From Outer Space:
Architekturtheorie außerhalb der Disziplin

10. Jg., Heft 1
September 2006
   

 

___Susanne Frank
Berlin
  Suburbias Frauen
am Rande oder im Zentrum der Gesellschaft? 

 

   

In den allgemeinen Diskussionen um den Zusammenhang von Stadtentwicklung und Geschlechterverhältnissen und besonders innerhalb der feministischen Stadtkritik spielen Begriff und Prozess, Ursachen und Auswirkungen der Suburbanisierung eine herausragende Rolle. An keinem anderen Siedlungstypus lässt sich eindrücklicher demonstrieren, dass Städte nicht geschlechterneutral konstruiert sind, sondern dass Annahmen über die Geschlechter und deren Rollen maßgeblich in die Anlage und Gestaltung der Städte eingehen. Die städtischen Strukturen machen sich ihrerseits wiederum als Voraussetzungen geltend, unter denen Geschlechterbeziehungen ausgehandelt werden.

Die Kritik am suburbanen Lebensmodell stand an der Wiege der urban gender studies, wie sie sich zu Beginn der 1970er Jahre zuerst in den USA und dann auch in den anderen westlichen Industrieländern formierten.
Seit diesen Anfängen wurde Suburbia hundertfach verworfen: „As mere geographical extension of our male-centered society, suburban environments offer a secondary place to women, a place inhibiting the full expression of the range of women‘s roles, activities, and interests“.[1] Die Analyse und Verdammung von Suburbia als „frauenfeindlicher Umgebung“, als ein Ort, der die gesellschaftliche Unterordnung, ja Unterdrückung von Frauen in Beton gießt, gehört heute zu den unhinterfragten Basisannahmen der kritischen und feministischen Stadtforschung.

Im Folgenden möchte ich zeigen, dass diese Sichtweise auf Suburbia einseitig ist. Sie ist das Ergebnis einer unzulässigen Verallgemeinerung der besonderen fordistischen Konstellation von Stadtentwicklung und Geschlechterbeziehungen auf die vorhergehende und die nachfolgende Periode. Die diachrone Betrachtung des suburbanen Siedlungstypus von seinen Anfängen im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit hinein macht deutlich, dass das Bild des „einen“, ewig gleichen, unveränderlichen Suburbia, wie es vor allem in feministischen Diskussionen gerne an- und aufgerufen wird, nicht nur historisch und empirisch falsch, sondern auch in theoretisch-konzeptioneller Hinsicht problematisch ist. Übersehen wird zum einen, dass sich die Bedeutung eines Raumes oder Ortes ebenso wie die für ihn charakteristische Beziehung von sozialräumlichen Strukturen und Geschlechterarrangements mit veränderten gesellschaftlichen Bedingungen ebenfalls grundlegend wandeln wird. So kann auch ein Ort, der sich rein äußerlich innerhalb von 30 Jahren nicht verändert hat, dennoch materiell und/oder symbolisch eine völlig andere stadt- und geschlechterbezogene Bedeutung erlangt haben. Zum anderen wird übersehen, dass die je historisch spezifische Bedeutung eines Raumes oder Ortes sich nicht einfach ergibt, sondern das Ergebnis äußerst komplexer Konstruktionsprozesse und vielfältiger Aushandlungs- und Deutungskämpfe ist. Suburbia ist hierfür ein Paradebeispiel.

In diesem Sinne soll im Folgenden herausgearbeitet werden, dass Suburbia als Prozess, Idee und Ideal niemals unumstritten, sondern immer wieder hart umkämpft war – und bis heute ist. Suburbias „Geschlechtscharakter“ bzw. die Geschlechterbilder und Geschlechterrollen, auf denen es aufruhte und die es seinerseits prägte, bilde(te)n stets einen Fokus von zum Teil erbitterten Auseinandersetzungen. Diese stehen im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen. Sie beziehen sich auf das nordamerikanische Suburbia und ausdrücklich nicht auf die davon verschiedenen Suburbanisierungstypen und -verläufe in Deutschland und Kontinentaleuropa.

Noch einige grundsätzliche Bemerkungen zum Verhältnis von Stadt und Geschlecht. Ich betrachte Stadt und Geschlecht als zwei seit jeher engstens aufeinander bezogene und sich gegenseitig stützende gesellschaftliche Ordnungsfaktoren. Von Beginn an begründet ‚Stadt‘ ein sowohl sozial-räumlich als auch sittlich-moralisch definiertes gesellschaftliches Ordnungssystem. In beiden Aspekten ist es untrennbar mit einer bestimmten Geschlechterordnung bzw. einer Geschlechter-an-ordnung verbunden. Diese beruht auf fest gefügten Vorstellungen vom unterschiedlichen ‚Wesen‘ bzw. der ‚Natur‘ der Geschlechter und dementsprechend verteilten gesellschaftlichen Rollen, Aufgaben und Verantwortungsbereichen, denen wiederum bestimmte städtische Räume und Orte zugewiesen werden. Die Errichtung und Erhaltung einer städtischen Ordnung impliziert aber nicht nur die unterschiedliche Verteilung der Geschlechter auf distinkte physisch-materielle Sozialräume, sondern setzt sich fort in die symbolisch-geschlechtliche Codierung dieser Räume – zum Beispiel als ‚männlich‘ im Gegensatz zu ‚weiblich‘ oder als ‚wild-weiblich‘ im Gegensatz zu ‚domestiziert-weiblich‘. Einerseits werden Räume geschlechtlich definiert, andererseits die Geschlechter räumlich bestimmt (Frank 2003).

Zur Erläuterung meiner Thesen habe ich den nordamerikanischen Prozess der Suburbanisierung grob in drei Phasen oder Wellen unterteilt:

1.                  Von etwa 1830, vor allem ab 1870 bis Ende der 1920er Jahre: Die Konstruktion von Suburbia aus dem Geiste symbolischer Dichotomien

2.         Vom Ende der 1920er bis Ende der 1960er Jahre: Die ‚Verallgemeinerung‘ und Verfestigung von Suburbia in der fordistischen Epoche;

3.         Von den frühen 1970er Jahren bis zum Ende des 20. Jahrhunderts: Die Auflösung von Suburbia in einer neuen Stadt in der postfordistischen Epoche.


 

1. Die Konstruktion von Suburbia aus dem Geiste symbolischer Dichotomien


Suburbia ist ohne seinen innerem Bezugs- und Referenzpunkt, die moderne kapitalistische Industriestadt, nicht zu denken. Katastrophale soziale, sanitäre und hygienische Zustände herrschten bekanntlich insbesondere in den beständig anwachsenden Arbeitervierteln. Enge und Überbevölkerung dehnten sich zunehmend aber auch auf die angestammten Bezirke der Mittelschichten aus und drohten die bürgerlich errichteten Grenzen zwischen privaten und öffentlichen Räumen zu verwischen. Zugleich interpretierte das Bürgertum die wachsende gesellschaftliche Bedeutung der Industriestädte gegenüber dem Land als bedrohliches Zeichen einer wachsenden politischen Macht der Arbeiterklasse.

