran, und die Realität nach ihrer
Gesamtheit kann daher nur bedeuten, die Energieausbreitung, insoweit sich in ihr eine
Bewusstseins- als Erkenntnislamelle behauptet, in ihrer inneren und zugleich äußeren
Komplexion zu umfassen und zu erschließen. Die Idealität aber, insbesondere als (im
alten Sinne) reine oder antizipierbare, bildet den zweiten (wo die Kategorien und die
Mathematiken beheimatet sind), das Unbewußte oder die ursprünglichen Antriebe der
Kräfte, ihre wahren Quellen, bilden den dritten - der wahre Ortus der Metaphysik[!] -,
und schließlich die Annatura, das Dasein als Verschmelzung und Kontingenz der bestehenden
Dinge, welche aus natürlicher Genese (Schöpfung) oder bewusster Produktion des Menschen
zu sich zurückkehren - was man, im umfassendsten Sinne, das Sein nennt - bildet den
vierten Quadranten: eine Landschaft, sofort leuchtet es ein, wird sich gleichfalls, sobald
Menschen und Tiere einwirken, aus der zugleich Integration und Differentiation dieser vier
Sektionen konstituieren, dies meine erzeugen. Also, mit Verzeihung, Schnabel, Zunge,
Ablaut, der Zehenknopf geht hin zum Köcher.
Membranen also müssen, metaphysisch betrachtet, gewissermaßen bewegte Trapeze sein,
energetische »Flächen« (Felder) mit einer anhängigen Permeabilität nach innen und
außen. Eine Membran bedeutet somit - in der transzendentalen Konvertibilität, die von
der Erkenntnisseite stetig zu potenzieren ist -, die Substitution der alten Tafel des
Bewußtseins, welche eine unbedingte Unbeweglichkeit oder eigentlich (bei Kant) ein an
sich gültiges Gebilde aus Metasubstraten darstellt. (Hierher rührt der andere Pol der
Metaphysik, den die Geschichte des Rationalismus einzufangen sucht, insoweit sie nicht,
wie bei den Empiristen, proprie geleugnet wurde). Und die erwähnte Kohärenz, die
Kohärenz eines Wahrheitsbewußtseins, stellt, da es nicht prätendiert, ein An sich
auszudrücken, bereits eine Annäherung dar. Nun wird, um ein wenig zu definieren, die
alte Substanz ein Übergewicht innerer gegenüber äußerer Permeabilität aufweisen:
genau diese Differenz und zwar im hohen Maße bedingt die Lebewesen. Die Konkursion der
Kräfte geschieht aus einer stetig und zwar erheblich höheren inneren und, bei
Lebenszeit, unaufhebbaren Anziehung der Subjekte (als repräsentativa entium). Die
Diffusion der Kräfte hingegen, wie sie seit der Thermodynamik Ludwig Boltzmanns zu einem
geradezu eigenen Zweig der Naturwissenschaft geworden ist 29, bedeutet den Gegenpol, die
Auflösung des Subjekts oder der Substanz, so dass in seiner Instanz immer ein
Übergewicht der äußeren Permeabilität festzustellen ist: abgeschlossene Orben -
Behälter - sind somit unzureichende (oder künstliche) Demonstrativa, und, ja, die
Lausitz als Tagebau ist ein Exempel dieses Übergewichts, welches das menschliche Agens
durch seinen willentlich herbeigeführten Labor verantwortet.
Es mag an dieser Stelle die Geschichte des Substanzbegriffs übergangen werden - sie
ist integrierbar -, um vielmehr das Definiens einer Membran und wenn ihr zugleich eine
substantielle Form des Daseins zukommt, zu erläutern - dies auch in Erinnerung der
erwähnten hermeneutischen Auffassung Derossi's, durch die allein er glaubte, eine
Realität als bebaute erschließen zu können. Eine Landschaft als reiner Prospekt ist ein
- vorläufiges - Akzidens, etwa wie man - anstatt der in einer Fotographie manifestierten
Lichtmembran - durch das gleitende Fenster eines Eisenbahnzuges die fließende Landschaft
betrachtet. Schon hier aber zeigt sich die Verwandlung des - Essendum. Eine absolute
Grenze gegenüber demjenigen, der in dieser Landschaft lebt, gibt es nicht, woraus,
allgemein betrachtet, das Urlaubs- und Freizeitverhalten der Menschen resultiert, und
Orte, ihr Anblick, besitzen eine eigentümliche Anziehung. Sich hierauf einzuschränken,
bedeutete aber, die Dimension der Konstrukteure, der Landschaftsbauer und Architekten, die
nach der Zukunft auch einer Landschaft fragen, auszuklammern. Die theoretische Bilanz muß
sich daher verallgemeinern, und, im Licht der erwähnten Systematik (Quadratur), die
Vorsehung des Ingeniums wird sich, nicht anders als in der Konstatierung und Analyse eines
Bestehenden, aus der Integration der Sektionen - ihrer Elemente - konstituieren. Sollte
nun eine Landschaft Stabilität besitzen, und erst in diesem Fall einer auch manifesten
inneren Anziehung kann sie beginnen, wie ein Subjekt zu wirken und aufgefasst zu werden,
dann wird sie auch eine adäquate Dichte der Permeabilität nach innen besitzen. Die
Fluren, die man der Lebenserhaltung des Menschen aquiriert, werden daher nicht auf die
Flur auch der Tiere als Wildtiere, die ja zugleich ein unbedingtes Lebensrecht haben,
verzichten. Und auch die Pflanzenwelt, ihre Vegetation, wird in mindestens einer Trasse,
abgesehen von der steten Angrenzung, die man ihr seit alters als konkretes Signum eines
Anwesens, der Grundstücke, zuerkennt, eine eigenständige partielle und wieder in sich
permeierende Lamelle bilden. So leben Nage- und andere Puria dort, Tiere wie Schwestern
von Seide und Weg. Und so wird man - unter dieser Voraussetzung - die Distribution der Flächen nicht einer völligen (chemisch gestützten) Technologie
unterziehen, sondern eine sich als stete Lamelle artikulierende Parität verwirklichen.
Auch das Spektrum der Pflanzenschutzmittel ist daher erheblich zu verfeinern, um die
Schutzfunktion effektiv von der bloßen Vernichtung zu unterscheiden.
Landschaften als wirkliche Membrane sind
somit Negation des Monopols oder, der Monopolisierung. Und es liegt auf der Hand, dass
eine Landschaft, sobald sie beginnt, ihre Membran wie eine Selbständigkeit zu äußern,
eine Funktion im Quadranten darstellt, die alle Sektionen umfaßt - es sind nämlich die
einfachen Schnitte jene, in denen ihre Unterwerfung oder Unnatur am meisten hervortritt:
im Tagebau oder, eine andere Szenerie angenommen, im modernen, megalischen Staudammbau
wird ersichtlich, wie die Idealität (als unbedingte Vorstellungskraft) die Landschaft zu
einer nahezu völligen Konkursion der eindimensional ausgerichteten Kräfte macht, in die
alles, somit auch die Schöpfung (III.) und die Annatura (IV. Quadrant) einzukehren
trachtet, so dass beide gewissermaßen unbedingte Eins-zu-Eins-Landschaften manifestieren.
