8. Jg., Heft 2 (März 2004)    

 

___Christine Edmaier
Berlin
  „denn wer will sagen, was Schönheit sei“
Zuständigkeit und Legitimation einer elitären Ästhetik

bild01.jpg (26363 Byte)

bild02.jpg (30786 Byte)

bild03.jpg (27496 Byte)

bild04.jpg (35615 Byte)

bild05.jpg (19986 Byte)

bild06.jpg (21717 Byte)

 

„Denn wer will sagen, was Schönheit sei“.– Dieser Frage will ich mich nicht als Architektin und Städtebauerin widmen – das habe ich in Cottbus vor längerer Zeit auch schon einmal getan – sondern als Landesvorsitzende des ‚Bundes deutscher Architekten’ Berlin, besser unter BDA bekannt. Der BDA, das wissen die meisten, ist gerade 100 Jahre alt geworden und gerade noch der Insolvenz entkommen. Er hat aufgrund des schlecht besuchten Weltarchitektenkongresses in Berlin nun einen hohen Schuldenberg abzutragen.
Aber das soll heute nicht das Thema sein.

Mein Vortag gliedert sich in drei Teile: zunächst werde ich das „Wesen“ des BDA versuchen, ein bisschen zu ergründen und für die, die diesen Verband nicht so genau kennen, beschreiben.
Danach werde ich anhand eines Exkurses in die Welt der Oper einige wesentliche Probleme ästhetischer Auswahlprozesse aufzeigen.
Die Schlussbetrachtung wird den BDA ins Verhältnis zu anderen Institutionen mit ähnlichen Zielen setzen.

Ursprünglich sollte der heutige Vortrag heißen: „Von Bünden, Beckmessern und Baukultur“. Ich habe dann aber doch den etwas akademischeren Titel gewählt.
Unabhängig von meinem Beitrag hier wurde gerade vor einigen Wochen im fernen Baden-Württemberg anlässlich einer BDA-Preisverleihung ein viel beachteter Festvortrag von dem Stuttgarter Architekten Arno Lederer unter dem Titel: „Brauchen wir Bünde?“ gehalten.
Darin analysiert er im weiten Bogen vom BDM – Bund deutscher Mädchen bis zum alttestamentarischen Bund Gottes mit den Nachkommen Moses die Bedeutung des Wortes Bund. Er kommt zu dem Fazit „Gebündelt wird wegen der Idee, der Bund ist ein geistiges Konstrukt – Dienen die Mitglieder der Idee, wird der Bund Erfolg haben. Andernfalls wird er scheitern, denn nur die Idee hält den Bund am Leben.“

Was aber ist die Idee des BDA? In der Satzung heißt es lapidar:

Zielsetzung des BDA ist die Qualität des Planens und Bauens in Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt.

In den BDA wird berufen:

Architekten und Stadtplaner, die in Eigenverantwortung ihre Tätigkeit ausüben....

Voraussetzungen sind Persönliche Integrität, überdurchschnittliche durch eigene Arbeiten nachgewiesene berufliche Befähigung; persönliche Einstellung zum Beruf, die mit den Zielen des BDA übereinstimmt.

Die Mitglieder des BDA werden durch einen Berufungsausschuss ausgewählt – Kriterien gibt es außer den eben genannten keine. Man könnte es auch vereinfacht ausdrücken: Die drin sind, entscheiden wer reinkommt. Und das ist keineswegs jeder. Auch in Zeiten knapper finanzieller Mittel wurden zum Beispiel bei uns in Berlin mehr Bewerber abgelehnt als für aufnahmefähig befunden. Genau genommen soll sich sowieso keiner für eine Mitgliedschaft  bewerben – in den BDA wird man schließlich berufen.

