Zum
Interpretieren von Architektur Konkrete Interpretationen 13. Jg., Heft 1, Mai 2009 |
___Sokratis
Georgiadis Stuttgart |
Koren
und Antefixe Metamorphosen der menschlichen Figur in der griechischen Architektur und ihre Deutung |
Nur eine Säule blieb noch stehn vom Vaterhaus –
Die
Maßverhältnisse des architektonischen Körpers, präzisiert Vitruv, sind
von denjenigen des menschlichen Körpers entlehnt und hergeleitet
und dies betrifft sowohl die einzelnen Glieder als auch die Erscheinung
der beiden Körper als Ganzes (3.1.1-9).[2]
Über
den mythologisch/religiösen Hintergrund und damit auch den Charakter und
die Bedeutung des Artemis-Heiligtums klärt ein Kommentar des römischen
Gelehrten Servius zur 8. Idylle (Vers 30) Vergils auf: Dionysos, der sich
als Gast des Königs Dion in Sparta aufhielt, vereinigte sich mit dessen
Tochter, der Artemis-Priesterin Karya. Alle Warnungen des Dionysos
missachtend, getrieben nur von Eifersucht, mischten sich ihre beiden Schwestern
in die Liebesbeziehung ein, um ihr Fortbestehen zu verhindern. Der verärgerte
Gott ließ sie in Raserei fallen, dann verwandelte er sie in Felsen. Seine
geliebte Karya hingegen machte er zu einem Nussbaum. Die Geschichte wurde
von Artemis an die Spartaner weiter getragen, die daraufhin ihr zu Ehren
den Tempel der Artemis Karyatis errichteten.[7] |
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Abbildung 1: Säule mit den Tänzerinnen (4. Jh.), Delphi Museum Abbildung 2: Erechtheion von SW Abbildung 3: Erechtheion, Korenhalle von SO |
Vitruv
ist die erste erhaltene literarische Quelle, in der die Karyatiden mit einem
Werk der Kunst in Verbindung gebracht wurden. Aus dem späteren Schrifttum[11]
geht allerdings hervor, dass mit eben diesem Begriff ein gewisser Korentypus
(nackte Füße, kurzer Chiton, erhobener Arm und korbähnliche hierartische
Kopfbedeckung) mit einer langen Tradition in der Skulptur und in der toreutischen
Kunst bezeichnet wurde. Die „Säule mit den Tänzerinnen“ von Delphi
aus dem 4. Jh. (Abbildung 1), die in der entsprechenden Literatur je nachdem
als Karyatiden, Thyiaden oder einfach Koren angesprochen werden, ist wohl
eines der berühmtesten Beispiele der Gattung. Ob nun der mythologische Kontext,
aus dem die Karyatiden entspungen waren, architektonische Auswirkungen hatte,
bleibt zunächst fragwürdig. Heinrich Drerup behauptet etwa, dass es in Griechenland
nur eine einzige Gattung weiblicher Stützfiguren gab, die der „ruhig
stehende(n) Frauenstatuen“; er bringt sie mit der Korenhalle
des Erechtheion auf der Athener Akropolis in Verbindung, ferner mit
den Stürtzfiguren der Delphischen Schatzhäuser der Knidier und Siphnier.
Hatte aber Vitruv diese Beispiele im Sinn, als er über die Karyatiden schrieb,
oder waren westgriechische Karyatiden des späten Hellenismus – etwa weibliche
Pendants der Atlanten des frühklassischen Olympeion von Agrigent – Anlaß
seiner Ausführungen, wie Drerup vermutet?[12] Die Korenhalle des Erechtheion Für das Athener Beispiel als Bezugspunkt Vitruvs spricht dessen Entstehungsdatum. Der Baubeginn des Erechtheion wird gemeinhin ins Jahr 421 gelegt, acht Jahre nach Perikles’ Tod, unmittelbar nach dem Nikias-Frieden, der dem Peloponnesischen Krieg ein vorläufiges Ende setzte. Vollendet wurde das Bauwerk gegen 405/6. Das Erechtheion mit seiner Korenhalle war mithin das früheste nach den Perserkriegen entstandene und erhaltene Bauwerk, bei welchem der Typus der weiblichen Stützfigur auftauchte (Abbildung 2). Jedoch bereits das auffällig leichte Gebälk der Korenhalle (statt eines Frieses erscheint über dem recht niedrigen Architrav ein ionischer Zahnschnitt) zeigt deutlich an, dass ihr Architekt sich bemüht hatte, die auf den Häuptern der Koren ruhenden Teile des Bauwerks alles andere als schwer wirken zu lassen. So scheinen die Koren das Dach der Halle mit charakterisitscher Bequemlichkeit tragen zu können. Vielmehr nehmen sie „durch keinerlei Gestus auf die von ihnen getragene Last Bezug“.[13] Von einer drückenden Last, die etwa der Schuld, die die Karyaten auf sich geladen hatten, entsprechen würde, kann hier also gar keine Rede sein. Genausowenig vermitteln die Koren den Eindruck von Personen, die unter Knechtschaft stehen. „Fürwahr“, schreibt Panajotis Michelis,
Das ausschlaggebende Argument, das gegen eine Verknüpfung der Athener Korenhalle mit Vitruvs Karyatiden-Erklärung spricht, ist jedoch die Tatsache, dass die Athener Stützfiguren integraler Teil eines Bauwerks waren, des Erechtheion, welches kultischen, nicht profanen Zwecken gedient hatte. Die Art und der Charakter dieser Zwecke waren dabei sicher nicht primär auf die jüngste Geschichte Athens bzw. Griechenlands, d.h. auf den über die Perser errungenen Sieg und auf damit zusammenhängende Ereignisse bezogen, sondern vielmehr auf die Anfänge der Stadt, auf Gründungsmythen der Polis und auf ihre heroische Vergangenheit. Nach heutigem Verständnis wurde das Gebäude als eine Art Ersatz des, wie Xenophon berichtet,[15] während der Perserkriege zerstörten Tempels der Athena Polias oder παλαιός της Αθηνάς oder αρχαίος νεώς errichtet. Die dort aufbewahrte hölzerne Kultstatue (άγιον βρέτας) der Athena sollte im Erechtheion ein neues Obdach finden. Diesem Zweck diente der Ostteil des neuen Gebäudes, welches aber auch andere, mit dem älteren Tempel verknüpfte Kulte einbeziehen sollte. Der in Pausanias’ Reisebericht zuerst belegte Name Erechtheion[16] verwies auf Erechtheus, einen der Urkönige Athens, der in der mythologischen Überlieferung gelegentlich mit Erichthonios, dem Sohn des Hephaistos und der Gaia, verschmolz. Eine weitere Kraft, mit welcher Erechtheus identifiziert wurde, war sein eigener Mörder, Poseidon, eine selbst der Erde eng verbundene Gottheit. Altäre für all diese Gestalten sowie für den Heros Boutos aus dem aristokratischen athenischen Geschlecht der Eteoboutadai waren, laut pausanischem Bericht, im Westteil des Erechtheion untergebracht; dort hörte man auch das Wellengeräusch aus Poseidons Wasserquelle (Ερεχθηίς θάλασσα). Das Erechtheion als Gesamtanlage, in der, laut Pausanias, sich auch der Ölbaum Athenas und Poseidons Dreizackmal befanden, d. h. die Erkennungszeichen ihres Wettstreits um das attische Land, stand also vor allem für den gemeinsamen Kult dieser beiden Gottheiten, in dem Himmlisches und Chthonisches als Leben spendende Kräfte der Polis wirkten. Darin eingeflochten war die Verehrung der eher weltlichen Gründer und Heroen der Stadt. |
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Abbildung 4: Erechtheion, Grundriss |
In diesen
für das Selbstverständnis der Polis-Gemeinschaft konstituierenden kultischen
Zusammenhang eingebunden war der südliche Anbau des Erechtheion, die Korenhalle
(die übrigens vom Pausaniasbericht ebenso wie die ionische Nordhalle, von
der aus der Westteil des Erechtheion betreten werden konnte, schlichtweg
übersehen wurde). Die Halle, die inschriftlich überlieferte (409/8) „Prostasis
zum Kekropion“ (πρόστασις
η προς τω Κεκροπίω)
stand über dem gleichnamigen Bezirk, in welchem sich, dem Volksglauben gemäß,
das Grab des Kekrops, des ersten Königs von Athen befand.[17]
(Abbildung 4) Das Kekropion grenzte in klassischer Zeit gegen Osten an die
Südwestecke des Erechtheion; an seiner nordwestlichen Seite befand sich
das Pandroseion, das der Kekrops-Tochter Pandrosos gewidmete Heiligtum,
in dem auch der Ölbaum von Athena stand; seine Südseite wurde schließlich
durch eine Mauer begrenzt, die über dem Fundament des alten Tempels stand.