Zentraler Bestandteil des Unbehagens der Bürger an der Industriestadt war die Beobachtung der Auflösung der als ‚natürlich‘ betrachteten Geschlechterordnung. Die Großstadt eröffnete Frauen zwar nach Alter, Herkunft und Klasse sehr unterschiedliche, aber doch immer wieder vielfältige Chancen, durch Erwerbstätigkeit von einem männlichen Ernährer unabhängiger zu werden und so wenigstens partiell aus der zugedachten Rolle der treusorgenden Hausfrau und Mutter auszubrechen. Viele Frauen sahen und nutzten die Stadt also als Emanzipationsraum.
Aber nicht nur die zunehmende Teilhabe von Frauen an der Welt der Arbeit, sondern auch die an der städtischen Welt des massenkulturellen Vergnügens, des Konsums und des Abenteuers erschien vielen männlichen Beobachtern als Gefährdung der körperlichen und vor allem moralischen Reproduktion der Arbeitskraft in den Familien und somit als Gefährdung der Familie als Keimzelle des bürgerlichen Staates insgesamt.[2] Sinkende Heirats- und Geburtenziffern in den Städten sprachen diesbezüglich eine alarmierend deutliche Sprache.

Im Zuge des radikalen und umfassenden Wandels hatte sich also die vormalige Bedeutung von Stadt und Geschlecht, aufeinander bezogene, stabile gesellschaftliche Ordnungssysteme zu sein, in ihr Gegenteil verkehrt. Unordnung in der Stadt und Unordnung in den Geschlechterverhältnissen waren untrennbar miteinander verbunden. Die Stadtkrise war eine Geschlechterkrise.

Mittelschichtfrauen und -männer stimmten in ihrer Wahrnehmung und der Verurteilung der sozialen und sittlichen Zustände in den großen Industriestädten überein. Einigkeit herrschte auch in Bezug auf die Notwendigkeit der Bekämpfung des Problems durch grundlegende gesellschaftliche Reformen. Weiterhin waren sich beide Geschlechter darin einig, dass die Rettung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung nur von einer Stärkung der privaten Sphäre der Familie und der mit ihr verbundenen ‚weiblichen‘ Normen und Werte ausgehen konnte. Home, family und womanhood lauteten die Schlüsselwörter, die, zur Zauberformel domesticity zusammengebunden, von Mittelschicht-Männern und Frauen romantisiert und verherrlicht wurden.

Diese Übereinstimmung war jedoch nur eine auf den ersten Blick. Vor allem Margaret Marsh hat überzeugend herausgearbeitet, dass sich unter dem Deckmantel von domesticity in Wirklichkeit zwei unterschiedliche Reformmodelle verbargen - das eine von Männern, das andere von Frauen geprägt. Die entscheidende Differenz, so meine These, geht dabei auf Bewertung der Rolle zurück, die die Stadt in der Problemwahrnehmung spielt.[3]


Die suburbane Mission: Trennung von ‚home‘ und ‚world‘

Im männlich geprägten Diskurs erscheint die Stadt als die Ursache des Zerfalls von bürgerlicher Moral und politischer Ordnung. Die tiefe Beunruhigung über die Zustände in den Städten hatte die Bürger von diesen entfremdet. Der Stolz auf die Metropolen, nicht zuletzt ja auch Quelle des eigenen Wohlstands und der eigenen Stellung, schlug vielfach in Hass und Furcht um. Auf die Schrecken der anomischen Großstadt reagierten die Bürger mit der Konstruktion eines ruralen Idylls und der schwärmerischen Verherrlichung der unkorrumpierbaren Werte des Landlebens. Der Dämonisierung der Großstadt als Ort der schlechten Gesellschaft entsprach die Überhöhung des Landes zum Hort der guten Gemeinschaft.

‚Back to the nature‘ aber hieß, wie Peter Schmitt betont, gerade nicht ‚back to the farm‘. Das alte ‚agrarische Ethos‘, das die sozialen und politischen Werte der bürgerlichen Demokratie untrennbar mit dem Eigentum an Grund und Boden in der ländlichen Natur verknüpfte, wurde suburban reformuliert. Das Eigentum eines außerhalb, aber in Reichweite der Stadt gelegenen Hauses würde den Mann und seine Familie wieder näher zur Natur bringen, zugleich bürgerliche Werte und damit politische Stabilität verbürgen.[4]

Die männlichen Reformer sahen die Lösung der Stadt- und Geschlechterkrise also in der Suburbanisierung, d.h. in der strikten physischen Trennung von ‚home‘ und ‚world‘, von privater und öffentlicher Sphäre. Diese Lösung beruhte auf der Vorstellung einer unüberbrückbaren Kluft zwischen Familie und Gesellschaft sowie zwischen den damit verbundenen Werten.[5] Das außerhalb der Stadt gelegene bürgerliche Eigenheim, sowohl Sitz als auch Symbol des Familienlebens, wurde zum moralischen Fels in der Brandung von Immoralität und Sünde, zur Bastion gegen die feindliche Außenwelt stilisiert. Dreh- und Angelpunkt dieses Modells war die Frau. Der ‚cult of domesticity‘ war zugleich ein ‚cult of true womanhood‘, eine utopisierende Verherrlichung jener überlegenen Qualitäten der Frauen, die die familiäre Sphäre zum Rückzugsort für die Männer und zur moralischen Schule für die Kinder werden ließen.[6] Mit der schwärmerischen Idealisierung von Frauen und der Verklärung von weiblichen Werten ging aber zugleich die Begrenzung weiblicher Aktivität und Verantwortung auf die häusliche Sphäre einher. Im männlich definierten Modell der Suburbanisierung war die Entfernung der Frauen aus der Welt der Stadt und der Erwerbsarbeit der zu entrichtende Preis für die unumschränkte Macht im häuslichen Bereich.


Die urbane Mission: Verbesserung der Stadt zur ‚homelike world‘

Im Gegensatz dazu betrachteten reformorientierte bürgerliche Frauen die Stadt nicht als Ursache gesellschaftlichen Zerfalls, sondern ‚lediglich‘ als den Ort, an dem anderweitig produzierte soziale Probleme manifest wurden. Zwar erkannten diese Frauen grundsätzlich an, dass das Familienideal, dem sie genauso anhingen, sich nicht mit der bestehenden urbanen Umwelt vertrug
im Gegensatz zu ihren Männern propagieren sie deshalb aber nicht den Auszug aus der Stadt, sondern deren physische, soziale und moralische Erneuerung. Ihr Modell von ‚domesticity‘ zielte nicht wie es die Männer forderten auf die räumliche Trennung von ‚home‘ und ‚world‘, sondern im Gegenteil auf deren Verschmelzung zu einer ‚homelike world‘‘. Die Reformerinnen forderten gerade nicht dazu auf, die Stadt zu verlassen. Vielmehr sollten die weiblichen Werte der privaten häuslichen Sphäre auf die Stadt ausgedehnt oder übertragen werden, um die Stadt nach dem Modell des ‚home‘ zu einem Zuhause zu reformieren.[7]

