Thema
5. Jg., Heft1
Juli 2000

Alexander C.T. Geppert

Ausstellungsmüde:

Deutsche Großausstellungsprojekte und ihr Scheitern, 1880-1930

Ausstellung is nich wie meine Herren Berliner sagen.

Wilhelm II. an Reichskanzler Caprivi, 20. Juli 1892

 

If I wished to write a description of the Exhibition and
all it contained, I should have to write from now until
the closing of the Exhibition, every day for twenty-four
hours, and even then I should have written only
a tenth or a hundredth part. No description can give a
true idea of the Exhibition; one must have seen it
with one’s own eyes. I left it very tired.

The Shah of Persia on the Exhibition of 1878 1

I. Ausstellungsfrage

Am 25. Juli 1896 publizierte die Wiener Wochenschrift Die Zeit eine kurze und eher unauffällige, nichtsdestotrotz höchst bemerkenswerte Besprechung der Berliner Gewerbeausstellung, welche wenige Wochen zuvor im Südosten der deutschen Hauptstadt eröffnet worden war. An Weltausstellungen sei es ein "eigenthümlicher Reiz," hieß es dort, "daß sie ein momentanes Centrum der Weltkultur bilden, daß die Arbeit der ganzen Welt sich, wie in einem Bilde, in diese enge Begrenzung zusammengezogen hat." In mehrfacher Hinsicht hob sich dieser gekonnt geschriebene und analytisch dichte Artikel von der üblichen Bandbreite ähnlicher Kommentare ab, die normalerweise in allen europäischen Großstädten bei vergleichbaren Anlässen schon kurze Zeit nach der Eröffnung in allen Zeitungen zu finden waren und für gewöhnlich die jeweilige Ausstellung vorbehaltlos feierten. Vielleicht ein wenig überraschend wurde dort argumentiert, daß diese nationale Gewerbeausstellung ihren allein per definitionem schon begrenzten Rahmen überschritten habe und daher nur im Kontext von Weltausstellungen, und nicht von periodisch abgehaltenen Jahrmärkten oder kleineren Gewerbeausstellungen, die es im Deutschen Reich bereits zuvor gegeben hatte, zu verstehen sei. Zumindest dieser Autor zeigte sich keineswegs von der Heterogenität des im Treptower Park inszenierten flüchtigen Spektakels überwältigt, sondern entschloß sich, gerade die dort zu beobachtende "Paralyse des Wahrnehmungsvermögens" sowie die "Reduction des Ganzen auf den Generalnenner Vergnügen" zu den beiden zentralen Ausgangspunkten seiner nachfolgenden Analyse zu erheben. Mindestens ebenso hoch veranschlagte er die Rolle der Ausstellung bei der Bestätigung des Berliner Selbstverständnisses als Welt- anstelle einer bloßen Großstadt. Drittens und letztens gelte es, die Ausstellung als Untersuchungsfeld par excellence für diejenige Art visueller Konsumkultur und verdichteter, hochgradig komplexer urbaner Räume zu begreifen, die als spezifisch für die Moderne erachtet werden müßten. Die Berliner Gewerbeausstellung wurde so zugleich Laboratorium und Experimentierfeld, Fokus und Erprobungsort von Modernität und damit ein -   wenngleich von vornherein auf Vergänglichkeit hin angelegter - Beweis für Berlins neue Rolle als deutscher Hauptstadt und international anerkannter Weltstadt [Abb. 1].