Über dem Nord-Stylobat des alten Tempels und direkt gegenüber dem Nord-Pteron
des Parthenon erhob sich auch die Südseite der Sockelwand, auf der die Koren
standen. Die Korenhalle konnte von außen von einer kleinen Öffnung an ihrer
nordöstlichen Ecke betreten werden. Wichtiger aber scheint ihre Verbindung
mit dem Westteil des Erechtheion gewesen zu sein, die über eine Treppe im
Inneren der Halle erfolgte. Die „Verbundenheit“ der Korenhalle mit dem Westteil
des Erechtheion erhielt einen zusätzlichen architektonischen Akzent durch
die Ähnlichkeit ihrer Disposition mit der 6-säuligen ionischen Halle an
der Nordseite des Erechtheion,[18]
aus der sich der Westteil des Erechtheion erschloss. So gesehen, erscheint
die Korenhalle als eine Art architektonisches und vermutlich auch symbolisches
Gelenk, zwischen dem Alten Tempel, dem Grab des Kekrops und dem Kernbau
des Erechtheion. Verschiedentlich ist auf den konservativen Zug der Gesamtplanung des Erechtheion hingewiesen worden.[19] „Manchen“, bemerkt J. M. Hurwit dazu,
Hurwit selbst stellt
sich einer so gedachten Antithese zwischen Parthenon und Erechtheion kritisch
gegenüber. Doch unabhängig von dieser Problematik, kann man festhalten,
dass nach Beendigung des zehnjährigen Archidamischen Krieges durch den
kurz vor Baubeginn des Erechtheion abgeschlossenen, jedoch brüchigen Nikias
Frieden dieser Komplex sehr wohl als architektonische Verdichtung
eines kollektiven Vergewisserungsaktes gedient haben könnte, der von dem
Rückbezug und der Wiedererweckung fast des gesamten Konglomerats der Ursprungslegenden,
der heroischen Traditionen, und der altehrwürdigen Kulte der Polis gekennzeichnet
war und daher nirgendwo sonst als in diesem kultischen Kernbereich der
Stadt Athen in Szene gesetzt werden konnte. Ausdruck des konservativen
Zuges des Erechtheion mochten auch die vielfach festgestellten archaisierenden
Elemente bei der Gestaltung der sechs Frauenfiguren der Korenhalle gewesen
sein. So erinnerten die eng gebundene Körperhaltung, die dicht am Körper
herabhängenden (nunmehr abgeschlagenen) Arme und die Frisur (vor allem
die vom Hinterkopf nach vorne geführten spiralförmig gedrehten Zöpfe)
der Frauen unmissverständlich an die Korenplastik des 6. Jahrhunderts.[21]
Die Mehrfachkodierung
der Koren weicht zwar dem Problem ihrer eindeutigen ikonographischen Bestimmung
auf elegante Weise aus, macht aber die Beantwortung der Frage nach der
Bedeutung der Korenhalle als Gebäudeteil des Erechtheion umso dringlicher.
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Abbildung 5: Erechtheion, Korenhalle von NO Abbildung 6: Erechtheion von S0 |
Im tektonischen
Zusammenhang der Halle an der Südseite des Erechtheion, lassen sich die
Koren in recht unmissverständlicher Weise als Säulenersatz oder besser Säulenäquivalente
deuten. Mit Bezug auf die Gesamtkonzeption des Gebäudes liefert die Analogie
der Korenprostase zur 6-säuligen ionischen Nordhalle ein zusätzliches Argument
dafür. Attribute der Korenkörper machen die Annahme zur Sicherheit: solche
Charakteristika sind einerseits ihre „säulenhafte Rundung“
(Lauter), vor allem aber die über dem Standbein vorne und unter den
fließenden Stoffbahnen des Mantels hinten steil abfallenden Falten des von
den Koren getragenen dorischen Peplos, die eine beinahe zwingende Assoziation
zu Säulenkanneluren erwecken. (Abbildung 5) Werden in der Gesamterscheinung
der Koren Stasis und Bewegung in meisterhafter Weise kombiniert, so entsteht
in der Feinbehandlung der Körper und ihrer Kleidung eine subtile Spannung
zwischen Naturalismus und Abstraktion,[24]
bei der eine Metamorphose der stereometrischen Form der Säule in die organische
gegenständliche Form des Frauenkörpers thematisiert wird – Meta-Morphose
oder besser Ana-Morphose im Sinne der Rückverwandlung der Säule in das,
wofür sie ursprünglich stand, was sie ursprünglich repräsentierte; so könnte
man sagen, wenn man den Anthropomorphismus Vitruvs ins Spiel zurücknehmen
würde, der einige Jahrhunderte nach Entstehung des Erechtheion bei der Deutung
der drei klassischen Säulenordnungen die Körpersemantik der Säule bemühte.
Der Rückgriff auf erste Ursachen und Gründe der Architektur bei der Gestaltung
eines Gebäudes, das der Rückbesinnung der Polis auf ihre althergebrachten
Traditionen diente, erscheint hier folgerichtig und sinnvoll. Die anthropomorphen
Stützfiguren des Erechtheion sind aber nicht nur hinsichtlich ihrer individuellen
Präsenz Säulenäquivalente; sie stehen darüber hinaus in Formation oder in
einer architektonischen Ordnung, die derjenigen der Säulen einer Peristase
entspricht. Vielmehr könnte man die Halle als Peristasenfragment ansprechen
oder besser um die Andeutung eines solchen.[25]
Die Funktion des Erechtheion als neuer Aufbewahrungsort des „vom Himmel
gefallenen“ (Pausanias) hölzernen Kultbildes Athenas und als neue Heimstätte
anderer mit dem alten Tempel der Athena Polias im Zusammenhang stehender
Kulte, die topographische Lage der Korenprostase über dem Nordfundament
des alten Tempels lassen die Korenhalle als architektonisches Erinnerungszeichen
der Peristase des αρχαίος νεώς
erscheinen. (Abbildung 6) Dabei erfüllte die Ersetzung der Säulen durch
Korenstatuen die Funktion, den Vektorpfeil der Zeit nach hinten zu drehen
und damit die Erinnerung zu aktivieren. Nun befinden sich die Koren der Peristase nicht nur in Formation, sondern auch in Bewegung. Vielfach wurde in diesem Zusammenhang ihre Ähnlichkeit zu den am Ostfries der Parthenoncella dargestellten Mädchen festgestellt.[26] Diese befinden sich auch in Bewegung, an der Spitze eines Prozessionszuges nämlich, der von der Westseite des Cellafrieses beginnend, und von seiner Nord- und seiner Südseite herkommend, an dessen Ostseite seine Steigerung und Ende findet. Dies legt den Schluss nahe, dass die sechs Koren des Erechtheion in ähnlicher Weise wie ihre Genossinnen des Parthenonfrieses als Teilnehmerinnen eines Prozessionszuges zu verstehen sind.[27] Bei der genealogischen Herleitung der Erechtheion-Koren ist es üblich, auf die beiden Vorgängerbeispiele zurückzugreifen, bei denen plastische Figuren mit menschlicher Gestalt als Säulenäquivalente fungieren: den „Thron des Apollon“ über dem Hyakinthosgrab in Amyklai, einer Ortschaft 5 km südlich von Sparta, und die Koren der archaischen Schatzhäuser in Delphi. So behauptet Kontoleon, dass das Hyakinthosgrab „den unmittelbarsten archaischen Vorläufer“ der Athener Korenhalle darstelle.[28] Die ähnliche Typologie, so suggerieren seine Ausführungen, geht auf die Ähnlichkeit der Aufgabe der beiden Bauwerke zurück. Kontoleon bringt in der Tat den Poseidon-Erechtheus-Mythos mit dem Apollon-Hyakinthos-Mythos in Verbindung; die Korenhalle des Erechtheion, die Kontoleon für das Dach über dem Grab des Erechtheus-Kekrops hält, mit dem Thron über dem Grab des von Apollon getöteten und anschließend mit ihm eins gewordenen Hyakinthos. Beide Bauwerke haben sepulkralen Charakter und stehen in Verbindung mit chthonischen Kulten. Als Indiz für die typologische Ähnlichkeit verweist Kontoleon auf Rekonstruktionsversuche des Amyklaiischen „Thrones“. „Die Rekonstruktion Fiechters“, schreibt er, „die ein zweiteiliges Gebäude zeigt, weist eine erstaunliche Ähnlichkeit des oberen Teils dieses ‚Thrones’ mit der Prostase der Koren auf.“[29] Einer damit vergleichbaren Argumentationslinie (auch in Anlehnung an S. Wide) folgt auch Schmidt-Colinet, der beide Gebäude dem sakral-sepulkralen Bereich zuordnet. Er erweitert zudem die Traditionslinie um die Schatzhäuserkoren von Delphi:
Jenseits der Reliefbeschreibungen sind die Angaben über den „Thron“ spärlich. Im Wesentlichen beschränken sie sich auf einen einzigen und obendrein recht rätselhaften Satz:
Die dreißig Ellen (13.32
m) hohe Statue selbst war nach Pausanias nicht Werk des Thronarchitekten,
sondern „alt und kunstlos“ (αρχαίον
και ου συν τέχνη
πεποιημένον). Im
Wesentlichen handelte es sich bei ihr um eine bronzene Säule, der ein
behelmter Kopf, mit Bogen und Lanze bewaffnete Hände und dazu Füße beigegeben