Mit dieser anderen Bewertung gehen auch andere Vorstellungen von der Stellung und der Rolle der Frau in der Gesellschaft einher. Die von den bürgerlichen Reformerinnen formulierte Ideologie der Häuslichkeit war ebenfalls um die kulturelle Institution der Familie zentriert, von der die moralische Erneuerung der Nation ausgehen sollte. Der Macht- und Einflussbereich der Frauen sollte in diesem Modell allerdings gerade nicht auf die häusliche Sphäre beschränkt bleiben. Aus dem Anspruch, dass diese auf alle anderen Lebensbereiche ausstrahlen sollte, leiteten die Reformerinnen eine zentrale Rolle der Frauen bei der Veränderung der Gesellschaft ab.[8] Diese Rolle war öffentlich und hatte ihren Ort in der Stadt. Frauen sollten ihre häusliche Rolle auf die Belange der Stadt ausdehnen, um die Lebensbedingungen zu verbessern. Diese ambivalente Strategie, die öffentliche Betätigung der Frauen mit dem Verweis auf ihre häusliche Kompetenz zu legitimieren, findet sich nicht nur in der einflussreichen Ratgeber-Literatur der Zeit, sondern vor allem auch bei Philanthropie-Bewegung und bei den ersten Generation von Architektinnen und Planerinnen[9].

Die männliche Mission war also eine suburbane, die weibliche eine urbane Mission.[10] Insofern reflektieren die Differenzen zwischen männlichem und weiblichem Modell zugleich die oben skizzierten unterschiedlichen Erfahrungen, die Männer und Frauen im 19. Jahrhundert mit der Stadt gemacht hatten.
Welches der beiden Modelle sich durchsetzte, ist hinreichend bekannt. Obwohl organisierte Frauenverbände noch lange dagegen kämpften, begann die Suburbanisierung sich ab den 1870er Jahren immer stärker durchzusetzen. Vor allem Elizabeth Wilson hat die These vertreten, dass die im 19. Jahrhundert entstehende und ausschließlich von Männern geprägte Disziplin der Stadtplanung auch als Prozess des gezielten Ausschlusses von Frauen, Kindern und anderen störenden Elementen aus der bunten Welt der Stadt zu lesen ist[11]. Aus der Sicht der Männer präsentierte sich die Suburbanisierung jedenfalls als ideale Lösung der Stadt- und Geschlechterkrise. Sie war hervorragend geeignet, Frauen von der Stadt als der Welt der Lohnarbeit, der kulturellen Heterogenität und der Rollenexperimente fernzuhalten. Suburbanisierung sollte die politisch, ökonomisch und kulturell aus den Fugen geratene bürgerliche Ordnung im Allgemeinen und die Geschlechterordnung im Besonderen durch die räumliche Trennung von öffentlichem und privatem Raum, von City und Suburb restabilisieren. Der Suburb bezog seine raison d‘être gerade aus der Entgegensetzung zur city
„physisch nahe an der Stadt, psychisch jedoch Welten entfernt“, wie Marsh es treffend formulierte.[12]


Gender Trouble

Wenn aber der Siegeszug der Suburbanisierung einerseits von vielen Forscherinnen als eine Niederlage für Frauen interpretiert und beklagt wurde (und wird), so war andererseits der Sieg des männlich geprägten Modells zunächst keiner auf der ganzen Linie bzw. wurde nicht uneingeschränkt gefeiert. Man könnte fast sagen, der Schuss ging zunächst nach hinten los. Anstatt die gewünschte traditionelle Ordnung der Geschlechter wieder herzustellen und räumlich abzusichern, schien Suburbia sich kaum weniger als die Stadt zu einem Ort zu entwickeln, an dem mit neuen Geschlechterrollen experimentiert werden sollte. Teils mit Besorgnis, teils mit offenem Entsetzen stellten die Beobachter fest, dass viele familienorientierte Frauen die ihnen in den Sonntagsreden von Heim, Herd und Familie zugebilligte ‚natürliche‘ Autorität jetzt auch tatsächlich für sich reklamierten. Alarmiert (und immer zugleich auch fasziniert) wurde von einer „aggressiven Dominanz“ von Frauen in den Vorstadtsiedlungen berichtet. Als so stark galt die Vorherrschaft der Frauen, dass ein Autor 1905 sogar der Sitz der Frauenbewegung von der Stadt nach Suburbia verlagerte: „The female suburban shapes the male, and is the principal agent of change.
Among other modern heresies, the grand principle of female independence had its rise in suburbia“.[13]
In nicht wenigen Texten ist vom „suburbanen Matriarchat“die Rede. Von der viel beschworenen Dominanz der weiblichen Werte im suburbanen Heim fühlten sich viele Männer nun durchaus bedroht. Und wiederum wurde das sozial-moralische Klima einer physischen Umwelt für ein Übel verantwortlich gemacht. Gerade eben noch Königsweg aus der Stadt- und Geschlechterkrise, schienen die Vorstadtsiedlungen nun ihrerseits zur Ursache eines neuen Ordnungsproblems in den Geschlechterbeziehungen zu werden: nämlich des Autoritätsverlusts, der Unterdrückung und „Unterordnung des Mannes in der modernen Familie“.[14]
Suburbias Frauen dagegen schienen im männerlosen Alltag bestens klarzukommen. Gefühle von Einsamkeit und Langeweile, wie sie aus der zweiten Phase der Suburbanisierung bekannt sind, schienen sowohl den familienorientierten “Matriarchinnen” als auch den weniger häuslichen Bewohnerinnen von Suburbia fremd zu sein. Viele Frauen setzten ihr soziales und politisches Engagement auch nach Verlassen der Stadt fort: In den suburbanen Wohngebieten schossen Women‘s Clubs wie Pilze aus dem Boden.
 

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Abbildung 1:
Ward 1917
 
  Ein euphorisches Bild suburbanen Frauenalltags als großes Outdoor-Abenteuer zeichnet ein bemerkenswerter Aufsatz von Hilda Ward aus dem Jahre 1907. Wie Ward zeigt, gehörte zu den großen Veränderungen, die das Auto mit sich brachte, nicht zuletzt ein enormer Zuwachs von Optionen in der Lebensführung suburbaner Frauen; ihr Text ist eine Aufzählung und begeisterte Feier der mannigfachen Freuden und Freiheiten, die die automobile Erweiterung des Aktionsradius` Suburbias modernen Frauen eröffnete (Abbildung 1). Waren die Gatten morgens erst einmal am Bahnhof abgeliefert, taten sich ihnen eine Fülle attraktiver Möglichkeiten auf, den Tag zu gestalten.