Der Autor dieses kurzen Textes war niemand anderes als Georg Simmel, zu dieser Zeit Privatdozent an der Philosophischen Fakultät der Berliner Universität.2 Wenngleich keiner von ihnen eine derartig luzide Kritik vorlegte, stimmten andere zeitgenössische Beobachter seinem Befund zumindest in Teilen durchaus zu. In den zwischenzeitlich berühmt gewordenen "Berliner Briefen" räumte etwa Alfred Kerr der Gewerbeausstellung viel Platz ein. "Die Ausstellung," heißt es dort, "ist etwas Grandioses. Es ist nicht ein Dorf, das hier geschaffen wurde, sondern eine Stadt. Und doch hat der Kernpunkt der Ausstellung nicht städtischen Charakter. Man fühlt sich an einen Weltbadeort erinnert. [...] Schon heut nimmt man den klaren Eindruck mit: es ist etwas Großartiges, etwas Großartiges, etwas Großartiges!"3 Weder Simmel noch Kerr erkannten indes, daß das gesamte Genre keine originäre Berliner Erfindung war, sondern seine Charakteristika wie Formensprache primär in einem steten Konkurrenz- und Austauschverhältnis zwischen den alten Metropolen Paris und London herausgebildet hatte.
Daß es bis zum 1. Juni letzten Jahres in Deutschland selbst nie eine Weltausstellung gegeben hat, ist erst im Zuge der Vorbereitungen auf die Hannoveraner EXPO 2000 ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt. In diesem Zusammenhang hat die lange Zeit eher unbeachtet gebliebene Gewerbeausstellung von 1896 verstärkte Aufmerksamkeit erfahren und wird heute weniger als "verhinderte Weltausstellung" denn als direkter Vorläufer der Hannoveraner Ausstellung gehandelt - nicht zuletzt auf deren offizieller homepage. Häufig übersehen wird indes, daß die Berliner Ausstellung im Kontext einer jahrelang, sowohl im Deutschen Reich als auch international ausgetragenen Kontroverse um die sogenannte "Weltausstellungsfrage" stand, in deren Verlauf Grenzen und Möglichkeiten des Mediums Ausstellung und seiner Zukunft selbst einer intensiven Erörterung unterzogen wurden.4 Aus einer solchen Perspektive könnte die Berliner Gewerbeausstellung mit einiger Berechtigung ebenfalls als das einzige, immerhin partiell erfolgreiche Unternehmen in einer ganzen Reihe von gescheiterten deutschen Großausstellungsprojekten während der "langen Jahrhundertwende" gedeutet werden.
Die drei Ziele, die sich dieser Beitrag setzt, sind vor dem Hintergrund einer überhaupt nur rudimentär existierenden Historiographie vergleichsweise bescheiden. In einem ersten Schritt gilt es, die verschiedenen deutschen Welt- und Großausstellungsprojekte des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu identifizieren, kurz die Gründe ihres Scheitern aufzuzeigen sowie die sich daran entzündenden Debatten nachzuzeichnen. An dieser Stelle soll eine Unterteilung in drei verschiedene Phasen vorgeschlagen werden, die sich sowohl nach quantitativen als auch qualitativen Kriterien trennscharf voneinander unterscheiden lassen: erstens von 1879 bis 1882, zweitens die größte und wohl wichtigste Debatte um 1892 (deren mittelbares Resultat dann die Berliner Gewerbeausstellung war) sowie drittens von 1907 bis 1910. In einem zweiten Schritt werden Bedeutung und Funktion des zentralen und immer wieder auftauchenden Begriffs der "Ausstellungsmüdigkeit" innerhalb dieser Debatten verortet. Durchgängig auf das generelle Überangebot des Mediums in der Öffentlichkeit zurückgeführt, mutet dessen Prominenz gerade innerhalb eines deutschen Kontextes doch höchst kurios an. Drittens versuche ich, anhand von Entscheidungsfindungsprozessen und einzelnen Ausstellungssektionen den Ort der Gewerbeausstellung in einem weltweiten, dicht geknüpften Ausstellungsnetzwerk präzise zu fassen. Obgleich historisch wie zeitgenössisch immer wieder als Beleg für den Berliner Weltstadtcharakter angeführt und als Ausweis von städtischer Modernität interpretiert, wurde sie - so meine zweite These - doch erst durch den bereits lange zuvor entfachten Diskurs um die Weltausstellungsfrage zum weltausstellungsähnlichen Produkt geadelt und kann vor einem solchen Hintergrund gewissermaßen als erfolgreich gescheitert gelten.
Mein Beitrag beabsichtigt daher in erster Linie, ein wenig Übersicht in die Geschichte des deutschen Ausstellungswesen zu bringen. Darüber hinausgehend möchte ich in diesem Zusammenhang jedoch ebenfalls in Ansätzen versuchen, die These eines Sonderweges des deutschen Ausstellungswesen zu diskutieren und einige erste Bausteine einer noch zu schreibenden Theorie europäischer Ausstellungspraktiken zu liefern, wie sie etwa Simmel angeregt hatte. Ohne dies vollständig ausführen zu können, bin ich dezidiert der Meinung, daß die drei hier propagierten Konzepte - Flüchtigkeit, räumlicher Kontext und chronotopischer Charakter der Ausstellungen (verstanden als das dort materialisierte Raum-Zeit-Verhältnis) - den Ausgangspunkt markieren, an dem jedwede zukünftige Theorie europäischer Ausstellungspraktiken wird ansetzen müssen, wenn es gilt, eine transnational agierende, relational argumentierende und multiperspektivisch operierende Historiographie zu entwerfen, die in einer neuen Form von Netzwerkanalyse gegenseitige Einflußnahmen und wechselseitige Interdependenzen einzelner Ausstellungsinstanzen exakt nachzuzeichnen sucht. Zumindest Simmel hätte ein solches Unterfangen wohl gutgeheißen: Die Herausbildung eines zwischen "Festigkeit und Vergänglichkeit" oszillierenden "Ausstellungsstils", des sogenannten "Ausstellungsprinzips," zu verfolgen, war ihm zufolge schlichtweg "von großem culturhistorischen Interesse."

 

II. Ausstellungsscheitern

Zumindest das vorläufige Ende aller Hoffnungen auf eine Weltausstellung in Berlin kann eindeutig datiert werden: Als am 13. August 1892 eine lakonische Notiz im Reichs-Anzeiger verkündete, der Kaiser habe auf Grund eines vom Reichskanzler erstatteten Berichts entschieden, "daß dem Plane einer Weltausstellung in Berlin von Reichs wegen nicht näher zu treten sei" bedeutete das eine definitive Absage von höchster Stelle an alle mit der sogenannten "Weltausstellungsfrage" verknüpften Planungen. Warum hat in Deutschland niemals eine Weltausstellung stattgefunden? Aus welchen Gründen sind die existierenden Pläne gescheitert? 5

Wie bereits angedeutete können drei Phasen voneinander unterscheiden werden:

  1. 1879-1882,
  2. 1892 sowie
  3. 1907-1910.6

In allen diesen drei Phasen waren die eigentlich treibenden Kräfte, die sich der Veranstaltung einer Weltausstellung in Berlin verschrieben hatten, die sogenannte "Vereinigung von 1879" unter dem Vorsitz des Kommerzienrats Fritz Kühnemann bzw. der "Verein Berliner Kaufleute und Industrieller", dessen Vorsitz der Geheime Kommerzienrat Ludwig Max Goldberger innehatte. Nachdem sich eine 1879 in Berlin am Lehrter Bahnhofe abgehaltene Gewerbeausstellung als großer Erfolg erwiesen hatte, setzte man sich alsbald die Organisation einer eigenen Weltausstellung zum Ziel. Ein erster Vorstoß scheiterte jedoch bereits 1882 durch Einspruch Bismarcks, ein zweiter zehn Jahre später, nachdem die Planungen bereits mehrfach aufgeschoben worden waren, um die Beteiligung der deutschen Industrie in Chicago nicht zu gefährden. Übrig blieb zuletzt nur noch eine "erweiterte Berliner Ausstellung."7
Ein berühmt gewordener Brief Wilhelm II. an den Reichskanzler Graf von Caprivi vom Juli 1892 gibt detailliert Auskunft darüber, warum er "absolut dagegen sei und nicht wünschte, daß der Idee folge gegeben oder Wachsthum erlaubt werde:"

Der Ruhm der Pariser läßt den Berliner nicht schlafen. Berlin ist Großstadt, Weltstadt (vielleicht?), also muß es auch eine Ausstellung haben. […] Das ist völlig falsch! […] Paris ist nun mal - was Berlin hoffentlich nie wird - das große Hurenhaus der Welt, daher die Anziehung auch außer der Ausstellung. In Berlin ist nichts was den Fremden fesselt als die paar Museen Schlösser und die Soldaten in 6 Tagen hat er alles mit dem rothen Buch in der Hand gesehen und zieht dann erleichtert weiter nachdem er das Gefühl seine Pflicht gethan zu haben empfunden. Das macht sich der Berliner nicht klar, und würde es auch gründlich übel nehmen wenn man ihm das sagte. Aber das ist eben das Hindernis der Ausstellung.

