9. Jg., Heft 1
November 2004

 

 

Gebaute Räume
Zur kulturellen Formung
von Architektur und Stadt

   
Konzeption und Redaktion:   Cornelia Jöchner, Kirsten Wagner
Organisation, Lektorat und Layout:
 
  Heidrun Bastian, Ehrengard Heinzig
 




Cornelia Jöchner
& Kirsten Wagner

 




Editorial
 

Hartmut Böhme   Ansprache zur Eröffnung der Tagung
   


Räume des Leibes
Räume des Wohnens
Rebekka Ladewig   Richtungen in Bewegung.
Überlegungen zu einem vernachlässigten Begriff
Kirsten Wagner   Vom Leib zum Raum. Aspekte der Raumdiskussion in der Architektur aus kulturwissenschaftlicher Perspektive
Eduard H. Führ   Ja, kann man denn Räume überhaupt bauen?
Jasper Cepl   Vom „Palaststil" zur „Wohnmaschine":
Die Transformation des städtischen Raumgefüges nach 1900
Alexandra Staub   Offenheit und der private Raum.
Das westdeutsche Einfamilienhaus im 20. Jahrhundert
Abendvortrag:
Karsten Harries
 
Aus- und einräumendes Bauen:
Unser zwiespältiges Verlangen nach Freiheit und Geborgenheit
   
Bewegung als Voraussetzung von Räumlichkeit
Cornelia Jöchner   Wie kommt 'Bewegung' in die Architekturtheorie?
Zur Raum-Debatte am Beginn der Moderne
Christoph Asendorf   Raum und Bewegung in der Moderne
Turit Fröbe   Wege und Bewegung in der Architektur Le Corbusiers
   
Mediale Räume
Jörg Seifert   Phänomenologie der Raumorientierung. Zum Verhältnis von 'mental maps' und dreidimensional-perspektivischen, mentalen Bildeindrücken von Bewegungsräumen
Riklef Rambow
& Honke Rambow
  Grenzen der Entgrenzung:
Architektur, Musik, Drogen
Jörg H. Gleiter   Zur Rekonzeptualisierung des architektonischen Raumes
im Zeitalter seiner Virtualisierung
Abendvortrag:
Bruno Flierl
 
Zur Neuaneignung verlorener Orte der Stadt durch gebaute Symbole
 
Das Öffnen / Schließen von Räumen
Gert Selle   Öffnen und Schließen.
Über alte und neue Bezüge zum Raum
 
Handlungsräume
Ludger Schwarte   Die Architektur des öffentlichen Raumes
Ein handlungstheoretischer Ansatz
Walter Siebel   Wandel des öffentlichen Raumes
Karsten Feucht   „Gespräche bauen"
Innovatives Tourismuskonzept gestaltet Landschaft
   
Interkulturelle Räume
Ivan V. Nevzgodin   Postsowjetische Phänomene: Die Transformation urbaner Räume und Funktionen des Karl-Marx-Platzes in Novosibirsk
Gül Kaçmaz-Erk   Architektur als Symbol: Der Raum in Wim Wenders' Filmen
Lu, Yi
& Ruzica Bozovic-Stamenovic
  Das Raumkonzept der chinesischen Architektur
   
Posterpräsentationen
Diane Fellows   Erinnerungen und Übergänge":
Ein amerikanisches Netzwerk als personifiziertes Gedächtnis
Gesa Mueller von der Haegen   Szenografie in architektonischen Zusammenhängen




 

   
abstracts:    
Räume des Leibes Räume des Wohnens
   
 
___Rebekka Ladewig
Berlin
 
Richtungen in Bewegung.
Überlegungen zu einem vernachlässigten Begriff


Trotz der in den vergangenen Jahren ausgerufenen spatial, topographical oder cartographic turns steht eine theoretische Untersuchung des Richtungsbegriffes aus kulturwissenschaftlicher Perspektive bis auf weiteres aus. Das ist umso erstaunlicher, als Richtungen der Organisation von Räumlichkeit einer Errichtung und Einrichtung von Räumen immer schon zugrunde liegen. Rudolf Goldscheid bemerkte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, dass „die Richtung das Ursprünglichere und namentlich das Konkretere ist (als Raum und Zeit), und dass der Raum nichts anderes ist, als die Summe aller vorstellbaren Richtungen“ (vgl. Rudolf Goldscheid: Der Richtungsbegriff und seine Bedeutung für die Philosophie. In: Annalen der Naturphilosophie VI, hg. von Wilhelm Ostwald, Leipzig 1907, S. 69).
In meinem Beitrag möchte ich Richtungen als Elemente des Räumlichen beleuchten, die für die Konstruktion von materiellen, mentalen und symbolischen Räumen gleichermaßen konstitutiv sind. Dabei gilt es herauszustellen, dass Richtungen selbst kulturell codierte Konstrukte darstellen, die in ein Geflecht von mythischen Bildern, habitualisierten Praktiken und kulturellen Techniken eingelassen sind. Horizontale und Vertikale etwa bilden einerseits die grundlegenden Bezugsachsen jeder räumlichen Bewegung; sie können aber auch als ‚Kulturtypen’ einsichtig gemacht werden, wenn beispielsweise das Umherirren des Odysseus als paradigmatische Bewegung in der Horizontalen und das hybride Begehren des Phaeton als exemplarischer Ausdruck der Vertikalität menschlichen Raumwollens entworfen werden. Diese mythologischen Figuren zeigen darüber hinaus, dass sich Bewegungs-, Erfahrungs-, Spiel- und Handlungsräume des Menschen sowie die mit diesen Räumen verbundenen Architekturen erst durch die Bewegungen des Körpers eröffnen oder erschließen und von diesen nicht abzulösen sind.
Ausgehend von einem leibesphilosophischen Ansatz sollen die mit den Raumachsen (oben – unten, vorn – hinten, links – rechts) entworfenen leiblich-geometrischen Richtungen (Schmitz) als Grundlage von Räumlichkeit und Verräumlichung projektiert werden. Erst die intakte Verortung des eigenen Körpers, sein ‚Anhalt’ in einem Hier und Jetzt, lässt das Subjekt einen Standpunkt einnehmen, von dem aus es seine (physischen und mentalen) Bewegungen entwerfen, ein Wohin denken und Intentionalität entwickeln kann. Von hieraus lassen sich sowohl relationale Raumbegriffe, wie Innen – Außen, Zentrum – Peripherie, Kern – Ränder, als auch die Verräumlichung menschlicher Lebenswelten als Erweiterungen und Ausdehnungen leiblicher Richtungsräume darstellen.
 