Ob es so etwas wie allgemeingültige ästhetische Kriterien gibt, darüber will ich jetzt nicht sinnieren. Stattdessen habe ich einen kleinen Test vorbereitet, der uns vielleicht darüber Auskunft geben kann. Ich zeige im Folgenden sechs Beispiele von realisierten Bauwerken.
Zwei Entwurfsverfasser davon waren als BDA-Mitglied abgelehnt worden, die vier anderen sind bzw. waren BDA-Mitglieder. Ich werde jetzt Kärtchen austeilen, auf die dann bitte jeder Konferenzteilnehmer diejenigen Architekten, also Architekt A, B, C, D, E, F aufschreiben soll, die er nach diesen Fotos in den BDA berufen würde.
An einer anderen Stelle meines Vortrags werden wir das Ergebnis dann ausgezählt haben. Jeder kann so viele Architekten nennen, wie er von den sechs in den BDA aufnehmen würde.

    Natürlich erinnert dieses Prinzip auch an eine andere Einrichtung, die wir aus dem Mittelalter kennen: die Zunft. Eine Zunft besteht aus Meistern. Wenn einer sein Meisterstück abgeliefert hat, und es als solches akzeptiert wird, regeln die bereits als Meister ausgewiesenen die Mitgliedschaft. Dazu ein kleiner Exkurs zu einer Oper, die etwas zu Unrecht einen schlechten Beigeschmack hat – war sie doch die Lieblingsoper des so genannten Führers. (Warum sie seine Lieblingsoper war werden wir vielleicht noch erkennen können) Ich meine die Oper: „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner, Uraufführung 1870, also 33 Jahre, bevor der BDA gegründet wurde.

Wagner hat ja auch die Handlung und die Texte zu seinen Opern selbst geschrieben – sie gelten teilweise als schlecht – während seine Musik über solche Zweifel wohl erhaben ist.
Dennoch ist die gerade Handlung dieser Oper hier für uns von Interesse. Eine ihrer Figuren, der Beckmesser ist sprichwörtlich geworden – schauen wir also ein wenig nach, woher das kommt:
 
bild07.jpg (158135 Byte)  

Ort der Handlung ist Nürnberg, die deutsche Stadt im Mittelalter schlechthin. Zur Diskussion steht nicht Architektur sondern Meister-Gesang. Es gibt eine Zunft der Meistersinger, ihr geistiges Oberhaupt ist Hans Sachs, Beckmesser ist der Name des so genannten „Merkers“, der auf die Einhaltung der Regeln achten muss, ein angesehenes, wenngleich etwas hölzernes Mitglied des Rates. Ich möchte hier gar nicht zu sehr auf die Handlung im Einzelnen eingehen. Die Hand der schönen Tochter und Alleinerbin eines Zunftmitglieds soll bei einem Gesangswettbewerb zu gewinnen sein, ich beginne mit der Szene, in der dies innerhalb der Zunft diskutiert wird.
 

Pogner: Ein Meistersinger muß er sein, nur wen Ihr krönt den soll sie frein.....

Sachs: Wollt Ihr nun vor dem Volle zeigen, wie hoch die Kunst Ihr ehrt,

            Und laßt Ihr dem Kind die Wahl zu eigen,wollt nicht daß dem Spruch es wehrt

            So laßt das Volk auch Richter sein, mit dem Kind stimmt´s sicher überein.....

Alle Meister: Das Volk? Ja das wäre schön! Ade dann Kunst und Meistertön´!.......

Sachs: Gesteht ich kenn´ die Regeln gut, und daß die Zunft die Regeln bewahr, bemüh ich mich schon manches Jahr. Doch einmal im Jahr fänd ich´s weise, daß man die Regeln selbst probier, ob in der Gewohnheit trägem Gleise, ihr Kraft und Leben sich nicht verlier´: und ob Ihr der Natur noch seid auf der rechten Spur, das sagt Euch nur, wird nichts weiß von der Tabulatur.