Zuguterletzt kulminierten Wilhelms sorgfältig vorgebrachte Argumente in der apodiktischen Äußerung: "Ich will die Ausstellung nicht weil sie meinem Vaterland und Stadt Unheil bringt! [...] Ausstellung is nich wie meine Herren Berliner sagen."8
Das überraschende (und mich nachhaltig verstörende) hieran ist präzise, daß diese Diagnose gewissermaßen kontraintuitiv ist, zumal sich ansonsten ja zahlreiche Belege dafür finden lassen, daß sich der neue Haupstadtstatus Berlins schon bald nach 1870/71 auch in repräsentativer Architektur und Kunst niederzuschlagen begann, etwa im neuen Reichs-Regierungsviertel diesseits - an der Wilhelmstraße - und - mit dem Kristallisationskern Königsplatz - jenseits des Brandenburger Tores, im 1894 fertiggestellten Reichstag oder der noch im selben Jahr eingeweihten Siegesallee.9 Das Nichtzustandekommen lag aber ebenfalls nicht an der Agitation: die sogenannte "Ausstellungsfrage" war bereits zum ersten Mal im Anschluß an die 1855er Pariser Exposition Universelle gestellt, und nach erfolgter Reichsgründung und mit spätestens Mitte der 1880er Jahre einsetzendem deutschen Großmachtstreben immer wieder vehement eingefordert worden.10 Julius Lessing, der Direktor des Berliner Kunstgewerbemuseums, brachte es auf den Punkt, wenn er konstatierte: "zu Deutschlands neuerlangter Weltstellung" gehört eine Weltausstellung, und ein anderer Sympathisant des Planes stellte nicht weniger deutlich klar: "Die Deutsche Weltausstellung: eine Forderung und ein gutes Recht der deutschen Nation."11
Wie die meisten ex post für das Nichteintreffen eines Ereignisses angeführten Argumente sind so die gemeinhin für das Scheitern der Berliner Pläne genannten Gründe nicht vollständig befriedigend, weil etwas hilflos - ohne daß ich freilich wesentlich überzeugendere anzubieten vermöchte. Zu diesen Gründen zählen jedoch sicherlich die teils nur zögerliche oder unentschiedene, teils ablehnende Haltung von Regierung, Magistrat und Teilen der Industrie, die ungeklärte Finanzierungsfrage, die umstrittene deutsche Beteiligung an der Chicagoer Ausstellung sowie die frühzeitige Ankündigung einer weiteren Pariser Ausstellung im Jahre 1900, vor allem aber die despektierliche Haltung Wilhelm II.12 Wenn jede Weltausstellung einen Großteil ihres Repräsentationshaushaltes und damit ihrer Spannung aus dem Wechselspiel von globalen, nationalen und lokalen Elemente bezieht, hatte die Entscheidung für eine auf Berlin beschränkte Ausstellung selbstverständlich ein Verschieben in diesem Verhältnis zugunsten des letzteren der drei Elemente zu Folge, worauf Simmel dann ja auch seine entsprechende Analyse aufbauen sollte. In einer Streitschrift hatte Albert Brockhoff etwas Ähnliches bereits 1880 prognostiziert - und man beachte hier das Zusammengehen von globalen, nationalen und lokalen Argumenten - wenn er seine Forderung nach einer Berliner Weltausstellung folgendermaßen resümierte:

An Deutschland ist die Reihe, die Völker zu empfangen; wir sind dies auch dem Interesse unsere überseeischen Handels schuldig. Berlin, die jüngste der Reichshauptstädte, muß internationalen Cercle halten. Der Einheitsgedanke wird dadurch neue Stärkung empfangen. Berlin wird alte Vorurtheile, die gegen das ehemalige wendische Fischerdorf bestehen, zerstreuen, es wird selbst die Reste seiner kleinbürgerlichen Vergangenheit abschütteln und sich als Weltstadt fühlen lernen.13

Von den verschiedenen, unterschiedlich weit fortgeschrittenen Szenarien einer Berliner Weltausstellung soll hier nur eines der konkreteren und in den Planungen vergleichsweise weit fortgeschrittenen Projektes herausgegriffen und exemplarisch vorgestellt werden. Obwohl bzw. gerade weil es selbst niemals realisiert wurde, ist aufschlußreich, welche Elemente offenbar als ebenso unabdingbar wie konstitutiv für eine Weltausstellung erachtet wurden. Im Auftrage eines "Comités für das Weltausstellungs-Terrain im Norden Berlins" entworfen und der Öffentlichkeit Anfang 1892 präsentiert, hatte man hier ein riesiges, 3,4 Millionen Quadratkilometer großes Gelände um den Plötzensee im Nordwesten der Stadt (im Bereich des heutigen Volksparks Rehberge) ausgewählt, das im Vergleich zum ebenfalls bereits zur Debatte stehenden Treptower Volkspark nicht nur ungleich größer war (3.4 Mio. m2 statt 1.1 Mio. m2; Paris 1889 0.9 Mio. m2), sondern auch wesentlich stadtnäher lag und sowohl von Tiergarten als auch vom Wedding zu Fuß zu erreichen sein sollte.14 Ein Panorama aus Vogelperspektive [Abb. 2] bietet einen Eindruck von der Größe des projektierten Geländes mit dem immerhin 500 m hohen, alles dominierenden Aussichtsturm, dessen gestalterische Anleihen am französischen Vorbild wohl mehr als offensichtlich waren, dieses aber um 200 m überrundete. Ein Situationsplan [Abb. 3] verdeutlichte zusätzlich die vorgesehene räumliche Anordnung von Ausstellungspavillons, einzelnen Ensembles und den geplanten Sehenswürdigkeiten. Entlang einer nur durch die Seestraße geschnittenen Doppelachse sollten zu geschätzten Kosten von 40 Mio. Mark (Gewerbeausstellung: ca. 16) unter anderem ein sehr an den Crystal Palace erinnerndes Gebäude für Industrie und Kunstgewerbe [Nr. 4], ein Kunstpalast [Nr. 19], eine Elektrizitäts-Ausstellung [Nr. 20], eine Maschinenhalle [Nr. 21] sowie ein Lichtspringbrunnen mit Garten und Wasseranlagen [Nr. 8] errichtet werden, in dessen Hohlraum die Anlage eines Aquariums geplant war. Und selbstverständlich durften weder eine 20m hohe Kaiserstatue [Nr. 9] noch ein Frauenpalast [Nr. 5] fehlen. Immerhin rund ein Fünftel der zur Verfügung stehenden Fläche war für die von auswärtigen Staaten zu errichtenden Pavillons reserviert worden. Da "Art und Ausführung" dieser Bauten jedoch nicht vorherzusehen seien, erklärten die Autoren des Szenarios, waren diese in den beiden Abbildungen "nur andeutungsweise" eingezeichnet worden und scheinen am linken oberen Bildrand des Panoramas mit dem Horizont beinahe gänzlich zu verschwinden.
Wie dieser Plan aufgenommen wurde, ist schwierig einzuschätzen. Augenfällig ist immerhin, daß er in der entscheidenden Runde des um die Platzfrage der Gewerbeausstellung entbrannten und kontrovers ausgetragenen Streits nur noch eine eher unbedeutende Rolle gespielt zu haben scheint. Die Entscheidung war hier zunächst zugunsten eines ungenutzten Geländes in Witzleben am Lietzsensee westlich von Berlin ausgefallen, auf dem später das permanente Ausstellungs- und Messegelände mit dem Berliner Funkturm als seinem Wahrzeichen errichtet wurde und welches als besser erschlossen galt, sich jedoch in jüdischem Privatbesitz befand. Das "Komitee der Aussteller und Interessenten der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896" widersprach dieser Entscheidung vehement, organisierte eine von antisemitischen Äußerungen nicht ganz freie Spendensammlung, deren Ertrag nur für den Treptower Volkspark verwendet werden durfte, und erreichte schließlich mit Unterstützung der Presse, daß die Entscheidung trotz einer ungleich schlechteren Infrastruktur wie einer "recht beträchtlichen Entfernung von Berlin" zugunsten des Treptower Parks noch einmal revidiert wurde.15

