Thema
4. Jg., Heft 2
Februar 2000

Sander W. Wilkens

Landschaften, Weltfenster und Membran.

I. Die Landschaft als Subjekt

2. Der Cardo des Perspektographen
3. Das Landschaftssubjekt als Substanz und Membran

II. Durchblicke, das Weltfenster und die Musik des Auges.

1. Renaissance und Aufklärung in Gegenbewegung.
2. Der Point de vue oder Gesichtspunkt.
3. Die Realität des Raumes oder eine Landschaft als Koinzidenz der Schnittebenen.

 

1. Die Landschaft als Subjekt

OSSIA. Die Landschaft ist eine Schwester des Mondlichts und der Savanne: eine Weide in beiden. Und Menschen lachen (Prophyrius), Pferde wiehern, die Frösche quaken, während die Schafe blöken. Schon dem Maulesel aber kommt es zu, dass er seine Mutter, die Stute, neben dem Schrei des Vaters zu erkennen gibt: "et ruditum cum hinnitu mixtum habe[n]t"1. Die Landschaft also weidet, hierin aber liegt eine Verschiedenheit, die, anders als jene des Maulesels, der Philosoph prädestiniert ist zu erklären. Die angeführte (unvollständige) Sequenz unter den Lebewesen ist von einer seltenen semantischen, in der Sprache verankerten Dichtheit: man gelangt von einem Merkmal sofort auf den Oberbegriff, ohne - im Rahmen einer linguistischen Merkmalsanalyse - auf andere angewiesen zu sein, um in der Matrix den differenzierten Begriff herauszufinden. So, im Blick auf die Geschichte der Logik, die im folgenden gleichwohl nichts mehr zu suchen hat, hat man aber doch den seltenen Fall, dass eine Logik, die auf die Umfänge von Begriffen in der Welt schaut, gegenüber der anderen, die danach fragt, welche Begriffe in anderen bloß aufgrund ihres begrifflichen Gehaltes enthalten sind, sich überschneiden oder: einen einfachen Berührungspunkt bilden. Die Propria - so nannte Prophyrius am Beispiel des Menschen seine Eigenschaft zu lachen - sind also projektive Schlüssel einer Alternative, die in diesem Beitrag nach ihrem ganzen Umfang thematisiert werden soll. Ob aber die beiden Sphären - die Intensionen unser Begriffswelten, andererseits die Extensionen, in denen sie unser Welt zukommen - sich auch berühren, ist, wenn sie in Geltung gebracht ist, eine anhängige und, wie sich zeigen wird, Frage mit einer noch größeren Bedeutung.

Eine Landschaft ist, streng genommen, gar kein Subjekt. Diese Auffassung, welche aus der älteren Metaphysik herzuleiten ist und gültig, solange die Interpretation die Behauptungen ihrer schulbildenden Philosophen nicht zu widerlegen imstande ist, noch einfach zu verneinen beabsichtigt, soll - im Rahmen dieser Quaestur - in Frage gestellt werden. Es soll möglich sein, eine Landschaft, eine Kulturlandschaft im auch weitesten Sinne, in dem sie in die - von Menschen - unberührte Natura übergeht, als Subjekt anzusprechen. So werden wir spontan glauben, dass wir mit den Künstlern ihren Pes halten müssen und wieder einen Dichter aufsuchen, der sie anspricht im Mondlicht oder auf der Anhöhe, oder indem wir einem Maler, der dort weilt, über die Schulter schauen. "Wunderbar prunkte die Falle, dass alle unsterblichen Götter, \ Alle sterblichen Menschen betroffen staunten beim Anblick. \ Sproßten doch dort gleich hundert Blütenköpfchen aus einer \ Wurzel; lieblichste Düfte erfüllten das lachende Weltall, droben den breiten Himmel, die Erde, die schwellende Salzflut"2. Oder wir lauschen Orpheus (einem Nachfahr), der unter einer iberischen Platane sitzt und eine Vihulea (eine Abart der Renaissance-Laute) schlägt (und wie ihn die Fontispiz eines Druckes aus dieser Zeit vergegenwärtigt) 3. Überhaupt der vielfältigen Freiluftmusik, die, wie die großangelegte Wasser- und Feuermusik Georg Friedrich Händels, offenbar damit rechnet, dass die Landschaft, die Flußfahrt, wie auch ein Subjekt in die Musik einkehrt. Es wird sich zeigen, und dies gehört zum Charakter, wenn nicht Wesen der Quaestur, daß diese Annahme gar nicht nötig ist, anders, daß es allgemeine philosophische Gründe gibt, eine Landschaft als Subjekt zu begreifen: Subjekt heißt nun natürlich nicht das logische oder grammatische, sondern das reale, dem wir gegenüberstehen.

"Quid agit Comum, tuae meaeque deliciae? quid suburbanum amoenissimum, quid illa porticus verna semper, quid platonon opacissimus, quid euripus viridis et gemmeus, quid subiectus et serviens lacus, quid illa mollis et tamen solida gestatio [...]"4? Nicht überall auf der Weltverbreitet sich der Ort, der hier beschrieben wird und am Comer See heißt, aber schon seit der Antike, wie das Beispiel Plinius' des Jüngeren (oder Secundus) belegt (der andere ist sein Onkel und Geschichtsschreiber), ist die Landschaft als eine ausnehmende Zuflucht bekannt, in der sie ihr alltägliches Gesicht verwandelt. Für Plinius, der ein Stadtmensch mit nicht geringen öffentlichen Ämtern war, zuletzt Präfekt in Bithynien und Pontus, bedeutet sie ein Suburbanum (also wörtlich etwas Unterstädtisches) und zugleich ein Amoenissimum. Beides scheint äußerst bezeichnend, und es führt in die gefragte Richtung, die ja nicht mehr eine Wahrnehmung von Kunst ist. So war das Suburbanum für Plinius bereits eine Stätte der nicht nur Erholung, sondern einer "erhabenen und genießerischen Zurückgezogenheit", welche Anlaß gibt, die (nach dem Sachgehalt) wichtigste Frage zu beantworten: jenes zu erdenken, das auf ewig dein sei, und welches Besitztum nicht mit den materiellen Liegenschaften identisch ist, da diese, wie der Brief ausführt, auf andere Besitzer übergehen. "Scio quem animum, quod horter ingenium; tu modo enitere ut tibi ipse sis tanti, quanti videberis aliis tibi fueris. Vale"5. Der Ort, den der Beginn des Briefes heraushebt und geradezu feiert, kann also kein zufälliger sein, wenn es darum geht, die Tätigkeit und Muße (negotium et otium), sogar Arbeit und Ruhe (labor et quies) einer unbedingten Selbstbesinnung zu bezeichnen.

Der andere Superlativ, das Amoenissimum, ist hingegen das Stichwort der Pastorale. Der Ort, in dem sich der Hirt mit seiner Flöte niederläßt und wo ihn, gegebenfalls, eine Nymphe oder auch nur eine sich scheinbar zerstreuende andere Hirtin besucht - wenn nicht Pan, der ewige Verführer -, ist der locus amoenus, eine Ort auch der alten überlieferten Topologie, und er braucht im folgenden nicht weiter vertieft zu werden. Denn bezeichnend ist ja schon, daß er im Kontext des Briefes für eine Realität des Suburbanum steht, so daß man sich gar nicht in die Sphäre einer abgehobenen Imagination (durch Literatur oder die Künste) zu begeben braucht, um die Erfahrung zu erlangen. Beethovens Symphonie, die berühmte Sechste, die einen Pastoralspaziergang durch die Umgebung Wiens unternimmt, und die vielen Pastoralszenen der Operngeschichte (seit dem beginnenden 17. Jahrhundert) brauchen also, wie schon geschlossen und angezeigt, nicht wirklich erinnert und bemüht zu werden, um einer Erfahrung teilhaftig zu werden, welche die Landschaft in die Perspektive eines eigenständigen Subjektseins nimmt. Sie soll darum im folgenden auch die Bedingung der Realität nicht verlassen. Dass Plinius von einem Suburbanum spricht, also von einem Ort, an dem zu leben und zu weilen ist, spricht eine Verkehrung gegen das Naturschöne aus, welches gewiß auch - von den Geschichten der Ideen her - in diesem Brief verankert ist. Aber sein Sinn besteht nicht darin, eine - abgehobene - Schönheit zum Anlaß der Kontemplation zu machen, sondern, ganz im Gegenteil, eine Schönheit (überaus reizende Lage), in der der Betrachtende ein wirkliches Subjekt ist. Es ist ein Lebensvollzug, ein Dasein, das Plinius verlangt, nicht nur eine sich selbst reflektierende Sphaera von Vorstellungen. Hiermit aber ist auch eine wesentliche Differenz bezeichnet, in der sich die antike gegenüber der späteren, insbesondere aufgeklärten, wenn nicht schon rationalistischen Kontemplation profiliert. Und wenn sie, einstweilen, realistisch heißen soll, so bleibt für die Philosophie und überhaupt zu klären, wie sie zugänglich sein soll, denn die Realität ist ein terminus cardinalis der Philosophie, vielleicht sogar ihr - vergessener? - Hauptterminus6.

2. Der Cardo des Perspektographen.

Sollte sie, die Realität, der Hauptbegriff sein, so müßte auch der Cardo eingelöst werden. Dieser ist eine Achse, und natürlich befindet man sich, soll die anfangs angekündigte Alternative als möglich eingehalten, mehr, sogar verwirklicht werden, in der Perspektivlehre, und mit Johann Heinrich Lambert (1752, 1759 und 1774) gesprochen ist der Punkt, in dem der Cardo den Hauptpunkt erzeugt, sein Schnittpunkt mit der Horizontallinie 7. Der Gesichtspunkt nämlich, den ein Betrachter einnimmt, ist ungemein wesentlich, weil durch ihn, mathematisch gesprochen, alle übrigen Variablen beeinflußt werden: die Abstand von der Tafel, die Weite, in der sie sich öffnet, damit aber auch die Lage und Winkelung der Pyramiden, aus denen sich die Gegenstände auf der Tafel darstellen und in der virtuellen Verlängerung ihrer Fluchtlinien im Horizont zusammenlaufen. Dies alles ist den Konstrukteuren heute, insbesondere den Architekten, die neben Grund- und Aufriss (welche der euklidischen Geometrie gehorchen) auch die Arten der Projektion pflegen, von denen die perspektivische eine (neben der Parallel- und axonometrischen) bedeutet, wohl vertraut. Schon Lambert aber kam auf die Idee, die Perspektivlehre, welche sich über die Geschichte aus der Geometrie der Kegelschnitte entwickelt hatte 8 - einmal davon abgesehen, daß früher die Renaissancekünstler mit der fenestra aperta und dem Gitter gearbeitet haben -, als Reduktionismus zu entwerfen. Er erfand einen perspektivischen Taxonometer (Perspektographen), durch den es möglich ist, sich nur noch auf die Mensur der Horizontallinie zu verlassen, ohne im geometrischen Plan die - wirkliche oder reale - Figur vorauszusetzen, welche in der Projektion auf der Tafel perspektivisch transformiert wiedererscheinen soll.