She has a chance for a dip in the ocean in the morning, lunch at the golf-links, and dinner in the mountains, if she chooses, all in one day. She can appear at any number of tea-parties in the afternoon without changing her toilet, and will find that many of her guests are following the same circuit. So many pleasant things there are to do in the suburbs![15]

In der Perspektive einer – ohne Zweifel privilegierten – Frau wie Hilda Ward erschien Suburbia keinesfalls als ein Umfeld, das Frauen auf eine familienbezogene Häuslichkeit reduzierte, sondern vielmehr als Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das es zu erobern, sich anzueignen und zu nutzen galt.



2. Die Verallgemeinerung von Suburbia in der fordistischen Epoche
 
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Abbildung 2:
Baxandall/Ewen 2000
 
  Nach dem 1. Weltkrieg beruhigte sich die Aufregung um City, Suburb und die damit verbundenen Geschlechterarrangements. Zum Siegeszug und zur Verallgemeinerung der Suburbanisierung haben vor allem technologische, infrastrukturelle und massenmediale Entwicklungen beigetragen, auf die ich hier nicht weiter eingehen kann. Maßgeblich für die Konsolidierung von suburbanism as a way of life in der klassischen Phase war aber nicht zuletzt die Abkehr der Mittelschicht-Frauen von der Stadt. Die Verschärfung von Klassengegensätzen und die Zunahme ethnischer Konflikte hatten die städtische Atmosphäre rauer werden lassen, auch und gerade für Frauen und Kinder. Viele Reformerinnen erklärten die urbane Mission für gescheitert und schlossen sich der männlichen Sichtweise von der Stadt als familienfeindlichem und gefährlichem Pflaster an. Der Akzent des weiblich-reformerischen Häuslichkeitsideals verschob sich vom sozial orientierten „social housekeeping“ zum kernfamilienbezogenen „educated motherhood“.[16] Den symbolischen End- und Wendepunkt des breit organisierten sozialen Engagements von Mittelschicht-Frauen markierte schließlich die Durchsetzung des Frauenwahlrechts 1920.[17] Die Einführung von „Ernährerehe“ und „Familieneinkommen“ trug ein Übriges dazu bei, dass das Gros der Frauen der (sich verbreiternden) Mittelschicht fortan das suburbane Hausfrauen- und Mutterdasein akzeptierte und kultivierte (ebd.). Allgemein ging nach dem 1. Weltkrieg eine Phase begrenzter gesellschaftlicher Reformbereitschaft und Experimentierfreudigkeit zu Ende, und eine Periode des Rückzugs bzw. der Suche nach individuellem Sinn und persönlicher Erfüllung brach an. Suburbia war der Ort, auf den sich viele Träume richteten. Frauen haben den „suburban dream“ mitgeträumt (Abbildung 2).


Das neue Gesicht der Suburbs

Die Rückkehr der Soldaten aus dem 2. Weltkrieg und der unmittelbar darauf einsetzende Baby-Boom verschärften die ohnehin angespannte soziale Lage in den nordamerikanischen Städten und führten zu einem eklatanten Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Als Reaktion wurde an den städtischen Peripherien umgehend mit der Erschließung bislang unbebauten Landes in ungeheurem Ausmaß begonnen, um so viele Menschen wie möglich so schnell, so billig und so profitabel wie möglich unterzubringen. So genannte “instant suburbs“ schossen wie Pilze aus dem Boden.[18] In dieser Phase verlor die suburbane Wohnform endgültig ihren upper-middle-class-Charakter und wurde breiten Schichten zugänglich.
 
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Abbildung 3: Aerial view of Levittown, Pennsylvania, ca. 1959.


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Abbildung 4: An Early Family Poses in Front of their 1948 Cape Cod, Levittown
 
  Um dieses ‚neue‘ Suburbia entbrannte in den 1950er und 1960er Jahren eine erbitterte Kontroverse zwischen Schriftstellern, Journalisten, Planern, Sozialwissenschaftlern und Kulturkritikern. Ausgelöst wurde sie durch eine Fülle von Sozialreportagen, populärwissenschaftlichen und literarischen Texten sowie gemeindesoziologischen Studien, die sich kritisch mit dem neuen Gesicht der Suburbs und dem assoziierten neuen Sozialcharakter und Lebensstil der Suburbaniten auseinandersetzten.[19] Ironisch, bissig oder offen polemisch im Ton, prangerten diese Arbeiten vor allem die konstatierte Erosion von Freiheit und Individualität sowie den Zwang zur Konformität als Folge der sozialen Selektivität und der sterilen Gleichförmigkeit suburbanen Lebens an. Dabei wurde vom äußeren Erscheinungsbild der Suburbs umstandslos auf die Eigenschaften ihrer Bewohner geschlossen. Die massenfabrizierten, gleichförmigen Vorstädte mit ihren uniformen, vorgefertigten Häusern sollten, so die übereinstimmende Diagnose, ebenso genormte und standardisierte Massen- bzw. „Herdenmenschen“ anlocken und hervorbringen (Abbildungen 3 und 4).[20]


Suburbia als Ort weiblicher Trivialität

In diesen kritischen Studien nahm die Beschäftigung mit dem Alltagsdasein suburbaner (Haus-)Frauen breiten Raum und eine Schlüsselstellung bei der Bewertung des suburbanen Lebensstils ein. Dabei dienten sowohl der Suburbia durchgehend zugeschriebene, essentiell weibliche Geschlechtscharakter als auch die Lebenssituation und Lebensführung suburbaner Haus-Frauen den Forschern als Ausweis und Beleg der unterstellten Geist- und Substanzlosigkeit suburbanen Lebens. Die Ablehnung und Verdammung von ‚suburbanism as a way of life‘ im Allgemeinen artikulierte sich als Ablehnung und Verdammung des suburbanen Frauendaseins im Besonderen. Große Aufmerksamkeit für die Lebenssituation von Suburbias Frauen sowie eine androzentrische und zum Teil offen frauenfeindliche Forschungshaltung, wie sie in zahlreichen Studien anzutreffen ist, schlossen sich somit keineswegs aus, sondern konnten einander perfekt ergänzen.

Der Tagesablauf von Frauen wird als einförmig und sinnentleert präsentiert: Sie machten morgens das Frühstück, brachten die Männer zum Auto oder Zug, widmeten sich Kindern und Haushalt, bereiteten die Mahlzeiten, lasen die neuesten Ratgeber für Haushaltsführung und Kindererziehung, diskutierten diese beim täglichen Kaffeeklatsch mit benachbarten Müttern, chauffierten ihre Kinder zu diversen Freizeitaktivitäten, abends holten sie ihre Männer wieder vom Zug ab.