Nur sehr kurz schließlich zu der dritten der benannten Phasen: Wie bereits 1879 und 1892 scheint hier erneut der Vorsitzender des "Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller", Ludwig Max Goldberger federführend beteiligt gewesen zu sein. Ein Ende März im Berliner Tageblatt lancierter Artikel "Eine Weltausstellung in Berlin" löste eine ganze Flut von Reaktionen aus und ließ die alte Debatte noch einmal kurz aufflackern. Von der großen Mehrzahl der in Umfragen um ihre Meinung befragten Handelskammern und industriellen Interessenvertretungen erfuhr der Plan, 1913 eine Berliner Ausstellung zu veranstalten, jedoch entschiedene Ablehnung und wurde daraufhin von Regierungsseite auch nicht mehr entsprechend unterstützt.16 Tenor vieler kritischer Äußerungen war dabei, Weltausstellungen hätten sich "überlebt."

 

III. "Ausstellungsmüdigkeit" und "Ausstellungsschwindel"

Anläßlich der Pariser Exposition Universelle von 1878 und damit zeitgleich zu den ersten verstärkt auftauchenden Forderungen nach einer deutschen Weltausstellung stellte der Ingenieur und Schriftsteller Max Eyth fest:

Mit dem Nutzen der Weltausstellungen ist es nicht mehr weit her. Was sie möglich gemacht hat, der rasche tägliche Verkehr unter den Völkern, zwischen Weltteil und Weltteil, macht sie mit jedem Tag unnötiger. Sie bieten uns nicht Neues, denn niemand wartet auf eine Weltausstellung, um seine Leistungen der Welt zu zeigen. Sie fördern Handel und Gewerbe nur da, und nur so, wie und wo es ein gewöhnlicher Jahrmarkt auch tut. Was den durch sie gewährleisteten Weltfrieden anlangt, so weiß selbst der Mindergebildete, welch ein blödsinniges Geschwätz das ist.17

Knapp dreißig Jahre nach seiner Erfindung und nachfolgenden Institutionalisierung schien das Medium in die Krise geraten. Während vor allem die frühen Weltausstellungen stark ritualisierte, in regelmäßigen Abständen abgehaltene und sich selbst glorifizierende "marriages of art and industry" (Raphael Samuel) darstellten, die den historischen Erfolg des Bürgertums mit nationalen Displays in einem internationalen Kontext feierten, nahm seit den 1880er Jahren und dann verstärkt um die Jahrhundertwende der Begriff der "Ausstellungsmüdigkeit" zusehends breiten Raum in der öffentlichen Debatte ein. Nicht lange blieb Eyth mit seiner Kritik alleine. Simmel diagnostizierte ebenfalls eine vergleichbare Diskrepanz zwischen einer durch die "Fülle und Divergenz des Gebotenen" erzeugten Paralyse des Wahrnehmungsvermögens, eine[r] wahren Hypnose" und einer noch nicht vollständig entwickelten Konsumkultur, während Sombart die Krise des Ausstellungswesens auf die Verbreitung des ""demokratischen Omnibus-Prinzips" zurückführte, das in den Weltausstellungen, "dieser wahllosen, aber enormen Häufung von Waren, Menschen und Klimbim" seinen Höhepunkt gefunden habe.
Selbst wenn etwa Widerstände bereits im Vorfeld der 1900er Exposition Universelle erstmalig mit einer indifférence dem Medium gegenüber begründet wurden oder aber George Collins Levey, seines Zeichens offizieller Repräsentant Australiens auf einer Vielzahl internationaler Ausstellungen, den von ihm verfaßten Eintrag in der Encyclopedia Britannica zehn Jahre später mit der Feststellung endete, "it might well be thought that the evolution of this type of public show had reached its limits",18 scheint es sich hierbei doch kurioserweise um eine Debatte vorrangig deutschen Ursprungs gehandelt zu haben. Interessanterweise scheint die Mehrzahl der mir vorliegenden Pamphlete und Streitschriften jedoch eher auf den Begriff und den mit ihm verbundenen Vorwurf zu reagieren als in dieser Richtung selbst zu agieren. Dr. Otto N. Witt, Professor an der Technischen Hochschule in Berlin, begann den ersten seiner dann in regelmäßigen Abständen erscheinenden "Ausstellungsbriefen" über die 1900er Ausstellung beispielsweise mit der Feststellung "Die Welt ist ausstellungsmüde" - nur, um diese Aussage jedoch im nächsten Moment sogleich zu relativieren:

Diese Behauptung haben wir in den letzten Jahren so oft gehört, ihre Richtigkeit ist uns durch so viele Argumente bewiesen worden, dass sie nachgerade zum Dogma geworden ist.19