Diese mathematische Reduktion ist - metaphysisch - von größter Wichtigkeit. Denn natürlich verliert dadurch die Sphäre der Wirklichkeit, wenn sie im ursprünglich geometrischen Plan instantiiert ist, den wesentlichen Teil ihrer Manifestation. Und Lambert ist ein Rationalist, der eben die in dieser Geisteshaltung möglichen und von ihr angestrebten Reduktionismen vorführt. Dies soll, wie vorgegeben, in diesem Beitrag, seiner kleinen Abhandlung, aber nicht mitvollzogen werden - die Realität, wie sie als fühl- und erlebbare gilt, soll unbedingte Prämisse bleiben -, so dass, was die Perspektive angeht, die die wesentliche Darstellungsform einer Landschaft ist, die vollständige Achsenrepräsentation nicht aufgeben wird. Dies allerdings gehört schon zum zweiten und hier schließenden Teil, aber es sei vorausgenommen, damit der angestrebte Weg überschaubar wird: die Philosophie des Rationalismus - so darf sie jetzt gewissenhaft heißen - hat nämlich, trotz Lambert oder Desargues, Pascal und Taylor, die Perspektivlehre vollständig vernachlässigt, sobald es galt, die Bedeutung von Raum (und Zeit) zu bestimmen. Weder Leibniz noch Kant, denen sicher ohne Widerspruch die bedeutendsten Lehren zugesprochen werden dürfen, haben die Geltung, die dem Raum und seiner Ausbreitung aus der natürlichen und ja auch mathematisch gesetzmäßigen Perspektive zukommt, reflektiert und in Erwägung gezogen. Und ihre Literaturen sind dieser, ja, Grundlegung gefolgt, indem (unausgesprochen) die euklidische immer noch die maßgebliche und einzig natürliche Geometrie des Raumes darstellt. Dies wiederum bedeutet, der Raum im allgemeinen ist immer eine Wahrheit im Verhältnis auf äquivalente Grund- oder Aufrisse, und das Verhältnis zu seiner natürlichen Verkürzung oder Verbreiterung in der Perspektive, die (neben Ellipse und Parabel) den Gleichungen der Hyperbeln folgt 9, bleibt ausgeklammert. Die Realität des Raumes aber haftet an diesem Cardo, und die semantische Dichte andererseits, von der im ersten Absatz in Zusammenhang mit den Propria die Rede war, ist nun, in der perspektivischen Transformation und zum unmittelbaren Vergleich, eine Instanz des (stets singulären) Augen- oder Hauptpunktes, wie Lambert den Schnittpunkt der Distanz des Beobachters, seines Sehstrahles als Lot oder Perpendikularlinie, mit dem Horizont bezeichnet 10.

Ein Geschmack auf der Zunge und eine blind geschnittene Elle. Es ist wiederum bezeichnend für den Mathematiker Lambert, der sich auch als Philosoph verstand, daß er den Entwurf einer Perspektive stets nur den Malern empfiehlt (oder nur von Gemälden spricht). Schon von der Geschichte her muß dies erstaunen, denn längst war der Konstrukteur aus den Artibus etabliert, der für diese Art von räumlicher Darstellung professsionell prädestiniert ist. Es ist der Architekt, in welcher Profession ja auch die großen Renaissance-Meister bereits neben ihrer Maler- und Bildhauertätigkeit wirksam waren, so dass die Vermutung naheliegt, daß Lambert insgeheim gefühlt hat, welche Brisanz für die Philosophie des Raumes - als Realität - darin besteht, sobald man ihn anstatt aus der euklidischen in einer projektiven Geometrie erklärt. Um nicht zu verfangen, andererseits in Einklang mit einer reduktionistischen Methode, die dieser metaphysischen Verkürzung entspricht, gehen seine Empfehlungen daher immer an den Malerberuf, nicht an den Architekten. Giovanni Battista Piranesi aber, um nur ein Beispiel zu nennen, war von seiner Ausbildung her Architekt, und, weil er offenbar keine Aufträge erhielt, andererseits aber sicherlich auch seiner Neigung nachgab, wurde zunächst Bühnenprospekor für die italienische Opernbühne - dies wiederum in Einklang mit anderen studierten Eleven der Architektur seiner Zeit -, bis er sich auf das Thema der Vedute kaprizierte. Dieses Wort gelte im besten Sinne, denn das Capriccio - wie auch bei Tiepolo und anderen - ist neben der akkuraten Vedute in seinem gewiß sehr reizvollen Gesamtwerk enthalten 11. Ein anderes, wenn auch ein wenig späteres und dennoch ebenso beredtes Beispiel bildet das Paar John Soane, einer der führenden Architekten des viktorianischen Englands im schließenden und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und sein Perspektivzeichner Joseph Michael Gandy, der mit seinem Metier die künstlerische Phantasie verband 12: so malte er die Bank von England, welche nach den Plänen Soanes gegen Ende des 18. Jahrhunderts in London errichtet worden war, als imaginierte zukünftige Ruine, also ganz im Geiste, wenn auch nicht mit demselben Gehalt, wie Piranesi die Architekturruine als Annaturen angestrebt hatte: die Innerlichkeit, wie Hegel sagen würde, hat sich mit dem vergänglichen Gegenstand, anders als Piranesi, dessen Entwürde die Eigenständigkeit der Sphäre betonen und festhalten, vermählt. Ein Ort muß, sagen Dichter, Bleibe sein, denn ist kein Lusthaus diese Welt.

Wie nun unmittelbar zu schließen, sind aber, anders als die Maler, die Konstrukteure nach dem gesamten Spektrum ihrer Tätigkeit von der Realität nicht entlassen. "But then", so folgert Pietro Derossi aus demselben Grund, und, worauf noch einzugehen sein wird, er bezieht sich auf eine unbedingt hermeneutische Betrachtung, aus der heraus Architektur hervorzugehen hat und in der sie überhaupt nur Bedeutung anzunehmen imstande sei, "but then setting to work on [architectural] language means tackling directly the concrete events of the city, [...] means observing and producing things of the world and said to be in the world"13. Die ontologische - oder eben auch einfach: reale - Notwendigkeit unterscheidet demnach den Hermeneutiker nicht vom Metaphysiker, wohl aber beide vom Künstler, und die Konstrukteure mögen entwerfen und planen, ihre Produkte aber müssen begehbare kleine Zellen sein, welche nicht nur dem Luftdruck standhalten, sondern auch der Thermodynamik, was wiederum insbesondere bedeutet, sie müssen eine erheblich geringere Diffusion aufweisen als etwa ein bloßer Laubverschlag in der Wildnis. Und sie müssen der Artikulation der Familie dienen, oder, mehr, einer ganzen abgesonderten Gesellschaft, und nicht zuletzt, sie stellen Projektionen der Zwecke dar, aus denen sich das Zusammenleben dieser Gesellschaft(en) rekrutiert: seit die Seßhaftigkeit die Gestalt der Menschen von den Tieren nahm, sie also nicht mehr dauerhaft auf dem Rücken von Pferden, Eseln oder Rindern verweilten14 und sie eine Siede ihr eigen nannten, mußte es auch eine feste Behausung geben, die dem Acker angegliedert war - so ist es fraglich, ob tatsächlich der Naturzustand, wie ihn Thomas Hobbes gegen Aristoteles erklärt, der wiederum in seiner Metaphysik die Architektur wie ein stetes prismatisches Beispiel behandelt, aus dem Sein und Begriff zu unterscheiden sind, ein bloßer Kriegszustand ist, der nur durch einen Vertrag die Konvertur in einen Staat und diesen als einzig mögliche Friedlichkeit zu begehen vermag. Die Häuser sind Stätten der Landschaft, in dem das Subjekt die Aggregation seines Willens zum definitiven Standort erklärt. Daß er, seine Siede, geraubt würde, ist aber nur Vorausbedingung durch diesen Raub (und seine Vermittlung) selber. Und mit dem Schweif schöpft \ die Kehre des Willens \ wie gezeugte Lamellen im kreißend und widerzeichnenden Licht: es muß auch ein fertiger Frieden schon im Bestehen der Kräfte gegeben sein, bevor sein Staat ihn besiegelt, und dies, der Concurrus mit dem Streit, macht das Dasein in seinem Beginn aus: oder die Verwerfung, wie sie nun wirklich ist 15 - ein Lichtbild des Getränks wie Riß zum höchsten Gaumen: \ scola, Schule, Scholle Schuld.

3. Das Landschaftssubjekt als Substanz und Membran.

Hiermit ist die Voraussetzung erfüllt, die Argumentation fortzufahren, in der die Landschaft vere wie ein Subjekt auftreten wird, also auch als der völlige Gegensatz zur Regio eines drusianischen, peleponnesischen oder, später, barocken Feldherrs, der sie sich zum absoluten Untertan machen will oder, aufgrund der politischen Umstände, muss. Es ist der Wille das Prinzip einer Projektion im Praktischen wie das Auge, der visus, im Theoretischen. Und, um zur Demonstration zurückzukehren, Lambert erläutert im ersten Teil seiner Perspektivlehre eine Klassifikation, in der alle Gegenstände und Umstände aufgelistet erscheinen, die zu einer Landschaft gehören: die Felder, Äcker, Heiden und Wiesen, Auen und Weinberge, auch die Einöden 16 (= 1.Klasse, welche hier als Zitat genügen mag). Und so ergibt sich eine lange Liste, die, wie zu erwarten, offenbart, daß der Begriff Landschaft ein Hyperonym, also Oberbegriff ist, der eine Vielzahl von Unterbegriffen einschließt, deren Reihe - wahrscheinlich - gar nicht abzuschließen ist, ein allgemeiner Standpunkt im übrigen, den die Philosophie seit Leibniz, seiner intensionalen Logik in der Erschließung der Substanzen als Subjekte, bis heute - in der Interpretationsphilosophie im besonderen - immer wieder erneuert hat. Einen Berührungspunkt wie bei den Propria wird es demnach für den Begriff der Landschaft, abgesehen von ihrer geometrischen Projektion, nicht geben, es sei denn, die Weide kommt, wie auch schon vorausgenommen, semantisch am nächsten 17. (So aber, nach der soeben getroffenen Erläuterung, fällt man auch auf den unmittelbaren Gegenpol, das im Fehdezustand zu besetzende Landstück, zurück). Man erkennt aber zugleich an der Liste, die daneben alle Wasser- und Bergformen, die Aggregationen der Menschen nach Dörfern und Städten, sogar die Luft- und Windformen neben den Vegetationen einbezieht, daß ihr Prinzip der Erzeugung binär ist: man muß die Zwecke der Menschen mit jenen kontaminieren, die die Natur schon von sich aus besitzt. In dieser Kontamination aber besteht eine manifeste Mitte, und, auf sich selbst reflektiert, sollte sie »principuum singulationis« heißen, welches sodann besagt, dass die Zusammensetzung oder Schöpfung des Aggregats für beide Richtungen identisch ist: Pyramiden des Willens, gleichgültig ob durch die Natur, ihre energetischen Zentren selber oder den Menschen bewirkt, sind - perspektivisch erhoben - mit solchen der theoretischen Ansicht kongruent, da immer ein Einzelnes, dies aber mit Notwendigkeit, den schließlichen Schnittpunkt bildet, aus welchen, in Versammlung und stets realer Konjunktion, die Wirklichkeit hervorgeht. - Les vers de Robert. Adlon, Adellauch, Adlatus, adult, \ Athen, ado[r]nis exemptus et \ atlanti alumno in vacuo prater - Arcadien im Altlatein, \ wie es die Dichter anzieht und endlich die Worte beschwert. \ Adelung qui iunctor attestus.

Das »principuum singulationis« soeben war eine Ableitung des berühmten, leibnitianischen principuum individuationis. Es mag als das Infant derselben Generation gelten, sei es aus dem Gesichtspunkt der Metaphysik, sei es aus dem der Terminologie, sobald die Perspektive (oder nicht) den wesentlichen Standpunkt erklärt. Ein Principuum singulationis verlangt also eine Individuation als notwendig in der Projektion, nicht nur aus sich: vorausgesetzt, Realität ist nicht jenseits dieser zu finden und zu behaupten. Diese Herleitung (und wieder Differenz, da, wie erwähnt, Leibniz die Projektion nicht zum Zentrum seiner Raumtheorie erklärt und auch nicht in den Metaphysischen Anfangsgründen der Mathematik bedacht hat 18), diese Herleitung aber sollte dazu dienen, eine Landschaft wie ein Subjekt ansehen, ja, sogar begründen zu können. Demnach muß ihr eine eigentümliche Lebendigkeit zukommen. Die Lebendigkeit unter den anhängigen Wesen bezeichnet - heute und in vornehmlich biologisch erworbenem Verständnis - eine Membran. Es ist bei den kleinen Einzellern, welche die Schöpfung »beginnen« bis hin zu den evolutionär entwickelsten Lebewesen, welche Myriaden von Zellen in abgestimmten Verbünden einschließen und innervieren, die Grenze dieses Wesens durch eine zugleich Austauchbarkeit - als Permeabilität oder Durchlässigkeit - bestimmt. Eine Landschaft also, indem ihr eine Lebendigkeit oder ein Subjekt zukommen soll, muss wie eine Membran aufzufassen sein, ja, sogar eine spezifische Realität beinhalten, die diese Zuschreibung verdient.