Die Ubiquität des Quadranten macht es aber nicht länger notwendig, sich auf den alten
Harmoniebegriff zu beziehen, um die Komplexität einer Landschaft zu erfassen - die
Äquivalenzen, mit denen ja alle Mathematik einhergeht respektive auf deren Resultat sie
ihren methodischen Begriff ausrichtet, sind somit nicht nur die fühlbaren Proportionen
der Geschichte, welche Shaftesbury, Hutcheson oder insbesondere Leibniz, um einmal von
Kant abzusehen, in der Metaphysis (und nicht nur in der Auffassung) erneuert haben,
sondern zugleich in bestimmtem Sinne kalkulierbar (mess- und konstituierbar), da sie in
der Funktion der Gesamtmembran ein Teilmoment innehaben. Und die Vielfältigkeit ist zu
groß, als dass sich hier - in Kürze - ein allgemeiner »Schnitt«, das Wesen einer
vielfach verbundenen Lamelle, vorführen ließe, aber immerhin wird man im vorhinein
bilanzieren können, dass die Dichte der Permeabilität, wenn sie auch nach innen gehen
muß, verlangt, daß die Landschaft einen Kern habe, der - naturgemäß - mit der Dauer
oder dem geschichtlichen Wachstum verbunden sein wird. Gleichwohl: das Umkehrbild, in der
die Peripherie einer Membran ihre Geschichte bildet, ist auch vorstellbar, und
Städtebilder sind hier seit jeher diese Analoga. - Knickfüße aber sind ein doppeltes
Gebrechen, die Asche und, \ gestürzt, der Tafelschrein, \ Abacus qui cum me, et mihi,
Plinii.
Derossi, um diesen Teil zu schließen, hat in einem groß angelegten Projekt eines
Architektenkollektivs, das ein ehemaliges Industriegebiet Turins in eine polymorphe
Stadtlandschaft verwandelt, Zonen der "upper", "historical",
"ephemeral" und "encroaching city" mit einer "city amidst
greenery" verbunden [Abbildung 1a, b] 30.
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Abbildung 1a |
Abbildung1b |
Die unregelmäßige Gruppierung erlaubt dennoch einen
nahezu symmetrischen Schnitt gegen das Zentrum der eingeplanten Grünfläche, welche
Gesamtanlage im axonometrischen Aufriß imposant zur Geltung kommt. Ein durchbrochenes
Rundbogengebäude markiert an seiner Spitze und als Sektor den möglichen Zirkel, dessen
virtuelle Vergrößerung respektive Expansion das gesamte Areal in seiner Differenz
einfängt. Derossi, als der eigene Interpret, betont mit großer Eloquenz und indem er die
jüngere Geschichte der Hermeneutik - hier Heidegger und Gadamer, sonst auch den
Dekonstruktivismus Derrida's - referiert, daß die Bedeutung des Geländes nicht in
manifesten Konstanten liege. Es gelte nicht, ein "subsystem" in einer
"overall [urban] structure" zu erzielen. Vielmehr soll die Eigenbedeutung der
geplanten Zonen miteinander in einen lebendigen Dialog treten, so intensiv, dass eine
übergeordnete Gesamtidee von Stadt unmöglich wird. "The events [of alive
interpretation] are related by their difference and the city is that which the
interweaving of differences has nothing to say; the city is something to which we can
allude but that we can only grasp as absence" 31.
Fiesta in isi, ex corsetta. Ein Zink ist Abt und Ahorn dieser schmeidend Lüfte 32. Dieser
hermeneutische Schluß ist eigentlich ein Postulat. Die Aufhebung einer Ganzheit, die ja
mindestens genealogisch ist, wird nur einem Bewusstsein gelingen, welches, eingedenk des
Zerfalls von subjektiver Bedeutung in der Aufeinanderfolge des Dialogs und seiner
individuellen Zerstreuung, denselben - als ontologische Konstante verstanden -
überordnet. Nun auch mag es sein, dass die "fragility and impermanence of the form
displayed by the work in comparison with the appeals of the past and the expectation of
the future interpreters" 33 eine Erosion an semantischer Bedeutung zu Bewusstsein hebt, welche
zur Einzigkeit wird. Gleichwohl: die ontologische Bestimmung haftet an der, proprie,
absoluten Vorausnahme - und, von seinem Urteil her, ja auch subordinativen Form - des
Bewusstseins, dessen interpretatorischen Akte im einzig resultierenden Dialog zur
Unbedingtheit gerinnen. Schon für Leibniz bedeutete die Modifikation der Perzeption ein
metaphysisches, also unveränderliches Statut, und die modernisierte, oder vielleicht
besser ungewollt rekurrierende Auffassung erklärt gewissermaßen diesen Limes zur
unübersteig- oder ununterschreitbaren, somit ubiquitären (alleinigen) Grenze, welche, im
Lichte von Sein, einem Bewusstsein - und umgekehrt - zukommen kann. In der
Konvertibilität als zugleich erkenntnistheoretische und epistemische wird aber die
Lebendigkeit nicht (im negativen Sinne) aufzuheben sein, so dass auch das Sein die Form
seiner Permanenz nicht verliert: Emanation, Schema und Modifikation müssen wie
Projektionen der Gründe auseinandertreten und, in der Reflexion auf die Grenzen
respektive die Achsen der Spiegelung (als eigentlich Projektion), ineinander übergehen.
So, gerade so wird die Lebendigkeit der Membran manifest - und Wahrheitsinstanz -, und das
Beispiel der turinischen Verwandlung einer Industrie- in eine Stadtlandschaft ist aus
Prinzip transformierbar. Auch die außerstädtische Landschaft ist nicht davon
ausgenommen, die Konventur seiner Elemente einem inständigen, also lebendigen und nicht
nur betrachtenden (als kontemplativen oder reflektierenden) Bewußtsein zu offenbaren, das
mit ihr - über den Fühlsinn, die Empfindung und eine konstitutive Affektion - eine
Membran zum Ausdruck bringt. Bedeutungen also verlieren ihre Stetigkeit oder die
Zugehörigkeit ihrer Wahrheitswerte zu einer bestimmten Sphäre nicht.
II. Durchblicke, das Weltfenster und die Musik des Auges.
1. Renaissance und Aufklärung in Gegenbewegung.
Sollte es wahr sein, dass seit der Antike die Aufklärung niemals die
Menschheitsgeschichte verlassen, sondern stets nur Höhepunkte, die Konditionierung neuer
Aussichten errungen hat, so trifft es auch zu, dass die Renaissance eine ebensolche
Stetigkeit als Bewegung verdient: die Natur ist immer ein versiegeltes Reservoir der
Wahrheit, etwas, dem die Menschen und ihr Geist sich mit dem Intervall sich erneuernder
Wissenschaft annähern, bei dem sie ihre Konventionen überprüfen und ausziehen, das sie
aber nie der Tatsache entledigt, dass in den ursprünglichen Energien, nach ihrem ganzen
Umfang und unter dem Begriff der Natur zusammengefaßt, eine neue Welt verborgen ist, die
vom Erahnen des Menschen und seiner gewachsenen Leistungsfähigkeit abhängt. Die
Bewegungen sind Gegenbewegungen von ihrem Ansich her, so dass, der metaphysischen Wahrheit
nach, die Dualität der Kraftursachen das philosophische Prinzip bedeutet, welches ihre
isolierte Betrachtung - als entweder Rationalismus oder Naturphilosophie (heute
Wissenschaftstheorie) - aufgibt, um sie stattdessen in der Stetigkeit der möglichen
Projektion zu erheben: obgleich Interferenzen historisch möglich sind - vielleicht die
Ära des Hochmittelalters -, bedeutet dagegen auch der Rückfall in den Barbarismus keine
Unmöglichkeit, was, um systematische Vollständigkeit, nicht verleugnet werden kann. In
Ergänzung auch mag diese Gegenbewegung - zwischen Renaissance und Aufklärung -, welche
die metaphysisch, also an sich gültige Alternation von Substantiation vorführt, ohne sie
aus der Bedingung der Projektion zu entlassen - dies ist die Bedeutung der Dualität der
Kraftursachen -, der thoeretischen Philosophie als wesentliche Aufgabe zuerkannt werden,
(wie sie der Verfasser verfolgt), während die andere, welche das Gezähmtwerden der
Menschheit mit ihrem eigenen Züchtungsgebaren in Kontrakursion bringt - und die Züchtung
meint nicht die zoologische, sondern eigentlich moralische als Züchtigung - der
praktischen Philosophie angehört: die historische Evolution, auch wenn sie die Sphäre
der Überlegung von Peter Sloterdijk bildet, ist ein Determinatum der gesellschaftlichen
Aggregation und insbesondere praktischen Konvention 34.