Was war der Gehalt dieses Dogmas bzw. für welches Argument genau stand dieses stellvertretende Kürzel? Sowohl im aktiven als auch im passiven Sinne verstanden wurde "Ausstellungsmüdigkeit" auf ein generelles Überangebot des Mediums zurückgeführt, welches ein nachlassendes Interesse in der Öffentlichkeit und ein gesunkenes Vertrauen in seine Effektivität zur Folge hätte. Was die Praktikabilität des Begriffs erhöhte, war die Tatsache, daß die Adressaten (bzw. Opfer) höchst unbestimmt waren und er so auf mindestens zwei unterschiedliche Zielgruppen hin zugeschnitten war: einerseits das Ausstellungspublikum, andererseits die Großindustrie. Für beides lassen sich Belege anführen: Hans Delbrück zufolge könnte man "ebenso gut von Arbeitsmüdigkeit sprechen", während etwa Krupp 1900 freiheraus erklärte, "keiner Ausstellungsreklame mehr zu bedürfen und daher die Veranstaltung einer Ausstellung zwecklos und unnütz sein müsse."20 In dieser doppelten Zuschreibungsmöglichkeit schließlich läßt sich eine eindeutige Parallele zum Begriff der industriellen Ermüdung sehen, welcher bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts neben seiner physiologischen eine zusätzlich technische Bedeutung angenommen hatte; hier war ein diffuser physiologischer Begriff in die Technik eingegangen, in der Materialforschung exakt definiert und quantifiziert worden, und remigrierte dann schließlich in die Physiologie als genau umrissener, vor allem im arbeitsmedizinischen Bereich genutzter Begriff.21
Mit dem Begriff der "Ausstellungsmüdigkeit" direkter argumentativ verbunden war jedoch derjenige des "Ausstellungsschwindels", welcher ebenfalls in einem doppelten Sinne angewandt wurde: Einmal als auf die Ausstellerseite bezogene Furcht, daß sich die Konkurrenz die in ihrer Werbewirksamkeit als sehr hoch eingeschätzten Medaillen und Auszeichnungen mit unlauteren Mitteln lediglich erschlichen habe; zum anderen auf die Organisatorenseite bezogene Furcht vor sogenannten "wilden", "illegitimen" oder Winkelausstellungen, die von skrupellosen Unternehmern im Schatten der großen Ausstellungen als Trittbrettfahrerveranstaltungen zu bloßen Profitzwecken organisiert werden würden.22 Immerhin erwies sich eine derartige Angst als wirkmächtig genug, um die 1906 vom "Centralverband Deutscher Industrieller," der "Centralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen" und dem "Bund der Industriellen" gemeinsam begründete "Ständige Ausstellungskommission für die deutsche Industrie" in ihrer Satzung die "Bekämpfung der Mißstände im Ausstellungswesen" als ihr wichtigstes Ziel angeben zu lassen, noch vor der "Förderung von aussichtsvollen Ausstellungen" oder dem Ausstellungswesen im allgemeinen - Präsident der neugegründeten Kommission wurde bis zu seinem Tod 1913 im übrigen niemand geringeres als der bereits mehrfach erwähnte Max Ludwig Goldberger.23
Wie lassen sich diese merkwürdig schillernden Begriffe fassen? Zunächst einmal erscheinen sie in mancher Hinsicht hochgradig paradox: Erstens ist die Kritik an der Ausstellungstradition vermutlich genauso alt wie diese selbst; zweitens wurden trotz der allgemeinen Müdigkeitsklagen zu keiner Zeit mehr und größere Ausstellungen abgehalten als zwischen 1880 und 1910 - allein in der ersten dieser drei Dekaden über fünfzig, und mit über fünfzig Millionen Besuchern war die Pariser Exposition Universelle von 1900 immerhin bis zur Expo 1967 in Montreal die meistbesuchte Weltausstellung überhaupt;24 drittens sollten die Begriffe genaugenommen einander ausschließen, denn warum über weitverbreiteten Ausstellungsschwindel klagen, wenn man ohnehin der Sache überdrüssig geworden war? Viertens und letztens verwundert die nationale Beschränkung dieses Diskurses gerade vor dem Hintergrund der Nichtteilhabe (oder zumindest extrem komplizierten) Deutschlands an der Ausstellungstradition - und läßt sich vermutlich nur dann erklären, wenn man die Prominenz der beiden Begrifflichkeiten als einen weiteren Beleg für den trans- und internationalen Charakter des "exhibitionary complex" (Tony Bennett) annimmt.
Wie tief verankert dieser historische "Ausstellungsmüdigkeitsdiskurs" war bzw. wie legitim das sich das daran anschließende Argument einer generellen Krise des Mediums inklusive eines partiellen Funktionsverlustes und eines semiotischen Bruchs um 1900 ist, könnte schließlich nur eine ebenso detaillierte wie kontextualisierte Analyse solcher fin-de-siècle Ausstellungen wie der Berliner Gewerbeausstellung zeigen. Ähnliche Diskussionen über den aufgrund technischen Fortschritts möglicherweise unzeitgemäß und obsolet gewordenen Charakter des Mediums Ausstellung sind im übrigen seitdem immer wieder aufgeflackert, nicht
zuletzt im Zusammenhang mit der Hannoveraner EXPO, die der Chefredakteur der Zeit, Roger de Weck, aus mehr oder minder identischen Gründen noch im Februar 1998 lieber gleich vollständig ins Internet verlegt wissen wollte.25

 