Hier gilt es nun - für diesen ersten Teil - Halt zu machen und zu bedenken, was dies bedeutet. Im Liebesinn des Freilauf wurd ein Agnus, schwarz, geboren wirklich: Schatten, keine Schere. Es dürfte sofort einleuchten, daß die modernen Standpunkte nicht hinreichen, die Existenz einer Membran, wenn sie zugleich das Konstituens von Realität ist, zu erklären. Leibniz, um mit ihm zu beginnen, besaß eine wertvolle und stetig gereifte Auffassung darüber, was eine Substanz im Verhältnis zu ihrer Aggregation bedeutet. Er legte fest und glaubte, dass Substanzen unbedingte Einzelwesen sind - absolut singuläre Kraftquellen, die er darum zuletzt Monaden bezeichnete 19 -, dass aber ihre Verbindung zu einem Körper schon nicht mehr verdient, ebenso Substanz zu heißen 20. (Die Läufe Kreuzlatein der Welt und, wie ein Schimmer, lächelnd die Erscheinung). Und er bedachte mit seinen vielfältigen Briefpartnern die Möglichkeit der Transformation der Aggregation: daß sie ein Ordnungsprinzip enthalte, welches die Natur selber stiftet (schöpft), dass sie es überhaupt nicht besitze und darum nur ein Agglomerat sei oder dass dieses Prinzip durch die Erhebung des Bewußtseins, im besonderen seines Verstandes, erzeugt werde. Für das Mittlere spricht man heute, p.e., in der Astronomie von Häufungen der Sterne und Materie, welche der Kompositur aus Schwerkraft und insbesondere Wärmeeinwirkung ausgesetzt sind und in deren resultierende Veränderung - Spiralen der planetenanhängigen Materie und Umläufe der Planeten selber - übergehen. Leibniz galt die letzte Lösung als maßgebliche, so daß er Aggregationen per mentem zu konkludieren suchte und, wie weithin bekannt, Raum und Zeit sind hier anhängig.

Wie man soeben bemerken konnte, ist aber auch der Sternhaufen schon Ausdruck einer natürlichen Membran. Denn offensichtlich wird er durch die beiden Hauptprinzipien, die Schwerkraft und das Temperaturverhältnis seiner Materien, hervorgebracht und darum auch gegen seine Umgebung definiert. Eine planetarische Landschaft kann somit auch auf die Erdoberfläche transformiert werden, sobald man die Prinzipien weiß und ihrer eingedenk ist, die sie zu konstituieren gestattet. Bevor diese schließende Überlegung ausgedrückt wird, sei aber auch erwogen, dass der Gesichtspunkt der Apperzeption oder der Kohärenz nicht hinreicht, um eine tatsächliche Membran zu begründen. Die Apperzeption im Verständnis Kants ist ausdrücklich ein Einheitsbewußtsein, dessen Synthesis aus transzendentaler Urteilstätigkeit erwächst. Es ist als solches vorausnehmbar, seine Geltung aber bedeutet mit aller konklusiven Dominanz, daß es nicht natürliche Verhältnisse, also solche, die tatsächlich und jenseits des Bewußtseins schon bestehen, sind, welche seine Vereinigung bedingen 21. Und Kohärenz, das gewissermaßen Tafelstück der neueren Wahrheitstheorie, welches gestattet, die Korrespondenz instantieller Urteile in einer gemeinsamen Fläche aufzuheben 22, die sie - metaphysisch betrachtet - schneiden muß, ist nur und insbesondere Kernbegriff eines epistemischen Bewusstseins, nicht aber, gerade nicht, Analysis einer möglichen natürlichen Konvertur 23. Diese kommt erst ins Spiel, sobald das Prinzip manifestiert ist, welches erlaubt, Urteile aus Bewusstsein in solche aus Natur zu verwandeln oder, anders formuliert, sobald es möglich ist, reale Gründe in Gründe des Bewusstseins zu verwandeln. Dieses Prinzip muß die Konvertibilität des Bewusstseins heißen, und seine allgemeine Bedingung, die hier nur per definitionem in Prämission gebracht sei, bedeutet, daß es a priori imstande ist, nicht nur Begriffe unter Anschauungen zu bringen, sondern umgekehrt auch Begriffe und ihr anhängiges Vermögen, den Verstand, unter die Anschauung 24. Eine Membran, um den historischen Präkurs abzuschließen, wird also, sobald sie für ein Verhältnis per naturam plädiert und in Geltung zu bringen ist, durch subordinativen Sensus oder eben ein Bewußtsein erkannt, in welchem die Sinnlichkeit als transzendentale Repräsentante der Affektion, (die nun niemals mehr wie eine absolut blinde zu veranschlagen ist), das Konstituens seiner Ordnung ist. Sie, nicht das abstrahierende Begriffs- als Verstandesvermögen hat die Regel inne, durch die das Bewußtsein ein Einheitsbewußtsein in puncto verwirklicht, so daß es - in steter und zugleich differentieller Form aus allen Vermögen - das Begriffsvermögen seiner Empfindung (in der ersten Instanz der Vermögensrelation) unterordnet, und es werden hierdurch eben nicht nur (in der Einheit faktorisierbare) Kohärenzen 25, sondern echte oder reale Zusammenhänge fühlbar, welche in der Natur wirklich sind. Es hülfe nicht, den Feigenbaum zu drehen, doch scheint, ein Schlagen mit den Flügeln schier.

Diese Fühlbarkeit - und anhängige Wirklichkeit - wird Plinius im oben zitierten Brief motiviert haben. Offenbar enthielt der Anblick des Comer Sees und seines anliegenden Suburbanum eine Muße, die es verdient, wie eine eigene angesprochen zu werden. Der - im Licht der neuzeitlichen Entwicklung - aber darüberhinaus anziehende Gedanke besteht darin, daß man nicht der Innerlichkeit bedarf, um sie anzuerkennen. Es ist - pro verbo - nicht Romantik, die ihn bestimmt, mag diese auch (als eine historisch sehr viel spätere Erscheinung, welche mit der Subjektivität als manifeste einhergeht) akkordieren. Diese Möglichkeit nun gilt es, ganz allgemein zu machen, zugleich mit einem Subjekt verbunden, das einen ganzen Landschaftsprospekt, einen Augenwinkel von bis zu 60 Grad 26, einschließt. Daß eine Landschaft eine Membran ist, hat auch der Ausschreibungstext dieser Konferenz (dieses Heftes) insgeheim publik gemacht. Denn nicht nur, daß die archäologische Betrachtung feststellen muß, daß die "Erkaltung des Bodens und das rudimentäre Entstehen pflanzlichen Lebens die permanente Entwicklung von Landschaft initiierte" (1.Teil), sondern auch - und sehr viel konkreter - die Erfahrung mit dem Braunkohletagebau in der Lausitz demonstriert das Faktum der natürlichen - geologischen - Membran: die Grundwasserspiegel sind betroffen und müssen künstlich vektoriert werden, und, auf die terrestrischen Schichten bezogen, "auf den Flächen der Gruben bleibt eine Land- und Forstwirtschaft auf lange Zeit unmöglich" (Teil 2).

Das Schwanenschild ist stets, mit Kopf, verzählt, und freut sich nun ein reineres Gewissen. Der Tagebau ist Manifestation der Landschaftsmembran, da er im ganzen in den Erdmantel, seine äußere Hülle, eingreift. Für das Spektrum der Membran aber gilt es, nicht nur eine Totalität ins Auge zu fassen, sondern, wie bereits die erwähnte Aufzählung Lamberts, auch alle möglichen Zwischenglieder oder realen Konstituentien (als wiederum, natürlich, Kontingentia: Haine, Fluren, Wälder, die Tranportwege und Straßen, die Wasser- und Luftflächen, die, modern gesagt, Zerstreuung und Ballung der menschlichen Behausung). Und diese Aufzählung ist offenbar Ausdruck einer (im guten Sinne) erstarrten Dynamis: sie sucht nur irgend herbeizuziehen, was unter einer Landschaft subsumierbar ist. Eine Landschaft verstehen aber bedeutet vielmehr, das Zusammenwirken ihrer Strebungen zu durchschauen, und, in Gefolge, natürlich auch der Möglichkeit nach zu genießen. Es mag nun an dieser Stelle hinreichen, den Entwurf einer Systematik auszubreiten, durch die es möglich ist, vier verschiedene Elemente von ihrer wesentlichen Differenz her zu begreifen, die in eine Membran als reale überhaupt eingehen müssen 27: die (repräsentative) Grundvoraussetzung bildet eine einfache Achsenkoordination, in der Realität als Erfahrung und Idealität als konträres Bewußtsein, das sich beim Menschen zur Idealität verdichtet, ein System produzieren. Die Zeit bildet (in ihrer einfachsten Hypothese) die dritte orthogonale Achse als Z-Koordinate. Es wird, von der X-/Y-Koordination ausgegangen, sodann die Erfahrung als Produkt der Kompulsion der Kräfte, somit auch als unmittelbare Wahrnehmung, den ersten Quadranten bilden: wie schon früher vorausgenommen 28, erzeugen ja bereits Vorstellung und Realität - als Erfahrung der sich notwendig aus beiden teilenden Sphäre - eine Membran, und die Realität nach ihrer Gesamtheit kann daher nur bedeuten, die Energieausbreitung, insoweit sich in ihr eine Bewusstseins- als Erkenntnislamelle behauptet, in ihrer inneren und zugleich äußeren Komplexion zu umfassen und zu erschließen. Die Idealität aber, insbesondere als (im alten Sinne) reine oder antizipierbare, bildet den zweiten (wo die Kategorien und die Mathematiken beheimatet sind), das Unbewußte oder die ursprünglichen Antriebe der Kräfte, ihre wahren Quellen, bilden den dritten - der wahre Ortus der Metaphysik[!] -, und schließlich die Annatura, das Dasein als Verschmelzung und Kontingenz der bestehenden Dinge, welche aus natürlicher Genese (Schöpfung) oder bewusster Produktion des Menschen zu sich zurückkehren - was man, im umfassendsten Sinne, das Sein nennt - bildet den vierten Quadranten: eine Landschaft, sofort leuchtet es ein, wird sich gleichfalls, sobald Menschen und Tiere einwirken, aus der zugleich Integration und Differentiation dieser vier Sektionen konstituieren, dies meine erzeugen. Also, mit Verzeihung, Schnabel, Zunge, Ablaut, der Zehenknopf geht hin zum Köcher.