Zitat S. 22-25 Reclam, Stuttgart Ausgabe1988

 

Ein junger Adliger Walter von Stolzing hat sich in die Tochter verliebt – und um sie zu bekommen, muss er sich am Gesangswettbewerb beteiligen, obwohl er nicht zur Zunft der Meistersinger gehört. Er macht einen Schnellkurs bei Hans Sachs, um die Regeln zu beherrschen und komponiert ein ganz neuartiges Lied. Durch etliche Verwirrungen kommt seine Komposition in die Hände des Beckmessers, der schon lange Absichten auf die Braut hat.
 

bild08.jpg (140889 Byte)  

Am Johannistag beim großen Wettbewerb unter Beteiligung des Volkes schließlich singt er dieses Lied – und da er seine neuartige Tonalität (die natürlich diejenige Wagners symbolisiert) aufgrund seiner handwerklich soliden Ausbildung nicht versteht, macht er sich völlig lächerlich – eine geradezu dadaistische Einlage. Nun verweist Hans Sachs auf den wirklichen Urheber und Walter von Stolzing singt sein Lied selbst. Jetzt die Überraschung:
Das Volk ist begeistert, die Meistersinger auch, außer natürlich Beckmesser, und sie kommen zu dem Ergebnis: „s ist kühn und seltsam, das ist wohl wahr, doch wohlgereimt und singebar! Sehr seltsam!, sehr kühn!“

Nun wird Walter von Stolzing die Mitgliedschaft bei den Meistersingern angeboten und damit die Hand Evas, doch sehen wir seine Antwort:


Walther: Nicht Meister, nein (er blickt zärtlich auf Eva), will ohne Meister selig sein!

Sachs: Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst! Was ihnen hoch zum Lobe spricht, fiel reichlich Euch zur Gunst! Nicht Euren Ahnen, noch so wert, nicht Eurem Wappen, Speer noch Schwert, daß Ihr ein Dichter seid, ein Meister Euch gefreit, dem dankt Ihr heut Eu´r höchstes Glück.

Zitat S. 103/104 Reclam, Stuttgart Ausgabe1988

 

Warum dieser Exkurs zu einer eher etwas anrüchigen Oper aus dem vorletzten Jahrhundert, die schon damals einer längst verlorenen Zeit nachtrauert? Weil das Problem, um das sie kreist, in meinen Augen auch heute ganz aktuell ist, nämlich: „wer aber will sagen, was Schönheit sei“. Ästhetische, städtebauliche, ja sogar funktionale Qualität ist nicht messbar. Für die Beurteilung von Baukunst ist es schwer, ein Regelwerk zu erstellen, was gute Architektur ist und was nicht – jede Miss-Universum Wahl ist einfacher: Hier gibt es verbindliche Anhaltspunkte wie Hüft- und Oberweite – in der Architektur haben wir nicht einmal so etwas. Eine Aufstellung und Überwachung von Regeln, ähnlich dem so genannten „Merkerwerk“, in dem Beckmesser sitzt, um die „sachliche Richtigkeit“ des Liedvortrags zu messen, sie versagen angesichts ästhetischer Urteile - um so mehr, wenn es um Neuerungen geht (und Wagner war selbst, das sollten wir nicht vergessen, ein großer Neuerer, der von den Akademischen Komponisten seiner Zeit angefeindet wurde).
Das Volk soll nach der damals modernen, weil demokratischen Meinung von Hans Sachs und damit sicher auch nach der Meinung Wagners das letzte Wort haben. “und ob ihr der Natur noch seid auf rechter Spur, das sagt Euch nur, wer nichts weiß von der Tabulatur“, reimt er etwas holperig.

Wagner verlässt sich auf die unverdorbene Meinung des Volkes. Was heißt das für die Baukultur, die sich ja immer wieder über Auswahlprozesse selbst legitimieren muss: die Urteile der Fachwelt müssen immer wieder an dem Urteil der Bürger, der Nutzer, der Verbraucher gemessen werden, damit man auf der rechten Spur bleibt. Ein schwieriger Anspruch. Als das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin fertig war, veranstalteten die Berliner einen spontanen Fackelzug zur Feier Schinkels. Heute hätten sie vermutlich Friedensreich Hundertwasser auf den Schild gehoben, wenn sie sich überhaupt für das Thema interessierten – oder ist das zu pessimistisch?
 

bild09.jpg (417236 Byte)
 