IV. Stete Transfers in flüchtigen Netzwerken:
Der Sonderweg des deutschen Ausstellungswesens?

Zweierlei zeigen die angeführten und hier überhaupt nur ansatzweise nachgezeichneten Debatten um eine Berliner Weltausstellung sehr deutlich. Einmal fällt extern die immer wiederkehrende Bezugnahme auf andere, längst etablierte Knotenpunkte im weltweiten Ausstellungsnetzwerk auf, so etwa die nicht unumstrittene deutsche Beteiligung an der 1893er World’s Columbian Exposition in Chicago, vor allem jedoch die drei Pariser Expositions Universelles von 1878, 1889 sowie die noch während des Entscheidungsfindungsprozesses von 1892 bereits für 1900 angekündigte. Auch London, und hier vor allem 1851 als die "Meta-Erzählung" aller Weltausstellungen, wurde immer wieder angeführt. Paris und London stellten die Flucht- und Referenzpunkte jedes ausstellerischen Denkens da, welche Orientierung zu bieten vermochten, an denen es sich jedoch gleichfalls zu messen galt.26
Ähnliches gilt für die interne Organisation: So ist es kein Zufall, daß das oben präsentierte "Panorama für eine Berliner Weltausstellung" ähnlich wie in Wembley (Bauzeit 1893-95, abgerissen 1904) ein Eiffelturmimitat im Volkspark Rehberge vorsah oder daß die Sonderausstellung "Kairo" der Gewerbeausstellung von 1896 eindeutig der Pariser Rue du Caire nachempfunden, hier allerdings jeglichen politischen Kontextes entrissen war. Vielmehr führt all dies den das gesamte Medium dominierenden Verweis- und Zitatcharakter deutlich vor Augen und demonstriert überdies die Bedeutung von Städtekonkurrenzen. Bis in einzelne Sektionen hinein läßt sich somit aufzeigen, daß sie Teil desjenigen Netzwerkes waren, das Wolfgang Pehnt kürzlich in der FAZ als das "world wide web" des Ausstellungsgenres bezeichnete, und dessen Existenz alle Argumente über nationale Spezifika wie Identitäten genauso schwierig erscheinen läßt wie es unmittelbar eine neue Form der Netzwerkanalyse einfordert.27
Zum anderen waren innerhalb des Ausstellungsnetzwerkes auch umgekehrte Transfers möglich, sogar von einem ausstellungstechnischen Nobody wie dem deutschen Reich in das Mutterland des Ausstellungswesens schlechthin, Großbritannien, und somit konträr zum generellen Transfertrend auf diesem Gebiet. Wenn nämlich die angeführten Debatten um Ausstellungsmüdigkeit, Ausstellungsschwindel und die Frage einer Berliner Weltausstellung eine einzige nachhaltige Wirkung nach sich zogen, dann überraschenderweise in institutioneller Hinsicht: 1906 kam es, wie bereits angedeutet, durch Vertreter privater und staatlicher Organe gemeinsam zur Gründung der "Ständigen Ausstellungskommission für die deutsche Industrie", welche bereits zum 1. Januar 1907 ihre Arbeit aufnahm. Von diesem Vorbild angeregt wurde noch im selben Jahr auch in Großbritannien von Seiten des Board of Trade eine großangelegte Kommission unter Leitung von Sir Alfred Bateman eingesetzt, "to inquire and report as to the nature and extent of the benefit accruing to British Arts, Industries, and Trade from the participation of this country in great International Exhibitions." Während man sich hier gleichfalls nicht dazu durchringen konnte, die Ausrichtung und Organisation einer weiteren Londoner Weltausstellung zu befürworten, wurde doch unmittelbar auf Empfehlung dieser Kommission eine permanente, ebenfalls halbamtliche "Exhibitions Branch" begründet, der zuletzt dieselben Aufgaben wie der "Ständigen Ausstellungskommission" übertragen wurden.28
Stellvertretend für die diversen gescheiterten Berliner Weltausstellungsprojekte betrachtet, ist die Berliner Gewerbeausstellung schließlich, um Werner Sombart zu paraphrasieren, genau "deshalb so hervorragend interessant", weil sie vieles nicht ist: Von einem Riesenfernrohr und einer 1910 abgerissenen Holzsternwarte abgesehen hinterließ sie weder städtebauliche Überreste oder begründete irgendeine Tradition, noch schuf sie einen, dem Champ de Mars oder dem Wembley-Stadion vergleichbaren Gedächtnisort. Da sich die Organisatoren der Stadt gegenüber hatten verpflichten müssen, das Gelände nach Abschluß der Ausstellung in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, wurden die errichteten Gebäude abgerissen und der eigens angelegte "Neue See" wieder zugeschüttet. Wenn der Ort heute nur wenig an Aufladung verloren hat, ist das nicht das Vermächtnis der Gewerbeausstellung: 1946 und 1949 wurde exakt an derselben Stelle eines der größten sowjetischen Kriegerdenkmäler errichtet, dessen Anlage die Umrisse des Sees nachzeichnet ¾ wo sich das Hauptrestaurant der Gewerbeausstellung befand, liegt heute der zentrale, mit Stalin-Zitaten versehene Mausoleumshügel dieser Gedenkstätte, unter dem 200 gefallene Rotarmisten ruhen. Auf diese Weise ist der Treptower Park als Ort auf höchst symptomatische Weise gleich mehrfach in verschiedene (und jeweils entsprechend unterschiedlich konnotierte) Phasen Berliner Stadtgeschichte eingebunden und somit womöglich als ein weiteres Symbol für die "haunted city" Berlin (Brian Ladd), die ebenso umstrittene wie zerrissene Identität der Stadt und ihrer hochgradig politisierten urbanen Landschaft zu lesen.29
Letztlich war das Ergebnis dieser erfolgreich gescheiterten Ausstellung paradox: Von Simmel als untrügliches Zeichen für Urbanität, Kosmopolitismus und Modernität der Stadt gedeutet, die es vor sich, der Nation und der Welt zu repräsentieren galt, fand sie doch erst annähernd ein halbes Jahrhundert nach den ersten entsprechenden Großereignissen in den Konkurrenzmetropolen London und Paris statt. Wenn zeitgenössische Beobachter sie dennoch als Weltausstellung begriffen und in einem derartigen Kontext zu diskutieren suchten, wie das offenbar die Hannoveraner Organisatoren mit gutem Grund auch getan haben (und ich hier selbstredend ebenfalls), vermag das eigentlich kaum zu überraschen, war sie doch zunächst als solche geplant und projektiert. Daß sich hier jedoch eine Prophezeiung selbst zu erfüllen scheint, verweist auf die semantische Logik, vor allem aber Macht und Eigendynamik des Mediums, die offenbar sogar den Versuch der Selbstdeutung mit einschließt.

 

[Abbildungen:]

BGAG03.jpg (215492 Byte)
[Abb. 1] Karte Gewerbeausstellung
Entwurf Berlin1.GIF (72261 Byte) PrBerlin03.GIF (96338 Byte)
[Abb. 2] Übersichtskarte Projekt [Abb. 3] Plan Projekt (Projekt Berlin 03.jpg)
Entwurf Berlin1.GIF (72261 Byte) Entwurf Berlin2.GIF (57055 Byte)
[Abb. 4] Preisgekrönter Entwurf von Köhn u.a [Abb. 5] Entwurf Berlin 2: Hentschel


Anmerkungen:

1 Zitiert nach: Hans Herzfeld: Berlin als Kaiserstadt und Reichshauptstadt, in: Das Hauptstadtproblem in der Geschichte. Tübingen 1952: Max Niemeyer Verlag, 168f. Paris and its Exhibition: Pall Mall Gazette Extra 49 (26.7.1889). London 1889: Pall Mall Gazette, 2. Der vorliegende Text stellt in geraffter Form einige Teilaspekte meines vorläufig London vs. Paris: Imperial Exhibitions, Urban Space and Metropolitan Identities, 1886-1931 betitelten Dissertationsprojektes zur Diskussion, das bei John Brewer (Chicago), Bernd Weisbrod (Göttingen) und Luisa Passerini (Florenz) am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz entsteht.

