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Identitäten, Räume, Projektionen: |
Architektur und Ausstellung | |
Thomas Schriefers (Köln) |
Denkmäler mit Verfallsdatum - Zur Überwindung des traditionellen Denkmalbegriffs auf Weltausstellungen Die Tradition der Einrichtung nationaler Staatenhäuser prägt das Erscheinungsbild der Weltausstellungen, seit man sich entschied, auf den Bau eines alle Abteilungen vereinenden Messepalastes zu verzichten. Dabei verwandelten sich die Bauten vielfach in ikonografische Manifestationen, die als propagandistische Informationsträger sowohl für Produkte und Waren, als auch Weltanschauungen und Bildungsideale warben. Die beim Betrachter bewusst erzeugten Bilder förderten die Verknüpfung des Wahrgenommenen mit dem in der Erinnerung Gespeicherten, um das Erlebte assoziativ weiter zu spinnen. Maßstäblich integriert oder maßstabslos übersteigert verweisen Pavillons daher auf Bedeutungen, die über das Wahrgenommene hinaus gehen. Dadurch erscheinen viele Ausstellungsbauten als Denkmäler. Denkmäler, die aber, entgegen der Konvention dauerhafter Bauten, für den Abbruch geschaffen wurden. Denkmäler mit Verfallsdatum, gewissermaßen Monumente, die als Gegenbild ihres Vorbildes, ihre Wirkung nur für kurze Zeit entfalten. An diesem Beispiel soll dargestellt werden, dass auf Weltausstellungen gängige Kategorien und Definitionen außer Kraft gesetzt werden können, sich Merkmale ins Gegenteil verkehren. Selbst so repräsentative Bauten wie Denkmäler mit Ewigkeitswert, die als Zeitgeist-Monumente bereits beim Bau für den baldigen Abriss vorgesehen sind. |
Mary Pepchinski (Dresden) |
"Frauengebäude"
und die Weltausstellungen: Ausstellungsarchitektur und widersprüchliche Frauenideale auf
europäischen und amerikanischen Weltausstellungen, 1873-1915. Es hatte den Anschein, dass die "Frauengebäude", die
zwischen 1873 und 1915 auf den europäischen und amerikanischen Weltausstellungen
auftauchten, die Architektur einzig und allein deshalb beschäftigten, um ein sich
veränderndes Frauenideal auszudrücken und damit den Versuch unternahmen, die
Weiblichkeit nachweislich in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. In der Tat war die
Definition einer zunehmenden öffentlichen Rolle der Frauen eines der Ziele, die mit
diesen Strukturen und deren Ausstellungen beabsichtigt waren. |
Paul Sigel (Dresden) |
Expo-Architektur und Black Box Multimediale Präsentationen, computergenerierte virtuelle Rauminszenierungen und spielerische interaktive Informationsvermittlung kennzeichnen den größten Teil der Ausstellungsbeiträge, die für die Expo 2000 in Hannover vorbereitet wurden. Gastgeber und Teilnehmerstaaten zeigen sich damit weitgehend auf dem aktuellen Stand hoch technologisierter und gleichzeitig den Entertainmentbedürfnissen der Rezipienten entsprechender Informationsaufbereitung. Diese Tendenz hat innerhalb der Geschichte der Weltausstellungen eine Traditionslinie, die sich spätestens anlässlich der Ausstellung in Osaka als Konflikt zwischen neuen Präsentationsmodi und ambitionierter, mitunter emblematischer Architektur nieder schlug. Die Expo 70 reflektierte eine bereits seit den 1930er Jahrenzu konstatierende und vor allem in Montreal 1967 bereits deutlich ausgeprägte Tendenzverschiebung in der Funktion von Weltausstellungen. Eindeutiger als bei jeder vorangegangenen Ausstellung demonstrierten die Teilnehmer in Osaka eine Abkehr von Exponat-gebundenen Präsentationen der Leistungskraft der jeweiligen Volkswirtschaften beziehungsweise der beteiligten Unternehmen zu Gunsten des Versuches, werbewirksame "Images" und "corporate identities" zu prägen, die sich jenseits von Produktakkumulation durch künstlerische oder populär-unterhaltsame Inszenierungen profilieren sollten. Mehr als bei jeder Ausstellung zuvor waren es entweder medial vermittelte Informationen über den jeweiligen Aussteller, oder aber vollständig abstrahierte Darstellungsformen, die einen Bezug zum Aussteller unter vollständigem Verzicht auf Objektpräsentationen lediglich über mehr oder weniger eindeutige Assoziationsketten möglich machte. Filmprojektionen, Klanginstallationen und vor allem ein spielerischer Zugriff zu einzelnen computergestützten Informationsträgern demonstrieren die gewandelten Ausstellungsformen. Die dadurch manifestierte Bedeutung multimedialer Inszenierungen stellte jedoch nicht nur den Typus Weltausstellung einmal mehr in Frage, sondern tangiert, gerade auch hinsichtlich der baulichen Manifestationen der Expo 2000, die Funktion von Architektur auf Weltausstellungen im Kern. Die "black box" als optimaler Rahmen für die neuen Präsentationsmodi konkurriert mit der redundant erscheinenden architektonischen Geste. |
Ausstellungsstil und Inszenierung | |
Monika Wagner (Hamburg) |
Techniken des Überblicks. Vertikale und horizontale
Erschließungen früherer Weltausstellungen
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(Florenz) |
Ausstellungsmüde. Deutsche Großausstellungsprojekte und ihr
Scheitern, 1880 - 1930 Dass es bis zum 1. Juni 2000 in Deutschland nie eine Weltausstellung
gegeben haben wird, ist erst in den letzten Monaten im Zuge der Vorbereitung auf die
Hannoveraner EXPO 2000 ins öffentliche Bewusstsein gerückt. In diesem Zusammenhang hat
ebenfalls die lange Zeit vollkommen unbeachtet gebliebene, große Berliner
Gewerbeausstellung von 1896 verstärkt an Aufmerksamkeit gewonnen und wird heute weniger
als verhinderte Weltausstellung", denn als direkter Vorläufer der Hannoveraner
Ausstellung gehandelt - nicht zuletzt von Organisatorenseite selbst. Übersehen wird
jedoch zumeist, dass die Berliner Ausstellung im Kontext einer jahrelang, sowohl im
Deutschen Reich, als auch international ausgetragenen Kontroverse um die sogenannte
Weltausstellungsfrage" stand, in deren Verlauf auch das Medium selbst intensiv
debattiert wurde. Mit einiger Berechtigung könnte die Berliner Gewerbeausstellung daher
ebenfalls als das einzige, immerhin vergleichsweise fortgeschrittene Unternehmen in einer
ganzen Reihe von gescheiterten Projekten ähnlicher Art gedeutet werden. |
Monika Meyer-Künzel (Bonn) |
Welt - Stadt - Ausstellung Chancen und Probleme für die Stadtentwicklung der Veranstaltungsorte Seit Beginn der Weltausstellungsbewegung betreiben die gastgebenden Orte einen immensen Aufwand, um sich im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit glanzvoll zu präsentieren. Immer wieder stellt sich die Frage, welchen Nutzen die Stadt aus dem Großereignis ziehen kann. Der historische Vergleich der planerischen Konzepte verdeutlicht den Wandel der Erwartungen und Absichten der Veranstalter. War zunächst nationaler oder persönlicher Prestigegewinn der Motir für die Durchführung, so wurde unter politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen und Zwängen der Rechtfertigungsdruck zunehmend größer. Eine langfristig rentable Folgenutzung rückte vermehrt in den Vordergrund. Vier städtebauliche Leitbilder für Weltausstellungen kristallisieren sich heraus: Die schöne Stadt: Stadtverschönerung und Freiflächenplanung. Ephemeres Zwischenspiel. Kontinuierliche Nutzung als Messegelände. Zu Nutzen der Stadt: Instrumentalisierung für die Stadtentwicklung. Auf der Grundlage der Typisierung der Konzepte lassen sich Chancen und Probleme der Planungen formulieren. Sie können Hinweise für die Beurteilung künftiger Planungsaufgaben geben. |