wurden. Man erfährt auch den Namen des Architekten des Amyklaion: Bathykles
aus dem kleinasiatischen Magnesia; wessen Schüler er war und unter welchem
König er nach Sparta berufen wurde, weiß Pausanias allerdings nicht zu
sagen. |
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Abbildung 7a: Quatremère de Quincy. Thrône et simulacre d’Apollon à Amyclée Abbildung 7b: Fiechter. Amyklaiischer Thron: Versuch einer Wiederherstellung |
Für diejenigen,
die angefangen mit Quatremère de Quincy[32]
(Abbildung 7a) sich mit der Rekonstruktion des Amyklaiischen „Thrones“ befassten,
stellte die Tatsache, dass zum Gebäude nur diese eine textliche Quelle existierte
eine besondere Herauforderung dar. Ausnahmslos gingen die Bemühungen dahin,
aufgrund der Angaben Pausanias’ ein Möbelstück – den Thron – mit den Dimensionen
eines Gebäudes auszustatten. Selbst nach der ersten Ausgrabung im Jahre
1890 durch den griechischen Archäologen Tsundas, die allerdings wenig ergiebig
war, bestand etwa Adolf Furtwängler auf eine Rekonstruktion, die das Amyklaiische
Bauwerk in Form eines aufgeblasenen Sofas wiedergab.[33]
Dieselbe Einstellung wiederholte sich auch nach den Ausgrabungen, die im
Jahre 1904 begannen und die zur Entdeckung des Fundaments des „Thrones“
führten sowie weiterer architektonischer Werkstücke, die als Teile dieses
Bauwerks identifiziert werden konnten. Dem Ausgrabungsbericht von 1918 fügte
E. Fiechter einen Wiederherstellungsversuch bei,[34]
der, wie schon angedeutet, von der Thronidee getragen war. (Abbildung 7b)
Natürlich versuchte er dabei die materiellen Funde und den antiken textlichen
Bericht in Einklang zu bringen – mit fragwürdigem Erfolg: „Aber die
Funde“, gab er selbst zu,
Um dennoch einer Rekonstruktion näher zu kommen, machte sich Fiechter auf die Suche nach einem vorgängigen architektonischen Throntypus, mit der Absicht, ihn dann in Begriffen einer (zumindest gewissen) Kontinuität auf die Gestalt des Amyklaiischen „Thrones“ übertragen zu können. Erwartungsgemäß gelangte er ins Zweistromland und nach Persien und wurde dort fündig. Die kleinasiatische Herkunft des Architekten des Amyklaion, Bathykles, machte ihn in diesem Rahmen zum idealen Kandidaten zur Übernahme der Rolle des Transmissionsriemens zwischen Orient und Okzident. „Der Thronbau von Amyklae“, so konnte Fiechter schlussfolgern,
Was aufgrund dieser
Überlegungen als Rekonstruktion herauskam, war ein zweigeschossiges Gebäude.
In dessen unterem Geschoss befand sich innerhalb einer rechteckigen Kammer
das Grab des Hyakinthos. Teile ihrer Wände trugen einen skulptierten Fries.
Der Kammer vorangestellt war eine dorische hexastyle Halle mit Triglyphen-
und Metopenfries, der sich auf allen vier Seiten des unteren Geschosses
fortsetzte. Auf dem Dach dieses Geschosses stand die Kolossalstatue des
Apollon. Eingerahmt war sie vom zweiten Geschoss des Gebäudes, das die
Form einer ionischen Korenhalle aufwies.[37]
Die Koren repräsentierten wohl Pausanias’ Chariten und Horen, während
an den vier Ecken des Unterbaus Echidna und Typhos, bzw. zwei Tritonen
standen. In einer zweiten Rekonstruktionsvariante[38]
führte eine quer zur Hauptfront des Gebäudes stehende einläufige Freitreppe
zum oberen Geschoss. Es wäre müßig die Rekonstruktion im Spiegel des Pausanischen
Berichts zu überprüfen. Festzuhalten sei nur, dass Fiechter bei der Repräsentation
der Horen und Chariten sich des Korentypus des Erechtheion bediente; seinem
Korengeschoss verlieh er – in Anlehnung an die Athener Korenhalle – eine
baldachinartige Gestalt. In der Darstellung der Chariten und Horen als
Koren folgte Fiechter der Tradition, die bei Quatremère de Quincy ansetzte
und die Rekonstruktionsversuche des Amyklaion seitdem insgesamt kennzeichnete.
Diese Tradition wurde auch von Ernst Buschor wieder aufgenommen und fortgesetzt,
obwohl er in anderen Fragen der Rekonstruktion die bis dahin herrschenden
Konventionen verließ. So äußerte Buschor in der Einleitung des zusammen
mit Wilhelm von Mussow verfassten Ausgrabungsberichts des Jahres 1925[39]
als erster die Vermutung, dass die Verwendung des Wortes „Thron“ im Pausanischen
Bericht wahrscheinlich in metaphorischer Absicht erfolgte und dass die
Statue Apollons eher als mitten in einem offenen Hof platziert vorgestellt
werden sollte. Wie dem auch sei, die Darstellung der Horen und Chariten
als Koren nach dem Vorbild der Stützfiguren des Erechtheion war auch bei
Buschor ein Anachronismus. Der Pausanische Bericht legt übrigens eine
solche Interpretation keineswegs nahe, denn er lässt keine Rückschlüsse
auf die konkrete Gestalt der Chariten und Horen am Amyklaion zu.[40]
Vor Ort wurden überdies keinerlei Reste der genannten Stützfiguren gefunden.
Ihre Darstellung als Koren nach dem „Vorbild“ der Erechtheionmädchen entspricht
also eher entwicklungsgeschichtlichem Wunschdenken als einer stichhaltigen
Ableitung aus dem vorhandenen textlichen und materiellen Bestand. |
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Abbildung 8: Schatzhaus der Siphnier, Delphi. Ansicht Abbildung 9: Siphnier-Kore, Delphi-Museum Abbildung 10: Ex-Knidier-Kore, Delphi-Museum Abbildung 11: Schatzhaus der Athener, Delphi Abbildung 12: Schatzhaus der Siphnier, Delphi. Erhaltener Gebäudesockel |
Kaum geringere
Schwierigkeiten als beim Erechtheion und Amyklaion hat der Forschung die
ikonographische Bestimmung der anthropomorphen Stützfiguren der Schatzhäuser
von Delphi bereitet.[44]
In einem unlängst publizierten Aufsatz zur „Politik des Schatzhauses
der Siphnier“ machte Richard T. Neer den Interpreten dieses am aufwändigsten
und prächtigsten geschmückten delphischen Thesauros[45]
und insbesondere der beiden seinen Eingang schmückenden Frauenstatuen
den Vorwurf, dass sie um „einer abstrakten und allgemeinen Bedeutung“
willen, das „konkrete und besondere Schauspiel (spectacle)“ übersehen.
(Abbildung 8) Neer hat mit der Feststellung dieser beiden Forschermentalitäten,
die sich übrigens nicht nur im vorliegenden Fall manifestieren, durchaus
Recht. Er rechnet sich selbst der zweiten Kategorie zu und meint, dass die
„Siphnischen Karyatiden“ eine Doppelbedeutung besitzen: einerseits
seien sie Überbringerinnen von Weihgeschenken, andererseits wirkten sie
als Last tragende Dienerinnen. Die erste Funktion leitet er dabei von der
Annahme ab, dass die Mädchen in ihren angeblich ausgestreckten Händen Geschenke
hielten. Da aber vom einzigen erhaltenen Fragment der beiden
anthropomorphen Stützfiguren beide Arme abgeschlagen sind, dienen Neer bei
seiner imaginären Rekonstruktion die über ein Jahrhundert nach den
Siphnierinnen entstandenen Erechtheion-Koren (oder besser ihre römischen
Kopien) als „Vorbild“. Die zweite Funktion übernimmt er von Vitruvs Karyatidenlegende
und bezieht sie auf ein Bauwerk, das allem Anschein nach ein halbes Jahrhundert
vor den Perserkriegen errichtet wurde. Alles in allem: zweifacher symmetrischer
Anachronismus.[46]
Andere, behutsamere Interpreten, ziehen es vor, die Frage nach der Ikonographie
völlig offen zu lassen.[47]
Nun sind die anthropomorphen Stützfiguren des Siphnier Schatzhauses kein
Einzelfall in Delphi. (Abbildung 9) Schon im um ein paar Jahrzehnte früher
entstandenen Thesauros der Knidier, der ebenso wie das siphnische Schatzhaus
die Form eines Distylos in antis aufwies, standen, wie aus zwei fragmentarisch
erhaltenen mit Chiton und Himation gekleideten Mädchentorsi hervorgeht,
zwischen den beiden Mauervorsprüngen des Eingangs anstelle der Doppelsäule
zwei plastische Mädchenfiguren. Ein einzelner Mädchenkopf, der ursprünglich
dem Knidierschatzhaus zugewiesen wurde (Ex-Knidierin), erwies sich schließlich
mit den beiden Torsi als nicht vereinbar, so dass es nicht unwahrscheinlich
erscheint, dass auch ein drittes Schatzhaus Mädchenstatuen als Stützfiguren
besaß.[48]
Die mindestens dreifache Anwendung des Typus in Delphi kann vielleicht erklären,
weshalb die zwei Sipnierinnen in das ikonographische Programm des sonstigen
plastischen Schmucks des Schatzhauses nicht integrierbar sind. Der Einsatz
des Typus weist nämlich auf einen anderen semantischen Zusammenhang hin.