2 Simmel, Georg: Berliner Gewerbe-Ausstellung (1896), in: Die Zeit (Wien) (25.7.1896), 204f.

3 Kerr, Alfred: Wo liegt Berlin? Briefe aus der Reichshauptstadt 1895-1900. Hg. von Günther Rühle. Berlin 1997, 150-3. Zur Gewerbeausstellung siehe den vom Berliner Bezirksamt Treptow herausgegebenen Ausstellungskatalog: Die verhinderte Weltausstellung: Beiträge zur Berliner Gewerbeausstellung 1896. Berlin 1996. Als kurze Einführung Dorothy Rowe: Georg Simmel and the Berlin Trade Exhibition of 1896, in: Urban History 22.2 (August 1995), 216-28. Von sehr unterschiedlicher Qualität die Beiträge in Robert Debusmann und János Riesz (Hg.): Kolonialausstellungen - Begegnungen mit Afrika? Frankfurt am Main 1995. Zuletzt Wolfgang Pehnt: Im Wechsel der Erregungen: Weltausstellung, erster Versuch: Berlin 1896, in: FAZ 6 (8.1. 2000), VI.

4 Dies überschnitt und vermengte sich mit der von Evelyn Kroker bereits identifizierten Diskussion um Ende, Änderung und Zukunft der Weltausstellungen. Vgl. Evelyn Kroker: Die Weltausstellungen im 19. Jahrhundert: Industrieller Leistungsnachweis, Konkurrenzverhalten und Kommunikationsfunktion unter Berücksichtigung der Montanindustrie des Ruhrgebietes zwischen 1851 und 1880. Göttingen 1975: Vandenhoeck & Ruprecht, 194. Kroker folgt den in dieser Debatte ausgetauschten Argumenten dann in ihrem "Exkurs" allerdings nicht, sondern beschränkt sich lediglich auf die Handelskammer Bielefeld.

5 In der einschlägigen Literatur ist diese Frage bisher beinahe gänzlich übersehen worden. Für einige kursorische Hinweise siehe jedoch Kroker, 194-8, sowie Erhard Crome: Berliner Gewerbeausstellung 1896: Betrachtungen eines Jahrhundertstücks, in: Berliner Bezirksamt Treptow: Die verhinderte Weltausstellung, 11-27, hier 14-16. Auch Heinz-Alfred Pohl: Die Weltausstellungen im 19. Jahrhundert und die Nichtbeteiligung Deutschlands in den Jahren 1878 und 1889: Zum Problem der Ideologisierung der außenpolitischen Beziehungen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 97.3-4 (1989), 381-425, behandelt die Frage nicht. Die einzige mir bekannte Liste gescheiterter Ausstellungsprojekte setzt erst 1913 ein Vgl. Appendix E: Fairs that never were, in: John E. Findling und Kimberly D. Pelle (Hg.): Historical Dictionary of World's Fairs and Expositions, 1851-1988. NewYork/Westport, Conn. 1990: Greenwood Press, 403-8, auch für London oder Paris ist mir nichts Vergleichbares bekannt. Vgl. in diesem Zusammenhang jedoch Felix Barker and Ralph Hyde: London: As it Might Have Been. London 1982: John Murray.

6 Huber nennt vier andere Phasen: Februar 1880, April 1881, Mai 1885, April 1891. Vgl. F.C. Huber: Die Berliner Welt-Ausstellung. Stuttgart 1892: Carl Grüninger, 4.

7 Huber: Die Berliner Welt-Ausstellung. Stuttgart 1892: Carl Grüninger, 4.

8 Aufschlußreich Paul Lindenberg und Ludwig Pietsch: Pracht-Album Photographischer Aufnahmen der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 und der Sehenswürdigkeiten Berlins und des Treptower Parks. Alt-Berlin, Kolonial-Ausstellung, Kairo etc. Berlin 1896: The Werner Company, 9. Officieller Hauptkatalog der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896. Berlin 1896: ###, Einleitung.9 Zitiert nach: Hans Herzfeld: Berlin als Kaiserstadt und Reichshauptstadt, in: Das Hauptstadtproblem in der Geschichte. Festgabe zum 90. Geburtstag Friedrich Meinekes. Gewidmet vom Friedrich-Meinecke-Institut an der Freien Universität Berlin. Tübingen 1952: Max Niemeyer Verlag, 168f.

9 Reif, Heinz: Hauptstadtentwicklung und Elitenbildung: "Tout Berlin" 1871 bis 1918, in: Michael Grüttner, Rüdiger Hachtmann und Heinz-Gerhard Haupt (Hg.): Geschichte und Emanzipation: Festschrift für Reinhard Rürup. Frankfurt am Main/New York 1999: Campus Verlag, 679-99.

10 Kroker, 194.

11 Lessing, Julius: Die Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896, in: Deutsche Rundschau (August 1896), 276-94, hier 279. Hermann Hillger: Die Deutsche Welt-Ausstellung von 1897: Eine Forderung und ein gutes Recht der deutschen Nation! Berlin 1892: Verlag Hugo Steinitz.

12 So etwa Martin Wörner: Vergnügen und Belehrung: Volkskultur auf den Weltausstellungen 1851-1900. Münster/New York 1998: Waxmann., 141, Fn. 403.

13 Brockhoff, Albert: Eine Weltausstellung in Berlin. Berlin 1880: Oswald Seehagen, 19. Meine Hervorhebungen.

14 Braun, Rudolph (im Auftrage des Comités für das Weltausstellungs-Terrain im Norden Berlins): Panorama der Berliner Weltausstellung mit erläuterndem Text. Berlin 1892 (?): Commissions-Verlag von Cassirer & Danziger, in: GStA PK I. HA Rep. 120 MfHuG, E XVI 2 Nr. 13 F: "Veranstaltung einer Weltausstellung in Berlin," Bd. 2, 136-149. Die sich bereits abzeichnende negative Haltung der Reichsregierung veranlaßte das Comité dazu, Anfang August 1882 noch einmal eine nachgebesserte Version ihres Vorschlages einzureichen. Siehe J. Knöfel, Vorsitzender des Comité für das Weltausstellungs-Terrain im Norden Berlins an Handels-Ministerium, 8.8.1892, in: ebd., Bd. 3, 54 bzw. Der wahre Grund der Haltung des Herrn Reichskanzlers in Sachen der Berliner Weltausstellung. Berlin, 8.8.1892, in: ebd., 54f.