Christoph
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Das Deutsche Reich auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Typus einer massenkulturellen Veranstaltung, der schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine eigentümliche Faszination auf ein millionenfaches Publikum ausgeübt hat. Mit einer Reihe von systematischen Fragen wird der deutsche Anteil an den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts einer kritischen Bewertung unterzogen. Dies umfasst einen kurzen Überblick über einige Grundzüge der Weltausstellungsgeschichte. Er werden sodann einige ausgewählte politische Aspekte der Selbstdarstellung einer verspäteten Nation" untersucht. In einem abschließenden Teil werden die Überlegungen der deutschen Ausstellungsmacher zur kulturellen Darstellung des Deutschen Reiches untersucht. Im Hinblick darauf steht die Repräsentation der politischen Kultur im Vordergrund. |
Peter Proudfoot and Graham Pont Sydney |
THE
1879 SYDNEY GARDEN PALACE INTERNATIONAL EXHIBITION THE ORIGINS AND PRECURSORS OF THE INTERNATIONAL EXHIBITIONS In einem Überblick stellt der Beitrag die verschiedenen historischen Stränge zusammen, die das Phänomen der Weltausstellungen im 19. Jahrhundert ausmachen: der Markt, die Messe (aus der die Kunstexposition hervorging), die Technik-Ausstellung. Dass bei der Messe auch religiöse Momente enthalten sind, machen die Autoren an der Architektur (Dome, Kuppeln) und ihrer Nutzung (Zeremonien) fest. Der Export dieser Traditionen in Länder außerhalb Europas prägte auch die Garden Palace Ausstellung 1879 in Sydney, die zunächst als regionale Ausstellung geplant dann in eine internationale Ausstellung umgewandelt wurde. |
Juri Nikitin St.-Petersburg |
RUSSISCHE AUSSTELLUNGSHALLEN AUF WELTAUSSTELLUNGEN UND
INTERNATIONALEN AUSSTELLUNGEN 1 8 5 1 - 1 9 1 7 Es wird ein großer Bogen geschlagen
von der Beteiligung Russlands an der ersten Weltausstellung 1851 in London, über die
ersten russischen Bauten zur Weltausstellung von 1867 in Paris bis hin zu einem voll
ausgereiften Typ von russischen Ausstellungsgebäuden (Dresden 1911, Leipzig 1914, Malmö
1914, Venedig 1914). Auf all diesen Ausstellungen präsentierte sich Russland in den
Formen der altrussischen Baukunst. Eine seltene Ausnahme von dieser Regel sind die
russischen Pavillons zu den internationalen Ausstellungen 1911 in Rom und Turin, die im
Stil der russischen klassischen Architektur gehalten sind. |
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für die nächsten 6 Monate Diskursangebote. Anmerkungen, Anregungen und Kritiken durch
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Auszugsweiser Nachdruck mit Quellenangabe |
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Heft
1/96: Architektur im Zwischenreich von Kunst und Alltag (auch als Buch im Waxmann Verlag erschienen: ISBN 3-89325-585-0) Heft 1/97: Modernität der Architektur. Eine kritische Würdigung Heft 2/97: Architektur - Sprache (auch als Buch im Waxmann Verlag erschienen: ISBN 3-89325-652-0) Heft 1/98: Architektonik und Ästhetik künstlicher Welten Heft 2/98: Bau und Wohnung - Eine Auseinandersetzung mit Heideggers Aufsatz 'Bauen Wohnen Denken' (1951) Heft 1/99: Entwerfen - Kreativität und Materialisation Heft 2/99: Neue Kulturlandschaft Arbeits- und Lebensweltfür die Zukunft |
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