Membranen also müssen, metaphysisch betrachtet, gewissermaßen bewegte Trapeze sein, energetische »Flächen« (Felder) mit einer anhängigen Permeabilität nach innen und außen. Eine Membran bedeutet somit - in der transzendentalen Konvertibilität, die von der Erkenntnisseite stetig zu potenzieren ist -, die Substitution der alten Tafel des Bewußtseins, welche eine unbedingte Unbeweglichkeit oder eigentlich (bei Kant) ein an sich gültiges Gebilde aus Metasubstraten darstellt. (Hierher rührt der andere Pol der Metaphysik, den die Geschichte des Rationalismus einzufangen sucht, insoweit sie nicht, wie bei den Empiristen, proprie geleugnet wurde). Und die erwähnte Kohärenz, die Kohärenz eines Wahrheitsbewußtseins, stellt, da es nicht prätendiert, ein An sich auszudrücken, bereits eine Annäherung dar. Nun wird, um ein wenig zu definieren, die alte Substanz ein Übergewicht innerer gegenüber äußerer Permeabilität aufweisen: genau diese Differenz und zwar im hohen Maße bedingt die Lebewesen. Die Konkursion der Kräfte geschieht aus einer stetig und zwar erheblich höheren inneren und, bei Lebenszeit, unaufhebbaren Anziehung der Subjekte (als repräsentativa entium). Die Diffusion der Kräfte hingegen, wie sie seit der Thermodynamik Ludwig Boltzmanns zu einem geradezu eigenen Zweig der Naturwissenschaft geworden ist 29, bedeutet den Gegenpol, die Auflösung des Subjekts oder der Substanz, so dass in seiner Instanz immer ein Übergewicht der äußeren Permeabilität festzustellen ist: abgeschlossene Orben - Behälter - sind somit unzureichende (oder künstliche) Demonstrativa, und, ja, die Lausitz als Tagebau ist ein Exempel dieses Übergewichts, welches das menschliche Agens durch seinen willentlich herbeigeführten Labor verantwortet.

Es mag an dieser Stelle die Geschichte des Substanzbegriffs übergangen werden - sie ist integrierbar -, um vielmehr das Definiens einer Membran und wenn ihr zugleich eine substantielle Form des Daseins zukommt, zu erläutern - dies auch in Erinnerung der erwähnten hermeneutischen Auffassung Derossi's, durch die allein er glaubte, eine Realität als bebaute erschließen zu können. Eine Landschaft als reiner Prospekt ist ein - vorläufiges - Akzidens, etwa wie man - anstatt der in einer Fotographie manifestierten Lichtmembran - durch das gleitende Fenster eines Eisenbahnzuges die fließende Landschaft betrachtet. Schon hier aber zeigt sich die Verwandlung des - Essendum. Eine absolute Grenze gegenüber demjenigen, der in dieser Landschaft lebt, gibt es nicht, woraus, allgemein betrachtet, das Urlaubs- und Freizeitverhalten der Menschen resultiert, und Orte, ihr Anblick, besitzen eine eigentümliche Anziehung. Sich hierauf einzuschränken, bedeutete aber, die Dimension der Konstrukteure, der Landschaftsbauer und Architekten, die nach der Zukunft auch einer Landschaft fragen, auszuklammern. Die theoretische Bilanz muß sich daher verallgemeinern, und, im Licht der erwähnten Systematik (Quadratur), die Vorsehung des Ingeniums wird sich, nicht anders als in der Konstatierung und Analyse eines Bestehenden, aus der Integration der Sektionen - ihrer Elemente - konstituieren. Sollte nun eine Landschaft Stabilität besitzen, und erst in diesem Fall einer auch manifesten inneren Anziehung kann sie beginnen, wie ein Subjekt zu wirken und aufgefasst zu werden, dann wird sie auch eine adäquate Dichte der Permeabilität nach innen besitzen. Die Fluren, die man der Lebenserhaltung des Menschen aquiriert, werden daher nicht auf die Flur auch der Tiere als Wildtiere, die ja zugleich ein unbedingtes Lebensrecht haben, verzichten. Und auch die Pflanzenwelt, ihre Vegetation, wird in mindestens einer Trasse, abgesehen von der steten Angrenzung, die man ihr seit alters als konkretes Signum eines Anwesens, der Grundstücke, zuerkennt, eine eigenständige partielle und wieder in sich permeierende Lamelle bilden. So leben Nage- und andere Puria dort, Tiere wie Schwestern von Seide und Weg. Und so wird man - unter dieser Voraussetzung - die Distribution der Flächen nicht einer völligen (chemisch gestützten) Technologie unterziehen, sondern eine sich als stete Lamelle artikulierende Parität verwirklichen. Auch das Spektrum der Pflanzenschutzmittel ist daher erheblich zu verfeinern, um die Schutzfunktion effektiv von der bloßen Vernichtung zu unterscheiden.

Landschaften als wirkliche Membrane sind somit Negation des Monopols oder, der Monopolisierung. Und es liegt auf der Hand, dass eine Landschaft, sobald sie beginnt, ihre Membran wie eine Selbständigkeit zu äußern, eine Funktion im Quadranten darstellt, die alle Sektionen umfaßt - es sind nämlich die einfachen Schnitte jene, in denen ihre Unterwerfung oder Unnatur am meisten hervortritt: im Tagebau oder, eine andere Szenerie angenommen, im modernen, megalischen Staudammbau wird ersichtlich, wie die Idealität (als unbedingte Vorstellungskraft) die Landschaft zu einer nahezu völligen Konkursion der eindimensional ausgerichteten Kräfte macht, in die alles, somit auch die Schöpfung (III.) und die Annatura (IV. Quadrant) einzukehren trachtet, so dass beide gewissermaßen unbedingte Eins-zu-Eins-Landschaften manifestieren. Die Ubiquität des Quadranten macht es aber nicht länger notwendig, sich auf den alten Harmoniebegriff zu beziehen, um die Komplexität einer Landschaft zu erfassen - die Äquivalenzen, mit denen ja alle Mathematik einhergeht respektive auf deren Resultat sie ihren methodischen Begriff ausrichtet, sind somit nicht nur die fühlbaren Proportionen der Geschichte, welche Shaftesbury, Hutcheson oder insbesondere Leibniz, um einmal von Kant abzusehen, in der Metaphysis (und nicht nur in der Auffassung) erneuert haben, sondern zugleich in bestimmtem Sinne kalkulierbar (mess- und konstituierbar), da sie in der Funktion der Gesamtmembran ein Teilmoment innehaben. Und die Vielfältigkeit ist zu groß, als dass sich hier - in Kürze - ein allgemeiner »Schnitt«, das Wesen einer vielfach verbundenen Lamelle, vorführen ließe, aber immerhin wird man im vorhinein bilanzieren können, dass die Dichte der Permeabilität, wenn sie auch nach innen gehen muß, verlangt, daß die Landschaft einen Kern habe, der - naturgemäß - mit der Dauer oder dem geschichtlichen Wachstum verbunden sein wird. Gleichwohl: das Umkehrbild, in der die Peripherie einer Membran ihre Geschichte bildet, ist auch vorstellbar, und Städtebilder sind hier seit jeher diese Analoga. - Knickfüße aber sind ein doppeltes Gebrechen, die Asche und, \ gestürzt, der Tafelschrein, \ Abacus qui cum me, et mihi, Plinii.

Derossi, um diesen Teil zu schließen, hat in einem groß angelegten Projekt eines Architektenkollektivs, das ein ehemaliges Industriegebiet Turins in eine polymorphe Stadtlandschaft verwandelt, Zonen der "upper", "historical", "ephemeral" und "encroaching city" mit einer "city amidst greenery" verbunden [Abbildung 1a, b] 30.

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Abbildung 1a Abbildung1b

Die unregelmäßige Gruppierung erlaubt dennoch einen nahezu symmetrischen Schnitt gegen das Zentrum der eingeplanten Grünfläche, welche Gesamtanlage im axonometrischen Aufriß imposant zur Geltung kommt. Ein durchbrochenes Rundbogengebäude markiert an seiner Spitze und als Sektor den möglichen Zirkel, dessen virtuelle Vergrößerung respektive Expansion das gesamte Areal in seiner Differenz einfängt. Derossi, als der eigene Interpret, betont mit großer Eloquenz und indem er die jüngere Geschichte der Hermeneutik - hier Heidegger und Gadamer, sonst auch den Dekonstruktivismus Derrida's - referiert, daß die Bedeutung des Geländes nicht in manifesten Konstanten liege. Es gelte nicht, ein "subsystem" in einer "overall [urban] structure" zu erzielen. Vielmehr soll die Eigenbedeutung der geplanten Zonen miteinander in einen lebendigen Dialog treten, so intensiv, dass eine übergeordnete Gesamtidee von Stadt unmöglich wird. "The events [of alive interpretation] are related by their difference and the city is that which the interweaving of differences has nothing to say; the city is something to which we can allude but that we can only grasp as absence" 31.

Fiesta in isi, ex corsetta. Ein Zink ist Abt und Ahorn dieser schmeidend Lüfte 32. Dieser hermeneutische Schluß ist eigentlich ein Postulat. Die Aufhebung einer Ganzheit, die ja mindestens genealogisch ist, wird nur einem Bewusstsein gelingen, welches, eingedenk des Zerfalls von subjektiver Bedeutung in der Aufeinanderfolge des Dialogs und seiner individuellen Zerstreuung, denselben - als ontologische Konstante verstanden - überordnet. Nun auch mag es sein, dass die "fragility and impermanence of the form displayed by the work in comparison with the appeals of the past and the expectation of the future interpreters" 33 eine Erosion an semantischer Bedeutung zu Bewusstsein hebt, welche zur Einzigkeit wird. Gleichwohl: die ontologische Bestimmung haftet an der, proprie, absoluten Vorausnahme - und, von seinem Urteil her, ja auch subordinativen Form - des Bewusstseins, dessen interpretatorischen Akte im einzig resultierenden Dialog zur Unbedingtheit gerinnen. Schon für Leibniz bedeutete die Modifikation der Perzeption ein metaphysisches, also unveränderliches Statut, und die modernisierte, oder vielleicht besser ungewollt rekurrierende Auffassung erklärt gewissermaßen diesen Limes zur unübersteig- oder ununterschreitbaren, somit ubiquitären (alleinigen) Grenze, welche, im Lichte von Sein, einem Bewusstsein - und umgekehrt - zukommen kann. In der Konvertibilität als zugleich erkenntnistheoretische und epistemische wird aber die Lebendigkeit nicht (im negativen Sinne) aufzuheben sein, so dass auch das Sein die Form seiner Permanenz nicht verliert: Emanation, Schema und Modifikation müssen wie Projektionen der Gründe auseinandertreten und, in der Reflexion auf die Grenzen respektive die Achsen der Spiegelung (als eigentlich Projektion), ineinander übergehen. So, gerade so wird die Lebendigkeit der Membran manifest - und Wahrheitsinstanz -, und das Beispiel der turinischen Verwandlung einer Industrie- in eine Stadtlandschaft ist aus Prinzip transformierbar. Auch die außerstädtische Landschaft ist nicht davon ausgenommen, die Konventur seiner Elemente einem inständigen, also lebendigen und nicht nur betrachtenden (als kontemplativen oder reflektierenden) Bewußtsein zu offenbaren, das mit ihr - über den Fühlsinn, die Empfindung und eine konstitutive Affektion - eine Membran zum Ausdruck bringt. Bedeutungen also verlieren ihre Stetigkeit oder die Zugehörigkeit ihrer Wahrheitswerte zu einer bestimmten Sphäre nicht.

 

II. Durchblicke, das Weltfenster und die Musik des Auges.

1. Renaissance und Aufklärung in Gegenbewegung.

Sollte es wahr sein, dass seit der Antike die Aufklärung niemals die Menschheitsgeschichte verlassen, sondern stets nur Höhepunkte, die Konditionierung neuer Aussichten errungen hat, so trifft es auch zu, dass die Renaissance eine ebensolche Stetigkeit als Bewegung verdient: die Natur ist immer ein versiegeltes Reservoir der Wahrheit, etwas, dem die Menschen und ihr Geist sich mit dem Intervall sich erneuernder Wissenschaft annähern, bei dem sie ihre Konventionen überprüfen und ausziehen, das sie aber nie der Tatsache entledigt, dass in den ursprünglichen Energien, nach ihrem ganzen Umfang und unter dem Begriff der Natur zusammengefaßt, eine neue Welt verborgen ist, die vom Erahnen des Menschen und seiner gewachsenen Leistungsfähigkeit abhängt. Die Bewegungen sind Gegenbewegungen von ihrem Ansich her, so dass, der metaphysischen Wahrheit nach, die Dualität der Kraftursachen das philosophische Prinzip bedeutet, welches ihre isolierte Betrachtung - als entweder Rationalismus oder Naturphilosophie (heute Wissenschaftstheorie) - aufgibt, um sie stattdessen in der Stetigkeit der möglichen Projektion zu erheben: obgleich Interferenzen historisch möglich sind - vielleicht die Ära des Hochmittelalters -, bedeutet dagegen auch der Rückfall in den Barbarismus keine Unmöglichkeit, was, um systematische Vollständigkeit, nicht verleugnet werden kann. In Ergänzung auch mag diese Gegenbewegung - zwischen Renaissance und Aufklärung -, welche die metaphysisch, also an sich gültige Alternation von Substantiation vorführt, ohne sie aus der Bedingung der Projektion zu entlassen - dies ist die Bedeutung der Dualität der Kraftursachen -, der thoeretischen Philosophie als wesentliche Aufgabe zuerkannt werden, (wie sie der Verfasser verfolgt), während die andere, welche das Gezähmtwerden der Menschheit mit ihrem eigenen Züchtungsgebaren in Kontrakursion bringt - und die Züchtung meint nicht die zoologische, sondern eigentlich moralische als Züchtigung - der praktischen Philosophie angehört: die historische Evolution, auch wenn sie die Sphäre der Überlegung von Peter Sloterdijk bildet, ist ein Determinatum der gesellschaftlichen Aggregation und insbesondere praktischen Konvention 34.