15 Sehr viel genauer hierzu Leopold Rosenow: Vorgeschichte und Vorbereitung der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896, in: Arbeits-Ausschuss: Fritz Kühnemann, Bernhard Felisch and Ludwig Max Goldberger (Hg.): Berlin und seine Arbeit: Amtlicher Bericht der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 zugleich eine Darstellung des gegenwärtigen Standes unserer gewerblichen Entwicklung. Berlin 1898: Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), 27-84, insbes. 45-54. Braun: Panorama, 11.

16 Hierzu ausführlich Alfons Paquet: Das Ausstellungsproblem in der Volkswirtschaft. Jena 1908: Gustav Fischer, 281-6. Mehr als zwanzig Jahre später äußerte sich Paquet noch einmal zu demselben Themenkomplex. Vgl. Ders.: Wandlung und Entwicklung im Ausstellungswesen, in: Ausstellung und Messe in Recht und Wirtschaft der Zeit. Veröffentlichungen des deutschen Ausstellungs- und Messeamtes 6 (August 1930), 49-71. GStAPK I Rep. 120 E EXI 2 Nr. 13 F, Bd. 4. Vgl. in diesem Kontext ebenfalls Alexander Baldus: Alfons Paquet und sein Werk, in: Welt und Wort: Literarische Monatsschrift 26 (1971), 70-2.

17 Eyth, Max: Im Strome unserer Zeit. Heidelberg 1905. Bd. II, 115. Paquet, 287f., führt eine andere Stelle (Bd. II, 323ff.) für denselben Punkt an. Mein erster Nachweis datiert auf 1880. Vgl. Brockhoff, 3, behauptet, der Begriff sei 1878 "geboren" worden.

18 Démy, Adolphe: Essai historique sur les expositions universelles de Paris. Paris 1907: Librairie Alphonse Picard et fils, Éditeurs/Librairie des Archives Nationales et de la Société de l'École de Charles, 726-8. G.C.L. [George Collins Levey]: Exhibition, 71.

19 Witt: Pariser Weltausstellungsbriefe, 1. L. Otto Brandt: Zur Geschichte und Würdigung der Weltausstellungen, in: Zeitschrift für Socialwissenschaft 7.2 (1904), 81-96. Paquet, Alfons: Das Ausstellungsproblem in der Volkswirtschaft. Jena 1908: Gustav Fischer, 287-97. Exhibitions, in: Literary Digest 11.23 (Oct. 5 1895), 23-4.

20 Delbrück, Hans: Die Krisis des deutschen Weltausstellungsplans, in: Preußische Jahrbücher 70.3 (1892), 354. Zitiert nach Sigfried Giedion: Sind Ausstellungen noch lebensfähig?, in: Schweizerische Bauzeitung 109.7 (1937), 73-7, hier 77. A. Haarmann, A.: Vor dem Rubicon: Ein letztes Wort der Beherzigung zur Ausstellungsfrage. Berlin 1892: Verlag der Deutschen Verlags- und Buchdruckerei-Actien-Gesellschaft, 10f.

21 Schivelbusch, Wolfgang: Geschichte der Eisenbahnreise: Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main 1989: Fischer, 113-6.

22 Boenigk, Otto Freiherr von: Die Unlauterkeit im Ausstellungswesen. Halberstadt 1893: Verlag der Handelskammer. Siegmund Chiger: Ausstellungsmißbräuche, deren Ursachen, Folgen und Verhinderungsmaßnahmen. München 1894: Kommerzieller Verlag von L. Schnitzler & Cie Paquet, 298-307. Paquet, 300.

23 Ständige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie (Hg.): Zusammensetzung, Ziele und Zwecke. Berlin 1914 (?): W. Büxenstein, in: Bundesarchiv Berlin R 3101 609, 161-79, hier 21.

24 Insgesamt ca. 125 alleine während des Zeitraumes von 1881 bis 1910. Angaben nach http://www.lib.csufresno.edu/SubjectResources/SpecialCollections/WorldFairs/Welcome.html und Appendix B: Fair Statistics, in: Findling und Pelle, 375-81.

25 Siehe beispielsweise Howard P. Segal: Are Fairs Obsolete? (Op-Ed), in: New York Times (3.6.1981) oder Roger de Weck: In Hannover? Nein, im Internet, in: Die Zeit 53.8 (12.2.1998), 1. Beide Aufsätze argumentieren, daß Weltausstellungen durch den von ihnen selbst gefeierten Fortschritt irrelvant geworden und daher womöglich "no longer appropriate to contemporary society" seien. Ulrike Weber-Felber and Heinisch Severin: Ausstellungen: Zur Geschichte eines Mediums, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 2.4 (1991), 19.

26 Vgl. hierzu Krokers Beobachtung eines reaktiven Verhaltensmusters: Anerkennung eines notwendigen Übels, unter den gegebenen Umständen (da sowieso unvermeidbar) eine Weltausstellung dann wenigstens im eigenen Land zu haben. Kroker, 196f.: "Hier mündet das der Institution der Weltausstellung von Anfang an immanente Konkurrenzprinzip in ein Konkurrenzverhalten ein, das Sanktionen fürchtet und sich deshalb normkonform verhalten will." Die Gründe der Erfolglosigkeit all dieser Pläne werden jedoch nicht diskutiert.

27 Pehnt, Wolfgang: Murksmachen fielen nicht durch. Eine ziemlich gemischte Gesellschaft: Erik Mattie hat über die Weltausstellungen Buch geführt, in: FAZ (5.5.1999), 55.

28 Smith, Swire: Should Britain Take Part in International Exhibitions?, in: Nineteenth Century 67 (June 1910), 983-94, hier 984f. Paquet, 318-21.

29 Schulz, Marlies: Der Treptower Park, in: Senatsverwaltung für Bau und Wohnungswesen, Abteilung Vermessungswesen, Berlin (Hg.): Topographischer Atlas Berlin. Berlin 1995: Dietrich Reimer, 198-9. Brian Ladd: The Ghosts of Berlin: Confronting German History in the Urban Landscape. Chicago/London 1997: University of Chicago Press, 194.

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