Die Renaissance ist die Epoche der Erkundung und Manifestation - Verwirklichung - des
Prospekts der Welt. Bis heute ist das Erstaunen über die Möglichkeit erhalten und wach
geblieben, die Realität der Erfahrung, insoweit sie zuerst auf den Gesichtssinn gestützt
ist und ihre beiden bedeutendsten Dimensionen hervorbringt, nämlich Raum und Zeit, durch
eine Technik, die zugleich mathematisch und künstlerisch ist, darzustellen. (Warum auch
die Zeit von ihrem Wesen her unmittelbar betroffen ist, wird sogleich erläutert). Nicht
nur die Museumsgalerien zeugen von den Künstlern der Veduten und ihrem Stupor, sondern
die Medien sind ebenso Instanzen dieser Tradition, indem sie diese Erinnerung - an
Brunelleschi, Alberti, Da Vinci - wachhalten: auch die grandiosen Prospekte im
Schlafzimmer der Herzogin von Urbino, die - vermutlich - kein geringerer als Piero della
Francesca (nach 1469) hergestellt hat 35, sind Zeugnisse dieses Bewusstseins.
Warum ist auch die Zeit unmittelbar betroffen? Dies zur Gänze darzulegen, würde, wie
die soeben in Hypothese gebrachte Dualität der Kraftursachen - Totalität als stete
Projektion ihrer Sphären (wider den Reduktionismus) -, den Rahmen sprengen. Immerhin aber
sind die betonten Zentralperspektiven buchstäbliche Sinnbilder (onomatopoetica) der
Entfernung, und ob man sie tatsächlich im einfachen Sinne rational nennen darf36, wo sie doch die Konstitution der Sinnlichkeit zum ersten
Grund erheben, mag hier zunächst aufgeschoben werden. Der Fluchtpunkt ist in der
Komposition der Idealstadt und indem sie ihn effektiv im Horizont enthält oder aus der
"Dallage" 37 sofort fühlbar werden läßt, ein Manifest
doppelter Notwendigkeit, (wobei die Dallage die harmonisch proportionierte Pflasterung ist38, durch die sich der perspektivische
Prospekt mit seiner eigentümlichen Gesetzmäßigkeit realisiert): es ist nämlich, beim
Intregal des Bewußtseins aus allen seinen Vermögen, in dem niemals ein Sehsinn (als
Bestandteil des alten Gemeinsinns) 39 außer oder absolut geschieden neben dem Zeitsinn aus Memoria und Praeviso
(Erinnerung und Voraussicht) besteht, unmöglich, dass es eine Entfernung in realer
Erfahrung besäße, die nicht auch die Zeit der Möglichkeit nach einschlösse, die
Entfernung zu durchschreiten. Das natürliche Kalkül der Fakultäten, aus denen sich das
Bewußtsein konstituiert, hat demnach eine sehr moderne Bewandtnis, denn man vermag nun
auch einzusehen, wieso, wenn auch in ganz anderem Kontext, die Raumzeit eine physikalische
Größe geworden ist. Denn auch dort, in der Relativitätstheorie, ist ja die Ausbreitung
des Lichtes eine zugleich Zeit- und Räumlichkeit.
2. Der Point de vue oder Gesichtspunkt.
Das Weltfenster ist - seit der Durchsetzung der relativistischen
Physik - ein Kalkül aus einem sich instantiell spiegelnden Kegel: die
Zeit ist das Konstituens in vorausgesetzter Stetigkeit, weil die Ausbreitung
des Lichtes in zugleich Vergangenheit und Zukunft angenommen wird
40. Im natürlichen Bewusstsein aber hat
diese Kegelverkehrung eine andere Konstitution, gleichwohl metaphysische
Geltung, und - bis heute - hat die Philosophie, vielleicht wegen der Kompliziertheit,
die darin liegt, die Erläuterung und Erklärung dieser Tatsache versäumt.
Es sei darum an diesem Ort hiermit im wesentlichen begonnen, und, auf
das Thema bezogen, welches die Landschaft zum Gegenstand der Planung und
Wirklichkeit erhoben hat, es gilt, das Wesen des Gesichtspunktes zu erklären,
auch, was ein metaphysisches (und nicht nur geometrisches) Lot ist.
Der Point de vue oder Gesichtspunkt ist geradezu
ein Topos der Alltagssprache, er ist aber auch ein Terminus der leibnitianischen
Philosophie. Er steht in direktem Zusammenhang mit der metaphysischen
Begründung der Monaden und mit dem schon erwähnten principium individuationis:
der point de vue ist nämlich, so Leibniz, der Garant für eine Harmonie
aller nur möglichen Perzeptionen untereinander - im ganzen -, ohne dass
auch nur eine einzige mit einer anderen zusammenfällt - im absolut Konkreten.
Die angemessene systematische Betrachtung des Gesichtspunktes bedeutet
daher, dass er die unbedingte Vermittlung eines Gegensatzes ist, der größer
nicht sein könnte: in der ganzen Realität, wie sie besteht und durch alle
Perzeptionen - oder Phänomene - eine Reihe bildet, die sich instantiell,
also von Augenblick zu Augenblick fortpflanzt und derart von allen nur
ideal möglichen absetzt 42,
ist ein steter Determinanzpunkt enthalten, welcher, streng genommen, den
Zeitpunkt und die konkrete Lokalisation eines Seienden bestimmt, das über
Perzeption verfügt oder dessen Lebensquelle - Entelechie - dadurch definiert
ist, dass es unbedingt Perzeptionen hervorbringt.
Der Point de vue ist somit nicht nur eine Metapher
über den Sehsinn oder die Disparenz der Betrachtungsweisen, welche sich
sofort aus dem Diskurs von Subjekten ergibt, sondern eine unbedingte oder
Instanz an sich, welche in der Kommunikation (correspondence) aller Monaden
mit Notwendigkeit wirksam ist, weil sie die stete spezifische Differenz
der Individualisierung erbringt. Die Konkreta der Substanzen könnten nicht
sein, wenn sie nicht auch einen stetig eigentümlichen Gesichtspunkt mit
sich führten, etwas, das die Einleitung als Proprium einführte und, im
zwischenhinein erwähnt, Hermann Weyl als "Sonderwesen" bezeichnete,
weil Ding und Eigenschaft mit ihm unmittelbar wie eine Identität einhergehen.
Leibniz hat recht in dieser Behauptung, solange die andere Prämisse gilt,
dass nicht eine Monade oder lebendige Substanz zugleich am Ort einer anderen
sein kann 43
- es gibt keine Überlagerung der Sinnlichkeit, in der zugleich zwei differente
Lebensursachen wirksam sind. Leibniz hat aber ebenso wie Kant versäumt,
die Geometrie, die sich bereits zu seiner Lebenszeit - über Pascal, Desargues
und Taylor - weit entwickelt hatte und die man die angewandte oder projektive
Geometrie nennt, in seine Philosophie zu integrieren. Seine Bemerkungen
zur projektiven Geometrie sind sporadisch
44 und vom heutigen Standpunkt und ohne
schon Geometrien vorauszusetzen, die auf eine Vervielfachung der Dimensionen
zurückgehen (Riemann) 45,
kann darum Leibniz mit Kant in einem Atemzug abgehandelt werden.
Bis heute ist ein virulentes Problem auch der Kantforschung,
nicht nur die Subjektivität, die er der reinen Form der Anschauung zugesprochen
hat, zu erklären, sondern auch, was es bedeutet, dass sie reine Konstruktion
sei 46.