Die dem suburbanen Lebensstil in der kritischen Literatur häufig vorgehaltene Trivialität erscheint in solchen Schilderungen als eine spezifisch weibliche Trivialität.[21] In dieser Hinsicht war der in keiner Untersuchung unerwähnt bleibende Kaffeeklatsch den Forschern ein besonderer Dorn im Auge. Er galt als der Gipfel der Banalität und Oberflächlichkeit suburbanen (Frauen-)Daseins. Der Eindruck, den die Forscher vermittelten, ließe sich folgendermaßen zuspitzen: Je höher der Grad der (weiblichen) suburbanen Geselligkeit, desto höher der Grad auch der geistigen und seelischen „Verarmung“ von Frauen.[22] Die Schilderungen vorstädtischen Frauenalltags lesen sich wie eine Illustration von Robert Woods Anwurf, suburbanes Leben folge „einem unumstößlichen Stundenplan, der die Unfähigkeit des Suburbaniten belege, ein Leben als Individuum zu führen”.[23] Suburbias Frauen werden durchweg nicht als vollwertige, ernstzunehmende Persönlichkeiten wahrgenommen und dargestellt. So wurden vor allem sie zur Inkarnation des fremdbestimmten, außengeleiteten Massenmenschen stilisiert. Suburbane Frauen wie auch Suburbia selbst, so kann man mit Barry Schwartz zusammenfassen, wurden bis Mitte der 1960er Jahre als ganz mit dem Freudschen Konzept von Weiblichkeit identifiziert: „passive, intellectually void, instinctually distractive – in short: anti-cultural“.[24]


Suburbane Neurosen
 
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Abbildung 5:
Ward 1917


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Abbildung 6:
Stilgoe 1988: 17
 

Von der in der ersten Phase wahrgenommenen „aggressiven Dominanz“ der stolzen Herrscherinnen von Heim und Herd war also nichts mehr übrig geblieben. Ab und an war zwar noch von einem „suburbanen Matriarchat“ die Rede,[25] aber darin versteckte sich keine Respektsbekundung mehr. Die Ansprüche an eine gute Haus-Frau, Gattin und Mutter waren nach wie vor hoch, aber Arbeit und Anstrengungen, die es kostete, diese zu erfüllen, erfuhren keine gesellschaftlichen Anerkennung und Wertschätzung mehr, sondern wurden allgemein bemitleidet, belächelt oder gar verächtlich gemacht. Dies zeigt sich aufs Schönste, wenn man die Darstellungen Auto fahrender Frauen aus der ersten und der zweiten Phase der Suburbanisierung nebeneinander hält (Abbildungen 5 und 6). Dieser negative Stereotyp wirkte auf Suburbias Bewohnerinnen zurück. Wenn der soziale Status ‚suburbane Haus-Frau‘ in der ersten Welle der Suburbanisierung noch Ausgangspunkt weiblichen Selbstbewusstseins und moralischer und familiärer Autorität sein konnte, so erschien er in der zweiten nurmehr als Quelle von Unsicherheits- und Minderwertigkeitsgefühlen. Immer mehr Frauen empfanden das suburbane Dasein als eine Falle, aus der es kein Entrinnen gab. Ausbruchsversuche sind in dieser Periode ebenso spärlich dokumentiert wie Versuche, sich offensiv gegen die zugedachten Geschlechterrollen und Rollenklischees zur Wehr zu setzen. Stattdessen gebar Suburbia eine eigene Psychopathologie der „suburban gefangenen Hausfrau“. Die Literatur ist voll von “Überfrauen-Komplexen”, „suburbanen Neurosen“, Suchtproblemen, Geisteskrankheiten und Selbstmordversuchen, die auf die Langeweile, Frustration und Isolation des Lebens in Suburbia zurückgeführt wurden.

Das Gefängnisgefühl war dabei aber nicht nur auf die räumliche Abgeschiedenheit der Suburbs, ihre monofunktionale Ausrichtung auf familiäre Reproduktion und die mangelnde Mobilität von Frauen zurückzuführen. Ebenso schwer wog das ‚Suburbia in den Köpfen‘, die fixe Rollenzuschreibung, die an Suburbia geknüpft war und die ein Ausbrechen ganz und gar illusorisch erscheinen ließ. Die Schriftstellerin Shirley Jackson beschreibt ihre Auseinandersetzung mit der unerschütterliche Rezeptionistin eines suburbanen Krankenhauses:


             „Age?“ she asked. „Sex? Occupation?“

            „Writer,“ I said.           

            „Housewife,“ she said..

            „Writer,“ I said.

            „I‘ll just put down housewife,“ she said.[26]


Mit dem Erscheinen von Betty Friedans Bahn brechendem Buch „The Feminine Mystique“ im Jahre 1963, in dem sie Suburbia als Ort und Ursache eines pathologischen „Weiblichkeitswahns“ analysiert, wurde die Kritik erstmals offen feministisch. Fortan wurde Suburbia in den entstehenden urban gender studies als eine „antifeministische Umgebung“ analysiert und verurteilt.[27]


 

3. Die Auflösung von Suburbia in der ‚neuen Stadt‘


Im Zuge des umfassenden, als Globalisierung bezeichneten Strukturwandels begann in den frühen 1970er Jahren eine neue, die dritte Phase der Suburbanisierung, die durch die Dezentralisierung von Unternehmen aus dem Produktions- wie aus dem Dienstleistungsbereich gekennzeichnet war. Schon bald überholten die Suburbs die alten Zentren in der Anzahl von Arbeitsplätzen.[28] Die in den 1970er und 1980er Jahren entstandenen „superregionalen Shopping Center“ fungierten nicht mehr nur als Einkaufs-, sondern zunehmend auch als Kultur-, Freizeit- und Gemeindezentren. Alle vormals städtischen Funktionen waren nun in Suburbia versammelt.
Damit hat sich das Verhältnis von City und Suburb im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts grundlegend gewandelt. Suburbs sind nicht länger als von den Inner Cities abhängige, diesen unter- und nachgeordnete städtische Räume, also als Sub-Urbs zu betrachten. Vielmehr sind sie zu eigenständigen, dynamischen, mit den Städten auf komplexe Weise zugleich konkurrierenden und interagierenden Entwicklungspolen gereift.

Wie zu zeigen ist, ließ der ökonomische und technologische Strukturwandel auch die etablierten Geschlechter- und Raumordnungen nicht unberührt. Im folgenden möchte ich die These erläutern, dass es gerade die mit dem Suburbia der fordistischen Phase verknüpften Geschlechterbilder und die Lebenssituation der suburbanen Haus-Frauen waren, die in den umfassenden Restrukturierungsprozessen der 1970er und 1980er Jahre von Unternehmern als Standortfaktoren entdeckt und genutzt wurden, dadurch zugleich aber auch dynamisiert und verändert worden sind.