(Abildung 10) Wie bereits angemerkt, deutet Schmidt-Colinet, der sicherlich der (nach Neer) ersten Forscherkategorie gehört, an, dass die Stützfiguren etwas mit dem unweit vom Apollontempel befindenden Grab des Neoptolemos zu tun haben könnten. Wer war aber Neoptolemos? Pausanias erzählt über die Ermordung des diesen Namen tragenden Sohnes von Achill am Apollonaltar in Delphi (4, 17, 4) und berichtet an anderer Stelle von einem umgrenzten Bezirk im delphischen Heiligtum, wo sich dessen Grab befand und an dem die Delpher jährlich opferten (10, 24, 4 und 6). Nicht klar ist jedoch, wann genau die Verehrung des Neoptolemos in Delphi begann. In viel größerer zeitlicher Nähe zur Entstehung der delphischen Schatzhäuser als Pausanias schrieb Pindar über Neoptolemos. Im VI. Paian besingt der boiotische Dichter den Groll des Apollon auf Achill und die Rache des Olympiers an dem Mörder des Trojanerkönigs Priamos. In der siebten Nemeischen Ode wandelt sich jedoch die Szenerie grundsätzlich: Neoptolemos will Apollon mit den in Troja erbeuteten Schätzen beschenken, wird aber in einem Streit (fast zufällig) erschlagen. Sein Tod erfüllt die Delpher mit Leid, die daraufhin zu seinen Ehren Festzüge und Opfer an seiner Ruhestätte im „altheiligen Hain“,[49] in der Nähe des Tempels veranstalten. Die erste Variante schließt jede Möglichkeit einer auf Neoptolemos bezogenen Heroenverehrung in Delphi aus; in der zweiten wird im Gegensatz dazu gerade von Kulthandlungen, die zu Ehren des Achillessohnes stattfanden, ausdrücklich berichtet. Die Abweichung ließe sich zwar dadurch erklären, dass Pindar in den genannten Fällen für jeweils andere Auditorien schrieb; doch lassen die Diskrepanzen auch die Vermutung zu, dass es sich beim Neoptolemos-Kult in Pindars Zeit um eine verhältnismäßig junge Veranstaltung handelte. Nicht nur die fehlende Gewissheit über die zeitliche Bestimmung des Neoptolemos-Kultes ist jedoch das Problem des Neoptolemos-Bezuges bei der ikonographischen Bestimmung der weiblichen Stützfiguren der delphischen Schatzhäuser. Hinzu kommt, dass Neoptolemos und dessen wie auch immer gestarteter und gearteter Kult im delphischen Universum eher als Randerscheinungen eingestuft werden können. Es kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass man die ikonographischen Koordinaten der delphischen Schatzhäuser – die immerhin den Stellenwert architektonischer Botschafter ihrer Stifterpoleis in diesem wichtigsten panhellenischen Heiligtum hatten – auf religiös/mythologische Außenseiterthemen ausgerichtet haben könnte. Andere thematische Bezüge, die eine unmittelbarere Verbindung mit den zentralen kultischen Abläufen am Heiligtum gewährleisten würden, kämen da eher in Frage. Dabei ist es wichtig, die Schatzhäuser als Einheit zu betrachten, zumindest diejenigen, die in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstanden sind.[50] Zweifellos herrschte unter den Stifterpoleis bei der Errichtung und Ausschmückung ihrer architektonischen Repräsentanten im delphischen Heiligtum Wettbewerb. Und der agonische Impuls beim Streben um die großartigste Erscheinung führte gewiss zu einer großen Vielfalt von Einzellösungen. Diese Vielfalt bewegte sich allerdings innerhalb gesetzter oder stillschweigend akzeptierter Grenzen, die der Versammlung der baulichen Einzelpersönlichkeiten den Charakter eines Ensembles verliehen. Angefangen vom ersten um 550 entstandenen ionischen Schatzhaus von Knidos bis hin zum vermutlich gegen 507 errichteten dorischen Schatzhaus der Athener (Abbildung 11) folgten die Thesauroi, soweit ihre Form noch ermittelt werden kann, einem einzigen Bautypus, demjenigen des Distylos in antis; ihre Volumetrie wies zwar keine Einheitsgröße auf, aber sehr wohl eine einheitliche Größenordnung; die beiden Ordnungen – die ionische und die dorische – wurden bis zu einem gewissen Grad angeglichen, insofern als bei den ionischen Schatzhäusern statt des kanonischen Zahnschnitts ein Fries über dem Architrav erschien;[51] bei den meisten Häusern wurde das gleiche Material, parischer Marmor, verwendet; obwohl sie nicht, wie etwa die Schatzhäuser zu Olympia parataktisch, nach einem geometrischen Prinzip, angeordnet waren, folgte ihr Arrangement sehr wohl einer Logik: es handelte sich dabei um eine Sukzession von baulichen Episoden, die sich nach topologischen Kriterien entlang der beiden Flanken der heiligen Straße entfaltete und zum Zentrum des Heiligtums führte.[52] (Abbildung 12) Dort stand der Tempel, der Apollon gehörte. Aber eben nicht nur ihm. Bewohnt wurde er auch von seinem Halbbruder Dionysos. Wie Pausanias über diesen Tempel erzählt, hielten Apollon, Artemis, Leto und die Musen das Giebeltympanon am einen Ende des Tempels besetzt, am anderen Ende, am Westgiebel, befand sich aber Dionysos mit den Thyiaden (10, 19, 4).[53] Die Thyiaden waren attische Frauen, so erklärt an anderer Stelle Pausanias, welche alle zwei Jahre zum Berg Parnass kamen, um zusammen mit den delphischen Frauen dem Dionysos ein Fest zu feiern (10, 4, 2). Thyia, erläutert der antike Schriftsteller anderswo, war die erste Priesterin Dionysos’. Alle Frauen, die im Kult in Wahn gerieten, nannte man Thyiaden, fügt er hinzu (10, 6, 2).[54] Im 4. Jahrhundert glaubte man, dass sich im Apollontempel neben dem Omphalos und dem mantischen Dreifuss das Grab Dionysos’ befand. Jedes Jahr verließ Apollon mit Anbruch des Winters für drei Monate das Heiligtum. Das Orakel schwieg und anstelle der Paiane ertönten dionysische Dithyramben.[55]
Diese Hypothese versetzt
die Zusammenführung der beiden konträren Gottheiten des griechischen Pantheons
in die Entstehungszeit der delphischen Thesauroi. Unter diesem Aspekt
gewinnt die als Fragment erhaltene Darstellung auf dem zwischen Mädchenkopf
und Glockenkapitell der noch vorhandenen Frauenskulptur im Siphnierschatzhaus
geschalteten Kalathos eine besondere Bedeutung. Das korbförmige Stück
trägt Figuren von Silenen und Mänaden, die unmittelbar mit dem Dionysoskult
in Zusammenhang stehen. In Verbindung damit stehen Stierkampfszenen an
der Vorderseite des Blattkranz-Kapitells. Nun befindet sich aber auch
über dem Kopf der Ex-Knidierin ein ähnliches Verbindungsstück, auf dem
jedoch diesmal Apollon, Hermes und ein Mädchenchor dargestellt sind. Die
Attribute der anthropomorphen Stützfiguren entsprechen, mit anderen Worten,
zusammengenommen dem doppelten ikonographischen Programm des von Pausanias
überlieferten Skulpturenschmucks der Tympana der beiden Giebel des
Apollontempels, was wiederum für eine kultische Kontinuität vom 6. bis
zum 4. Jh. spricht.[57]
Dabei überlappen sich der apollinische und der dionysische Bereich: beide
können sich anthropomorph artikulieren. Auch ist keine der beiden Gottheiten
imstande, Ausschließlichkeitsansprüche auf die eine oder andere Säulenordnung
für sich zu erheben.[58]
Die Mädchenfiguren können wiederum mühelos je nachdem als Thyiaden oder
Musen angesprochen werden und diese Bedeutung überträgt sich natürlich
auf den gesamten Chor der delphischen Schatzhäuser, unabhängig davon ob
die jeweils zwei Stützen, auf denen ihre Architrave ruhen, in Mädchengestalt
oder eben in der abstrakten Form der Säule erscheinen. Das Wechselspiel
zwischen Figürlichkeit und Abstraktion erscheint hier viel ungebundener
als in Amyklai, denn keine der beiden Gottheiten vermag die zeitliche
Priorität am Heiligtum für sich beanspruchen zu können. Der Dionysoskult
war zwar der eindeutig jüngere, doch stand die Gestalt Dionysos, des Gottes
des Weins und der Fruchtbarkeit auch mit jenen delphischen chthonischen
Urkräften in Verbindung, mit Gaia, ihren Töchtern Themis und der Titanis
Phoibe[59]
und schließlich mit der weiblichen Schlange,[60]
die Apollon zu besiegen hatte, ehe er die Herrschaft über diesen
heiligen Ort errang. |
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Abbildung 13: Tempel des Apollon, Thermos |
Der Apollontempel von Thermos wurde im Jahre 1898 vom griechischen Archäologen
Georgios Sotiriadis entdeckt. Auf einem 38.23 x 12.13 m großen, nach
Norden orientierten Stylobat, der sich über einer einzigen im Boden versenkten
Steinplattenschicht erhob, fanden sich Spuren von Säulenbasen, die darauf
hindeuteten, dass der Tempel eine Peristase von 5 x 15 Säulen besaß. Die
schmale (lichte Breite 4.70m) und auffällig lange Cella (32.09 m) wies einen
Opisthodomos, aber keinen Pronaos auf. Eine entlang der Längsachse der Cella
verlaufende, aus 12 Säulen bestehende Säulenreihe teilte sie, sowie den
Opisthodom in zwei Schiffe. Von den Cellawänden war nur ein 0,78 m dicker
Steinsockel in geringer und einheitlicher Höhe erhalten, was (trotz der
vom Ausgräber geäußerten Zweifel) für eine Mischkonstruktion aus Rohziegeln
und Holz sprach. Von einer Gebälk- oder Dachkonstruktion fand sich keine
Spur, und dies deutete wohl darauf hin, dass selbst diese Teile ursprünglich
aus Holz waren.[62]
Diese Reste stammten aus dem 3. Jh. v. Chr. und gehörten einem Tempel an,
der wohl nach den von Philipp V. von Mazedonien in seinen beiden Feldzügen
in den Jahren 218 und 206 in Thermos verursachten Zerstörungen (Polyb. 5.9.;
11.7.2) errichtet wurde. (Abbildung 13) Der erste Ausgräber hatte die Vermutung
geäußert, dass der Tempel des 3. Jh. genau auf den Fundamenten eines etwa
aus der Mitte des 6. Jh. v. Chr. stammenden Tempels stand.