Das zuvor beanspruchte Bindewort auch bezieht sich hingegen bei Leibniz
auf das andere fundamentale Problem, wie eine Räumlichkeit als real oder
gegeben angenommen werden kann, p.e. im Beieinander der Monaden oder Substanzen,
die sich zu einem Körper vereinigen, ohne nur die andere Prämisse machen
zu dürfen, dass sie auf die ideale Konzeption des phänomenal konstitutierten
Bewußtseins zurückgehen. Die gewissermaßen klassische Erörterung, die
bis heute hinsichtlich der beiden Philosophen aussteht, gilt es aber zugleich
in den gegebenen thematischen Zusammenhang, dem wirklichen oder zu entwerfenden
Landschaftsprospekt, einzubinden. Landschaften sind die natürlichen Objekte
der Räumlichkeit und ihrer wahren Auffassung. Und es mag vorausgenommen
werden, dass der Gesichtspunkt den besten Einlaß bietet - wenn man so
will, der porticus metaphysicus subterrestris -, denn durch ihn vermag
man auch eine Pragmatik - oder Empirie - einfließen lassen, die dem Landschaftarchitekten
genehm, wenn nicht sogar willkommen ist. Es ist nämlich für die Perspektivlehre
des 18. Jahrhunderts, und hier wird Johann Heinrich Lambert (wie angekündigt)
stellvertretend sein, ebenso wie für die Kunstlehre des Zeitalters bezeichnend,
dass sie den Gesichtspunkt in den Mittelpunkt rücken, um eine Sache, einen
Weltzustand, oder eben eine Landschaft angemessen zu erfahren: es gibt
günstige und ungüstige Aussichten auf die Erdgelände und Flächen, woran,
ohne Zweifel, die Turmbauten oder die Arten der Behausungen, in die sich
die Menschen seit alters mit der natürlichen Gegebenheit stipuliert haben,
denselben nicht lassen. Plinio esse exemplum loquiebatur.
Martin Opitz, der Barockdichter, habe "die Sachen,
die ihm aufgestossen, [...] von einer Situation angeschauet, von welcher
aus sie ihm besser in die Imagination gefallen sind" und durch eine
"sorgfältige Curiosetet betrachtet", so dass er "eine nähere
und vollkommenere Kenntnis der Objecten erworben", sagt Johann Jacob
Bodmer in den Discoursen der Maler (zweiter Teil, Zürich 1722)
47. Auch die Bühnenmaler des 18. Jahrhunderts
sind ebensolche schon wirkliche Interpreten der Szene
48: das Prospekt entscheidet über das
anhängige Verhältnis von Protagonist und nicht. Für die Kunsttheorie reflektiert
und postuliert Bodmer hiermit eine Instanz, die ein wenig später auch
dem wesentlichen Mathematiker der Perspektivgeometrie des 18. Jahrhunderts,
eben Lambert, das zentrale theoretische Anliegen bedeutete: der Gesichtspunkt,
der eine exakte mathematische Definition besitzt, ist zugleich theoretische
Instanz einer Reduktionsmethode, die sich bei ihm mit der mathematischen
Äquivalierbarkeit von projektiven Ebenen und Schnitten verbindet. Dennoch,
im Kontrast zu dieser mathematischen Reduktion, führt er aus, dass die
"Verschiedenheit der Aussicht nicht selten den Wert der Häuser und
Landgüter erhöht, die so liegen, daß die umliegende Landschaft einen angenehmen
und reizenden Anblick [das Amoenum Plinii] darbietet"
49. Lamberts Ansprache gilt aber, wie
stets in seinen Abhandlungen, sobald sie sich an die Praxis wenden, sonderbarerweise
nur dem Landschaftsmaler, nicht dem Architekten. So mag es sein, dass
ihm deren Praxis als entwerfende Ingenieure nicht geläufig war, und ja
selbst heute gibt es, auf die Bedeutung des Gesichtspunkts bezogen, noch
keinen Verkehrwert von Landschaften, der ähnlich wie jener von Grundstücken
und Gebäuden in den Taxwert eingeht
50. Vielleicht ist dies der Realitätsbezug,
der das Landschaftsprospekt von seiner fiktionalen (künstlerischen) oder
auch nur idealen (rein mathematischen) Ebene abhebt, jedenfalls muß in
Beziehung auf seine theoretische Grundlegung der wesentliche Konstrukteur
und Landschaftsplaner - als Architekt - hinzugedacht werden.
3. Die Realität des Raumes oder eine Landschaft als Koinzidenz der Schnittebenen.
Im Schließen der Augen ein Grund und Entzweiung. Um
die erwähnte Notwendigkeit der Abhandlung - die Abgrenzung von Leibniz
und Kant - zu erfüllen, zugleich aber den theoretischen Überblick zu gewinnen,
wird die erste Figur der Lehre Lamberts (die sich naturgemäß auch bei
früheren Theoretikern findet) die beste Voraussetzung geben. Zuvor ist
aber in jedem Fall bereits festzuhalten, daß eine ideale mit der wirklichen
Ebene, wie sie im Sehsinn aktual ist, nicht identisch ist, denn nur hierdurch
ist auch die Mimesis im künstlerischen Sinne möglich. Darüberhinaus gilt,
dass der Gesichtspunkt eine Kontingenz als Wahlfreiheit, die Projektion
in seiner Instanz aber immer eine mathematische Gesetzlichkeit ist. Wie
die Figur XXX zum Paragraphen 299 deutlich macht, ist es darum auch möglich,
bei zwei gegebenen Linien als Sehdata das zugehörige Lot auf die Horizontallinie
zu rekonstruieren 51,
und von diesem ist eigentlich die gesamte resultierende Figur abhängig:
dem Lot kommt somit eine metaphysische Geltung oder Geltung an sich zu,
und sie ist nicht einfach monadisch, wie Leibniz prätendierte, dies meine,
nur aus metaphysischer Notwendigkeit gültig, ohne dass dem Lot eine manifeste
mathematische und geometrische Determination zugeordnet werden könnte
(Abbildung 2).
Abbildung 2
Die Figur 1 nun 52,
die Lambert seiner Theorie voranstellt, repräsentiert nicht nur eine Evidenz
53, sondern, sobald man die Konvertibilität des Bewußtseins
voraussetzt, auch den Beweis einer Koinzidenz und gegenseitigen Determination
von geometrischen Schnittebenen, die zugleich eine verschiedene Wirklichkeit
repräsentieren (Abbildung 3).
Abbildung 3
Und die Koinzidenz dieser Wirklichkeiten ist, philosophisch besehen,
keineswegs einfach zu erklären, noch gar eine Belanglosigkeit. Der geometrische
Plan, welcher die euklidische Figur enthält, steht in Kontrast zum projektiven
Plan (oder der Tafel), welche die projektive Figur vorstellt: diese Figur
aber bedeutet die Wahrheit des Sehsinns - als, definit, empirische Anschauung
- oder die unbedingte Auffassung durch das natürliche Auge. Wie soeben
vorausgenommen, kann aber nur eine Reflexion auf die Bedingung des Fakultätenkalküls,
welche das Bewusstsein von Natur (oder transzendentaler Konstitution)
her ist, erklären, wieso diese unregelmäßige Figur zugleich, und nicht
etwa in Parataxe, das euklidische Rechteck repäsentiert: durch eine konstruktive
Erinnerung, welche, (nach ihrer einfachsten Annahme) kundig ist, dass
es aus der Konstruktion von zwei Paaren sich orthogonal schneidender Geraden
entstanden ist und dieses Wissen auch in eine regelmäßige Vorahnung zu
projizieren weiß, so dass die »Anschauung« nomothetische Statur gewinnt:
die Reinheit der Kantischen Präklusion. Eine tatsächliche Anschauung dieses
Rechtecks aber besitzt das Bewußtsein - außer jenem Fall, in dem die Ebene
des geometrischen Plans mit der des projektiven (durch Drehung in der
Achse der Grundlinie) identisch wird - niemals!, obgleich die Philosophie
immer wieder glauben machen will, als würde man den drei Gegenständen
der euklidischen Geometrie in einer unentgrenzten Stetigkeit ansichtig:
Punkt, Gerade, Ebene und die anhängigen Gesetze der metrischen Kongruenz
54. Für eine Landschaft aber, Zwischenschluss,
ist diese Identität der Schnittebenen gewiß eine Unmöglichkeit a priori,
so dass ihre Erhebung und theoretische Analyse auf die projektive Geometrie
nicht verzichten kann. Oder, Landkarten und der Globus, als euklidische
verstanden, sind notwendig Werkzeuge einer reduktiven Idealität, und unter
der Voraussetzung dieses Absatzes ist auch die Frage zu klären, in welchem
Umfang bei Kant die Beziehung auf reine Anschauung nur und ausschließlich
eine euklidische Konstruktion meint, ohne dass diese daneben auf eine
im natürlichen Bewusstsein des Menschen aus Erfahrung erworbene schematische
Fähigkeit zurückgreift, die in der figuralen Anchauung stattfindet, abgesehen
davon, dass dieses Verhältnis eigentlich als eine Vermittlung der Schnittebenen
angesprochen werden müßte 55.