Mehrere Untersuchungen haben belegt, dass es nicht allein die altbekannten Standortfaktoren wie bessere Verkehrsanbindung, günstigere Bodenpreise oder niedrigere Mietkosten waren, die viele Manager veranlassten, ihr Unternehmen ganz oder teilweise nach Suburbia zu verlagern. Diese Maßnahme zielte sehr häufig auch auf die Erschließung jenes dort räumlich isolierten, bisher unerschlossenen Pools an weiblichen Arbeitskräften.
In ihrer mittlerweile klassischen Studie hat Kristin Nelson den aus Gründen der Kostenersparnis erfolgenden Prozess der Verlegung so genannter nachgeordneter Büro- und Verwaltungstätigkeiten aus den Cities in die Suburbs am Beispiel der San Francisco Bay Area untersucht.[29] Mit der Verlagerung der Betriebsfunktionen ging hier nicht nur die massenhafte Umwandlung von Vollzeit- in flexibilisierte Teilzeitarbeitsplätze einher. Die Dezentralisierung der back offices diente auch der gezielten Erschließung eines begehrten Reservoirs an weiblichen Arbeitskräften, das bisher aufgrund seiner sozialräumlichen Isolation nicht verfügbar war: Im Zuge der Auslagerung von Betriebsteilen wurde systematisch die als sozial problematisch geltende Gruppe der in den Innenstädten konzentrierten statusniedrigen, häufig alleinerziehenden, häufig ethnischen Minderheiten angehörenden Frauen durch die ebenfalls weibliche, aber unproblematisch erscheinende Belegschaft weißer, mittelklassesozialisierter Suburb-Frauen ersetzt. Ihre oftmals prekäre soziale Situation verunmöglichte es Innenstadtbewohnerinnen sehr häufig, sich mit den relativ schlechten Arbeitsbedingungen abzufinden. Im Unterschied dazu begrüßten Suburbias Frauen die flexiblen Teilzeit-Jobs in Zeiten sinkender Realeinkommen als willkommenen „Zuverdienst“.
Damit gehören die verschiedenen biographischen Muster und Lebenssituationen der Suburb- und der Innenstadtfrauen heute somit zu den markantesten Differenzierungsfaktoren in der Standortkonkurrenz.[30] Die auf den skizzierten Geschlechterbildern und Einschätzungen aufruhenden ökonomischen Entwicklungen und Entscheidungen sind zugleich Ausdruck, Resultat und Katalysator der wachsenden Differenzierung und Polarisierung der Erwerbs- und Lebenslagen von Frauen nach Klasse und Ethnizität, und, damit eben aufs engste verbunden, nach Wohnort. Wie gesehen, können die (männlichen) Firmenleiter dabei die Lebenslagen der City- und der Suburb-Bewohnerinnen gezielt gegeneinander ausspielen. Indem die Unternehmen die Tendenz zur immer schärferen und zugleich kleinräumigeren sozialen Polarisierung und Segregierung der Stadtlandschaften für ihre Zwecke nutzen, verstärken sie diese noch.

Viele andere Untersuchungen bestätigen diese Befunde.[31] Dass es tatsächlich gerade die weiblichen Arbeitskräfte sind, die bei der Standortwahl gezielt aufgesucht werden, zeigt die Untersuchung von Carlson und Persky, die belegen, dass niedrigere Lohnkosten in Suburbia kein allgemeiner Vorteil sind, sondern gerade die Frauenlöhne betreffen.[32] Bei Männern sind urbane und suburbane Gehälter bis auf wenige Ausnahmen, die gering qualifizierte Tätigkeiten betreffen, nahezu identisch. Auch Joel Garreau stellt in seiner Untersuchung zu den boomenden Edge Cities fest, dass deren Blüte niemals so hätte stattfinden können ohne den massenhaften Einstieg suburbaner Frauen in die Erwerbsarbeit.[33] [34]
Den Interessen der Unternehmer kam dabei die schwierige Wirtschaftslage nicht nur der öffentlichen, sondern auch der privaten Haushalte vor allem in den 1970er Jahren entgegen. Angesichts explodierender Lebenshaltungskosten, steigender Inflationsraten und explodierender Kosten für Hauseigentum sahen sich viele Frauen aus schierer Notwendigkeit zum (Wieder-)Einstieg in das Erwerbsleben veranlasst.[35] Der allgemeine Wandel von Werten und Einstellungen, zu denen ein nicht zuletzt auch der Frauenbewegung geschuldetes schrittweises Aufweichen des „Weiblichkeitswahns“ gehörte, erleichterte den Frauen diese Entscheidung.

Heute ist eine im Suburb lebende Frau mit höherer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig als eine Innenstadtbewohnerin.[36] Haushalte mit zwei Einkommen werden zum Regelfall; Frauen arbeiten auch dann häufiger außerhäusig, wenn die Kinder noch klein sind.
„The homemaker wife of 1960 is no longer the norm“, konstatiert Wilson.[37] Die beschriebenen Veränderungen der funktionalen und sozialräumlichen Strukturen der Suburbs drücken sich auch in der Heterogenisierung der demographischen Zusammensetzung und der Pluralisierung der Lebensstile aus. Verschiedene Studien haben gezeigt, wie die vormaligen charakteristischen Merkmale des suburbanen Familiarismus der klassischen Phase wie Verheiratetenstatus, Kinderbezogenheit und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung ihre Dominanz in der nachindustriellen Phase zugunsten von anderen Lebens- und Haushaltsformen einbüßen.[38]
Damit zeichnet sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts eine grundlegende Umkehrung der Bedeutungen von City und Suburb für die Lebenslagen ihrer Bewohnerinnen ab. Weit von ihrer vormaligen Bedeutung entfernt, middle-class-Frauen vom städtischen Erwerbsleben zu isolieren und auf eine „neighborhood“-orientierte Häuslichkeit festzulegen, wurden nun ausgerechnet die Suburbs zum Setting der Reintegration von Suburbias Frauen in die Erwerbsbevölkerung der Dienstleistungsgesellschaft[39]
und das eben gerade weil es sich bei den neuen Arbeitsverhältnissen größtenteils um jene sozial prekären, schlecht bezahlten, flexiblen und ungesicherten Teilzeitjobs handelte, die eben keine langen Anfahrtswege rechtfertigten und mit den primären häuslichen und familiären Pflichten zeitlich vereinbar waren. Die Falle wurde zum Sprungbrett.

Erleben wir also eine umfassende Entideologisierung all dessen, was suburbanism as a way of life einmal ausgemacht hat? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Einerseits deuten viele Anzeichen darauf hin, dass das ‚Suburbia in den Köpfen‘ fortexistiert. So beklagt eine Reihe von Forschern, dass sich Suburbia zwar grundlegend wandele, nicht aber unsere davon im „‚golden age‘ of suburbia“[40] geprägten Vorstellungen.[41] Diese Feststellung scheint bis heute Gültigkeit zu beanspruchen. So wird etwas ratlos konstatiert, dass ungeachtet des Bedeutungswandels der Suburbs die Anzahl der Soaps und Werbefilme, die die heile suburbane Familienwelt inklusive der bekannten Geschlechterbilder und Geschlechterrollen beschwören, eher noch zunimmt und also vor allem in der Populärkultur fest verankert ist.[42] Eine andere Studie kann anhand einer Vielzahl von Fernseh- und Kinofilmen, namentlich Hollywoodproduktionen zeigen, dass das suburbane Ideal gehegt, gepflegt und mit allen Mitteln, notfalls auch militant, verteidigt wird.[43] (Immerhin scheint es also massive Angriffe auf dieses Ideal zu geben, könnte man hier
vielleicht etwas zu spitzfindig einwenden.) Nichtsdestoweniger unterstreichen diese Beobachtungen die Aktualität von Barry Schwartz‘ früher Bemerkung, dass das Gesicht der Suburbs sich zwar verändern möge deren ,Seele‘ deswegen aber noch lange nicht.[44] Wie es scheint, lebt Suburbia als machtvolle kulturelle Idee bis heute fort.
Andererseits gibt es aber auch Risse in diesem Bild. Robert Beauregard hat darauf hingewiesen, dass die Bilder, die Garreau mit seiner Edge City verbindet, „eindeutig männlich“ konnotiert sind.[45] In der Bau- und Immobilienbranche, die diese Gebiete erschließt, werden die leitenden und einflussreichen Positionen von Männern besetzt. Der Stil der Branche ist aggressiv. Diese Interpretation weist darauf hin, dass, zumindest was die Edge Cities angeht, das Bild von Suburbia als einer primär und essentiell weiblich-mütterlich-häuslich geprägten Umgebung brüchig wird.