  Architekten müssen sich Urteilen ausliefern – vom Architektenwettbewerb für das zu Bauende über die Preisverleihung für Fertiggestelltes bis zur Mitgliedschaft in einem Eliteverband. Die Gefahr für die Urteilenden, beckmesserisch zu sein, das Bewährte, Akademische zu honorieren und das Neue zu übersehen, besteht dabei immer. In Wagners Oper setzt sich das wirklich Gute und Innovative, das Gelungene beim Volk und beim Fachpublikum gleichermaßen durch. Natürlich handelt es sich dabei um eine Utopie, aber es gibt es auch Beispiele dafür, dass eine solche allgemeine Anerkennung Realität werden kann: Wer würde, auch aus dem Nicht-Fachpublikum ernsthaft die Qualität von Scharouns Philharmonie oder Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon anzweifeln.
 
bild10.jpg (40621 Byte)  

Meine These ist, dass gerade in der deutschen Kulturszene im 20. Jahrhundert – im Gegensatz z. B. zur Pop-Art-Bewegung in Amerika – die Anerkennung durch das so genannte Volk auf viele zeitgenössische Meister keine Faszination mehr ausübt. Möglicherweise lässt sich hier ein Zusammenhang zwischen Wagners gescheiterter Utopie, Hitlers bekannter, außerordentlicher Wertschätzung genau dieser Oper und dem Volk, das dem Führer bedingungslos folgte, konstruieren. Das Urteil des Volkes hat sozusagen in Deutschland ein Stück weit seine Legitimation verloren, und die elitäre Ästhetik der Moderne wird durch diese historische Notwendigkeit begründbar.

Qualitätskontrolle, die Auszeichnung des Besonderen, des Herausragenden, gehört zu den wichtigsten Aufgaben nicht nur einer mittelalterlichen, sondern auch einer modernen Gesellschaft, und das gilt für den Sport wie für die Baukultur. Der BDA sieht darin eine seiner Hauptaufgaben und sollte sich in dieser Auffassung nicht beirren lassen. Er vertritt selbstverständlich eine elitäre Ästhetik – indem er sich auf das Urteil der ausgewiesenen Meister verlässt. Bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften stimmt ebenfalls eine Fachjury und nicht die Zuschauer ab, wenngleich der Beifall vielleicht Einfluss darauf hat.
Jetzt würde ich gerne zum Ergebnis unserer kleinen Test-Abstimmung kommen und es mit den tatsächlich in den BDA berufenen Mitgliedern vergleichen.

Zuletzt will ich, wie angekündigt, eine Art Vergleich und auch Abgrenzung des BDA zur Architektenkammer und danach auch zur Bundesstiftung Baukultur versuchen:
Heute wird die Mitgliedschaft in einer Handwerks- genauso wie in der Architektenkammer, im Gegensatz zum mittelalterlichen Zunftwesen nur noch bürokratisch geregelt, nicht zuletzt deshalb, weil eine objektive Qualitätskontrolle als unmöglich erkannt wird. Unser Wirtschaftsminister ist gerade dabei, für die Handwerker die Voraussetzung des Meisters abzuschaffen. Vielleicht hat er damit sogar in gewissem Sinn Recht. Wo kein nachweislicher Verbraucherschutz mehr besteht, sondern ein Diplomzeugnis und 2 Jahre Praxis genug sind, fehlt die Begründung und Legitimation einer solchen Institution – so dass der Staat als Gesetzgeber dafür nicht mehr zuständig ist.

Auch hierzu ein Beispiel zur Veranschaulichung: Die Architektenkammer Berlin, in der ich für den BDA in der so genannten Vertreterversammlung selbst aktives Mitglied bin, hat eine „Aktion Signum“ beschlossen. An sich eine gute Sache: Architekt und Bauherr sollen auf einer Tafel am Gebäude öffentlich bekannt gegeben werden.
Das edle Signum der Porzellanfirma KPM unterstellt allerdings möglicherweise für Laien, dass es sich hierbei um von der Architektenkammer als beispielhaft ausgezeichnete Bauten handeln könnte, obwohl dieses Schild jeder Architekt auf eigene, nicht ganz geringe Kosten anbringen lassen kann. Auf meine diesbezügliche Kritik, und die Frage, ob man ein solches Kammersignum nicht einer gewissen Qualitätsauswahl unterziehen müsse, wurde in der Vertreterversammlung vonseiten des Vorstandes der Kammer geantwortet: „Die Berliner Architektenkammer ist für alle Berliner Architekten da – sie darf keine Qualitätsunterschiede machen.“