Gilt es, den Raum nach seiner metaphysischen Wahrheit zu erfassen, dann
ist es also unzulässig, die Wahrheit der projektiven Relation aufzuheben,
indem, gleichgültig in welche Richtung, nur eine, die Schnitt- oder aber
ursprüngliche Planebene die Bedeutung des Raumes repräsentiert. Von einem
Ort als Exemplum ausgegangen, muss daher immer mindestens ein Relationspaar,
gebildet aus Ursprungs- und projektivem Ort, die Realität bezeichnen.
Dieses Paar aber existiert wiederum nur durch die Voraussetzung der Hauptrelation,
welche - in der Figur - OP oder das Lot bildet, welches durch den, so
Lamberts Terminologie, Augenpunkt auf den Hauptpunkt der Horizontalen
fällt: diese Gerade als Determinante auch einer Ebene bildet nämlich die
wiederum orthogonale Schnittebene zur Tafel, welche - zugleich! - aus
zwei koinzidenten Achsen ihre mediante (die Tafel konstituierende) Spiegelung
konstituiert: durch die Grundlinie zugleich und in Kontrast zur Achse
der Horizontalen. Demnach ist es sowohl unmöglich, den geometrischen Plan
als reine Anschauung, ihre (von der Bedingung der Projektion her notwendige)
unregelmäßige Figur aber als empirische Anschauung im Sinne Kants zu begreifen,
denn die A priori-Bedingung, welche eine Konstruktion in bloßer Vorstellung
erlaubt, gilt für beide Konstruktionen der Figur. Die empirische Anschauung,
gesetzt sie ist das Gebilde aus der Prämisse des Fluchtpunkts, ist niemals
ein bloßes räumliches Aggregat der Erscheinung, dem nicht schon für sich,
unabhängig von der euklidischen Voraussetzung, eine definite - mathematisch
erklärbare - Gesetzmaßigkeit zukäme, (wie der Perspektograph Lamberts
beweist, der auf die euklidische Repräsentation verzichtet). Andererseits
muss die Affektion gerade das regelmäßige Konstrukt, nicht das projizierte,
zum (genealogischen) Ursprung erklären, was der Präklusion Kants, welche
das Reine mit idealer Konstruktion in der Einbildungskraft, also außerhalb
einer Affektion durch die Welt, gleichzusetzen suchte, ebenfalls widerspricht.
So hatte auch Leibniz unrecht, dass er, in toto seiner
Lehre genommen, den Phänomenen die Achse versagte, welche sie aus der
Bedingung des Bewusstseins oder aber ihrer realen Beschaffenheit erklärt.
Das Ansich, das er den intrinsischen Eigenschaften der Körper als Ausdehnung
oder ein Extensum belassen wollte
56, besteht zurecht, denn hiermit geht
offensichtlich - durch den Beweis der Figur - der geometrische Plan einher.
Aber man darf nicht sagen, dass diese Ausdehnungen dem Bewusstsein nicht
zugänglich seien oder eben bloße Folge des phänomenalen Bewusstseins selber,
welches sich auf seine eingeborene geometrische Vorstellungskraft beruft:
in dieser ist die mathematische Schneidung der Ebenen immer schon enthalten!,
und die Realität der Differenz, wie sie aus Lot, Schnittachsen und resultierender
Figur erwächst, darf nicht unter dem Prinzip und Begriff einer Vernunftwahrheit
in bloße Indifferenz gesetzt werden
57. Im Phänomen ist die ex- oder intrinsische
Bedingung eines Identischen, also Körpers, immer schon distinkt, und sie
müssen sich notwendig verkehren (konvertieren), sobald man das Bewusstsein
oder den Körper, dies heißt, um zurückzukehren, die Landschaft, zum Subjekt
erklärt: ihre euklidische Verfassung wird - notwendig - in einem Bewusstsein
projektiv oder extrinsisch, umgekehrt wird die projektive Bedeutung als
intrinsische des Bewusstseins extrinsich, sobald man sie in den euklidischen
Grund- oder Aufriß transformiert. Der Wahrheit nach bestehen beide zugleich,
so dass die - erwähnte - Dualität der Kraftursachen sie notwendig zusammenfasst.
Das oft diskutierte Paradigma des relationalen Raumes,
welches Leibniz im Briefwechsel mit Clarke ausführt, ist also aufzuheben,
denn, um Weyl zu zitieren, die Idealität der Relation (im gruppentheoretischen
Zusammenhang) 58
besteht zugleich in der Projektion der Schnittebenen, und es ist Leibniz
Substanzbegriff, der, weil er die Möglichkeit gemeinsamer Akzidentia verneint,
dafür verantwortlich ist, einen Ort oder eine Räumlichkeit nicht substantiieren
zu können: dies heißt, als eine Realität, welche außerhalb des Bewusstseins
existiert, anzuerkennen. Sobald die Konvertibilität des Bewusstseins neben
der Tatsache der geometrischen Projektion realisiert ist, besteht aber
kein Problem mehr, einen realen Raum zu substantiieren. Er ist notwendig
ein Verhältnis der Schnittebenen, und die Realität des Sehsinns, seiner
Substrate, ist wegen ihrer Unmittelbarkeit von der Realität der nicht
projizierten Ebene zu unterscheiden: in der wir und die Lebewesen gemeinhin
das natürliche Bewusstsein über die Existenz des Raumes aufbewahren. Ob
er aber auch wirklich - im metaphysischen Sinne - ein Subjekt ist, also
ein Dasein oder, wie vorgeschlagen, eine Membran, die eine eigene Lebendigkeit
verkörpert - eine gewissermaßen Persona -, ist eine andere und gewiß auch
wesentliche Frage. Gleichwohl darf nicht ihre Verneinung über die auch
Wahrheit des Raumes entscheiden.
Mit klugen Tieren auf!, zum Haus, ein \ Schwarm von
Krähen, Meisen, Elster \ und auch Ginstern. Zusammengefasst, kann die
philosophische Lösung der Projektion demnach nicht darin bestehen, den
Fluchtpunkt und in seiner unterordnenden Funktion alle projektiven Figuren
einer "schöpferischen mathematischen Definition" zuzuordnen,
wie es Weyl unternimmt, (der hierbei zugleich den Blickpunkt auf eine
projektive Geometrie einnimmt, die eine affine Mehrdimensionalität einschließt).
Denn, wie schon erläutert, es trifft ja nicht zu, dass die euklidische
Gesetzmäßigkeit im Gegensatz zur projektiven wie ein einfaches und stetes
Verhältnis von Wahrheit und Idealität zu charakterisieren sei. Von der
Realität des natürlichen Sehsinns her bedeutet der Fluchtpunkt keine "Idealität"
59, sondern Affektion oder Empfindung,
auch wenn es richtig ist, dass durch die Schnittcharakteristik (Homologie)
bei drei nicht in einer Ebene liegenden Geraden es eine Gerade g gibt,
welche drei Punkte miteinander verbindet, die in je diesen Ebenen liegen:
die Figur zeigt - Bkouche zufolge - Philippe de La Hire bereits 1673,
wobei man, im Verhältnis auf die identische Konstruktion Lamberts (hier
die Figur 1) nur den Punkt O mit A verbinden muß
60 (Abbildung 4 = Brook Taylor, Linear Perspective, London
1715).