Bestätigt und konterkariert zugleich wird diese Beobachtung
ebenso wie die oben genannte von der Persistenz der Bilder durch eine Reihe neuerer literarischer und filmischer Werke wie T. C. Boyles Roman América oder Sam Mendes’ Kinofilm American Beauty, in denen Suburbia als Setting einer Krise von Männlichkeit erscheint; als der Ort, an dem nicht mehr nur Frauen, sondern auch Männer an den zugeschriebenen Rollenmustern und Verhaltenserwartungen verzweifeln. Ausbruchsversuche aber werden mit Unglück oder Tod bestraft. Ebenso wie das alte ist also auch das neue Bild von Suburbia bis heute hoch umkämpft – die Auseinandersetzungen dauern an, ihr Ausgang ist offen.


Schluss

Während der dritten Welle der Suburbanisierung haben sich Gesicht, Rolle und Bedeutung von Suburbia erneut grundlegend verändert. Suburbs entwickelten sich von Wohnvororten zu mit allen städtischen Funktionen ausgestatteten eigenständigen Entitäten und zu Knotenpunkten innerhalb verstädterter metropolitaner Regionen. Als Folge ist auch die für die Entstehung, Entwicklung und Verallgemeinerung von Sub-Urbia ausschlaggebende, sinnstiftende Abgrenzung von der großen Stadt bei gleichzeitiger enger Bezogenheit auf dieselbe obsolet geworden.

So ist am Beginn des 21. Jahrhunderts von den materiellen und symbolischen Grundlagen, Überzeugungen und Bewertungen, auf denen Suburbia als sozialräumlicher Prozess und bürgerliche Utopie einst gründete, empirisch kaum etwas übrig geblieben. Robert Fishman ist deshalb vorsichtig zuzustimmen, wenn er feststellt, dass die Geschichte von Suburbia in den neuen metropolitanen Regionen zu Ende geht.[46] Dies gilt jedenfalls dann, wenn man jene stadtsoziologischen Begriffe zugrunde legt, wie sie sich an der modernen kapitalistischen Industriestadt des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ausgebildet haben. Mit ihnen sind Struktur und Gestalt weder der ‚neuen Suburbs‘ noch der ‚alten Zentren‘ noch die dezentralen Stadtlandschaften, in die sich beide auflösen, angemessen zu beschreiben und zu analysieren. Über neue Begriffe aber verfügen wir (noch) nicht, wie die verbreitete Verwendung des Präfix ‚post‘ (postindustriell, postfordistisch, posturban) zur Charakterisierung der entstehenden Stadtregionen bezeugt.

Ein Ziel dieser Ausführungen war es zu zeigen, dass es sich bei Suburbia von Beginn an um eine untrennbar mit bestimmten Geschlechterrollen und Geschlechterbildern verbundene, ja auf diesen aufruhende sozialräumliche Formation und Lebensform handelte. Zugleich aber wollte ich hervorheben, dass Suburbia als Prozess, kulturelles Ideal und Geschlechtergeographie vielfältigen Aushandlungs- und Veränderungsprozessen unterworfen und seine Deutung niemals wirklich unumstritten war.
Dieser letztere Aspekt geht auch und gerade in der feministischen Diskussion häufig unter. Nicht zufällig ist es die zweite, fordistische Phase der Suburbanisierung, d.h. die Zeit der rapiden Verallgemeinerung der suburbanen Lebensform, die unser Bild vom Sozialraum Suburbia bis heute entscheidend prägt. Insofern die Verbreitung des suburbanism as a way of life in der fordistischen Phase auf der Durchsetzung des typischen Lebensmodells der bürgerlichen Kleinfamilie mit vollerwerbstätigem männlichem Haushaltsvorstand einerseits und Vollzeit-Hausfrau und Mutter andererseits beruhte, steht der Begriff Suburbia in der feministischen Stadtforschung für jenen sozialen Raum, der in seiner inneren Konstruktion wie kein anderer den dichotomischen Strukturen folgt, die die kulturelle Logik des westlichen patriarchalen Industriekapitalismus ausmachen.
Die nachhaltige Dominanz dieses Bildes von Suburbia lässt die erste, umkämpfte Phase in Vergessenheit geraten und verstellt oftmals den Blick auf die Entwicklungen der jüngeren Zeit. Insofern war es mein Anliegen, die in der feministischen Stadtforschung sehr prominente These von Suburbia als einer „antifeministischen Umgebung“ nicht zurückzuweisen, wohl aber zu differenzieren und zu modifizieren.
Ebenso wenig wie dieses pauschale Verdikt ist meines Erachtens aber auch jene optimistische These zu halten, die den sozialräumlichen Mustern der postindustriellen Stadtlandschaften per se emanzipatorische Wirkung zuschreibt. (Wenn diese Beobachtung einer suburbanen Angleichung von Geschlechterrollen einen wahren Kern hat, so bestätigt sie ein weiteres Mal eindrucksvoll die (alte) These der (vergleichsweise jungen) urban gender studies, dass das Aufbrechen von starren Rollenmustern stark von pluralen, heterogenen, multifunktionalen, in einem Wort: städtischen Umwelten abhängt.) Gegen Fishmans und Garreaus begeisterte Stilisierung des ‚neuen‘ Suburbia zu Ort und Katalysator einer neuen Geschlechtergerechtigkeit möchte ich kritisch vermerken, dass erstens die steigende Beteiligung von Frauen an der Erwerbstätigkeit weder etwas über eine gerechtere Verteilung und Bezahlung der Erwerbsarbeit noch über die Aufteilung der Haus- und Familienarbeit aussagt. Zweitens ist die schöne neue Arbeitswelt auch der suburbanen Büro-, Gewerbe- und Dienstleistungsparks in hohem Maße geschlechtshierarchisch strukturiert. Drittens und vor allem zeitigt die Blüte der Suburbs direkte und indirekte Folgen für die sozialräumliche und sozialstrukturelle Entwicklung der Innenstädte, in denen die Mittelschichten weiter ausdünnen. Von der Abwanderung der Jobs in die Suburbs sind dort auch und gerade Frauen betroffen. Zunehmende soziale und räumliche Segregation nach Geschlecht, Klasse und Ethnizität sind die Folgen.[47] Nicht zufällig hat die Feminisierung der Armut ihren zentralen Ort in den Inner Cities.
Vor diesem Hintergrund und auf der Basis einer geschlechterkritischen Perspektive möchte ich in diesem Zusammenhang auch grundlegende Zweifel an Robert Fishmans Schlussfolgerung aus seiner (ansonsten wirklich ausgezeichneten) Suburbia-Studie anmelden, dass im Angesicht der posturbanen Stadtlandschaften das Denken in binären Oppositionen obsolet geworden sei.[48] Zwar ist die Diagnose nicht von der Hand zu weisen, dass die für die Phasen der Entstehung und Verallgemeinerung von Suburbia so essentielle Entgegensetzung von City=männlich=öffentlich=rational und Suburb=weiblich=privat=emotional usw. heute immer stärker in den Hintergrund tritt. Deshalb aber von einer Ent-Polarisierung von städtischen und suburbanen Geschlechter- und Raumbildern auszugehen, halte ich für verfehlt. Wie gesehen, arbeitet die Konstruktion von City und Suburb aus dem Geiste symbolischer Dichotomien heute erneut mit der Spaltung von Weiblichkeit und deren Verbindung mit Klasse und Ethnizität: mit der Polarisierung von suburbaner, d. h. weißer, domestizierter, traditioneller middle-class Weiblichkeit einerseits und städtischer, d. h. farbiger, aufrührerischer, ungebändigter, wilder underclass-Weiblichkeit andererseits.