Dieser erste Tempel ist später auf das späte 7. Jh. zurückdatiert worden.[63]
Für dieses frühe Datum sprach nicht nur die Form der Tempelcella,
sondern auch andere vor Ort gemachte beachtliche Funde. Zahlreiche bemalte
Terrakottafragmente, die dicht neben dem östlichen, dem nördlichen und teilweise
auch dem westlichen Stylobat gefunden wurden, konnten zu sechs großen Platten
(Breite ca. 1 m, Höhe ca. 90 cm, Dicke ca. 6-7 cm.) recht vollständig zusammengesetzt
werden. Die Darstellungen, die darauf zu sehen waren, konnten als bekannte
Szenen aus der griechischen Mythologie gedeutet werden.[64]
Stil und Technik brachten sie mit ziemlicher Sicherheit mit der spätprotokorinthischen
Vasenmalerei in Verbindung. Damit stand das Entstehungsdatum des Tempels
fest, vorausgesetzt, die Platten gehörten tatsächlich zum Tempel. In der Fundstelle der großen Platten wurden weitere Terrakottastücke entdeckt. Bei fast allen handelte es sich um Teile der Dachkonstruktion und -dekoration des Tempels. Am eindrucksvollsten waren etwa dreißig Stirnziegel mit Darstellungen von Frauen-, Männer- und Silensköpfen. Nicht minder bemerkenswert waren jedoch auch Wasserspeier in Löwen- und Menschenkopfgestalt, Geison- und Giebelsimafragmente, Firstpalmetten, und ein Akroter in Gestalt einer Sphinx. Dieser reichhaltige Fundus stammte allerdings aus unterschiedlichen Zeiten und teilweise auch aus unterschiedlichen Gebäuden. So erkannte Herbert Koch je nach Entstehungszeit, und darin folgte er gewiss bereits formulierten Vorstellungen von Sotiriadis, zwei Kategorien, eine „hochaltertümliche“, der er auch die großen Terracottaplatten zuordnete, und eine „reifarchaische“.[65] Sotiriadis Nachfolger, K. A. Rhomaios, glaubte, dieses auch aufgrund seines Erhaltungszustandes „schwer zähmbare“ Material je nach Ziegelart in fünf Gruppen unterteilen zu können, die er drei bzw. vier unterschiedlichen Gebäuden zuwies.[66] Die jüngere Forschung[67] geht zumindest hinsichtlich der Gesichtsantefixe von Zugehörigkeiten zu drei unterschiedlichen Dächern aus: |
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Abbildung 14a: Tempel des Apollon, Thermos. Enddeckziegelantefix, Dach I Abbildung 14b: Tempel des Apollon, Thermos. Giebelantefix, Dach I Abbildung 15: Tempel des Apollon, Thermos. Rekonstruktion des Gebälks Abbildung 16: Tempel des Apollon, Thermos |
1.
Am frühen Apollontempel (Dach I, 630-620 v. Chr.) kamen Gesichtsantefixe an
zwei Stellen vor: Entlang der Dachkante auf drei Seiten des Daches (nur an der
vorderen Schmalseite des Tempels wies das Dach einen Giebel auf, dessen
Rückseite war als Walmdach ausgebildet) trugen die Enddeckziegelstirnen
fünfeckige, ihrem Umriss entsprechende Platten, die mit Reliefs von Polos-tragenden
Frauengesichtern des daidalischen Typus dekoriert waren. Es gab zwei Varianten
hinsichtlich der Frisur: Köpfe mit Etagenfrisur oder solche mit Perllocken.
(Abbildung 14a) Gesichtsantefixe gab es ferner am Giebel des
Tempels über der 16 cm breiten dreigliedrigen Sima. Hier waren wahrscheinlich
jene daidalische Köpfe angebracht, die zwar stilistisch
mit den Deckziegelantefixen identisch waren, jedoch nicht wie jene auf fünfeckige
Platten gepresst waren. (Abbildung 14b) Die Geisoneckziegel der Dachrückseite
trugen an zwei Seiten als Wasserspeier ausgebildete Löwenköpfe (ein deutlicher
Hinweis auf den Walm der Rückseite). 2. Halbrunde Deckziegel des Daches eines unbekannten Gebäudes (580-570 v. Chr.) waren mit Männekopfantefixen geschmückt. Bart und Haare waren schwarz bemalt. Derselben Kategorie gehören Fragmente an, bei denen zwischen Haar und Plattenrand eine erhobene Hand zu sehen war. 3. In den Jahren 540-530 v. Chr. erhielt der Apollontempel ein neues Dach (Dach II). Es ist nicht sicher, ob der Walm der Dachrückseite beibehalten wurde. Über dem Geisonziegel war das Dach jedenfalls mit drei Arten von Gesichtsantefixen dekoriert. Frauengesichter wechselten sich mit etwas größeren Männer- bzw. Silenenköpfen ab. Alle waren auf viereckigen Platten befestigt. Dadurch entstand als Hintergrund der Antefixe ein kontinuierliches Band von Platten.Trotz der Fülle des Fundbestandes hielt sich der erste Thermos-Ausgräber, Sotiriadis, vor einer Rekonstruktion des Tempels zunächst zurück. Erst im Jahre 1908 nahm sich Georg Kawerau (wohl in Zusammenarbeit mit seinem griechischen Kollegen) dieser Aufgabe an.[68] Die Zeichnung Kaweraus (Abbildung 15, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ad1908/0109 [13.05.2008]) beschränkte sich auf das Gebälk des Tempels, das Resultat war gleichwohl in jeder Hinsicht erstaunlich! Auf hölzernen kannelierten Säulen mit aus Echinus und Abakus bestehenden Kapitellen ruhte ein ebenfalls hölzerner Doppelbalken; eine Tainia aus Ton trennte Epistyl und Fries, der sich aus den gefundenen Tonplatten, die als Metopen gedeutet wurden, und aus hölzernen oder tönernen Triglyphen zusammensetzte. Die Triglyphen standen genau auf den Säulenachsen. Eine über dieser Zone lagernde Abdeckplatte aus Holz diente zur Befestigung der Tonplatten. Der Leerraum hinter den Terrakottaplatten war mit Ziegelmauerwerk ausgefüllt. Die Stirn des sich darüber befindenden auskragenden Tongeison war nach einem Flechtbandmuster bemalt. Auf dem Geison lagerten die Dachziegel. Ihre Terrakottaantefixe (sie entsprachen dem Antefixtypus von Dach II) waren als Frauen- (bei den Enddeckziegeln) bzw. Männerköpfe (bei den Endflachziegeln) ausgebildet.