Abbildung 4
Wie man nun aber weiterhin
zu schließen vermag, ist die erwähnte Quadratur, das Koordinatensystem,
welches eine Membran zu erklären imstande ist, auch die theoretische Instanz
für die wahre Analyse der Schnittebenen. Die projektive Ebene nämlich,
welche aus der Affektion - oder Kompulsion der Kräfte - im ersten Sektor
(beide Koordinaten positiv) entsteht, steht zugleich in Kontrast zur idealen
- als euklidischen - Ebene (im II. Sektor, errichtet aus positiver Y-
versus negativ interpretierter X-Achse): die spontane und unmittelbare
Erfahrung geht mit dem Horizont und der Geradenschar einher, welche in
demselben zusammenläuft, während die Idealität des Bewußtseins die Konstruktion
der Nichtschneidung (und in Koinzidenz mit der anderen projektiven Ebene)
aufbewahren muss. So ergibt sich zuletzt auch eine einfache - philosophische
- Lösung für die Zuordnung der Schnittebenen, und die Dualität der Kraftursachen,
welche die Projektion verbürgt, hat unmittelbaren Niederschlag auch in
der koordinativen Darstellung einer Substanz respektive Membran. Dass
man den Raum nicht - wie eine Absolutheit oder jenseits der Bedingung
unserer Perspektive - ansehen kann
61, wird auch aus diesem nicht aufhebbaren
Verhältnis einsehbar. Also ist der Himmel - mit Kepler (und vielen anderen,
welche die musica caelestis priesen) - die wahre Prachtweide, die Musik
des Auges aber ist eine fortlaufende Proportion in der Landschaft und
ihrem Erklingen 62.
Anmerkungen:
1 Giordano
Bruno, Cantus circaeus (1582), in: Opera latina conscripta, publicis sumtibus
edita, recensebat F.Fiorentino, 3 Bände, Neapel 1879-91, zit. nach Nuccio
Ordine, Giordano Bruno und die Philosophie des Esels, München 1999, S.24.
2 Dies
beschreibt die Falle, die Gaia Demeter gestellt hat, damit sie von Hades,
dem Gott der Unterwelt geraubt werde (Homer, Hymnus an Demeter, in: Homer,
Odyssee und Homerische Hymnen, hg. v. Manfred Furhmann, München 1990,
S.494, Vers 10-14).
3 Es
ist Luis Milan, der Hauptmeister, der das "Libro de musica de vihuela
de mano" in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts veröffentlichte
(= hg. v. Leo Schrade, Leipzig 1927).
4 "Was
macht Como, Deine und meine Wonne? Das allerliebste Landgut? Der stets
frühlingsgrüne Säulengang? Die so gründlich schattenspendende Platane?
Der Seearm, grün und glasklar? Der nahe und nützliche See? Die Allee mit
dem lockeren und doch festen Boden? [...]" Gaius Plinius Caecilius
Secundus (= Plinius der Jüngere), Epistulae - Briefe, ausgewählt und hg.
v. Curt Loehning, München 1987, S.8-9 (= C.Plini Caecili Secundi Epistularum
libri decem, recognovit brevique adnotatione critica instruxit R.A.B.
Mynors, Oxoni 1963-1983, Bd.I, S.3). Der Brief ist an den Freund Caninius
gerichtet.
5 "Ich
weiß was für einen Geist, was für einen Verstand ich da ermahne. Also
nimm Dir vor, daß Du Dir selbst so viel wert bist, wie Du in den Augen
anderer sein wirst, wenn Du es Dir selbst gewesen bist! Lebewohl"
(Plinius Secundus 1987, a.a.O., S.10-11).
6 Wie
der metaphysische und interne Realismus durch die Interpretationsphilosophie
zu überwinden ist, diskutiert Günter Abel in: Interpretationswelten. Gegenwartsphilosophie
jenseits von Essentialismus und Relativismus, Frankfurt 1993, S.447-480.
7 Die
Jahreszahlen beziehen sich auf die "Anlage zur Perspektive",
ein posthumes Manuskript, sowie die beiden Drucke Die freye Perspektive,
oder Anweisung, jeden perspektivischen Aufriß von freyen Stücken und ohne
Grundriß zu verfertigen, Zürich 1759 sowie die zweite Auflage, die mit
zahlreichen "Anmerkungen und Zusätzen vermehrt" in Zürich 1774
erschien (in: Johann Heinrich Lambert, Schriften zur Perspektive, hg.
v. Max Steck, Berlin 1943). Eine komprimierte und sehr gründliche Zusammenfassung
und Darstellung der Geschichte befindet sich bei Rudolf Bkouche, "La
Naissance du Projectif. De la Perspective à la géométrie projective",
in: Roshdi Rashed, Mathématiques et Philosophie de l'Antiquité à L'Age
classique, Paris 1991, S.239-285.
8 Im
zweiten Band bei der Besprechung der Gesetze des Regenbogens kommt er
im vorübergehen hierauf zu sprechen (1943, a.a.O., S.350).
9
Dies mag man zum einen der historischen Darstellung von Bkouche entnehmen,
welche Desargues und natürlich Pascal behandelt. Lambert aber offeriert
auch eine andere Herleitung, welche sich auf geometrisch fundierte Proportionsgleichungen
bezieht, die Längen im geometrischen Plan mit Längen der projektiven Tafel
in Korrelation setzt und zu Formen führt, die den Asymptoten von Hyperbeln
zukommen ("Anlage zur Perspektive", § 38, in: 1943, a.a.O.,
S.177-178 und 339).
10 Sie
ist natürlich in allen Figuren und Berechnungen enthalten, aber die Figur
1 (1943, a.a.O., S.197, hier weiter unten) verleiht die musterhafte Veranschaulichung
als Verhältnis der Linien PO zu Pp (respektive phi-p = Horizontallinie).
11 Die
hier referierten Zusammenhänge enstammen der fundierten Abhandlung von
Norbert Miller, Archäologie des Traums. Versuch über Giovanni Battista
Piranesi, München 1978. Einen vielleicht leicht zugänglichen Ausschnitt
aus seinem Werk mit 148 Veduten bietet Giovanni Battitsa Piranesi, A critical
Study. With a list of his published Works and detailed catalogues of the
Prisons and the Views of Rome, by Arthur M. Hind, London 1922.
12 Brian
Lukacher, "John Soane und der Zeichner Joseph Michael Gandy",
in Daidalos 25 (1987), S.51-64.
13 Pietro
Derossi, Modernism without Avant-garde, Milano 1990, S.71 (= Lotus documents
13).
14 Das
Reitertum des Menschen auf dem Rücken der Esel, das Nuccio Ordine im zweiten
Kapitel seines schon zitierten Buches über Giordano Bruno und die Philosophie
des Esels, a.a.O., S.36, anführt, gehört natürlich schon zur Gänze dem
Zeitraum der gewordenen Seßhaftigkeit an, in dem es nun auch Könige und
Starke gab, die immer noch zu sitzen hatten.
15 Dieser
Schluß sei - als gewissermaßen Kürze - gestattet in einem Diskurs, den
insbesondere Horst Bredekamp jüngst in zwei Beiträgen erneuert hat: "From
Walter Benjamin to Carl Schmitt, via Thomas Hobbes", in: Critical
Inquiry 25 (1999), S.247-266 sowie Thomas Hobbes visuelle Strategien.