Die Renaissance ist die Epoche der Erkundung und Manifestation - Verwirklichung - des Prospekts der Welt. Bis heute ist das Erstaunen über die Möglichkeit erhalten und wach geblieben, die Realität der Erfahrung, insoweit sie zuerst auf den Gesichtssinn gestützt ist und ihre beiden bedeutendsten Dimensionen hervorbringt, nämlich Raum und Zeit, durch eine Technik, die zugleich mathematisch und künstlerisch ist, darzustellen. (Warum auch die Zeit von ihrem Wesen her unmittelbar betroffen ist, wird sogleich erläutert). Nicht nur die Museumsgalerien zeugen von den Künstlern der Veduten und ihrem Stupor, sondern die Medien sind ebenso Instanzen dieser Tradition, indem sie diese Erinnerung - an Brunelleschi, Alberti, Da Vinci - wachhalten: auch die grandiosen Prospekte im Schlafzimmer der Herzogin von Urbino, die - vermutlich - kein geringerer als Piero della Francesca (nach 1469) hergestellt hat 35, sind Zeugnisse dieses Bewusstseins.

Warum ist auch die Zeit unmittelbar betroffen? Dies zur Gänze darzulegen, würde, wie die soeben in Hypothese gebrachte Dualität der Kraftursachen - Totalität als stete Projektion ihrer Sphären (wider den Reduktionismus) -, den Rahmen sprengen. Immerhin aber sind die betonten Zentralperspektiven buchstäbliche Sinnbilder (onomatopoetica) der Entfernung, und ob man sie tatsächlich im einfachen Sinne rational nennen darf36, wo sie doch die Konstitution der Sinnlichkeit zum ersten Grund erheben, mag hier zunächst aufgeschoben werden. Der Fluchtpunkt ist in der Komposition der Idealstadt und indem sie ihn effektiv im Horizont enthält oder aus der "Dallage" 37 sofort fühlbar werden läßt, ein Manifest doppelter Notwendigkeit, (wobei die Dallage die harmonisch proportionierte Pflasterung ist38, durch die sich der perspektivische Prospekt mit seiner eigentümlichen Gesetzmäßigkeit realisiert): es ist nämlich, beim Intregal des Bewußtseins aus allen seinen Vermögen, in dem niemals ein Sehsinn (als Bestandteil des alten Gemeinsinns) 39 außer oder absolut geschieden neben dem Zeitsinn aus Memoria und Praeviso (Erinnerung und Voraussicht) besteht, unmöglich, dass es eine Entfernung in realer Erfahrung besäße, die nicht auch die Zeit der Möglichkeit nach einschlösse, die Entfernung zu durchschreiten. Das natürliche Kalkül der Fakultäten, aus denen sich das Bewußtsein konstituiert, hat demnach eine sehr moderne Bewandtnis, denn man vermag nun auch einzusehen, wieso, wenn auch in ganz anderem Kontext, die Raumzeit eine physikalische Größe geworden ist. Denn auch dort, in der Relativitätstheorie, ist ja die Ausbreitung des Lichtes eine zugleich Zeit- und Räumlichkeit.

2. Der Point de vue oder Gesichtspunkt.

Das Weltfenster ist - seit der Durchsetzung der relativistischen Physik - ein Kalkül aus einem sich instantiell spiegelnden Kegel: die Zeit ist das Konstituens in vorausgesetzter Stetigkeit, weil die Ausbreitung des Lichtes in zugleich Vergangenheit und Zukunft angenommen wird 40. Im natürlichen Bewusstsein aber hat diese Kegelverkehrung eine andere Konstitution, gleichwohl metaphysische Geltung, und - bis heute - hat die Philosophie, vielleicht wegen der Kompliziertheit, die darin liegt, die Erläuterung und Erklärung dieser Tatsache versäumt. Es sei darum an diesem Ort hiermit im wesentlichen begonnen, und, auf das Thema bezogen, welches die Landschaft zum Gegenstand der Planung und Wirklichkeit erhoben hat, es gilt, das Wesen des Gesichtspunktes zu erklären, auch, was ein metaphysisches (und nicht nur geometrisches) Lot ist.

Der Point de vue oder Gesichtspunkt ist geradezu ein Topos der Alltagssprache, er ist aber auch ein Terminus der leibnitianischen Philosophie. Er steht in direktem Zusammenhang mit der metaphysischen Begründung der Monaden und mit dem schon erwähnten principium individuationis: der point de vue ist nämlich, so Leibniz, der Garant für eine Harmonie aller nur möglichen Perzeptionen untereinander - im ganzen -, ohne dass auch nur eine einzige mit einer anderen zusammenfällt - im absolut Konkreten. Die angemessene systematische Betrachtung des Gesichtspunktes bedeutet daher, dass er die unbedingte Vermittlung eines Gegensatzes ist, der größer nicht sein könnte: in der ganzen Realität, wie sie besteht und durch alle Perzeptionen - oder Phänomene - eine Reihe bildet, die sich instantiell, also von Augenblick zu Augenblick fortpflanzt und derart von allen nur ideal möglichen absetzt 42, ist ein steter Determinanzpunkt enthalten, welcher, streng genommen, den Zeitpunkt und die konkrete Lokalisation eines Seienden bestimmt, das über Perzeption verfügt oder dessen Lebensquelle - Entelechie - dadurch definiert ist, dass es unbedingt Perzeptionen hervorbringt.

Der Point de vue ist somit nicht nur eine Metapher über den Sehsinn oder die Disparenz der Betrachtungsweisen, welche sich sofort aus dem Diskurs von Subjekten ergibt, sondern eine unbedingte oder Instanz an sich, welche in der Kommunikation (correspondence) aller Monaden mit Notwendigkeit wirksam ist, weil sie die stete spezifische Differenz der Individualisierung erbringt. Die Konkreta der Substanzen könnten nicht sein, wenn sie nicht auch einen stetig eigentümlichen Gesichtspunkt mit sich führten, etwas, das die Einleitung als Proprium einführte und, im zwischenhinein erwähnt, Hermann Weyl als "Sonderwesen" bezeichnete, weil Ding und Eigenschaft mit ihm unmittelbar wie eine Identität einhergehen. Leibniz hat recht in dieser Behauptung, solange die andere Prämisse gilt, dass nicht eine Monade oder lebendige Substanz zugleich am Ort einer anderen sein kann 43 - es gibt keine Überlagerung der Sinnlichkeit, in der zugleich zwei differente Lebensursachen wirksam sind. Leibniz hat aber ebenso wie Kant versäumt, die Geometrie, die sich bereits zu seiner Lebenszeit - über Pascal, Desargues und Taylor - weit entwickelt hatte und die man die angewandte oder projektive Geometrie nennt, in seine Philosophie zu integrieren. Seine Bemerkungen zur projektiven Geometrie sind sporadisch 44 und vom heutigen Standpunkt und ohne schon Geometrien vorauszusetzen, die auf eine Vervielfachung der Dimensionen zurückgehen (Riemann) 45, kann darum Leibniz mit Kant in einem Atemzug abgehandelt werden.

Bis heute ist ein virulentes Problem auch der Kantforschung, nicht nur die Subjektivität, die er der reinen Form der Anschauung zugesprochen hat, zu erklären, sondern auch, was es bedeutet, dass sie reine Konstruktion sei 46. Das zuvor beanspruchte Bindewort auch bezieht sich hingegen bei Leibniz auf das andere fundamentale Problem, wie eine Räumlichkeit als real oder gegeben angenommen werden kann, p.e. im Beieinander der Monaden oder Substanzen, die sich zu einem Körper vereinigen, ohne nur die andere Prämisse machen zu dürfen, dass sie auf die ideale Konzeption des phänomenal konstitutierten Bewußtseins zurückgehen. Die gewissermaßen klassische Erörterung, die bis heute hinsichtlich der beiden Philosophen aussteht, gilt es aber zugleich in den gegebenen thematischen Zusammenhang, dem wirklichen oder zu entwerfenden Landschaftsprospekt, einzubinden. Landschaften sind die natürlichen Objekte der Räumlichkeit und ihrer wahren Auffassung. Und es mag vorausgenommen werden, dass der Gesichtspunkt den besten Einlaß bietet - wenn man so will, der porticus metaphysicus subterrestris -, denn durch ihn vermag man auch eine Pragmatik - oder Empirie - einfließen lassen, die dem Landschaftarchitekten genehm, wenn nicht sogar willkommen ist. Es ist nämlich für die Perspektivlehre des 18. Jahrhunderts, und hier wird Johann Heinrich Lambert (wie angekündigt) stellvertretend sein, ebenso wie für die Kunstlehre des Zeitalters bezeichnend, dass sie den Gesichtspunkt in den Mittelpunkt rücken, um eine Sache, einen Weltzustand, oder eben eine Landschaft angemessen zu erfahren: es gibt günstige und ungüstige Aussichten auf die Erdgelände und Flächen, woran, ohne Zweifel, die Turmbauten oder die Arten der Behausungen, in die sich die Menschen seit alters mit der natürlichen Gegebenheit stipuliert haben, denselben nicht lassen. Plinio esse exemplum loquiebatur.

Martin Opitz, der Barockdichter, habe "die Sachen, die ihm aufgestossen, [...] von einer Situation angeschauet, von welcher aus sie ihm besser in die Imagination gefallen sind" und durch eine "sorgfältige Curiosetet betrachtet", so dass er "eine nähere und vollkommenere Kenntnis der Objecten erworben", sagt Johann Jacob Bodmer in den Discoursen der Maler (zweiter Teil, Zürich 1722) 47. Auch die Bühnenmaler des 18. Jahrhunderts sind ebensolche schon wirkliche Interpreten der Szene 48: das Prospekt entscheidet über das anhängige Verhältnis von Protagonist und nicht. Für die Kunsttheorie reflektiert und postuliert Bodmer hiermit eine Instanz, die ein wenig später auch dem wesentlichen Mathematiker der Perspektivgeometrie des 18. Jahrhunderts, eben Lambert, das zentrale theoretische Anliegen bedeutete: der Gesichtspunkt, der eine exakte mathematische Definition besitzt, ist zugleich theoretische Instanz einer Reduktionsmethode, die sich bei ihm mit der mathematischen Äquivalierbarkeit von projektiven Ebenen und Schnitten verbindet. Dennoch, im Kontrast zu dieser mathematischen Reduktion, führt er aus, dass die "Verschiedenheit der Aussicht nicht selten den Wert der Häuser und Landgüter erhöht, die so liegen, daß die umliegende Landschaft einen angenehmen und reizenden Anblick [das Amoenum Plinii] darbietet" 49. Lamberts Ansprache gilt aber, wie stets in seinen Abhandlungen, sobald sie sich an die Praxis wenden, sonderbarerweise nur dem Landschaftsmaler, nicht dem Architekten. So mag es sein, dass ihm deren Praxis als entwerfende Ingenieure nicht geläufig war, und ja selbst heute gibt es, auf die Bedeutung des Gesichtspunkts bezogen, noch keinen Verkehrwert von Landschaften, der ähnlich wie jener von Grundstücken und Gebäuden in den Taxwert eingeht 50. Vielleicht ist dies der Realitätsbezug, der das Landschaftsprospekt von seiner fiktionalen (künstlerischen) oder auch nur idealen (rein mathematischen) Ebene abhebt, jedenfalls muß in Beziehung auf seine theoretische Grundlegung der wesentliche Konstrukteur und Landschaftsplaner - als Architekt - hinzugedacht werden.