Was Kawerau präsentierte, war eine (abgesehen von einigen Details) perfekte
hölzerne Antizipation der steinernen dorischen Säulenordnung, gleichsam
die ultimative Bestätigung für Vitruvs entwicklungsgeschichtliche Herleitung
des dorischen Steintempels aus einem Vorgängerbau aus Holz (4.2.1-4).
Das in der entlegenen aitolischen Berglandschaft versunkene Thermos schien
das Zeug für ein architekturgeschichtliches Spektakel zu haben, und die
Suggestion der Bilder hat dazu beigetragen, dass der Apollontempel für
lange Zeit tatsächlich als architektonisches Großereignis gehandelt wurde.
Selbst spätere Rekonstruktionen wie diejenige von Gruben/Ring[69]
oder diejenige von Immo Beyer,[70]
die im wesentlichen in einer Rückprojektion des voll ausgebildeten steinernen
dorischen Gebälks auf die Holzbauweise bestand, und selbst die Kritik,
die sie begleitete,[71]
folgten in der Grundtendenz dem Paradigma von Sotiriadis/Kawerau. Kaum
anfechtbar schien das Vorhandensein der Peristase, ebenso der dorische
Stil des Tempels und besonders des Gebälks. So bezeichnete Dinsmoor den
Apollontempel als einen „der ältesten Peripteraltempel in definitiv
dorischem Stil“,[72]
während die vermeintlichen Metopen A. W. Lawrence dazu veranlassten, von
einem „normalen Fries dorischer Ordnung“ zu sprechen.[73]
Überhaupt
keine Rolle schien in alldem die Tatsache zu spielen, dass der in
situ vorgefundene Bestand des ersten Apollontempels sich ausschließlich
auf die Terrakottaplatten mit den mythologischen Darstellungen und die
Dachterrakotten beschränkte. Doch selbst Sotiriadis, der als erster von
einem hölzernen Peripteraltempel geträumt hatte, betonte in seinem Ausgrabungsbericht
ausdrücklich, dass von einem Gebälk jede Spur vor Ort gefehlt hatte. Die
Rekonstruktion von Kawerau war also lediglich eine gewagte Hypothese,
die vom materiellen Bestand nicht unterstützt wurde. Auch der den Bericht
von Sotiriadis aus dem Jahr 1900 begleitende Grundriss von Alex. Lykakis
auf dem der Apollontempel als 5 x 15-säuliger Peripteraltempel erschien
(und seitdem in zahlreichen Handbüchern zur antiken griechischen Architektur
aufgenommen und stets als Grundriss des Tempels aus dem 7. Jahrhundert
ausgewiesen wird),[74]
bildete die Situation des Bauwerks im 3. Jahrhundert ab. Dass der Tempel
des 7. Jahrhunderts eine Peristase hatte, war von Anfang an eine Vermutung,
zu der es allerdings – außer entwicklungsgeschichtlichen Spekulationen
– keinen stichhaltigen Grund zu geben schien. Aber damit nicht genug:
die Terrakottaplatten erschienen auf Kaweraus Rekonstruktion als Metopen.
Sie waren bereits von Sotiriadis als solche angesprochen worden. Als Beleg
für diese Behauptung dienten Baudetails der Platten und die malerische
Umrahmung der Darstellungen. Die Annahme, dass Thermos der Schauplatz
sei, auf welchem die hölzerne Antizipation der Steinperistase auftrat,
erfuhr damit eine Steigerung: Das aitolische Heiligtum wurde zudem die
Stätte der Erstgeburt des dorischen Triglyphen- und Metopenfrieses. Die
Platten wiesen in der Tat an ihrem oberen Rand zwei zahnartige
Vorsprünge, die auf eine Befestigung an einem Rahmen hindeuteten, d. h.
auch auf die Möglichkeit ihrer Zugehörigkeit zu einer größeren Struktur.
Außerdem war das Bildfeld jeweils von einem breiten Streifen umrandet,
was den Schluss nahe legte, dass die Platten durch Zwischenglieder getrennt
sein mussten. Diese Details geben aber keinen dorischen Fries her, höchstens
die Fortsetzung und Vervollkommnung der zuerst beim Poseidontempel von
Isthmia aufgekommenen Praxis der Wandbemalung, die hier, in Thermos, eine
dauerhaftere Ausdrucksform (Terrakottaplatten im Holzrahmen oder als Füllungen
eines größeren, womöglich in die Wand eingesenkten Holzgerüsts – dafür
spräche das fast einheitliche Format der Platten) gefunden hatte. (Abbildung
16) |
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Abbildung 17: Tempel des Apollon, Thermos. Proitiden-„Metope“ |
Im Bericht
zum Apollontempel zu Thermos, der in Antike Denkmäler 1908 aufgenommen wurde,
äußerten sich Sotiriadis und Kawerau mitunter zur Ikonographie der so genannten
Metopen des Tempels. Auf einer davon (sie bestand aus fünf Bruchstücken)
identifizierten sie zwei thronende Gestalten
Sie
erwähnten nicht, dass durch das Hochhalten ihrer Gewänder sich die beiden
Figuren – wie in der ebenfalls im Bericht aufgenommenen Abbildung recht
deutlich zu erkennen ist – entblößen. (Abildung 17), Taf.
52A, 5,
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/ad1908/0113 [13.05.2008])
Die Unschlüssigkeit bei der Identifizierung der beiden Gestalten blieb
eine Zeitlang bestehen.[78]
Schließlich wurden die beiden Figuren als Proitiden erkannt.[79]
Apollodoros erzählt die Sage nach, die über den Hintergrund der
Darstellung aufklärt: Die drei Töchter des Königs von Tyrins (in dessen
Herrschaftsbereich auch das argivische Heraheiligtum gehörte), Lysippe, Iphinoe
und Iphianassa fielen, als sie das Erwachsenenalter erreichten, „in
Raserei, weil sie, nach Hesiod, die Mysterien des Dionysos verweigerten;
nach Akusilaos, weil sie Heras Holzbild missachteten“ (2, 26). Die
zweite von Apollodoros erwähnte Quelle ist von besonderem Interesse, da
sie wieder einmal die Spannung zwischen Abstraktion und Figürlichkeit
thematisiert. Heras Kultbild war ein kaum gestaltetes Stück Holz, das
seine Kraft bestimmt nicht der Erfüllung eines (anthropomorphen) Schönheitsideals
zu verdanken hatte.[80]
Dass es die drei Töchter missachteten, es sogar nach einer anderen Variante
der Sage[81]
mit ihrer eigenen Schönheit verglichen und es daher für minderwertig hielten,
impliziert gleichwohl, dass sie im Prinzip von der Statue eine Formvollendung
erwarteten, die der Vollkommenheit der Göttin entspräche und dass sie
sich zur Hybris nur dann verführen ließen, als sie feststellten, dass
Erwartung und Erfahrung auseinanderklafften. Diese Variante der Sage muss
also zu einer Zeit entstanden sein, in der die naturalistische Menschendarstellung
in der antiken Kunst sich bereits durchgesetzt hatte. Dies war zu Hesiods
Zeit noch nicht der Fall, doch aber längst in der Periode, in der Akusilaos
(Ende des 6. / Anfang des 5. Jahrhunderts) schrieb, während im historischen
Kontext von Thermos der Naturalismus noch das Gehen lernte. Nur
zwei der Proitiden überlebten die Strafe der Göttin. Nach Pausanias landeten
sie in Sikyon, der Heimat jenes Töpfers, der nach Plinius das tönerne
Reliefportrait erfand. Zwischen Sikyon und Titane, nahe am Meer, so Pausanias,
stiftete Proitos der Vater der drei Prinzessinnen ein Heraheiligtum (2,
12, 1) und in der Agora von Sikyon eins für Apollon (2, 7, 7). In Argos
lieferte die Sage der Proitiden den Hintergrund eines Festes mit dem Namen
Agronia oder Agrania.[82]
und
dass demzufolge die architektonisierte Menschenfigur niemals mit der materialisierten
Gestalt der Götter, welche Form sie immer auch annimmt, in Konkurrenz
treten darf. Darin liegt womöglich der Grund für die abstrakte Form der
Säule, selbst wenn sie auf den menschlichen Körper verweist; daher auch
die Kurzlebigkeit der Dachantefixe und ihres Antidots in Form einer bemalten
Tonplatte, die genauso wie jene den Tempel schmückte, der das Gottesidol
in sich barg; daher schließlich die Seltenheit des Vorkommens anthropomorpher
Stützfiguren in der griechschen Tempelarchitektur.