Der Leviathan: Urbild des modernen Staates. Werkillustration und Portraits,
Berlin 1999. Gegenüber der systematischen Interpretation des Hauptgedankens,
die insbesondere das 6. Kapitel unter dem Titel "Negation des Nichts"
beherrscht, hatte Iring Fetscher in einem aufschlussreichen Kommentar
den sozialen Standort, dem Hobbes' Philosophie repräsentiert, aufzusuchen
beabsichtigt ("Einleitung. III.", in: Thomas Hobbes, Leviathan,
hg. und eingeleitet v. I. Fetscher, Neuwied 1966, S.XLIV-LXIV). Und es
ist jedenfalls dieser Wohnort bei dem Acker - auf den Naturzustand reflektiert
- nicht schon ein definites Klassenbewußtsein, weil die Sesshaftigkeit
alle bindet und nicht vorausnehmbar ist, dass mit dem Erreichen dieses
Zustandes (nach der Migration) auch notwendig dessen Besitz in nur einige
übergeht, anstatt dass eine Familie oder Sippe je ein eigenes Flurstück
signifiziert. Der Klassenunterschied, den ja Hobbes gar nicht bedacht
hat, ist somit nicht schon im Naturzustand als absolute Notwendigkeit
gegeben, sondern erst dann, wenn die Teilnahme an der Fruktuation des
Ackers in Vermittlung - oder Gewalt - übergeht. Im übrigen und folgenden
ist die Beziehung auf die Vereinzelung - als eine reale und unvermeidliche
Manifestation der Projektion - nicht identisch mit jener, die Hobbes im
zwölften Punkt des 18. Kapitels als eine Basisinterpretion seines Vertragsprinzips
sagen läßt, daß die Widersinnigkeit, in der alle zusammen eine Person
ausmachen, "leicht einzusehen sei, wenn die Souveränität bei einer
Volksversammlung liegt" (ebd., S.143): nur ein Nebengedanke an dieser
Stelle, so zeigt sich hier doch eine wesentliche Entscheidbarkeit in der
an sich konstanten Alternative zwischen Monarchie oder nicht, auch aber
eine wesentliche Bedeutung der politischen Landschaft als regio.
16
Lambert 1943, a.a.O., S.337-338.
17
Hermann Weyl, der Mathematiker, nennt dies übrigens ein "Sonderwesen",
und als mathematisches Beispiel erläutert er Zahlen gegenüber Punkten,
denen dies nicht zukommt (Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften
(1928), 5. Auflage 1982, S.21).
18 Initia
rerum mathematicarum metaphysica, in: Leibnizens mathematische Schriften,
hg. v. C.J. Gerhardt, Band 1-7, Berlin und Halle 1849-55, abgekürzt GM,
Band 7, S.17-24 = Philosophische Schriften, hg. v. H. Herring, Band 4,
Frankfurt 1996, S.349-377.
19 Systeme
nouveau de la Nature et de la Communication des Substances [...], §§ 3-4,
in: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, hg. v.
C.J. Gerhardt, Band 1-7, Berlin 1875-90, Nd. Hildesheim 1960, abgekürzt
GP, Band 1, S.477-479 = Philosophische Schriften, hg. v. H.H. Holz, Band
1, Frankfurt 1996, S.202-207. Principes de la Nature et de la Grace, fondés
en Raison, §§ 1-4, in: GP, VI, S.598-600 = Philosophische Schriften, 1,
1996, S.414-421. Monadologie, §§ 1-13, 18-19, 47, in: GP VI, S.607-608,
609-610, 614 = Philosophische Schriften, 1, 1996, S.438-443, 446-447,
458-461. Die historiographische Entschlüsselung der Terminologie von Leibniz
behandelt André Robinet, Architectonique Disjonctive [,] Automates Systemiques
et Idealite Transcendantale dans l'Oeuvre de G. W. Leibniz, Paris 1986,
S.51-72.
20 Eine
repräsentative Stelle: Addition a l'explication du systeme nouveau touchant
l'union de l'ame et du corps [...], in: GP IV, S.572-573 = Philosophische
Schriften, Band 1, 1996, S.272-275.
21 Gegenüber
der geradezu Legion an möglichen Referenzen sei nur eine erwähnt, weil
sie gerade diesen Gesichtpunkt in der Renzension eines umfangreichen Kant-Kommentars
von Peter Baumanns heraushebt: Werner Flach, "Vernunftkritik am Leitfaden
der Transzendentalien", in: Philosophische Rundschau 45 (1998), S.220-227.
22 Ob
die Korrespondenz hierbei gänzlich aufgehoben oder aber vermittelt wird,
ist eine Frage theoretischer Zuordnung, die hier nicht weiter behandelt
werden soll.
23 Als
Beispiel möge der jüngst erschienen Aufsatz von Wolfgang Benkewitz, "Belief
Justification and Perception", in: Erkenntnis 50 (1999), S.193-208,
dienen.
24 In
den folgenden Abhandlungen und Aufsätzen des Verfassers, zum Teil in diesem
Organ, ist das Prinzip bereits etabliert oder in Veröffentlichung begriffen,
was an dieser Stelle genügen muß: "Subordinativer sensus und sinnliches
Erkennen" , in: Cognitio humana - Dynamik des Wissens und der
Werte, hg. v. Christoph Hubig und Hans Poser, Deutscher Kongreß für
Philosophie Leibzig 1996, Band 2, S.1268-1275; "Gestalt, Figur: künstliche
Welt", in: Wolkenkuckucksheim. Internationale Zeitschrift für
Theorie und Wissenschaft der Architektur, 1 (1998); "Gestaltprinzip
in der Entwurfstheorie und anschauliche Kategorie", in: Wolkenskuckucksheim.
Internationale Zeitschrift für Theorie und Wissenschaft der Architektur
1 (1999). "Why unimportant artworks may have important meaning"
(Vortrag, gehalten auf der Konferenz der Britischen und Deutschen Gesellschaft
für Ästhetik, März 1999, Berlin); "Die Quadratur der Philosophie
und eine konstruktive Präambel der Metaphysik", in: Gerhard Banse,
Käthe Friedrich (Hg.), Konstruieren zwischen Kunst und Wissenschaft. Idee
- Entwurf - Gestaltung, Berlin 2000 (= Cottbusser Beiträge zur Philosophie
der Technik und der Technikwissenschaften, in Ersch.); "Convertibility
and its significance as a logical principle" (Kant-Kongreß 2000,
Berlin).
25 Daß
sie - im mathematischen Vergleich - zu faktorisieren sind, erkennt man
an der Proportionen- respektive Intervalllehre: eine Oktave besteht aus
dem Produkt von Quart und Quinte, also 3/4 . 2/3 (=1/2), oder zwei Quarten
und Sekunde, also 3/4 . 3/4 . 8/9 (=1/2), oder die Quarte aus kleiner
Terz und Sekunde, also 5/6 . 9/10 (= 3/4), zuletzt die reine Quinte aus
den beiden natürlichen Terzen, also 4/5 . 5/6 (= 2/3).
26 Seine
Mitte nimmt Lambert bei 45 Grad an (§§ 74-75, a.a.O., S.213-214), und,
auf die Fotographie bezogen, bilden 18 Grad bei 135 mm Brennweite ein
Tele-, 47 Grad bei 50 mm ein Normal- und 76 Grad bei 28 mm Brennweite
ein Weitwinkelobjektiv.
27 Ihre
Einführung befindet sich in Wilkens, "Die Quadratur der Philosophie
und eine konstruktive Präambel der Metaphysik", II., insb. II.3.
Der Uhrzeigersinn ist dem eines cartesischen Systems gleich, also mag
man für die Zählung der Quadranten die Zahlengerade im konventionellen
Sinne zum Vergleich nehmen: beide positiv bedeuten somit den ersten Quadranten
als ebenso positive Realität, die Idealität (2.) hingegen besteht aus
Y-Achse positiv und X-Achse negativ, der dritte beide negativ und der
vierte X-Achse positiv und Y-Achse negativ.
28 Wilkens
1999, "Gestaltprinzip in der Entwurfstheorie und anschauliche Kategorie",
II.2.
29 Ein
Beispiel für die Demonstration dieser Geschichte: Peter Coveney, Roger
Highfield, Anti-Chaos. Der Pfeil in der Selbstorganisation des Lebens,
Reinbek 1992.
30 Derossi
1990, a.a.O., S.74-81.
31
Derossi 1990, a.a.O., S.81.
32 Zwar
keine direkte Veranschauliuchung, aber immerhin mag der Merkurstab hier
und im Gegenbild des Feigenbaums bemüht werden, an welchen Stab ein Gemälde
von Petrus Valckenier, Das verwirrte Europa, 1677 erinnert (in: Bredekamp
1999, a.a.O., S.132, 133-134). Bei den Rhetoren - Herkules Gallicus (ebd.,
S.129) ist er offenbar ein gedrehter Zink, wobei die Drehung die beiden
Schlangen am Stab symbolisieren, und, wie man aus anderer Quelle weiß,
Merkur (oder Hermes) war berühmt für seine Redekraft (Ordine 1999, III.