3. Die Realität des Raumes oder eine Landschaft als Koinzidenz der Schnittebenen.

Im Schließen der Augen ein Grund und Entzweiung. Um die erwähnte Notwendigkeit der Abhandlung - die Abgrenzung von Leibniz und Kant - zu erfüllen, zugleich aber den theoretischen Überblick zu gewinnen, wird die erste Figur der Lehre Lamberts (die sich naturgemäß auch bei früheren Theoretikern findet) die beste Voraussetzung geben. Zuvor ist aber in jedem Fall bereits festzuhalten, daß eine ideale mit der wirklichen Ebene, wie sie im Sehsinn aktual ist, nicht identisch ist, denn nur hierdurch ist auch die Mimesis im künstlerischen Sinne möglich. Darüberhinaus gilt, dass der Gesichtspunkt eine Kontingenz als Wahlfreiheit, die Projektion in seiner Instanz aber immer eine mathematische Gesetzlichkeit ist. Wie die Figur XXX zum Paragraphen 299 deutlich macht, ist es darum auch möglich, bei zwei gegebenen Linien als Sehdata das zugehörige Lot auf die Horizontallinie zu rekonstruieren 51, und von diesem ist eigentlich die gesamte resultierende Figur abhängig: dem Lot kommt somit eine metaphysische Geltung oder Geltung an sich zu, und sie ist nicht einfach monadisch, wie Leibniz prätendierte, dies meine, nur aus metaphysischer Notwendigkeit gültig, ohne dass dem Lot eine manifeste mathematische und geometrische Determination zugeordnet werden könnte (Abbildung 2).

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Abbildung 2

Die Figur 1 nun 52, die Lambert seiner Theorie voranstellt, repräsentiert nicht nur eine Evidenz 53, sondern, sobald man die Konvertibilität des Bewußtseins voraussetzt, auch den Beweis einer Koinzidenz und gegenseitigen Determination von geometrischen Schnittebenen, die zugleich eine verschiedene Wirklichkeit repräsentieren (Abbildung 3).

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Abbildung 3

Und die Koinzidenz dieser Wirklichkeiten ist, philosophisch besehen, keineswegs einfach zu erklären, noch gar eine Belanglosigkeit. Der geometrische Plan, welcher die euklidische Figur enthält, steht in Kontrast zum projektiven Plan (oder der Tafel), welche die projektive Figur vorstellt: diese Figur aber bedeutet die Wahrheit des Sehsinns - als, definit, empirische Anschauung - oder die unbedingte Auffassung durch das natürliche Auge. Wie soeben vorausgenommen, kann aber nur eine Reflexion auf die Bedingung des Fakultätenkalküls, welche das Bewusstsein von Natur (oder transzendentaler Konstitution) her ist, erklären, wieso diese unregelmäßige Figur zugleich, und nicht etwa in Parataxe, das euklidische Rechteck repäsentiert: durch eine konstruktive Erinnerung, welche, (nach ihrer einfachsten Annahme) kundig ist, dass es aus der Konstruktion von zwei Paaren sich orthogonal schneidender Geraden entstanden ist und dieses Wissen auch in eine regelmäßige Vorahnung zu projizieren weiß, so dass die »Anschauung« nomothetische Statur gewinnt: die Reinheit der Kantischen Präklusion. Eine tatsächliche Anschauung dieses Rechtecks aber besitzt das Bewußtsein - außer jenem Fall, in dem die Ebene des geometrischen Plans mit der des projektiven (durch Drehung in der Achse der Grundlinie) identisch wird - niemals!, obgleich die Philosophie immer wieder glauben machen will, als würde man den drei Gegenständen der euklidischen Geometrie in einer unentgrenzten Stetigkeit ansichtig: Punkt, Gerade, Ebene und die anhängigen Gesetze der metrischen Kongruenz 54. Für eine Landschaft aber, Zwischenschluss, ist diese Identität der Schnittebenen gewiß eine Unmöglichkeit a priori, so dass ihre Erhebung und theoretische Analyse auf die projektive Geometrie nicht verzichten kann. Oder, Landkarten und der Globus, als euklidische verstanden, sind notwendig Werkzeuge einer reduktiven Idealität, und unter der Voraussetzung dieses Absatzes ist auch die Frage zu klären, in welchem Umfang bei Kant die Beziehung auf reine Anschauung nur und ausschließlich eine euklidische Konstruktion meint, ohne dass diese daneben auf eine im natürlichen Bewusstsein des Menschen aus Erfahrung erworbene schematische Fähigkeit zurückgreift, die in der figuralen Anchauung stattfindet, abgesehen davon, dass dieses Verhältnis eigentlich als eine Vermittlung der Schnittebenen angesprochen werden müßte 55.

Gilt es, den Raum nach seiner metaphysischen Wahrheit zu erfassen, dann ist es also unzulässig, die Wahrheit der projektiven Relation aufzuheben, indem, gleichgültig in welche Richtung, nur eine, die Schnitt- oder aber ursprüngliche Planebene die Bedeutung des Raumes repräsentiert. Von einem Ort als Exemplum ausgegangen, muss daher immer mindestens ein Relationspaar, gebildet aus Ursprungs- und projektivem Ort, die Realität bezeichnen. Dieses Paar aber existiert wiederum nur durch die Voraussetzung der Hauptrelation, welche - in der Figur - OP oder das Lot bildet, welches durch den, so Lamberts Terminologie, Augenpunkt auf den Hauptpunkt der Horizontalen fällt: diese Gerade als Determinante auch einer Ebene bildet nämlich die wiederum orthogonale Schnittebene zur Tafel, welche - zugleich! - aus zwei koinzidenten Achsen ihre mediante (die Tafel konstituierende) Spiegelung konstituiert: durch die Grundlinie zugleich und in Kontrast zur Achse der Horizontalen. Demnach ist es sowohl unmöglich, den geometrischen Plan als reine Anschauung, ihre (von der Bedingung der Projektion her notwendige) unregelmäßige Figur aber als empirische Anschauung im Sinne Kants zu begreifen, denn die A priori-Bedingung, welche eine Konstruktion in bloßer Vorstellung erlaubt, gilt für beide Konstruktionen der Figur. Die empirische Anschauung, gesetzt sie ist das Gebilde aus der Prämisse des Fluchtpunkts, ist niemals ein bloßes räumliches Aggregat der Erscheinung, dem nicht schon für sich, unabhängig von der euklidischen Voraussetzung, eine definite - mathematisch erklärbare - Gesetzmaßigkeit zukäme, (wie der Perspektograph Lamberts beweist, der auf die euklidische Repräsentation verzichtet). Andererseits muss die Affektion gerade das regelmäßige Konstrukt, nicht das projizierte, zum (genealogischen) Ursprung erklären, was der Präklusion Kants, welche das Reine mit idealer Konstruktion in der Einbildungskraft, also außerhalb einer Affektion durch die Welt, gleichzusetzen suchte, ebenfalls widerspricht.

So hatte auch Leibniz unrecht, dass er, in toto seiner Lehre genommen, den Phänomenen die Achse versagte, welche sie aus der Bedingung des Bewusstseins oder aber ihrer realen Beschaffenheit erklärt. Das Ansich, das er den intrinsischen Eigenschaften der Körper als Ausdehnung oder ein Extensum belassen wollte 56, besteht zurecht, denn hiermit geht offensichtlich - durch den Beweis der Figur - der geometrische Plan einher. Aber man darf nicht sagen, dass diese Ausdehnungen dem Bewusstsein nicht zugänglich seien oder eben bloße Folge des phänomenalen Bewusstseins selber, welches sich auf seine eingeborene geometrische Vorstellungskraft beruft: in dieser ist die mathematische Schneidung der Ebenen immer schon enthalten!, und die Realität der Differenz, wie sie aus Lot, Schnittachsen und resultierender Figur erwächst, darf nicht unter dem Prinzip und Begriff einer Vernunftwahrheit in bloße Indifferenz gesetzt werden 57. Im Phänomen ist die ex- oder intrinsische Bedingung eines Identischen, also Körpers, immer schon distinkt, und sie müssen sich notwendig verkehren (konvertieren), sobald man das Bewusstsein oder den Körper, dies heißt, um zurückzukehren, die Landschaft, zum Subjekt erklärt: ihre euklidische Verfassung wird - notwendig - in einem Bewusstsein projektiv oder extrinsisch, umgekehrt wird die projektive Bedeutung als intrinsische des Bewusstseins extrinsich, sobald man sie in den euklidischen Grund- oder Aufriß transformiert. Der Wahrheit nach bestehen beide zugleich, so dass die - erwähnte - Dualität der Kraftursachen sie notwendig zusammenfasst.

Das oft diskutierte Paradigma des relationalen Raumes, welches Leibniz im Briefwechsel mit Clarke ausführt, ist also aufzuheben, denn, um Weyl zu zitieren, die Idealität der Relation (im gruppentheoretischen Zusammenhang) 58 besteht zugleich in der Projektion der Schnittebenen, und es ist Leibniz Substanzbegriff, der, weil er die Möglichkeit gemeinsamer Akzidentia verneint, dafür verantwortlich ist, einen Ort oder eine Räumlichkeit nicht substantiieren zu können: dies heißt, als eine Realität, welche außerhalb des Bewusstseins existiert, anzuerkennen. Sobald die Konvertibilität des Bewusstseins neben der Tatsache der geometrischen Projektion realisiert ist, besteht aber kein Problem mehr, einen realen Raum zu substantiieren. Er ist notwendig ein Verhältnis der Schnittebenen, und die Realität des Sehsinns, seiner Substrate, ist wegen ihrer Unmittelbarkeit von der Realität der nicht projizierten Ebene zu unterscheiden: in der wir und die Lebewesen gemeinhin das natürliche Bewusstsein über die Existenz des Raumes aufbewahren. Ob er aber auch wirklich - im metaphysischen Sinne - ein Subjekt ist, also ein Dasein oder, wie vorgeschlagen, eine Membran, die eine eigene Lebendigkeit verkörpert - eine gewissermaßen Persona -, ist eine andere und gewiß auch wesentliche Frage. Gleichwohl darf nicht ihre Verneinung über die auch Wahrheit des Raumes entscheiden.

Mit klugen Tieren auf!, zum Haus, ein \ Schwarm von Krähen, Meisen, Elster \ und auch Ginstern. Zusammengefasst, kann die philosophische Lösung der Projektion demnach nicht darin bestehen, den Fluchtpunkt und in seiner unterordnenden Funktion alle projektiven Figuren einer "schöpferischen mathematischen Definition" zuzuordnen, wie es Weyl unternimmt, (der hierbei zugleich den Blickpunkt auf eine projektive Geometrie einnimmt, die eine affine Mehrdimensionalität einschließt). Denn, wie schon erläutert, es trifft ja nicht zu, dass die euklidische Gesetzmäßigkeit im Gegensatz zur projektiven wie ein einfaches und stetes Verhältnis von Wahrheit und Idealität zu charakterisieren sei. Von der Realität des natürlichen Sehsinns her bedeutet der Fluchtpunkt keine "Idealität" 59, sondern Affektion oder Empfindung, auch wenn es richtig ist, dass durch die Schnittcharakteristik (Homologie) bei drei nicht in einer Ebene liegenden Geraden es eine Gerade g gibt, welche drei Punkte miteinander verbindet, die in je diesen Ebenen liegen: die Figur zeigt - Bkouche zufolge - Philippe de La Hire bereits 1673, wobei man, im Verhältnis auf die identische Konstruktion Lamberts (hier die Figur 1) nur den Punkt O mit A verbinden muß 60 (Abbildung 4 = Brook Taylor, Linear Perspective, London 1715).