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Abbildungsnachweis:
Anmerkungen:
[1] Nach der Übersetzung von J. J. C. Donner, neu bearbeitet von Curt Woyte. Stuttgart 1966 (1952). [2] Alle Vitruv-Zitate nach der Übersetzung von Curt Fensterbusch. Wenn nicht anders angegeben, stammen die Zitatübersetzungen aus dem Griechischen und Englischen vom Autor. [3] Charles Picard (CRAcInscr 1935, 215ff.) übersetzt Pausanias’ „επί των κιόνων“ mit „an den Säulen“. Zit. nach: Schmidt-Colinet (1977), S. 55. [4] Xen. Hell. 6, 5, 25 und 7, 1, 28. [5] Eine andere Auffassung vertritt in dieser Frage Hugh Plommer, der Vitruvs Verzicht auf eine Erwähnung der Karyatiden im Zusammenhang mit seiner Proportionslehre darauf zurückführt, dass für den römischen Theoretiker Säule und menschengestaltige Stützfigur beliebig austauschbar waren. Plommer (1979), S. 98 f. [6] Die Zitate aus Pausanias’ Beschreibung Griechenlands erscheinen in der Übersetzung Ernst Meyers. Zusätzlich wurde der griechische Text benutzt. [7] Vgl.: Ρωμαίος (1958). [8] Lact. Zu Stat. Theb. 4, 225. [9] „…omnis chorus in arborem nucis fugit et in ramo eius pependit“, lautet die entsprechende Stelle des Laktanz. Aus welchem Grund Nilsson im Wort pependit (aus pendeo = an die Waage hängen) eine Verwandlung hineinliest, bleibt unklar. Vgl.: Nilsson (1995), S. 196 f. [10] Seaford (2003), S. 464 ff. Die von Seaford suggerierte Vergewaltigungsdrohung geht aus den Texten nicht hervor. Offensichtlich ließ er sich zu seiner Vermutung von einem anderen Erhängungsmythos, den Aspalis Mythos, inspirieren. [11] Plutarch, Artaxerxes 18; Plinius d. Ä., N. H. 36, 23; Athaenaeus, VI, 241d. [12] Drerup (1975-76). [13] Schmidt-Colinet (1977), S. 49. [14] Michelis (1972). S. 193. Einen Gegenstandpunkt vertritt Vickers, der die positive Deutung der Karyatiden des Erechtheion auf den Philhellenismus des 19. Jahrhunderts zurückführt: Vickers (1985). Eine Mittelstellung nimmt die Position Ridgways an: „Yet to my mind, the figures themselves express no message, whether negative or positive, and appear relaxed in supporting their relatively light weight.” Vgl.: Ridgway (1999), S. 146. Das was Michelis als „scheinbare Neigung des Körpers nach hinten“ sieht, ist in Wirklichkeit eine leichte Neigung der Körperachsen der Koren nach außen bzw. nach vorne, die der üblichen griechischen Praxis der Einwärtsneigung der Tempelsäulen widerspricht. Vgl. dazu: Lauter (1976), S. 12f. Siehe auch: Gruben (2001), S. 219. [15] Xen. Hell. 1, 6, 1. [16] Paus. 1. 26-27. In seinem Bericht bezeichnet Pausanias nur den Westteil des Bauwerks als Erechtheion; seinen Athena gewidmeten Ostteil hingegen als „Tempel der Polias“. So erstaunlich es auch sein mag, findet Pausanias es überflüssig zu erwähnen, dass das „Erechtheion genannte Gebäude (οίκημα)“ und der „Tempel (ναός) der Polias“ Teile ein und desselben Bauwerks waren. Eine Aussage von Strabo (9. 1. 16), die in seinem sonst spärlichen Bericht über die Akropolis enthalten ist, hat dieses Problem recht frühzeitig gelöst. Über die Austauschbarkeit der Wörter Gebäude (οίκημα) und Tempel (ναός) vgl.: Κοντολέων (1949), S. 40 f. [17] Wie Kontoleon mit Bezugnahme auf Nilsson (M. P. Nilsson, Min.-Myc. Religion 491-2) anmerkt, handelte es sich bei Kekrops und Erechtheus womöglich um die Verdoppelung einer ursprünglich singulären Figur – beide galten jedenfalls als Anführer und Heroen der Polis und als Quelle ihrer Kraft. Kontoleon (1949), S. 9. [18] Doch anders als die Korenhalle harmoniert die Nordhalle hinsichtlich der Höhe mit dem restlichen Gebäude, dessen Fries sie auch aufnimmt und fortsetzt. [19] Gruben (2001), S. 212 f. Siehe auch: Scholl (1998), S. 51 ff. [20] Hurwit (2004), S. 179. [21] Vgl.: Schneider / Höcker (2001), S. 179 f. [22] Vgl.: Schmidt-Colinet (1977), S. 107 f. Ferner: Schmidt (1982), S. 83. Lauter kritisiert die These von Kontoleon, der (im Anschluss an Tetáz und Dörpfeld) die Korenhalle als Mal über dem Kekropsgrab deutet, und hält die Arrhephorenvariante als die wahrscheinlichste. Demgemäß wäre die Halle Austragungsort nächtlicher Zeremonien der Arrhephorie. Lauter stützt seine Vermutung auf Pausanias und dessen Beschreibung des Arrhephorenkultes. Pausanias erwähnt dabei das „nicht weit vom Tempel der Polias“ entfernte Arrhephorenhaus auf der Akropolis und dessen unterirdische Verbindung mit dem Aphroditeheiligtum. Aber er hält die Korenhalle des Erechtheion für keinen einzigen Wortes würdig. Dies scheint paradox, wäre aber in doppelter Hinsicht unerklärlich, wenn sich bei der Prostase tatsächlich um den Ort der Arrhephorenriten gehandelt hätte: Lauter (1976), S.10 und 15f. Ein anderer Schönheitsfehler dieser Deutung wäre das Alter der Koren. Arrhephoren waren 7-11jährig (Oxford Classical Dictionary, Artikel: Arrephoria). [23] Schmidt (1982), S. 84. Wesenberg fügt ein zusätzliches Argument, das für diese Deutung spricht, hinzu: „Die sehr allgemeine Bezeichnung der Stützfiguren als ‚Korai’ im Bericht der Erechtheionkommission von 409/08 … scheint anzuzeigen, dass einer ikonographischen Bestimmung der Statuen keine besondere Beachtung geschenkt wird“: Wesenberg (1984), S. 180 (mit Bezug auf IG I2 372 Z.86). [24] Vgl. auch: Schmidt (1982), S. 82 und 84. [25] Die Säulen einer „echten“ Peristase würden unmittelbar aus dem Stylobat herauswachsen. Die Koren stehen hingegen auf einer Sockelmauer. Es ist oft darauf hingewiesen worden, dass eine akzeptable Dimensionierung und Proportionierung der Prostase und ihrer Teile dem Architekten keine andere Möglichkeit ließ, als die Höhe der Koren zu verringern und sie auf den Sockel zu stellen. Ein ähnliches Prinzip wandte der Architekt im Übrigen auch bei der Gestaltung der Westfront des Erechtheion. Um brauchbare Säulenhöhen und –dicken zu erhalten, hatte er die Fassade zweigeschossig konzipiert, obwohl sich hinter ihr ein eingeschossiger Raum verbarg. [26] Platte II und Platte VII des Ostfrieses. Die Ähnlichkeit bezieht sich auf ihre Körperhaltung und Kleidung wie auch auf das von einigen von ihnen getragene Gerät. Konkret handelt es sich dabei um Phialen (Opferschalen). Dass auch die Erechtheionkoren solche Schalen trugen, kann wegen ihrer nunmehr fehlenden Arme nicht aus den Figuren selbst, sondern aus originalgetreuen römischen Kopien der Koren ermittelt werden. Solche befanden sich im Attikageschoss der Säulenhallen des Augustusforums in Rom und in der Villa Hadriana in Tivoli. [27] Diese Bemerkung ist allerdings nicht hinsichtlich der Ikonographie der Koren von Belang, sondern eher derjenigen ihres Äquivalents: der Säulen, berührt mithin das Problem der ikonographischen Bestimmung der Peristase als typisches Charakteristikum des griechischen Tempels im Allgemeinen. Die Erörterung dieser Frage ist aber nicht Gegenstand dieses Aufsatzes. Es ist hier auch nicht der Ort, auf die über die ikonographische Bedeutung des Parthenonfrieses entbrannte Debatte einzugehen. Vgl.: Connelly (1996). [28] Kontoleon (1949), S. 86. [29] Kontoleon (1949), S. 75. [30] Schmidt-Colinet (1977), S. 109. [31] Die nicht menschenähnlichen Gestalten sind von mehreren Kommentatoren auch als Stützfiguren gedeutet worden, was allerdings nicht unangefochten geblieben ist. [32] Quatremère de Quincy (1814). [33] Furtwängler präsentierte, nach seinen eigenen Worten, diese Rekonstruktion, („aufgrund von Pausanias“ und von Erkenntnissen vor Ort im Jahre 1878) an die Öffentlichkeit im Februar 1885 [Fiechter (1918), S. 107 f.]