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Eigentlich widerspricht sogar schon die Vor-Auswahl von den bei der jährlichen Ausstellung der Kammermitglieder gezeigten Projekten diesem Grundsatz der Gleichbehandlung. Es zeigt aber aus meiner Sicht auch ganz deutlich, dass die Ziele des BDA nicht in den Aufgaben der Kammer aufgehoben sind. Auch wenn die Kammer Mitinitiator der Initiative Baukultur ist, hat sie offensichtlich diesbezüglich keinen durchsetzbaren Qualitätsanspruch und zwar aufgrund ihrer eigenen Statuten nicht.

Die Initiative Baukultur andererseits hat, wie wir heute gehört haben, vieles aus der Tradition des BDA übernommen, indem z. B. ihr wichtigstes Gremium, der Konvent, über „Preisträger“ besetzt und legitimiert wird, ein elitäres Prinzip also. Dennoch gibt es einen grundlegenden Unterschied zum BDA: Diesem Konvent, der dann wiederum aus einem größeren Kreis ein Präsidium wählt, können nur Träger von Bundespreisen angehören. Der BDA hingegen ist vom Grundsatz her föderalistisch organisiert. Er hat seine Stärke vor Ort, in den Kreis-, Regional und Landesverbänden, wo Baukultur bis in den letzten Winkel der Provinz thematisiert wird. Der Bundesverband des BDA ist lediglich ein Zusammenschluss dieser Landesverbände und vergibt deshalb zum Beispiel ganz bewusst keinen eigenen bundesweiten Architekturpreis.
Diese Landespreise des BDA andererseits, wie der bereits erwähnte Hugo-Häring-Preis in Baden-Württemberg gehören zu den angesehensten und vor allem unabhängigsten Architekturpreisen in Deutschland, was zum Einen an der finanziellen Unabhängigkeit von Industrie und Bauwirtschaft, zum Andern an den prominenten und zumeist auswärtigen Jurymitgliedern liegt. Beim Berliner Architekturpreis sind von fünf Jurymitgliedern zwei ausdrücklich keine Architekten, womit wenigstens zum Teil dem oben Gesagten Rechnung getragen wird. In Bayern stimmt zwar nicht das Volk, aber alle BDA-Mitglieder schriftlich darüber ab, welcher der sieben von einer unabhängigen Jury Vorgeschlagenen zum Preisträger erkoren wird.

Eine Bundesstiftung Baukultur, die ausschließlich und ausdrücklich nur auf nationaler Ebene und mit nationalen Preisträgern und Organisationen operiert, wird vielleicht Gefahr laufen, irgendwelchen Zufälligkeiten ausgeliefert zu sein, weil sie nicht auf dem Fundament einer gleichwohl existierenden, breit angelegten Baukultur des Landes aufbauen kann. Darüber bitte ich die Initiatoren dieser Stiftung, die wir heute zum Teil unter uns haben, noch ein wenig nachzudenken. Das heißt natürlich nicht, dass der BDA die Initiative nicht begrüßen würde. Er kann sie nur begrüßen, da sie einerseits die gleichen Ziele verfolgt, andererseits darüber hinaus versucht, diese Idee in den politischen Machtbereich hineinzutragen. Es geht tatsächlich um die Frage der jeweiligen Legitimationsprozesse, die nicht zu vernachlässigen ist.

Die Frage also „wer aber will sagen, was Schönheit sei“ ist weiterhin wichtiger Streit- und Diskussionspunkt. Was Schönheit sei, werden wir nicht in einem Regelwerk nach Art des Beckmessers festlegen können. Wenn wir es dabei eines Tages auch wagen können, das Urteil den Laien, der Bevölkerung zu überlassen, dann haben wir eine gute Arbeit gemacht.

 


feedback

 


8. Jg., Heft 2 (März 2004)