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Abbildung 4

Wie man nun aber weiterhin zu schließen vermag, ist die erwähnte Quadratur, das Koordinatensystem, welches eine Membran zu erklären imstande ist, auch die theoretische Instanz für die wahre Analyse der Schnittebenen. Die projektive Ebene nämlich, welche aus der Affektion - oder Kompulsion der Kräfte - im ersten Sektor (beide Koordinaten positiv) entsteht, steht zugleich in Kontrast zur idealen - als euklidischen - Ebene (im II. Sektor, errichtet aus positiver Y- versus negativ interpretierter X-Achse): die spontane und unmittelbare Erfahrung geht mit dem Horizont und der Geradenschar einher, welche in demselben zusammenläuft, während die Idealität des Bewußtseins die Konstruktion der Nichtschneidung (und in Koinzidenz mit der anderen projektiven Ebene) aufbewahren muss. So ergibt sich zuletzt auch eine einfache - philosophische - Lösung für die Zuordnung der Schnittebenen, und die Dualität der Kraftursachen, welche die Projektion verbürgt, hat unmittelbaren Niederschlag auch in der koordinativen Darstellung einer Substanz respektive Membran. Dass man den Raum nicht - wie eine Absolutheit oder jenseits der Bedingung unserer Perspektive - ansehen kann 61, wird auch aus diesem nicht aufhebbaren Verhältnis einsehbar. Also ist der Himmel - mit Kepler (und vielen anderen, welche die musica caelestis priesen) - die wahre Prachtweide, die Musik des Auges aber ist eine fortlaufende Proportion in der Landschaft und ihrem Erklingen 62.

Anmerkungen:

1 Giordano Bruno, Cantus circaeus (1582), in: Opera latina conscripta, publicis sumtibus edita, recensebat F.Fiorentino, 3 Bände, Neapel 1879-91, zit. nach Nuccio Ordine, Giordano Bruno und die Philosophie des Esels, München 1999, S.24.

2 Dies beschreibt die Falle, die Gaia Demeter gestellt hat, damit sie von Hades, dem Gott der Unterwelt geraubt werde (Homer, Hymnus an Demeter, in: Homer, Odyssee und Homerische Hymnen, hg. v. Manfred Furhmann, München 1990, S.494, Vers 10-14).

3 Es ist Luis Milan, der Hauptmeister, der das "Libro de musica de vihuela de mano" in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts veröffentlichte (= hg. v. Leo Schrade, Leipzig 1927).

4 "Was macht Como, Deine und meine Wonne? Das allerliebste Landgut? Der stets frühlingsgrüne Säulengang? Die so gründlich schattenspendende Platane? Der Seearm, grün und glasklar? Der nahe und nützliche See? Die Allee mit dem lockeren und doch festen Boden? [...]" Gaius Plinius Caecilius Secundus (= Plinius der Jüngere), Epistulae - Briefe, ausgewählt und hg. v. Curt Loehning, München 1987, S.8-9 (= C.Plini Caecili Secundi Epistularum libri decem, recognovit brevique adnotatione critica instruxit R.A.B. Mynors, Oxoni 1963-1983, Bd.I, S.3). Der Brief ist an den Freund Caninius gerichtet.

5 "Ich weiß was für einen Geist, was für einen Verstand ich da ermahne. Also nimm Dir vor, daß Du Dir selbst so viel wert bist, wie Du in den Augen anderer sein wirst, wenn Du es Dir selbst gewesen bist! Lebewohl" (Plinius Secundus 1987, a.a.O., S.10-11).

6 Wie der metaphysische und interne Realismus durch die Interpretationsphilosophie zu überwinden ist, diskutiert Günter Abel in: Interpretationswelten. Gegenwartsphilosophie jenseits von Essentialismus und Relativismus, Frankfurt 1993, S.447-480.

7 Die Jahreszahlen beziehen sich auf die "Anlage zur Perspektive", ein posthumes Manuskript, sowie die beiden Drucke Die freye Perspektive, oder Anweisung, jeden perspektivischen Aufriß von freyen Stücken und ohne Grundriß zu verfertigen, Zürich 1759 sowie die zweite Auflage, die mit zahlreichen "Anmerkungen und Zusätzen vermehrt" in Zürich 1774 erschien (in: Johann Heinrich Lambert, Schriften zur Perspektive, hg. v. Max Steck, Berlin 1943). Eine komprimierte und sehr gründliche Zusammenfassung und Darstellung der Geschichte befindet sich bei Rudolf Bkouche, "La Naissance du Projectif. De la Perspective à la géométrie projective", in: Roshdi Rashed, Mathématiques et Philosophie de l'Antiquité à L'Age classique, Paris 1991, S.239-285.

8 Im zweiten Band bei der Besprechung der Gesetze des Regenbogens kommt er im vorübergehen hierauf zu sprechen (1943, a.a.O., S.350).

9 Dies mag man zum einen der historischen Darstellung von Bkouche entnehmen, welche Desargues und natürlich Pascal behandelt. Lambert aber offeriert auch eine andere Herleitung, welche sich auf geometrisch fundierte Proportionsgleichungen bezieht, die Längen im geometrischen Plan mit Längen der projektiven Tafel in Korrelation setzt und zu Formen führt, die den Asymptoten von Hyperbeln zukommen ("Anlage zur Perspektive", § 38, in: 1943, a.a.O., S.177-178 und 339).

10 Sie ist natürlich in allen Figuren und Berechnungen enthalten, aber die Figur 1 (1943, a.a.O., S.197, hier weiter unten) verleiht die musterhafte Veranschaulichung als Verhältnis der Linien PO zu Pp (respektive phi-p = Horizontallinie).

11 Die hier referierten Zusammenhänge enstammen der fundierten Abhandlung von Norbert Miller, Archäologie des Traums. Versuch über Giovanni Battista Piranesi, München 1978. Einen vielleicht leicht zugänglichen Ausschnitt aus seinem Werk mit 148 Veduten bietet Giovanni Battitsa Piranesi, A critical Study. With a list of his published Works and detailed catalogues of the Prisons and the Views of Rome, by Arthur M. Hind, London 1922.

12 Brian Lukacher, "John Soane und der Zeichner Joseph Michael Gandy", in Daidalos 25 (1987), S.51-64.

13 Pietro Derossi, Modernism without Avant-garde, Milano 1990, S.71 (= Lotus documents 13).

14 Das Reitertum des Menschen auf dem Rücken der Esel, das Nuccio Ordine im zweiten Kapitel seines schon zitierten Buches über Giordano Bruno und die Philosophie des Esels, a.a.O., S.36, anführt, gehört natürlich schon zur Gänze dem Zeitraum der gewordenen Seßhaftigkeit an, in dem es nun auch Könige und Starke gab, die immer noch zu sitzen hatten.

15 Dieser Schluß sei - als gewissermaßen Kürze - gestattet in einem Diskurs, den insbesondere Horst Bredekamp jüngst in zwei Beiträgen erneuert hat: "From Walter Benjamin to Carl Schmitt, via Thomas Hobbes", in: Critical Inquiry 25 (1999), S.247-266 sowie Thomas Hobbes visuelle Strategien. Der Leviathan: Urbild des modernen Staates. Werkillustration und Portraits, Berlin 1999. Gegenüber der systematischen Interpretation des Hauptgedankens, die insbesondere das 6. Kapitel unter dem Titel "Negation des Nichts" beherrscht, hatte Iring Fetscher in einem aufschlussreichen Kommentar den sozialen Standort, dem Hobbes' Philosophie repräsentiert, aufzusuchen beabsichtigt ("Einleitung. III.", in: Thomas Hobbes, Leviathan, hg. und eingeleitet v. I. Fetscher, Neuwied 1966, S.XLIV-LXIV). Und es ist jedenfalls dieser Wohnort bei dem Acker - auf den Naturzustand reflektiert - nicht schon ein definites Klassenbewußtsein, weil die Sesshaftigkeit alle bindet und nicht vorausnehmbar ist, dass mit dem Erreichen dieses Zustandes (nach der Migration) auch notwendig dessen Besitz in nur einige übergeht, anstatt dass eine Familie oder Sippe je ein eigenes Flurstück signifiziert. Der Klassenunterschied, den ja Hobbes gar nicht bedacht hat, ist somit nicht schon im Naturzustand als absolute Notwendigkeit gegeben, sondern erst dann, wenn die Teilnahme an der Fruktuation des Ackers in Vermittlung - oder Gewalt - übergeht. Im übrigen und folgenden ist die Beziehung auf die Vereinzelung - als eine reale und unvermeidliche Manifestation der Projektion - nicht identisch mit jener, die Hobbes im zwölften Punkt des 18. Kapitels als eine Basisinterpretion seines Vertragsprinzips sagen läßt, daß die Widersinnigkeit, in der alle zusammen eine Person ausmachen, "leicht einzusehen sei, wenn die Souveränität bei einer Volksversammlung liegt" (ebd., S.143): nur ein Nebengedanke an dieser Stelle, so zeigt sich hier doch eine wesentliche Entscheidbarkeit in der an sich konstanten Alternative zwischen Monarchie oder nicht, auch aber eine wesentliche Bedeutung der politischen Landschaft als regio.

16 Lambert 1943, a.a.O., S.337-338.

17 Hermann Weyl, der Mathematiker, nennt dies übrigens ein "Sonderwesen", und als mathematisches Beispiel erläutert er Zahlen gegenüber Punkten, denen dies nicht zukommt (Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften (1928), 5. Auflage 1982, S.21).

18 Initia rerum mathematicarum metaphysica, in: Leibnizens mathematische Schriften, hg. v. C.J. Gerhardt, Band 1-7, Berlin und Halle 1849-55, abgekürzt GM, Band 7, S.17-24 = Philosophische Schriften, hg. v. H. Herring, Band 4, Frankfurt 1996, S.349-377.

19 Systeme nouveau de la Nature et de la Communication des Substances [...], §§ 3-4, in: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, hg. v. C.J. Gerhardt, Band 1-7, Berlin 1875-90, Nd. Hildesheim 1960, abgekürzt GP, Band 1, S.477-479 = Philosophische Schriften, hg. v. H.H. Holz, Band 1, Frankfurt 1996, S.202-207. Principes de la Nature et de la Grace, fondés en Raison, §§ 1-4, in: GP, VI, S.598-600 = Philosophische Schriften, 1, 1996, S.414-421. Monadologie, §§ 1-13, 18-19, 47, in: GP VI, S.607-608, 609-610, 614 = Philosophische Schriften, 1, 1996, S.438-443, 446-447, 458-461. Die historiographische Entschlüsselung der Terminologie von Leibniz behandelt André Robinet, Architectonique Disjonctive [,] Automates Systemiques et Idealite Transcendantale dans l'Oeuvre de G. W. Leibniz, Paris 1986, S.51-72.

20 Eine repräsentative Stelle: Addition a l'explication du systeme nouveau touchant l'union de l'ame et du corps [...], in: GP IV, S.572-573 = Philosophische Schriften, Band 1, 1996, S.272-275.

21 Gegenüber der geradezu Legion an möglichen Referenzen sei nur eine erwähnt, weil sie gerade diesen Gesichtpunkt in der Renzension eines umfangreichen Kant-Kommentars von Peter Baumanns heraushebt: Werner Flach, "Vernunftkritik am Leitfaden der Transzendentalien", in: Philosophische Rundschau 45 (1998), S.220-227.

22 Ob die Korrespondenz hierbei gänzlich aufgehoben oder aber vermittelt wird, ist eine Frage theoretischer Zuordnung, die hier nicht weiter behandelt werden soll.