(Artikel in Deutsch)

___Kirsten Wagner
Berlin
 
Vom Leib zum Raum. Aspekte der Raumdiskussion in der Architektur aus kulturwissenschaftlicher Perspektive


Der architektonische Raum ist ein vergleichsweise junger Gegenstand theoretischer Reflexion. Erst im ausgehenden 19. Jahrhundert ist das Konzept des Raumes in die Kunst- und Architekturtheorie eingeführt worden. Dabei übernahm dieses Konzept zwei epistemologische Funktionen. Einerseits diente es der formalen Analyse der bildhaften, plastischen und gebauten Artefakte, andererseits wurde es für deren stilgeschichtliche Klassifikation herangezogen. Demgemäß wurde ein spezieller, von verschiedenen Artefakten geteilter „Raumstil“ als charakteristischer Ausdruck einer Epoche und ihres jeweils eigenen „Raumgefühls“ gelesen. Während dieses formale und stilgeschichtliche Raumkonzept die Kunsttheorie beherrschte, wurde im Zusammenhang mit der Architektur ein eher anthropologisches Konzept des Raumes entwickelt. Denn im Rahmen der Architekturbetrachtung avancierte der menschliche Körper bzw. der Leib zur Basis der Erfahrung und Wahrnehmung von gebauten Räumen. Dieser neue Zugang zum architektonischen Raum und zur Architektur allgemein wurde sowohl durch die Wahrnehmungspsychologie als auch durch die Einfühlungsästhetik beeinflusst. Beide hatten die Bedeutung des Leibes und seiner multisensorischen wie kinästhetischen Disposition für das Wahrnehmen und Denken herausgestellt. Auf diesem Hintergrund konnte der Raum auch in der Architekturtheorie als etwas definiert werden, das von den leiblichen Bewegungen, Handlungen, Wahrnehmungen und Empfindungen abhängt. Mit einem solchen Ansatz hat die Architekturtheorie nicht nur die Phänomenologie vorweggenommen, sondern auch die jüngsten performativen Zugangsweisen zu kulturellen Räumen und ihren körperlichen Produktionsbedingungen. Dementsprechend erweist sich eine Revision der frühen Raumdiskussion in der Architektur- und Kunsttheorie auch für die zeitgenössische Reflexion des Raumes in den Kulturwissenschaften als konstruktiv. Auf einer übergeordneten Ebene kann diese Revision zugleich die engen Beziehungen dokumentieren, die zwischen der Architektur und Kulturtheorie bestanden haben und noch immer bestehen.
 

(Artikel in Deutsch)

___Eduard H. Führ
Cottbus
 
Ja, kann man denn Räume überhaupt bauen?


Der Beitrag geht der Frage nach, wie man Raum entwerfen kann, also in einem Medium mit objektiver Geltung subjektive Aussagen machen kann.
 

(Artikel in Deutsch)

___Jasper Cepl
Berlin
 
Vom „Palaststil" zur Wohnmaschine":
Die Transformation des städtischen Raumgefüges nach 1900,
oder: Vorläufige Bemerkungen über ein vergessenes Problem


Der Weg zur „Wohnmaschine“ und zum Funktionalismus beginnt um 1900 mit der Kritik am Historismus und den unwohnlichen Interieurs, die die Großmannssucht der Gründerzeit hervorgebracht hatten. Mit der Kritik am „Palaststil“ geht ein Paradigmenwechsel einher: Von nun an bestimmt die Beschäftigung mit den räumlichen Qualitäten des Interieurs die weitere Entwicklung der Stadtarchitektur. Das Stil-Korsett, das die Form regelte und die Architekten damit in ihren Raumschöpfungen einschränkte, wird abgestreift. Es beginnt die Suche nach einer neuen Architektur und einer neuen Stadt, die aus diesem gewandelten Raumbewusstsein heraus eine neue räumliche, und damit letztlich auch eine neue gesellschaftliche Ordnung schafft.
Einige Fragen, die in diesem Prozess der räumlichen Neuordnung diskutiert wurden, aber dann in Vergessenheit gerieten, sind heute noch immer aktuell und sollen daher wieder bewusst gemacht werden – allen voran die Frage nach dem angemessenen Verhältnis der Raumproportionen von Interieur und Stadtraum.
 