Kap., insb. S.48-49, 53).
33 Derossi
1990, a.a.O., S.73.
34
Peter Sloterdijk, Regeln für den Menschenpark, Frankfurt 1999, S.35-43.
Hier übrigens ist auch ein Reflex der Sesshaftigkeit zu finden, von der
oben die Rede war. Und es sei zum wenigsten angemerkt, dass für eine eingehendere
Erörterung dieses evolutionären Schrittes der Menschheitsgeschichte Vicos
Nova Scienza nicht übergangen werden darf.
35 Jan
Pieper, "Drei architektonische Prospekte der Frührenaissance",
in: Daidalos 25 (1987), S.42-50. Auch, wer einer Versicherung bedarf,
die beiden berühmten Profilköpfe des Herzogpaares stammen von seiner Tafel,
und sie sind eine Verbindung des Profilportraits mit der Landschaftsvedute.
36
Pieper 1987, a.a.O., S.43.
37 Bkouche
1991, a.a.O., S.271-272, wo er auch einen abgekürzten Plan - von Alberti
und dem soeben erwähnten della Francesca - wiedergibt, diese Dallage oder
Pflasterung zu erzeugen, qui par synonyme aussi forme "la mesure
d'échelles" (S.246, 248).
38 Lambert
1943, a.a.O., S.328, und weiter unten.
39 Bkouche
glaubt, die Differenz von euklidischer versus projektiver Geometrie mit
jener zwischen Tastsinn und Sehsinn erklären zu können, wobei er Taylor
heraushebt und die empiristische Philosophie zitiert (1991, a.a.O., S.263-270).
Das Problem aber des Verhältnisses läßt sich sicher nicht durch eine Reduktion
auf die Sinne lösen, weil das Bewußtsein aus seinen Vermögen ein (transzendentales)
Integral bildet.
40 Stephen
Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit. Die Suche nach der Urkraft des
Universums, Reinbek 1988, S.37-47. Henning Genz, "Zeit und Naturgesetze",
in: Friedrich Gaede, Constanze Peres (Hg.), Antizipation in Kunst und
Wissenschaft: ein interdisziplinäres Erkenntnisproblem und seine Begründung
bei Leibniz, Tübingen 1997, S.113-158, 148-152. Und insbesondere Hermann
Weyl, Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften, 5. Aufl. München
1982, S.125-144.
41
Repräsentativ für auch etliche Briefstellen ist die Monadologie, §§ 56-57,
in: GP VI, a.a.O., S.616 = Philosophische Schriften, 1, 1996, S.464-465.
42 Dieser
Gesichtspunkt - der Argumentation - taucht auch im Schluß des Kapitels
zur Begründung der Geometrie bei Kant auf, ohne daß hier Leibniz eine
Rolle spielte (Michael Friedman, Kant and the Exact Sciences, Cambridge:
Harvard University Press 1992, S.92-95): Möglichkeit als zugleich reale
bedeutet, so Friedman, den Nachweis der (euklidischen) Konstruierbarkeit.
43 Herzuleiten
aus: Initia rerum mathematicarum metaphysicae, in: GM 7, a.a.O., S.20-21
(die Definitionen zu "Vestigium" und "Punctum") =
Philosophische Schriften, 4, 1996, a.a.O., S.360-363.
44 Prèceptes
pour avancer les sciences, in: GP VII, a.a.O., S.169 = Philosophische
Schriften, 4, Frankfurt 1996, a.a.O., S.118-121. Theodicée, § 357.
45
Weyl 1982, a.a.O., S.92-95.
46 Darius
Koriako, "Kants Beweis der Subjektivität der reinen Anschauung in
der transzendentalen Ästhetik", in: Archiv für Geschichte der Philosophie
81 (1999), S.55-70. Friedman 1992, a.a.O., S.55-95. Charles Parsons, "The
Transcendental Aesthetic", in: Paul Guyer (ed.), The Cambridge Companion
to Kant, Cambridge: University Press 1992, S.62-100.
47 Zit.
nach Henning Boetius (Hg.), Dichtungstheorien der Aufklärung, Tübingen
1971, S.12.
48 Vielfach
belegt durch Miller 1978, a.a.O., S.30-42 und 76-100 (das Kapitel zu den
"Carceri").
49 Lambert
1943, § 60, a.a.O., S.211.
50
Hierüber verschafft die Literatur zur Raumordnung Kenntnis, in der im
übrigen die Dimension der Membran - einer Landschaftsmembran als ein in
sich entfaltetes Lebensgebilde, das Planung und Invention einschließt
-, durch den Begriff der funktionalen Auffächerung vertreten ist: Klaus
Kummer, Norbert Schwarz, Heinz Weyl, Strukturräumliche Ordnungsvorstellungen
des Bundes, Göttingen 1975, S.194-195. Heinz Weyl, Funktion und Wirkungspotential
der Raumordnung, Hannover 1979. Weyl war Dezernent im Hannoveranischen
Stadtrat, woraus eine überwiegend verwaltungsrechtliche Betrachtung der
Raumordnung resultiert.
51 Lambert
1943, a.a.O., S.294.
52 Lambert
1943, a.a.O., § 11, S.197.
53
In Kürze in Anmerkung gebracht zu: Weyl 1982, a.a.O., S.41 und insb. 43.
Janet Folina, "Pictures, Proofs, and 'Mathematical Practice': Reply
to James Robert Brown", in: British Journal for Philosophy of Science
50 (1999), S.425-429. (Cartesianische) Evidenz ist natürlich auch der
erkenntnistheoretische respektive epistemische Begriff der Demonstration
aus der projektiven Homologie bei Bkouche (1991, a.a.O.).
54 Weyl
1982, a.a.O., S.16-17, 134-135.
55 In
Anlehnung an Friedman 1992, a.a.O., S. 89-92.
56 "Il
est vray que nos sentimens ne ressemblent point aux seules modifications
de l'entendue ou de l'espace, et c'est ce que notre auteur fait bien voir,
mais aussi at-on assés monstré, qu'il y a quelque chose de plus dans le
corps que de l'entendue", resümiert Leibniz in Kürze das Verhältnis,
in dem unsere Empfindungen zu den räumlichen Modifikationen stehen, die
er für disparat (unähnlich, gleichwohl korrespondierend oder harmonisch)
hält, ohne auf die Perspektivlehre Bezug zu nehmen. Wohl aber gibt er
die Ausdehnung als konkrete - intrinsische - Eigenschaft der Körper zu
(Addition a l'explication du systeme nouveau touchant l'union de l'ame
et du corps [...], in: GP 1V, a.a.O., S.576 = Philosophische Schriften,
1, 1996, S.282-283).
57 Der
mathematische Punkt der oft zitierten Passage des § 11 des Nouveau Systeme
(GP IV, a.a.O., S.482-483 = Philosophische Schriften 1, 1996, S.214-215)
ist, als "point de vue", die deutlichste Annäherung an diese
homologische Differenz, deren Erklärung Leibniz sich versagt, indem er
die metaphysischen Punkte, in denen ja aus der Monadologie [!] der point
de vue resultiert (§§ 56-57, siehe oben), nur entgegensetzt.
58 Weyl
1982, a.a.O., S.45 und S.17-18.
59 Weyl
1982, a.a.O., S.23.
60
Bkouche 1991, a.a.O., S.264.
61 Weyl
1982, a.a.O., S.95-96, 99. Hier hat der Raum in der Interpretation durch
Newton die Eigenschaft eines hypothetisch absoluten Zentrums, welches
in der euklidischen Gruppe T von Automorphismen konstant bleibt.
62 Sie
resultiert aus der Manifestation der erwähnten Dallage oder Pflasterung,
in der die arithmetischen Abstände im geometrischen Plan sich in der Perspketive
in eine harmonische Proportion verwandeln (Lambert 1943, a.a.O., S.328).
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