 



Bildquellen:

Abbildung 1: Ward 1917.

Abbildung 2: Baxandall/Ewen 2000.

Abbildung 3: Images of American Political History,
http://teachpol.tcnj.edu/amer_pol_hist/thumbnail429.html

Abbildung 4: Peter Bacon Hales: Levittown: Documents of an Ideal American Suburb,
http://tigger.uic.edu/~pbhales/Levittown.html
Abbildung 5: Ward 1917.
Abbildung 6: Stilgoe 1988: 17.

 


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Wood, Robert Coldwell: Suburbia. Its People and Their Politics, Boston 1958.
 

 

[1] Fava 1980, 129

[2] Mackenzie 1988,19

[3] In dieser Zuspitzung auf die Rolle der Stadt liegt die entscheidende Differenz meiner Interpretation zu der von Margaret Marsh (1990), deren Arbeit ich – für die erste Welle – ansonsten sehr viel verdanke.

[4] Marsh 1990, xiii. Jackson 1985, 71, s. a. Thorns 1972, 16

[5] Jeffrey 1972, 29

[6] Jeffrey 1972, 29

[7] In den Worten von Margaret Marsh: „Women domestic reformers did not urge their readers to leave the city, but to develop proper values within it“ (Marsh 1990: xiii).

[8] Marsh 1990

[9] Birch 1983

[10] Marsh 1990

[11] Wilson 1991, 6

[12] Marsh 1990, 90

[13] Croslands 1905, zit. n. Carey 1992

[14] Gans 1969, 11

[15] Ward 1907, 270

[16] Sheila Rothman, zit. n. Marsh 1990, 18

[17] Birch 1983, 405

[18] Donaldson 1969, 39

[19] Wichtige und einflussreiche Arbeiten sind Pearson (1951), Henderson (1953a und 1953b), Keats (1956), Seeley / Sim / Loosley (1956), Lerner (1957), Riesman (1956a und 1957), Whyte (1958), Wood (1958), Fromm (1960), Friedan (1963); vgl. auch Fava (1956), Stein (1960: 199ff) und Mumford (1979).

[20] Fromm 1960

[21] Carey 1992, 52

[22] Riesman 1956a, 437ff.

[23] Wood 1958, 6

[24] Schwartz 1976, 335

[25] Pearson 1951, Keats 1956

[26] Jackson 1953, 67/68

[27] Fava 1956

[28] Lewis 1996

[29] Nelson 1986

[30] Nelson erläutert: „In the past 2 decades central city female labor forces have become increasingly characterized by two different classes of primary-earner women: low-income women, many of them minority group members, or (in certain cities) recent immigrants; and higher-income, career-oriented women“ (1986: 155), und unterstreicht: „What has become scarce in U.S. central cities is the relatively well-educated female worker who is content to stay with low-paid dead-end clerical work“ (ebd.: 157)

[31] z. B. Baran 1985

[32] Carlson und Persky 1999

[33] Garreau 1991, 112

[34] Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Joel Garreau auf seine Frage, wann sie denn zum ersten Mal in Erwägung gezogen hätten, einen riesigen Büro- und Gewerbekomplex auf eine entlegene Kuhweide am Rand eines suburbanen Wohngebiets zu setzen, von den interviewten Developern überraschend häufig die Antwort „1978" erhielt (1991: 112). Für Garreau ist das kein Zufall: 1978 war „the peak year in all American history for women entering the workforce“ (ebd.). Spätestens zu diesem Zeitpunkt war auch dem letzten Unternehmer klar, dass es hier auf einen Trend aufzuspringen galt: „That same year, a multitude of developers independently decided to start putting up big office building out beyond the traditional male-dominated downtown (...) in the residential suburbs that once had been condescendingly referred to as ,the realm of women‘“ (ebd.). Es war ein Geschäft zum beiderseitigen Nutzen: Die Arbeitgeber fanden die geeigneten, flexiblen, anpassungsbereiten und kostengünstigen Arbeitskräfte, die Frauen die gesuchte ,zusätzliche‘ Beschäftigung, die sich mit ihren häuslichen und familiären Pflichten verbinden ließ. „A decade later, developers viewed it as a truism that office buildings had an indisputable advantage if they were located near best-educated, most conscientious, most stable workers - underemployed females living in middle-class communities on the fringes of the old urban areas.“ (ebd.)

[35] Jane Davison blickt zurück: „The final solution for many more women than ever before was to stop being housewives. It was not just a yen for independence and fulfillment, nor was it a matter of feminist principle that catapulted them out of their houses – it was the cash.“ (Davison 1994: 232, s. a. Wilson 1989: 89, Hanson / Pratt 1995: 42)

[36] Hanson / Pratt 1995, 40f

[37] Wilson 1989, 90

[38] z. B. Wilson 1989

[39] Fishman 1987, 195

[40] Sharpe / Wallock 1994, 18

[41] z. B. Baldassare 1986, vii, Fishman 1987, 195

[42] Hanson / Pratt 1995, 94

[43] Sharpe / Wallock 1994, 3, 17ff.

[44] Schwartz 1976, 339

[45] Garreau 1998, 56

[46] Fishman 1987, 186

[47] vgl. Wilson 1996, Nelson 1986, 149

[48] Fishman 1994, vgl. ders. 1987, 1990

 


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10. Jg., Heft 1
September 2006