(Artikel in Deutsch)

___Alexandra Staub
Pennsylvania
 
Offenheit und der private Raum.
Das westdeutsche Einfamilienhaus im 20. Jahrhundert


Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts wurde das Haus zum privaten Refugium und (für den Mann) ein Ort der Entspannung nach einem harten Arbeitstag. In Deutschland ging diese Ansicht mit Reformbemühungen einher, die darauf zielten, alle sozialen Schichten einen familieneigenen Wohnraum zu ermöglichen.
Dieser Artikel betrachtet die Ergebnisse dieser Bemühungen durch eine Analyse von Fotos und Plänen, sowie auch Filmbildern, in denen die Handlungsräume des Hauses aufgezeichnet sind. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Schnittstelle zwischen dem öffentlichen Raum der Straße und dem rechtlich-privaten Raum des Hauses samt Grundstück und folgt die Entwicklung dieser Grenze seit dem zweiten Weltkrieg.
Die Privatisierung des Familienheims nimmt eine weitere Bedeutung an, indem „Offenheit“ des Hauses sich auf den Innenraum beschränkt, während das Haus zum Straßenraum hin immer abwehrender wird. Eine neue räumliche Freiheit scheint nur dort möglich, wo der Raum kontrollierbar ist.
Während das Haus dem öffentlichen Raum den Rücken kehrt, drückt das Innere des Hauses eine erhöhte Demokratie und Parität innerhalb der Familie aus. Mehr Raum für die Kinder, und einen erleichterten Zugang zu den Wohnräumen deuten auf eine neue Art des Zusammenlebens. Dieser Zustand mildert die Unzugänglichkeit des Hauses selbst, obwohl es baulich oftmals noch geschlossen bleibt.
 

(Artikel auch in Englisch)

___Karsten Harries
New Haven
 
Aus- und einräumendes Bauen:
Unser zwiespältiges Verlangen nach Freiheit und Geborgenheit


Befremdet der Ausdruck  „ausräumendes Bauen” erst einmal, so sagt „einräumendes Bauen” schon mehr. Das Einräumen einer Wohnung macht sie wohnlich. Einräumendes Bauen wäre dann ein Bauen, das uns die Welt einräumt und sie so wohnlicher macht. Aber „ausräumendes Bauen”? Wäre das nicht eine gegen Architektur gerichtete Architektur? Architekturfantasien bieten nicht nur Bilder einer solchen Architektur, sondern lassen verstehen, was sie uns verspricht. Was uns hier ruft, ist nichts anderes als die Freiheit. Doch Freiheit muss sich selbst binden, soll sie nicht zur Willkür werden. Wo aber findet eine alles ausräumende Freiheit, was sie binden könnte? Menschen, die diese Frage bedrückt, werden vielleicht die Hinwendung der Kunst der letzten Jahre zum Dunklen, Schweren und Ekligen fast beruhigend finden als ein erstes Geständnis, dass jede wirkliche Selbstbejahung die Rückkehr aus der Wildnis fordert, in die uns Freiheit und Vernunft geführt haben: die Rückkehr zum sterblichen Menschen und zur Erde.
 

(Artikel in Deutsch)

Bewegung als Voraussetzung von Räumlichkeit
___Cornelia Jöchner
Cottbus
 
Wie kommt 'Bewegung' in die Architekturtheorie?
Zur Raumdebatte am Beginn der Moderne


Dass sich architektonische Räume in der Bewegung des Körpers konstituieren, ist eine verhältnismäßig junge Erkenntnis. Dringen Wahrnehmungsaspekte erstmals in die Architekturtheorie der Renaissance ein (Alberti: Straßenraum), so kommt es im späten 19. Jahrhundert unter dem Eindruck der entstehenden wissenschaftlichen Psychologie zu einer Erosion bisheriger Architekturauffassungen. War noch Gottfried Semper vom Bauwerk als einer auch in der Natur vorhandenen geschlossenen Form ausgegangen, die er jedoch mit der menschlichen Fähigkeit zur Bildung einer Horizontalachse ausgestattet sah, so setzte der Kunsthistoriker August Schmarsow mit seiner Leipziger Antrittsvorlesung (1893) eine Wendemarke für die Architekturbetrachtung: das ´innerste Wesen´ der Architektur sei der Raum – eine Darlegung, die sofort Eingang in die verschiedenen Theorien von Architektur fand.
Mein Beitrag untersucht, welche Rolle ´Bewegung´ als konstitutives Element von Raum in den kunst- und architekturtheoretischen Texten der beginnenden Moderne spielte. In den frühen Theorien Hildebrands und Schmarsows ist der Betrachter eine Voraussetzung von Raum, ´Bewegung´ wird als die der Architektur eigene Rezeptionsform verstanden. In den Zwanziger Jahren splittert die Theorie den durch einen Betrachter aktiv gestalteten Vorgang der Raumbildung entweder in verschiedene Wahrnehmungsebenen auf oder sieht im Betrachter nur mehr einen passiven Vollzieher der Architektur. Diese Sichtweise gipfelt in der von Moholy-Nagy am Bauhaus betriebenen Gestaltungslehre, die zu einem Raumerleben des modernen Menschen ´erziehen´ wollte: Raumbildung wird zur Sache des Architekten. In der Herausbildung der Moderne zeigt sich so nicht nur ein neuartiges Verständnis von Raum, sondern es setzt sich auch eine Haltung gegenüber dem Betrachter / Benutzer von Architektur durch, die heute in Anrechnung gebracht werden muss, wenn in der Architektur wieder verstärkt nach raum- und ortsbildenden Qualitäten (Stichwort Identität) gesucht wird.
 