23 Als Beispiel möge der jüngst erschienen Aufsatz von Wolfgang Benkewitz, "Belief Justification and Perception", in: Erkenntnis 50 (1999), S.193-208, dienen.

24 In den folgenden Abhandlungen und Aufsätzen des Verfassers, zum Teil in diesem Organ, ist das Prinzip bereits etabliert oder in Veröffentlichung begriffen, was an dieser Stelle genügen muß: "Subordinativer sensus und sinnliches Erkennen" , in: Cognitio humana - Dynamik des Wissens und der Werte, hg. v. Christoph Hubig und Hans Poser, Deutscher Kongreß für Philosophie Leibzig 1996, Band 2, S.1268-1275; "Gestalt, Figur: künstliche Welt", in: Wolkenkuckucksheim. Internationale Zeitschrift für Theorie und Wissenschaft der Architektur, 1 (1998); "Gestaltprinzip in der Entwurfstheorie und anschauliche Kategorie", in: Wolkenskuckucksheim. Internationale Zeitschrift für Theorie und Wissenschaft der Architektur 1 (1999). "Why unimportant artworks may have important meaning" (Vortrag, gehalten auf der Konferenz der Britischen und Deutschen Gesellschaft für Ästhetik, März 1999, Berlin); "Die Quadratur der Philosophie und eine konstruktive Präambel der Metaphysik", in: Gerhard Banse, Käthe Friedrich (Hg.), Konstruieren zwischen Kunst und Wissenschaft. Idee - Entwurf - Gestaltung, Berlin 2000 (= Cottbusser Beiträge zur Philosophie der Technik und der Technikwissenschaften, in Ersch.); "Convertibility and its significance as a logical principle" (Kant-Kongreß 2000, Berlin).

25 Daß sie - im mathematischen Vergleich - zu faktorisieren sind, erkennt man an der Proportionen- respektive Intervalllehre: eine Oktave besteht aus dem Produkt von Quart und Quinte, also 3/4 . 2/3 (=1/2), oder zwei Quarten und Sekunde, also 3/4 . 3/4 . 8/9 (=1/2), oder die Quarte aus kleiner Terz und Sekunde, also 5/6 . 9/10 (= 3/4), zuletzt die reine Quinte aus den beiden natürlichen Terzen, also 4/5 . 5/6 (= 2/3).

26 Seine Mitte nimmt Lambert bei 45 Grad an (§§ 74-75, a.a.O., S.213-214), und, auf die Fotographie bezogen, bilden 18 Grad bei 135 mm Brennweite ein Tele-, 47 Grad bei 50 mm ein Normal- und 76 Grad bei 28 mm Brennweite ein Weitwinkelobjektiv.

27 Ihre Einführung befindet sich in Wilkens, "Die Quadratur der Philosophie und eine konstruktive Präambel der Metaphysik", II., insb. II.3. Der Uhrzeigersinn ist dem eines cartesischen Systems gleich, also mag man für die Zählung der Quadranten die Zahlengerade im konventionellen Sinne zum Vergleich nehmen: beide positiv bedeuten somit den ersten Quadranten als ebenso positive Realität, die Idealität (2.) hingegen besteht aus Y-Achse positiv und X-Achse negativ, der dritte beide negativ und der vierte X-Achse positiv und Y-Achse negativ.

28 Wilkens 1999, "Gestaltprinzip in der Entwurfstheorie und anschauliche Kategorie", II.2.

29 Ein Beispiel für die Demonstration dieser Geschichte: Peter Coveney, Roger Highfield, Anti-Chaos. Der Pfeil in der Selbstorganisation des Lebens, Reinbek 1992.

30 Derossi 1990, a.a.O., S.74-81.

31 Derossi 1990, a.a.O., S.81.

32 Zwar keine direkte Veranschauliuchung, aber immerhin mag der Merkurstab hier und im Gegenbild des Feigenbaums bemüht werden, an welchen Stab ein Gemälde von Petrus Valckenier, Das verwirrte Europa, 1677 erinnert (in: Bredekamp 1999, a.a.O., S.132, 133-134). Bei den Rhetoren - Herkules Gallicus (ebd., S.129) ist er offenbar ein gedrehter Zink, wobei die Drehung die beiden Schlangen am Stab symbolisieren, und, wie man aus anderer Quelle weiß, Merkur (oder Hermes) war berühmt für seine Redekraft (Ordine 1999, III. Kap., insb. S.48-49, 53).

33 Derossi 1990, a.a.O., S.73.

34 Peter Sloterdijk, Regeln für den Menschenpark, Frankfurt 1999, S.35-43. Hier übrigens ist auch ein Reflex der Sesshaftigkeit zu finden, von der oben die Rede war. Und es sei zum wenigsten angemerkt, dass für eine eingehendere Erörterung dieses evolutionären Schrittes der Menschheitsgeschichte Vicos Nova Scienza nicht übergangen werden darf.

35 Jan Pieper, "Drei architektonische Prospekte der Frührenaissance", in: Daidalos 25 (1987), S.42-50. Auch, wer einer Versicherung bedarf, die beiden berühmten Profilköpfe des Herzogpaares stammen von seiner Tafel, und sie sind eine Verbindung des Profilportraits mit der Landschaftsvedute.

36 Pieper 1987, a.a.O., S.43.

37 Bkouche 1991, a.a.O., S.271-272, wo er auch einen abgekürzten Plan - von Alberti und dem soeben erwähnten della Francesca - wiedergibt, diese Dallage oder Pflasterung zu erzeugen, qui par synonyme aussi forme "la mesure d'échelles" (S.246, 248).

38 Lambert 1943, a.a.O., S.328, und weiter unten.

39 Bkouche glaubt, die Differenz von euklidischer versus projektiver Geometrie mit jener zwischen Tastsinn und Sehsinn erklären zu können, wobei er Taylor heraushebt und die empiristische Philosophie zitiert (1991, a.a.O., S.263-270). Das Problem aber des Verhältnisses läßt sich sicher nicht durch eine Reduktion auf die Sinne lösen, weil das Bewußtsein aus seinen Vermögen ein (transzendentales) Integral bildet.

40 Stephen Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit. Die Suche nach der Urkraft des Universums, Reinbek 1988, S.37-47. Henning Genz, "Zeit und Naturgesetze", in: Friedrich Gaede, Constanze Peres (Hg.), Antizipation in Kunst und Wissenschaft: ein interdisziplinäres Erkenntnisproblem und seine Begründung bei Leibniz, Tübingen 1997, S.113-158, 148-152. Und insbesondere Hermann Weyl, Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften, 5. Aufl. München 1982, S.125-144.

41 Repräsentativ für auch etliche Briefstellen ist die Monadologie, §§ 56-57, in: GP VI, a.a.O., S.616 = Philosophische Schriften, 1, 1996, S.464-465.

42 Dieser Gesichtspunkt - der Argumentation - taucht auch im Schluß des Kapitels zur Begründung der Geometrie bei Kant auf, ohne daß hier Leibniz eine Rolle spielte (Michael Friedman, Kant and the Exact Sciences, Cambridge: Harvard University Press 1992, S.92-95): Möglichkeit als zugleich reale bedeutet, so Friedman, den Nachweis der (euklidischen) Konstruierbarkeit.

43 Herzuleiten aus: Initia rerum mathematicarum metaphysicae, in: GM 7, a.a.O., S.20-21 (die Definitionen zu "Vestigium" und "Punctum") = Philosophische Schriften, 4, 1996, a.a.O., S.360-363.

44 Prèceptes pour avancer les sciences, in: GP VII, a.a.O., S.169 = Philosophische Schriften, 4, Frankfurt 1996, a.a.O., S.118-121. Theodicée, § 357.

45 Weyl 1982, a.a.O., S.92-95.

46 Darius Koriako, "Kants Beweis der Subjektivität der reinen Anschauung in der transzendentalen Ästhetik", in: Archiv für Geschichte der Philosophie 81 (1999), S.55-70. Friedman 1992, a.a.O., S.55-95. Charles Parsons, "The Transcendental Aesthetic", in: Paul Guyer (ed.), The Cambridge Companion to Kant, Cambridge: University Press 1992, S.62-100.

47 Zit. nach Henning Boetius (Hg.), Dichtungstheorien der Aufklärung, Tübingen 1971, S.12.

48 Vielfach belegt durch Miller 1978, a.a.O., S.30-42 und 76-100 (das Kapitel zu den "Carceri").

49 Lambert 1943, § 60, a.a.O., S.211.

50 Hierüber verschafft die Literatur zur Raumordnung Kenntnis, in der im übrigen die Dimension der Membran - einer Landschaftsmembran als ein in sich entfaltetes Lebensgebilde, das Planung und Invention einschließt -, durch den Begriff der funktionalen Auffächerung vertreten ist: Klaus Kummer, Norbert Schwarz, Heinz Weyl, Strukturräumliche Ordnungsvorstellungen des Bundes, Göttingen 1975, S.194-195. Heinz Weyl, Funktion und Wirkungspotential der Raumordnung, Hannover 1979. Weyl war Dezernent im Hannoveranischen Stadtrat, woraus eine überwiegend verwaltungsrechtliche Betrachtung der Raumordnung resultiert.

51 Lambert 1943, a.a.O., S.294.

52 Lambert 1943, a.a.O., § 11, S.197.

53 In Kürze in Anmerkung gebracht zu: Weyl 1982, a.a.O., S.41 und insb. 43. Janet Folina, "Pictures, Proofs, and 'Mathematical Practice': Reply to James Robert Brown", in: British Journal for Philosophy of Science 50 (1999), S.425-429. (Cartesianische) Evidenz ist natürlich auch der erkenntnistheoretische respektive epistemische Begriff der Demonstration aus der projektiven Homologie bei Bkouche (1991, a.a.O.).

54 Weyl 1982, a.a.O., S.16-17, 134-135.

55 In Anlehnung an Friedman 1992, a.a.O., S. 89-92.

56 "Il est vray que nos sentimens ne ressemblent point aux seules modifications de l'entendue ou de l'espace, et c'est ce que notre auteur fait bien voir, mais aussi at-on assés monstré, qu'il y a quelque chose de plus dans le corps que de l'entendue", resümiert Leibniz in Kürze das Verhältnis, in dem unsere Empfindungen zu den räumlichen Modifikationen stehen, die er für disparat (unähnlich, gleichwohl korrespondierend oder harmonisch) hält, ohne auf die Perspektivlehre Bezug zu nehmen. Wohl aber gibt er die Ausdehnung als konkrete - intrinsische - Eigenschaft der Körper zu (Addition a l'explication du systeme nouveau touchant l'union de l'ame et du corps [...], in: GP 1V, a.a.O., S.576 = Philosophische Schriften, 1, 1996, S.282-283).

57 Der mathematische Punkt der oft zitierten Passage des § 11 des Nouveau Systeme (GP IV, a.a.O., S.482-483 = Philosophische Schriften 1, 1996, S.214-215) ist, als "point de vue", die deutlichste Annäherung an diese homologische Differenz, deren Erklärung Leibniz sich versagt, indem er die metaphysischen Punkte, in denen ja aus der Monadologie [!] der point de vue resultiert (§§ 56-57, siehe oben), nur entgegensetzt.

58 Weyl 1982, a.a.O., S.45 und S.17-18.

59 Weyl 1982, a.a.O., S.23.

60 Bkouche 1991, a.a.O., S.264.

61 Weyl 1982, a.a.O., S.95-96, 99. Hier hat der Raum in der Interpretation durch Newton die Eigenschaft eines hypothetisch absoluten Zentrums, welches in der euklidischen Gruppe T von Automorphismen konstant bleibt.

62 Sie resultiert aus der Manifestation der erwähnten Dallage oder Pflasterung, in der die arithmetischen Abstände im geometrischen Plan sich in der Perspketive in eine harmonische Proportion verwandeln (Lambert 1943, a.a.O., S.328).

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