. Dieselbe Rekonstruktion verwendete er in einer Publikation im Jahre 1893 wieder [Furtwängler (1893), S. 706]. [34] Fiechter (1918), S. 166 ff. [35] Fiechter (1918), S. 176. [36] Fiechter (1918), S. 187. [37] Fiechter (1918), S. 191 und Tafel 19. [38] Fiechter (1918), Tafel 20. [39] Buschor (1927). Vgl. auch: Buschor (1941), S. 36. [40] Anders verhält es sich mit der Apollonstatue. Nicht nur die Beschreibung Pausanias’ ist hier präziser; spartanische Münzen und ein Weihrelief vermitteln eine deutliche Vorstellung des kolossalen Standbildes: Burkert (1977), S. 15. [41] Buschor (1927), S. 11. Zu Amyklai schreibt Walter Burkert: „Hyakinthos, Gott und Blume zugleich, ist im griechischen Mythos ein von Apollon geliebter Jüngling, den der Gott mit einem Diskoswurf getötet hat; er wird in Amyklai, dem vordorischen Königsort, als Unterirdischer verehrt und gilt doch zugleich als in den Himmel eingegangen“. Und mit Bezug auf die Verbindung von Götterstatue und Heroengrab in Amyklai: „Im Mythos haben die Götter dementsprechend oft einen sterblichen Doppelgänger, der dem Gott fast zum Verwechseln ähnlich wird, nur dass er vom Tod gezeichnet, ja vom Gott selbst getötet ist: wie Hyakinthos neben Apollon, steht Iphigeneia neben Artemis, Erechtheus neben Poseidon.“ Burkert (1977), S. 47 bzw. 311. [42] Osborne (1996), Kap. 9. [43] Vgl. dazu zuletzt und ausführlich: Rhodes (1995). [44] Ein typisches Beispiel dafür ist Heiner Knells Beschreibung der „Skulpturen des Schatzhauses von Siphnos“. Ausführlich wird das ikonographische Programm des Frieses und der Tympana erläutert. Das Vorhandensein der beiden Mädchenstatuen wird hingegen lediglich erwähnt und ansonsten der Eindruck vermittelt, als spielten sie in der plastischen Ausstattung des Bauwerks überhaupt keine Rolle: Knell (1998), S. 24 ff. [45] Daux / Hansen (1987). [46] Neer (2001), S. 315 ff. [47] Vgl. beispielsweise Martini (1990).Vor allem wendet sich Martini – sich dabei von Francis/Vickers (s. u.) distanzierend – gegen die These, dass die tektonische Funktion eine Symbolik von Knechtschaft und Unterwerfung impliziert. [48] Schmidt (1982), S. 72 f. Siehe auch: Boardman (2002), S. 158. [49] Nach der Übersetzung von Ludwig Wolde. Zur Frage der Datierung des Neoptolemos-Kults s. Nilsson (1995), S. 461 f.
[50]
Mit ziemlicher Sicherheit ist
das Entstehungsdatum nur eines einzigen Schatzhauses bekannt, desjenigen
der Siphnier. Es muss errichtet worden sein kurz bevor samische Invasoren
im Jahre 525 die bis dahin dank ihrer Silber- und Goldminen prosperierende
Insel Siphnos überfielen. (Herodot, III, 57). Der Versuch einer Datierung
des Schatzhauses in die Zeit nach den Perserkriegen, die Francis und
Vickers unternahmen, um mitunter die Vitruvschen Karyatiden-Aussage
mit den Stützfiguren des Siphnierthesauros in Einklang zu bringen,
hat sich nicht durchgesetzt. Siehe vor allem: Francis / Vickers (1983);
Vickers (1985). Für eine Bibliographie der einschlägigen Debatte,
s. Kokkinos, [51] Siehe Rekonstruktionsskizzen von Dinsmoor der Thesauroi von Knidos, Massalia und Siphnos in: Dinsmoor (1975), S. 138. [52] Eine Ausnahme ist das wahrscheinlich nach 548 errichtete Schatzhaus von Massalia, das sich im Bezirk der Athena Pronaia befand. [53] Er bezog sich dabei wohl auf den dritten Apollontempel, der nach einem Brand des zweiten 525-505 errichteten Hauses in den Jahren 369-330 neu erbaut wurde. [54] Vgl. dazu: Harrison (1903), S. 389 ff. [55] Vgl. dazu: Themelis (1983), S. 6. [56] Burkert (1977), S. 342 f. [57] Siehe: Schmidt (1982), S. 78 und Anm. 423. Schmidt spricht die Mädchenfiguren am Kopfaufsatz der Ex-Knidierin als Musen an, ohne jedoch die Verknüpfung mit dem Apollontempel herzustellen. [58] Beim ionischen Schatzhaus der Siphnier wird mittels der Stützfigurenausstattung der dionysische Bereich berührt. Eine Inschrift am ebenfalls ionischen Schatzhaus der Knidier verkündet, dass sowohl das Haus selbst als auch die Standbilder (αγάλματα) dem pythischen Apollon gewidmet seien. Siehe Gruben (2001), S. 83. [59] Aesch. Eum. 1-8. [60] Hom. Hymn. Apoll. 302. [61] Nach Winter handelt es sich dabei um das nordwestgriechische Dachsystem. Von Winter sind die hier benutzten Datierungen übernommen. Winter (1993), besonders S. 110-133. [62] Σωτηριάδης (1900). [63] Koch (1914), S. 251. [64] Sotiriadis / Kawerau, (1908). Eine erste, recht lückenhafte Beschreibung der Terrakottaplatten findet sich bereits in Σωτηριάδης (1903). [65] Koch (1914), S. 237 ff. Vgl. dazu auch Koch (1915), S. 51-74. [66] Ρωμαίος (1915), 225-279. Vgl.: AA (1913), Beiblatt 2, 98 f. [67] Vgl. Winter (1993). [68] Sotiriadis / Kawerau (1908). [69] Gruben (2001), S. 35. [70] Beyer (1972). [71] Kalpaxis (1974). [72] Dinsmoor (1975), S. 51. [73] Lawrence (1996), S. 66. [74] Auch neuere Rekonstruktionen des frühen Tempels folgen paradoxerweise dem von Sotiriadis vorgegebenen Weg. Vgl.: Waele (1995), S. 85-98. [75] Nach Koch ging die Tradition auch im Falle der Antefixe auf Korinth zurück. Gestützt auf Plinius (Plin, n.h. 35, 151) nannte auch er den in Korinth tätigen siykyonischen Töpfer Butades als Erfinder der tönernen Reliefportraits. Das erste davon, ein Bildnis des scheidenden Geliebten seiner Tochter, soll bis zur Zerstörung Korinths in einem Nymphenheiligtum der Stadt existiert haben [Koch (1915), S. 112; Thieme Becker (Robert), 5, 298]. Den korinthischen Einfluss sowohl bei den Antefixen als auch bei den bemalten Tonplatten stellte Madeleine Mertens-Horn in Frage. Eine Reihe von hauptsächlich stilistischen und ikonographischen Vergleichen und Bemerkungen zu den Inschriften der Tonplatten führten sie zum Ergebnis, dass die Bemalung der Platten als aitolisch anzusprechen sei; sie räumte aber gleichzeitig ein, dass der Maler von Thermos in argivischen Werkstätten ausgebildet worden sein könnte. Hinsichtlich sowohl der ältesten Antefixfragmente als auch der jüngeren „Göttinnenköpfe“ des Daches II vermutete Mertens-Horn einen ebenfalls argivischen Hintergrund. Mertens-Horn (1978). Zur Gegenposition s. Heiden (1987), S. 53 ff. [76] Koch (1914), S. 239. [77] Etwa zeitgleich entstanden der dritte Heratempel auf Samos als ionischer Dipteros und der Apollontempel von Syrakus als dorischer hexastyler Peripteros. [78] Vgl. z.B. Payne (1926). Payne fragt sich sogar, ob diese Platte in denselben Zusammenhang gehöre wie die anderen. [79] Dörig (1966), S. 94. Dörig vergleicht die Thermos Darstellung mit dem Elfenbeinstatuettenpaar aus dem zweiten Viertel des 7. Jahrhunderts, das sich im New Yorker Metropolitan Museum befindet: s. Tafel 65. Vgl. auch: Boardman (1991), S. 41, Abb. 39. [80] Pausanias spricht von einer Statue „aus dem Holz eines wilden Birnbaums gemacht“ – einem „nicht großen Sitzbild“ (2, 17, 5). [81] Serv. ad Virg. Eclog. VI. 48.
[82]
Nilsson (1995), S. 271 ff.
Vgl. auch: Baudy, [83] Vernant (1989), S. 18-47. [84] Mertens-Horn (1978), 63 f. Bei ihren Überlegungen stützt sich Mertens-Horn auf den ausführlichen Grabungsbericht der Britischen Archäologischen Schule in Sparta, Dawkins (1929). [85] Nilsson (1995), S. 234.
[86]
Σωτηριάδης
(1900), S. 202.
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