(Artikel in Deutsch)

___Christoph Asendorf
Frankfurt an der Oder
Raum und Bewegung in der Moderne


Bewegung hat immer Einfluss auf die Wahrnehmung von Räumen. Oft auch evozieren Gestalter gezielt Bewegungserfahrungen, was in besonderem Maß an der Architektur des Barock deutlich wird. Die Beschleunigung aller Lebensvorgänge und die übergreifende Veränderungsdynamik der Moderne setzten jedoch dieses Problem in einer ganz neuen Weise auf die Tagesordnung. In den Jahren um 1910 wurden die Auswirkungen der Geschwindigkeit der Automobile und des durch das Flugzeug möglichen Blicks von oben erörtert. Scheinbar stabile Koordinaten gerieten ins Wanken; man sah, dass die Voraussetzungen gestalterischer Arbeit sich im Zeichen alldimensionaler Zirkulation zu ändern begannen. Eine ganz neue Erfahrung des modernen Bewegungsraumes brachte der Erste Weltkrieg; sie steht vermutlich auch im Hintergrund der vielfältigen Überlegungen zum Phänomen räumlicher Durchdringungen in den Zwanziger Jahren. Daran anschließend konstatierte Alexander Dorner nach dem Zweiten Weltkrieg eine "überräumliche Wirklichkeit" globaler Interaktion, ohne aber genauer nach möglichen architektonischen Repräsentationen zu fragen. Das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts sieht dann das langsame Ende der Transportmittelrevolution und den Aufstieg der Informationstechnologien.
Als prägendes Phänomen der umgebenden Kultur wird damit nach der physischen auch die informationelle Bewegung zur Herausforderung für die Architektur. Entspricht einer "Liquid Modernity" nun eine "Liquid Spatiality"?
 

(Artikel in Deutsch)

___Turit Fröbe
Weimar / Amsterdam
Wege und Bewegung in der Architektur Le Corbusiers


Ausgestattet mit seinen zwei Augen, vor sich blickend, geht unser Mensch, bewegt er sich vorwärts, handelt, geht einer Beschäftigung nach und registriert auf seinem Weg zugleich alle nacheinander auftauchenden architektonischen Manifestationen und ihre Einzelheiten. Er empfindet innere Bewegung, das Ergebnis einander folgender Erschütterungen. Das geht so weit, dass die Architekturen sich in tote und lebendige einteilen lassen, je nachdem ob das Gesetz des Durchwanderns nicht beachtet oder ob es im Gegenteil glänzend befolgt wurde. […] Gute Architektur wird durchwandert, durchschritten, innen wie außen.“ (Le Corbusier, 1942)
Ähnliche Beobachtungen und eine pointierte Polemik gegen die „graphischen“ Planungsgepflogenheiten der so genannten akademischen Tradition finden sich bereits in „Vers une Architecture“,  jener Aufsatzsammlung, mit der Le Corbusier 1923 die internationale Architekturbühne betrat. Gleich zwei Kapitel der Publikation beinhalten seine programmatischen Forderungen nach „dynamischen“ Architekturen, die sich erst mittels Bewegung im Raum vollständig erfassen lassen. Als exemplarische Referenz einer „lebendigen“ Baukunst, die entsprechend ihrer Grundrissdisposition durchwandert werden muss und den Betrachter sowie die nähere Umgebung mit in die Komposition einbezieht, diente Le Corbusier die Akropolis von Athen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der berühmten Akropolis-Interpretation von Auguste Choisy aus dem Jahr 1899 zu, die später unmittelbaren Niederschlag in Le Corbusiers eigenen architektonischen und städtebaulichen Entwürfen fand.
 

(Artikel in Deutsch)

Mediale Räume
___Jörg Seifert
Konstanz
Phänomenologie der Raumorientierung Zum Verhältnis von 'mental maps' und dreidimensional-perspektivischen, mentalen Bildeindrücken von Bewegungsräumen


Wie funktioniert die menschliche Raumorientierung? Wie werden Räume und Raumsysteme mental repräsentiert? Welche Rolle spielen dabei zweidimensionale Bilder, die auf  Landkarten und Stadtpläne zurückzuführen sind, sowie dreidimensional-perspektivische Bildeindrücke, wie sie beim Gehen oder Fahren durch einen Raum generiert oder durch Fotografie und Film vermittelt werden? Diese Fragen werden anhand einiger ausgewählter Ansätze und Positionen diskutiert, die sich mit Aspekten der Raumwahrnehmung und unterschiedlichen Formen zwei- und dreidimensionaler kognitiver Raumrepräsentationen beschäftigen. Als Ausgangspunkt dient der Klassiker der Städtebauliteratur „Das Bild der Stadt“ von Kevin Lynch (M.I.T. Press 1960). Unter dem „Bild der Stadt“ versteht Lynch einen imaginären Plan – eine so genannte mental map. Lynchs Verdienst besteht jedoch nicht darin, diesen Begriff geprägt zu haben, sondern vielmehr darin, das Thema innerhalb des architektonisch-städtebaulichen Diskurses zu verhandeln. Die Forschung zu kognitiven Karten wird von verschiedenen Teildisziplinen der Psychologie (Umwelt- und Architekturpsychologie, kognitive Entwicklungspsychologie) sowie ferner von Geographen, Stadtplanern, u. a. aber auch von Informatikern betrieben. Exemplarisch dargestellt werden die unterschiedlichen Herangehensweisen am Beispiel einer gemeinsamen Publikation des Geographen Roger M. Downs und des Psychologen David Stea, Beiträgen der Psychologen Mark May, Johannes Engelkamp und Ruth Schumann-Hengsteler und einer Arbeit des Informatikers Jochen Schneider. In der Psychologie, die sich offensichtlich bisher am intensivsten mit diesem Thema befasst hat, reicht die Diskussion um mentale Raumrepräsentationen bereits bis in das späte neunzehnte Jahrhundert zurück. Da die Methoden der Psychologie allerdings offensichtlich wenig geeignet sind, typische Problemstellungen von Architekten und Stadtplanern zu behandeln, die sich als Fragen nach den Konsequenzen der Rezeption und mentalen Repräsentation von Raum für die Produktion desselben zusammenfassen lassen, versuche ich, einen phänomenologischen Ansatz zwischen Psychologie und Architekturtheorie zu positionieren. Angesichts eines medienbedingten Wandels von Wahrnehmungs-Paradigmen (höhere Informationsdichte, Zunahme abstrakter Verweise anstelle physisch-authentischer Merkzeichen) soll das Verhältnis von zweidimensionalen mental maps, dreidimensionalen mentalen Modellen, dreidimensional-perspektivischen Einzelbildern und deren Sequenzen neu ausgelotet werden. Ist das Phänomen Stadt gemäß Lyotards „Ende der großen Erzählungen“ grundsätzlich nicht mehr planbar, oder können, ausgehend von Lynch unter Einbeziehung aktuellerer Wahrnehmungs- und Medientheorien neue Strategien für die Stadtplanung entwickelt werden? Die Suche nach Antworten auf diese Frage ist wesentliche Motivation meiner Forschungsarbeit – einem Promotionsprojekt an der Universität Konstanz.
 

(Artikel in Deutsch)

 

___Riklef Rambow
Cottbus
& ___Honke Rambow
Bochum
Grenzen der Entgrenzung: Architektur, Musik, Drogen


Das Thema der Entgrenzung von Raum beschäftigt die Architektur spätestens seit der Moderne. Es spielt auch in aktuellen Diskursen unterschiedlichsten Zusammenhängen und begrifflichen Erscheinungsformen eine Rolle. Die scheinbare Selbstverständlichkeit, mit der entwerferische Ansprüche an die Überwindung von Raumbegrenzungen formuliert werden, täuscht allerdings darüber hinweg, dass zumeist völlig unklar ist, welche Wirkungen auf der Seite des Raumerlebens eigentlich angestrebt werden und, vor allem, mit welchem Ziel. Ohne Klarheit in diesen Punkten wird die Rede von der Entgrenzung des Raums zum Klischee.
Der Beitrag versucht zunächst zu ordnen, welche sinnlichen Erfahrungen durch Entgrenzungsstrategien angestrebt werden können. Daran schließt sich die Frage an, welche Motive dem Streben nach solchen Erfahrungen zugrunde liegen. Derartige Motive können entweder eher im physischen Bereich liegen, z. B. die Erweiterung körperlicher Möglichkeiten durch temporäre Überwindung der Schwerkraft, oder eher im psychischen Bereich, z. B. alle Formen von Bewusstseinserweiterung oder modifizierten Wahrnehmungsmöglichkeiten. Strategien zur Einlösung solcher Motive finden sich in der Neuen Musik ebenso wie in der Popmusik, im Umgang mit Drogen, im Film, aber beispielsweise auch im Extremsport oder in Computerspielen. Sie finden sich nicht nur in westlichen Industriegesellschaften, sondern in vielen, möglicherweise sogar allen Kulturen. Aus dieser Perspektive betrachtet, erscheint der Wunsch, ausgerechnet mit architektonischen Mitteln Entgrenzungserlebnisse zu erzeugen, paradox; er ist möglicherweise besser aus der Psychologie des Entwerfens als aus der Psychologie der Nutzung von Architektur zu verstehen.
 

(Artikel in Deutsch)

 

___Jörg H. Gleiter
Tokio / Berlin
Zur Rekonzeptualisierung des architektonischen Raumes im Zeitalter seiner Virtualisierung


Auf den Verlust der Vorbildfunktion der Traditionen reagierte das ausgehende 19. Jahrhundert mit dem Versuch, die Architektur neu in ihrer Wesenhaftigkeit zu bestimmen. Vor dem Hintergrund der Einfühlungstheorien und deren leibphänomenologischen Ausrichtung glaubte man, in der Wesensbestimmung der Architektur als raumbildende Kunst jene ontologische Kategorie gefunden zu haben, mit der im hegelschen Sinne die Architektur ihre höchste Entwicklungsstufe erreicht habe und damit gleichsam an ihr Ende gekommen sei. Was aus einem tiefen Misstrauen den neuen Technologien des Maschinenzeitalters, den neuen Produktionsverfahren und neuen Materialien gegenüber motiviert war, das genießt bis heute in der Disziplin prominenten Status, obwohl die Einfühlungstheorien selbst schon lange ihren einstmaligen wissenschaftlichen und künstlerischen Stellenwert eingebüßt haben. Das ungebrochene Nachwirken dieses Erbes, so die These hier, dürfte wesentlich dafür verantwortlich sein, weshalb sich die Architektur heute mit den Herausforderungen des digitalen Zeitalters, besonders mit der Rekonzeptualisierung des Raumes im Kontext der digitalen Neben- und Parallelwelten so schwer tut.
 

(Artikel in Deutsch)

 

___Bruno Flierl
Berlin
 
Zur Neuaneignung verlorener Orte der Stadt
durch gebaute Symbole


Die aktuellsten und zugleich spektakulärsten Beispiele für die Neuaneignung verlorener Orte in Städten sind zweifellos der „Ground Zero“ genannte Ort in New York Manhattan, an dem die Zwillingstürme des World Trade Centers bis zu ihrer Zerstörung durch islamistische Terroristen am 11. September 2001 standen, und ebenso der Ort Mitte Spreeinsel in Berlin, an dem das alte Preußische Schloss einst stand, das 1945 durch Bomben schwer beschädigt war und dann 1950 abgerissen wurde, und an dem der 1976 errichtete Palast der Republik noch existiert, inzwischen durch radikale Asbestsanierung ruiniert und zum Abriss vorgesehen. Beide Orte sind vergleichbar hinsichtlich der politischen Gründe ihrer Zerstörung wie auch ihrer geplanten architektonischen Wiedergeburt als gebaute Symbole.
 

(Artikel in Deutsch)

 

   
Das Öffnen / Schließen von Räumen
___Gert Selle
München
Öffnen und Schließen.
Über alte und neue Bezüge zum Raum


Der Beitrag versucht in essayistischer Form unter kulturhistorischen und phänomenologischen Aspekten die Grundgesten des Öffnens und Schließens realer und virtueller Räume als Handlungskonstanten im Prozess der Raumaneignung zu definieren, die sich quer durch veränderte Raumstrukturen und neue Anforderungen an ein Verhalten zum Raum ziehen.
 

(Artikel in Deutsch)

 

Handlungsräume
___Ludger Schwarte
Berlin
Die Architektur des öffentlichen Raumes:
Ein handlungstheoretischer Ansatz


Durch ihre Privilegierung des planvoll eingreifenden Subjekts vernachlässigen die klassischen Handlungstheorien nicht nur die materiellen Grundlagen, welche das Handeln bedingen bzw. überhaupt erst ermöglichen, sondern schränken darüber hinaus das Handeln auf die außengerichtete penetrante Aktivität ein.
Die Suche nach den Grundlagen des Handelns sollte sich auf die Performativität als wirklichkeitsstiftendes und kulturprägendes Potential eines (Vollzugs-) Prozesses richten. Ein solcher Prozess entsteht in einer Situation, in der sich Performativität entfaltet und in der sich eine Handlungseinheit, unabhängig zunächst von jedem erkennbaren Wollen, in einer Zuteilung von Bewegung und Wahrnehmung, von Aktivität und Passivität usw. abzeichnet.
Die materiellen Grundlagen, welche eine solche Situation gestalten, zeigen sich besonders in der Architektur des öffentlichen Raums. Denn einerseits muss diese Architektur darauf ausgerichtet sein, Kräften, Dingen oder Lebewesen zunächst unbekannte, dann aber beobachtbare Reaktionen zu entlocken. Sie muss Offenheit einsichtig machen, damit Personen, Dinge oder Kräfte sich öffentlich in einer unvorherbestimmten Weise zeigen. Im Zentrum des öffentlichen Raumes steht eine Handlung in dem Sinne, dass dem Ding, der Kraft oder dem Lebewesen ein Spielraum, sich anders oder auch gar nicht zu verhalten, durch diese Architektur zu allererst eingeräumt wird. Andererseits aber ist diese Architektur keine starre Voraussetzung, sondern wird von jeder Handlung modifiziert. Das Entwerfen, das Erbauen, Benutzen und das Verändern des öffentlichen Raumes sind gleichermaßen Weisen des Handelns. Die Architektur dieses Spielraums macht das, was in einer solchen performativen Situation entsteht, zu einem Ereignis.
In meinem Vortrag versuche ich, von diesen Überlegungen ausgehend, eine Skizze der Architektur des öffentlichen Raumes vorzustellen. Ziel ist es einerseits, einen Begriff des öffentlichen Raumes vorzuschlagen, der weder vom Gegensatz zum Privaten ausgeht noch von einer Raumauffassung, die lediglich die Repräsentation, nicht aber die Subversion von Macht erklären kann. Darüber hinaus möchte ich die Tragfähigkeit architekturphilosophischer Überlegungen für die Handlungstheorie erproben.
 

(Artikel in Deutsch)

 

 
___Walter Siebel
Oldenburg
Wandel des öffentlichen Raumes
  1. In der Polarität von öffentlichen und privaten Räumen der Stadt hat die  Struktur der bürgerlichen Gesellschaft räumliche Gestalt gewonnen.

  2. Diese Polarität ist in vier Dimensionen ausgeprägt: juristisch, funktional, sozialpsychologisch und räumlich.

  3. In allen vier Dimensionen lassen sich Tendenzen der Privatisierung und der Aushöhlung  der Polarität von Öffentlichkeit und Privatheit beobachten.

  4.  Aber es gibt auch Gegentendenzen einer Veröffentlichung privater Räume.

  5.  Abschließend werden neue Typen urbaner Räume diskutiert.

(Artikel in Deutsch)

 

___Karsten Feucht
Berlin
„Gespräche bauen"
Innovatives Tourismuskonzept gestaltet Landschaft


Die Erfahrung der Zwischenlandschaften als bizarre, außergewöhnliche Landschaften verleiht ihnen eine neue Wertigkeit. Die Erscheinung des Tagebaus hat sich dadurch nur scheinbar nicht verändert. Denn seine veränderte öffentliche Wahrnehmung und die veränderte Kommunikation über ihn hat den Tagebau „renoviert“. Insofern verstehen wir unsere Tourenkonzepte als architektonische Entwürfe und unseren Tourismus als Mittel der Landschaftsgestaltung.
 

(Artikel in Deutsch)

 

   
Interkulturelle Räume
 
___Ivan V. Nevzgodin
Delft / Novosibirsk
Postsowjetische Phänomene: Die Transformation urbaner Räume und Funktionen des Karl-Marx-Platzes in Novosibirsk


Bereits 1930 wurde der Karl-Marx-Platz als der zentrale Platz für die neue sozialistische Stadt Novosibirsk auf der linken Uferseite konzipiert; die Errichtung seiner Gebäude begann allerdings erst in den 1970er Jahren. 1991, etwa zwei Jahrzehnte später, gab die Eröffnung der U-Bahn-Station schließlich den Impuls für eine dynamische Entwicklung. Heute ist der Platz ein wichtiges Zentrum zwischen dem unterirdischen Terminal und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln.
Im vergangenen Jahrzehnt gestaltete die neue kapitalistische Ära den Platz zu einem alternativen Stadtzentrum von Novosibirsk insgesamt um. Der Mangel an Aufmerksamkeit seitens der zentralen Behörden gab eine Chance für spontane selbstregulierende Transformationen, die durch den aufkommenden Kapitalismus bestimmt werden. Die zwei urbanistisch wichtigsten Gebäude hier sind immer noch unfertig, während der Kapitalismus vor den Bauzäunen, wie in einem Theater vor dem Vorhang, neue Stücke aufführt.
In seiner räumlichen Fragmentierung präsentiert der Platz die Pluralität neuer Erfahrungen von Raum und sozialen Handlungen. Er spiegelt nicht nur die rasanten wirtschaftlichen Entwicklungen und die Differenzierung in der russischen Gesellschaft wider, sondern zeigt auch die Auswirkungen der Globalisierung. Die Kontraste sind extrem. Der wilde russische Kapitalismus hat auf dieses Areal mehrere Welten hervorgebracht, die sich aber nie treffen werden. Verkehr und Handel bilden hier nicht nur offene und geschlossne Räume aus, sondern sie schaffen auch neue Symbole, neue Mythen und neuen soziale Szenarien.
Die Gebäude des Kulturpalastes und des Hotels im Zentrum des Platzes wurden 2003-2004 reaktiviert, und anscheinend werden diese Gebäude in einer sehr kurzen Zeit fertig sein. Was wird mit diesem ganzen Kaleidoskop passieren, wenn die Bauzäune verschwunden sind? Wird es der Beginn eines neuen urbanen Schauspiels sein?

 

(Artikel in Englisch)

 

 
__Gül Kaçmaz-Erk
Amsterdam / Istanbul
Architektur als Symbol:
Der Raum in Wim Wenders' Filmen


Architekten können durch Filme eine Menge über Architektur lernen. Was in einem Film dargestellt wird, ist eine Interpretation der Architektur. Filmraum ist eine Darstellung von architektonischem Raum. So wie in den Filmen des berühmten deutscher Regisseurs Wim Wenders, deuten Filme, in denen Raum im Vordergrund steht, verschiedene Wege der Wahrnehmung und Erfahrung an und interpretieren den dargestellten Raum. Wenders' Raumtechniken und -elemente übertragen nicht nur Raum auf einen Schauspieler, sondern lassen Raum auch zu einem Symbol der modernen Gesellschaft werden. Dieser Beitrag zielt darauf ab, die Beziehung der Darstellung zwischen Architektur und Film durch Wenders' Filme aufzuzeigen, wobei sich die Autorin auf die Konzeption und die wechselnden Bedeutungen des Raumes in seinem dreizehnten Spielfilm ‚Der Himmel über Berlin’ (1987) konzentriert.

 

(Artikel in Englisch)

 

 
__Lu, Yi
& Ruzica Bozovic-Stamenovic
Singapore
Das Raumkonzept der chinesischen Architektur


Die Form und das Muster architektonischer und städtischer Räume spielen mit Gewissheit eine wichtige Rolle in unserem alltäglichen Leben und beeinflussen unsere Wahrnehmung und unsere Gefühle. Umgekehrt könnte argumentiert werden, dass kulturelle Parameter für ein Raumkonzept und für gebaute Raumstrukturen ebenfalls von hoher Relevanz sind.
Dieser Beitrag versucht, auf einige wichtige traditionelle Konzepte hinzuweisen, die das Raumverständnis der Chinesen kulturell beeinflusst haben könnten; darüber hinaus wird aufgezeigt, wie diese Konzepte Form und Struktur der chinesischen Architektur eigentlich beeinflussen und reflektieren.
Der Beitrag beginnt mit einer Einführung in die Theorien, die die architektonische Form untermauern. Diese Theorien und die Philosophie schließen Dao, Yin-Yang, Feng-Shui und Konfuzianismus ein.
Um die Hauptidee der Raumkonzepte zu begreifen, die für die Alten Chinesen relevant waren, werden die Merkmale und die Bedeutung der chinesischen Architektur im Allgemeinen beschrieben. Diese prägenden Muster chinesischer Baukunst sind bekannt als: Mauereinfassung, Axialität und Hauptorientierung, sowie Hofräume.
In der weiteren Ausführung werden der architektonische Raum und die Form als Ausdruck und Reproduktion einer reduzierten Version des großen Kosmos positioniert, der dem menschlichen Leben nahe und wichtig für es ist.
Die Raumkonzepte, die in diesem Beitrag entwickelt werden, können sowohl die inhärente Bedeutung und die Funktionen der traditionellen chinesischen Baukunst, als auch das architektonische Design in der modernen chinesischen Gesellschaft näher bringen.
 

(Artikel in Englisch)

 

   
Posterpräsentationen
___Diane Fellows
Oxford (Ohio)
„Erinnerungen und Übergänge":
Ein amerikanisches Netzwerk als personifiziertes Gedächtnis


Die interdisziplinäre Arbeit "Erinnerungen und Übergänge" ist eine Aufführung in Form einer Erzählung, die sich mit der Schaffung eines architektonischen Ortes befasst, wobei Malen, Video und eine Lesung zur Anwendung kommen. In der Videomontage sind Charakterbilder in Selbstporträts und Abstraktionen städtischer Straßenschluchten mit einem Live-Action-Video zu sehen, wodurch das Verständnis für menschliche Aktivität an einem gegebenen Ort und für die Gestaltung dieses Ortes durch ästhetische Attribute geweckt werden soll. Im Wesentlichen geht meine Arbeit auf das Problem ein, wie private Aspekte von Migration und Asyl durch die Schaffung von öffentlichen Räumen und Konstruktionen sichtbar werden. Dabei deute ich auf Geschlecht, Sexualität und Ethnizität hin.
"Erinnerungen und Übergänge" findet statt in Denver, Colorado, USA, in den engen Straßenschluchten der Stadt. Acht Stadtquartiere, historisch gewachsen als die 'Chinesische Gemeinde', oder 'Hop Alley', existierten innerhalb des städtischen Handelsnetzes von Denver. Der Aufführungstext basiert auf historischen Darstellungen dieser frühen chinesischen Gemeinde (1870-1947); er ist eine zeitgenössische Geschichte von zwei Personen, die sich nur vom Namen her kennen und verabreden, sich an einem Juli-Nachmittag im Stadtzentrum von Denver zu treffen. Während sich die beiden durch die engen Straßen kämpfen, entwickeln sich die Ereignisse so, dass ihr Aufeinandertreffen unmöglich wird.
Themen von Einwanderung, Asyl und Ethnizität werden im Video durch Chinesen dargestellt, die zurzeit in Denver wohnen. Diese Themen sind der Puls, der die gesamte Videomontage und die Aufführungserzählung antreibt und über die architektonische Raumbildung informiert, indem verschiedene Ebenen beim Erzählen der Geschichte durchlaufen werden.

 

(Präsentation in Englisch)

 

 
__Gesa Mueller von der Haegen
Karlsruhe
Szenografie in architektonischen Zusammenhängen


Was ist Szenografie? Wie können künstlerische Szenografie und Architektur in einem Wechselspiel stehen? Das Thema Inszenierung in der Architektur ist so alt wie die Architektur selbst. In einem Kurzvortrag werden anhand von künstlerischen raumgreifenden Arbeiten im urbanen Raum Möglichkeiten untersucht und dargestellt, wie zeitbegrenzte räumliche künstlerische Interventionen die Wahrnehmung des Raumes und der Architektur nachhaltig beeinflussen können und darüber hinaus als Instrumentarium zur Verbesserung der stadträumlichen Lebensqualität verstanden werden können. Diese Verbesserung ist in diesem Zusammenhang nicht als Reparaturmaßnahme für Bausünden gedacht, sondern als ergänzende Interpretation  baulicher Zusammenhänge, die Auswirkungen auf zukünftige Planungsprozesse haben könnte.
In diesem Zusammenhang wird außerdem der Studiengang Ausstellungsdesign und Szenografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe vorgestellt, der nach einer Neustrukturierung die Bereiche Szenografie, Ausstellungsdesign und Architektur in einen neuen Zusammenhang stellt.

 

(Artikel in Deutsch)

 


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